Der Kaffe in seiner Hand lässt Ryans Handflächen warm werden und er sieht träge auf die kleinen Schaumbläschen hinab, die sich in der braunen Flüssigkeit langsam in einem Wirbel drehen. "Mister Ezra" wird er aus seiner kleinen Starre gerissen und sieht auf, um wieder dem forschenden Blick der Spezialistin zu begegnen. "Wann hat das mit ihrer Störung angefangen?" Störung. So nennen sie es, wenn man nicht dem allgemeinen Muster entspricht. Wenn man lieber Männer küsst, als seine Frau. Ryan hat diese Bezeichnung noch nie gefallen. Er ist nicht gestört, ganz sicher nicht. Aber ihr zu widersprechen würde auch nichts bringen, also atmet er durch. "Ich weiß nicht mehr das genaue Datum, aber... So in der Zeit als ich auf die Akademie kam." Beantwortet er die Frage so sachlich wie möglich, woraufhin die Spezialistin sich gleich etwas notiert. "Gab es dafür einen Auslöser? Oder sind sie unnatürlichen Handlungen nachgegangen?" Auf diese Frage schüttelt Ryan den Kopf. "Ich würde nichts tun, was meine Ehe gefährden würde." Dabei sieht er auf den Ehering an seinem Finger. Natürlich konnte er ihr nicht erzählen, dass es sehr wohl einen Auslöser gab und sogar einen Hustensaft getränkten Kuss mit einem anderen Mann. Er würde vermutlich irgendwo weggesperrt, wenn das jemand erfahren sollte. Nachdem die Therapiestunde überstanden hat, sieht er auf sein Handy und sieht eine neue Nachricht von Amy. [Bianca und Andrew kommen heute vorbei. Bring Brot mit.] Bei dem Namen des Anderen Mannes schleicht sich automatisch ein Lächeln auf Ryans Lippen und er macht sich sogleich auf den Weg zur Bäckerei. Das ist doch zumindest eine gute Nachricht heute. Mit dem Brot unterm Arm macht er sich dann auf den Weg nach Hause, wo Amy ihn mit den Worten "Wie war deine Sitzung?" begrüßt. Sie hat immer die Hoffnung, dass nur ein paar Worte nötig sind und plötzlich ein hetero Mann aus ihm wird. Ryan zweifelt daran, lächelt aber. " Es ist gut gelaufen. Brauchst du Hilfe?" Gemeinsam machen sie sich dann daran das Abendessen für die Gäste vorzubereiten.
In einer perfekten Welt gibt es keinen Hunger, keinen Neid, keine Überpopulation, keine Umweltverschmutzung, keine Kriminalität. Die Leute treten freiwillig mit 75 Jahren vom Leben ab, um Platz für eine neue Generation zu machen. Schon vor der Geburt steht fest, mit wem man verlobt wird, denn sogar das Geschlecht des Kindes wird vorherbestimmt. Mit 18 wird man verheiratet und glaubt daran, dass man diesen Partner liebt. Denn dieser Bund kann nur durch den Tod getrennt werden. Und wenn man eine Familie gründen will, wird man auf eine Warteliste eingetragen. Erst wenn jemand Entfernt wurde, darf ein neuer Mensch Platz in der Gesellschaft finden.
In einer perfekten Welt ist kein Platz für Homosexualität. Selten gibt es wahre Liebe. Und freier Wille? Jeder glaubt ihn zu besitzen und doch ist alles vorherbestimmt. Frauen die ungeplant schwanger werden, werden zur Abtreibung gezwungen. Kinder mit Missbildungen oder Behinderungen werden nach der Geburt gleich entfernt. Menschen die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, werden therapiert, oder als unzurechnungsfähig erklärt und für immer weggesperrt.
Diese perfekte Welt wird von einer Mauer umgeben, welcher man sich nicht nähern darf. Ob es dahinter leben gibt weiß niemand. Warum sollte es auch jemanden interessieren? Diese Welt ist doch perfekt. Wer sie verlassen will muss geisteskrank sein.
X ist ein Bewohner dieser Welt. Schon seit seiner Jugend weiß er, dass er sich nicht zu Frauen hingezogen fühlt. Seine Frau ist natürlich nicht sonderlich glücklich darüber, zwingt ihn zu Therapien zu gehen und Medikamente zu nehmen, damit er wieder eine "natürliche Sexualität" erlangt. Sie will Kinder und eine normale Ehe, wie sie jeder in dieser Stadt hat. Doch X zweifelt langsam an dieser perfekten Fassade. Zudem kommt, dass er sich in Y, den Mann der besten Freundin seiner Frau verliebt hat. Sie kennen sich schon lange, haben die gleiche Akademie besucht. Und er kann spüren, dass sie mehr verbindet als nur Freundschaft. Doch wie soll ein solches Verhältnis überhaupt funktionieren? Haben sie eine Chance?
Sonstiges: Sobald ihre Eltern kurz nach der Geburt erfahren haben, dass ihre Kinder miteinander verlobt werden, haben sie den Kontakt zur jeweils anderen Familie gesucht. Da sie im gleichen Block wohnten, war dies auch nicht sonderlich schwer. Die beiden durchlebten eine fröhliche Kindheit, spielten oft gemeinsam Räuber und Prinzessin im angrenzenden Waldstück. Es hätte perfekt sein können, doch nachdem sie ein paar Jahre auf der Akademie sind, merkt Ryan, dass er für Amy nicht das empfindet, was ein zukünftiger Ehemann sollte. Dies liegt vor allem an Andrew, einem guten Freund der beiden. Wann immer er ihn sieht, fängt sein Herz schneller an zu schlagen, er kommt aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus. Doch natürlich kann er ihm nichts davon erzählen, denn er will ihn nicht verschrecken. Stattdessen hat er seinen ersten Kuss mit irgendeinem Typen, auf einer illegalen Party, auf der Hustensaft getrunken wurde, um betrunken zu werden. Viele Erinnerungen hat er nicht daran, aber seitdem weiß er eindeutig, dass er kein romantisches oder sexuelles Verlangen für Frauen empfindet. Die Küsse mit Amy sind ganz anders. Sie sind nicht schlimm, aber er fühlt dabei einfach nichts. Dennoch spielt er mit, damit sie nichts merkt und als sie weiter gehen will als nur küssen, sagt er, dass er sich bis zu ihrer Hochzeitsnacht aufsparen will, damit sie etwas besonderes wird.In der verhängnisvollen Nacht beichtet Ryan ihr gezwungenermaßen, dass er schwul ist. Für Amy bricht da eine kleine Welt zusammen. Sie weint, schreit ihn wütend an, macht ihm Vorwürfe und sagt auch ein paar unschöne Dinge, wie das sie als Jungfrau sterben wird, da sie mit der einzigen Schwuchtel der Welt verheiratet ist. Das Gott sie für irgendwas bestrafen will. Es ist wirklich nicht schön. Danach gehen sie zu mehreren Paar- und Sexualtherapeuten. Amy will Kinder, hat sie sogar schon auf die Warteliste für die Genehmigung setzen lassen. Daher drängt sie Ryan auch immer mal wieder Dinge mit ihr im Schlafzimmer auszuprobieren, die ihm wirklich keine Freude bereiten. Und aus Angst, dass sie ihn unzurechnungsfähig erklären lässt, macht er all das mit. Außerdem hat er das Gefühl, dass er ihr das schuldig ist, also nimmt er die Potenzpillen und gibt sein bestes, auch wenn er wirklich keinen Spaß daran hat. Seitdem ist ihre Beziehung angespannt, jedoch behält Amy die Sexualität ihres Mannes für sich, will nur, dass dieser weiterhin zu einer Therapie geht, um eine "natürliche Sexualität" zu erlangen. Amy arbeitet im Krankenhaus im Kreisssaal und Ryan ist als Ingenieur für Solartechnik viel unterwegs.
Lächelnd erwidert er den kurzen Kuss und genießt ihn in vollen Zügen. Sirus ist wahrlich froh, dass er das jetzt nicht mehr missen muss. "Ja, aber ich hab an Muskelmasse verloren, nicht an Körperfett." Widerspricht er. Bald würde er ja schon wieder mit dem trainieren weitermachen können. "Wie wär's damit: Wir essen das was du mitgebracht hast als kleinen Snack, dann gehen wir schlafen und Morgen gehen wir einkaufen, um was zu kochen und ein bisschen Leben in die Bude zu bringen. Ich bin sicher, dass Pisces nichts dagegen hat, wenn du dir einen Tag frei nimmst. Er weiß von meiner Rückkehr... Bist du nicht eh dein eigener Chef?" Schmunzelnd fährt er mit der Hand durch Auroras Haar, das eindeutig länger geworden ist, seit er ihn das letzte Mal gesehen hat.
Er legt wieder fest die Arme um ihn, lehnt den Kopf leicht gegen den des Anderen und schließt entspannt die Augen. Wieder hier bei ihm zu sein war definitiv die richtige entscheidung. "Vergiss es." Zu Alya gehen ist gerade das letzte was er wollte. Außerdem ist ihre letzte Begegnung bei weitem nicht so lange her wie die von Sirus und dem Weißhaarigen. "Heute ist 'nur Aurora und ich Tag' also bleibe ich schön hier. Du wirst etwas essen, weil du abgenommen hast und danach gehen wir schlafen, weil wir beide wissen, dass keiner von uns gut geschlafen hat in den letzten Wochen, okay?" Legt er einfach mal fest und drückt einen Kuss auf das weiße Haar.
"Und das ich alleine abgestürzt bin ist auch gut so. Denn so konntest du mich retten. Wenn du mit abgestürzt wärst wären wir beide gestorben. So hast du mir das Leben gerettet. Und ich bin wirklich froh, dass du diesen Job angenommen hast, ansonsten hätte ich dir in deinen süßen Hintern getreten... Und das ich hier alleine war kannst du dir nun wirklich nicht vorwerfen, ich wollte dich nämlich überraschen." Lächelnd lässt er die Hände von seinem Gesicht zu seiner Hüfte wandern und hört ihm schmunzelnd zu. "Eindeutig du hast einen schlechten Geschmack. Du liebst einen Typen, der dir überhaupt nicht gut tut und immer nur Ärger macht, also Nein. Ich werde mir das nicht nochmal überlegen." Gibt er darauf zurück und lehnt sich dann vor, um ihn zu küssen.
Während der Wartezeit hat er sich auf das Bett zurückfallen lassen und ist ein paar Horror-Szenarien in seinem Kopf durchgegangen. Nach dem Motto 'Was ist wenn Aurora mich nicht sehen will? Wenn er jemand neues gefunden hat?' Als er dann hört wie jemand die Wohnung betritt setzt er sich wieder auf. Beim Anblick des Weißhaarigen sind seine Sorgen allerdings gleich wie weggeblasen, einfach weil er seinen Pullover sofort erkennt. Lächelnd schließt er die Arme um Aurora, zieht ihn fest an sich und damit auch auf seinen Schoß. "Ich hab dich auch vermisst... Ich konnte da oben nicht ohne dich bleiben." Nach einer Weile lehnt er sich zurück und legt die Hände um das Gesicht des Anderen, um ihn ansehen zu können. "Ich liebe dich, Aurora." Spricht er es dann zum ersten Mal aus.
Da Aurora zur Erde gegangen ist, hat sich Alya dazu bereit erklärt noch etwas bei Sirus zu bleiben. Die Umsiedlung der normalen Bewohner steht zwar auch bald bevor, aber sie und Kallisto werden einfach eines der letzten Shuttle nehmen. Über die nächsten Tage wird Sirus' Aufwachphase eingeleitet. Die Ärzte reduzieren die Opiate und entwöhnen seinen Körper von der Lungenmaschine, bis er wieder selbstständig atmet. Diese Phase kann bis zu einer Woche dauern und ist nicht bei jedem Patienten von Erfolg gekrönt, doch da Sirus ja immer sportlich und gut in Form war hat er die besten Voraussetzungen das alles zu überstehen. Nun ist es an Alya nicht mehr vom Krankenbett zu weichen, außer zum Schlafen, bis Sirus nach 4 Tagen warten endlich zum ersten Mal die Augen öffnet. Nebenbei schickt sie Aurora Updates, über die Verfassung des Flyers. Als er aufwacht sieht Sirus sich erstmal langsam verwirrt um. Es fühlt sich an als wäre er aus einem tiefen Schlaf erwacht und der Kopf schwirrt ihm etwas, aber er hat keine Schmerzen und dank der Beruhigungsmittel auch noch keine Panik davor hier auf der Krankenstation zu sein. Vorsichtig dreht er den Kopf zur Seite und sieht Alya an, welche mit Tränen in den Augen lächelt. "Willkommen zurück unter den lebenden." Sagt sie und legt eine Hand auf Sirus Arm. "Kannst du dich daran erinnern, wie du hierher gekommen bist?" Darüber denkt Sirus eine Weile nach aber nach dem letzten Funkkontakt zu Aurora ist da einfach nichts mehr. Also schüttelt er den Kopf. "Das macht nichts. Du hattest eine ziemlich schwere Kopfwunde, da ist das kein Wunder." Sie erklärt ihm kurz, wie sie zur Erde geflogen sind und ihn geborgen haben. Aber auch das ruft keine Erinnerungen hervor. "Wo ist Aurora?" Seine Stimme ist noch etwas rau, aber das stört ihn nicht weiter. Diese Frage senkt ihr Lächeln etwas und sie seufzt. "Aurora ist jetzt Commander. Und alle Personen in Führungspositionen sind schon auf der Erde, um zu überwachen, dass alles seiner Dinge läuft." "Oh.." ist alles was ihm dazu einfällt. Es versetzt ihm einen Stich, aber es ist ja nicht so, als hätte er etwas anderes erwarten können. Er wusste, dass Aurora zur Erde gehen würde und nun hatte er es auch noch geschafft den Beruf zu bekommen, für den er so lange gearbeitet hat. "Das freut mich für ihn."
So bleibt er noch zwei Tage im Krankenhaus, bis die Ärzte ihn entlassen. Alya bringt ihn noch zu seinem Zimmer, in das er ohne Aurora eigentlich gar nicht wollte. "Na dann. Das letzte Shuttle geht heute, also müssen Kallisto und ich los." Sie wendet sich Sirus zu, welcher nur eine undurchdringliche Miene aufgesetzt hat. "Also machs gut... Und schreib mir." Sie umarmt ihn fest hält ihre Tränen zurück und küsst ihn noch auf die Wange, ehe sie sich davon macht. In ihrem Zimmer lässt sich Sirus aufs Bett fallen, zieht das Kopfkissen an sich, auf dem sonst immer Aurora geschlafen hat und vergräbt das Gesicht darin, um von dem Geruch umgeben zu sein, den er schon jetzt vermisst. Irgendwie hat er sich das alles viel leichter vorgestellt. Wie damals, als er seine Familie verlassen hat. Doch diesmal tut es weh, sehr sogar und er hat keine Rhea, keine Freunde mit denen er darüber reden kann. Irgendwann liest er auch die Nachricht auf seinem Tablet, doch die macht das ganze auch nicht besser. Darauf antworten tut er nicht.
So vergehen ein paar weitere Tage, in denen sich Sirus mehr oder weniger durch den Tag quält. Da er noch krankgeschrieben ist, hat er nicht mal einen Job mit dem er sich ablenken kann. Seine Schlaftabletten sind leer also findet er auch nur noch selten Schlaf. Die Tasche die Aurora anscheinend für ihn gepackt hat steht noch immer auf dem Tisch. Nur die Fotoreihe von seinem Geburtstag hat er raus genommen und hält sie in den Händen, um sie zu betrachten. Vielleicht war es doch keine gute Idee sich für den Weltraum zu entscheiden? Nein absolut nicht. Also setzt er sich mit Pisces in Kontakt, fragt nach einer Stelle auf der Erde und bittet ihn Aurora nichts davon zu erzählen. Außerdem fragt er noch gleich nach dessen Wohnort.
Mit dem nächsten Shuttle zur Erde ist dann auch Sirus unterwegs. Einen Fuß ins Freie zu setzen ist gar nicht so leicht, denn es sendet Flashbacks durch sein Hirn, vom Tage des Absturzes. Vor allem Bäume, die die Seiten der Wege säumen. Also läuft er mit gesenktem Kopf durch die Straßen, schafft es nicht sich umzusehen aus Angst vor einer Panikattacke. Außer Pisces wusste nurnoch Alya von Sirus Rückkehr. Sie hat auch den Ersatzschlüssel besorgt, mit dem Sirus jetzt die Tür öffnet. Laut Plan sollte Aurora in einer halben Stunde von der Arbeit zurückkehren. Und da er ihn nicht zu Tode erschrecken will stellt er seine Tasche einfach als kleine Vorwarnung mitten ins Wohnzimmer, wo er sich lächelnd umsieht. Dann geht er ins Schlafzimmer, wo sein Blick auf das Raumschiff-Kissen fällt. Er hatte sich schon gedacht, dass der Weißhaarige es mitgenommen hat. Schmunzelnd nimmt er es zur Hand und drückt es kurz an sich, um es dann zurück auf die Decke zu legen. Es ist fast einen Monat her, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben. Für Sirus war es technisch gesehen nicht ganz so lange her, immerhin lag er gute zweieinhalb Wochen davon im Koma, dennoch fühlt es sich wie eine Ewigkeit an. So lange waren sie noch nie voneinander getrennt gewesen. Langsam lässt er sich auf die Ecke des Bettes sinken. Hier würde er warten, bis Aurora nach Hause kommt, damit er ihn nicht gleich sieht.
"Schlaf erstmal über das Angebot und denk nochmal in Ruhe darüber nach. Das ist eine einmalige Chance. In drei Tagen fliegt das Shuttle mit den Führungspersonen zur Erde." Sagt er ruhig, obwohl man ihm ansehen kann, dass das nicht die Antwort ist auf die er gehofft hat. "Ansonsten wars das erstmal und ich wünsche euch beiden eine gute Besserung."
"Hallo, Aurora. Ich weiß, dass es dir momentan nicht gut geht, aber dennoch wollte ich eine Sache mit dir besprechen." Er lehnt sich etwas vor und legt die Fingerspitzen aneinander. "Auf der Erde werde ich als Verteidigungsminister unseren Präsidenten unterstützen. Also brauche ich jemanden, der meine Stelle übernimmt. Dabei habe ich an dich gedacht. Deine Aufgaben wären allerdings etwas anders. Es geht hauptsächlich darum, die internationalen Beziehungen zu pflegen und die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Nur in Zeiten des Krieges musst du über die Soldaten Befehle erteilen. Was hältst du davon?"
Eine Woche vergeht, ohne dass sich großartig etwas an Sirus Zustand ändert. Zwar sagen die Ärzte, dass er Fortschritte macht, dennoch verlängern sie das künstliche Koma um 5 Tage. Der Kampf zwischen den Nationen ist nun vorbei und ein Friedensvertrag wurde unterschrieben. Alle verfügbaren Arbeiter machen sich schon daran die ersten Wohneinheiten auf dem neuen Planeten zu errichten. Jede Nation hat wie auf dem alten Planeten eine Landfläche zugeteilt bekommen. Heute wollte auch der Commander mit Aurora sprechen und hat diesen deshalb in sein Büro bestellt.
"Du kannst auch mit uns kommen... Oder vielleicht kannst du bei Raven übernachten? Er hat mich auch schon gefragt wie es dir geht." Seufzend fährt sie sich durchs Haar. "Okay, aber mach nicht mehr so lange. Und du kannst mich jederzeit anschreiben wenn du was brauchst. Sei es auch nur ein Ohr zum Zuhören." Dann steht sie auch schon auf und umarmt Aurora nochmal kurz.
Bei der Erwähnung der Schlacht lächelt sie und setzt sich auf den anderen Stuhl. "Wir haben gewonnen. Und ihm geht's gut, er wartet draußen." Als sich der Coordinator den Nacken massiert legt sie den Kopf leicht schief. "Du solltest ins Bett gehen, Aurora. Er wird nicht einfach so aufwachen. Und hier ist er in guten Händen."
Ein wenig später kommt dann auch Alya leise in das Zimmer. In der Hand hält sie eine Tüte mit einem Sandwich und einer Flasche Wasser für Aurora, welches sie in der Cafeteria besorgt hat. Beides stellt sie auf dem Tisch ab, als sie den Coordinator auf dem Stuhl schlafen sieht. Aus einem Regal nimmt sie eine dünne, ebenfalls weiße Tagesdecke und legt diese über ihn. Dann fährt sie vorsichtig über seinen Arm. "Aurora? Du musst was essen." Sagt sie leise, um ihn sanft zu wecken.
"Wir wecken ihn auf. Der Körper kann sich so besser regenerieren. Erstmal wird er für 7 Tage im Koma bleiben. Dann werden wir seinen Zustand überprüfen und sehen, ob er schon geweckt werden kann. Allerdings besteht die Gefahr, dass er in ein echtes Koma fällt. In diesem Falle haben wir keine Kontrolle mehr über die Länge, aber das kommt selten vor." Hinter ihm wird nun Sirus auf einem Krankenhausbett aus dem OP geschoben. Eine weiße Decke bedeckt seinen Oberķörper. Um seinen Kopf sowie seine Arme sind Verbände gewickelt. "Sie können ihn begleiten. Gibt es noch jemanden, den wir anrufen sollen?"
"Hey, wir haben Zugang zu der besten medizinische Versorgung, die die Menschheit je hatte. Er wird durchkommen, da bin ich mir sicher." Sagt sie aufmunternd und stützt eine Hand in die Seite, während sie den Coordinator beobachtet. "Ich geh gleich zurück. Ich will nur sichergehen, dass du in Ordnung bist." Lächelnd sieht sie nochmal zu der Tür, ehe sie langsam einen Schritt zurück macht. "Mach ich. Ich halt dich auch auf dem Laufenden. Bis später." Sie winkt nochmal, dann wendet sie sich ab und macht sich auf den Weg zurück.
Nach drei Stunden OP kommt dann ein Arzt hinaus, um Aurora über die Verfassung Sirus' aufzuklären. "Er hatte schwere innere Verletzungen, Knochenbrüche und ein Schädel-Hirn-Trauma. Außerdem hat er eine Prellung am Rücken, die auf seine Nerven drückt. Dadurch kann er seine Beine weder spüren noch bewegen. Aber das kommt wieder, Sobald die Schwellung zurückgeht. Fürs erste ist er über den Berg, aber wir mussten ihn ins künstliche Koma versetzen." Zählt er mit ruhiger Stimme auf.
Durch Sirus Erschöpfung dauert es auch nicht lange, bis er unter dem Einfluss der Narkose wieder das Bewusstsein verliert. Sobald alle im Schiff sind, fliegt Alya auch schon los. Sie schaffen es sicher zurück zum Mutterschiff, die andauernde Schlacht interessiert kaum einen. Als Sirus dann in den OP geschoben wird, bleibt Alya noch bei Aurora und legt ihre Hand auf dessen Schulter. "Er ist jetzt in Sicherheit. Du kannst dich entspannen." Sagt sie lächelnd, da der Coordinator noch immer ziemlich angespannt wirkt.
Sirus ist immer mal wieder da und dann wieder ohne Bewusstsein. Als er Auroras Stimme hört, glaubt er zuerst, dass er Halluziniert. Das es jetzt soweit ist und seinen letzten Atemzug macht. Doch dann sind da noch mehr Stimmen und der Druck durch das Flügelstück wird von ihm genommen. Sogleich beginnt er zu Husten, wobei Blut aus seinem Mund kommt. "Aurora..?" Fragt er heiser, sieht sich nach seinem Coordinator um. Als er ihn dann endlich erblickt, versucht er zitternd die Hand nach ihm auszustrecken. Dabei ignoriert er die Anweisungen der Sanitäter still liegen zu bleiben und sich nicht zu bewegen. Normalerweise hätte er sich ja vehement gegen die Behandlung gewehrt, doch er war selbst dafür zu erschöpft. Außerdem spürt er seine Beine nicht, also konnte er auch nicht aufstehen. "Wir werden ihn jetzt unter Narkose setzen, damit er sich nicht weiter selbst verletzt. Er muss so schnell wie möglich in den OP." Sagt einer der Sanitäter und macht sich daran eine Spritze vorzubereiten.
Zu Auroras Glück überträgt die Armbanduhr von Sirus noch immer ein Signal. Anscheinend ist er ein kleines Stück weiter im Wald abgestürzt.
Als Sirus zu sich kommt ist er erstmal orientierungslos. Geräusche dringen an sein Ohr, die er so noch nie gehört hat. Es ist, als wäre die Umwelt in Watte gepackt, alles scheint sich zu drehen während er ein schweres Gewicht auf seinem Unterkörper spürt. Nach ein paar mal blinzeln schafft er es unter Schmerzen den Kopf zu drehen. Die Welt bekommt langsam Farben und die Geräusche werden klarer. Über ihm erstreckt sich eine Baumkrone durch die vereinzelt Lichtstrahlen auf ihn fallen. Die Blätter Rascheln, wenn der Wind hindurch fährt. Auch hängen die meisten Überreste seines Schiffs im Baum, unter dem er liegt. Anscheinend hat dieser seinen Absturz mit den dicken Ästen abgefangen. Das Gewicht auf seinem Unterkörper kommt von einem Teil des Flügels, das abgebrochen und auf ihn gefallen ist. Mit zittrigen Fingern legt er die Hände an das kalte Metall und versucht das Stück anzuheben, aber natürlich ist das viel zu groß und zu schwer. Seine Arme sind von Kratzern übersät, die er sich durch das zerbrochene Glas zugezogen hat. Allein diese kleine Anstrengung hat ihn so erschöpft, dass er das Bewusstsein wieder verliert. Als er das nächste mal zu sich kommt, hört er im Hintergrund eine gedämpfte Explosion. Anscheinend stürzen noch weitere Schiffe unweit von ihm entfernt ab. Wieder wendet er sich dem Metallstück zu. Seine Beine könnte er nicht spüren, was schonmal kein gutes Zeichen war, ebenso wenig das Blut, welches über seine Stirn rinnt. Sein Schädel pocht jetzt auch vor Schmerz und die Müdigkeit scheint ihn zu erdrücken. Irgendwann spürt er, wie das Armband an seinem Handgelenk beginnt zu vibrieren, was nur bedeuten kann, dass ihn jemand ortet. Doch wer konnte das schon sein? Vielleicht hat das Ding auch nur beim Absturz eine Macke bekommen. Hier wird ihm keiner helfen. Für ihn ist die Situation hoffnungslos, so schließt er wieder die Augen und wartet darauf, dass ihn der Tod überkommt.
"Naja wir haben auch die Pflicht nach den Anderen abgestürzten zu suchen... aber du hast schon Recht." Sie startet das Schiff und gibt über Funk durch, zu welcher Stelle sie fliegen würden. Die noch andauernde Schlacht gibt ihnen genügend Deckung, um zu dem Planeten zu fliegen. Weiter geredet wird nicht. Da hier ein Wald mit riedigen Bäumen ist, such Alya eine Wiese zum landen. Als sie nur noch wenige Meter über dem Boden sind, hat man schon einen guten Ausblick auf das Ausmaß der Abstürze. Überall liegen Trümmerteile oder brennende Überreste verschiedener Schiffe. Leider liegen dazwischen auch einzelne Körperteile die durch die Explosion der Schiffe durch die Luft geschleudert wurden oder gar eine angesengte Leiche. Dabei kann man gleich sehen, dass sie alle von unterschiedlichen Nationen zu sein scheinen. Hier einen Überlebenden zu finden scheint beinahe Aussichtslos. Anzeichen von Sirus Schiff oder ihm selbst sind aber noch nicht zu sehen.