Enttäuschung machte sich in Daniel breit, als er die kurze Antwort des Barkeepers hörte. Es war so klar, dass das passieren musste oder? „Hey.. du hast jetz nich vor da unten liegen zu bleiben oder?“ flunkerte der Jäger und blinzelte über den Thresen zu dem am Boden liegenden. Er war ein recht hübscher Junggeselle, der sehr wahrscheinlich leckeres jungfräuliches Blut hatte. Danile lachte kurz. „Naschön.. du hast gesagt ich solls selber machen, dann beschwer dich ja nicht über das Ergebnis kay?“ raunte er, und sprang über den Thresen rüber auf die Seite des Barkeepers und des Alkohols. Dort sammelte er sich ein paar schick aussehende Flaschen und fing an sie in Gläser zu mischen. Als er fertig war, kippte er den Inhalt zurück in eine leere Flasche und setzte sich dann auf die Barkeeperseite auf einen Stuhl, den er über den Thresen zog. So konnte er war trinken, aber auch gleichzeitig über den Gebissenen Wache schieben. „Mhm.. sag jetzt nicht du hast vor da zu sterben.“ sagte er und nippte an seiner gefüllten Cocktailflasche. „Uh.. dein Zeug is gut.“ grinste er und neigte sich schließlich runter zu dem liegenden. Er packte ihn am Nackenkragen und zog ihn ein Stück hoch, damit er zumindest mal halbwegs saß. „Sieh mich an..“ verlangte Daniel in plötzlich strengem Tonfall und überprüfte den Zustand des Gebissenen, indem er ihm die Schultern abtastete und seinen Kopf zwischen beide Hände nahm. „Du siehst.. blass aus.“ sagte er und bemerkte, dass es auch an den roten Haaren liegen konnte. Um zu überprüfen ob jener mit dem Vampirvirus angesteckt worden war oder nicht half nur eines.. der Weihwassertest. So zog Daniel , nachdem er nochmal einen tiefen Schluck seines eigens gemischten Cocktails getrunken hatte, geschwind von seinem Gürtel erneut ein Fläschchen und hielt es dem Barkeeper unter die Nase. Wenn er angewidert sich übergeben würde, war er sich sicher, einen werdenden Vampir vor sich zu haben.
Es hatte erst seine Weile gedauert, bis er sich in der naheliegenden Stadt durchgefragt und zurecht gefunden hatte. Jeglicher Kartenbesitz war ihm fremd. Er folgte den Gerüchten, die er aus vorbeigehenden Passanten herausquetschte. Dabei besaß er nicht gerade die feine Art, sondern hielt sie grob am Arm fest, sah sie genervt an und stellte seine Fragen. Die meisten Leute rissen sich von ihm los, schimpften laut und einige mutige Exemplare gaben ihm eine satte Ohrfeige, doch das war er längst gewohnt. Die Gerüchte drehten sich um ein paar Vampire, die aus dem Untergrundnest geflohen waren, in alle Himmelsrichtungen und sich wohl in der lebhaften Stadt untermischten immerzu auf der Suche nach frischem Blut und Jungfrauen. Also wo sollte Daniel am besten hingehen, wenn nicht ein Ort der balzende Menschen wie magisch anzog? Und welcher Ort wäre wohl geeigneter für eine Ansammlung von Partywütigen Jungblütlern gewesen, als eine Disco oder eine Bar? So trottete der etwas unfreundliche Jäger der nächsten Beschilderung hinterher die ihn zu einer Bar führte in einer Nebenstraße. Hier liefen zwar viele Menschen herum, aber das Lokal lag auch gut geschützt im Dunkel der Häuser, also auch perfekt für die Spitzzahnigen, die gerne an dunklen Mauern herumschlichen. Daniel positionierte sich unauffällig an einer Ecke, die vermutlich für ärmere Leute reserviert war und wartete ab, welche Art von Mensch an ihm vorbeiging. Dabei öffnete er eines seiner Weihfläschchen, die er am Gürtel trug, und fächelte den dezenten Duft von sich weg. Für Menschen war er wenig wahrzunehmen und recht angenehem, aber für Vampire stank er brutal und machte sie nicht selten aggressiv. Es dauerte keine Stunde, bis ein eigenartiger Kerl mit leicht unordentlichem Hemd und recht kränklichem Äußeren an der anderen Mauerseite entlangwanderte. Ein kaum sichtbares Stocken durchzuckte seine langen Glieder, als er an Daniel vorbeilief. Sein blasses Gesicht war tief in einem Schal vergraben. Zwei glimmende Augen trafen Daniels Blick, ehe die dürre Gestalt ihre Schritte beschleunigte. Der Instinkt des Jägers war augenblicklich geweckt und er setzte dem anderen nach. Kaum, dass er sich in Bewegung setzte, begann der andere zu rennen. Nein, dieser jemand war garantiert kein Mensch. Daniel schlug zwar einige male mit der Peitsche nach dem flüchtenden, aber erwischte weder Arm noch Bein. Er war schnell, verdammt schnell. „Geh mir nicht auf den Sack!“ fauchte der Vampir, der an der nächsten Mauer hochkletterte und auf der anderen Seite wieder runtersprang. Einen normalen Passanten hätte das wohl beeindruckt, und er wäre wieder seiner Wege gegangen, aber nicht so Daniel. Jener holte einen Haken aus der Hintertasche, befestigte ihn an seiner Peitsche und zog sich damit die Mauer hoch. Oben angekommen, sah er unten, wie die halb vermummte Gestalt ihren Schritt wieder verlangsamte und in einer Tür verschwand. War das ein Lokal? Mit einem großen Sprung hüpfte Daniel die Mauer hinab und rieb sich den Rücken, als er merkte, dass sein Skelett für diese Höhen nicht gebaut war. Mit einem leises murren trottete er ebenso durch die Tür des Lokals, und fand sich in einer Art Bar wieder. An den Seiten standen Tische und weiter hinten tat sich ein Thresen auf mit einer breit gefächerten Alkoholpalette. Zu gerne hätte er hier ein Fässchen Flüssigkeit verdrückt! Doch die Arbeit ging vor, vor allem wenn sie so nah zum greifen war. Der Jäger verhielt sich vorerst unauffällig und besah sich von weiter weg die dürre Gestalt, die sich nun wie ein schlichter Besucher an die Bartheke gesetzt hatte. Erst, als jener sich am Barkeeper zu schaffen machte und er einen Schrei hörte sprang er aus seiner Deckung hervor und holte mit der Peitsche aus. Jene schlang sich elegant wie eine dünne Schlange um den Hals des Vampirs. Sodann zog Daniel mit einem kräftigen Ruck am anderen Ende, und riss den Vampir von dem Barkeeper weg. Doch er hatte zu spät gesehen, dass jener schon gebissen war, woraus das blutige Rinnsaal an seinem Hals deutete. Ein leises Fluchen entwich dem Jäger, ehe er ein wütendes Schnauben sich hörte. Kurz darauf spürte er wie eine Kralle seinen Oberarm aufriss, begleitet von einem bösen Grollen. „Hab ich dich etwa bei deinem Mittagessen gestört? Oh, entschuldige..“ zischte er voller Ironie und wich einem weiteren Schlag des Vampirs aus. Das hin und hergeprügel ging noch ein paar mal hin und her. Dabei kassierte Daniel ein paar Schrammen und stolperte ab und zu über einen Tisch, gegen den er gedrückt wurde. Schließlich an der anderen Wand der Bar angekommen, ließ er sich gegen die Wand drücken, ehe er dem Vampir vor sich das Knie zwischen die Beine rammte, und daraufhin ein silbernes Kruzifix seinem Gegenüber durch die Brust stieß, der daraufhin rückwärts taumelte gegen einen weiteren Tisch und krächzend zu Boden fiel. Der Jäger klopfte sich noch die Kleider ab und zog sein Kruzifix aus der dampfenden Brust des dürren Gesellen, um dann als wär nichts schlimmeres gewesen zur Bar zu schlendern und sich auf einen der hohen Stühle zu kochen. „Hey.. Barkeeper.. ist das zuviel verlangt mir einen Drink zu machen?“ fragte er mit einem feixenden Lächeln über den Thresen hinweg.
Name: Daniel Tambres Alter: 28 Jahre Größe: 1,86m Charakter: stoisch, eigensinnig, introvertiert, meistens rational, leicht desintressiert, chronisch gelangweilt, glaubt das richtige zu tun, ist sich unsicher gegenüber seiner Sexualtität
Vergangenheit: Aufgezogen und ausgebildet in einer Klosterschule des Vatikans. Besonderheiten: Hat aus Selbstschutzgründen die Fähigkeit zu fühlen weitgehend heruntergeschraubt. (Folge von Traumata in der Ausbildung)
Daniel gab sich alle Mühe seinen scheiß Job gut auszuführen. Immerhin hatte der Vatikan enorme Summen an Geld hingelegt um ihn ordentlich auszubilden, was die Dinge Exorzismen, Disziplin, körperliche Strapazen und Enthaltsamkeit anging. Der Junge war damals zarte 8 gewesen, als sie ihn aufgegriffen hatten aus einem Waisenheim und in eine Klosterschule der anderen gesteckt. Dort war es alles andere als lustig. Die Jungen wurden täglich geschlagen, wenn sie nicht taten was man ihnen sagte und mussten verschiedene Übungen zu körperlicher Züchtigkeit ausführen. Es war ein geheimes Programm, das nur unter dem Namen 'Umerziehung' bekannt war. Das Ziel davon war es einen perfekten Soldaten heranzuziehen, der aufs Wort gehorchte. Viele der Jungen überlebten die ersten drei Jahre nicht. Daniel war einer der glücklichen, die sich verbissen am Leben festkrallten und es schafften bis zum vierzehnten Lebensjahr. Ab da bekam er seine Ausrüstung und wurde eingeführt in Kampfkünste, die er Tag ein tag aus wie eine Maschine wiederholen musste, bis er glaubte verrückt zu werden. Die 'Objekte', wie der Vatikan sie nannte, die er jagen sollte, sahen aus wie gewöhnliche Menschen, sie bewegten sich meist wie Menschen, kleideten sich wie welche, und doch waren sie keine. Es waren Vampire, blutdurstige Widergänger aus der Hölle emporgestiegen. Abgehauene Seelen, die keinen Platz mehr dort fanden – so lautete das Kirchendogma. Und solche Seelen mussten eben erlöst werden durch besondere Mittel und Menschen. Solche Menschen wie Daniel einer wurde. Mit zwanzig injezierte man ihm verschiedene Gifte, damit er nicht sofort abkratzte, wenn ihn doch einmal so ein Widergänger biss. Und wenn doch, sollte er sofort ein Gegenmittel schlucken oder eine Kirche aufsuchen. Die Vampire lebten unter Menschen, als Menschen getarnt. Nur mit bestimmten Dingen, wie Silber, Kreuzen, bestimmten Gerüchen, Blicken und manchmal Worte, entarnten sie ihr wahres Selbst. Daniel dachte nie darüber nach, warum er sie abschlachtete wie Vieh und sie erjagte wie Hasen. Er hatte einen Auftrag, und er führte ihn aus. Das war der Wille Gottes, oder nicht? Sein Priestervater hatte immer gesagt.. er mache das nicht für den Vatikan, er mache das für den Himmel und jener hielte einen besonderen Platz für ihn bereit, wenn er seine Sache gut mache. So fragte Daniel nie weiter nach, wenn er Aufträge zugeschoben bekam mit blutdurstigen Leuten, die er ausschalten sollte. Und an einem Tag, kam wieder so ein Auftrag in sein kleines Turmzimmer herein per Post. Eine Horde Vampirhändler, war im Untergrund der Stadt verschwunden, als man ihr Nest ausgehoben hatte, worin man viele Menschenpets gefunden hatte. Es sah danach aus, als hätten sie illegal Menschen gehalten, nicht um sie zu töten, sondern um regelmäßig einen Schluck von ihnen zu nehmen. Die Kirche war natürlich gleich vor Ort und schickte ihre Jäger aus. Daniel war einer von ihnen. Er interessierte sich eigentlich nicht sonderlich für die Morde, vielmehr intressierte ihn die Belohnung, die ein gutes Essen und eine entspannte Gesellschaft versprach laut Brief. So knüllte er das kirchliche Papier zusammen und warf es über die Schulter, ehe er die hohen Stiefel anzog, eine Jacke überwarf, und sein altmodisches Gewehr geladen mit geweihten Silberkugeln mitnahm, natürlich durfte Dornenpeitsche und kleiner Pfahl in der Hintertasche nicht fehlen...
Die Antwort auf die indirekte Frage ob Chika tanzen wollte kam deutlich mit einem Kopfschütteln begleitet von einem Lächeln. Dann fiel mir auf.. wie konnte eigentlich ein tauber tanzen, wenn er gar keinen Rhythmus hörte? Oder war er imstande den Beat der Musik über seine Haut zu erfühlen? Mein Hirn sponn gerade die wildesten Theorien zusammen, wie das funktionieren könnte. Doch weit kam ich nicht in meinen Überlegungen. Mein Blick war so abgelenkt von den feinen Gesichtszügen dieses femininen Typen vor mir. Ich wusste ja, dass Japaner alles sehr hübsch waren und meistens eher weibliche Züge hatten, aber von so einer Schönheit in live war ich dann doch fast erschlagen. Nur schien dieses ebenmäßige Gesicht irgendwas zu bedrücken. Ich konnte mir nicht zusammenreimen was es wohl war. Hatte ich was falsches gesagt? Hatte er Bauchweh? Oder wollte er einfach nur schnell nachhause? Vielleicht doch letzteres. Mit leicht banger Brust nahm ich mein Handy wieder entgegen und las die Nachricht die er mir hinterlassen hatte. Ich hatte wohl doch übertrieben mit meiner Anmache. Er ging nicht mit einem Wort darauf ein, nein, er tat gar so, als hätte ich nie etwas derartiges verlauten lassen. Nagut. Dann sollte es eben so sein. Etwas traurig war ich ja schon darüber, dass ichs mir mit ein paar Worten verbockt hatte. Was hatte ich mir auch dabei gedacht einen fremden einfach anzuflirten? Und dazu noch einen halben Japaner. Sicher, war das nicht die angesehene Umgangsform in Japan, und er hielt mich jetz womöglich für einen Hentai oder sowas. Scheiße noch eins. Ich las die Nachricht ungefähr dreimal bis ich mir überlegt hatte was ich jetzt antworte, ohne wie ein beleidigtes Würstchen rüber zu kommen. „Verstehe. Sollen wir dann aufbrechen? Ich kann dich noch zu deinem Bus oder Zug bringen, wenn du magst. Und vergiss das Hemd, ich mochte es sowieso nicht so arg. Ich mach mir eher Sorgen um den angefackelten Tisch hier.. nicht, dass wir den zahlen müssen.“ tippte ich und reichte mein bereits warmes Gerät wieder zu meinem Gegenüber. Er wirkte extrem scheu und zart. Ich hatte den Eindruck alles was ich tat oder sagte, musste ihm vorkommen wie aus einer anderen Welt – aus einer grobschlächtigen Welt, in der man Leute gleich am ersten Abend anbaggerte. Ohman, was war ich auch für ein Depp gewesen. Ein leises Seufzen verließ meine Lippen und stemmte den Kopf etwas auf meine Handfläche, um Chikas Gesicht noch ein paar Augenblicke lang studieren zu können. Ich schob die Schuld auf den Wein. Zuviel Wein war niemals gut in Gegenwart hübscher Gesellschaft die man potentiell als Partner angeln wollte. Nein, kein Wein mehr für mich. Dann sah ich rüber zu der tanzenden Gruppe, die sichtlich am Wein trinken war. Hier würde wohl noch eine große laute Party steigen, doch dann würde ich längst zuhause sein, so hoffte ich. Sodann hob ich die Hand und lockte die Kellnerin her, damit sie mir die Rechnung für das Essen aushändigen konnte.
Angespannt wie ein Bogen verharrte Alexander vor seinem Schreibtisch den Blick ohne nur einmal zu blinzeln wie gefroren auf die Tür gerichtet hinter der unbekannte Geräusche erklangen. Er glaubte bereits minutenlang auf diese verdammte Tür zu starren, doch in Wahrheit waren es kaum mehr als ein paar Atemzüge. Seine Hand umklammerte fest entschlossen den Brieföffner und er hob leicht den Arm an, im Falle dass er zustechen musste. Sein Puls begann einen Takt schneller zu schlagen und er malte sich den schlimmsten Gegner aus. Wer in Gottes Namen hatte es nur geschafft in sein Haus einzudringen und wer verdammt nochmal hatte es geschafft an Radesch dem Hünen ungesehen vorbeizukommen? Hatte er seinen Bluthund abgemetzelt ohne nur einen Laut zu fabrizieren? War es gar so, dass die Schreie die er soeben noch gehört hatte nicht nur die von dem Vögelchen waren, sondern auch Radeschs?! Was musste das für ein Monstrum sein? Alexander spürte wie das Blut aus seinen Adern wich und ihm ein kalter Schauer den Rücken herabraste bis in seine Sohlen. Sein Mund wurde trocken und seine Kehle schnürte sich zu. Panik stieg in seiner erfrorenen Brust auf, in der sich seit langer Zeit nichts mehr geregt hatte. Nein. Das durfte nicht wahr sein. Radesch war doch nicht einfach so umzubringen oder? Aber, warum dann – so sagte sich der Graf – warum waren es dann nicht die schlurfenden Schritte gewesen, die sich seinem Zimmer näherten, warum war es nicht das leise metallisches Rasseln gewesen? Irgendwas war vorgefallen! Alexander schüttelte die seltsamen Emotionen innerlich von sich ab, wie ein paar Kuchenkrümel und blickte wieder fest entschlossen zu der Tür. Er musste jetzt reagieren können. Wer auch immer dahinter stand, er würde sterben müssen und zwar durch ihn. Er verzieh keine unerlaubten Besuche und sollte sein Bluthund das zeitliche gesegnet haben durch diesen Fremden würde er ihn eigenhändig durch den Fleischwolf drehen. Wie von Gespensterhand und geräuschlos ging die Tür ganz sanft auf. Alexander spannte alle Sehnen an, als er sich seinem Gegner in den Weg stellte. Der Anblick der ihn traf, ließ ihn in einer Schockstarre zurück. Da war kein Gegner, der ihn angreifen wollte. Da war ein unerwartet leise gebliebener Radesch, der den Arm hoch gehoben hatte, als hätte er etwas niedergeschlagen. Das niedergeschlagene etwas, lag direkt vor ihm auf dem Boden und musste wohl die Tür geöffnet haben. Kein Mucks ging von dem jungen Kerl aus. Alexander ließ langsam seinen Arm sinken, den er ebenso gehoben hatte und starrte Radesch eine Weile lang schweigsam und fragend an. Er brauchte einen Moment bis er seine wilden Gedanken wieder sortiert hatte und vor allem sein Gemüt gerade so beruhigt, dass er niemanden sofort erschlagen oder allzu sehr anschreien wollte. Ein Seufzen verließ seine leicht blutleeren Lippen, die er so fest zusammengepresst hatte. „Was.. hat das zu bedeuten? Warum liegt DAS da hier vor meinem Zimmer? Was ist das überhaupt?.. Und warum.. hast du ihn reingelassen. Warst du zu dumm ihn draußen zu behalten?!“ platzte es wütend aus dem Grafen heraus und er machte ein paar Schritte vor, nur damit er deutlicher auf Radeschs Gesicht zeigen konnte. „Du dummer Junge du! Hab ich dir nicht gesagt, lass keinen rein, solange ich ihn nicht hereingeladen hab?!“ fragte er wütend und spürte wie das Blut in seine leeren Adern zurückkehrte. Dann sah er verächtlich auf das Menschending, das auf dem Boden lag. „Bring es weg, in die Gewölbe und kette es an der Wand an. Ich muss mir überlegen was wir mit diesem fremden tun... Wenn du das getan hast, bring mir den Schlüssel und setz dich in das Audienzzimmer auf den Stuhl. Dort bleibst du sitzen, bis ich zu dir komme, verstanden? Wir haben noch eine Kleinigkeit zu besprechen, glaub nicht du kommst mir dafür ungeschoren davon.“ knurrte er wieder etwas leiser und ließ die Augen zu schmalen Schlitzen werden. „Schaff mir dieses Ding aus den Augen.“ sprach er und wollte sich bereits umwenden, als er sich eines besseren berief. „Und.. was ist mit dem Neuzugang passiert? Hast du sie ...verloren?“ fragte er unbegeistert bereits in Erwartung weiterer schlechter Nachrichten. Die viele Wut und das laute Aufregen taten seiner Verfassung nicht sonderlich gut. Noch im selben Moment, als er dort bei Radesch stand, fuhr es ihm ins rechte Bein hinein und die alte Narbe an seinem Arm fing an zu schmerzen und zu ziehen. „Geh jetzt, mach die Tür wieder zu und warte auf deinem Stuhl im Audienzzimmer. Du weißt was du tun sollst.“ knurrte er kalt und ohne dem Hünen noch einen weiteren Blick zu gönnen und ohne ihm zu zeigen, dass die psychosomatischen Schmerzen ihn wieder anfingen zu plagen. Dann drehte er sich um und humpelte zu einem Tischlein am großen Fenster zurück. Dort hatte er kleine süße Gifte in Flaschenform parat. Es war Whiskey versetzt mit Kräutern und Ölen, die laut Dorfapotheker eine mildernde Wirkung auf Schmerzen und Aufgeregtheitszustände hatte. Mit Bedauern stellte Alexander fest, dass er bald schon wieder die Apotheke aufsuchen musste, da der kleine Vorrat langsam aber sicher zu neige ging.
Der Spiegelsaal – oder besser gesagt das Badezimmer beeindruckten den Soldaten schwer. Selbst die Pissoirs waren schmuck und man hätte wohl aus ihnen trinken können so sauber waren sie. Er holte gerade seinen Prügel aus der Hose um sich zu erleichtern, als er Schritte neben sich hörte. Federleichte Schritte, aber sie waren da. Erschrocken steckte er sein Glied wieder in die Hose zurück und erhaschte einen Blick auf eine mädchenhafte Gestalt im Spiegel. Es war wohl ein Er. Doch sein Aussehen war gepflegt, wie das einer Frau, auch seine Gesichtszüge und die langen Haare verliehen ihm etwas sehr androgynes. Sergey glaubte für einen Moment eine hübsche Fee oder sowas zu sehen, bis jene Fee ihren spitzen öffnete und ebenso spitze Worte verkündete. Worte, die schärfer als Munition nicht sein konnten. Sergey kniff die Augen ungläubig zu schmalen Schlitzen zusammen und legte den Kopf skeptisch fragend leicht schief, als er hörte wie sein weibisches Gegenüber ihn aus dem blauen Himmel heraus halber anklagte unhöflich gewesen zu sein. Er wusste erst nicht so recht was davon halten. War das nicht... eine Art Angriff oder eine Provokation? Sollte er sich die Scheiße von so einem dahergelaufenen Schwuchtelprinzen wirklich bieten lassen? Er wägte noch ab, ob es arg auffiel wenn er dem langhaarigen Kerl einfach die Fresse kurz polierte und wieder seines Weges ging – doch das würde man zu sehr sehen. Außerdem konnte er dem zierlichen Typen sicher den Kiefer oder das Jochbein brechen, wenn er zuschlug – das war mit Schminke dann nicht mehr zu kitten, und er würde ziemlichen Ärger von seinem obersten Kommandanten bekommen einen wehrlosen Tänzer belästigt zu haben. Also blieb Sergey keine Wahl und er musste es ungestraft an sich vorüberziehen lassen. „Aha..?“ brachte er amüsiert und angepisst hervor, und ballte ein wenig die Faust, als würde er zwar wissen er sollte nicht zuschlagen, doch er würde gerne. Für eine Gegenbegrüßung oder weitere Worte fehlten Sergey auf einmal die Lust. Er musterte den dürren Wicht vor sich und hob vielsagend die Augenbrauen. „Ist es gebräuchlich Gäste anzufahren, nur weil sie eine schmale Gestalt von hinten nicht gleich bemerkt haben?“ fragte der Soldat schließlich zurück und kam unbewusst einen drohenden Schritt näher. Doch ehe etwas weiteres passieren konnte, verschwand die Schwuchtel in der Kabine. Ja, in der Kabine. Sergey starrte kurz auf die verschlossene Tür, dann überkam ihn das Gelächter. „Oij.. sie pissen ja wirklich wie Mädchen!“ lachte er sich den Bauch wacklig und starrte mit Tränen im Augenwinkel auf die Kabine. Dann bemerkte er, dass er selbst noch pissen wollte und stellte sich zurück ans Pissoir um seinen Prügel erneut rauszuholen und sein Geschäft zu verrichten. Er atmete tief ein um sich wieder abzuregen. Es war ja eigentlich nicht seine Art über andere zu lachen, doch gerade weil seine Kameraden Witze darüber gerissen hatten und er jetzt den Witz bestätigt gekriegt hatte konnte er einfach nicht anders.
Ein leises schluchzen gefolgt von einem Schreien, das jedoch langsam wieder abebbte drangen an Alexanders Ohr. Eine Welle der Stile folgte. Dann.. erneut brach das schauerliche Stimmkonzert nach oben. Dieses mal heller, stärker, schriller.. mehr Schmerz, mehr Leiden. Vermutlich wurden der unglückseligen gerade die Glieder entrissen. Ach was tat Radesch nur? Tat er es gut? Gab er sich Mühe? Die süße Vogelstimme schien heißer zu werden und schwoll zu einer Woge an, die über Alexanders Kopf zusammenbrach, dann folgte Stille. War sie tot? Alexanders Finger umrandeten unruhig den Rand eines halbvollen Whiskeyglas, das er in der Hand leicht hin und herschwenkte. Das war seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er warten musste auf seine süße blutüberströmte Braut. Es würde nicht lange dauern und Radesch würde heraufgeschlurft kommen in seiner gigantischen Gestalt und sagen, das Vögelchen sei bereit zum fliegen lernen. Denn, die Seele musste fliegen, das wusste doch jedes Kind, sonst würde sie nicht frei werden. So wartete Alexander mit klammer Brust darauf, dass er Schritte hörte in dem Flur, der zu seinem Zimmer führte. Nach außen hin war der Graf völlig entspannt, die leichte Röte auf seiner Nase gab nur Zeugnis davon, wieviel Whiskey er in kurzer Zeit schon getrunken hatte. Und innerlich war er so nervös, dass er glatt in seinem Zimmer auf und ab hätte laufen können, immerzu, bis endlich sein Bluthund erscheinen würde und ihm berichten, wie es um das Vögelchen bestellt war. Seine Gedanken schweiften ab zu den blutüberströmten Gliedmaßen der er einst vor vielen Jahren in den Armen hielt und sie herzlich liebkoste. Nein, wie schön geformt sie gewesen waren diese Beine und Arme.. seine Emalie war ein Bild einer Göttin gewesen. Das Whiskeyglas auf dem Tisch wurde allmählich leer und noch immer keine Spur von Radesch. Langsam machte sich der Graf Gedanken darum, was wenn der Vogel versucht hatte zu fliehen und gerade durch die Gewölbekeller irrte? Was wenn sie sich verletzte beim fallen über die unebenen Pflaster der Keller.. und ihr hübsches Gesicht aufschlitzte? Nein! Das wäre unverzeihlich.. das durfte nicht passieren. Ihr Gesicht war doch.. unversehrt gewesen, als eine der wenigen Körperstellen. Im Umkehrschluss konnte es nur unversehrt sein, wenn sie von den Krähen abgeholt wurde. Der Graf stand auf von seinem Platz und ging zu einem großen langen Regal, an der Wand. Darin waren unendlich viele alte Bücher platziert, aber vor allem stand dort ein Buch. Seine Bibel. Das Buch, in welches er Emalies abgeschnittnes Haar hineingelegt hatte. Mit zittriger Hand umfasste er den breiten eingebundenen Buchrücken und zog ihn beinah andächtig aus dem Regal. Ein tiefer Atemzug gefolgt von einem seufzen verließ seine alkoholisierte Kehle. Dann schlug er das Buch auf, das in der Mitte teils ausgehöhlt worden war, und darin befand sich tatsächlich ein seidenes Tüchlein, in dem eine schwarze seidige Strähne eingewickelt lag. Alexander zog mit den Fingerspitzen vorsichtig den Stoff auseinander und betrachtete das innere wie eine strahlende kleine Sonne. Sein blasser Blick füllte sich um Haaresbreite mit Tränen, doch jene Gefühle die Tränen in ihm hätten erwecken können, waren zu Eis erstarrt. So bleiben seine Augenwinkel knochentrocken. Die Haarsträhne war unversehrt und pechschwarz. Fast hätte man glauben können sie hätte einem Pferd gehört, so kräftig waren die Häärchen. Andächtig strich er hauchzart über die persönliche Reliquie und spürte wie sein inneres in Flammen aufging. Der Drang danach, die Haare herauszunehmen und sie an sich zu drücken war groß. Nur ein unbestimmtes Geräusch von draußen auf dem Gang ließ Alexander hastig das Buch wieder zuklatschten und rasch in das Regal zurück schieben. Niemand durfte Emalies Haare kriegen. Er wandte sich um und ging entschlossen zurück zu seine Schreibtisch mit dem kunstvoll geschnitzten Lehnstuhl. Er setzte sich hinein und fasste an seinen Gehstock, der dort wie gewöhnlich lehnte und umfuhr die Verzierungen seines Kopfes, so als wolle er sich versichern, dass alles noch da war. Das Geräusch von draußen klang eindeutig nach Schritten. Doch es konnten nicht die von Radesch sein, sie waren nicht schwer genug und viel zu schnell. Der große Hüne ging niemals schnell, er war gemächlich unterwegs und vor allem stets von einem leisen Kettengerassel begleitet. Das metallne Kettengeräusch fehlte völlig. So wusste Alexander ziemlich sicher, dass er jeden Moment ungebetenen Besuch erhalten konnte – oder schlimmer sogar, sein neuestes Vögelchen war aus den Gewölben entkommen und suchte einen Fluchtweg nach oben. So griff er mit der anderen Hand nach seinem langen Brieföffner und verwahrte ihn in seinem weißen Ärmel. Sodann blieb er gänzlich still und starrte auf die Türklinke, während er den Schritten angestrengt lauschte.
Name: Alexander Ludwig von Kempten Alter: 38 Jahre Größe: 1,90m Augenfarbe: stechendes kaltes stahlblau Haarfarbe: graumeliert dunkles aschblond, mit leicht gelockten Enden die bis auf die Schultern reichen. Sonstige Körpermerkmale: - hat immer einen Gehstock dabei, in dem Gift ist, falls er sich umbringen muss. - stolzer, eleganter Gang - besitzt eine Narbe am linken Arm, die von seiner Frau stammt, als sie starb. - ist nicht sonderlich kräftig, aber sehnig und zäh - trägt immer Handschuhe, da er nichts mehr direkt anfassen will oder angefasst werden will. Ekelt sich vor weicher geschmeidiger warmer Haut. - hat seit dem Tod seiner Frau psychosomatische Schmerzen im rechten Bein und manchmal Schulterschmerzen.
Vorlieben: - mag Whiskey besonders, da er ihn sehr beruhigt innerlich - Schreie und lautes Weinen erquicken seine gemarterte Seele - der 'Bluthund', den er eigens herangezogen hat und ihn durchgefüttert. Er mag besonders an ihm, dass er nicht fragt warum er etwas tun muss, sondern dass er es einfach tut und sich Mühe dabei gibt.
Abneigungen: - hasst Stille und Sonnenschein. Sie erinnern ihn an unliebsame Stunden zurück. - Dumme Menschen die zuviele Fragen stellen, die sie nichts angehen. - unangekündigte Besucher die nicht anklopfen und unhöfliche Rüpel sind. - Leute die seine Befehle nicht verstehen und anders ausführen als er gesagt hat
Charakter: - innerlich stets gereizt nach außen hin kühl - verbittert und melancholisch in nachdenklichen Stunden - etwas stolz und bewusst wer er ist - neigt zu Grausamkeiten um seine innere Leere auszufüllen - findet Frieden im Krieg von anderen.
Vorgeschichte: Alexander lebte seit er denken konnte in dem kleinen Dorf an der Ostküste. Es schien abgesondert von der restlichen Welt, soweit oben im Norden lag es. Winter wie Sommer waren gleich kalt, nur die Sonne stand unterschiedlich hoch. An diesem Ort stimmte einiges nicht. Die Luft roch manchmal nach Schwefel, das Wasser schimmerte blutrot und die Vögel flogen in schwarzen dichten Scharen um die Häuser, als wollten sie die Dorfbewohner vor dem Tod warnen, der sogleich über sie herzog wie eine dunkle große Wolke. Eine große Kirche mit einem verratzten alten Kirchturm läutete immer wieder die verbleibenden Stunden ein. Die Stunden, die die Dorfbewohner noch zu leben hätten kurz vor dem Auftun der Hölle – so der Aberglauben. Natürlich stimmte das nicht. Es war ein Dorf, wie jedes andere. Es gab keine Gespenster oder Todesflüche oder gar Vögel die eigentlich verwandelte Frauenseeln waren, nein natürlich nicht. Oder doch? Die Wahrheit sah ein wenig düsterer aus. Es begann vor zwanzig Jahren, als Alexander gerade volljährig geworden war, als Sohn des Grafen des Landes. Er trat seinen Rang an und nahm die Verpflichtung an, nach seinen Dörfern zu sehen. Ebenso heiratete er die holde Emalie von Rap die einen so süßen Mund hatte, das es Lieder über ihre Schönheit gab. Sie war so blass und fragil, dass sie als die perfekte Lady galt. Bereits in ihrem Jugendalter war sie beliebt in der Männerwelt als Heiratspartie, zumal ihre Familie viel Grund und Boden besaß und vor allem Mühlräder. Diese Mühlen und Getreidetürme gingen in den Besitz von Alexander über bei ihrer Hochzeit. Das junge Ehepaar war ein Jahr lang das glücklichste, das die Sonne gesehen hatte. Doch wie es kommen musste, wurde Emalie schwanger und ihr Bauch schwoll an zu einer gigantischen Größe. Dass sie Zwillinge erwartete war kein gutes Zeichen. Ihre zierliche Gestalt war viel zu klein für eine so schwere Geburt. Alexander dagegen gab ihr die Schuld daran schwanger geworden zu sein. Was fiel diesem Weib auch ein, eine Leibesfrucht zu empfangen? Dabei hatte er sie doch nur einmal unsittlich angerührt. Einmal zuviel? Nein. Niemals war es seine Schuld! Er wollte nicht verstehen, dass es seines war. Und so bildete er sich nach Wochen von Frust und Verzweiflung ein, es sei gar nicht seines, es war das eines geheimen Liebhabers. Doch ein Liebhaber war noch schlimmer! Wie konnte diese Hure ihn betrügen?! Diese hochschwangere verfluchte Lügnerin! Alexander verlor langsam den Verstand, je mehr er den dicken wachsenden Bauch seiner Frau betrachtete die augenscheinlich von einem anderen schwanger sein musste. Ihm würde so ein Fehler niemals passieren. Nein. So fing er an sie zu beschimpfen, ihr die Schuld zu geben, dass sie nun so fett sei und sterben würde. Sie würde ihn alleine zurück lassen in einer Welt, in der es nur Ratten, Arme und Krankheiten gab! Niemals konnte er ihr vergeben diesem Drecksstück! Irgendwann verlor er die Geduld mit ihr und bedrängte sie regelrecht ihm zu verraten wer ihr Liebhaber gewesen war von dem sie das Kind erwarte. Doch sie hob nur die Hände, weinend, schreiend, klagend, als er mit einem Stock auf sie losging um sie zur Ordnung zu züchtigen. Nein sie hatte keinen Liebhaber, schrie sie bitterlich und ging unter seinen Schlägen zu Boden. Oh doch. Sie hatte einen! Er wusste es. Ihr Bauch war der Beweis! Sie hatte rumgehurt dieses verdammte Drecksstück hatte ihn verraten! Lügnerin. Der Zorn und der Hass nahmen Überhand und brachten ihn dazu den Brieföffner zu nehmen, der im Wohnzimmer auf einem hübsch gearbeiteten Tisch lag, und ihn ihr in den Bauch zu rammen. Dunkles Blut quoll aus ihrem hübschen Mund und ihre Augen traten hervor. Aus ihrer Kehle kam ein Krächzen gefolgt von einem erstickenden Schluchzen. 'warum..' fragte sie sterbend und krallte sich an Alexander der sie mit kaltem Blick ansah. Warum? 'Weil du eine Hure bist und mich betrogen hast.' sagte er seelenlos und blickte in ihre schönen Augen, aus denen das Leben Stück für Stück wich. Als sie in seine Arme niedersank drückte er sie noch einmal an seine Brust und küsste ihren blutigen Mund. Sein Blick fiel auf den dicken Bauch, aus dem das Blut quoll. Er musste weg. Der Bauch war schuld! Er hatte sie umgebracht! Alexander griff nach einem Messer, nach einem Hammer, nach einer Axt, und zerhakte, zerlegte, zerteilte, zerfledderte das was von seiner Geliebten Emalie übrig war. Er riss sie in Stücke. Die schönen blassen Arme legte er auf seinen Tisch. Die Beine hielt er lange umschlungen bis er sie hübsch drapierte auf einen Schemel. Und schließlich nahm er ihren Kopf und schnitt ihm die Haare ab. Diese legte er in ein Buch und steckte es weg zu den anderen. In seinem Kopf tat er das einzig richtige. Er erlöste sie von ihrer Sünde. Sie hatte gesündigt gegen ihn. Ihre Schwangerschaft.. alles.. ihre Hurerei, sie war die Sünde. Sie musste getilgt werden vom Erdboden! Alexander griff in ihren aufgerissenen Torso, beide Hände vorraus, blutüberströmt bis zum Ellenbogen. Er grub in dem noch warmen Fleisch bis er fand was er suchte und so sehr hasste.. einen ungeborenen Fötus mit einer Missbildung an sich dran. Das war die Frucht der Sünde. Er spürte erneuten Zorn in sich. Soviel Zorn und er hatte nichts mehr womit er das Ding vernichten konnte. Er öffnete den Mund und biss hinein in das weiche ungeborene Fleisch und riss Stücke aus dem blutigen Stück Fleisch heraus. Spuckte sie aus. Es war widerlich und heiß. Ihm war schlecht vor Blut und Eingeweiden, die überall auf dem Boden verstreut lagen, zwischen seinen Ordnern und Heftern. Zwischen dem Whiskey und den antiken Büchern. Ein Schrei entwich seiner Kehle. Ein Schrei der nichts menschliches mehr hatte. Er war verrückt geworden. Seine geliebte zarte Frau, sie war tot. Der Tod hatte sie ihm entrissen. Eine Krähe klopfte an der großen Scheibe seines Wohnzimmers. Ihre Augen blitzten vor Blut auf. Er warf ein Buch gegen die Scheibe, sie zerbrach und bestückte ihn mit Scherben. Sie schnitten tief in sein Fleisch. Der Schmerz holte ihn ein Stück weit zurück in seiner Trance. Er hörte die Krähe sprechen 'warum. Warum hast du mich umgebracht Liebster?' krächzte sie schluchzend und flatterte ein Stück weit hinein ins Zimmer. Alexander erschreckte sich und trat zurück, dabei strauchelte er und fiel über die Überbleibsel seiner Frau. Er knallte in Scherben und stieß mit dem Kopf gegen seinen Schreibtisch. Der Spuck war nicht zuende. Der Krähe folgten noch weitere Krähen, sie alle kamen ein Stück hinein durch das zerschlagene Fenster und jede krallte sich ein Stück von dem zerfledderten Körper der noch so frisch und jungfräulich dalag. Sie piekten ihn leer und nagten an den Knochen. Alexander wurde von Habsucht und Wahn erfasst. Nein was taten sie da? Das war seine Frau! Seine Beine! Seine Arme! Nein! Diese verdammten Biester würden nicht seine Emalie fressen! Er schrie auf und schlug nach den gefiederten Tiere. Doch sie trugen die Teile davon im großen Schwarm. Nur ein Finger mit dem Ring ihrer Vermählung war ihm geblieben. Er steckte fest im Stuhl. Diesen Finger legte er in Alkohol ein und stellte ihn in einem Glas auf den Tisch. Dieser Finger erinnerte ihn immer daran, dass sie tot war. Und doch.. ein Teil seines Verstandes weigerte sich zu glauben, dass sie tot blieb. Er musste nur.. die Krähen finden und einen Körper herholen, der mit ihr beseelt werden konnte. Sie war in den Krähen. In ihren Schreien. Er würde sie wieder holen aus dem Reich der Toten. Denn sie konnte nicht tot sein. Sie war doch sein ein und alles. Liebe starb nicht. Sie war unsterblich. Also musste sie das auch sein. Er musste sie nur wieder zusammenflicken.. ja. Zusammenflicken.
Viele Jahre waren ins Land gezogen seitdem Emalie gestohlen worden war von den Krähen. Ihre Seele war in den flattrigen Gesellen, die immer zu über das Schloss krähten und mit ihren Flügeln den Himmel verfinstern konnten, soviele fanden sich zusammen. Der alleinstehende Graf war in sich zurückgezogen. Leere füllte seine schwere Brust. Nichts als Leere und der Wunsch etwas wiederzubeleben, was lange schon tot war. Aber wie? Wie hätte er einen Toten wiedererwecken können, der nicht einmal mehr einen eigenen Körper hatte? Es gab eine Möglichkeit. Er musste Emalie einfach einen neuen Körper geben. Er musste ihn den Krähen anbieten, damit sie ihn beseelen konnten, doch davor... ja davor musste er hergerichtet werden. Er sollte in genau jenem Zustand sein, in dem seine geliebte Emalie gewesen war. Fragil, leichenblass, schwach und mit Blut beschmiert, das ihr aus der Nase über die fahlen Wangen lief. Ach ja, und ihre schönen langen Beine.. wie glatt ihre Haut gewesen war als er sie umarmt hatte. Um die Erinnerungen die immer wieder aufstiegen zu verdrängen hatte er das Trinken angefangen. Whiskey war ein guter Stoff, wenn es darum ging die inneren Bilder zu verwischen. Und da war noch Radesch. Kein Jahr nach dem Ableben von Emalie, trat dieser merkwürdige Bursche in Alexanders Leben. Ein riesiger Kerl, der jedem anderen mit seinem scheuslichen Aussehen das Fürchten gelehrt hätte, doch nicht so Alexander. Jener hatte ihn als kleinen Jungen verstört und halb tot gefunden in einem abgebrannten Haus. Scheinbar wurde er dort gelassen um zu verbrennen. Der junge Graf war zu jener Zeit gerade volljährig geworden und im Vollbesitz seiner gräflichen Privilegien. So hatte er kurzerhand beschlossen den verwahrlosten Jungen mitzunehmen, da er ihm eher vorkam wie ein verstörtes Tier. Warum sollte er ein wildes Tier nicht mitnehmen und zähmen, wenn es ihm vielleicht noch dienen konnte? Radesch stellte sich tatsächlich als halbes Tier heraus. Er sprach nicht, er schaute seltsam drein, seine Bewegungen waren unelegant und seine Kraft glich der eines Löwen. Sein Aussehen hatte mehr den Charakter einer Bestie. Bucklig, krumm, mit Ketten am Körper schlurfte er durch die Flure. Der Graf hatte recht schnell beschlossen dem Jungen zu zeigen, was er zu tun hatte. Er schien geradezu perfekt für diese Aufgabe zu sein. Stumpfsinnig, ohne Sinn für Menschlichkeit, stark wie ein Löwe und er stellte keine blöden Fragen. Alexander hatte eine kranke Vorliebe entwickelt, junge Mädchen aus dem Dorf anzulocken mit schönen Märchen über einen Schlosspark mit Blumen und einem schönen Prinzen, der sie heiraten wollen würde. Die Werbung war ganz einfach zu installieren gewesen, indem er ein paar Rosenhecken um seine Mauern pflanzte, die dem schaurigen dunklen Gebäude beinah etwas romantisches gaben. Das romantische an dem Ganzen war jedoch die Vorbereitung und die Herrichten der Damen für das bevorstehende Festmahl, welches sie mit dem Grafen vereinigen sollte, oder besser gesagt sie mit der Seele von Emalie, die nur dem Grafen gehörte. Die Herrichtung der Mädchen durch Radesch war eines der wenigen Dinge, die Alexanders Brust in heiße Wogen versetzen konnte. Ihre hellen Schreie und ihr Weinen, ihr Flehen, wenn der Bluthund ihnen die Arme auskugelte oder ihre Gliedmaßen asymmetrisch abschnitt – das war die wahre Musik, die sein Herz zum erblühen brachte. Oh Emalie. Wie nah sie ihm dann jedesmal war. Doch so sehr er auch wollte, konnte er den Vorbereitungen nie zusehen. Sie waren viel zu plastisch und das viele Blut war so schmutzig, so schmutzig wie die Sünde, die sie einst begangen hatte. Nein, viel lieber wollte er seine süße Emalie in ihren hellen Stimmen hören. Erst wenn sie anfingen zu krächzen wie die Krähen, waren sie bereit nach draußen in den Schlossgarten zu kommen. Dort wartete stets eine Heerschar von dunklen Vögeln auf ihr warmes Fressen..
Ich finds sehr cool ^^ Erster Eindruck hat mich etwas überrascht, weil ich kurz verwirrt war, ob ich nun davon geblendet sein soll oder nicht... XD da die Farbe aber keine grelle ist haben sich meine Augen schnell dran gewöhnt. Ich mag das Lila :D erinnert mich an die Herrscherfarbe Purpur x)
Dem Rampenlicht sei Dank. Sergey bemerkte schnell, dass er nicht gesehen wurde von den tanzenden Grazien, denn das Licht schien in ihre Richtung, so stand er also hinter der Lichtquelle und war mehr oder weniger unsichtbar. Er dagegen hatte freie Sicht auf alles. Neben mir tuschelten zwei Kamerade darüber ob die tanzenden 'Kerle' auf der Bühne dort nicht alle Schwuchteln waren. Sie lachten leise und nickten sich gegenseitig zu. Sergey verdrehte genervt die Augen und stieß dem einen den Ellbogen in die Seite. „Pssst.. das sagt man nicht. Du könntest gehört werden du Idiot.“ Warum mussten sie sich ausgerechnet jetzt darüber unterhalten, ob die Kerle hier schwul waren oder nicht? Selbst wenn sie es waren, das war doch ihr Problem! Schließlich hielten die beiden Kamerade wieder ihre Backen und saßen brav bis zur ersten Pause auf ihrem Platz. „Denkst du, sie pissen wie Mädchen?“ schnalzte der eine. „Bestimmt, wenn sie wie welche tanzen!“ raunte der andere und beide fingen an zu lachen. „Seid doch leise ihr Hornochsen! Wir sind hier Gäste!“ fuhr Sergey sie an und rügte sie zurecht. Die beiden zuckten nur die Schultern und gingen nach draußen um eine zu rauchen. Sergey dagegen blieb drinen, stand aber von seinem Platz auf und vertrat sich die Beine. Die Kommentare von seinen Kollegen hatten ihn jedoch auf eine blöde Idee gebracht. War vielleicht doch etwas dran? Pinkelten Baletttänzer im sitzen? Nein.. das war bestimmt ein dummes Soldatengerede. Er beschloss es selbst herauszufinden und suchte die Toilette auf. Der Raum war zwar etwas schlichter gehalten, als der Tribünenraum, jedoch zeigte er noch genügend Prunk und Gloria. Es gab Pissoirs und Kabinen. Die Kabinen waren alle leer. Ging hier denn jemand pinkeln oder waren das nur dekorative Waschebecken in seltsamem Design? Sergey suchte sich eins der fancy 'Waschbecken' raus und schaute in einen Spiegel vor sich. Ernsthaft? Spiegel beim Pinkeln? Wie eitel war dieses Gebäude? Oder hatte es schlichtweg den Sinn, dass sich die Besucher und die Aufführenden ihres Aussehens versichern konnten? Nicht einmal Graffitti klebte an den weißen Wänden. Es war so unglaublich sauber und aufgeräumt.. Der Soldat bemerkte in seinem Staunen nicht, wie hinter ihm die Tür aufging.
Vielleicht war die Antwort doch zu mutig gewesen. Sicher – manche Anmachsprüche waren unter der Gürtellinie und niemals hätte ich einen solchen rausgelassen, selbst wenn ich mit diesen vertraut war – doch mein Spruch war nicht zu weit hergeholt oder? Ich war so stolz auf meine Brückenbildung mit dem Funke und dem Feuer. Jedoch ließ mich Chikas vermeidender Blick auf andere Ideen kommen. War ich zu weit gegangen? Oder wurde er gerade verlegen und lief rot an, wie ein junges Schulmädchen das von ihrem Schwarm angeschaut worden war? Vorsichtig streckte ich eine Hand nach meinem Gegenüber aus und versuchte seine Hand zu berühren, doch kurz bevor meine Fingerkuppen auf seiner Haut zu liegen kam, bemerkte ich wie er den Blick scheinbar ins Leere hielt. Was genau sah er dort? Ich folgte ihm und hielt inne in meinem Versuch ihn anzufassen. Meine Hand blieb auf dem Tisch liegen und ich drehte ebenso den Kopf in jene Richtung, in die ich glaubte, dass Chika schaute. Ich erkannte eine kleine Menschengruppe die sich um Musiker herum geschart hatten und scheinbar vorhatten zu tanzen. Ja, richtig wir waren immernoch in einem italienischen Lokal, da gehörte zum Essen auch die Unterhaltung und natürlich auch Musik zu der man sein Tanzbein schwingen konnte. Einen Momentlang ruhte mein Blick auf der Gruppe, die zu den lauter anschwellenden Tönen des Gebläses anfing sich um ihre eigenen Achsen zu drehen. So so eine Terrasse mit abendlicher Musikvorstellung, sehr interessant. Mein Blick wanderte wieder in Chikas Gesicht. Eine Frage brannte mir auf den Lippen. Wollte er tanzen? Wollte er dorthin gehen und sich die tanzenden anschauen, wenn er schon keine der musikalischen Klänge hören konnte? Ich tippte ihn vorsichtig am Handrücken an, und zeigte lächelnd auf ihn, dann auf die tanzende Gruppe. Dann machte ich eine Fingerbewegung auf dem Tisch die soviel heißen sollte wie ein laufendes Männchen. Ich kam mir vor wie ein Depp, der eine Sprache versuchte zu sprechen, die er niemals gelernt hatte. Als mir auffiel was ich da grade tat, musste ich lachen und hielt mir grinsend die Hand vor den Mund. Sicher hatte es ausgesehen wie ein Hund, der versuchte zu schreiben. Ich lehnte mich zurück in meinen Stuhl, schob mir eine Haarsträhne lässig hinters Ohr und lächelte Chika abwartend an. Ich überlies ihm die Entscheidung wie er unser erstes Date hier vollenden wollte. Ja es war mittlerweile ein Date geworden.. irgendwie. Mir machte das nichts aus, im Gegenteil ich freute mich mal jemanden ein wenig ausführen zu können.
Heute war sein Glückstag oder so. Die Kompanie hatte sich dazu entschlossen den Tag der gefüllt war mit Patroullien und Wachehalten und Revolutionisten zu erspähen, ausklingen zu lassen wie zivilisierte Menschen. Nämlich mit einem kleinen Ausflug ins Theater. Doch es war nicht irgendein Theater. Das prächtige Gebäude war eins der glanzvollsten in der Stadt und ragte hervor mit seinen althistorisch barocken Fassaden, in denen sich der ganze Glanz der Kultur spiegelte, welche innerhalb des Gebäudes ausgeführt wurde. Der Boden bestand aus glattgeschliffenem polierten Marmor, in dem man sich spiegeln konnte. Die Soldaten staunten nicht schlecht über die immense Größe der großen Eingangshalle, die sehr vielversprechend war. Welche Wunder, mochten sich hier wohl abspielen? Voller Neugier und Spannung machte es sich der kleine Soldatentrupp auf einer Reihe Plätze bequem, die ihnen zugewiesen wurden. Die Blicke der Bediensteten sprachen Bände. Sicher war es keine alltägliche Sache, hier in einem Haus der Kultur und der Musik, Männer vom Krieg zu sehen. Doch wer bezahlte, durfte auch anschauen. Also waren sie hier und begutachteten voller Staunen, den großen Raum, der eine beleuchtete Bühne besaß mit großen schweren Vorhängen, die noch zu waren. Sergey hatte sich erst gewöhnen müssen an die schönen Sitzplätze, an die hübschen Kronleuchter, an die fein gekleideten Menschen die hier rumliefen.. schlichtweg einfach alles war so wunderbar! Wie in eine andere Welt tauchte er hier ein und blickte gespannt auf die Bühne, welche langsam ihre schweren Samtvorhänge zur Seite zog und die Schauspieler und Tänzer zeigte, welche das Stück „Senschnaja Korolewa“ aufführten. Ihre Kostüme waren hinreißend und sehr sorgfältig geschaffen worden. Sergey wollte gar nicht erst wissen, wie aufwändig und teuer ihre Beschaffung in Krisenzeiten wie diesen waren. Aus Reflex salutierte er vor den Tänzern, die sich aufgereiht hatten und nacheinander verbeugten, ehe sie im Tippelschritt wieder verschwanden und eine Musik erklang. Das Ballettstück begann mit einem bedrohlichen Paukenschlag. Die ersten Tänzer huschten über die Bildfläche und ließen ihre bunten Kostüme flattern. Sergey konnte sich nicht daran erinnern jemals etwas so glanzvolles kunstvolles gesehen zu haben. Er war ganz hingerissen von den geschmeidigen Bewegungen der Beine und der eleganten Haltung ihrer Arme und Köpfe. Vor allem die aufblitzenden Augen eines sehr energischen Tänzers ließen Sergeys Aufmerksamkeit ein Weilchen zulange auf dem schönen blonden Jüngling mit den langen blonden Haaren ruhen. Eigentlich war er kein Typ der starrte, doch hier war das schwer zu vermeiden.
Name: Sergey Ibrahimovic Alter: 25 J. Größe: 1,87m Geburtstag: 3.6. Beschäftigung: Soldat in der russischen Armee auf Seiten der zarentreuen Truppen, gegen die Reformer der Bürgerbewegung. Familie: Vater General in der Armee gewesen, ist bei einem Einsatz umgekommen. Mutter lebt abgeschieden in einem Vorort von Moskau mit jüngerem Bruder, der noch zu jung ist für die Armee. (16 J.)
Vorlieben: Schnee, Kälte, klarer Himmel, Wodka, ein paar Minuten alleine, Kaminfeuer, Quatschen mit Kameraden, geräuchertes Fleisch, Mondlicht, schöngeistige Künste.
Sexualität: Hat nie so wirklich darüber nachgedacht und keine Gelegenheit gehabt es auszutesten.
Sonstiges: Sergey ist ein Mann mit starkem Gewissen und Pflichtbewusstsein. Was sein Oberster befiehlt führt er aus, jedoch nie ohne sich selbst eine eigene Meinung davon zu machen. Er tendiert dazu schlichten zu wollen unter sich streitenden Kameraden. Obwohl er in die Armee beigetreten ist, ist er im Grunde sehr pazifistisch. Er möchte nicht, dass es in Russland zum Bürgerkrieg kommt wegen den Anitmonarchen und den Promonarchen. Er möchte, dass alles so bleibt wie vor 300 Jahren auch wenn er weiß, dass das Land sich auf einen Wendepunkt unaufhörlich zubewegt. Er fürchtet um den Frieden innerhalb der Städte. Noch wurden nur kleinere Scharmützel unter lokalen Truppen ausgetragen die sich schnell wieder legten. Sergey hofft, dass sich das gespaltene Land bald wieder einigt ohne ein totales Chaos anzurichten. Zudem fürchtet er um seine Familie, die außerhalb Moskaus lebt. Einen gesellschaftlichen Abend mit einer angenehmen Ruhe und einem netten Essen schätzt er sehr hoch, da ihm dies selten vergönnt ist. Russland ist vor nur ein paar Jahrzehnten zur kulturellen Blüte auferstanden und entdeckt seine verborgenen Künste langsam wieder, wie das Malen, die Opern oder die Theaterstücke. Sergey will nicht, dass all dies einem womöglichen Krieg geopfert wird und das Land wieder zurückwirft in seiner Entwicklung.
Mit großer Neugier verfolgte ich die Finger meines Gegenübers, wie sie flink über die glatte Oberfläche tanzten und Buchstaben zu Worten formten, die ich wahrscheinlich niemals aus dem Mund hören würde. Taube Leute konnten vielleicht nichts hören, aber das musste nicht heißen, dass sie auch nichts sagen konnten oder? Wusste Chika wie er sich anhörte? Spürte er nicht das vibrieren in seiner Kehle, wenn er versuchte ein Wort zu sagen? Hatte er jemals versucht zu sprechen, obwohl er nichts hörte? Ich war wirklich interessiert daran, aber ihn zu fragen – nein das hatte ich natürlich nicht den Mut. Es fühlte sich an wie eine standardfrage bei behinderten die man immer stellen wollte, und sie lieber nicht stellte. Kinder durften das noch, aber kaum waren sie groß zählten andere Regeln, als die Befriedigung ihrer unschuldigen Neugier. Ich gab mich damit zufrieden, dass ich es vorerst nicht erfahren würde, ob Chika sprechen konnte oder nicht. Vermutlich war es ihm mehr als unangenehm darauf angesprochen zu werden. Ich würde auch nicht auf ein fehlendes Bein angesprochen werden wollen, wenn ich ein solches hätte. Als das Handy wieder in meinem Besitz herüberwanderte ließ ich die Augen wissbegierig über die geschriebenen Zeilen wandern. Oh? Es war gar keine Aufforderung gewesen, es war eine Frage gewesen. Ich grinste dümmlich und lachte dann leicht verlegen, während ich mir in den Nacken griff und ihn ein wenig rieb, als Zeichen meines Zugeständnisses, dass ich einen Fehler gemacht hatte in meinen Annahmen. Das war jetzt etwas peinlich. Ich linste auf zu meinem Gegenüber und schüttelte leicht den Kopf in der Hoffnung er würde schon nonverbal verstehen – nein, tat er vermutlich nicht, aber ein Versuch war es wert. Ich tippte eifrig in mein Teil. „Ich wohne drei Straßen von hier entfernt.. Nein, nicht doch, alles gut. Entspann dich ruhig und genieß deinen Salat, so wie ich deine Gesellschaft momentan genieße. Es tut mir leid, dass du vorhin so einen Schock erleben musstest mit dem Feuer auf dem Tisch. Sowas erlebt man nicht alle Tage, vielleicht ist es ja ein Zeichen und es hat zwischen uns so heiß gefunkt, dass es einen Brand gab.“ ich griff mit einer Hand zurück zum Wein und nahm einen kräftigen Schluck, ehe ich meinen Satz nochmal laß. Es war pure Provokation. Egal. Ich wollte das jetzt testen wie Chika das aufnahm. Ich gab insgeheim dem Wein die Schuld – obwohl ich wusste, dass er gar nichts damit zu tun hatte, außer dass er meine Hemmschwelle ein wenig senkte. Es hieß zwar betrunkene würden auf dumme Ideen kommen, doch das stimmte nur halb. Nicht der Wein ließ einen auf Ideen kommen, die Ideen waren vorher schon da, nur wurden sie gehindert an der Ausführung. So ließ ich es zu, das mein Handy aus meiner Hand glitt um auf der glatten Tischoberfläche rutschend bei meinem Gegenüber anzukommen. Ich trank erneut von meinem Wein und überlegte mir ob ich noch einen bestellen sollte – wenn wir hier noch ein wenig saßen, wollte ich gerne noch was in der Hand haben zum schwenken. Ich mochte es einfach Dinge zu berühren, während ich mich in einer konversationsreichen Gesellschaft befand. Ähm nagut, vielleicht war Konversation hier das falsche Wort.. doch es war Gesellschaft und eine sehr angenehme dazu.
Die kurze Geste an Chikas Ohren ließ mich mein Augenmerk kurz auf sein Gesicht lenken. Hatte ich etwas falsch gesagt? Oder hatte ich etwas an den Ohren kleben? Was meinte er mit seinen Händen auf seinen Ohren? Ich steckte ein zwei Bissen der Pizza zwischen die Zähne, während ich darüber nachsann. Dann kam es mir plötzlich. Sicher! Er meinte er habe was auf den Ohren, und das bedeutete in seinem Kontext er konnte nichts hören. Ich lächelte entschuldigend und nickte leicht, ehe ich einen guten Schluck des guten Weines meine trockne Kehle runterspülte. Die süße Würze tat gut und erleichterte mir meinem süßen Gegenüber ins Gesicht zu sehen, ohne zu grinsen wie ein beklopptes Honigkuchenpferd. Er schien seinem Salat auch nicht abgeneigt zu sein, so wie er ihn nach und nach in kleinen Bissen verputzte, peinlich sauber, und fein, fast wie eine edle Lady. Ich musste erneut grinsen. Wie konnte ein Junge so erfrischend süß sein, wie eine Traumfrau die ich mir vielleicht ansatzweise hätte ausdenken können. Ich lächelte innerlich über meine Situation und hoffte das beste draus machen zu können. Schließlich war ich manchmal etwas daneben, was zwischenmenschliches anging. Ich hatte schon lange kein Date mehr gehabt, das diese feminine Eleganz ausstrahlte. Die Pizza auf meinem Teller wurde zunehmend kleiner, bis sie schließlich verschwunden war in meinem Magen. Ich leckte mir noch die Fingerspitzen und schloss genüsslich die Augen, ehe ich mein Weinglas langsam weitersippte. Mein Blick schlich beständig um den rothaarigen gegenüber von mir herum. Ich studierte seine Züge, wenn er einen Bissen nahm. Insbesondere die Art wie er seine Lippen an das Wasserglas setzte, bescherte mir ein angenehmes Kribbeln in der Brustgegend. Ich konnte mir wortwörtlich vorstellen wie sich diese sanften Lippen anfühlen würden – halt nein. Meine Gedanken drifteten schon wieder ab ins unermessliche und vermessene. Sollte ich es tatsächlich riskieren mit diesem Kerl anzubandeln? Würde er nicht flüchten, wenn er rausfand, dass ich mehr als romantisches Interesse an ihm fand? Ich fürchtete mich vor einer harten Ablehnung, jedoch war die Angst es unversucht zu lassen noch größer. Ich stellte mein Glas auf den Tisch und machte meine abgeleckten Fingerspitzen mit einer Serviette trocken, dann griff ich nach meinem Handy. Ich warf noch einen prüfenden Blick auf Chikas Teller, ehe ich anfangen wollte zu tippen. Dann sah ich wie er eine Geste in die Luft machte, das mich irgendwie an ein Haus erinnerte aus Kindergartenzeichnungen. Ein Haus? Wollte er nachhause? Was hatte es mit dem Haus auf sich? War es nicht ein eindeutiges Zeichen für nachhause gehen wollen? Also wollte er bald aufbrechen oder? Er hörte schnell auf mit seiner Geste und blickte mich mit roten Wangen beschämt an. Was war los? Ich war verwirrt. Hatte er irgendwas unanständiges sagen wollen? Hatte er vielleicht gesagt, er wolle zu mir nachhause? Ich grinste unwillentlich ein wenig. Dann wischte ich erneut den Gedanken weg, mir den Jungen nachhause zu nehmen auf mein Sofa. Nie im Leben. Erneut überlegte ich was das Hauszeichen bedeuten konnte. Ich kam nach einigem hin und her auf die Schlossfolgerung, dass er wahrscheinlich nachhause wollte oder höflich danach fragte wann wir aufbrechen würden. Ich tippte in mein Handy. 'Wie ist dein Salat? Meine Pizza war ganz ordentlich, außer dass sie kalt war.' ich zögerte kurz dann schrieb ich weiter. 'Was bedeutet dein Haus? Willst du bald nachhause aufbrechen?' zu schreiben, ob er mit zu mir auf mein Sofa wollte, ließ ich mal bleiben. Ich hatte so eine Ahnung, dass es zu weit gehen würde. Also reichte ich ihm mein Handy über den Tisch und warf ihm ein versonnenes Lächeln zu. Ich empfand etwas seltsames im Moment. Als würde Armor hinter mir mit Pfeilen stehen und mich gerade abschießen. Mein Magen war flau und mein Puls ein wenig höher. Ich wusste nicht was los war. Doch ich wusste, dass Chika eine eigenartige Sucht in mir weckte, schlimmer noch als Wein. Und wie das so mit Süchten war – man musste vorsichtig sein.
Ich weiß nicht sicher, ob ich eingeschlafen war auf dem Tisch. Wieviel Zeit war vergangen? Ein paar Minuten? Eine halbe Stunde? Oder doch schon mehr? Ein unbestimmtes Geräusch in meiner unmittelbaren Umgebung ließ mich aufschrecken und aufsehen. Was war los? Benommen blinzelte ich eine zierliche Gestalt an, die sich mir näherte. Ach richtig. Da war was. Ich war doch mit diesem rothaarigen hier gewesen zum essen. Mein Auge sagte mir, dass er es tatsächlich war, der sich da zu mir setzte an den Tisch. Ein leises Lachen verließ meine Kehle, gefolgt von einem breiten Grinsen. „Das gibt’s nicht! Du bist wieder da.. äh ich meine.. schön, dass du wieder da bist!“ lächelte ich ungeniert und kam nicht umhin mich verlegen am Nacken zu reiben. Scheiße man. Was hab ich da schon wieder getan? Wieso musste Smalltalk auch so schwierig sein? Momentmal. Chika konnte doch nichts hören! HA! Also war mein Gelaber womöglich halb so schlimm. Erleichtert entspannte ich mich wieder auf meinem Platz und musterte mein Gegenüber mit wohlwollenden Blicken. Ich war sichtlich froh darüber, dass er sich dazu entschieden hatte, trotz der kleinen Unruhen, wie dem Feuer auf dem Tisch, zu mir zurück zu kommen. Ich meinte zu verstehen was der Junge mir mit seiner Kreisbewegung sagen wollte. Ja natürlich! Ja natürlich würden wir noch essen! Auch wenn mein Gericht schon kalt geworden war. Aber was solls. Gutes Essen schmeckt, egal ob warm oder kalt. So nickte ich eifrig und deutete ebenso auf die Gerichte. Ich hatte wirklich schon befürchtet er war fort gegangen – auf nimmer wiedersehen. Nein, das hätte ich mir nicht so schnell verzeihen können. Mit fröhlicher Miene nickte ich dem Jungen zu und machte mich dran meine kaltegewordene Pizza zu zerteilen in fachgerechte Stücke.
Der Junge blieb erst regungslos stehen, dann allmählich kehrte das Leben in seine Glieder zurück. Ich meinte eine Röte in seinem Gesicht zu sehen. Hatte ich ihn verlegen gemacht? Bestimmt hatte ich das. Immerhin hatte ich ihm einen Kuss aufgedrückt. Irgendwie war ich fast erleichtert, dass es nur auf die Stirn gewesen war. Hätte ich seine Lippen gewählt, wäre er vielleicht in Ohnmacht gefallen oder hätte mir eine geknallt. Geduldig wartete ich ab was er tat. Es war sicher schwer für ihn mit der fremden Situation umzugehen. Ich nahm nicht an, dass er schonmal von einem fremden auf die Stirn geküsst worden war. Also setzte ich mich auf die Bank an dem Tisch und sah hoch zu ihm mit sanften Blick. Vielleicht würde es mein letzter Anblick von ihm sein. Ein Gefühl in mir sagte, dass ich ihn erschreckt hatte und zu weit gegangen war. Aber wie sonst hätte ich ihm mein Interesse und meine Zuneigung bekunden sollen? Andere Leute schenkten Blumen oder Schokolade.. ich dagegen, ich lud zum Essen ein und küsste meine begehrte Person in der Hoffnung sie würde mich irgendwann zurück küssen. Ein leichtes lächeln huschte über mein Gesicht. Wann war eigentlich das letzte mal gewesen, dass ich eine Person geküsst hatte? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Dann wanderte mein Blick wieder zu Chika, der vor mir stand und mit der Hand irgendwohin zeigte. Ich fragte mich, was diese Geste bedeuten mochte. Mit aufmerksamem Blick folgte ich ihm, wie er durch den großen Raum schritt und hinter einer Ecke verschwand. Das war aber nicht die Eingangstür gewesen. Dort hinten waren entweder die Räumlichkeiten der Restaurantbesitzer oder aber.. die Toiletten. Ah! Nun verstand ich, was er mir sagen wollte mit seiner Geste. Er wollte sagen, dass er ins Bad geht. In einem Anflug von Erleichterung ließ ich mich etwas tiefer in die Bank sinken und blickte auf die Tischfläche. Langsam schloss ich die Augen und stellte mir im Geist vor, wie ich langsam hinter ihn trat und ihn seitlich auf die Wange küsste. Bei dem Gedanken wurde mein lächeln wieder breiter. Aber nein. Was machte ich mir denn da für Hoffnungen?! Er war doch nur ins Bad gegangen um sich frisch zu machen.. oder schlimmer noch, meinen Kuss auf seiner Stirn abzuwaschen.. Seufzend stämmte ich mein Kinn in beide Hände und starrte unglücklich den Stuhl nieder, der gegenüber von mir stand und als mein stummer Gesprächspartner diente. Bestimmt wusch sich Chika das Gesicht sauber von meiner unartigen Art ihm näher zu kommen. Hatte ich ihn angewidert? Hatte ich mich doch geirrt und er mochte nur Frauen? Alles war möglich. Ich war verwirrt über mich selbst, aber vor allem über Chika. Er war weg. Vielleicht war mein Kuss der Grund seiner Flucht. Nein nicht vielleicht, er war es bestimmt. Ich hätte ihn wohl nicht küssen sollen. Wer küsst schon einen Typen auf die Stirn? Naja, keiner, außer mir eben. Etwas geknickt ließ ich den Kopf sinken und legte ihn auf meine Arme auf die Tischplatte. Ich wollte mich nicht der Traurigkeit und der halben Gewissheit hingeben, dass ich den Jungen verstört hatte oder gar angewidert mit meiner Berührung. Irgendwo in mir lebte noch die Hoffnung er würde bald zurückkehren und mir nochmal sein Lächeln schenken. Die Kühle der Tischplatte spendete mir Trost. Und so verharrte ich in Ungewissheit, ob der hübsche Junge zu mir zurückkehren würde oder nicht.
Also mir is eigentlich egal welche Farbe.. nur nichts extremes. Eben kein grelles weiß oder neonpink.. alles andre is okay. Ihr kriegt das schon irgendwie hin ;) *anfeuer*
ich hätte gern eine Geburtstagsecke :D wo man gratulieren könnte oder auch sonst kleine Ereignisse reinklatschen kann wie Weihnachten Ostern oder sowas wie LBM und Connichis ;)