Geschichten Januar - März 2019 » Der Wüstenprinz

Name: Wahid (arabisch; der Eine) Hakim Alsahra (arabisch; Herrscher der Wüste)
Alter: 21 Jahre

Familie:
Wahids Familienverhältnisse sind für
Aussenstehende etwas verworren – albarische Herrsche sind oft mit bis zu sieben Frauen verheiratet. Wahids Mutter Rasha war die Hauptfrau seines verstorbenen Vaters, weshalb er ihm auf den Thron nachfolgte und nicht sein, vier Jahre älterer Bruder Amir, dessen Mutter lediglich eine Nebenfrau des Herrschers war.

Aussehen:
Wahids pechschwarzes Haar, die golfbraune Färbung seiner Haut und die dunklen Augen sind typisch für Menschen seiner Herkunft. Ungewöhnlich ist jedoch die Länge seines Haars, denn er reicht ihm fast bis zu den Fussknöcheln. Langes Haar steht in … für Reichtum und Macht. Sklaven wird daher nicht selten der Kopf kahl geschoren.


Charakter:
Amir ist es gewohnt, immer und überall von vielen Menschen, Dienern und Sklaven umgeben zu sein, die nur darauf warten, im jeden aber auch wirklich jeden Wunsch zu erfüllen. Er umgibt sich nur mit den schönsten und edelsten Dingen, trägt niemals etwas anderes als reinste Seide, feinstes Gold und auserlesene Schmuckstücke. Von seinem Volk wird er als gottgleicher Herrscher verehrt. Verheiratet ist er bisher mit nur zwei Frauen, der arroganten Tochter eines wohlhabenden Kaufmannes, seine Hauptfrau und der schüchternen Prinzessin eines eroberten Königreiches.

Geschichte:
Albaria (arabisch; Wüstenland) ist eines der reichsten und fanatischsten Länder der Erde. Kein Reich der Welt kann es mit Wahids Heeren aufnehmen. Auch Stigande Rik musste sich seinem Willen beugen und so erreichte Arlon Morgonsol ein Schreiben des jungen Herrschers, in welchen er nach der Hälfte aller Reichtümer des Landes, der Hand der Prinzessin und 100 Sklaven verlangte. Gold und Edelsteine bedeuten dem 5. König nichts im Angesicht eines drohenden Krieges. Seine Tochter an einen Mann zu verheiraten, der bereits verheiratet ist, bricht ihm das Herz doch 100 seiner freien Untertanen nach Albaria in die Sklaverei zu schicken, das konnte er nicht tun.

Amir (25 Jahre) - 2. Königin Talija (16 Jahre) - Talijas Dienerin Mara (18 Jahre)

Name: Kronor/Kronar Mansken Morgonsol (schwed. für Mondlicht auf der Krone)
Alter: 18 Jahre - 14.02
Stand: Kronprinz des Stigande Rik, der vorgesehene Thronerbe.
Familie:
Vater: Arlon Morgonsol, 5. König von Stigande Rik, des Aufgehenden Königreiches.
Mutter: Mirabelles Morgonsol, ehemalige Blomma und Tochter eines Dukes, Königin von Stigande Rik,
Schwester: Lysande Morgonsol, Kronprinzessin und jüngere Schwester um wenige Minuten.
Bruder: Dyrare Skatt Morgonsol (schwed. Teurer Schatz), zweiter Prinz des Stigande Rik, jüngerer Bruder und das um einige Jahre (Alter 9 Jahre).
Aussehen:
Mit seinen knappen 1,80m zählte man den jungen Prinzen zu den eher mittleren bis größeren Männern des Landes. Die typischen ins Gesicht fallenden blonden Haare, sowie die hell strahlenden blauen Augen, die immer etwas aufgewecktes und freches in sich zu trugen schienen, fehlten auch bei dem ältesten Sprosse des königlichen Paares nicht. Ebenso wie seine Schwester wies auch er eine eher schmälere Figur auf, wobei dies nichts darüber aussagte, was von den Augen versteckt blieb. Bis auf ein paar kleine versteckte Narben weißt der Prinz nicht weiter vermerkliches auf.

Charakter:
Kronar, so könnte man es am treffendsten beschreiben, ist das Bindeglied zwischen seinen Geschwistern. Da auch er die Ruhe durch aus genießen und in manchen Momenten ersehnt und dies mit seiner Schwester zu teilen scheint, kann er ebenso den Drang seines Bruders ständig auf Zack zu sein und was zu erleben nachvollziehen. Anders als die anderen beiden zog es ihn jedoch nach draußen, an die frische Luft. Wenn es nach ihm ginge, würde er seine täglichen Abläufe hinaus in die Gärten verlegen und mehr Wanderungen und Kundschaftungen auf sich nehmen. Als Kronprinz bleibt ihm jedoch nichts anderes übrig, als den meisten Tag im Palast zu bleiben und gewisse Dokumente zu erarbeiten. Seine einzige Ausrede, das Üben mit den Wächterrittern, nutzt er bei jeder Gelegenheit, die sich ihm ergibt. Dabei bleibt es jedoch nicht bei einem bloßen Vorwand, denn nach all den Jahren hat er tatsächlich ein wenig Gefallen an der Kunst der Schwerter gefallen und ist sogar mitlerweile mit einigen Schusswaffen vertraut - auch wenn er ihnen lieber aus dem Wege geht. Der älteste Morgonsol wird von der Bevölkerung Stigande Rik sehr geliebt, da er mit seiner offenen und freundlich warmen Art die Herzen ein jener schnell erobert hatte. Und stets umschmeichelt er die Bewohner mit seiner fürsorglichen und aufmerksamen Ader, sodass sie den Tag kaum erwarten können, bis der junge Prinz auf dem Thron sitzen würde.




Name: Lysande Morgonsol (schwed. für Strahlendes Licht der Morgensonne)
Alter: 18 Jahre - 14.02
Stand: Kronprinzessin des Stigande Rik.
Aussehen:
Langes blondes Haar, dass nicht nur das schmale Gesicht der jungen Prinzessin, sondern auch ihre zierliche Gestalt zu umspielen scheint. Die hellen blauen Augen sind ein besonderes Merkmal der Familie Morgonsol, dass auch sie nicht missen zu scheint. Lysande erscheint stets gepflegt, doch meidet sie das Tragen von viel zu auffälliger Kleidung. Der schlichtere Stil spricht sie ebenfalls mehr an.

Charakter:
Mit Lysande gewann das Königreich Stigande Rik eine besonnene und ruhige Prinzessin. Während sich andere mit den Schönheiten und dem Luxus eines königlichen Lebens anfreundeten und ihre ersten schmachtenden Blicke auf die Prinzen und Könige der anderen Länder warfen, verbarg sich das junge Mädchen damals lieber in ihrem Zimmer umgeben von Büchern und Aussagen großer Männer sowie Frauen. Ihre Kenntnis der Biologie suchte innerhalb der könglichen Familie stets ihres gleichen, übertraf sie sie alle bei Weitem. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, nicht zu ehelichen, sich dem Bund der Ärzte anzuschließen und in ihrem Land dafür zu sorgen, dass viele Krankheiten vermieden und Menschen geholfen werden könne. Doch auch wenn ihr der Plan ihres Vaters nicht gefällt, so beugt sie sich der Familie und dem Volke zu liebe.

König Arlon Morgonsol 41 Jahre


Königin Mirabelles Morgonsol 38 Jahre


Lysandes enge Vertraute Manila 21 Jahre


Lehrer der Zwillinge und der Gelehrte Hazeldine Keigriff - 52 Jahre

Am Fuße der großen Treppe vor den Toren des Stigande Rik Palastes stehend, betrachtete ich mit einem fast schon fehl am Platz wirkenden Lächeln auf den Lippen die wohl letzte Interaktion meiner geliebten Geschwister. Lysande würde uns sicher allen fehlen, allem voran Dyrare, da sein kindlicher Verstand sicher noch nicht die Tragweite desen begriff, was auf uns zukommen würde sobald sie uns nicht mehr mit ihrer Präsenz beglücken würde. Kaum merklich legte sich eine Hand an meine Schulter auf und ließ mich zu der Gestalt hinter mir herumdrehen. "Vater..", mit einem leichten Nicken nahm ich sein Auftauchen kenntlich und zeigte vor der versammelten Belegschaft des Palastes den gehorsamen Respekt, den der Jüngere mit sich führen musste. "Es wird eine lange Reise.", wehmütig erklang die Stimme des Herrschers. Nicht nur als Sohn müsste dieser daherschwingende Klang ein jedem aufgefallen sein. Es zeigte, dass der König mit der Situation nicht im Reinen war und nur schwer seine geliebte Tochter in die Hände eines Mannes übergeben wollte, der sie nicht zu würdigen wissen würde. "Das wird es wohl sein.. Ich passe schon auf sie auf. Mach dir keine Sorgen." Auch wenn die Worte sicherlich das Gemüt des Älteren nicht beschwichtigen würden, so meinte ich sie trotz allem ernst. In diesem fremden Land werde ich sie nicht ohne mich davon überzeugen zu können, dass sie es den Umständen entsprechend angenehm haben kann, dem Herrschenden überlassen. Schließlich würde so der eh schon schwankende Stillstand des Krieges zerfallen und dem Land noch weiteren Schaden zufügen, denn eine weitere Auseinandersetzung wäre dann nicht zu vermeiden.

Ein leichter Druck an meiner Schulter ließ mich von meinen Gedanken zu meinem Vater blicken, der sich seinen Weg zu Lysande bahnte. Mutter, die vor Kummer zu vergingen schien, da sie ihre einzige Tochter einem ungewissen Schicksal überließ, hatte es nicht nach draußen geschafft und würde es sicherlich auch nicht mehr tun. Dies wissend, begab ich mich ebenfalls zu meiner Schwester und meinem kleinen Bruder hin. "Krona! Du passt gut auf Lys auf und kommst danach wieder nach Hause?!", in seiner kindlich verspielten Ader konnte ich nicht anders, als die Haare des Kleineren zu zerwuscheln und mit einem selbstbewussten Nicken die Frage zu beantworten. "Aber sicher doch .. und sobald ich wieder da bin schauen wir deine Schwertkünste an. Daher.. üb schön weiter!" Das Seufzen, dass Dyrare entwich, brachte mich ein wenig zum Lachen. Wir würden zwar Lysande verlieren, aber immer noch uns andere haben. Nachdem nun auch die letzten Verabschiedungen gefallen waren - Vater umarmte seine geliebte Tochter und tätschelte mir die Wange - stiegen wir erst einmal in die königliche Kutsche. Einen Teil der Strecke würden wir damit und dem reitendem Gefolge zurücklegen, bevor wir beide ebenfalls auf Reittiere ausweichen und so den Hof des fremden Landes erreichen würden. Vom nördlichstem Punkte an einen der öst-südlichsten zu reisen, war durch aus anstrengender als man es am Anfang hätte vermuten können. Doch die Zeit, die sich uns bot nutzten wir sorgsam aus. Neben all den Gesprächen und geschwisterlichen Blödeleien erfreute ich mich auch an der wechselnden Flora und Fauna. Zwar wurde es nach und nach für uns alle viel zu warm und die ersten Bekleidungsstücke von der schweren Uniform und die Ausrüstungen verschwanden nach und nach.

Und dann kam der Tag schneller als dass es einem lieb gewesen wäre. Auf den üblichen Reittieren und mit einer viel kleineren Gefolgschaft, die absichtlich nach und nach zurückgesandt oder in befreundete Länder ausgesandt wurde, trafen wir dann endlich am Palast von Albaria an. Vom Tier absteigend, half ich meiner zierlichen und von der Reise geschafften Schwester hinab und hielt sachte ihre Hand. "Mach dir keine Sorgen, Lys.. Wir kriegen das hin." Ihre Sorgen kennend, da es zwischen uns nie zu Geheimnissen kommen konnte, drückte ich ihre Hand sachte, ehe wir uns an die unbekannten Gesichter und Menschen wenden mussten, die uns sicherlich direkt zu ihrem Herren bringen würden. "Krona.. verlass meine Seite bitte nicht.", waren die letzten Worte die meine Schwester herausbrachte, bevor wir die ersten Schritte folgend taten.

Die Delegation Stigande Rik traf früher ein und viel auch war ihre Grösse betraf anders aus, als erwartet wurde. Amir würde von den Wachen am Tor informiert und eilte hinaus. Die Prinzessin sah etwas mitgenommen aus und wurde von ihrem Begleiter geführt. Soldaten, welche sie begleiteten zählte er gerade mal fünf. Keine Diener, kaum Gepäck und was ganz besonders auffiel; keine 100 Sklaven. Wahrscheinlich würden sie etwas später eintreffen mit dem Rest der Delegation, dass, was hier auf ihn zukam, kann nicht Alles sein.
Amir war ein wahrer Herkules, gross, muskulös, das schulterlange Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und an der Seite abrasiert. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand er vor dem Hauptportal am oberen Ende der Treppe und beobachtet die Fremden, die sich ihm näherten. Als sie die Hälfte geschafft hatten, ging er ihnen ein paar Schritte entgegen. Das Erscheinungsbild Prinzessin, die Art, wie sie sich bewegte, gefiel ihm nicht und seine Intuition endtäuschte ihn nicht. Als der sie erreichte kam er nicht dazu sich vorzustellen. Die Prinzessin blieb an einer Stufe hängen und viel ihm, mit einem kaum hörbaren Stöhnen in die Arme. Amir hatte bereits damit gerechnet. Bei der Kleidung die sie trug und ohne Kopfbedeckung war ein Hitzschlag zu erwarten gewesen. Amir betete dafür, dass sie nicht auch noch einen Sonnenstich hatte. Sie atmete flach, unregelmässig und schnell. Ihre Wangen waren gerötet. Schweissperlen glitzerten auf ihrer Stirn. Ihre Körper fühlte sich heiss an, glühte förmlich. Eine Dienerin kam hinzu und versuchte den Begleiter zu beruhigen. Amir hob das zierliche Mädchen hoch. Sie war leicht wie eine Feder. "Sie sie fühlt sich ganz heiss an. Ein Hitzschlag..."
"Wir müssen ihre Körpertemperatur senken. Überrascht hob Amir den Kopf und sah in das wunderschöne Gesicht der zweiten Gemahlin seines Bruders. "Eure Hoheit..." Die junge Frau lief vor in ihre Gemächer. Amir und die Dienerin folgten ihr, auch ihr Begleiter war bemüht, Schritt zu halten. Ein rechteckiger, in der Boden eingelassener Pool stellte das Zentrum ihres kleinen Reiches. Er war angefüllt mit frischen, klaren und vor allem Kühlen Wasser. Ohne Kleidung abzulegen stieg die Dienerin hinein und Amir reichte ihr die bewusstlose Prinzessin. Während das Mädchen sich um die Prinzessin kümmerte, ihr Gesicht kühlte und anfing die vielen Lagen Stoff ihrer Kleidung zu entfernen, alles im Wasser, wandte sich Amir an den Begleidter. Er packte ihn am Arm und zog ihn aus den Räumlichkeiten der Prinzessin hinaus um ihm des Zustandes der Prinzessin wegen zur Rechenschaft zu ziehen.

Natürlich blieben die beiden Geschwister von Stigande Rik nur von den engsten Vertrauten begleitet. Einem älterem Manne, der so aussah als könnte er ihrer beider Vater sein, der tatsächlich nur ein einfacher Schriftgelehrter war, der aber die Gunst genossen hatte die beiden jüngen Adeligen unterrichten zu dürfen und sie daher besser kannte als jeder andere. Es folgte darauf zwei Mitglieder des Ritterbundes, die gemeinsam einige Stunden mit dem Kronprinzen trainierend verbracht hatten. Zwar waren sie nur leicht bewaffnet doch auf dem Weg hierher hätten sie vielen Gefahren kreuzen können. Da Stigande Rik dies um jeden Preis verhindern hatte wollen, bleiben sie selbstverständlich bis zum Schlusse an der Seite der Zwillinge. Und dann war da noch eine Frau. Eine enge Vertraute der Prinzessin, die nur einige Jahre älter war und sich als ihre Freundin und Spielgefährtin sah, sich selbstverständlich um die Nöte der Prinzessin sorgte. Der Rest war schon lange verstraut und hatte die kleine Truppe mit ein wenig der geforderten Güter zurückgelassen.
Kronar war beim Abstieg der Prinzessin von dem Reitwesenbereits aufgefallen, dass es ihr nicht all zu gut ging. Doch den ganzen Weg über hatte sie gut an sich gehalten und mit keinem Wort erwähnt, dass es ihr schlecht gehe. Daher kam es für ihn überraschend, als er seine Schwester in die Arme des so anders erscheinenden Royalen fallen sah. "Lys..!", ein kleiner Ausruf kam über die Lippen, als auch nun er erkennen musste, wie schlecht ihr Zustand tatsächlich war. Dass er es nicht vorher bemerkt und etwas dagegen unternommen hatte, nahm er sich schwer zu Herzen und war in diesem Augenblick dankbar, dass der Mann des fremden Reiches scheinbar genau wusste, was seiner Schwester widerfahren war. Neben dem sich Vorwürfe machendem Prinzen war die kleine Gefolgschaft ebenso aufgeschreckt und wären am liebsten an die Seite der Prinzessin geeilt, doch schüchterte sie die Erscheinung des Unbekannten ein. Es gab so viele Sagen und Geschichten über das Land Albaria und in keinem von denen ihnen bekannten wurde auch nur die kräftige Statur benannt. Stets hieß es, es seien kleinere flinkere Männer, die so den eigenen Truppen hatten entweichen können. Auch lebten sie in Armut und Leid.. Das was sie jedoch alle erblickten, glich nicht mal im Ansatz dessen, was die Geschichten vorgeben wollten.
Eine junge Frau trat hinzu und man konnte den beiden Rittern deutlich ansehen, dass sie von ihrer Schönheit verzaubert waren. Auch Kronar musste zugeben, dass sie attraktiv war, doch überwog seine Sorge dann doch mehr. Selbstverständlich folgte er und die einzige Frau in ihrem Bunde dem Trio. Und sobald sich die junge Frau und Lysande im Wasser befanden trat sie hinzu und half der anderen Frau, wo und wie sie nur konnte. Schließlich war es ihre Aufgabe sich um das Wohl der jungen Prinzessin zu sorgen. Zu wissen, dass Lysande versorgt werden würde und ihre Freundin an ihrer Seite haben würde, konnte der Kronprinz ein wenig erleichtert aufatmen. Auch wenn die Sorge damit nicht wich. Als hätten die anderen drei Begleiter es geahnt, dass sie der Gruppe nicht komplett folgen sollten, sahen sie nur, wie ihr Prinz von dem Fremdem am Arm gepackt irgendwo lang gezogen wurde. "Prinz Kronar..!?", rief einer der Ritter dem jungen Blonden entgegen. Kronar, der überrascht worden war von dem festen Griff des Anderen und gehorsam diesem aus dem Raum folgte, blickte kurz zu seinem Freund und gab diesem zu verstehen, dass Alles in Ordnung sei und sie sich nicht einmischen sollten. Was auch immer nun anstehen würde, er würde es auf sich nehmen. Bislang hatten sich die Menschen dieses Reiches sich gut um seine Schwester gekümmert. Er konnte sich also nicht vorstellen, dass sie so herzlos sein würden, wie es in manchen Sagen so hieß. Während sie jedoch die Schritte gingen, rügte sich Kronar im Kopfe weiter über das falsche Einschätzen seiner Schwester. Schließlich war sie stets immer drinne gewesen und hatte die Außenwelt gemieden. Dass sie da sich überschätzen würde, hätte auch er ahnen können. Vor allem da er selber durch die harten Wetterbedingungen bereits die ersten zwei Knöpfe seiner Bekleidung lösen hatte müssen.

Amir zog den Prinzen weg von seiner Schwester und von seinen Begleitern in ein grosses Zimmer, wo sie ungestört waren. Dort lies er ihn los und verschränkte die Arme vor der Brust. "Prinz Kronar, also. Dann seit ihr nicht nur der Begleiter der Prinzessin, sondern auch ihr Bruder und Stellvertreter eures Vaters. Um so mehr kann ich nicht verstehen, wie euch ihr Zustand entgehen konnte. Es grenzt an ein Wunder, dass eure übrige Delegation wohl auf ist. Wir haben euch erst gegen Abend erwartet und mit mehr Gefolge. Nun gut, das Fehlen der 100 Sklaven könnt meinem Bruder selbst erklären. Er wird euch nach Sonnenuntergang empfangen." Amir breitete die Arme aus. "Diese Räume sind für euch und eure Begleiter hergerichtet worden." ALs er in die Hände klatschte erschienen zwei hübsche Mädchen. "Diese Beiden werden sich um eure Belange kümmern. Ihr solltet euch umziehen, viel trinken und ausruhen. Um eure Schwester wird sich die Königin und ihrer Dienerin kümmern. Ich möchte euch davon abraten, alleine im Palast umher zu laufen. Am besten bleibt ihr mit eurem Gefolge hier und wartet, bis unser Herrscher euch holen lässt"

In der grossen Badehalle kam die Prinzessin langsam wieder zu sich.

Vor allem da er das selbe Fleisch und Blut wie Lysande teilte, machte sich der Kronprinz ohne hin schon Vorwürfe. Dass ihn nun dieser fremde Mann dergleichen ebenfalls beschuldigte, trug nicht dazu bei, dass die Schuld minder oder gar erträglicher wurde. Auch wenn er sich dem Anderen gegenüber nicht erklären musste, fanden die folgenden Worte trotzdem ihren Weg hinaus, doch klangen sie nicht anklagend. "Wir konnten nicht später aufbrechen. Unsere Gefolgschaft musste sich auflösen um befreundete Nachbarsländer zu besänftigen. Es wäre sicher auch für euch keine Freude gewesen, wenn diese uns gestoppt hätten." Da Strigande Rik stets ein Königreich gewesen war, dass den Krieg gemieden und im harmonischem Zusammenklang mit seinen Nachbarn gelebt hatte, standen die Kontake entsprechen noch immer positiv. Das nördliche Reich war nie für eine kämpferische Auseinandersetzung vorbereitet gewesen, darum war es auch Albaria gelungen die Entscheidung für sich zu gewinnen. Die anderen Länder wussten, würden sie dem östlich südlichem Reich die Oberhand über Strigande Rik gewähren, wären sie sicherlich die Nächsten, auf die es der junge Herrscher abgesehen haben könnte. Es lag daher in ihren Interessen diese Gefälligkeiten zu unterbieten. Nur aus diesem Grund hatten die Geschwister und ihre Gefolgschaft die Reise ununterbrochen durchgesetzt. Es entschuldigte jedoch nicht die Fehleinschätzung des Kronprinzen. Auf die Worte von Amir hin blickte sich Kronar ein wenig um und schenkte dem kräftigerem Manne neben einem leichten Nicken und einem ehrlich gemeintem "Vielen Dank." keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Er machte sich auf seine Gefolgsleute herzuholen und jenen zu versichern, dass es ihm gut gehe, dass sie sich doch eher um Lysande sorgen müsste, da sie weit aus zierlicher und mitgenommener war als sie alle. Einige der Schätze von Stigande Rik hatten sie in der kleinen Belagschaft mit sich führen können. Natürlich war dies bei Weitem nicht Alles, was das Reich zu bieten hatte. Der König hatte sich entschlossen die restlichen Schätze erst dann zu übermitteln, wenn er seinen Thronerben sicher bei sich wieder finden würde. Für ihn war es schon schwer genug gewesen seine Tochter aufgeben zu müssen. Seinen Sohn wollte er nicht noch zusätzlich verlieren. Die Gefolgschaft bedachte der Mädchen nicht all zu viel, kümmerten sie sich eher um ihre Anliegen - eine Frau solle sich nicht um schwere Arbeit oder das Waschen um Umkleiden ihrer kümmern. Auch Kronar war diesen Umgang nicht gewohnt und so bat er die jungen Frauen um Rücksicht und versicherte ihnen abermal, dass er sich alleine zurecht machen könne. Es hatte gut getan den Körper ein wenig abkühlen zu können und den Staub der sie auf der Reise begleitet hatte von der Haut waschen zu können. Ein leichtes, weißes Hemd - die oberen zwei Knöpfe blieben wieder mal offen - und in eine dazu passende weiße Hose steigend, musste die königliche karmesinrote Jacke wieder übergestreift werden und die dazugehörigen weißen Handschuhe, die nur die Finger verbargen mussten auch folgen. In einem solchem warmen Land war das Tragen der königlichen Bekleidung eine reine Tortur, doch würde Kronar diese überstehen können, da er die wartende Zeit über nicht anderes tat als reichlich Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Lysande, der das Wetter tatsächlich mehr zugesetzt hatte, als sie es selber jemals hätte vorausahnen können, kam in der Badehalle zu sich. Sie schaffte es die Augen zu öffnen und sich sogar ein wenig umzublicken. Sie sah ihre vertraute Freundin und dann zweit weitere junge Frauen, die ihr nicht vertraut vorkamen. "Manila..?", so lautete der Name ihrer Freundin. "Habt keine Angst.. Ihr seit hier in guten Händen, Prinzessin.. Die Königin kümmert sich um euch.", auch wenn sie nicht viel hatte machen können und das Ruder eher den hier seßhaften Damen hatte überlassen müssen, war sie nicht zu weit weggewichen. Zudem war sie dankbar, dass sie etwas hatten tun können, wozu sie niemals in der Lage wesen wäre. Etwas wie Sonnenstich gab es in Stigande Rik nicht. Das Land war eher bekannt für seine kühleren Temperaturen. So langsam bekam sich die Prinzessin zu fangen und sie blickte auch schon zu den jungen Frauen, die sie nicht kannte. Beide waren sie auf ihre eigenen Weisen wunderschön. Doch war es eindeutig zu erkennen, wer von ihnen die Königin sein musste. Lysande erachtete sie als eine Schönheit die ihres gleichen suchte und somit ganz anders als sie war. Denn sich selber hatte die nördliche Prinzessin nie als besonders attraktiv gesehen. "Vielen Dank.. eure Majestät.", auch wenn sie die hiesigen Gepflogenheiten nicht kannte, versuchte sie einen leichten Knicks, nachdem sie auf die Beine gekommen war. "Danke..dass Ihr Euch meiner annahmt."

Amir liess den Prinzen alleine. Er hatte einiges zu tun.
Die Mädchen waren zwar verwirrt darüber, dass man sie wegschickte,, traten dann aber vor die Tür oder besser, vor den Vorhang, den Türen gab es im Palast von Albaria nicht, nur Vorhänge. Sie versicherten, nicht weit weg zu gehen, sollten die Gäste etwas benötigen.

Lysande trug inzwischen nur noch ihr Unterkleid das wie alle anderen Sachen die sie bei ihrer Ankunft getragen hatte, vom Bad durchnässt waren. Die Königin sass am Rand des Beckens und reichte ihr ein Becher frischen Wasser mit etwas Fruchtsaft angereichert. "Es ist nicht nötig zu knicksen oder mich mit eure Majestät anzusprechen. Hoheit währe hier zu Lande die korrekte Anrede aber da du wie ich eine Braut des Herrschers bist, ist es vollkommen in Ordnung wenn wir uns duzen. Mein Name ist Talija und das ist Mara meine.... Dienerin."
Mara die sich unmittelbar neben der Prinzessin im Wasser befand legte die rechte, flache Hand an die Brust und verbeugte sich leicht, sagte aber nichts.
"Ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst und werde dir gerne helfen, dich hier einzugewöhnen."

Talija und Mara kümmerten sich rührend um Lysande. Die Königin war fest entschlossen sich mit ihr anzufreunden.
Da ihre Kleidung durchnässt war, schickte sie Mara zu Lysandes Gefolge und ihrem Bruder frische Sachen zu holen. Je weniger Stoff, desto besser. Später würde die Prinzessin eine eigens für sie angefertigte Garderobe und einige andere Geschenke von Wahid erhalten.

Als die Sonne unterging erschien Amir auf der Bildfläche. Er holte erst Lysande und dann ihren Bruder mit Gefolge ab. Vor dem schweren, roten Vorhang hinter dem der Thronsaal lag blieb er stehen und zog seine Schuhe aus. Er stellte sie in ein regal und wandte sich an die Gäste. "Ich muss euch bitten, Schuhe und Strümpfe abzulegen."

Während die Minuten so verstrichen, besprachen die Ritter und der Schriftgelehrte die weiteren Vorgehensweisen und die Planung der Rückreise. Dafür sollte auch einiges vorbereitet sein und nicht zuletz die Route für die Heimkehr festgelegt werden. Da sie wussten, dass ihr südliches Nachbarland Danska Imperiet mit ihrem derzeitigem Thronbesetzer, einem jungem König im Alter von 24, ihrem Kronprinzen gut zugetan war, würden sie den Heimweg dorthingehend planen. Die beiden Erben der Throne hatten sich lange nicht mehr gesehen und zuletzt war Kronar von dem Anderen auch eingeladen worden seinen Hof zu besuchen. Diese Einladung würde er somit wahrnehmen können. Während die drei Männer dies planten besah sich der Prinz des Raumes ein wenig. Jedoch kam er Amris Worten nach und verließ den Raum nicht. Es war seltsam ruhig und angenehm sich einfach an einem Orte befinden zu können und nicht ständig weiter gehen zu müssen.

Etwas gefangener als vorher näherte sich die nordische Prinzessin der Königen mit langsamen Schritten, da sie sie nicht nassspritzen wollte. Dankbar nahm sie den Becher entgegen. "Verzeiht.. Daheim wusste keiner etwas mit den Höfflichkeiten von diesem Reich anzufangen daher hatte ich angenommen ..", die Stimme der Prinzessin war ruhig und leise. Sie hatte sich selber stets als unscheinbar genommen und daher nie laut sprechen müssen. Lysande konnte jedoch bereits in diesem Augenblick schon sagen, dass sie die Königin mochte. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nahm sie auch gleich schon einen kleinen Schlucken der gut tuenden Flüssigkeit. Dankbarkeit umhüllte sie und sie wiederholte den Namen der Königin einmal um sich diesen merken zu können. Der Dienerin wandte sie sich beim Fallen des Namens ebenfalls zu und nahm sie mit einem freudigem Nicken zur Kenntnis. "Mein Name ist Lysande.. und das ist meine Freundin Manila. Sie ist nicht meine Dienerin, aber sie wurde mir von meinem Vater an die Seite gegeben." Mit diesen Worten knickste die genannte Frau. Da auch sie nur diesen Umgang kannte tat sie es aus reiner Gewohnheit, entschuldigte sich dann aber beschämend, da sie sich noch nicht richtig zu benehmen wusste.
Als Mara sich bei den Anderen vorfand und nach Kleidung für die Prinzessin fragte, übergab ihr Kronar selber die Kleidung, die für Lysande vorgesehen gewesen war. Es war ein luftiges und leichtes Kleid, viel leichter als das, was sie vorherig getragen hatte und es würde ihre Vorzüge weiterhin sanft umspielen. Es fiel ihr nach dem Trinken auch nicht schwer in dieses zu schlüpfen und sich darin wohler zu fühlen.

Als Amir erschien und Lysande ihn erkannte, als den Mann bevor sie das Bewusstsein verloren hatte, entschuldigte und bedankte sie sich kurzerhand bei ihm, ehe sie ihm zu ihrem Bruder und den Anderen folgte. Manila war natürlich mit an ihrer Seite. Als die junge Prinzessin ihren Bruder sah fiel sie ihm in die Arme und entschuldigte sich leise flüsternd bei ihm. Es war ih unangenehm gewesen. Doch Kronar, der nur froh war, dass es ihr wieder besser ging, drückte sie sachte an sich und gab ihr einen Kuss an die Schläfe. Viel Zeit für sich hatten sie nicht, denn sie folgten dem kräftigem Manne auch schon zum Thronsaal. Der Bitte nachkommend, entledigten sich aller ihrer Schuhe und Strümpfe. Sie konnten sich denken, dass dies eine Tradition und Gepflogenheit des Landes sein musste und der wollte sich keiner widersetzen. Lysande ergriff noch schnell die Hand ihres Bruders und folgte mit ihm an ihrer Seite dann weiter hinein in den ungekannten Raum.

Bevor Amir auftauchte um die Prinzessin des Nordens abzuholen bekam diese noch einiges an wichtigen Informationen. Beispielsweise warnte Talija sie davor, Manila als Freundin zu bezeichnen. Es wäre besser für beide, Lysande würde sie als ihre Dienerin vorstellen, auch wenn es nicht wirklich ihrem Verhältnis entsprach. Auch erklärte sie, dass obwohl Wahid ihr Ehemann werden würde, sie sich ihm gegenüber niemals so vertraut geben darf, wie ihr gegenüber. Vielmehr sollte sie ihm mit dem höchstmöglichen Mass an Respekt begegnen. Albaria war sehr fanatisch wenn es um die Verehrung ihres gottgleichen Herrschers ging. "Schau ihm nicht in die Augen und erwahrte nicht, dass er dir grosse Beachtung schenkt. Gib ihm das Gefühl, der Mittelpunkt des Universums zu sein und wenn du ihn wirklich beeindrucken möchtest, gehe zu ihm, sobald er dich begrüsst hat, geh vor ihm auf die Knie und küsse seine Hand. Ich weiss, im Norden ist es eher so, dass ein Mann eine Frau auf diese Weise begrüsst, im Westen, wo ich herkomme ist es ebenfalls so. Aber in Albaria ist alles anders" erklärte sie. Mänila riet sie, sich klein und unsichtbar zu machen, metaphorisch gesprochen.

Amir war kein Mann grosser Worte. Er meinte kühl, dass er immer um das Wohl seiner Königinnen bemüht währe. Als die Prinzessin ihren Bruder so überschwänglich begrüsste räusperte er sich. "Auch wenn ihr Bruder und Schwester seit, muss ich euch bitten, solche Liebesbezeugungen in Gegenwart Dritter zu unterlassen" erklärte er knapp. Nachdem sie sich vor dem Thronsaal ihrer Fussbekleidung entledigt hatten, traten sie hinein. Der Raum war riesig, lichtgeflutet und mit Kostbarkeiten überfüllt. Der Boden war mit weissem Marmor gefliest, die grünen Säulen aus seltenem grünen Marmor gefertigt. Ein breiter, roter Teppich führte zu dem um drei Stufen erhöhten Thron der mehr ein prunkvolles Sofa war. Dort sass Wahid und beobachtete die Eintretenden ohne, dass sich irgendeine Emotion erkennen liesse. Hinter ihm standen Talija und eine weitere Frau, die älter wirkte als Lysande.
Amir ging vor seinem jüngeren Bruder nicht einfach nur auf die Knie, er warf sich ihm buchstäblich vor die Füsse, wobei seine Stirn den kalten Boden berührte. Weder Wachen, Diener noch die Königinnen trugen Schuhe, nur Wahid trug welche.
"Du darfst dich erheben und mich anschauen" kam es tonlos von dem jungen Herrscher.
Amir stand auf und stellte die Gäste vor.
"Mein Gebieter, ich bringe euch stellvertreten für Arlon Morgonsol, den 5. König von Stigande Rik, des Aufgehenden Königreiches, seinen erstgeborenen Sohn und Thronerben Kronar Mansken Morgonsol und seine Schwester Prinzessin Lysande Morgonsol."
Wahid liess noch immer keine Gefühlsregung erkennen.
Es wurde nun erwartet, das der Prinz seine Schwester und die geforderten Güter dem Herrscher in aller Form übergab.

Die Ratschläge der Königin nahm die Prinzessin sehr zu Herzen. Die freundlichen Gesten, die ihr entgegen gebracht wurden waren nicht selbstverständlich und sie nahm sich fest vor, Talija mit ihrer Freundschaft zurück zu zahlen. Als Gemahlin des Königs kannte sie sich natürlich weit aus besser mit den Umgangsformen aus. Zeitgleich traten zwar ein paar Fragen auf im Kopfe von Lysande, doch sie nahm sich vor diese in späteren Gesprächen mit der wunderschönen Frau zu klären. Es blieb nicht unbemerkt, dass auch Talija aus einem diesem entgegengesetztem Land herkam und nur zu gerne hätte Lys erfahren, woher genau sie stammte. Im Moment konnte sie nur die gut gemeinten Worte beherzigen und versuchen sich an jene zu erinnern, sobald sie dem Herrscher gegenüber stand. Für einen Augenblick hatte sie jedoch diese verdrängt, als sie ihren Bruder gesehen hatte und sich an ihn geheftet hatte. Es war so über sie gekommen. Doch von da an gab sie sich beherrscht.

Kronar, der natürlich nicht das Glück gehabt hatte über solche Dinge informiert zu werden, würde nach den alteingebrachten Traditionen der nördlichen Länder agieren. Er konnte durch aus verstehen, was Amir ihnen mit der kurzen Rügung vorher hatte sagen wollen. Doch bereute er es nicht, seine SChwester kurz vorher in die Arme geschlossen zu haben. Von nun an würden sie beide nicht mehr wissen, was auf sie zukommen würde. Vielleicht war es auch der letzte Moment, in dem er die Nähe seines Zwillings hatte genießen dürfen. Sachte drückte er die Hand seiner Schwester, ehe er sie langsam los ließ und Amir folgend in den Saal eintrat. Das Gefolge distanzierte sich von den Geschwistern und folgte ihnen aus einem weitem, sicherem Abstand heraus in den Saal hinein. Man nahm sie kaum war, waren sie still und bedacht darauf nicht aufzufallen. Beinahe so, als hätten die Männer auch Talijas Worte hören dürfen. Der Saal übertraf die Erwartungen aller. Wie sie es bereits vorher hatten erleben dürfen, entsprach der raum nicht ansatzweise dem, was die Sagen und Geschichten über Albaria erzählten. Der Vergleich zum Thronsaal in Stigande Rik machte sich auf. Doch dieser verblaste im vergleich dazu, wirkte beinahe so, als wäre es nur ein Raum eines gewöhnlich mitleren Adeligen. Besah man sich der Schätze, wusste man, dass dieses Königreich nicht auf die Schätze von Stigande Rik angewesen war. Doch warum sonst würde er nach einer so großen Menge von ihnen verlangen? Bald waren sie nahe genug heran getretten, dass man den Herrschenden und seine Gemahlinen genaustens wahrnehmen konnte. Talijas Worten folgend, bemühte sich Lysande den König nicht anzublicken, die Haltung jedoch respektvoll einzunehmen. Dennoch wurde sie von Amirs Niederfall überrascht, genauso wie Kronar. Die Geschwister hatten sich daraufhin fragend angeblickt ehe sie, den Blick gen Boden warf und er den Blick auf Amirs fallende Gestalt gerichtet hatte. War dies das normale Verhalten in Anwesenheit des Königs? Als sich Amir erhebte, erkannte Kronar eine der Frauen an der Seite des Königs wieder. Sie hatte seiner Schwester ausgeholfen. Die Andere jedoch war ihm vorher nicht begegnet. Auch sie schienen keine Schuhe zu tragen, was der Prinz still vernahm. Als die Namen und die Titel von Amirs Lippen fielen, nahmen die Geschwister ihre typisch nördische Haltung ein. Lysande knickste, den Blick noch immer nicht auf den König richtend, Kronar legte die rechte Hand an die Stelle des Herzens flach auf und verneigte den Oberkörper. Beide richteten sie sich nach einer Zeit auf. Doch während Lysande sich so unauffällig wie es ihr nur möglich war verhielt, blieb Kronar stets der selbe. "König Wahid Hakim Alsahra, wie es unser Vater versprochen hatte, überreichen wir Euch eine Teil der königlichen Schätze unseres Königreiches. Ihr erhaltet zudem auch meine Schwester zur Frau." Bis hier hin würde sich der fremde König sicherlich noch nicht aufregen. Bei den folgenden Worten konnte jedoch auch Kronar schon erahnen, dass es dabei Schwierigkeiten geben könnte. "Allerdings.. wie Ihr vielleicht sehen könnt, sind wir nur in einer kleinen Gefolgschaft angereist. Es trachten einige Länder nach dieser Vereinigung. So konnten wir nur einen Bruchteil des Schatzes herbringen.", tief Luft holend blickte dann der Kronprinz dem Herrscher ins Gesicht, "Der König lässt mitteilen, dass Stigande Rik nicht in der Lage ist, die gewünschten Sklaven zu stellen. Anders als in Eurem Reich verfügen wir nicht über die Leben unserer Bevölkerung. Entschuldigenderweise konnte er somit dieser Forderung nicht nachkommen."

Die Hitze des Tages würde sich nicht all zu schnell aus den Hallen meines Palastes verflüchtigen und so war es mir mehr als recht, das zwei meiner Sklaven mir mit Palmenblättern kühle Luft zu fächerten als ich meine Gäste empfing. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass Stigande Rik sehr von Albaria unterschied, wie sehr wurde mir aber wirklich erst bewusst als ich der Prinzessin und ihren Begleitern gewahr wurde. Wobei mir die Ähnlichkeit der Königskinder auffiel. Goldgesponnenes Haar, die Haut so hell und zart wie Elfenbein, die Augen so tief blau wie das Meer. Ich war gespannt darauf, wie sie sich mir gegenüber Verhielten.
Mein Bruder machte es ihnen vor, wobei die Tatsache, das wir Halbgeschwister waren, keinerlei Bedeutung hatte. Nachdem ich ihm erlaubte, sich zu erheben und der diesem nach kam, stellte er mir die Königskinder vor. Das Verhalten der Beiden Lysandes Knicks und Konars Verbeugung wirkten kühl und steif, was daran liegen mochte, dass Stigande Rik weit im Norden lag wo es wesentlich kälter war als in Albaria. An so einem Ort erfror wohl jegliche Leidenschaft. Der Kronprinz ergriff das Wort und ich hörte ihm aufmerksam zu bis er endete. Seine Schwester brachte er mir zur Frau und ein Teil der Schätze des Landes, doch war es nur ein Bruchteil dessen, was ich verlangt hatte und die 100 Sklaven sollten wohl vollends ausfallen. Offensichtlich war Stigande Rik sich nicht im klaren darüber, in welcher Position es sich befand. Es wäre ein leichtes gewesen, mir die Sklaven zu holen, die Hauptstad dem Erdboden gleich zu machen, zu rauben, zu plündern und zu brandschatzen. Der König hatte sich die Niederlage jedoch rechtzeitig eingestanden und sein Volk vor dem wahren Unheil bewahrt. Nun aber stellte er meine überlegene Macht in Frage und forderte mich erneut heraus in dem er mir verweigerte, was mir Zustand.
Ich liess mir meinen Ärger nicht anmerken, noch nicht.
"Der König von Stigande Rik ist ein Feigling" höhnte ich. "In meiner unendlichen Grosszügigkeit erlaube ich dem von mir eroberten Lande, weiterhin in Unabhängigkeit und Freiheit zu leben und so dankt er es mir? In dem er mir lediglich eines der Dinge bringen lässt die mir zustehen. Noch dazu schickt er mir seinen Sohn stellvertretend, weil er nicht den Mut hat, mir persönlich gegenüber zu treten."
Ich stand auf. "Wenn Stigande Rik sich verweigert, werdet ihr bald mehr zu beweinen haben als eure gefallenen und gefangenen Soldaten!"
Weder war ich auf die Schätze noch auf die Sklaven angewiesen. Es ging hier nicht um materielle Werte, es ging darum meine überlegene Macht zu zeigen. "Wenigstens den einen wahren Schatz habt ihr mir gebracht." ich setzte mich wieder und richtete meinen Blick auf die Prinzessin. "Mir wurde berichtet, dass die Hitze Albarias euch nicht bekam, Prinzessin, um so mehr freut es mich euch wohl auf zu sehen."

Endlich erfuhren sie das, was die Sagen und Geschichten getragen hatten. Die Strenge und Härte des Königs von Albaria. Man musste es den Bediensteten oder auch Gefolgschaft hoch anrechnen, dass sie sich zusammenrissen und entgegen der nordischen Offenheit ihre Meinung äußerten. Stigande Rik war eines der wenigen Königreiche, der den Adel nicht über die einfache Bevölkerung stellte. Die Möglichkeit hatten sie auch gar nicht, waren sie ein kleines Land, das vor allem zu den harten Wetterzeiten die Hilfe und Fähigkeiten eines jeden brauchte. Die Bevölkerung spielte nur so gut mit, weil ihm der Adel und allem voran der König viel Gehör schenkte. Im Grunde war die Struktur und das Wesen der königlichen Familie zu lieb. Es wäre dem Untergang geweiht gewesen, wären die Nachbarländer nicht so gnädig gewesen sie bislang in Frieden zu lassen. Mit dem Krieg und der Einnahme von Albaria war dieser Frieden beendet worden.

Die Worte des fremden Königs lagen einem schwer auf dem Magen und bitter auf der Zunge. Es war eine Sache meinen Vater als Feige zu betiteln, eine andere war es jedoch von einer definitiv nicht dem Stigande Rik bedachten Großzügigkeit zu reden. Unser kleines Land hatte diesen Krieg nicht begonnen. Bevor die Albaria an unseren Grenzen aufgtetaucht waren, hatte sich keiner aus der Bevölkerung für sie interessiert. Die Geschichten und Sagen waren durch Händler fortgetragen und weitererzählt worden, doch hätte niemals jemand erahnen können, dass einst unser Land in ihre Hände fallen würde. Wäre Vater nicht erpicht darauf gewesen unnötiges Blutvergießen sein zu lassen, wären hunderte wenn nicht alle Menschen des Reiches dem Tode verurteilt gewesen. Wir hatten nie um einen Krieg gebeten, nie anstallten gemacht jemand anderes Land einnehmen zu wollen. Es gab weit aus ertragreichere Länder. Und dennoch musste es unseres sein. Was erwartete dieser sich selbst inszinierende König von einem schwachem, kleinen Land? Dass es alles hergab was es hatte? Dass es sich nach seinen Wünschen drehen würde? Nach dem er den Frieden gestört und einige gute Männer sterben oder gefangen nehmen ließ sollte man sich seiner beugen? Dieser Mann hatte noch nicht in die Gesichter jener blicken müssen, die allein gelassen worden sind, die ihre Männer, Söhne oder Väter durch diese irrsinnigen Handlungen hatten verlieren müssen. Es war nicht die Entscheidung des Königs gewesen an dieser Reise nicht teil zu nehmen. Das Volk hatte sich geweigert ihren König gehen zu lassen. Arlon Morgonsol war der geliebte König des Landes und um einen Aufstand zu vermeiden war ich an seiner Stelle angereist. Doch das würde diesem König sicherlich egal sein. So wie er da stand, in seiner prächtigen Form und seinem langem dunklem für uns untypischem Haar und diesem nichtssagendem Ausdruck im Gesicht, würde nichts bei ihm Gehör finden. "Bei allem Respekt. Ihr könnt über meinen Vater sagen, was auch immer Ihr wollt. Doch könnt Ihr keine Vorderungen aufstellen, die ein Land nicht erbringen kann. Lässt sich da wirklich von Großzügigkeit sprechen, wenn man ein friedliches Land angreift, Männer abschlachtet und der Bevölkerung dann noch ein Leben in Sklaverei aufdrücken möchte? Unsere Ansichten mögen sich weit unterscheiden.. doch wir haben Euch nie um diesen Krieg gebeten." Es verlangte mir dann doch einiges ab, mit ruhiger Stimme zu sprechen, die Hände nicht zu Fäusten zu ballen und den Blick abzuwenden. Ich wusste, dass unser Reich niemals die vollständigen Erfüllungen tätigen würde. Den Schatz und meine Schwester würden wir überreichen, doch die Bevölkerung.. Da würde jeder einzelne der Königsfamilie sich hinrichten lassen, bevor dem so weit wäre. Vielleicht war auch dies der Grund für einen möglichen Untergang des Hauses Morgonsol.

Das Gefolge konnte nicht glauben, dass ihr Prinz es gewagt hatte so mit dem fremdem König zu sprechen und sie erfüllte auch die Angst. Angst vor dem Unbekannten und der Drohung des Mannes, der ihr aller Leben in ihren Händen zu halten schien und um das Leben des Kronprinzen. Sie fühlten noch immer die Liebe zur königlichen Familie, doch forderte keiner von ihnen, dass sie sich dem anderen König entgegenstellten. Lysande war ebenso von der Aktion ihres Bruders überrascht. Auch wenn sie es im Grunde nicht sein müsste. Kronar war stets ein Verteidiger und Bestreber des Rechts gewesen. Doch Kriege waren nunmal andere Geschichten, riefen andere Umstände auf und ihrem Bruder schien dies nicht klar zu werden und zu gefallen. In der Hoffnung den Fokus schnell von ihrem Bruder fort lenken zu können, wandte sie sich an den König, nachdem er sie angesprochen hatte. Wie Talija ihr empfohlen hatte, begab sie sich ein wen ig auf den König zu. Doch traute sie sich noch nicht seine Hand zu ergreifen und diese zu küssen. Allerdings ging sie vor ihm auf die Knie, hielt noch immer den Blick nicht auf sein Gesicht gerichtet. "Verzeiht meiner schwächlichen Statur. Die Temperaturen unterscheiden sich doch sehr von unserem kleinem Reiche. Es war meine Schuld, dass dem so war. Es ehrt mich, dass Ihr euch meines Wohls erfreut."

Als der Königssohn ein weiteres Mal das Wort ergriff wurde es totenstill im Saal. Tatsächlich schienen nicht nur mein Gefolge, sondern auch das seinige darüber erschrocken, wie er mit mir sprach. Ich erhob mich, ignorierte die Prinzessin. "Du wagst es, in diesem Ton mit mir zu sprechen!?" In Erwartung eines Befehles von mir, der das Leben des Prinzen forderte legte Amir seine Hand an das Schwert an seiner Hüfte. Ein nicken von mir und mein Bruder brachte den Königssohn zu Fall, zwang ihn auf die Knie und hielt ihm seine Waffe an den Hals.
Lysande schrie auf, wollte zu Kronan, wurde aber von Talija aufgehalten, in die Arme genommen und festgehalten. "Nicht, Lisande."

Ich ging die drei Stufen hinunter, auf den Thronfolger von Stigande Rik zu und blieb vor ihm stehen. "Begreifst du nun, in welcher Lage ihr euch befindet? Das Leben deiner Gefährten, einschliesslich das deiner Schwester liegt in meiner Hand. Ein kleines Kopfnicken genügt und ihr werdet eurem Schöpfer gegenüber treten. Stigande Rik befindet sich in eben derselben Lage. Es wäre ein leichtes euer kleines Reich auszulöschen und dem meinem einzuverleiben. Stattdessen aber gewähre ich euch die Gnade euer kleines Reich zu verschonen, den Grossteil eurer Bevölkerung unter der Herrschaft ihres geliebten Königs in Frieden weiter zu Leben und mehr noch. Ich gewähre euch den Schutz Albarias in all den Kriegen, die noch kommen werden."
Amir liess den Prinzen los. "Ich habe mich genug über eure naiven Worte aufgeregt. Schweigt jetzt oder geht mir aus den Augen."
Lysande schien sehr viel ruhiger und überlegter zu handeln als ihre Bruder. jetzt wo Amir Kronan nicht mehr bedrohte beruhigte sie sich schnell wieder und Talija liess sie los. "Ich werde später über Stigande Riks Schicksal entscheiden." Meine Königin wich zurück als ich mich der Prinzessin näherte. Der Schrecken über das eben Geschehene hatte ihre AUgen sich mit Tränen füllen lassen. "Es tut mir leid, dass ich zu derartigen Mitteln greifen musste."

Ich setzte mich und meine Sklaven nahmen ihre Arbeit wieder auf. „Es ist eine althergebrachte Tradition, dass der Herrscher seine Braut mit den drei wertvollsten Besitztümern seines Reiches beschenkt.“ Aus einer Nische rechts vom Thronn trat eine junge Frau hervor. Sie war so schön wie Talija und knapp nur bekleidet mit roten Bahne. Sie trug edle, blau gefärbte Seid und erlesene Schmuckstücke mit sich. Ich reichte der Prinzessin meine Hand und bat sie, sich zu erheben. Als das Mädchen uns erreichte ging sie auf die Knie, sie sah weder mich, noch Lysande an. „Reinste Seide, die eure feinen Züge liebevoll umschmeicheln werden. Gold und Edelsteine, erlesene Kostbarkeiten und eine Sklavin, schön wie eine Königin.“

In keinem Augenblicke bereute ich es, mit dem König so gesprochen zu haben. Selbst wenn er mich eigenhändig an dieser Stelle gerichtet hätte, würde ich den Moment nicht ungeschehen machen wollen. Mit jedem Worte hatte ich das zur Sprache gebracht, was mich an der ganzen Situation belastet und gestörrt hatte. Ich rechnete auch nicht damit, dass sie demm König wohl gesonnen waren und er sie wärmstens empfangen würde. Im Grunde wusste ich, dass ich damit mein Todesurteil unterschrieben hatte. Und das nicht zum ersten Mal. Es erinnerte mich zurück an einige vergangene Jahre, als ich im zarten Alter einen König eines anderen Landes zur Rede gestellt hatte, als wir ihn an seinem Hof aufgesucht hatten. Auch an diesem Hofe hatte ich einst eine Klinge an meinem Halse verspüren dürfen. Dieses Gefühl war daher nicht neu. Ich ließ es also geschehen. Das zu Boden Drücken und das Richten der Klinge an einer lebenswichtigen Stelle. Trotz allem blieb ich ruhig. Es lag vielleicht daran, dass ich mir nichts vorzuwerfen hatte. Im Grunde könnte dieser König unsere Leben jeder Zeit beenden. Warum dann nicht konfrontierend von der Welt hinaus scheiden? Einer musste es ihm doch mal ins Gesicht sagen. Lediglich eines tat mir leid. Die Furcht, die Lysande und sicherlich auch unser treues Gefolge durchleben musste. Eine Hinrichtung mit ansehen zu müssen und sie nicht verhinden zu können, würde ein jeden für immer prägen. Auch wenn Lysande und ich gut behütet aufgewachsen sind und die letzten Tage, Wochen und Monate uns eines besseren belehrt hatten, so hatte sie zumindest niemanden vor ihren Augen sterben sehen müssen.
Die beiden Ritter, legten auch ihre Hände an ihre Klingen an und waren bereit zu agieren, sollte ihr Prinz gefährlich verwundet oder gar gerichtet werden von dem fremdem König. Ihnen war klar, dass sollte Kronar sterben, ihr Leben genauso wenig Bedeutung finden würde. In diesem Augenblick setzte nicht nur der Prinz sein Leben auf Messersschneide, sondern auch die Bediensteten, die bereit waren ihrem Herren und Freund zu folgen.
Natürlich bewegte ich mich in dieser Position nicht und lauschte den Worten des Königs. Dabei kam ich nicht umher seine vor mir aufbauende Person anzusehen. Noch nie hatte ich bislang auf eine Person treffen dürfen, dessen Ansätze sich soweit von der meinen unterschieden, dass ich nichts anderes fühlen konnte als Abscheu dem gegenüber. Der Art und Weise wie wenig Leben diesem Manne zählten und wie erhaben er sich über allen setzte. Er war kein Mann zu dem ich je auf sehen oder ihn gar loben würde, für das, was er tat. In diesem Moment wurde mir klar, dass wir uns niemals verstehen würden und das dieses Unterwürfungsbündnis niemals erfolgreich bestehen würde. Einer von beiden würde irgendwann ausgelöscht werden. Doch noch schien dieser Zeitpunkt nicht gekommen. Ich erwiderte darauf nichts mehr. Es hatte keinen Sinn auf einen Verrückten einreden zu wollen. Sobald die Klinge und Amir von einem verschwunden waren, richtete ich mich wieder auf und schüttelte kaum merklich leicht den Kopf. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Mann Lysande nichts tun würde. Sie trug immerhin keine Schuld an irgendetwas. Ein wenig wurde meine Sorge dahin gehend auch beruhigt, da die Tradition nur das Beste im Moment für sie vorsah.

Lysande war wirklich froh über den Halt von Talija. Wäre sie nicht gewesen wäre sie sicherlich zwischen den Männern getretten und hätte etwas getan, was sicherlich den König noch mehr erzürnt hätte. Der Schrecken über das grad geschehene saß noch immer in ihren Knochen und ein wenig zitterte ihr angeschlagener Körper. Kronar war schon immer naiv und gutgläubig gewesen, doch das war das erste Mal, dass sie mit eigenen Augen gesehen hatte, dass ihm diese Eigenschaften das Leben kosten könnten. Diese Tatsache trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie konnte ihn nicht verlieren - ihre andere Hälfte. Und sie dankte wem auch immer sie nur konnte, dass Albarias König genug Gnade heute in sich trug, sodass ihr Bruder verschont blieb. Die Arme leicht um sich schlingend bedachte die Prinzessin der eintreffenden Geschenke und wusste nicht recht mit sich und ihnen im Moment anzufangen. Noch immer ging ihr der eine Augenblick nicht aus dem Kopf. "Habt Dank.. doch wäre Eure Gunst schon Geschenk genug gewesen.", irgendwie hatte sie es trotz der zittrigen Stimme geschaft die Worte hinaus zu bringen und einen dankenden Knicks in die Richtung des Mannes zu richten, den sie noch immer nicht anblicken konnte. Jetzt, da er ihren Bruder bedroht hatte, erst recht nicht mehr.