RE: Gefühle~mal~anders - 2

Für einen Moment war ich sprachlos. Ich öffnete und schloss den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Laut kam heraus. Ich sah bestimmt aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. "D-das wäre super." Ich konnte mein Glück nicht fassen. Ich hatte einen festen Job! Am liebsten wäre ich im um den Hals gefallen und hätte ihn umarmt. Das wagte ich dann doch nicht.
Stattdessen strahlte ich ihn glücklich an. Ich trank wieder einen Schluck der heißen Schokolade. Nachdem ich die Tasse wieder auf den Tisch gestellt hatte, fiel mir eine Frage ein. "Warum tun Sie,,,tust du das? Warum hilfst du mir? Ich meine, wir kennen uns nicht." Ich wartete gespannt auf seine Antwort.

"Ja... das ist eine berechtigte Frage. Ich weiß auch nicht... vielleicht, weil du mich an mein früheres Ich erinnerst und ich nicht zulassen will, dass du in den Abgrund stürzt. Wenn es um Geld oder einen Job geht... kann ich helfen und ein Leben retten... so habe ich Gedacht." erklärte ich ihm und schmunzelte ihm zu.
"Möchtest du noch etwas Essen oder Trinken?" fragte ich und blickte zum Tressen, wo noch allerlei Gebäck oder Kuchen gab.

Ich lächelte. "Ich würde gerne bei dir anfangen. Ich hoffe, ich mache mich nicht lächerlich. Immerhin bin ich in diesem Gebiet unerfahren. Aber ich verspreche, ich gebe mir Mühe. Und ich lerne schnell." fügte ich hinzu. Mein Blick fiel auf die Tressen. Ich zögerte. Ich musste zugeben, dass ich Hunger hatte. Mein Magen knurrte verräterisch. Ich errötete verlegen. "Ich habe ein wenig Hunger!" gestand ich. "Aber...ich habe nicht soviel Geld dabei!" In Wahrheit war mein gesamtes Erspartes bei meiner Mutter. Ich wusste nicht, wie ich die Getränke zahlen sollte.

"Mach dir keine Gedanken. Ich zahle und wenn du dann was verdienst, kannst du es mir ja wiedergeben oder mich einladen." schlug ich vor, stand auf und lief zum Tressen, wo ich in der Auslage auf Gebäck und Kuchenstücke deutete. Am Ende hatte ich 4 Dinge auf dem Tablett und stellte alles auf den Tisch ab.
"Wor hätten einmal Chesscake, Schokolade und einem Kekse oder aber einen Brownie. Alles wirklich sehr lecker. Greif zu." sagte ich und reichte ihm eine Gabel.

Hungrig sah ich auf das Tablett. "Danke!" Ich nahm die Gabel an. Unsere Hände berührten sich flüchtig. Ein seltsames Gefühl durchfuhr mich. Was hatte dies zu bedeuten? Verwirrt über mich selbst sah ich ihn an, vergaß sogar meinen Hunger. Was zum Teufel war los mit mir? Ich spürte ein warmes Gefühl in meinen Körper. Mein Herz raste, und ich hatte keine Ahnung was los war. Mühsam riss ich meinen Blick los und begann zu essen.

"Danach sollten wir wohl langsam nach Hause." kündigte ich an und lächelte ihn an, während ich ein Stück vom Schokoladenkuchen trennte und zum Mund führte. Dabei trank ich meine heiße Schokolade zu Ende und aß den Kuchen. Als alles aufgegessen war, bestellte ich uns ein Taxi zum Cafè, dass erst Kyle und dann mich nach Hause bringen würde.

Als wir mein Zuhause erreichten und der Wagen hielt, sah ich Andrew noch einmal an. "Und...wo und wann beginnt mein neuer Job?" Ich konnte immer noch kaum glauben, dass es nun wieder besser werden würde. Ich würde die Zeit mit Mum genießen können. Ich würde bei ihr sein können. Bis sie friedlich einschlief.

"Komm Morgen einfach mal bei mir im Büro vorbei." sagte ich und fummelte aus meiner Brieftasche eine Visitenkarte hervor. Diese reichte ich dann Kyle.
"Gute Nacht und erhol dich gut." wünschte ich ihm, bevor das Taxi weiter fuhr und mich nach Hause brachte.

Ich sah dem Taxi noch kurz hinterher, ehe ich in die Wohnung lief. Meine Mutter schlief bereits. Ich fand, sie sah friedlich aus. Obwohl sie etwas blass wirkte. Sie lag auf der Couch vor dem Fernseher. Ich lächelte leicht und deckte sie zu. Dann drehte ich den Fernseher aus und schlich in mein Zimmer um selbst schlafen zu gehen.

Am nächsten Tag wachte ich schon früh auf. Ich zog mich um. Mir fiel auf, dass ich keine passenden Anzug hatte. Seufzend zog ich mir eine schwarze Jeans und ein weißes, enges T-shirt an. Meiner Meinung nach war dies die Beste Kleidung, die ich hatte.

Leise ging ich in die kleine Küche um meiner Mutter etwas zu essen zu machen. Ich sah auf, als sie den Raum betrat. Sie wirkte so kraftlos und schwach. Ich zwang mich zu lächeln. "Guten Morgen, Mum!" -"Guten Morgen!" Ich sah schnell weg. Ich ertrug es nicht, sie so geschwächt zu sehen. "Ich mache dir nur schnell was zu essen!" verkündete ich. "Ich habe da vielleicht einen neuen Job in Aussicht!" Meine Mutter trat näher. "Du arbeitest so viel!" sagte sie mit Bedauern in der Stimme. "Wir sehen uns kaum noch!" Ich drehte mich zu ihr um. "Ich muss doch Geld verdienen. Für dich! Ich will, dass es dir gut geht!"

Meine Mutter lachte traurig. "Du bist so ein guter Junge!" Ich gab keine Antwort. Ihr Blick fiel auf meine verletzte Hand. "Was ist passiert?" Entsetzen lag in ihrer Stimme. Ich seufzte leise. "Lange Geschichte!" murmelte ich. Sie wollte weiter darauf eingehen, doch ich stellte einen Teller in die Mikrowelle und säuberte die Arbeitsfläche. "Ich muss los. Wir sehen uns später!"

Ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich das Gebäude erreichte. Es war groß und wirkte edel. Ich sah an mir herab. Absolut unpassende Kleidung, dachte ich. Ich atmete tief durch und betrat das Gebäude.

Kurz darauf stand ich vor Andrew's Büro. Unsicher sah ich mich um. Einige Männer und Frauen in Anzügen eilten durch die Gänge. Ich fühlte mich fehl am Platz. Doch ich hatte keine andere Wahl. Ich konnte nun keinen Rückzieher zu machen und so klopfte ich an die Tür.

Die Nacht war kurz und dementsprechend Müde war ich am nächsten Morgen. Nach einer erholsamen Dusche, einem knappen Frühstück und meiner täglichen Routine, fuhr ich mit einem Taxi zu meinem Arbeitsplatz. Dort grüßten mich alle gut gelaunt und tranken dabei köstlichen Kaffee. Dieser Duft zog sich durch jede Etage. In der Etage unter Lucas, stieg ich aus dem Fahrstuhl heraus und lief hinüber in mein Büro, legte meine Tasche und Mantel ab, bevor ich mir einen Kaffee holte. In der Personalküche standen mehrere Kuchenetagen, worauf unterschiedliche Kuchen und Torten thronten, daneben eine große Kanne mit Kaffee.
Ich trat aus dem Raum und schnappte mir eine Kollegin.
"Habe ich irgendwas verpasst?" fragte ich verwundert über die Kuchen und Torten.
"Naja... Cassy hat heute Geburtstag und da dachten wir, dass wir hier ein bisschen Feiern. Aber noch ist sie ja nicht da, also sag ihr nichts, wenn du sie begegnest. Lucas will nachher auch kommen um ihr zu gratulieren." erklärte meine Kollegin, bevor sie weiter eilte und die Kopien zu ihrem Tisch brachte. Ich verstand und ging mit meinem Kaffee schließlich wieder zurück in mein Büro.
Als es klopfte, blickte ich auf und ließ den unbekannten Gast herein. Schließlich stellte sich heraus, dass es Kyle war, der Bekannte von letzter Nacht.
"Guten Morgen." sagte ich und lächelte ihn an. Ich deutete auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch und lächelte ihn an.
"Möchtest du etwas trinken? Kaffee, Tee oder Wasser?" bot ich ihm an. Nachdem die Frage nach dem Getränk geklärt war, setzte ich mich wieder auf meinen Platz und widmete mich Kyle zu.
"Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt um mit Lucas zu sprechen aber ich bin mir sicher, dass er einen Versuch wagen würde. Er ist sehr hilfsbereit." erklärte ich ihm und schmunzelte.
"Hättest du Zeit für einen Probetag?" fragte ich blickte kurz auf meinen Terminplaner, der offen auf den Tisch lag.
"Ich könnte dir heute einiges beibringen und so kann ich sehen, ob dir die Arbeit liegt. Wenn nicht, dann vereinbaren wir einen neuen Termin." erklärte ich ihm.

Ich setzte mich auf den Sessel und sah ihn an. "Guten Morgen." ich lächelte gut gelaunt."ich habe keinen Durst." Interessiert sah ich mich um. Das Büro war recht groß und gemütlich eingerichtet. Ich blickte wieder zu ihm.
"Heute? kein Problem; ich bin jederzeit bereit!" Ich hoffte, dass ich mit den Arbeiten zurecht kam. Aber ich war schon immer wissbegierig gewesen. Deswegen musste ich einfach gut genug sein. Ich wartete auf seine Entscheidung.

Es freute mich, dass Kyle Zeit hatte und auch freiwillig dazu bereit war, sich einarbeiten zu lassen. Sogleich machte ich mich an die Arbeit und erhob mich von meinem Stuhl und richtete den Arbeitsplatz für Kyle ein. Dafür baute ich die kleine Kommode, auf der Karaffen und Gläser standen, um und legte ihm dort einen Laptop und einen Block sowie einen Stift hin.
"Das wird für heute dein Arbeitsplatz sein. Wenn ich mit Lucas gesprochen habe, werde ich dir einen Platz vor meinem Büro aufbauen lassen. Also, komm her und ich zeig dir mal, mit was ich mich so den ganzen Tag befasse." schlug ich vor und machte Platz für meinen Assistenten.
Ich zeigte ihm auf meinem PC die ganzen Verstrickungen der einzelnen Abteilungen und, dass ich sekündlich Mails bekomme, wie fortgeschritten die Projekte abliefen. Nebenbei musste ich Listen anfertigen und Meetings organisieren, die die weiteren Pläne, Lösungen aber auch Veränderungen beinhalten mussten.
"Verstehst du wie wichtig dieser Posten für das ganze Unternehmen ist?" fragte ich nach gefühlten Stunden.

Ich hörte interessiert zu. Andrew konnte gut erklären. Es schien ein guter Job zu sein. Einer, der wichtig war. Noch nie hatte ich einen so interessanten und wichtigen Job gehabt. Ich musterte Andrew. Er schien wirklich nett sein, netter als meine anderen Chefs. Ich merkte, wie ich mich vollständig entspannte. Mein Blick glitt wieder zu dem PC, auf welchem er mir etwas zeigte. Nach einer halben Ewigkeit später stellte er mir die Frage, ob ich wüsste, wie wichtig der Posten für das Unternehmen war. "Ja!" ich lächelte schüchtern. "Es hört sich super an!" Ich sagte die Wahrheit. Mir gefiel die Vorstellung, hier zu arbeiten.

"Wunderbar. Es freut mich, dass dir die Arbeit gefiel und das du dich voll und ganz in die Arbeit reinknien wirst. Kommst du alleine klar? Momentan kann ich dir nur ein paar Akten übergeben, die du für mich sortieren könntest. Solange werde ich mal mit Lucas reden. Vielleicht kannst du dann Morgen schon deinen eigenen Tisch haben." sagte ich und erhob mich von meinem Platz.
"Du kannst dich auch gerne hier hinsetzten und die Akten sortieren. Am liebsten nach Abteilungen. Die Abteilungen stehen immer Oben in der Kopfzeile." erklärte ich, bevor ich ihn alleine ließ und hoch in die Geschäftsführung fuhr.

Ich sah ihm hinterher. Danach setzte ich mich gehorsam an die Arbeit. Ich bemühte mich, alles richtig zu machen und konzentrierte mich auf die Akten.
Ich war überrascht, dass ich mich hier so wohl fühlte. Kaum zu glauben, dass ich gestern noch als Barkeeper gearbeitet hatte. Mein damaliger Boss war echt grausam. Jetzt war mir klar, dass es auch andere Chefs gab.
Ich verwarf die Gedanken und arbeitete weiter.