RE: Nevada Youth Detention Center - 7

Levi grinste den Zettel an. Schwarzhaarig also... Blond. kritzelte er Echt ne Süße... Nachdem er den Zettel zu Riley rübergeschoben hatte starrte er eine Weile starr geradeaus. Er wäre jetzt gerne überall anders, selbst wieder in dem winzigen, eiskalten Zelt mit Riley. Oder in der Wüste.... Meinst du die Vollpfosten rennen heute Nacht los und suchen das Camp mit den Tussis? schrieb er irgendwann. Nicht, dass sie uns permanent ins Zelt umsiedeln, weil die Idioten uns den Scheiß geglaubt haben... Seufzend Strich Levi sich die Haare aus den dunkel geränderten Augen und ließ seinen Blick über besagte Idioten wandern, die in verschiedenen Stadien von Wachkoma hohl Löcher in die Luft starrten beziehungsweise in Golddiggers Fall den Finger tief im linken Nasenloch vergraben hatten. Der Schwarzhaarige war sich sicher, dass man ihn nur wegen Popeln verurteilt hatte. Angewidert drehte er sich weg, als Golddigger seinen Finger nachdenklich von seiner Nase in den Mund wandern ließ. "Alter, er ist so widerlich..." murmelte er kopfschüttelnd und wollte am liebsten seinen Kopf auf den Tisch knallen und dort liegen lassen. Blöderweise war das das einzige was die Lehrer im Camp nicht durchgehen ließen...
Seine Augen hefteten sich an den Sekundenzeiger der verstaubten Wanduhr. Vielleicht konnte er ihn ja durch reine Willenskraft dazu bringen sich schneller zu bewegen.

kommt drauf an wie sehr sie es nötig haben antwortete Riley auf den letzten Zettel und damit war der Briefaustausch auch irgendwie beendet. Immerhin war die Stunde auch fast vorbei und im Moment war es interessanter Gold Digger zu beobachten. Ob er den Finger wohl schonmal so tief darein geschoben hatte, das er Hirn mit raus gekommen war? Zuzutrauen war es ihm. Rileys Blick schweifte auch über die anderen Kursteilnehmer und nur bei den wenigstens konnte er sich vorstellen wofür genau sie hier waren. Natürlich gab es diese Standardsachen: Diebstahl, Vanderlismus, Dealen oder sonstiges. Körperverletzung war dann schon ein bisschen heftiger oder wie in Rileys Fall : Brandstiftung. Aber die Typen hier waren alle dermaßen abgefuckt, dass irgendwie alles möglich war. Oder auch nichts. Vielleicht waren sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, oder vielleicht hatten sie auch einfach die falsche Hautfarbe, immerhin war hier Willkür an der Tagesordnung.
Dann war die Stunde zu Ende und die Halbstarken joggten alle wie braungebrannte Zombies in die Mensa, wo es eine seltsam weiße Pampe gab (wahrscheinlich mashed potatoes) und eine gräulich-braunen Klumpen. Wahrscheinlich Fleisch, der Rest aus den Gefängnissen oder der Tierfutterproduktion, so oder so, undefinierbar. Riley wusste nicht ob es an seinem Magen lag oder aber an der Tatsache, dass er noch immer leicht unterkühlt und deshalb unheimlich schlechte Laune hatte, aber heute war das Essen ganz besonders widerlich. Er schaffte die Portion nicht ganz und gab dem Rest einen der Anderen Jungs, die wohl nichts gegen diesen ekel Fraß heute hatten.
Es war eine gewöhnliche Mittagspause, alle saßen und redeten irgendwie auch miteinander und natürlich war Levi wieder neben dem Größeren. Riley wusste nicht, wieso der Schwarzhaarige ständig in seiner Nähe sein musste, aber momentan würde Riley ihn wohl als seinen besten Freund hier bezeichnen. Wahrscheinlich gabs dafür ein spezielleres Wort, aber 'Knastbruder' war Riley dann doch zu dämlich.
Nach dem Lunch waren sie wieder in der Sporthalle, sie hatten das übliche Aufwärmprogramm, Gewichte halten, Spucke-Dusche und dann kam etwas neues. Der Instructor spielte ein Lied, wahrscheinlich aus den 70ern oder 80ern, Riley kannte es auf jeden Fall nicht. Und immer wenn das Lied stoppte, mussten sich die Jungs auf den Boden werfen und Liegestütze machen. Wenn das Lieder wieder anfing Hampelmänner mit Gewichten an den Handgelenken. Es war wie Stopptanz, nur viel beschissener.

Der Sekundenzeiger weigerte sich, sich schneller zu bewegen egal wie lang Levi ihn anstarrte und die Stunde tropfte quälend langsam vor sich hin. Er bemerkte kaum noch was um ihn herum passierte, war irgendwann ins nichts abgedriftet und erst wieder aufgewacht, als die Glocke schrillte und sie endlich aus dieser Folterkammer entließ. Gemeinsam mit den Anderen lief er zur Mensa und holte sich seine tägliche Ration Lunch. Heute gab es Schleim mit Mystery meat und gräuliche, kugelförmige, kleine Dinger, die wahrscheinlich Erbsen sein sollten. Yum. Ohne etwas zu sagen ließ er sich auf seinem Platz fallen und begann das ‘Essen‘ in sich reinzuschaufeln. Sneak hatte ihm irgendwann gesteckt, dass das Essen nur halb so schlimm war, wenn man es nicht lange im Mund hatte und nicht zu viel Zeit zum Essen brauchte. Die Strategie half auch diesmal, denn er schmeckte erst wie scheiße und übersalzen das Zeug war als er die letzten bissen herunterwürgte. Zum Glück hatte er noch Wasser…

In der Mittagspause lag er oben Ohne auf seinem Bett und versuchte die Übelkeit und den Durst zu ignorieren. „Denen ist doch das Salzfass ins Esen gefallen…“ murmelte er und ließ sich dann, jetzt wieder mit T-shirt neben den Blonden fallen, den die anderen Jungs zu diversen Themen ausfragten. E selbst hielt sich mit Gesprächen zurück, klinkte meistens komplett aus und hing seinen eigenen Gedanken nach. Wie lang war er eigentlich schon hier? Es viel ihm erst jetzt auf, dass er komplett das Zeitgefühl verloren hatte… wahrscheinlich schoben sie das „Wochenende“ auch immer hin und her, um die Jungs zu verwirren… Er würde hier eh nie rauskommen…

Als es Zeit für den Sport war joggte er mit den Anderen zur Halle um erst die üblichen Aufwärmübungen über sich ergehen zu lassen und im Anschluss an die übliche Hantel-Brüll-Runde eine an folter grenzende Karikatur von Stopptanzen. Levi war sich nicht sicher, was schlimmer war, die Musik oder die Übungen und das ständige auf und ab. Mit Genugtuung beobachtete wie Fettbacke schnaufte wie eine kaputte Dampfwalze, während die Suppe in Bächen an ihm herablief. Auch er selbst schwitzte ziemlich, aber immerhin hatte er das Gefühl, dass er alles besser meisterte als der Schwabbel- kein Wunder… Er Keuchte und warf sich wieder auf den Boden für die Liegestützen. Eigentlich machten sie ihn und auch die anderen nur gefährlicher, als er her gekommen war, war er nur halb so durchtrainiert gewesen. Er war einen Blick auf den Blonden neben ihm, bei dem der Sport mittlerweile auch Wirkung zeigte.
„Wir werden noch zu Muskelmonstern…“ murmelte er nach dem Training auf dem Weg zum Abendessen dem Blonden zu. Er selbst bestand gefühlt nur noch aus Muskeln und auch der Blonde schien einiges an Muskelmasse aufgebaut zu haben…

Das Abendessen war schlecht, wie immer. Undefinierbares Zeug mit Reis dazu Wasser, wenigstens war es diesmal nicht versalzen… „Du solltest das aufessen Towers…“ meinte Levi, als er bemerkte, dass Riley schon wieder wenig Appetit zeigte. „Sonst fällst du hier vom Fleisch…. Naja, außer du bist Fettbacke…“ Er grinste. „Wenn ich wüsste wo er sein Futter herbekommt…“

In der Nacht lag der Schwarzhaarige auf dem Rücken unter seiner Decke und starrte das Dach ihrer Hütte an. Er war müde, aber er konnte keine Position finden, in der Schlafen konnte. Wahrscheinlich hatte er sich mittlerweile zu sehr an Rileys Körper neben seinem gewöhnt. Seufzend setzte er sich auf und sah zu den Blonden rüber. Vielleicht war er ja auch noch wach…

"ja, wahrscheinlich. Leider wird die Muskeln niemals jemand wichtiges sehen." erwiderte Riley nur darauf. Wahrscheinlich würde er in Chicago mit seiner gebräunten Haut, den blonden Haaren und den Muskeln jetzt noch beliebter bei den Mädchen sein, als ohne hin schon. Er vermisste es ja schon ein wenig, vor allem die kalten Tage, die hier gar nicht zu existieren schienen, aber zurück wollte er auch nicht. Zumindest nicht so richtig. Es war ziemlich viel seinetwegen passiert und das würde er nie wieder gut machen können, egal wie sehr er hier schwitzte und Besserung gelobte. Diese Gedanken, die mal wieder in ihm hochkamen ließen ihn für den Rest des Tages nicht so richtig los. Nicht beim Essen und auch nicht als es Zeit zum schlafen war. Er lag eine ganze Weile auf der Seite, hörte den Jungs beim schnarchen (und vermutlich auch bei anderen Dingen) zu, ehe er beschloss das es keinen Sinn hatte und sich aufrichtete. Dabei fiel ihm auch auf, dass Levi ebenfalls saß. "lass uns raus." flüsterte er ihm zu, wartete aber nicht wirklich auf ihn, sondern stand einfach auf, legte sich vorher noch seine dünne Decke um die Schultern und verließ dann die Hütte. Eigentlich hatte er vorgehabt eine Rauchen zu gehen, ein paar Zigaretten aus dem Versteck waren ja noch üblich, aber vermutlich wäre das zu riskant und sie hatten ja gerade auch erst wieder in die Hütte gedurft, Riley konnte gut darauf verzichten wieder in einem Zelt irgendwo in der Wüste zu schlafen. Also setzte er sich einfach auf die Holztreppe vor der Hütte, rüstelte nochmal seine Decke zurecht. "irgendwie schon krass. Ich dachte, ich würde vor Heimweh sterben, aber wenn man hier lange genug ist, vergisst man über zu Hause nachzudenken." fing er das Gespräch an. Er war irgendwie in melancholischer Stimmung gerade und wollte reden. Naja, irgendwie. "und wenn man doch darüber nachdenkt, ist es zu surreal das es außerhalb dieser verfickten Wüste noch irgendwas gibt."

Levi grinste Riley an, auch wenn der Blonde das in der Dunkelheit wohl kaum sehen konnte. „Klar…“ flüsterte er zurück, bevor er den anderen nach draußen folgte und sich ebenfalls mit der Decke um die Schultern neben ihn fallen ließ. Der Mond stand hell am Himmel, beleuchtete die übrigen Hütten in einiger Entfernung und den staubigen Boden um sie herum. Seufzend lehnte sich der Schwarzhaarige en wenig zurück hielt die Nase in das kühle Licht. „Ich will nicht über Zuhause nachdenken, glaub ich…“ murmelte er. „aber ja… Irgendwie krass, dass irgendwo ein Paar 100 Meilen weit weg Hochhäuser stehen und Leute arbeiten gehen und riesige Pizzastücke in sich reinstopfen…“ einen Augenblick lang verlor sich sein Blick im Nichts zwischen den Sternen. „Ich glaub bei mir Zuhause hat sich trotzdem nichts geändert… obwohl… ich denke meine Mom ist weg, aber sonst…“ er zuckte mit den Schultern. „da wo ich wohne ändert sich nicht viel. Die Grenzen der Gangs verschieben sich ein bisschen, ein paar Leute verschwinden und andere tauchen auf, ein paar Läden machen auf oder zu…“ Er neigte sich leicht Riley entgegen, ihre Schultern berührten sich kurz, bevor er sich wieder gerade hinsetzte. „manchmal glaube ich, ich sollte einfach nicht wieder nach Hause zurück, falls sie mich hier jemals weglassen…“ Er biss sich auf die Lippe. Normalerweise redete er nicht Zuhause, über Gefühle oder drüber was er dachte. Aber normalerweise legte er auch nicht seine Arme um irgendeinen blonden Jungen, der sein Gesicht in seine Halsbeuge schmiegte…

Schweigend starrte er gerade aus, überlegte was genau gerade passierte… „Manchmal hab ich Heimweh… aber nicht nach Zuhause…“

Riley lächelte leicht, als Levi von seinem zu Hause erzählte. "das klingt nach South Side." er sah zu Levi aus dem Augenwinkel, hauptsächlich weil der Jüngere sich leicht angelehnt hatte und Riley deswegen irritiert war. "Chicago." fügte er noch hinzu. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich erzählen sollte, woher er kam, aber er hatte das Gefühl, dass er es Levi erzählen konnte. "aber ich komme von der North Side, meine ganzen Freunde waren nur von da." Ein Wind pfeiffte zwischen die Hütten hindurch und nahm den Staub vom Boden mit. Zwischendurch hatte Riley das Gefühl, dass sie beobachtet wurden, aber nur weil sie hier die einzigen waren und es weit und breit niemand anderen zu sehen gab. Riley zog sich die Decke weiter über die Schultern. "ich sollte wahrscheinlich auch nicht wieder nach Hause." er lächelte kurz traurig "aber irgendwie muss ich die scheiße ja wieder gut machen, die ich verzapft habe, deswegen bin ich hier. Und wenn ich zu Hause bin, werde ich es da irgendwie weiter wieder gut machen." er atmete einmal tief durch, kämpfte gegen das Bedürfnis an, einmal quer über den Campus zu laufen, um sich die Zigaretten zu holen, die in der Nische versteckt waren, die Levi ihm gezeigt hatte. Er legte schützend seine Hände vor den Mund und atmete einmal in sie hinein, rieb sie dann aneinander, um sie aufzuwärmen. "das klingt ziemlich kompliziert. Wonach hast du Heimweh? Jemanden zu Hause, der auf dich wartet?" Riley grinste ein bisschen dreckig, was in seinem Gesicht ein paar Lachfalten schlug, die beinahe verblasst waren. Seitdem Riley hier war, hatte er ja nicht mehr allzu viel zu lachen. Aber er hatte eine Falte zwischen seinen Augenbrauen bekommen, wegen dem ganzen Stirnrunzeln und böse oder angepisst gucken. Riley fragte extra nicht nach Levis zu Hause speziell. Er hatte schon viel zu viel von seinem eigenen preis gegeben und Riley ging auch einfach davon aus, dass Levi ein zu Hause wieder jedes andere Kind aus dem Ghetto hatte. Alkoholischer Vater und/oder alkoholische Mutter, wenig Geld, viele Drogen, falscher Umgang, schlechte Schulen. Er hatte früher viele Freunde gehabt, die wie Levi waren.

„Bronx.“ Informierte Levi Riley knapp, bevor er ihm weiter zuhörte. Er kannte Chicago nur aus den Nachrichten, konnte wenig mit den Vierteln anfangen, die der Blonde erwähnte, ging aber davon aus, dass der aus dem Riley kam nicht ganz so schlimm war wie die South Side. „Wieder gut machen… du scheinst echt zu bereuen was du gemacht hast…“ er seufzte. „Vielleicht würde mir das auch mal gut tun, aber… meistens hatte ich das Gefühl sie hätten es verdammt nochmal verdient… Und wieder gutmachen kann ich die gebrochenen Knochen und so eh nicht…“

Dann hingen sie beide eine Weile einfach nur ihren Gedanken nach, bis Riley fragte ob jemand auf ihn wartete. Levi schüttelte nur den Kopf. „Ich glaub es gibt da niemand mehr, der mich wirklich vermisst…“ Er grinste schief. „das ist unmännlich und so….“ er schnaubte leise und zog die Decke enger um seine Schultern. „Ich weiß auch nicht was genau ich vermisse… Vielleicht auch einfach nur etwas, dass sich wie ein Zuhause anfühlt. Immer wenn ich nachts nicht schlafen kann, fällt mir ein dass da draußen Nichts auf mich wartet... Ich hab nicht mal nen Grund mich zu bessern…“ Mit seiner Fußspitze malte er Kreise in den Staub. „Ich versteh echt nicht was du hier sollst…“ brach es nach einigem Schweigen dann unvermittelt aus ihm heraus. „Wir sind alle Kriminelle oder Psychos und du bist…. Du bist so verdammt normal. Bei dir ist nur ne Sicherung durchgebrannt oder so…“ Er sah zu dem Blonden herüber, seufzte. „Ich glaub mir tut das ganze nächtliche gedenke nicht gut…“

Riley hätte Levi gerne erklärt, dass er es nicht wirklich bereute das Haus dieses Kerls abgefackelt zu haben, sondern eher dass er sich überhaupt mit besagtem Kerl angefreundet hatte. Dass er ihm seine Schwester vorgestellt hatte und was deswegen dann mit seiner Schwester passiert war. Das war schlimmer als ein gebrochener Knochen, aber Riley blieb einfach still, hing seinen Gedanken nach und fragte sich, wieso er den Typen nicht einfach umgebracht hatte. Auch als Levi dann seinen kleinen, depressiven Monolog hielt, den Riley ja irgendwie eingeleitet hatte, sagte der Blonde nichts. Levi war eine traurige Figur und Riley wollte nicht zu sehr involviert werden, wobei er es auf die ein oder andere Weise ja schon war. "ehm, danke?" sagte Riley leicht irritiert, als der Dunkelhaarige ihn als normal bezeichnete. "keine Ahnung, bevor das alles passiert ist, hab ich ja auch schon ein paar Sachen verbockt. Schule geschwänzt, Sachbeschädigung, Vandalismus, Diebstahl...Drogen? Das ganze übliche Zeug eben und der Richter mochte mich auch nicht so richtig und hat mir die Wahl gelassen zwischen Gefängnis und Knast, hab aber mehrmals betont, dass dieses Camp hier eine gute Möglichkeit für jugendliche Kriminelle ist, um wieder auf den rechten Weg zu finden und meine Eltern haben mich gebeten, dass hier durchzuziehen, also...mache ich das für sie." er zuckte mit den Schultern "aber du hast schon recht, zwischen einem Kerl der sich durchgehend einen runterholt, einem Typen der die Finger nicht aus der Nase lassen kann und dir, bin ich ganz bestimmt der Normalste." er legte eine Hand auf Levis Schulter "ich kann mir übrigens nicht vorstellt, das zu Hause nichts auf dich wartet. Und wenns doch nicht so ist, dann geh doch irgendwo anders hin. Mexico soll ganz schön sein. Oder Kanada." es war eher ein Witz gewesen, aber Riley war auch nicht sonderlich lustig, weswegen er die Hand wieder weg nahm, da es sich seltsam anfühlte. "wir sollten wahrscheinlich echt wieder schlafen gehen, bevor wir morgen komplett tot sind."

Levi schnaubte belustigt. "Ne Tracht Prügel... Das wartet auf mich..." meinte er und schüttelte den Kopf. "Das mit Mexico hab ich tatsächlich schon überlegt... Meine Mum ist von da... Ich spreche sogar Spanisch." Er seufzte. "Aber bleib mir weg mit Canada..."
Aus dem Augenwinkel sah er der Hand hinterher, dann nickte er.
"Mhh... Ich fühl' meine Zehen auch nicht mehr wirklich... "
Er gähnte und stand auf, bewegte ein wenig seine kalten Zehen bevor er sich zum Eingang der Hütte drehte und nochmal einen Blick über die Schulter warf. " Ich glaub hinlegen lohnt nicht... Da hinten tut sich was..."
Meinte er mit Blick auf das Haus der Instructors. "Lass trotzdem rein..."
Sie waren kaum in der Hütte als der Alarm alle weckte und sie wieder raus mussten.
Levi stand fröstelnd in der Kälte neben Riley, während die Instructors hin und her marschierten und sie anbrüllten. Irgendeiner der Jungs wurde frech und schon standen sie länger...
Er musste sich wirklich beherrschen nicht zu zittern wie Espenlaub und auch Riley und den anderen schien es nicht besser zu gehen.
Fettbacke grunzte genervt und der kleine Bug war kurz davor umzufallen, als sie endlich in ihre Betten durften.

Die nächsten Wochen verliefen eintönig wie die davor. Wie viel Zeit genau verging war schwer zu sagen, bei der Unregelmäßigkeit mit der Schultage auf Wochenenden folgten. Außerdem war es besonders heiß tagsüber nur damit die Temperaturen sobald die Sonne verschwand gen Null fielen. Die Stimmung im Camp war angespannt, aber das lag nicht nur an den Temperaturschwankungen. Der Nachtapell war länger geworden und der Schlafmangel rieb die Nerven der Jungen auf. Immer wieder kam es zu kleineren Streitereien und Handgemengen, an denen Levi zum Teil nicht unbeteiligt war, und der Ton untereinander wurde gröber.

Levi rieb sich die dunkel gerändertenen Augen als mitten in der Nacht der Alarm schrillte und ihn aus dem Bett holte. Auf dem weg nach draußen trat der gegen Dustfingers Bett, der noch schnarchte. "Aufstehen, man!" Er sah kurz zu Riley herüber, dem man ebenfalls den fehlenden Schlaf und die Sportlektionen ansah, die er hinter sich hatte.
In Reih und Glied in der Kälte stehend, sahen sie den Instructors zu wie sie die Reihen abschritten und random irgendwen anschrien.
Ein grunzen von hinten und Levi bekam einen ließen an den Hinterkopf. "Alter Fettarsch... Ich bring dich um..." Fettbacke grinste nur dumm und schnippte einen Kiesel an Riley's und einen an Levi's Kopf.
Levi schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten, gerade als der Instruchtor in ihre Reihe einbog um sie ein wenig anzubrüllen.

Eigentlich hatte Riley gedacht, dass er die schlimmste Zeit seines Lebens hinter sich hatte, aber damit hatte er sich eindeutig getäuscht. Jeder Tag war schlimmer, er hatte das Gefühl kein Mensch mehr zu sein, sondern nur noch eine Maschine, die auch mal essen musste und etwas Schlaf brauchte. Anders als Levi ging er aber komplett in den Shut-Down-Modus und redete kaum noch mit jemanden, auch in Streitereien oder Prügelein wurde er nicht verwickelt, auch wenn er oft genug Grund gehabt hätte zuzuschlagen. Genau wie jetzt gerade. Seine Mundwinkel zuckten leicht, als er den Kiesel spürte und merkte wie Levi direkt drauf ansprang. Ein zweiter Kiesel, ein dritter, das Geschrei der Instructor im Hintergrund und der pfeifende Wind... beim vierten drehte sich Riley um und schlug dem Klops direkt auf die Nase "lass es!" brüllte er ihn dabei noch an. Fatso fiel direkt nach hinten um und hatte so gar nichts von einem Kung Fu Panda. Irgendwie hatte Riley gehofft, dass sich der Andere wehren würde, sodass er nochmal zuschlagen konnte, aber da der wie Humpdy Dumpdy einfach nicht mehr hochzukommen schien, mussten ihm andere helfen. Anscheinend hatte Riley ihm die Nase gebrochen, was der Blonde nun auch in seiner Hand spürte, die vor Schmerz zitterte. Beinahe sofort waren die Instructors bei ihnen, während die Jungs gröhlten und brüllten. Riley wurde angeschrien, stand aber selbst noch so unter Schock das er nichts so wirklich verstand.

Er gab sich wirklich Mühe sich zu beherrschen, selbst als ein dritter Kiesel seinen Kopf traf, beim vierten warf sein Hirn aus irgendeinem Grund die Frage ein ob es das wert war und so lag Fettbacke schon mit den fetten Fingern an seiner blutenden Nase auf dem Rücken wie ein überdimensionierter Mistkäfer und heulte. Towers stand neben ihm und starrte ungläubig vor sich hin, die zitternde Faust noch geballt. Anerkennen zog Levi eine Augenbraue hoch. "Nich schlecht, Blondie...." murmelte er und grinste auf den Schwabbelkäfer herunter, der gerade von seinen Kumpels auf die Füße gezogen wurde. Die Instructors waren jetzt auch da und auch der Rest der Jungs war näher gekommen um zu gaffen...
Das Chaos war perfekt.
Während die Jungs grölten und johlten und die Instructors damit beschäftigt waren den neben sich stehenden Towers anzubrüllen beziehungsweise sich um den verletzten Schwabbelhaufen zu kümmern, machte er ein paar Schritte rückwärts, verschwand in der Gruppe der Jungs und nutzte die Gelegenheit um sich ein bisschen im Hinterzimmer des Empfangs umzusehen. Das Fenster auf der Rückseite zu knacken war überraschend einfach, genau wie Sneak es erzählt hatte gab es weder außen noch innen Kameras. Schnell hatte er den Kasten mit seiner Nummer gefunden und kramte grinsend ein Paar seiner Lieblingsklamotten heraus, die er aus dem Fenster warf. Normale Klamotten zu haben war gut wenn man weg wollte... Er holte auch sein Messer und sein Handy aus der Box, bevor er sich noch einmal umsah. Brauchte er noch was? Schließlich holte er noch ein paar Schachteln Zigaretten aus Rileys Box, die hatte sich der Spinner verdient...
Er stopfte sie sich in die Tasche und nahm sich, einfach nur zur Sicherheit eine Isomatte und eine Decke mit - man konnte ja nie wissen ob man die brauchen würde.
Eilig kletterte er danach aus dem Fenster und machte es wieder zu, bevor er sich den Kram schnappte und versteckte, bevor er sich mit einer Packung Zigaretten für Riley zu dem sich langsam auflösenden Pulk gesellte.
"ALLE ZURÜCK AUF IHRE PLÄTZE!!!!" langsam schlurfte Levi zurück auf seinen Platz neben dem blonden und zwinkerte ihm kurz zu bevor sie weiter angebrüllt wurden. Fettbacke hatten sie ins Hauphaus gebracht... "Hab was für dich."
meinte er leise. "Was haben sie dir aufgebrummt?"

Langsam wurde Riley klar, was er da gemacht hatte und nun bereute er es. Es waren Steine gewesen. Wenn seine Eltern ihn fragen würden, wieso er Fetti geschlagen hatte, würde er 'weil er mir Kiesel an den Kopf geworfen hat' antworten müssen. Was für eine Scheiße. Gedankenverloren starrte er vor sich und hasste sich ein bisschen für diesen Wutausbrauch. "ich darf in der Wüste schlafen." antwortete er Levi leise "und 2 Wochen länger hier verbringen.." murmelte weiter und wollte gar nicht wissen, was Levi ihm mitgebracht hatte, weil er dafür richtig in die Scheiße geraten könnte. Mehr als jetzt. "wenigstens gibts in der Wüste keinen Nachtappell." versuchte er sich selbst zu ermuntern und verstummte, als der Instructor den Typen neben Levi ankackte. Der Apell dauerte aus gegeben Anlass länger als sonst und circa eine halbe Stunde später durften alle, bis auf Riley, zurück in ihre Hütten. Der Blonde wurde mit nem Truck zu dem noch gut vertrauten Zelt mitten im Nirgendwo gefahren.

"Ouch..." murmelte der Schwarzhaarige, konnte sich allerdings ein Grinsen nicht verkneifen. Dann würden die Decke und die Isomatte also früher zum Einsatz kommen als gedacht...
Der lange Appell gab ihm mehr als genug Gelegenheit sich etwas zu überlegen und als einige Instructors in Richtung Parkplatz gingen grinste er leicht. Alles klar.
Den Kram zu holen und unbemerkt zum Parkplatz zu bringen war um einiges komplizierter als sich nach dem Appell wegzuschleichen oder -überraschenderweise- sich in dem Pick-up zu verstecken mit dem man Riley zu seiner Privatunterkunft kutschierte. Während die Instructors die Gelegenheit nutzten Towers nochmal richtig anzubrüllen und sein Gesicht in einen Sprühnebel aus Speichel zu tauchen, kletterte er aus dem Wagen und lief in großem Bogen hinter das Zelt wo er sich zusammenkauerte und wartete bis die Instructors endlich weg waren.
Es war verdammt dunkel, er konnte Riley nur als einen Schemen ausmachen der verloren in der Wüste stand.
Einen Moment überlegte er bevor er zu dem Blonden rüber ging und ihn mit der Isomatte anstubste. "Ey, Blondie. Ich hab gesagt ich hab was für dich."
Es war wirklich scheiße dunkel. Er hätte sein Handy mitnehmen sollen.

Gerade hatte Riley sich auf seinem Unterarm gemütlich gemacht, die Beine so stark angezogen wie es ging, als er es rascheln hörte. Er dachte es wäre der Wind oder so, um so stärker zuckte er zusammen, als er feststellte das es Levi war. "Fuck, Alter!" er hatte sich so erschrocken, er spürte jeden Herzschlag ganz deutlich. "bist du verrückt geworden?" Riley war müde, erschrocken, genervt, angepisst, all diese Emotionen ließ er in einem Fausthieb gegen Levis Schulter aus. "scheiße, alter..." er fuhr sich durch die Blonden Haare und erst jetzt bemerkte er die Isomatte. Levi konnte es nicht sehen, aber Riley grinste breit. "danke..." er wollte gar nicht wissen wie der Andere da dran gekommen war. "warum machst du das?" zwar war Riley dankbar, aber das war echt viel.

Levi rieb sich die Schulter. "Denk schon... würd zumindest einiges erklären.." meinte er und drückte dem Blonden die Isomatte entgegen. "Kein Ding... war eigendlich nocht für dich gedacht..." auf Rileys Frage verdrehte er die Augen. "Weil hier Steine auf dem Boden liegen, Trottel." Er warf die Decke auch über Riley "und die weil es hier kalt ist. " Er seufzte und kramte die Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche und war sie Riley ebenfalls zu. "Hab n' Feuerzeug vergessen... " Er schwieg einen Moment bevor er sich auf den Rücken auf den Boden neben Riley legte. "Dein Schlag hat mir ne gute Ablenkung verschafft... Ohne die wäre ich nicht an die Sachen gekommen, deswegen..." meinte er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. " Ich glaub ich muss hier bleiben... ziemlich finster da draußen, keinen Bock auf irgendein Vieh zu treten... kommen sie dich morgen Wecken?" Er gähnte. Die Nacht war noch nicht alt, aber obwohl es kalt und unbequem war merkte er wie seine Lider schwer wurden. "Kann ich was von der Decke haben?"