Geschichten Oktober - Dezember 2018 » Das Juwel meines Lebens

-Alouis-

Als ich aufwachte, dröhnte mir der Kopf. Ich hatte ordentlich einen übergebraten bekommen von diesen vermummten Gestalten, die mir letzte Nacht aufgelauert hatten. Eigentlich hatte ich erwartet, ausgeraubt in irgendeiner Seitenstraße aufzuwachen. Doch die Realität holte mich mit einem metallenen Klirren ein. Als ich die Augen aufschlug, sah ich lauter nackte Menschen mit elenden Mienen um mich herum. Entsetzt sah ich mich um, nur um festzustellen, dass auch ich nackt war. Nackt und in Ketten gelegt. Das konnte nur eines bedeuten: Sklavenhändler.
Die Männer letzte Nacht waren keine Räuber gewesen, die es auf mein Geld abgesehen hatten. Sie wollten mich zu Geld machen!
Kaum hatte ich das erfasst, öffnete sich knarrend die Tür zu dem schäbigen Lagerraum, in dem wir hier alle eingepfercht waren. Mein Herz machte einen Hüpfer, als nicht irgendjemand hereintrat, sondern mein Vater sich umblickte und mich schließlich mit scharfem Blick erfasste.
Ächzend rappelte ich mich auf. "Vater! Oh, Gott sei Dank...", rief ich erleichtert aus. Irgendwie musste er herausgefunden haben, was mir zugestoßen war und würde mich nun aus den Händen dieser Barbaren befreien. Noch nie hatte ich so sehr geirrt. Da war keine Freude in Vaters Blick, nur stummer Groll, ja beinahe Hass.
Ein weiterer, mir unbekannter, Mann trat herein und band mich los. Anschließend kamen weitere Männer herein, deuteten auf einige Männer und Frauen, die ebenfalls herausgeholt wurden. Fragend sah ich zu meinem Vater, der meinem Blick auswich. Ich und die anderen Gefangenen wurden durch einen Gang zu einem einzelnen, kargen Raum geführt und dort wieder angekettet. Auch ich. Widerstand machte sich in mir breit. Und Wut.
"Was soll das?! Ich bin Alouis Richard. Ich gehöre zum Adel dieser Stadt! Wie könnt ihr es wagen, Eure dreckigen Finger an mich zu legen?!", brüllte ich in ihrer Sprache, immer wieder von französischen Worten durchbrochen. Schon ein Jahr lange lebte ich hier im arabischsprachigen Raum. Dennoch beherrschte ich die Sprache hier nur schlecht.
"Halt deinen Mund!", wurde ich plötzlich von meinem Vater angeschnauzt, der uns gefolgt war. Überrascht sah ich ihn an.
"Vater... Was hat das hier zu bedeuten? Das hier sind Sklavenhändler. Jetzt hol mich schon hier heraus!", forderte ich, noch immer nicht begreifend, wie mein Vater einfach nur dastand und zuschaute.
Unangenehmes Schweigen entstand. "Nein, das werde ich nicht tun", sagte er und mein Herz setzte einen Schlag aus, während ich beobachtete, wie mein Vater ein Schriftstück aus seinem Ärmel hervorholte.
"Weißt du, was das ist? Ein Kaufvertrag. Ich habe dich zum Verkauf angeboten und werde 40 % von dem Erlös erhalten, den du erzielst. Wage es nicht, einen schlechten Preis zu erzielen!"
Vollkommen fassungslos starrte ich meinen Vater an. Ich verstand die Worte und doch konnte ich sie nicht begreifen. "Du hast... was?", kam es erstickt von mir. Mein Vater machte eine wegwerfende Geste.
"Jetzt stell dich nicht dümmer an, als du bist!", herrschte er mich an. "Glaubst du, ich hätte nicht mitbekommen, wie du dich aufführst, seit wir hier leben?! Wie viel Kummer du deiner Mutter machst?! Du gibst dir überhaupt keine Mühe, die Sprache zu erlernen, dich nützlich zu machen! Kein einziges Mal kam von dir ein Wort, in den Geschäften mit anzupacken! Stattdessen versäufst du mein hart erarbeitetes Geld, hurst herum, spielst Glücksspiele und ziehst den Namen der Familie in den Dreck! Ich habe lange genug deiner Faulheit zugesehen. Immer wieder hat deine Mutter mich angefleht, dir noch eine Chance zu geben. Aber ich habe genug gewartet! Du wirst dich nicht ändern! Also habe ich das einzig Richtige getan."
Ich ächzte. "Mich... deinen Sohn zu verkaufen... hältst du für richtig?", kam es erstickt von mir. Ich konnte gar nicht verstehen, was hier geschah. Das war doch nur ein böser Traum, oder?!
Vater schnaubte verächtlich. "Durch deinen Erlös tilgst du wenigstens einen Teil der Schulden, die du gemacht hast. Auf diesem Weg wäschst du die Familienehre wieder rein!"
"Ist das alles, was für dich zählt?! Die Ehre!!? Was ist mit mir?! Ich bin dein SOHN!!" Ich war außer mir vor Wut. Das konnte er doch nicht machen!!
Doch die Augen meines Vaters blieben hart. "Du bist nicht mehr mein Sohn... Nur noch eine Schande, die hoffentlich wenigstens etwas Geld einbringt. Ich habe gehört, dass einige arabische Scheichs und Edelmänner Interesse an europäischer Ware haben. Vielleicht nützt du so ja doch noch etwas."
Mit einem Aufschrei wollte ich mich auf meinen Vater stürzen. Doch die Eisenkette spannte sich, bevor ich ihn erreichte und warf mich hart zurück. Wütend schrie ich ihm Schimpfwörter entgegen, doch es nützte nichts. Mein Vater hatte mich aus der Familie ausgeschlossen und mich in die Hände von Sklavenhändlern gedrückt...
Diese verschwanden gemeinsam mit meinem Vater und schon bald konnte ich von draußen Lärm hören. Ich schnappte hin und wieder Worte auf, die eindeutig von Verkäufen stammten. Irgendwann wurden dann auch die ersten Männer und Frauen aus meinem Raum abgeführt. Sie allesamt waren ebenfalls europäischer Herkunft. Wir waren wohl bei dem Verkauf der Höhepunkt schlechthin.
Irgendwann war es soweit und auch ich wurde abgebunden und wie ein Hund nach draußen auf einen Podest gezerrt, wo ein Verkäufer meine Vorzüge anpries und mich ungeniert an den verschiedensten Stellen anfasste. Wütend sah ich ihn an und sah mich auch in der riesigen Zuschauermenge um, die bereits begannen, auf mich zu bieten. Doch meinen Vater sah ich in der Menge nicht. Verzweiflung erfasste mich. Das durfte doch nicht wahr sein!

- Alsahra -

Zu meinem Glücke schien mir der Tag positiv gesonnen zu sein. Nicht nur, dass mein Bruder Alshams Alsaatiea (arab. für helle Sonne), der amtierende Herrscher, keine nennenswerte Aufgabe für mich hatte, das Juwel des Himmels schien auch nicht gnadenlos auf unsere flachen Ebenen herab, sodass man mit einem Alqubeat (arab. für Kopfbedeckung) und einem Alraas (arab. für Umhang) sich durch aus auf den Markt und durch die Menschenmengen bewegen konnte. Wie so immer begleiteten mich meine treusten Männer und besahen sich des Treibens aufmerksam, schließlich mussten sie meinem Bruder für mein Wohl gerade stehen und nicht jeder Mann in Alkunz Almafqud mochte es seinen Kopf oder ein anderes Körperglied zu verlieren nur weil er unaufmerksam war. Die laute, duftgetragene Atmosphäre des Marktes die von Alt und Jung getragen wird, ging mir noch immer durchs Mark und Bein. Inmitten der Leute, den freudig strahlenden Gesichter der Kinder, wenn sie mal wieder aus meiner Hand die verschiedensten neuen Früchte des Handels probieren durften, konnte ich nicht weniger aufblühen, wie die lachenden Laute jener Händler, die sich erfreut vom emiratischem Gefolge, ihrer Verkäufe sichern konnten. Für mich zählten diese Momente weit aus mehr, als die Minuten im Palast, die Stunden der Lust oder die interessanten Gespräche während einer Feier. Sich dem Volke näher zu fühlen als der eigenen Familie sollte die meisten beunruhigen, in meinem Umfeld war dies jedoch die einzig wiederkehrende Tatsache.

Nach dem die lieblichen Kinder versorgt waren trugen die Beine einen weiter in die hintersten Winkel des Marktes. Wie so oft stellten meine Männer sicher, dass uns kein Kind, kein Weib und kein Alter hierher gefolgt waren. Es wäre zu schade gewesen, hätte man jene Leben sinnlos rauben müssen. In den hintersten Winkeln tummelten sich nur jene, die gewiss keine reine Absichten hegten. Hier fehlte das Lachen und das Gespiele der Generationen. Hier wurde eisig gehandelt mit Ware, die einem selber nicht gehörte, die einst gar frei und unwissend von dem zu erwartenem Schicksal gewesen war. Die Neugier war es, die mich einst hierher hatte kommen lassen und eben sie war es auch, die mich heute erneut hierher trieb. Laut riefen die Händler meinen Namen, verbeugten sich und rieten einem vorbeizusehen, da auch sie wundervolle Ware anboten.

Heute stand mir der Sinn nach menschlichen Gelüsten, daher interessierte ich mich auch nach neuen Gesichtern. Es dauerte nicht lang und ich traf auf ein bekanntes Gesicht, einen Händler der mir bereits die Hälfte meines Hofes zusammengestellt hatte, von Weinschnkern bis zu weiblichen Lustsklavinnen reichte die Liste jener, die ich dank ihm gewonnen hatte. Auch dieses Mal schlug ich seine Einladung nicht ab und begab mich in den Raum, der die Kostbarkeiten präsentieren würde. Die ein odder anderen Gestalten kamen mir durchaus vertraut vor und wurden mit einem bloßen Nicken gewürdigt, ehe der Blick über die erste Ware - eine etwas ältere Frau - glitt. Eine recht ansehnliche europäische Frau wie mir schien, doch tummelten sich in meinem Hofe bereits die exotischten Frauen und sie langweilten mich alle. Ständig war es dieses lustlose sich betten lassen und es brauchte nicht viel um es als leblos zu bezeichnen. Es bedarf frischen Windes .. und während mein Gedanke sich gerade ausformulierte brachten sie ihn hinaus.

Ein europäischer Jüngling, nicht älter als 20 und noch so straff und rosig aussehend, als würde das Leben selbst aus ihm heraus springen. Er musste sich noch nicht lange in den Händen der Sklavenhändler befinden, wies er auf den ersten Blick keine sichtbaren Züchtigungsspuren und Hungermale auf. Der Ausdruck in dem Gesicht des Anderen regte etwas tiefes in mir und ich flüsterte einem meinem Gefolgsleute etwas zu, den dunklen Blick dabei nicht von dem Objekt nehmend. Kurz darauf marschierte der Mann, der n och eben neben mir gestanden hatte, zu dem Haupthändler hin. Die Auktion des Jungen wurde daraufhin beendet. Die Summe fiel dabei niemals zu Wort. Keiner der Männer würde mein Angebot übertrumpfen können, hätten se sich sonst mit dem endlosen Vermögen meiner Familie widersetzen müssen. Wie so immer wurde die Ware daraufhin von der Bühne und in einen Nebenraum gezerrt. Bevor es in den Palast ging, musste ich sicherstellen, dass das Objekt seinen Preis auch wert gewesen war und gewisse Makel mir nicht entgangen sind. Darum trat ich kurz nach dem der Andere hineingebracht wurde in den Raum. Noch immer durch die Keidung verdeckt.

-Alouis-

Plötzlich wurde es still im Raum, nachdem ein Mann mit dem Verkäufer gesprochen hatte. "Verkauft an Herrn Alsahra Alddakina!", rief der Mann mit einem gierigen Grinsen. Alddakina... Der Name sagte mir irgendetwas. Da nicht weiter geboten wurde, ging ich davon aus, dass dieser Mann sehr reich war. Ich wurde von der Bühne abgeführt und in einen Nebenraum gebracht. Man wartete. Wenig später kam wohl mein Käufer herein.
Unruhig musterte ich den Mann. Viel konnte ich von seinem Gesicht durch die Kopfbedeckung jedoch nicht erkennen. Der Händler begrüßte Herrn Alddakina freudig und lud ihn dazu ein, sich von meinen Vorzügen selbst zu überzeugen. Durch meine schlechten Sprachkenntnisse verstand ich jedoch nur die Hälfte.
"Dieser Prachtbursche ist etwas ganz Exquisites. Er ist französischer Herkunft. 18 Jahre alt und von blauem Geblüt. Aber keine Sorge, der Verkauf ist vertraglich abgesichert und legal. Er ist noch Jungfrau und die Freiheit gewohnt. Er wird also eine harte Hand brauchen. Aber dafür ist er in bestem Zustand. Edelste Ware. Überzeugt Euch ruhig selbst."
Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen. Einer der Sklavenhändler hielt meine Kette ganz straff, damit ich ja nicht auf den Gedanken kam, abhauen oder meinen Käufer gar angreifen zu wollen.

- Alsahra -

Natürlich wäre ich ein Narr, wenn ich selber Nachforschungen über die Ware einleiten würde, schließlich könnte selbst ein vertrauter Händler das Blaue vom Himmel herunterlügen, wenn er es wsollen würde, doch in diesem Augenblick schenkte ich den Worten des Mannes Glauben. "Blauen Geblüts? Wie verirrt sich ein solches Wesen in deine Hände?", fragte ich den älteren Mann ungeniert und begab mich langsam auf den Jungen zu. Zunächst umschlossen meine Finger sanft das Kinn des Blonden und hoben das Gesicht an. Mit meiner Größe von 1,89m schien ich den Jungen fast schon mehr als nur zu überragen. Dadurch wirkte der Andere erst recht so winzig und jung. "Wie lautet sein Name?", noch redete ich mit dem Händler, da ich mir fast schon sicher war, dass der junge Franzose vor mir keines meiner Worte verstehen würde, waren sie doch von einem Akzent beladen, den die Höffischen weitertrugen. Langsam drehte ich das blasse Gesicht in meinen dunklen Händen und fuhr mit dem Daumen bedacht über die vollen einladenden Lippen. "Hab keine Angst .. es wird dir bei mir gut ergehen, solange du dich zu benehmen weißt.", richtete ich nun die ersten Worte an mein Objekt, in dem ich in diese hellen Augen hinein schaute, die mir schier den Atem raubten. Noch nie erblickten meine Augen eine solch zierlich, unberührte Erscheinung. In meinem Inneren begann sich ein Knoten zu formen, die erste Welle des Verlangens übermannte mich und ehe ich mich versah, ergriff die freie Hand die Hüfte des Jungen, zog diesen an mich heran, damit sich meine Lippen besitzergreifend auf die seine legen konnten zu unserem ersten Kusse.

-Alouis-

Am liebsten wäre ich vor diesem Mann zurückgewichen. Doch der Griff der Sklavenhändler war eisern. So musste ich es erdulden, dass dieser Mann mich zunächst berührte, dann an sich zog und dann auch noch küsste!
"Sein Name ist Alouis. Sein Vater hat ihn zwecks Eintreiben von Schulden an uns zum Verkauf überlassen. Er hat seinem Elternhaus wohl einigen Kummer bereitet." Der Händler lachte. In diesem Moment riss ich mich von dem Araber los und sah ihn mit Abscheu an. Dafür hatte dieser Kerl mich gekauft? Konnte er sich solche Vergnügen nicht in einem Bordell holen?!
"Ich bin Alouis Richard. Ich lasse es mir nicht bieten hier wie eine billige Hure verschachern zu lassen!", brüskierte ich mich und wechselte dabei abwechselnd vom arabischen ins französische. Der Händler lachte. "Wie ich bereits sagte. Er wird eine harte Hand brauchen", kam es amüsiert von ihm. "Eine, die ihm klar macht, dass er von heute an nur noch ein Sklave ist."

- Alsahra -

Dass sich der junge Franzose von einem weg riss, war zu erwarten gewesen. Ebenso wie die Worte, die er daher posaunte, die jedoch keine wirkliche Kraft in sich trugen, besah man sich seiner angeketteten Gestalt und wusste um seine Geschichte. "So war mir das Juwel des Himmels und der Erde vermögen, wird er zu bändigen sein. Falls nicht gibt es noch tausend schlimmere Dinge, die ihm widerfahren können." Diese Worte und Tatsachen erinnerten mich an einen Kindheitsfreund, ein Engländer im Alter von nur 6 Jahren, der sich meinem damalig lebendem Vater widersetzt und mit dem Tode bestraft worden war. Je näher du dem Thron warst, umso endgültiger, bestimmender waren deine Worte - das hatte ich ebenfalls im zarten Alter lernen müssen. Dieser Junge erinnerte mich nur all zu sehr an William und es schmerzte an ihn erinnert zu werden. Ich ließ daher auch von ihm ab, wies meinen Vertrauten ein den Jungen mitzunehmen und in den Palast zu bringen, während ich mit der restlichen Gefolgschaft die Zahlung tätigte, die dem Händler mehr als nur zustand. Trotz des kurzen Augenblickes hatte ich feststellen können, dass Alouis, wie der Junge hieß, eine prächtige Ware und somit meines Hofes angemessen war. In der Zeit in der wir das Geschäftliche regelten, wurde Alouis in den westlichen Palastflügel gebracht und dort erst einmal von zahlreichen Bediensteten umsorgt, versorgt und hergerichtet. Es durften ihn lediglich die Frauen und jungen Knabben im Kindesalter anrühren, da es nur dem Prinzen gestattet war weiter Hand an ihm anzulegen.

-Alouis-

Dieser Mann sprach davon, mich zu bändigen und von schlimmen Dingen, die mir widerfahren könnten. Würde er mich etwa bestrafen, wenn ich ihm nicht zu Willen war? Aber ich war adlig! Ich war ein Mensch wie er!
Ich wurde weg gebracht. Über verschlungene Pfade durch die Stadt führte mich ein Bediensteter zum Palast der Stadt. Mir klappte der Mund auf. Der Mann, der mich gekauft hatte, gehörte zur hier herrschenden Familie? Natürlich! Deswegen war mir sein Name auch so bekannt vorgekommen! Nun wurde mir doch mulmig zumute. Wenn jemand so Mächtiges mich gekauft hatte, wie konnte ich dann jemals wieder frei kommen? Kaum war ich im Palast, empfingen mich zahlreiche Dienerinnen und Kinder, die mich von Kopf bis Fuß pflegten. Es war mir unangenehm, nackt vor so vielen Frauen zu stehen und von ihnen angefasst zu werden. Aber wenigstens beruhigten mich ihre zarten Hände und ihr liebliches Lächeln. Man wusch mich, ölte mich mit wohlriechenden Essenzen ein und letztlich gab man mir endlich wieder Kleidung. Allerdings war diese deutlich luftiger und zum Teil auch durchsichtig. Aber es war besser als nichts. Zuletzt führte mich eine Wache in ein Gemach und kettete mich wie einen Hund an einen Ring an der Wand an. Missmutig versuchte ich, mein Halsband irgendwie loszuwerden. Aber es war vergebens.

- Alsahra -

Neben dieser kleinen Geschäftlichkeit besorgte ich, der zweite Prinz des Landes, noch einige Kleinigkeiten, ehe ich zum Palast aufbrach. Vor ab hatte ich meinem besten Boten aufgetragen mehr über die Person des Jungen und die Beziehung zur Familie herauszufinden. Einen Sklaven edlerer Geburt traf man nicht an, sie wurden regelrecht in die Bordelle geschleppt und als Lustknabben erzogen. Ich kam nicht umher mich zu fragen, was der Vater beabsichtigt hatte, als er ihn als Sklaven und nicht als Lustburschen verhöckern ließ. Bald darauf trat ich auch schon in den Palast ein, wurde umsorgt und umgarnt. Anders als am Hofe meines Bruders mochten mich meine Bediensteten, dankten mir ständig, dass ich sie aufgenommen und ihren Willen ließ. Ich hielt nicht viel von einer zu starken Hand. Einem gebrochenem Willen konnte ich nichts abgewöhnen. Doch musste ein jeder seinen Platz finden und kennen. Und das würde Alouis auch tun müssen. Im Vergleich zu anderen hatte er es schon deutlich besser. Er würde im Main Terrain hausen, mit mir Schlafen und Aufwachen, Essen und Ausgehen. Ihn würden stehts teuere Kleider, teuren Schmuck begleiten, sobald er offiziell in meinem Hofsregister nieder geschrieben sein würde. Vor allem müsste er aber erst einmal den ernst der Lage verstehen müssen.

Den Umhang und die Kopfbedeckung hatte ich nun verloren und ging (gekleidet wie auf dem Bild) in das Schlafzimmer, wo ich Alouis an der Wand befestigt wiederfinden durfte. Langsam, als würde ich mich einem eingescheuchtem Tier nähern, begab ich mich auf ihn zu, jedoch nicht um ihn zu berühren. Ich lösste die Kette von der Wand und ebenso diese von dem jungen Franzosen. Den Palast sowie den Raum würde er so oder so nicht verlassen können, befanden sich fähige Männer übrall um einen herum, auch dort wo das Auge einen nicht sah. "Du musst furchtbar verwirrt sein, nicht wahr, Alouis?"

-Alouis-

Es dauerte nicht allzu lange, da öffnete sich die Tür und Alsahra trat ein. Dieses Mal ohne Kopfbedeckung und Umhang. Er bot einen imposanten Anblick. Ehrfurcht gebietend, stark und mächtig. Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte. Für mich war das ein reicher, einflussreicher Mann. Ich war noch längst nicht so weit, mich als Diener für ihn zu sehen.
"Oui", bestätigte ich seine Frage. "Äh, ja, meine ich...", fügte ich murmelnd in seiner Sprache hinzu.
Wobei verwirrt traf es eigentlich nicht ganz. Ich war eher entsetzt und wütend darüber, dass mein Vater mich einfach verschachert hatte. Und ich wusste nicht so recht, wie es jetzt mir weitergehen sollte.
Ich versuchte, mir die Worte richtig zurecht zu legen. Aber das Arabische kam mir einfach nicht recht über die Lippen. "Wie viel Sie haben bezahlt? Für mich?", verlangte ich in befehlsgewohntem Ton von ihm zu wissen. Ich wollte wissen, wie viel mein Vater für mich bekommen hatte.

- Alsahra -

Anders als die meisten männlichen Bediensteten am Hof trug Alouis keine Hose unter dem langen Gewand. Normalerweise stünde ihm dies zu, doch da er den Platz eines Lustobjekts einnehmen würde, würde diese nur beim Akt störren. Auserdem lies es so den Blick auf diese wohlgeformten hellen Beine zu und ich musste mir ein wieder eingestehen, dass Alouis ein wahrlich wunderschöner junger Mann ist. Es gab lediglich eine große Barriere zwischen uns - die Sprache. Mein Leben lang wurde ich in den unterschiedlichsten arabischen Ausführungen unterrichtet, seit der Kindheit hier und da ein wenig Englisch. Französisch war mir bislang noch nicht über den Weg gelaufen, so würde ich mir dieses eventuell ein wenig aneigenen müssen und einen Hauslehrer - vermutlich eine Hauslehrerin - anschaffen müssen für den Jungen. Die Kette achtlos auf den Boden fallen lassend begab ich mich in die Mitte des Raumes, zu dem großen und weich einladendem Bette und setzte mich auf dieses. Ich ahnte schon, dass sich die ersten Minuten langziehen würden, dass auch Alouis sich auslassen würde, so wollte ich dies wenigstens in einer angenehmen Position über mich ergehen lassen. "Der Preis spielt keine Rolle, Alouis.. Du solltest froh sein, nicht in die Hände von schmierigen Alten oder gar Lusttreibern gefallen zu sein."

-Alouis-

Ich blickte zu der Kette auf dem Boden. Es erleichterte mich, dass ich die Kette endlich losgeworden war. Als wäre sie eine Giftschlange, trat ich ein wenig von ihr weg. Doch dafür wurde ich der nächsten, wahrscheinlich viel größeren Gefahr gewahr: das Bett in diesem Raum.
Auf meine Frage antwortete Alsahra nicht. Ich hob eine Augenbraue. "Froh sein? Hierüber? Dass Vater leugnen mich und verkaufen wie... ein Tier?!", entgegnete ich abfällig. Ich verschränkte die Arme. "Ihr seid Prinz, nicht wahr? Ich verlange... zu sprechen mit meinem Vater. Das hier ist... inakzeptabel." Ich rümpfte die Nase. Das hier war doch eine Farce! Als ob ich es hinnehmen würde, die Ware von irgendjemandem zu sein.

- Alsahra -

"Ich dachte mir schon, dass du das verlangen wollen würdest. Meine Männer suchen gerade deine Familie auf und erfragen den Hintergrund. Bis dahin musst du dich gedulden und fügen. Falls es kein Fehler und somit reine Absicht war, Alouis, bist du kein Mann mit französischem Hintergrund mehr. Dann bist du nur noch ein Sklave dieses Landes und sobald dies fest steht und ich ahne, dass dem so kommen wird, solltest du dich entschieden haben, wie du weiter leben möchtest. Es gibt Personen, die würden dafür beten an deiner Stelle sein zu dürfen." Es störrte mich gar nicht so sehr, dass der Junge aufgebracht und vor allem verwirrt von der ganzen Situation war. Seine fordernde Haltung und die Einstellung, dass ich mich seinem Willen beugen müsse, das traf mich dagegen schon eher unangenehm. So hatte ich nicht länger vor mich mit diesem Unsinn herum zu schlagen. Mich nochmal kurz erhebend, nahm ich das lästige obere Gwand von mir, sodass ich n ur noch in der weit geschnittenen Hose dastand und begab mich wieder aufs Bett. "Es ist dir überlassen, ob du auf dem Boden odder doch lieber zu mir ins Bett steigen möchtest. Den Raum verlassen wirst du alle3rdings nicht können."

-Alouis-

Alsahra ließ also prüfen, ob sein Kauf wirklich rechtmäßig war? Ich schnaubte. "Natürlich er sein das. Mein Vater hat eine..." Ich suchte nach dem richtigen Wort. "Erklärung? Brief? ... Vertrag! Dennoch... ich bin edel... fünfter Sohn. Mein Vater sein nur... wütend. Ich muss sprechen mit ihm. So etwas sein nicht meine Bestimmung", sagte ich und deutete auf diese viel zu freizügige Kleidung an mir. Sollte doch so eine Person, die sich nach so etwas sehnte, die Wünsche des Prinzen erfüllen. Er sah ja wirklich sehr beeindruckend aus. Aber er war ein Mann! Und ich war doch keine Hure!
Daher war meine Antwort klar. "Boden", sagte ich sofort. "Aber als erstes, ich muss reden mit meinem Vater! Sofort!"

- Alsahra -

Langsam wurde es einem dann doch zu bunt. Fünfter Sohn hin oder her. Wenn der Kauf tatsächlich vertraglich geregelt war, war die Sache klarer als gedacht. Dann würde ich mich nicht zurückhalten müssen und auf die Naivität des Jungen horchen müssen. Der letzte Ton war definitiv vergriffen und normalerweise blieb ich eher stumm und kühl, doch nun reizte er mich doch zu sehr. In einer gekonnt schnellen Bewegung fischte ich aus einem der Vorhänge am Kopfende des Bettes einen Dolch hervor, den ich an Alouis Wange vorbeirauschen und gegen die Wand fliegen ließ. "Genug. Ich habe deine widerwillige und ungehorsame Art lange genug angehört und erduldet. Dein Vater wird dich sehen, wenn er dich sehen will. So sind die Regeln dieses Landes. Ein jeder hat auf die Älteren zu hören. Als gekauftes Objekt hast du dich an allen zu orientieren und zu unterwerfen. Vor allem wenn dein Vater einen Vertrag hatte, heißt dies, dass er dich nicht mehr wollte und dich nicht mehr als seinen Sohn ansieht. Somit bist du offiziell mein Besitztum und als solches erlaube ich dir nicht Forderungen an meine Person zu stellen. Schweig, sei gehorsam oder wähle den Freitod. Niemand wird in diesem Lande einen jungen Franzosen dulden, der sich nicht zu benehmen weiß."