RE: Das Größere Wohl - 2

Um es aussehen zu lassen, als wäre er absichtlich gen Wand ausgewichen, tat er so, als müsste er etwas aus dem Regal holen, das sich schräg hinter ihm befand. Gellert glauben zu lassen, er wäre ihm wegen Schüchternheit aus dem Weg gegangen, war etwas, das er nicht mit seinem Stolz vereinbaren konnte. Daher zog er ein verstaubtes Buch hervor mit dem Titel "Formeln und Formulierungen - Zaubern für Fortgeschrittene" und reichte es dem Anderen. "Das hier diente meinen ersten Versuchen zur Steigerung der Effizienz von Zaubersprüchen als Basis. Es beschreibt die mangelnde Fehlertoleranz einer magischen Formel sowie die Möglichkeit, jene zu steigern. Im Laufe der Zeit suchte ich nach einem Weg, nicht die Fehlertoleranz zu verbessern, sondern die Formel an sich, damit erst keine Fehler entstehen können. Nach und nach war es mir sogar möglich gewesen, die Intensität eines Zaubers zu beeinflussen. Entscheidend dabei ist in erster Linie die Aussprache, nicht die Führung des Zauberstabs", gab er dem Anderen zumindest einen Anhaltspunkt, um ihn nicht gänzlich abzuweisen. Die Sorge, ihn nicht wiederzusehen, wenn er ihm keine zufrieden stellenden Antworten gab, war derart groß, dass er bereit war, wenigstens Kompromisse einzugehen. Dass Gellert im nächsten Moment Verständnis für seine Geheimhaltung zeigte, erleichterte ihn daher ungemein. Die Anspannung fiel letztendlich von seinen Schultern, da der Blonde nicht weiter auf ihn zuging. Dies gab ihm die Gelegenheit durchzuatmen und sich zu sammeln. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt - nicht nur sprichwörtlich. Er hatte sogar das Gefühl, in die Mangel genommen zu werden, wenn er ihm nicht Rede und Antwort stand. Seinen folgenden Ausführungen lauschte er mit einem Anflug von Unbehagen, da er den Verdacht nicht los wurde, es mit einem Zauberer zu tun zu haben, der sowohl Großes vollbringen konnte als auch Schreckliches. Nachdenklich strich er sich mit dem Daumen über das Kinn, welches ebenso wie seine Wangen kurze Bartstoppeln aufwies. Er war in gewisser Weise frühreif. Die tragischen Umstände in seiner Familie hatten ihn schneller ein Mann werden lassen als so manch einen Gleichaltrigen, nicht nur seelisch, sondern auch körperlich. Bereits im Alter von vierzehn Jahren hatte er die Vernunft eines Erwachsenen besessen sowie das Aussehen eines solchen. Jeder, der ihn zum ersten Mal sah, hielt ihn für weitaus älter als er tatsächlich war. "Das mag sein. Diese Fälle sind allerdings eher die Ausnahme als die Regel", stimmte er ihm nur bedingt zu. Dabei wurde er das Gefühl nicht los, dass Gellert auf etwas bestimmtes hinaus wollte. Ob er vielleicht sogar eine eigene Theorie aufgestellt hatte, die er mit Belegen zu untermauern versuchte, jedoch daran scheiterte, weil ihm die nötigen Mittel dazu fehlten? Albus dachte darüber nach, während er sich auf den Drehstuhl setzte, der sich direkt neben ihm befand und zu dem Schreibtisch gehörte, der vor der angrenzenden Wand stand. Er wollte nicht länger wie ein paralysiertes Kaninchen an Ort und Stelle ausharren als wäre er leichte Beute für ein sprichwörtliches Raubtier wie Gellert es verkörperte. Albus zog die Brauen zusammen als es um schwarze Magie ging. Ihm gefiel nicht, worauf dieser Themenwechsel hinaus lief. Es gab nun mal Bereiche der Magie, die nicht praktiziert werden sollten, weil sie missbraucht werden konnten, wenn sie in die falschen Hände gerieten. Gellert schien so jemand zu sein. Zumindest war er bereit, den Pfad der Moral zu verlassen zu Gunsten der Macht. Dabei relativierte er den schwarzmagischen Kern jener Künste, indem er sie zum Wohle aller anwenden wollte. "Was zählt, ist einzig und allein die Natur des Zaubers. Wenn der Ursprung eines Zaubers eine schwarzmagische Quelle ist und dem Zweck dient, Schaden anzurichten, dann ist das Praktizieren des Zaubers ein Verbrechen. Die Legilimentik mag eine Grauzone sein. Strenggenommen zwingt sie einer Person den Willen eines Anderen auf, indem sie dazu genötigt wird, die Wahrheit zu offenbaren. Die Einnahme des Veritaserums kann notfalls verweigert werden. Dem Einfluss des Zaubers hingegen kann man sich nicht entziehen. Es sei denn man beherrscht Okklumentik, was wiederum das Gegenstück zur Legilimentik ist", wiedersprach er mit einer Professionalität als würde er einen Vortrag halten. Wenn es darum ging, ihn von etwas Gegenteiligem zu überzeugen, das nicht dem entsprach, was er gelernt hatte, dann konnte er ein sturer Bock sein.

Der gutaussehende junge Mann nahm das Buch entgegen und nickte leicht, er lauschte ihm, während er es aufklappte und das Inhaltsverzeichnis durchlas. Immer wieder sah er zu Albus nach oben, hörte ihm zu, wie er vorgegangen war und was seine Grundannahmen waren.Schließlich nickte er wieder und zog die Brauen zusammen "Wie verhält sich das dann für ungesagte Zauber? Und wie würdest du die Rolle des Zauberstabs einschätzen?" kamen weitere Fragen. "Gibt es bessere oder schlechtere Zauberstäbe? Viele sagen ja, dass der Zauberstab sich den Zauberer aussucht. Und trotzdem ist es möglich den Stab eines anderen zu benutzen und sich anzueignen." er sah ihn sich an. "Also wenn ich dich im Kampf entwaffne wird dein Zauberstab für mich funktionieren. Wie viele wissenschaftliche Erkundungen gibt es, die erforscht haben, wie wichtig die Wahl des Stabes ist." er sah wieder auf das Buch, bemerkte gar nicht wie Albus sich setzte und begann im Zimmer auf und ab zu laufen, den Blick immer auf das Buch gerichtet, schien er das erste Kapitel zu lesen. Er war wirklich interessiert daran, wie das funktionierte "Hast du schon eigene Zauber entwickelt?" wollte er wissen und blieb stehen, um ihn wieder anzusehen. "Wenn die Quelle schwarzmagisch ist? Was soll das für eine Quelle sein? Die des bösen denkens?" er schien es wirklich nicht z verstehen. "Und wenn ich Schaden anrichten will, ist doch jeder Zauber dieser Art. Wenn ich dich ärgern will indem ich dein Zimmer verwüste brauche ich dafür keine Schwarze Magie." er zog den Stab "Ein einfaches Wingadium Leviosa und dein Zimmer könnte ein Schlachtfeld werden." er lächelte und steckte den Kopf wieder ein. Oh wie sehr wünschte er sich seinen Geburtstag herbei. "Und ich rede hier ja nicht von den Unverzeihlichen Flüchen." auch wenn er sie sehr interessant fand. "Für den Cruciatus, den Imperius oder den Todesfluch brauch man schlechte Absichten, man muss den Schaden wollen." in diesem Teil stimmte er seiner neuen Bekanntschaft zu. "Und ja, 'Es sei denn man beherrscht die Okklumentik', die man aber nirgendwo lernt, außer vielleicht als Auror."
Er klappte das Buch zu und hielt es unter einem Arm, sah sich Albus an, wie er da nun saß. Gellert genoß die Diskussion. "Die Frage, die sich immer stellt ist, wie die Zauber genutzt werden. Es muss ja nicht jeder alles beherrschen, aber wenn doch Interesse besteht? Wenn das Zielt des lernens das Lernen per se ist."

Seine klugen Augen ließen keinen Moment von der hochgewachsenen Gestalt ab, die mit der kraftvollen Eleganz und der beeindruckenden Aura eines Kriegers durch den Raum stolzierte - das antike Buch in den Händen, somit Weisheit, Intelligenz und Stärke ausstrahlend. Es war ein atemberaubender Anblick, der magisch zu sein schien, denn er verzauberte Albus innerhalb weniger Sekunden ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Sein Verstand schaltete sich ab. Was übrig blieb war der reine Instinkt mit den Grundbedürfnissen eines Primaten. Fragen prasselten auf ihn ein, doch seine geistige Abwesenheit vermochte sie nicht zu fassen. Nur langsam drang zu seinem Verstand durch, was Gellert ihm zu vermitteln versuchte. Der braunhaarige Zauberer schüttelte leicht den Kopf wie in dem Versuch, eine lästige Fliege abzuschütteln. "Ungesagte Zauber sind eine Eigenart für sich. Sie entstehen Kraft der eigenen Gedanken. Willensstärke lautet hier das Schlüsselwort. In diesem Zusammenhang spielt die Führung des Zauberstabs eine größere Rolle. Je sauberer ausgeführt, desto präziser der Zauber", rief Albus sein Wissen über das Durchführen von ungesagten Zaubersprüchen ab wie ein lebendes Lexikon, das er allem Anschein nach darstellen wollte. Der unaufhörliche Strom an Fragen überraschte ihn, zugleich erfreute er ihn auch, weil er nur selten auf Personen stieß, die ebenso viel wissen wollten wie er. "Die Wahl des Zauberstabs ist elementar. So vielfältig wie die Magie eines Individuums ist, so vielfältig ist die Auswahl an Zauberstäben. Je nachdem wie der Zauberstab beschaffen ist und aus welchen Materialien er besteht, kann er die individuelle Zauberkraft wie ein Katalysator verstärken oder abschwächen. Ob ein Zauberstab gut oder schlecht ist, hängt also ganz davon ab, ob die Wahl mit Bedacht getroffen wurde. Dazu gibt es einige Schriftwerke. Ich habe ein paar davon hier. Dass der Zauberstab nach einem Kampf an den Gewinner übergeht und sich dessen Willen beugt, ist durchaus ein Mysterium, das ich ebenfalls zu ergründen beabsichtige", fuhr er nachdenklich fort, wobei er seinen eigenen Zauberstab musterte als wäre dieser ein schwer lösbares Rätsel. Eine Weile lang beobachtete er noch den in das Buch versunkene Gellert wie ein verträumter Trottel, bis er erneut zum Sprechen aufgefordert wurde. "Nein. Noch nicht. Aber ich arbeite daran", musste er zu seinem Leidwesen den Anderen enttäuschen. Einen Zauber zu entwickeln gestaltete sich als äußerst schwierig. Vorsichtig begegnete er Gellerts funkelndem Blick, während er seine nächsten Worte sorgfältig wählte. "Viele Legenden berichten von den zwei Seiten einer Medaille. Die einen nennen sie Gut und Böse. Die anderen Ying und Yang. Licht und Finsternis. Leben und Tod. Im Prinzip geht es stets um dasselbe. Alles im Leben, auf dieser Welt, wird von zwei Energieströmen gesteuert. Die eine Energie ist die, die zerstört. Die andere, die, die erschafft. Die eine kann nicht ohne die andere existieren. Demnach gibt es auch zwei Arten von Magie. Die eine will zerstören. Die andere erschaffen. Die schwarze Magie führt böswillige Absichten aus. Die weiße Magie, gutwillige. Selbstverständlich gibt es auch Abstufungen. Ebenso neutrale Zauber. Fest steht, dass die schwarze Magie schlechtes vollbringen will. Sie dient in erster Linie jenen, die herrschen wollen. Sag Gellert, willst du herrschen?", glaubte Albus, den Anderen durchschaut zu haben, weshalb er seinen Verdacht ohne Umschweife auf den Punkt brachte. Es war nämlich eine Eigenart von Herrschsüchtigen, schwarze Magie in ein positives Licht zu rücken, um das eigene Handeln zu rechtfertigen. Dabei war es vollkommen irrelevant, ob ein Wingadium Leviosa in guter oder schlechter Absicht gewirkt wurde. Wenn der Zauber dem Zweck dienen sollte, ein Zimmer zu verwüsten, dann steckt dahinter eindeutig eine böswillige Absicht, für die ein neutraler Zauber missbraucht wurde. "Die Okklumentik müsste nicht existieren, wenn es die Legilimentik nicht gäbe. Warum also eine Kunst erlernen, wenn sie ausschließlich dem Zweck dient, einen mentalen Angriffszauber abzuwehren? Solange die Legilimentik eine illegale Technik zum Lesen von Gedanken ist, muss niemand die Okklumentik erlernen, um sich verteidigen zu können", relativierte er den Nutzen jener Künste. Ihre Diskussion nahm philosophische Ausmaße an, was Albus durchaus gefiel. Es zwang ihn, seine eigenen Überzeugungen und Sichtweisen zu hinterfragen. "Wieso etwas erlernen, wenn ich es nicht anwenden will? Verbirgt sich nicht hinter jeder Theorie der Wunsch, sie in die Praxis umzusetzen? Wenn ich theoretisch einen Zauber beherrsche, werde ich früher oder später der Versuchung erliegen, ihn zumindest auszutesten. Besser ist es, nicht in Versuchung zu geraten, weshalb ich mich mit dem Zauber erst gar nicht auseinandersetzen sollte. Meinst du nicht auch?" Albus betrachtete den jungen Zauberer mit einem Blick, der an dessen geistiger Gesundheit zweifelte. Er ahnte bereits, dass mehr hinter dem Rauswurf aus Durmstrang steckte. Kein Schüler wurde entlassen, bloß weil es für ihn nichts passendes zu lernen gab. Schließlich bestand eine Schul- und Bildungspflicht. Er konnte sich den Rausschmiss nur so erklären, dass sich Gellert für Zauber und Wissenschaften interessierte, die selbst für ein in Verruf geratenes Bildungsinstitut wie Durmstrang fragwürdig waren - und das hatte etwas zu bedeuten.

Die Sache mit den Zauberstäben reizte Gellert. Er hatte sich schon viel damit auseinander gesetzt. Doch bisher noch nicht wirklich die richtigen antworten gefunden. Es gab schließlich viele Mythen und Legenden und jene die mehr wussten, die Zauberstabmacher, verrieten ihre Geheimnisse nicht. Er hatte sie bereits aufgesucht. Doch solange man nicht bereit war das Handwerk zu lernen und zu leben, konnten sie so schweigsam sein, dass man sich an ihnen die Zähne aus biss. "Ich stimme dir zu, die Wahl ist ausschlaggebend und die zusammenarbeit zwischen Stab und Zauberer. Doch letztendlich ist ein Zauberstab doch auch nur ein Instrument um unsere Energie zu bündeln." er blieb stehen und sah diesmal aus dem Fenster, so als würde er an etwas bestimmtes Denken, das er jedoch nicht offenbaren wollte. "Ein Stab, der perfekt ist, sich auf jeden Zauberer gleich einlässt und die Magie seines Herren in genau der richtigen Art bündelt..." er klang beinahe verliebt, so wie er davon sprach. Und einen Moment versank er in Gedanken. Sie waren sich wohl ohnehin uneinig über die Sache mit der schwarzen Magie. Gellert glaubte nicht daran, dass es verschiedene Arten gab. Er glaubte an die eine Magie und daran, dass das verwenden der Zauber und die Gedanken des Zauberers ausschlaggebend waren. Erst die letzten Sätze ließen ihn den Blick von einem Baum außerhalb des Zimmers reißen. Er blinzelte und blickte wieder zu Albus "Herrschen? Über wen?", er sah ihn an als hätte er etwas derart absurdes gesagt, das Gellert die Frage nicht verstand. Langsam zog er die Brauen zusammen "Nein, ich will nicht herrschen... Ich will verstehen und optimieren. Was soll ich mit einer Schar Untergebenen? Es gibt keinen Nutzen im Herrschen. Das Lehren und Lernen interessiert mich viel mehr. Wissen ist das was uns ausmacht." er sprach seine innersten Gedanken aus. Er war davon überzeugt, dass Wissen und Hinterfragen das Leben ausmachten. Ruhig und leise, beinahe sanft sprach er seine weiteren Worte aus: "Nur durch Lernen und Hinterfragen kommen wir weiter und können die Welt verstehen.."
"Albus... du bist doch ein kluger Kopf.. 'Wenn Legilimentik nicht wäre, bräuchten wir Okklumentik nicht?" er lächelte sachte, als hätte er etwas unfassbar blödes gehört "Wenn dunkle Zauber nicht existieren würden, bräuchten wir Verteidigungszauber nicht. Also warum sie lehren. Warum einen Schildzauber lernen oder Expelliarmus. Ich will mich auch gegen niemanden verteidigen müssen.. Aber wenn es soweit kommt?" er seufzte und ging zur Couch auf die er sich diesmal langsam gleiten lies. Das Buch legte er neben sich auf die Lehne und sah zweifelnd zu Albus hinüber "Du bist wirklich ein gutgläubiger Zauberer..." stellte er fest und lächelte leicht, den Blick über ihn wandern lassend. "In Versuchung geraten.." er lachte leise.. "Wer Schaden anrichten will, tut es, da ist es egal, was er kann oder nicht. Versuchungen sind nichts weiter als Ausreden Dinge zu tun, die man so oder so getan hätte." er legte seinen Kopf in seine rechte Hand, und lehnte sich auf das Buch.

Albus' Augen wurden schmal als würde er versuchen, die Wahrheit aus Gellerts Worten zu filtern. Nie zuvor hatte er das starke Verlangen, einen Zauber wie die Legilimentik bei jemanden anzuwenden so wie jetzt. Es war unglaublich, welche Sehnsüchte Gellert in ihm weckte. Er brachte ihn tatsächlich auf solche niederträchtigen Gedanken. Und das nur, damit er die wahren Absichten des schön daherredenden Gellert in Erfahrung bringen konnte. Sein Interesse galt in diesem Augenblick besonders der Herstellung von Zauberstäben. Fast könnte man meinen, er würde bei einem Zauberstabhersteller in die Lehre gehen wollen. "Denkst du an einen ganz bestimmten Zauberstab?", hakte er nach, weil es ihm schwer fiel, Gellerts Gedankengängen zu folgen. Worauf wollte jener hinaus? Warum beschäftigte er sich so sehr mit Zauberstäben? Der Jungzauberer nahm seine Schreibfeder in die Hand und zwirbelte den Federkiel, um eine Beschäftigung für seine Finger zu haben, die ihm merkwürdig juckten. War es Tatendrang? Nervosität? Oder etwas ganz anderes? Lange darüber nachdenken konnte er nicht, denn Gellert lieferte ihm nun eine Antwort auf seine provokant gestellte Frage. Er wollte also nicht herrschen. Er stellte es sogar als eine lästige Pflicht dar, über Untergebene befehligen zu müssen. "Ich meine damit nicht nur das Herrschen und das Befehlhaben an sich. Sondern auch die Unterdrückung und die Tyrannei. Eben alles, was mit Herrschen einher geht. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass bereits einige Charaktere den innigen Wunsch gehegt haben, die Welt zu beherrschen, um sie in ihrem Sinne zu verbessern. Was daraus resultierte war eine Schreckensherrschaft. Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt", konkretisierte er die Fragestellung. "Wenn es dir aber nur darum geht, die Welt zu verstehen, dann bin ich ganz bei dir. Ich beabsichtige nichts anderes", stellte er sich schließlich auf seine Seite. Die grünlich schillernde Feder rotierte schwindelerregend schnell zwischen Daumen und Zeigefinger, die das Gefühl des schlanken Kiels, der sich angenehm an seine Haut schmiegte, mehr als gewohnt waren. Ginge es nach ihm, könnte er sofort mit der Schreibarbeit loslegen. Er hatte tatsächlich nicht übel Lust jedes Wort ihres aufregenden Dialogs niederzuschreiben, um ihn für die Nachwelt festzuhalten. "Du hast recht. Schutzzauber wären überflüssig, wenn es die dunklen Künste nicht gäbe. Oder wenn es keine Person mit schlechten Absichten gäbe. Die Anwendung von schwarzmagischen Zaubern zu verbieten löst nicht das eigentliche Problem. Etwas zu verbieten bedeutet nicht, dass sich jeder daran hält. Für den Fall, dass sich nicht daran gehalten wird, ist es nötig, sich verteidigen zu können. Soll das unter'm Strich heißen, dir geht es allein darum, dich gegen jede Eventualität verteidigen zu können? Das zu erlernen sollte kein Problem an einer Schule wie Hogwarts sein. Hast du dich deswegen in Durmstrang nicht gut aufgehoben gefühlt?" Sein neugieriges Augenpaar folgte Gellert bis hinüber zur Couch, auf die sich jener bequemte, mit der Hand als Stütze. Zu gerne hätte sich Albus zu ihm gesetzt. Er befürchtete jedoch, sich in seiner unmittelbaren Nähe zu blamieren, weshalb er auf seinem Stuhl blieb. "Sicher. Wer Schaden anrichten will, der tut es auch. Egal welche Mittel ihm zur Verfügung stehen. Man muss ihm aber kein mächtiges Instrument in die Hand geben, das den Schaden um ein Vielfaches vergrößern könnte. Eben dies sollte mit aller Vehemenz verhindert werden. Nicht ohne Grund wird der Zugang zu zerstörerischem Wissen an den Schulen untersagt. Stell dir vor, welche Grausamkeiten sich im Alltag abspielen würden, wenn jeder einzelne einen unverzeihlichen Fluch beherrschen würde…". Allein die Vorstellung jagte ihm Schauer über den Rücken. "Halte mich für gutgläubig. Ich nenne es pragmatisch."

Gellerts Blick in Richtugn von Albus veränderte sihc kurz, er sah schon die ganze Zeit ernst drein, doch nun war es als würde er über den Tod eines nahen angehörigen sprechen, so ernst und fest war seine Stimme. "Ja, das tue ich. Es ist ein Stab, um den sich viele Mythen ranken... und ich bin überzeugt, dass es ihn gibt." doch mehr sagte er dazu nicht. Auch er wollte nicht all sein Wissen preisgeben zu einem Mann, den er gerade erst kennengelernt hatte. Auch wenn Albus ständigen Einwände und seine klugen Überlegungen ihm stark imponierten. In der Regel liessen sich Menschen recht schnell von ihm überzeugen, mal abgesehen von seinem Schulleiter, doch Albus gehörte zu jenen, die ihm Widerstand leisteten und nachfragten, bevor sie nickten. "Ich will die Welt nicht beherrschen und auch nicht Tyrannisieren. Und sicher nicht Hexen und Zauberer unterdrücken, die rechtschaffend sind." er blickte ihn an. "Schön, dass wir uns einig sind. Die Welt ist so voller unbeantworteter Fragen, und Ansätze. Das Wissen könnte uns verbessern uns zu besseren Menschen machen." er schmunzelte und sah ihm dabei zu, wie er mit der Feder spielte. "Ja... sich gegen Eventualitäten verteidigen.. das klingt deutlich besser." er mochte die Formulierung gerne und hörte ihm zu, als wäre Albus gerade sein Lehrer. "Auch.. Es gab einen duellierclub in Durmstrang und es war mir zu einfach die anderen zu besiegen. Es schien mir, als wäre ihnen nicht bewusst wie viele Zauber es gibt, und dass sie sich gegen eben diese nicht wehren konnten." er setzte sich. "Ein Beispiel war, der Petrificus Totalus, den ich gegen einen anderen 4. Klässler eingesetzt habe. Er konnte ihn nicht einmal abwenden." er schnaubte und fand es einfach nur lächerlich, das jemand das nicht konnte, als wäre es eine Notwendigkeit sondergleichen.
Er lehnte sich langsam zurück und legte ein Bein über das andere, während er ihm erneut zuhörte. Er würde ihn wohl nie unterbrechen, viel zu interessant fand er seinen Blickwinkel. "Natürlich nicht jedem. Aber jenen die interssiert sind? Die Bibliothek in Durmstrang ist voll mit Büchern und doch ist ein großteil davon verborgen und offiziell nicht zugändlich." das er sich selbst Zutritt verschafft hatte, musste er wohl kaum sagen.

Albus, der sich ebenfalls für die Funktionsweise von Zauberstäben interessierte, kannte nahezu alle Mythen, Legenden und Theorien über jene. Daher wusste er sofort, von welchem Zauberstab Gellert sprach. "Der Elderstab…", flüsterte er andächtig, gar ehrfürchtig. Sein Gesichtsausdruck wirkte wie in weite Ferne entrückt. "Auch ich bin diesem Mythos auf der Spur… die Heiligtümer des Todes sind Artefakte, deren Existenz ich nachweisen will. Ich hatte gehofft, nach meinem Schulabschluss eine Reise machen zu können, um ihren Spuren zu folgen. Ich werde mich allerdings in Geduld üben müssen… Bis Ariana erwachsen ist, werde ich das Haus für eine längere Abwesenheit nicht verlassen können", sprudelte es förmlich aus ihm heraus, weil er es nicht fassen konnte, dass er in Gellert einen Gleichgesinnten hatte. Dieser von Gellert indirekt geäußerte Hinweis erregte Albus so sehr, dass er kaum noch Gehör für die anderen Dinge hatte. Verglichen damit war alles andere nichtig. Allmählich ergaben all diese Fragestellungen einen Sinn; Gellerts Bestreben im Duell unantastbar zu sein. Die Relativierung der dunklen Künste. Das Perfektionieren von Zaubersprüchen. Das Analysieren von Zauberstäben. Wollte sich Gellert etwa so wie er über den Tod erheben, um ihn zu beherrschen? Hatte auch er Verluste erdulden müssen, die er ungeschehen machen wollte, indem er Tote wiederbelebte? Suchte er auch nach dem Stein? Dem Umhang? Albus war hellauf begeistert. "Mit einem Zauberstab wie dem Elderstab wäre es ein Leichtes gewesen, einen Angriff wie den Petrificus Totalus unbeschadet zu überstehen…", schloss er aus Gellerts Erzählung. Nun wandte er sich wieder dem Jüngeren voll zu, legte die Feder beiseite und beugte sich etwas vor, indem er die Ellbogen auf den Knien abstützte. "Jenen, die interessiert sind? Wieso sollte man daran interessiert sein? Womöglich, um die Flüche anzuwenden? Ich bin der Meinung, dass so wenig Zauberer wie möglich diese Zauber beherrschen sollten, denn dann ist das Risiko kleiner, dass ein Zauberspruch dieser Art jemals angewandt wird. Dieses Wissen ist Schülern zurecht unzugänglich", beharrte er auf seinen Standpunkt bezüglich schwarzer Magie. Egal wie groß der Wissensdurst war, es gab nun mal Grenzen, die respektiert werden mussten. Dies änderte allerdings nichts daran, dass er unbedingt herausfinden wollte, weshalb Gellert derart fasziniert von den dunklen Künsten war. Er kannte darauf nur eine Antwort; um zu herrschen und zu kontrollieren. Wenn nicht sogar um zu tyrannisieren. Angeblich hatte Gellert dies nicht im Sinn. Daher würde er an Gellert dran bleiben müssen, wenn er dessen wahren Absichten ans Tageslicht bringen wollte. Albus' Ansicht nach, musste man die dunklen Künste nicht beherrschen, wenn man die Welt in Gänze verstehen wollte.

Gellert gefror in seiner Bewegung, als er den Namen des Stabes hörte, er starrte Albus an und war zum ersten Mal seit einer lnagen Zeit wirklich sprachlos. Der junge blonde Mann sah ihn stumm an, hörte sich sein Wissen an, und genauso, dass er vor hatte ihn und die beiden anderen Gegenstände zu finden. "Warten? Wieso warten? Und wohin willst du reisen, wenn du doch an der Quelle sitzt?" er zog die Brauen zusammen und ehe er sich versah, stand er auch schon wieder auf. Er war zu erregt. Die Energie floss immer schneller durch seinen Körper und er konnte kaum an sich halten. "Ich habe mich eingelesen, ich war in Europa unterwegs. Ich weiß, dass sie kaum dort in der Mythologie vorhanden sind. Sie sind hier.. hier in England." er sah ihn eindringlich an. Er ging auf ihn zu, ging vor ihm in die Hocke und faltete seine Hände, um eindringlicher zu sprechen. "Wir müssen nicht weit reisen. Ich meine herausgefunden zu haben, dass sie näher sind als man denkt." er blickte in die klaren blauen Augen seines Gegenübers, zählte die goldenen sprenkel nur unterbewusst. "Mit einem Stab wie dem Elderstab könnte kaum ein Zauber seinen Meister treffen." er grinste und blieb bei ihm. Selbst als sich das Thema wieder den schwarzen Künsten zu wendete und er nur leicht die Augen verdrehte. "Um Magie zu verstehen. Wie soll man Zaubersprüche wirklich verstehen, wenn man sie nicht alle erforscht hat. Es ist als würde man die Augen verschließen vor dem was die Welt bereit hält.." Seine Worte waren leiser geworden, seine Gedanken wirbelten durch seinen Kopf und er öffnete wieder den Mund. "Die Heiligtümer zu finden... kannst du dir vorstellen, welche-" Es klopfte an der Tür "Gellert? Albus? Ihr lieben Jungen, kommt runter ja? Es gibt essen." und dann die Schritte die sich entfernten. Gellert schloss die Augen, dann stand er langsam auf.. "Ich glaube wir werden uns gut verstehen Albus." er sah ihn an, lächelte ehrlich. "Ich bin tatsächlich froh heute hier her gekommen zu sein und ich hoffe wir können diese Unterhaltung weiterführen..." er wandte seine Schritte zur Tür, öffnete sie und sah wieder zu ihm.

An der Quelle? Albus blickte ungläubig drein. Verzog gar eine skeptische Mine. Der genaue Aufenthaltsort der Heiligtümer war ihm nur vage bekannt. Er wollte reisen, um ihnen näher zu kommen. Dass ihm diese bereits näher waren als angenommen, war ihm neu. Offenbar wusste Gellert über die Artefakte mehr als er selbst. Sie würden sich gut ergänzen - so seine blinde Hoffnung, die nichts mit der Rationalität zu tun hatte, die er üblicherweise an den Tag legte. Gellert machte ihn schier willenlos. Er entwaffnete ihn mit seiner bloßen Anwesenheit, die umso intensiver wurde, als er sich vor ihm in die Hocke begab. Einen Herzschlag lang hielt er den Atem an. Er hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen, weil Gellerts Präsenz derart einnehmend und ausfüllend war. Ihm entglitten die Gesichtszüge regelrecht, als der Blonde ihm offenbarte, dass der Stab sowie die anderen Heiligtümer seiner Recherche zufolge in England waren. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, bis hin zum Nacken, wo sich die feinen Härchen aufstellten. Er war wie elektrisiert von dem gemeinsamen Unterfangen, mehr über die Heiligtümer zu erfahren, wenn nicht sogar diese in ihren Besitz zu bringen. Albus hörte ihm wie gebannt zu, nickte nur noch zustimmend, als es erneut um die schwarze Magie ging. Er konnte ihm nicht länger Paroli bieten. Dafür war der Drang, gemeinsam zu forschen, zu stark, als dass er sich ihm länger widersetzen könnte. Er sog jedes Wort des Anderen auf als könne er nicht genug davon kriegen. Drum war er beinahe erbost, als es an der Tür klopfte und die krächzende Stimme der Nachbarin zu ihnen drang wie ein unliebsamer Laut, der die Genialität der beiden Jungen störte. Von unten sah er zu dem Jungen hinauf, der sich soeben erhob und ihm schmeichelhaft zuredete. Als hätte man ihm Honig um den Mund geschmiert, genoss er den Optimismus sowie die Schmeichelei einen Moment lang sitzend, bevor auch er das Zimmer verließ, um zusammen mit den Anderen im Esszimmer zu speisen.

Albus saß teilnahmslos am Tisch. Er schenkte seinen Geschwistern kaum Beachtung, Gellert dafür umso mehr. Über den Tisch hinweg sah er ihn immer wieder an, wobei er sich fragte, ob jener genauso erregt und erhitzt wie er war wegen der Möglichkeiten, die ihnen bevorstanden. Sie könnten so vieles erreichen, wenn sie zusammen arbeiteten. Während er sich die Zukunft ausmalte, stritten Aberforth und Ariana darum, wer die größere Portion bekommen sollte. Es war immer wieder erstaunlich, wie geistesgegenwärtig Ariana sein konnte, wenn es darum ging, sich mit ihrem Bruder anzulegen. Dieser provozierte sie aber auch ohne Unterlass. Es war wahrlich nicht leicht, nicht die Beherrschung zu verlieren, wenn man tagein, tagaus mit den beiden zu tun hatte. Bathilda reichte ihm seinen Teller, den er erst wahrnahm, nachdem sie ihn darauf angesprochen hatte. "Verzeihung… danke. Das riecht wirklich gut", bedankte er sich und stellte den Teller vor sich auf dem Tisch ab. Er konnte sich jedoch kaum dazu bewegen, etwas zu essen, da die Atmosphäre zwischen ihm und Gellert zu knistern schien. "Albi, wer ist dieser Junge?", holte ihn die kindliche Stimme seiner Schwester zurück ins Hier und Jetzt, wobei sie mit dem Finger auf Gellert zeigte, als hätte sie ihn erst jetzt bemerkt. Sogar Aberforth verstummte mitten im Satz und starrte den blonden Jungen neugierig an. "Bathildas Neffe. Er wohnt jetzt in der Nachbarschaft und wollte sich uns vorstellen", antwortete er seinen Geschwistern in einem weitaus freundlicheren Tonfall, der schier liebevoll klang. Sein Blick haftete dabei auf dem viel zu schönen Gellert, den er nicht aus den Augen lassen wollte. "Bei mir hat er sich nicht vorgestellt", beschwerte sich Ariana trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wirkte ungewöhnlich pikiert darüber, dass sie nicht wie die Herrin des Hauses behandelt wurde. Normalerweise war sie besorgniserregend scheu. Versteckte sich hinter dem Sofa, sobald jemand Fremdes ins Haus kam. Verwundert darüber musterte er seine Schwester, die Gellert mit großen, runden Augen ansah.

Am Essenstisch war auch Gellert sehr in seine Gedanken vertieft. Er schob einige Bohnen auf seinem Teller hin und her wofür er strenge Blicke von seiner Großtante bekam, die ihn jedoch nicht kümmerten. Er war noch immer in Gedanken bei ihrem Gespräch, bei den Möglichkeiten, die sich ihm nun eröffneten, wenn er mit Albus mehr und öfter zusammenarbeiten würde. Er blickte hin und wieder zu dem älteren Zauberer mit dem kastanienbraunen Haar und stellte zufrieden fest, dass dieser genauso in Gedanken war, wie er selbst. Na also, er hatte ihn zumindest in seinen Bann gezogen und vielleicht konnte er ihn von seinen Ansichten überzeugen, eines Tages. Trotzdem interessierte ihn gerade brennend, was wohl in seinen Gedanken vor sich ging. Er schnitt gerade das Fleisch auf seinem Teller, als er die helle Stimme wahrnahm. Der Blick seiner hellen Augen huschte zu dem Mädchen am Tisch, die sich bis eben noch wirklich kindisch mit ihrem älteren Bruder gekabbelt hatte. "Albi?" er warf einen durchaus amüsierten Blick zu Albus, der mit diesem Kosename gemeint war und nun Rede und Antwort stand.
Gellert lehnte sich schmunzelnd zurück und sah wieder zu dem Mädchen, das irgendwie etwas seltsames an sich hatte. Klar, sie benahm sich wie jedes andere Kind in ihrem Alter und zeigt nun auch ganz schön Rückgrad sich so zu beschweren. So legte er sein Besteck auf den Tisch und stand auf. "Verzeiht." sagte er im Tonfall eines Bittstellers, der zu seiner Königin sprach und verneigte sich sachte. Er lächelte sie sachte an. "Mein Name ist Gellert Grindelwald. Ich hoffe Ihr seid mir nicht allzu böse.." nur um dann sachte Arianas Hand vom Tisch zu pflücken und ihre einen Kuss darauf zu hauchen, ehe er ihr zuzwinkerte und sich wieder auf den Tisch sinken lies. "Und wie heißt Ihr, Mylady?" wollte er wissen, obwohl er die Antwort doch schon längst kannte. Zu oft war ihr Name schon durch den Raum geflogen, genauso wie der von Aberforth, der ihn im Gegensatz zu Albus mit einer deutlich Abneigung ansah, aber darum kümmerte er sich gerade nicht.

Albus war fürchterlich verlegen wegen des Kosenamens, den seine Schwester Ariana in Gellerts Beisein verlauten ließ. Niemand sonst durfte ihn so nennen. Ariana war die einzige Ausnahme. Daher hoffte er, dass Gellert nicht auf die Idee kommen würde, ihn ebenfalls so zu nennen. Dass sich der Blonde derart viel Mühe gab, bei Ariana einen guten Eindruck zu hinterlassen, gefiel dem Älteren. Da ihm seine Geschwister das Wichtigste waren, freute es ihn, wenn sich jemand um deren Gunst bemühte. Ein zartes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, während Gellert seine Show aufführte. Ariana wirkte sichtlich begeistert. Ihr mädchenhaftes Gesicht erhellte sich augenblicklich bei solch höfischen Manieren. Sogar eine leichte Röte war auf ihren blassen Wangen erschienen. Wie gebannt starrte sie ihren Handrücken an, der von Gellerts unfassbar sinnlichen Lippen geküsst worden war. Mit flatternden Wimpern nahm sie ihre Hand vorsichtig wieder an sich, drückte diese gar an ihre Brust als würde sie dafür sorgen wollen, dass sie den Kuss nicht versehentlich an ihrer Kleidung abwischte. "Ariana", hauchte sie verlegen mit verträumten Augen. Danach schlug die Stimmung schlagartig um. Tränen schossen in ihre Augen, die sie ruckartig gen Albus richtete. "Albi... wo ist Mama?", schluchzte sie ungehemmt, als wäre es ihr egal, dass Gäste mit ihnen am Tisch saßen. Der Angesprochene seufzte daraufhin fast genervt, wobei ihm deutlich anzusehen war, dass er sich zu beruhigen versuchte. Er atmete einmal durch, bevor er ihr mit angestrengt ruhiger Stimme antwortete: "Ariana, das weißt du doch. Ich habe es dir bereits mehrmals erklärt." Das blonde Mädchen wandte betroffen den Blick wieder ab und starrte stattdessen einen unbestimmten Punkt auf ihrem Schoß an. "Ich will zu Mama...", wimmerte sie herzzerreißend, was Albus den letzten Nerv raubte. Er war es leid, ihr immerzu auf schonende Weise erklären zu müssen, dass ihre Mutter nicht zurück kommen würde. Seit dem Tod ihrer beider Eltern war Ariana noch labiler geworden. Sie war selten geistig anwesend. Lebte in ihrer eigenen gedanklichen Realität. Dass sie schuld am Tod ihrer Mutter war, machte die Sache nicht gerade einfacher. Hinzu kam Aberforth, der durch das Dahinscheiden der Eltern an starken Verlustängsten litt. Deswegen hatte er es nicht gern, wenn sich jemand in ihre Familie zu drängen versuchte. Albus mit jemanden anderen teilen zu müssen, war für ihn das reinste Drama. Nicht anders ließ sich seine abwehrende Haltung gegenüber Gellert erklären. Albus, der die Situation zu retten versuchte, zog seine Schwester zu sich auf den Schoß und legte die Arme um sie, damit sie sich an seine Brust kuscheln konnte. Allmählich schien sie sich zu beruhigen, denn das Schluchzen ließ nach. Dennoch hielt er es für das Beste, den Besuch nach Hause zu schicken, da er nicht garantieren konnte, dass sich Ariana unter Kontrolle hatte. In Momenten wie diesen neigte sie stark zu Tobsuchtsanfällen sowie gefährlichen Ausbrüchen ihrer unterdrückten Magie. "Tut mir leid. Ariana geht es nicht gut. Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir das Essen an dieser Stelle unterbrechen und uns ein anderes Mal wieder sehen?", versuchte er so höflich wie möglich Gellert und seine Tante nach Hause zu komplementieren, was ihm äußerst schwer fiel.

Es war als würde ein Schalter in dem Mädchen umgelegt und Gellert konnte nicht anders, als sie fasziniert zu betrachten. Wie war es nur gekommen, dass sie so umgeschwenkt war. War es ihr eigener Name, der sie so irritiert hatte, oder war es der Kontakt zu ihm gewesen. Er sah nur kurz zu dem genervt wirkenden Albus und dann wieder zu dem Mädchen, dass nicht verstand, das ihre Mutter tot war und niemals wiederkommen würde. Er sah dabei zu, wie der gereizte älteste Bruder sie sich auf den Arm zog, sie tröstete, obwohl er selbst nicht mit der Situation umzugehen wusste. Den bösen Blick von Aberforth ignorierte er gekonnte. Wahrscheinlich war er in seinen Augen daran Schuld, dass das Mädchen nun weinte und sich bei ihrem Bruder versteckte.
Einen Moment realisierte er nicht einmal, dass Albus sie gerade auf höflichste Weise hinausschmeissen wollte, doch die kratzige Stimme seiner Tante, die voller Sorge war, lies ihn irritiert aufsehen. "Gellert komm.. Wir sollten wirklich gehen." Sie wusste um das Mädchen und darüber, was mit ihr geschehen konnte, wozu sie in der Lage war. Weshalb sie nun langsam aufstand. "Albus, räum das Essen ordentlich weg, ja? Sonst wird es noch schlecht." Gellert verdrehte kurz die Augen, und sah dann wieder zu Ariana. Es war doch seltsam, dass sie so hinausgeschickt wurden, nur weil sie weinte? Er sah Albus ins Gesicht, musterte ihn und stellte fest, wie erschöpft er gerade aussah, als wäre er spontan um einige Jahre gealtert. "Sicher.." sagte er ruhig "Wir sehen uns... Albus, Ariana..." er sah zu dem mittleren Sohn "Aberforth." dann verließ er mit seiner Tante das Gebäude, nicht ohne sich das Buch mit dem Symbol der Heiligtümer aus dem Schrank im Flur zu 'leihen'.
Auf dem Weg nach Hause war er bester Laune, er sah zu seiner Tante. "Bathilda... Ich glaube ich werde mich hier gut einleben." er schmunzelte und sie verließen die Straße und betraten das alte Haus der Professorin.
Noch in der Nacht schrieb Gellert einen Brief.

"Lieber Albus, ich habe das Buch über die Zauber vergessen. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, dass wir uns wieder sehen? Am liebsten morgen. Aber ich weiß nicht, ob das für dich möglich ist. Lass mich wissen, wann du Zeit hast. Sicher würde sich meine Tante auch um deine Geschwister kümmern. Gellert Grindelwald."

Er zeichnete amüsiert noch das Zeichen der Heiligtümer daneben "p.S.: Vielleicht machen wir einen Ausflug auf den Friedhof?" er grinste und gab seiner Schleiereule den Brief in den Schnabel um ihn zu Albus zu schicken.

Albus war anzumerken, dass er Bathilda überaus dankbar war für ihre aufopferungsvolle Unterstützung sowie für ihre verständnisvolle Anteilnahme. Ihm fiel es bloß unendlich schwer, sich von Gellert zu verabschieden. Weil es sein musste, ließ er die beiden gehen. Ariana auf den Armen tragend ging er die Treppe hoch in den ersten Stock und legte sie in ihrem Zimmer ins Bett. Dort blieb er noch eine Weile bei ihr, erzählte ihr ihre Lieblingsgeschichte über eine schöne Prinzessin in einem verzauberten Märchenschloss, bis sie schließlich eingeschlafen war. Er hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn und kümmerte sich dann um Aberforth, dem er zunächst Rede und Antwort stehen musste. Sein jüngerer Bruder ließ einfach nicht locker. Er wollte unbedingt wissen, was Gellert bei ihnen zu suchen hatte und ob er wieder kommen würde. Albus, der es allmählich leid war, rund um die Uhr für seine Geschwister da sein zu müssen ohne ein eigenes Leben führen zu können, schickte ihn erbost ins Bett. Er sah es nicht ein, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Schon gar nicht seinem jüngeren Bruder gegenüber. Dieser konnte froh sein, dass er ihn und Ariana nicht im Stich ließ, um seine eigenen Träume zu verwirklichen. Ob man es glaubte oder nicht, Albus hatte sich dieses Schicksal garantiert nicht ausgesucht. Er konnte sich besseres vorstellen als sich in seinem Alter um zwei Nervensägen kümmern zu müssen. Der Eine besitzergreifend, die Andere geistesgestört. Und er, ein äußerst begabter Zauberer mit dem besten Schulabschluss, den man sich vorstellen konnte, verbaute sich seine Zukunft, indem er sich um diese beiden undankbaren Bälger kümmerte. Wie oft hatte er sich bereits gewünscht, die Zeit zurück drehen zu können? Zurück in jene Zeit, als ihre Familie glücklich gewesen war? Frei von Kummer und Sorge. Er seufzte der Verzweiflung nahe, nachdem er sich im Wohnzimmer in den Sessel vor dem Kamin niedergelassen hatte mit einem Glas Feuerwhisky in der Hand. Wenn das so weiter ging, würde er noch zum Alkoholiker mutieren. Mit der Hand fuhr er sich durchs Gesicht, um die Müdigkeit zu vertreiben, als er eine Bewegung vor dem bodentiefen Fenster wahrnahm. Alarmiert runzelte er die Stirn und sprang auf die Füße, näherte sich dem Fenster und öffnete es, sodass die Schleiereule hinein fliegen und ihm den Brief aushändigen konnte. Verwundert nahm er den Brief entgegen und öffnete ihn. Während er die schwungvoll geschriebenen Zeilen las, strich er dem Tier gedankenversunken übers Gefieder. Mit jedem Wort, das seine wissbegierigen Augen verschlangen, wurde das schiefe Lächeln in seinem Gesicht breiter. Gellert wollte ihn wiedersehen. Trotz allem. Eine bessere Nachricht hätte er wahrlich nicht bekommen können. Das aufgeregte Kribbeln in seiner Magengegend wurde stärker, je genauer er sich das nächste Treffen mit Gellert ausmalte. Sofort setzte er sich an den antiken Sekretär im Wohnzimmer und verfasste eine Antwort:

"Lieber Gellert,
ich nehme mir gerne die Zeit, dich zu treffen. Einen Ausflug auf den Friedhof stelle ich mir spannend vor. Vielleicht stoßen wir auf ein paar weitere Indizien? Ich kann es kaum erwarten, mit den Ermittlungen zu beginnen! Sofern deine Tante damit einverstanden ist, das Hüten meiner Geschwister zu übernehmen, begleite ich dich gerne schon morgen Abend dort hin. Albus Dumbledore."

Der junge Mann betrachtete noch eine Weile das geheimnisvolle Symbol, das ihn ebenso sehr faszinierte wie Gellert. Danach faltete er das Papier, steckte es in einen Umschlag und gab es zusammen mit dem Buch über die Zauber der Eule, damit sie all das ihrem Besitzer überbrachte.

Gellert wartete ungeduldig in seinem neuen Zimmer und ging auf und ab. Immer wieder blieb er stehen und verschob etwas auf seinem Schreibtisch, oder griff nach einem Buch, um kurz darin zu blättern. Doch letztendlich konnte er sich nicht darauf konzentrieren. Er wollte eine Antwort haben. Und diese kam auch in Formd er Eule, die auf einmal durch das Fenster flog und ein Buch und einen Brief mit sich brachte. Er shcmunzelte und nahm der Eule alles ab, bevor er sie auf ihre Stange setzte und ihr einen Eulenkeks gab. Er strich ihr über das weiche Gefieder, lauschte dem leisen Schuhen und wandte sich wieder dem Brief zu. Rasch hushcten die hellen Augen über die Zeilen. "Morgen.." murmelte er und grinste noch einmal. Er freute sich wirklich darüber, dass sie sich sobald wieder sehen würden. Sein Herz machte einen Sprung vor Erregung endlich den Heiligtümern nahe zu kommen. Zufrieden lies er sich mit den beiden Büchern auf sein Bett fallen und begann noch in der Nacht zu lesen. Zuerst jenes Buch, das das Zeichen auf sich trug, und vorallem über die Geschichte von Godrics Holllow berichtete. Von den Zaubererfamilien, die hier gelebt hatten und teilweise noch immer hier lebten. Doch letztendlich legte er es enttäusch zur Seite. denn außer dem Zeichen auf dem Buchrücken beinhaltete es nichts von interesse für ihn. Also nahm er das Buch von Albus in die Hand. Er las noch lange, bis in die Morgenstunden bevor er schließlich einschlief und erst gegen Mittag aufstand, um mit seiner Tante zu sprechen.
Am Frühstückstisch sitzend sah er zu ihr hinüber "Tante, was genau ist mit Albus Eltern geschehen?" er wollte mehr wissen, mehr über Albus Charakter und mehr über diese seltsame Konstellation der drei Geschwister. Die Geschichte die ihm seine Tante nun erzählte lies ihn die Brauen zusammen ziehen. "Muggel..." Er konnte es kaum glauben und auch dass in diesem Mädchen so viel ungenutzte Energie stecken sollte. Er verstand nun langsam was gestern geschehen war und warum Albus sie fortgeschickt hatte. "Ich denke er brauch etwas Zeit für sich.. Ich würde dich bitten auf seine Geschwister auf zupassen. Ich würde Albus gerne etwas gutes tun." er sah sie an und wusste, dass er sie eingelullt hatte, bevor sie überhaupt antworten konnte.
Und so gingen sie wie am Tag zuvor durch die Straßen der Nachbarschaft zu den Dumbledors. Es war gerade mal 3PM sodass sie ausreichend viel Zeit haben würden.
Diesmal war es Gellert der klopfte und darauf wartete das die Tür geöffnet wurde.

Es war Aberforth, der den beiden die Tür öffnete, weil Albus mit Ariana im Garten war und ihr dabei half, einen Blumenkranz für ihr Haar zu flechten. Der Junge, welcher in Gellerts Alter war, betrachtete die Nachbarn wenig erfreut. Gellert erntete sogar einen feindseligen Blick. "Was will der schon wieder hier?", fuhr er Bathilda vorwurfsvoll an, wobei er den Blonden geflissentlich ignorierte. Seine gesamte Körperhaltung verdeutlichte, dass er keinen von beiden rein lassen würde, solange Gellert dabei war. "Ich will ihn nicht hier haben. Er riecht nach Ärger", begründete er seinen Standpunkt. Mittlerweile hatte auch Albus bemerkt, dass jemand an der Tür war, weshalb er mit Ariana auf dem Arm in den Flur ging, um die Gäste in Empfang zu nehmen - dass Aberforth kein guter Gastgeber war, eher abschreckend und unfreundlich, war ihm mehr als bewusst. Deswegen wollte er den Bruder so schnell wie möglich ablösen. "Gellert", begrüßte er den Blonden etwas zu euphorisch, bevor er auch Bathilda entdeckte und diese kurz an sich drückte. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich dir dafür bin, dass du auf die beiden aufpasst", zeigte er sich zu höchst erfreut über ihre tatkräftige Unterstützung. Aberforth mischte sich sofort empört ein. "Schon wieder? Wird das jetzt jeden Tag so ablaufen?", motzte er und verdrehte die Augen. "Aberforth!", wies er den Jüngeren zischend zurecht, was den Jungen augenblicklich verstummen ließ. Ariana hingegen wirkte um einiges ausgeglichener. Sie harrte ruhig auf Albus' Arm aus, den Blick nach wie vor fasziniert auf Gellert gerichtet. Bei der Erinnerung an den gestrigen Handkuss kroch die Schamesröte in ihre Wangen. Mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen, flüsterte sie ihrem großen Bruder etwas ins Ohr, das jenen kurz auflachen ließ. "Nein, Ari, Gellert ist nicht der Prinz aus deinen Märchen", musste er ihre Hoffnungen zerstören - vermutlich auch, weil er ihr Gellert nicht einfachso überlassen wollte. Ariana zog eine enttäuschte Schnute und begann zu zappeln, damit Albus sie auf dem Boden absetzte, sodass sie zurück in den Garten laufen konnte. "Kommt doch rein", vergaß er dieses Mal nicht, den Besuch ins Haus zu bitten. Aberforth machte daraufhin eine Mine als hätte es sieben Tage lang geregnet. "Reiß dich gefälligst zusammen!", knurrte er seinem jüngeren Bruder noch zu und schickte ihn dann in die Küche, damit er den Gästen etwas zu trinken holte.