Geschichten Oktober - Dezember 2018 » Der treue Johannes

Name: Johannes
Alter: 24
Aussehen: (der ganz links steht) https://www.kika.de/sonntagsmaerchen/bil...g?version=35367
Sonstiges: Er ist ein treuer Diener des Königs gewesen und dient seit dessen Tode auch seinem Sohn. Treu und loyal steht er dem Prinzen zur Seite und schützt sein Leben mit seinem eigenen.

Johannes
Warum hörte er nur nicht auf mich? Diese Frau führte eindeutig etwas im Schilde. Doch anstatt auf seinen treuen Gefährten auf dieser langen Reise zu hören, widersetzte sich der Prinz meinen Worten und stieß die Dame unfreundlich von sich. Ich erwartete nicht, dass er sich auf die Rothaarige einließ. Er sollte nur vorsichtig vorgehen und vor allem Respekt zeigen. Stattdessen lachte er sie sich an und ließ sie kaum danach wieder fallen. Fluchend verschwand sie im Wald, während wir die Nacht in dem kleinen Dorf nächtigten, an dem wir auf unserer Reise vorbeigekommen sind.
Unruhig wälzte ich mich auf meinem aus Stroh improvisierten Bett hrum, konnte aber einfach nicht einschlafen. Die hasserfüllten Augen der Frau gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. So stand ich letztendlich auf und schlich mich aus dem Stall, in dem wir untergekommen sind, während Nico ruhig weiterschlief. Hoffentlich würde ich die Rothaarige finden und herausfinden, was sie vorhatte, wenn mich meine Sinne nicht trügten. Natürlich wäre es mir lieber, wenn gar nichts passierte und ich mir nur alles eingebildet hatte. Doch ich traute dem Frieden nicht. Ich hatte dem König geschworen, Prinz Nico mit meinem Leben zu beschützen, also würde ich nun auch meiner Pflicht nachgehen und alles untersuchen, bis ich mir sicher sein konnte, dass dem Prinzen keine Gefahr drohte. Immer tiefer drang ich in den Wald vor, wobei ich versuchte, möglichst leise zu sein, was mir aber nur teilweise gelang, da die Blätter unter meinen Schuhen zu rascheln begannen. Da ich weit und breit niemanden sah, war das aber auch nicht all zu problematisch. Schließlich würde mich so oder so niemand bemerken. Die Frau war nirgends zu entdecken. Ich hatte sie verloren. Bei dieser tiefen Nacht, bei der kaum Licht durch die halbkahlen Blätter fiel, gestaltete sich meine Suchaktion aber auch als äußerst kompliziert. Es hatte wenig Sinn, sich noch tiefer vorzuwagen, da ich mich dann höchstwahrscheinlich verlaufen hätte.
Letztendlich trat ich also den Rückweg an, bis ich auf einmal ein flackerndes Licht zwischen den Baumstämmen auf einer Lichtung entdeckte. Ganz langsam pirschte ich mich an und versteckte mich hinter einem Brommbeerbusch. Durch sein Gestrüpp erhaschte ich einen Blick auf die Lichtung, auf der diejenige, nach der ich gesucht hatte, stand und in ein Lagerfeuer starrte. Sie sprach Worte einer fremden Sprache und warf alle möglichen Kuriositäten und Pulver in das Feuer, sodass die Flammen daran lecken konnten. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass es sich bei der Rothaarigen um eine Hexe handelte. Beinahe hätte ich vor Erschrecken einen Laut von mir gegeben, konnte mich jedoch im letzten Moment noch zügeln. Sie durfte mich nicht bemerken. Wer wusste, was sie sonst noch mit mir angestellt hätte. Voller Entsetzen verfolgte ich weiter ihr Schauspiel. Nun konnte ich auch ihre Worte verstehen. Es klang wie eine Verfluchung. Als ich den Namen meines Herren hörte, stockte mir erneut der Atem. Sie hatte ihn verflucht? Viele verschiedene Unheile verteilte sie auf unserem zukünftigem Wege. Ich war nur froh, dass ich bescheid wusste, sodass ich den Prinzen warnen konnte vor den Gefahren.
Um nicht doch noch entdeckt zu werden, beschloss ich nun eilig zurück zu laufen. Doch kaum war ich ein paar Schritte vorwärts gekommen, da stand die Hexe auch schon vor mir und grinste mich mit einem teuflischen Lächeln an. ,,Nicht so hastig, mein Freund. Ich war noch nicht fertig.", sagte sie und baute sich drohend vor mir auf, auch wenn ich einen Kopf größer, als sie, war. Kalt blickte ich zu ihr herab, auch wenn mir vor Angst das Herz raste. ,,Derjenige, der den unglückseligen Verfluchten vor seinem Schicksal warnt und vom Fluch erzählt, verwandle sich augenblicklich und für alle Ewigkeiten zu Stein. Nur ein großes Opfer könne ihn retten.", sprach sie mit rauer Stimme und Funken zischten aus ihren Fingerspitzen. WIe erstarrt blieb ich vor ihr stehen. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich dürfte ihn nicht warnen, ihn aber genauso wenig der Gefahr überlassen.
Mit einem schallenden Lachen löste sich die Hexe vor meinen Augen langsam auf. Eilig rannte ich zurück zum Prinzen, um nach ihm zu sehen. Dieser lag aber noch immer friedlich im Heu und schlief. Dieser Anblick ließ mich etwas entspannen, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Denn dann erinnerte ich mich wieder an den Fluch. In dieser Nacht schaffte ich es nicht mehr, Ruhe für den Schlaf zu finden und lag einfach nur müde und nachdenklich neben meinem Herren und grübelte, bis die Sonne letztendlich wieder aufging.