RE: Making of a Gentleman - 2

Angelo
Er würde also noch eine ganze Weile hier bleiben, was mich sehr freute. ,,Wunderbar! Dann bleibt uns ja noch genug Zeit, dir die ganze Stadt zu zeigen.", meinte ich und lächelte breit vor mich hin. ,,Das heißt, wenn du das möchtest, anstatt deinen Vater nicht zu enttäuschen. Du kannst es ihm nicht verübeln. Man darf doch wenigstens hoffen.", fügte ich noch hinzu. Mein eigener Vater war wahrscheinlich zufrieden mit mir, forderte aber auch nicht zu viel und ließ mir meinen Freiraum. ,,Naja, ich hoffe jedenfalls, dass er keinen Erfolg hat.", beendete ich meinen Gedanken und leerte mein Glas, dessen Inhalt sich langsam in mir bemerkbar machte. Meine Laune war großartig, trotz der versäumten Theatervorstellung. Zumindest hatte ich eine nette Gesellschaft bei mir.

"Reicht die Zeit denn aus, mir eine so große Stadt zu zeigen?", fragte der junge Reisende verschmitzt und winkte sogleich die Barfrau herbei, bei der er noch zwei Gläser des köstlichen Gebräus orderte, damit ihre Gaumen benetzt blieben. Er hatte nicht vor, heute nüchtern heimzukehren. Oder überhaupt. Wenn er nicht morgen irgendwo besoffen in einem fremden Bett aufwachte, dann hatte sich der Abend einfach nicht gelohnt!
Er empfand die Gesellschaft des jungen Angelo als überaus erfrischend nach den endlosen Stunden neben seinem verstaubten Schulmeister, der ihm beim kleinsten Anflug von Spaß die Flötentöne beibrachte.
"Erzähl mir von dir!", forderte er nach über einer Stunde, als sie schon reichlich guter Laune und guter Dinge waren. Er konnte das Lachen in so erlauchter Gesellschaft kaum sein lassen!

Angelo
Kurz musste ich über seine Frage nachdenken. Tatsächlich wollte ich ihm alles zeigen, aber wenn man wirklich jeden interessanten Winkel besuchen wollen würde, wäre das wirklich sehr kompliziert. Man wollte sich ja auch Zeit nehmen und die Umgebung auf sich wirken lassen. ,,Nicht wirklich ", gab ich also zu, ehe ich dankend nach dem gefüllten Becher griff und einige Schlucke davon nahm. Ich fragte mich, ob der Junge überhaupt nach Hause finden würde, bei so vielen geleerten Kelchen. Vielleicht sollte ich das ausnutzen und ihn einfach mit zu mir nehmen.
Schließlich wollte er nach einer Weile auch etwas mehr über mich erfahren. Was konnte ich ihm da erzählen. Viele Leute kannten mich und erzählten alles mögliche über mich. Ich hatte jedoch nicht wirklich etwas zu sagen. ,,Nun, ich bin hier geboren, bin aber leider noch nicht rumgekommen. Ich liebe Venedig, aber gerne hätte ich auch die restliche Welt mal kennen gelernt. Trotz des trockenen Programms muss es doch interessant für dich sein, durch die Welt zu reisen. Du musst wissen, ich bin Händler und unterhalte mich oft mit den Seeleuten und anderen Händlern aus aller Welt. Da hört man immer wieder spannende Geschichten. Was möchtest du sonst noch wissen?", fragte ich nach, da ich nicht genau wusste, was ich sonst noch erzählen sollte. Dass ich gerne das Theater besuchte, wusste er ja bereits.

Ein venezianischer Kaufmann, der nicht viel herumkam? Wo hatte man denn je so etwas gehört? Dieses Volk hatte die Handelsreisen doch praktisch erfunden. Bis nach China waren sie gekommen! Und dieser hier wollte nie weit rumgekommen sein? Verdammt... Das war ja blöd...
"Naja, solange du dich in dieser Stadt zu beschäftigen weißt?", antwortete Nathan guter Laune und winkte den Wirt herbei, dem er einige Münzen hinwarf. "Ich weiß, dass ich in London immer eine Ecke auftreiben konnte, in der man Spaß haben konnte!
"Wollen wir?", fragte er und sah sich nach der schwarzhaarigen Schönheit um, die jedoch zu seiner Enttäuschung leider bereits fort war. "Ich bin neugierig, ob deine Versprechungen gehalten werden können. Wo ist denn nun diese Vergnügungsstätte?"

Angelo
Zu beschäftigen wusste ich mich schon. Wenn ich hier schon nicht wegkonnte, war ich froh, dass meine Heimat wenigstens Venedig war und keine andere Stadt. ,,Über meine beschäftigungs Möglichkeiten kann ich mich jedenfalls nicht beklagen.", entgegnete ich ihm darauf und stellte mir kurz London vor, in dem sich mein junger Begleiter herumtrieb. Ich war selbst noch jung und würde früher oder später schon noch die Welt zu Augen bekommen. Es gab schließlich genügend Wege, um hier wegzukommen.
Letztendlich übernahm er die Rechnug und wollte weiter zum Freudenhaus. Ich beklagte mich nicht. Wenn er zahlen wollte, war das seine Sache. Dennoch war ich kein Schnorrer und würde die nächste Rechnung selbst übernehmen. ,,Ich bringe dich hin. Das wäre auch der richtige Ort für mich, um den heutigen Abend ausklingen zu lassen.", antwortete ich ihm und erhob mich von meinem Stuhl, um mich durch die heiteren Gemüter aus dem Pub zu kämpfen. Draußen hatte sich die Luft nun schon abgekühlt und viele Gassen wirkten wie ausgestorben. Es war aber auch schon spät, weshalb das nicht weiter verwunderlich war. Nachdem wir einige Minuten durch das Labyrinth der Straßen und Gassen getaumelt sind, kamen wir endlich an besagtem Gebäude an. Ich klopfte an die Tür und Caterina öffnete sie uns nach wenigen Augenblicken. Ich schenkte ihr ein charmantes Lächeln, ehe ich das Wort ergriff. ,,Guten Abend, Caterina. Ich habe dir einen Kunden mitgebracht und ich selbst würde heute auch gerne deine Dienste in Anspruch nehmen.", erklärte ich ihr unser Anliegen. Sie wandte Nathan ihre Aufmerksamkeit zu und ließ ihren Blick auf und ab an ihm gleiten. ,,Wie alt bist du, mein Junge? Milchbuben haben hier nichts zu suchen.", wandte sie sich an ihn.