Der Prinz von dem niemand wissen durfte

Name: Aydan
Alter: 21 Jahre



Charakter: Ayden hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ist pflichtbewusst und zuverlässig. Stolz, Ehrgefühl und Sturheit sind Eigenschaften die er von seinem Vater hat. Mitgefühl, Geduld und Hilfsbereitschaft hat ihm seine Mutter mitgegeben.

Hintergrund:
Aydan ist der Sohn von König Rohnar und der Kronprinz von Trys. Seine Mutter Nija ist eine elfische Prinzessin. Obwohl er seit seiner Geburt darauf vorbereitet wurde eines Tages König zu werden, hat Aydan es damit nicht eilig. Er liebt seinen Vater und wünscht ihm ein langes, gesundes Leben. Ganz anders als sein Zwillingsbruder.

Name: Lucien
Alter: 19


Grafikquelle: https://i.pinimg.com/236x/62/84/68/62846...c17159c6c80.jpg, (Bild 2) https://i.pinimg.com/originals/4d/18/9f/...15f75f391ad.jpg (Konnte mich nicht entscheiden, deswegen 2 Bilder, such dir eins aus^^')
Sonstiges: Lucien ist mit seinen 19 Jahren der Kronprinz von Jalwalah. Eigentlich sollte sein älterer Bruder Domenique den Platz als König nach dem Ableben ihres Vaters einnehmen. Doch in der Schlacht vor fünf Jahren gegen Trys ist nicht nur der König gefallen. Auch sein Bruder ist umgekommen. Kaltblütig wurde er ermordet vom Prinzen des feindlichen Landes. Seit diesem Tag, an dem Lusien beinahe seine ganze Familie verloren hatte, verschloss er sein Herz vor allen. Außerdem schwor er ewigen Hass gegenüber den Trysern. Am meisten verachtete er den Prinzen. Früher hatte er nur gelegentlich trainiert, weil sein Bruder ja später den Thron besteigen sollte, doch nun wollte er Rache nehmen und versuchte immer besser zu werden, um eines Tages den Mörder seines Bruders zu ermorden. Ansonsten konnte ihn nicht viel beeindrucken. Er fühlte sich immer alleine und egal, was er tat, er empfand keine wirkliche Freude. Egal ob er jemanden folterte, bis er das bekam, was er wollte oder sich mit irgendwelchen Spielereien vergnügte, diese Ablenkungen hielten nur von kurzer Dauer. Da er zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters mit 14 Jahren noch zu jung war, übernahm der Bruder seines Vaters, sein Onkel, die Regentschaft. Erst mit seinem 21. Lebensjahr würde er selbst zum König ernannt werden. Nichtsdestotrotz stand das noch in den Sternen geschrieben, da es in seinen eigenen Schlossmauern Feinde gab. Sein Onkel selbst würde den Thron lieber für sich behalten.

Lucien
Bis in den späten Nachmittag zogen sich die Friedensverhandlungen hin. Schon seit Jahren führte mein Land Krieg mit Trys. Wenn es eine vermeindliche Phase des Friedens gab, kam es immer wieder zu Unruhen an den Grenzregionen. Ich hätte niemals gedacht, dass sie dazu bereit gewesen wären zu verhandeln, damit es endlich Frieden geben konnte. Vor kurzem hat das Land jedoch seinen König und seinen Prinzen verloren. Vielleicht war der neue Regent zum Frieden bereit und tickte anders. Mein Onkel ging freudig auf die Verhandlungen ein. Ich traute dem ganzen jedoch kein Stück. Diesen Leuten durfte man nicht vertrauen. Bestimmt gingen sie nur ein Friedensabkommen ein, um irgendwann aus dem Nichts anzugreifen, sodass wir uns überrumpelt ergeben müssten. Wäre ich schon an der Macht gewesen, hätte ich ihnen niemals vertraut. Sie hatten schließlich auch meinen geliebten Bruder auf dem Gewissen. Und ausgerechnet sein Mörder war nun der König. Diesem Monster war alles zuzutrauen. Bestimmt hat er auch seinen Bruder und seinen Vater auf dem Gewissen. Wegen meinem Hass auf die Trysier verlangte mein Onkel, ihm die Verhandlungen zu überlassen. Gehorsam blieb ich stumm und folgte dem Geschehen. Nicht mehr lange, dann würde ich hier herrschen und ich müsste nicht mehr auf ihn hören, was ich auch nur gelegentlich tat und es mir sonst nur schaden würde.
Letztendlich waren die Verhandlungen abgeschlossen und ein Vertrag wurde unterschrieben, der besiegeln sollte, dass die einzelnen Seiten nicht angriffen. Der neue König überließ uns den westlichen Landstrich und schickte uns außerdem 15 Sklaven als Friedensgeschenk. Manch einer würde das vielleicht als großzügig bezeichnen. Vielleicht war es aber auch nur eine geheuchelte Freundschaft, die zum zerbröckeln verdammt war. ,,Einer der Sklaven ist besonders exotisch. Er wurde eigens für den Prinzen ausgesucht. Der König hofft, Euch eine große Freude damit zu bereiten.", meinte der Gesandte, der die Verhandlungen stellvertretend für den König durchgeführt hatte. Ich zog nur skeptisch eine Augenbrauche hoch, bedankte mich jedoch höflich, als ich spürte, wie sich ein drohender Blick meines Onkels in meinen Rücken bohrte.
Bevor wir zu Abend aßen, durfte ich mir mein Geschenk ansehen. Man führte mich zu der Zelle, in die dieser gesperrt wurde. Ich wurde eingelassen und zwei Wachen versperrten den Eingang. Der junge Mann lag gefesselt am Boden. Er sah eher gewöhnlich aus. Ich fragte mich, was an ihm so exotisch war. ,,Stell dich hin und sag mir, wie du heißt.", forderte ich ihn auf, während mein kalter Blick auf ihm lag. Ich wollte ihn etwas betrachten, um zu sehen, was aus ihm zu machen war.

Es erschien mir nahezu unmöglich, meine Gedanken zu ordnen und zu begreifen, was in den letzten Stunden und Tagen geschehen war. Ich wurde in meinem eigenen Zimmer, des Nachts im Schlaf überfallen und trotz heftiger Gegenwehr über einen Geheimgang in ein verborgenes Verliess geschafft. Angekettet wie ein gewöhnlicher Verbrecher gab ich es irgendwann auf, Einfluss auf die Wachen vor der Tür zu nehmen. Offensichtlich wussten diese Männer, wer ich war und da es ihnen egal war, könnte das nur eines bedeuten; Sie waren nicht dem Königreich ergeben sondern dem Gold ihres Auftraggebers. Wie lange ich ein gefangener in meinem eigenen Zuhause war, wusste ich nicht, es gab kein Fenster in meiner Zelle und ich verlor jedes Zeitgefühl. Ich bekam mehrt als einmal etwas zu Essen und zu Trinken. Man hatte also noch Pläne mit mir.
Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht und die Tür geöffnet. Ich hätte mit allem gerechnet aber nicht mit dem, was ich zu Gesicht bekam. Mein Zwillingsbruder, der mir so sehr glich, wie die Nacht dem Tage betrat die Zelle. Mir stockte der Atem. Er trug die Rüstung unseres Vaters und die Krone des Reiches.
Alles was nach der Information, dass mein Vater verstorben war, gesagt wurde, erreichte meinen Verstand nicht mehr. Der Schock sass tief. Ich stand derart neben mir, dass ich keinen Wiederstand leistete, als ich von den Ketten befreit, gefesselt und geknebelt wurde. Man zog mir einen alten Jutesack über den Kopf und brachte mich in den Innenhof. Es war Nacht, soviel konnte ich durch die groben Maschen erkennen. Ich wurde auf einen Karren gelegt und meine Füsse gefesselt. Getuschel um mich herum verriet mir, dass ich nicht alleine war. Der Karren setzte sich in Bewegung.
Wie lange die Reise dauerte wusste ich nicht. Erschöpfung und Trauer übermannten mich und ich schlief irgendwann ein. Laute Stimmen und das zerren an meinen Füssen weckten mich. Ich wurde in einen Raum tief unter der erde geführt. Es ging mehrere Stufen hinab. Eine Tür viel schwer ins Schloss, dann erst wurde mir der Sack vom Kopf genommen. Ich wurde abermals in eine Zelle gesteckt, auf den Boden gezwungen und so verschnürt, dass ich mich kaum bewegen konnte. Der Mann der dies Alles tat erklärte, wo ich war und das es dumm wäre, jemandem hier meine wahre Identität zu verraten. Er wusste also wer ich war!
Der Knebel wurde mir abgenommen, ging der Mann und ich blieb alleine. Stunden vergingen, niemand kam, ich bekam weder Essen noch Wasser. Ich lag einfach nur da und erinnerte mich an meinen Vater und all die schönen Dinge, die ich mit ihm erleben durfte. Irgendwann kam jemand, baute sich vor mir auf und verlangte, dass ich aufstand und meinen Namen nannte. Sehr witzig. Meine Füsse waren gefesselt. Es gelang mir, mich etwas zu drehen und den Kopf zu heben um ihn anzusehen. Er kam mir bekannt vor. Ich glaubte, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Mir fiel aber nicht ein wann und wo. "Ich würde ja gerne aufstehen" antwortete ich und lies den Blick an mir hinab gleiten um auf meine Füsse zu weisen. Leider ist es mir versagt."
Einen Namen, meinen Namen sollte ich nennen, das wäre keine gute Idee. Ich entschloss mich zu einer Abkürzung die meine Mutter gerne benutzte. "Mein Name ist Ydan."

Lucien
Anstatt meinem Befehl Folge zu leisten, wies der Sklave mich nur darauf hin, dass es ihm nicht möglich sei. Das stimmte in der Tat. Er war gefesselt und würde bei dem Befehl, sich hinzustellen wahrscheinlich nur umkippen und sich blaue Flecken holen. Ich oder die Wachen hätten ihn los machen müssen. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob das auch eine so gute Idee war. Ob er dann Reißaus nehmen würde? Er wirkte ziemlich geschwächt durch den Transport und die schlechten Schlafgelegenheiten, die er sicherlich kaum erhalten hatte. Nichtsdestotrotz musste man ja kein Risiko eingehen, ehe man sich sicher sein konnte. Der junge Mann drehte mir sein Gesicht entgegen, sodass ich ihn wenigstens etwas besser betrachten konnte. In der Tat war er ein hübsches Exemplar und gefiel mir. Doch eigentlich hatte ich nicht wirklich eine Verwendung für einen Sklaven. Um ihn noch genauer mustern zu können, kniete ich mich neben ihn. Irgendetwas in mir sagte mir, dass ich diesen Mann kennen sollte. Es fiel mir beim besten Willen aber nicht ein, wo ich ihn schon mal gesehen habe. Ich war nicht oft in Trys unterwegs und wäre wahrscheinlich nicht in seiner Schicht herumgekommen. Die paar Tryser, die ich kannte, genügten mir schon als Bekanntschaft. Ich hasste dieses ganze Pack.
Seine nächsten Worte rissen mich aus meinen hasserfüllten Gedanken. ,,Ydan", wiederholte ich nachdenklich seinen Namen, den er mir genannt hatte. Ich hörte ihn zum ersten Mal. Ich musste es mir eingebildet haben, ihn schon mal gesehen zu haben. ,,Nun, erzähle mir, worin liegen deine Fähigkeiten? Wie hast du deinem früheren Besitzer gedient? Warum wurdest du verkauft?", fragte ich ihn interessiert aus, während ich ihn weiterbetrachtete. Wie einen kuriosen Gegenstand beäugte ich ihn und streckte meine zierliche Hand nach ihm aus, um ihn zu berühren. Fachmännisch ließ ich meine Hand über seine Wange gleiten, ehe ich sie hoch zu seinem Haar gleiten ließ. Es war ganz weich. Man hatte mir jedenfalls nicht zu viel versprochen. Letztendlich ließ ich jedoch wieder von ihm ab und richtete mich wieder richtig auf.

Eine ganze Weile war es ruhig zwischen uns. Der junge Mann, ich zweifelte daran, das er sein 20stes Lebensjahr schon erreicht hatte, besah mich nachdenklich. Sowohl bevor, als auch nach dem ich ihm den Namen nannte. Er stellte weitere Fragen. Sie zu beantworten erschien mir unmöglich. Lügen lag nicht in meinem Naturell. Die Wahrheit zu sagen könne mich jedoch das Leben kosten und daran hing ich nun einmal.
Während ich noch nach Antworten suchte, fühlte ich seine Hand an meinem Gesicht, die erst über die Wange und dann durchs Haar strich. Mein silberweisses Haar, das ebenso besonders war wie die violette Farbe meiner Augen und die leicht angespitzte Form meiner Ohren. Alles Merkmale des elfischen Blutes meiner Mutter. Seltsamerweise hatte ich sie als einziger vererbt bekommen. Mein Zwillingsbruder wies keines von ihnen auf. Überhaupt ähnelte er weder Mutter noch Vater und mir schon gar nicht.
"Ich wurde in Freiheit geboren. Mein Vater war wohlhabender Edelmann. Die besten Lehrmeister von Trys unterrichteten mich. Ich hege jedoch den verdacht, dass dies keine Fähigkeiten sind, die euch interessieren. Ihr fragt euch inzwischen bestimmt auch, wie ein der Sohn eines Edelmannes zum Sklaven wird."
Es war das erste mal, dass ich in einer etwas veränderten Form über das sprach, was geschehen war und leicht viel es mir nicht.
"Ich wurde eines Verbrechens beschuldigt, welches ich nicht begangen habe und in die Sklaverei geschickt."
Während ich sprach wandte ich den Kopf und den Blick von dem Mann ab. In Trys gab es Sklaverei nur noch in Form einer Bestrafung. Ich ahnte jedoch welches Verhalten von einem Mann in meiner jetzigen Position erwartet wurde. Hatte ich es selbst oft genug erlebt, das Untergebene egal ob Bauern, Bedienstete oder Edelleute ihren Blick senkten gegenüber von König und Erben.

Lucien
Aufmerksam hörte ich seiner Erklärung zu. Er ist wohlhabend zur Welt gekommen, ehe er zum Sklaven runtergestuft wurde. Nachdenklich ließ ich mir diese Worte durch den Kopf gehen. Es sah den Trysen ähnlich, einander zu betrügen und zu belügen, sodass sie nicht mal mehr ihren eigenen Familien Glauben schenken. Vielleicht redete Ydan sich da aber auch nur heraus. Ich wusste schließlich nicht, um welche Tat es sich handelte und ob er diese nun begangen hat oder nicht. ,,Was hat man dir vorgeworfen?", fragte ich als nächstes nach, während ich ihn ein wenig umkreiste, wie er da wehrlos am Boden lag.
Während ich auf eine Antwort wartete, dachte ich darüber nach, wie ich ih am besten einsetzen könnte. Er war gut belehrt. Nur brauchte ich niemanden, der mir Ratschläge geben konnte oder mich belehren konnte. Dafür hatte ich schon genug Lehrmeister. Außerdem kam ich sehr gut alleine zurecht. Vieles, was ich wusste, hatte ich aus Büchern gelernt, die schon immer meine besten Freunde waren. Sonst hatte ich immer nur Domenique, doch dieser weilte nun seit einiger Zeit nicht mehr unter den Lebenden. Eilig schob ich diese Erinnerungen wieder beiseite und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Sklaven zu. Vor allem seine Augen gefielen mir. Wenn ich Interesse an einem Lustknaben gehabt hätte, hätte ich ihn sicherlich dafür eingesetzt. Doch ich hatte kein Interesse. Wahrscheinlich enttäuschte ich damit meinen Onkel, der den Sklaven bestimmt für diesen Zweck für mich ausgesucht hatte. Dennoch war es ja letztendlich meine Entscheidung, was ich mit ihm anstellen wollte. ,,Sag mir, was genau wurde dir gelehrt? Beherrscht du ein Instrument, womit du mich erfreuen könntest?", fuhr ich fort. In der Tat konnte das etwas sein, worin er mir dienen konnte. Viele Stunden habe ich mich am Cembalo und mit der Geige geplagt, doch dazu war ich wohl einfach nicht fähig. Ich konnte geduldig sein. Nur irgendwo hatte ich auch meine Geduld auch ihre Grenzen.

Die nächste Frage war vorhersehbar. Er wollte wissen was mir zur Last gelegt wurde und umkreiste mich wie ein Raubtier seine Beute. Obwohl ich genau wusste, was ich antworten wollte, kamen mir die Worte nur schwer über die Lippen. "Mein Bruder.... Mein eigener Bruder bezichtigte mich, den Tod unseres Vaters verschuldet zu haben." Die Erinnerung an das Gespräch in dem verborgenen Kerker kehrte zurück. Ich kämpfte gegen meine Tränen. "Nie hätte ich ihm etwas tun können. Ich liebte meinen Vater!"
Ich war etwas lauter geworden.
"Das er nicht mehr da sein soll, mein Verstand will es nicht begreifen."
Weitere Fragen erreichten mich. Ich antwortete ohne lange darüber nachzudenken. "Mir wurde alles bei gebracht was für Adelssöhne üblich war und noch das eine oder andere mehr und ja, ich beherrsche die Lyrdelija." Der verwunderte Blick meines Gegenübers liess mich hinzufügen: " ein elfisches Instrument, ähnlich einer Flöte."

Lucien
Ich musste nicht all zu lange warten, da erhielt ich auch schon meine Antworten, nach denen ich gefragt hatte. Sein Bruder hat ihn des Mordes an ihrem eigenen Vater angeklagt. In der Tat wäre das ein ziemlich großes Vergehen gewesen. Nichtsdestotrotz konnte ich nicht sagen, ob er mich nun belog oder nicht. Wahrscheinlich sprach er die Wahrheit. So wie er sprach und seine Miene zog, kaufte ich ihm die Trauer und Empörtheit ab. Doch er konnte genauso gut einfach ein guter Schauspieler sein. So schnell würde ich mir da kein Urteil bilden. ,,Ich kann nachvollziehen, wie es sich anfühlt, den Vater zu verlieren. Oder den Bruder.", entgegnete ich nur darauf. Auch meine Mutter hatte ich verloren, jedoch starb sie schon in meinen Kindertagen, sodass ich kaum Erinnerungen an sie hatte. Ich vermisste sie nicht, was traurig aber wahr war. ,,Früher oder später musst du es dir aber eingestehen.", riet ich ihm. Es würde zwar nie leichter sein, aber es half auch nichts, sich selbst noch länger anzulügen. Immerhin wurde das Hirn dann nicht mehr davon belastet, indem man darüber grübelte, wie es nur soweit kommen konnte.
Schließlich ging er auch auf meine nächste Frage ein. Lyrdelija? Verständnislos starrte ich ihn an. Was sollte das sein? Bevor ich jedoch nachfragen konnte, erklärte er es mir schon von sich. Interessiert nickte ich ihm zu. Mir gefiel es, neues kennen zu lernen. Früher lief ich mit Dominique stundenlang durch den Wald, um neue Pflanzen und Tiere zu entdecken, die wir noch nicht kannten. Einmal verliefen wir uns, sodass fast alle Wachen bei Nacht auf die Suche nach uns gingen, bis wir endlich gefunden worden sind, wie wir an einem Teich hockten und den Fröschen beim Quaken zuhörten. Diese schmerzlich schöne Erinnerung schob ich wieder weg und wandte mich Ydan zu. ,,Beherrschst du auch die Flöte oder kannst mir verraten, wo ich ein solches Instrument beschaffen kann? In meinem Reich haben wir keines."

Es hätte mich auch gewundert wenn es in einem unkultivierten Reich wie diesem so etwas wie eine Lyrdelija gegeben hätte. So weit ich wusste, lebten hier keine Elfenvölker. Aber diese Gedanken sprach ich natürlich nicht aus. "Natürlich beherrsche ich die gewöhnliche Flöte" antwortet ich leicht beleidigt. Die Fesseln schnitten unangenehm in mein Fleisch. Meine Hände kribbelten, meine Füsse ebenso. Ich versuchte mich in eine etwas angenehmere Position zu bringen. "Hättet ihr womöglich die Güte, meine Fesseln etwas zu lockern. Ich fürchte die Durchblutung meiner Glieder ist nicht mehr wirklich gewehrleistet."
Auf seine Aussagen bezüglich Trauer und Verlust wollte ich nicht eingehen. Ich war noch nicht so weit und immer noch in der ersten Phase, der Leugnung.

Lucien
Der junge Mann schien wirklich sehr überzeugt von sich zu sein, da er so empört wirkte, als ich sein Flötenspiel in Frage gestellt habe. ,,Nun, dann möchte ich eine Kostprobe deines Könnens.", forderte ich von ihm und lief kurz zur Tür, um einer Wache den Befehl zu geben, eine Flöte auf mein Zimmer bringen zu lassen. Dann schloss ich die Tür wieder und wandte mich dem Sklaven zu, der es tatsächlich wagte, mich zu fragen, ob ich seine Fesseln lockern konnte. Für was hielt er sich? In seiner Position hatte er eigentlich kein Recht sich zu beschweren. Nichtsdestotrotz würde er seine Gliedmaßen noch brauchen, wenn er mich mit etwas Musik erfreuen wollte.
Ich beugte mich runter und packte nach seinen Fesseln an den Füßen und öffnete mit geschickten Handgriffen den Knoten, um ihn gleich darauf wieder zu verschließen, wobei ich ihn dieses Mal nicht ganz so fest anzog. Mit Knoten kannte ich mich gut aus, da ich einiges über sie in einem Buch gelesen habe und so fasziniert davon war, dass ich mir viele selbst beigebracht habe. Nachdem seine Füße befestigt waren, wandte ich mich seinen Handgelenken zu. Tatsächlich waren die Bänder so festgeschnürt, dass sie bei jeder Bewegung an seiner Haut schabte. Also löste ich auch diese Fesseln, während ich ihn wachsam beäugte. Schließlich wollte ich nicht überrumpelt von ihm werden. ,,Denk nicht mal daran abzuhauen. Vor der Tür warten genug Wachen auf dich, die nicht zögern werden, um ihren Prinzen zu beschützen.", warnte ich ihn. Doch es ging letztendlich gut aus. Er war locker, wenn auch fest genug, angekettet. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, beschloss jedoch die Fußfesseln fürs erste wegzulassen, um ihn in meine Gemächer führen zu können, ohne ihn tragen oder rollen zu müssen, wofür ich nicht stark genug gewesen wäre.

Der junge Mann verlangte nach einer Kostprobe meines Könnens und liess eine Flöte herbringen. Ein Funke Freude keimte in mir auf. Ich liebte es zu musizieren, auch wenn es eine gewöhnliche Flöte niemals mit der Lyrdelija aufnehmen konnte. Tatsächlich löse er auf mein Bitten hin meine Fesseln. Nun, wenn ich für ihn spielen sollte, musste er das tun, gefesselt war es unmöglich irgendeinem Instrument sanfte Töne zu entlocken. Seine Drohung hatte nicht den Effekt auf mich, den er sich wahrscheinlich erhofft hatte. endlich verriet er etwas über seine Identität und ich erkannte, das ich ihm tatsächlich schon einmal begegnet war, vor etwas mehr als fünf Jahren. Der junge Mann war Lucien, der Kronprinz dieses Reiches selbst. Ich setzte mich auf und rieb meine Handgelenke, kurbelte den Blutfluss mit ein paar Fingerübungen an. "Ich bin weder dumm, noch lebensmüde" erklärte ich und hängte ein Danke daran. An Flucht war nicht zu denken. Die Eisenfessel um meinen Hals würde mich nicht entkommen lassen. Die Eache brach derweilen die Flöte, ein einfaches Ding aus gewöhnlichem Holz.

Lucien
Er schien sich über die Aussicht, mir etwas vorzuspielen zu freuen. Es war gut, wenn der Sklave mir freiwillig diente, als dass ich ihn zu irgendwas zwingen musste. So war es für uns beide wahrscheinlich viel angenehmer. Es war außerdem klug von ihm, dass er einsah, dass seine Situation auswegslos im Moment war und sich kein Fluchtversuch lohnte. Eigentlich waren hirnlose Sklaven die hochgeschätztesten Sklaven, weil sie so nie auf falsche Gedanken kommen konnten. Ich hingegen bevorzugte jemanden, der Befehle befolgte, obwohl er selbst denken konnte.
An der Kette, die zu der Eisenfessel an seinem Hals reichte, führte ich Ydan in mein Gemach, wo ich ihn sogleich an einer Wandhalterung befestigte. Nur seine Beinfreiheit ließ ich ihm. Kurz darauf löste ich auch die Fesseln an seinen Händen, damit ihm das Musizieren überhaupt ermöglicht war. Wenig später erschien auch schon eine Wache und reichte mir mit geneigtem Haupt eine Flöte. Ich bedankte mich und ließ sie sich entschuldigen. Letztendlich reichte ich dem Lila-Äugigen das Instrument und setzte mich an meinen Esstisch. Mit einem interessierten, aber auch richtenden, Blick musterte ich ihn und überschlug meine Beine. ,,Nun denn. Zeig mir, was du kannst und enttäusche mich lieber nicht.", wies ich ihn an.

Die Lichtdurfluteten Gemächer des Prinzen waren mir sehr viel lieber als der dunkle Kerker. Er löste meine Fesseln und reichte mir die Flöte. Ich sah mir das Instrument an. "Ich hoffe, ihr habt nicht mehr als 2 Silberlinge für dieses Dinge bezahlt. Eine erschreckend schlampige Arbeit" murmelte ich. Prüfend legte ich sie an meine Lippe und stiess einen einzelnen Ton aus. Mein feines Gehör erkannte die Unvollkommenheit. Ich soll den Prinzen nicht enttäuschen. "Ich werde es versuchen, Hoheit."
Ich schloss die Augen und begann mit einem einfachen Notenfolge. Ich erinnerte mich an den Frühling und spielte nach Gefühl. Dabei entstanden immer die schönsten Melodien. Was Lucien nicht wusste war, dass Musik ein Zugang zur uralten Magie der Elfen war, die ich als Mischling in mir trug. Mit diesem Instrument hielt sich der Zugang sehr begrenzt und war lediglich als wohlig warmes Gefühl wahrnehmbar.

Lucien
Entweder war der Sklave wirklich sehr gelehrt auf seinem Gebiet oder er wollte die Ausstattung meines Reiches einfach nur kritisieren. Ich ging jedoch nicht genauer darauf ein, da ich von diesen Instrumenten keine Ahnung hatte. Ich war auch nicht derjenige, der sie gekauft hatte. Dazu hatte ich Bedienstete, von denen ich gehofft hatte, dass sie mehr Ahnung hatten. Außerdem empfand ich eine kostspielige Ausstattung als überflüssig, wenn wir niemanden hatten, der auch die spielerische Kunst besaß.
Nachdem er seinen Kommentar abgegeben hatte, fing Ydan auch endlich an. Mit einem wertenden Blick ruhten meine Augen auf ihm und ich hörte den sanften Klängen zu, die er dieser Flöte entlockte. Je länger ich ihm zuhörte, desto besser klangen die Melodien, die mich geradezu in einen Trance ähnlichen Zustand versetzten. Mir wurde auf einmal angenehm warm und sogar meine Fingerspitzen, die sich sonst immer so kalt anfühlten, wurden warm. Um diese Gefühle noch mehr zu genießen, schloss ich für einen Moment meine Augen und gab mich ganz seiner Musik hin, bis er letztendlich stoppte. Das Lächeln, was sich unmerklich auf meine Lippen geschlichen hatte, wischte ich schnell wieder aus meinem Gesicht, als ich meine Augen geöffnet hatte. ,,Nun, dein Musizieren hat mir äußerst gut gefallen.", lobte ich ihn ruhig.