RE: Über den Tod hinaus - 2

Michael erwidertet das Lächeln.
„Es geht mir genau so wie ihnen.“
Der weisshaarige Schönling griff nach der Fernbedienung fürs Bett um das Kopfteil anzuheben. Da klopfte es an der Tür und eine der Schwestern kam herein. Sie hatte eine grosse Einkaufstüte dabei. Michael begrüsste sie freundlich. „Schwester Anna, haben sie heute die Spätschicht?“ Die Frau bejate und reichte ihrem Lieblingspatienten die Tüte. „Ist das für mich?“ fragte Michael überrascht. „Ja. Wir haben auf der Station eine kleine Sammlung veranstaltet um ihnen das Nötigste besorgen zu können. Zahnbürste und andere Toilettenartikel, frische Unterwäsche ein Pijama, Jogginhosen und T-Shirts und ein paar Hausschuhe. Sie wollen ja bestimmt nicht im Patinentenhemd durchs Krankenhaus spazieren.“
Michael packte die Sachen aus und war sichtlich gerührt. „Ich... weiss gar nicht was ich sagen soll...“
Die Schwester lächelte, meinte sie würde später nochmal kommen und lies dir beiden Männer alleine. „ Es mag etwas drastisch klingen, aber ich bin froh, dass all die Dinge geschehen sind, die passiert sind, denn sonst hätten wir uns wahrscheinlich nie wieder gefunden.“ Michael streite seine Hand nach dem Fremden aus. „Verraten sie mir ihren Namen?“

Er beobachtete die Schwester und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Es freute ihn, dass Michael so glücklich war. Die ganzen Geschehnisse machten ihm scheinbar nicht viel aus.
"Ich heiße Tristan!" stellte er sich vor.
Tristan sah auf ihre Hände, die sich kurz berührten. Er errötete ein wenig. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr ihn.
Im nächsten Moment fiel ihm etwas auf.
"Wissen Sie, wann Sie entlassen werden? Oder wo Sie wohnen?"

In dem Augenblick als sich ihre Hände berührten verschwand das Krankenhauszimmer und Tristan fand sich an einem seltsam Ort wieder, der ihm so fremd und vertraut war wie der geheimnisvolle Michael. Er stand barfuss in einem grossen Saal aus weissem, grünen und shcwarzem Marmor. Vor ihm stand ein grosser Mann in edler Kleidung. Verwirrt musste Tristan erkennen, das er ein Kind war von gerade Mal acht Jahren, brafuss und in zerlumpten Sachen. Neben ihm stand ein anderer Junge der genauso elend aussah wie er selbst. Neben dem Mann in der eleganten Kleidung stand ein schwarzhaariger Junge mit düsterem Gesichtsausdruck und hinter dem Mann versteckte sich ein weisshaariger Junge, unscher und schüchtern. Tristan erkannte ihn gleich. Es war Michael.

Tristans Augen weiteten sich. Er suchte nach Worten, doch dann befand er sich wieder im Krankenhaus. Er sah Michael an. Was war das eben gewesen? Ob Michael das auch gesehen hatte? Sollte er ihn darauf ansprechen? Lieber nicht, sonst hielt er ihn noch für verrückt. Er setzte wieder ein Lächeln auf und wartete nun auf Michaels Antwort. Wäre es zu voreilig, wenn er- falls Michael kein Zuhause hatte- ihm anbot, bei ihm zu bleiben?
Er wollte ihn unbedingt kennen lernen. Oh mann, was war nur los mit ihm? Tristan verstand sich selbst nicht mehr, er war doch sonst nicht so schnell, wenn es um Vertrauen fassen ging. Dennoch hatte Michael etwas an sich, dass ihn faszinierte.