„Darf er das überhaupt entscheiden?“, war meine Frage zu seiner Vorstellung, welche bisher aber wohl so noch nie durchgeführt worden war. „Aber… wenn ich mich wehre, ist das vielleicht gar nicht so abwegig, dass man so vorgehen wird.“ Ich seufzte, strich mir durch mein Gesicht, denn diese Vorstellung war für mich der Horror. Meine Augen sahen sich in der Wohnung um, die noch immer nicht ganz eingerichtet war. Wir würden in den nächsten Tagen meine Sachen hierher holen müssen. Mir wäre es lieb gewesen, wenn das schon geschehen wäre, denn so hätte ich nun aus einem meiner Schränke einen alten, klassischen Joint holen können. Ob London diesen mit mir rauchen würde?
„Wie? Was für Unfälle meinst du?“ Ich hatte mir über Sex-Unfälle bislang keine Gedanken gemacht. Und ich fragte mich in diesem Moment, wie wahrscheinlich es sein würde, dass wir uns bei unserem ersten Mal verletzten. Die Regierung versuchte ja mich mit den verfluchten Hormonen in sein Bett zu treiben und manchmal gab es die Situationen, da war ich kurz davor, nachts einfach in seine Wohnung zu stürmen und mich auf ihn zu schmeißen. Ob er mir weh tun würde? Wie es sich anfühlte? Ich schluckte den Gedanken hinab, denn ich würde ja weiterhin versuchen es zu verhindern. Doch mit der Zeit wurde dies immer schwerer, denn ich erinnerte mich an den Kuss vor einigen Stunden und… ertappte mich dabei, wie ich auf seine Lippen starrte, die so perfekt auf meine passten.
Ich stellte mir seine Idee von der Hochzeitsnacht vor, wie er mich getragen hätte, in ein Schlafzimmer voller Blütenblätter und Kerzen. Meine Augen wanderten zur Tür jenes Zimmer, das so viel hätte werden können und nun doch nichts war. Es würde nichts dergleichen darin geschehen und das war frustrierend. Unter anderen Umständen, nicht in dieser Stadt, nicht mit diesem Zwang… wären diese ganzen Träume vielleicht irgendwann wahr geworden. „Ich… ich glaube ich hätte gerne draußen mein ersten Mal gehabt. Nicht in dieser Stadt oder in einem Gebäude. Im Wald oder auf einer Wiese. Und dann hätte ich ihr meine Haare das erste Mal offen gezeigt, mich vollkommen nackt, wie ich wirklich bin.“ Ich sah auf meine Hände, die grauen Stahlnägel. „Oder das, was davon übrig ist.“ Das man mir als Kind den Blinddarm entnommen hatte, bedauerte ich ebenfalls sehr. Langsam erhob ich mich von Sofa, schritt durch die Wohnung, um uns eine Flasche Wein zu holen und mich wieder neben ihn zu bequemen. Der Film war ziemlich unwichtig geworden. „Willst du?“, fragte ich und hielt ihm die Flasche hin.“