Geschichten Oktober - Dezember 2018 » Little Italy

Es war ein typischer New Yorker Tag, das Wetter war kalt, aber nicht zu kalt. Der Himmel war grau und von den Straßen hörte man das Hupen und Gefluche der Taxifahrer, die Sirenen der Krankenwagen und das Bellen der Straßenhunde. Donnie oder eher Luciano saß mit seinen 'Kollegen' im Hinterzimmer einer Trattoria, wo ein paar der Kerle Poker spielten. Der Dunkelhaarige hatte es sich auf der Ledercouch gemütlich gemacht, Glücksspiele waren nicht so seins und eigentlich war er nur hier, um ein paar Informationen zu bekommen. Bei diesen kleinen Treffen wurde sich immer über die neusten Ereignisse ausgetauscht, besonders wenn Enrico Alfons da war, die rechte Hand Lorenzos Russos. Bisher war aber nichts interessantes passiert und Donnie war schon enttäuscht, dass er sich völlig umsonst das Aufnahmegerät an den Körper geklebt hatte. "wie liefs eigentlich gestern am Hafen?" fragte dann einer der Jungs am Blackjack Tisch, Donnie konnte nicht genau sagen wer es war, das Licht in diesem Zimmer war sehr gedimmt und der Rauch der Zigarren machte es der Sicht nicht leichter. "Eins der Mädchen ist entkommen, ich glaub ich hab sie noch angeschossen, aber keine Ahnung wo die Bitch abgeblieben ist. Aber was solls, was soll die schon groß erzählen?" Donnie konnte der Unterhaltung nicht mehr so richtig folgen, weil dann Antonia, die Tochter des Inhabers der Trattoria rein kam und sich zu Donnie auf die Couch setzte. Sie hatte zwar gerade erst die High School abgeschlossen und war somit viel zu jung, hatte allerdings einen Narren an dem Undercover Polizisten gefressen und jedes mal wenn er hier, startete sie ein paar (schon fast peinliche) Flirtversuche. "wie gehts dir so Luciano?" fragte sie und versuchte ihren italienischen Akzent schön rollen zu lassen, auch wenn sie englisch, wenn sie wollte, perfekt sprechen konnte, da sie ja hier geboren und aufgewachsen war. "gut gut und dir Tony?" fragte Donnie nach, versuchte nicht zu unangenehm berührt zu wirken, als sie eine Hand auf sein Knie legte. In der Zeit, in der Donovan nun schon hier war, hatte er sich die Körperhaltung und Verhaltensweise der anderen Mafiosi beinahe perfekt angewöhnt. Zurückgelehnt sitzen, nie ganz gerade, ein bisschen schlampig reden, viel fluchen, immer die Beine weit auseinander haben beim sitzen, viel flirten sobald eine Frau da war und ihr gegenüber auch keine Manieren haben. Es gab noch vieles mehr, die ganzen kleinen Marotten dieser Männer eben. "hey Süße!" pfiff einer vom Tisch aus "mach mal ein paar Whiskey fertig! Levrance und die anderen kommen gleich!" befehlte er, kümmerte sich dann aber wieder um das Spiel was er zu verlieren schien. "machst du mir nen doppelten, Tony?" fragte Donovan mit einem zwinkern nach, woraufhin sie sich breit grinsend vorlehnte und ihm ein 'dir doch immer' ins Ohr säuselte, bevor sie aufstand und sich auf dem Weg zur Bar machte. Dabei gab Donovan ihr noch einen Klaps auf den Hintern, woraufhin Tony so tat als wäre sie empört, wobei es ihr eindeutig gefallen hatte. In diesem kleinen Geplenkel merkte Donovan gar nicht wie sich das Kabel des Aufnahmegeräts gelöst hatte und leicht an dem Kragen seines T-Shirts hervorstand. Wenn man ihn sich aber nicht zu genau ansah, dann fiel das auch nicht weiter auf, da das Kabel genau schwarz wie ein T-Shirt war und das Licht in dem Zimmer, wie gesagt, gedimmt war.

Donovan sah auf, als Levrance in das Zimmer reinkam. Noch wusste Donovan nicht so recht, was er von dem Mann halten sollte. Eine seltsame Aurora umgab ihn und er konnte nicht richtig ausmachen, wieso dem so war. "Connor." begrüßte er ihn also nur und zuckte dann mit den Schultern "ich muss nicht mein Geld ausgeben, um Nervenkitzel zu verspüren." sagte er und sah erneut auf die Tür, des kleinen Raums, als Tony mit den Getränken zurück kam. "mir reicht der Anblick einer schönen Frau." sagte er bewusst laut, als Tony auf ihn zukam und ihm seinen Whiskey servierte. Sie wurde ein wenig rot und schüttelte mit dem Kopf, als würde es ihr nicht gefallen, dass er das gesagt hatte. "unnahbar?" fragte er nach und nippte an seinem Drink, erwiderte dieses nichtssagende Grinsen Connors und zuckte mit den Schultern "ich würde mich nicht als unnahbar bezeichnen. Eher als vernünftig. Aber ich hab mich schon ganz gut eingelebt, danke der Nachfrage." er hielt kurz "du scheinst mich ja sehr genau beobachtet zu haben." sprach er seinen Gedanken dann laut aus und lehnte sich ebenfalls leicht nach hinten, um aus seiner vorderen Hosentasche seine metall-Zigarettenschachtel zu holen und sich eine davon eine anzuzünden, um dann den Rauch Connor ins Gesicht zu blasen "woher kommt das Geld?" wechselte er das Thema und deutete auf den Pokertisch. Heute wurde nicht viel interessantes erzählt, aber vielleicht hatte er dann wenigstens eine wichtige Aussage auf der Aufnahme, die er gerade machte.