RE: Familien- und andere Geheimnisse - 2

Der Earl nickte zufrieden. Doch als Elias sich an den Kopf fasse wurde er sehr ernst. Nicolay schenkte ihm noch einen Tee ein. „ Kopfschmerzen?“ fragte er. „Ihr solltet mehr trinken, junger Herr.“
Der Vater beobachtete die beiden sehr genau. „ Du solltest dich ausruhen, mein Junge. Ich hab ohnehin noch etwas mit Nicolay zu besprechen.“
Der Earl erhob sich und richtete das Wirt an Elena. „Wärst du so gut, dich um Elias zu kümmern?“

Die alte Dame nickte. „ Das tue sehr gerne, eure Lordschaft.“
Sie legte ihrem Patenkind die Hand auf die Schulter. „ Lass und auf dein zuinnerst und deinen Schmerzen auf den Grund gehen..“

-Elias-

Er nickte leicht. "Ja, wahrscheinlich liegt es daran, Nicolay", sagte er, war sich da aber gar nicht so sicher. Er hatte vorhin erst doch die Tasse Tee getrunken. Und er hatte sich an der frischen Luft bewegt. Er wusste wirklich nicht, woher auf einmal dieser Kopfschmerz kam. Aber manchmal hatte er das einfach. Er hatte einfach einen kränklichen, labilen Körper, wie es sein Vater öfters sagte.
Er stand auf. "Tut mir leid, das Frühstück jetzt so unterbrechen zu müssen. Unternehmen wir später etwas gemeinsam, Vater?", fragte er und ging dann mit Elena mit.

Als Elias mit Elena gegangen war zogen sich sein Vater und Nicolay in die geheimen Katakoben zurück.
Der Earl wollte sehen, ob der junge Butler sein Training auch nicht vernachlässigt hatte.
Hatte er nicht. Seine Fähigkeiten liessen keine Wünsche offen.
Unterdessen brachte Elene den jungen Lord auf sein Zimmer und schenkte ihm einen krautersaft ein.

-Elias-

Sein Vater beantwortete seine Frage nicht. Elias spürte die Enttäuschung in sich aufsteigen. Wahrscheinlich war sein Vater zwar hierher gekommen, aber nur um irgendwelche geschäftlichen Dinge zu besprechen und seinem Diener Anweisungen zu geben. Aber nicht um irgendetwas mit seinem kranken Sohn zu unternehmen. Er hätte es besser wissen müssen: Sein 18. Geburtstag schien überhaupt nichts verändert zu haben. Er seufzte und setzte sich auf sein Bett.
"Ach, Elene...", sagte ich leise und niedergeschlagen. "Ich wünschte, ich wäre nicht so kränklich. Vielleicht würde mein Vater mir dann mehr Beachtung schenken." Vielleicht sollte er auch einfach sich ein eigenes Anwesen suchen. Aber sein Vater würde ihn bei diesem Plan niemals unterstützen.

Elena rieb etwas Salbe auf die Schläfen des jungen Lords. Gerne hätte sie Elias aufgeheitert, sie wusste jedoch nicht wie. "Euer Vater ist nun einmal ein wichtiger Mann. Er hat viele Verpflichtungen aber bitte glaubt mir, junger Herr, ihr seit ihm das Wichtigste in seinem Leben. Er kann euch nur nicht zeigen, wie sehr er euch liebt." Etwas leiser fügte sie hinzu "und da ist er nicht der Einzige..."
Sie räumte ihre Tingelchen zusammen. "Ruht euch etwas aus. Ich werde später nach euch sehen.
Es tat ihr im Herzen weh, den jungen Lord so traurig zu sehen.

-Elias-

Er genoss Elenas sanften Hände an seinen Schläfen. Schon bald spürte Elias, wie die Pfefferminzsalbe eine kühlende Wirkung verbreitete. Niedergeschlagen seufzte er. "Ich weiß, dass er immer viel zu tun hat...", entgegnete er. Aber konnte er nicht wenigstens heute einmal Zeit nur für ihn haben? Elenas letzte Worte hatte er nicht gehört. Sonst hätte er sich wohl gefragt, wen sie wohl meinte.
"Ist gut", meinte er stattdessen. Als die Tür sich schloss, seufzte er schwer. Nun war er schon wieder in seinem Zimmer, hatte Kopfschmerzen und sein Vater wollte wahrscheinlich gar nichts mit ihm unternehmen, weil er lauter andere Aufgaben hatte, die wichtiger waren als er.
Elias biss sich auf die Unterlippe. Er hatte keine Lust, den heutigen Tag in seinem Zimmer zu verbringen! Er war dort viel zu oft. Auch wenn die Schmerzen in seinem Kopf schlimmer wurden, als er wieder aufstand, ließ er sich nicht davon abbringen, sein Zimmer zu verlassen. Vorher hinterließ er jedoch für Elena noch eine kleine Notiz. Er wollte nicht, dass sie sich wieder Sorgen um ihn machte. Er ging in die Bibliothek. Er wollte sich ein wenig in den zahlreichen Abenteuergeschichten verlieren und sich dabei vorstellen, dass er derjenige in diesen Geschichten war, der diese Abenteuer erlebte.
Zumindest war das sein Plan gewesen. Doch als er die Bibliothek betrat, zuckte ein merkwürdiges Gefühl durch seinen Körper. Er erstarrte und seine Augen begannen, silbrig aufzuleuchten, was er selbst aber gar nicht bemerkte. Er wusste nicht genau, wie er dieses Gefühl beschreiben sollte. Aufstöhnend lehnte er sich gegen einen Schreibtisch und wartete, bis es ihm wieder etwas besser ging. Was war denn nur heute los? Wurde er etwa krank? "Bitte nicht... Nicht ausgerechnet heute", murmelte er und wankte zu einem der Bücherregale.

Es war Robert, der den jungen Lord in der Bibliothek fand. Sogleich stand er bei ihm, stützte ihn und half ihm sich in einen der grossen Sesseln zu setzen. „Gute Güte, junger Herr. Was ist mit euch?“ Er rief nach seiner Gemahlin, doch es war eines der Zimmermädchen das durch die Tür schaute. Auf Roberts Geheiss hin rannte sie los um Elena zu suchen.

Derweilen musste Nicolay allerhand einstecken, konnte aber auch ordentlich austeilen. Er hielt sich zurück, das wusste der Lord. Nicolay wollte nicht das Risiko eingehen den Earl zu verletzen. Dieser jedoch nahm keine Rücksicht.

-Elias-

Plötzlich wurde er von jemandem angesprochen. In seinem Zustand erkannte Elias zunächst nicht, wer ihn da ansprach. Nur, dass sich dieser Jemand Sorgen um ihn machte. "Mir geht's... gut...", murmelte Elias abwesend. Da zuckte ein erneuter heftiger Kopfschmerz durch seinen Kopf. Und auf einmal verschwand das Bild der Bücherregale um ihn herum und er sah etwas völlig anderes. Er war sich nicht ganz sicher. Irgendwie war alles verschwommen und verzerrt. Aber er meinte zwei Schmen in all diesem Nebel ausmachen zu können. Und er bekam ein ungutes Gefühl, welches er sich nicht recht erklären konnte.
Ächzend brach Elias zusammen. Er wimmerte vor Schmerz aber auch vor Angst, weil er nicht recht wusste, was mit ihm los war.
"Ni...Nicolay... Holt meinen Diener... bitte...", brachte er keuchend hervor und hoffte, dass er laut genug gesprochen hatte, um gehört zu werden.