Geschichten Januar - März 2019 » In my veins

Zwei unterschiedliche Menschen, die vom ersten Stich an eine besondere Verbindung haben.
Gesucht: X (Switcher)


X ist grade neu in die Stadt gezogen. Er hat seit einiger Zeit merkwürdige Anfälle und Erinnerungslücken, weshalb er von seinem Hausarzt zu einem Neurologen überwiesen wird. Dieser Neurologe ist Y. Um die Ursachen zu klären, möchte Y X gerne Blut abnehmen und ihn näher untersuchen. X hat aber zudem panische Angst vor Blutabnahmen.
Als es jedoch endlich dazu kommt, fühlt sich X das erste Mal seit langem sehr beruhigt und merkwürdig geborgen. Obwohl eine Nadel in seinem Arm steckt und er eben noch gerne geweint hätte wie ein kleines Kind. Y hatte den richtigen "Draht" zu ihm gefunden und es geschafft, ihn zu beruhigen.
Zwischen beiden entsteht eine anfangs merkwürdige Freundschaft, bei der beide nicht ganz wissen, wieso sie den jeweils anderen eigentlich mögen. Während X sehr wild ist, wirkt Y eher streng und beherrscht. Mit der Zeit werden die Kontraste stärker sichtbar, aber auch eine spürbare Anziehungskraft, die beide leugnen. BDSM kommt ebenfalls nach und nach ins Spiel.
Und auch Y ist nicht frei von Ängsten und Auffälligkeiten, die gefährlich werden könnten.


Y
Name: Julius Rautbor
Alter: 30 Jahre
Größe: 1,89 Meter
Merkmale:
- Trägt liebend gerne teure Anzüge
- sehr gepflegt (gerade helle Zähne, gezupfte Augenbrauen, ordentliche Frisur, immer nach einem teuren Parfum duftend)
- eisblaue Augen|addpics|jjn-c-4399.jpg|/addpics|

Name: Elias Cordes
Alter: 21
Größe: 1,78 Meter
Merkmale:
-trägt immer einen langen, hängenden Ohrring in seinem linken Ohr
-sein rechtes Ohr ist mit 10 Piercings bedeckt
-hat jeden Tag eine andere Farbe seines Nagellacks
-dunkel grüne Augen

Die Matratze auf dem Boden, die Kartons halb ausgepackt in der Ecke und ein Kabel quer durch das Zimmer gezogen.
Elias drehte sich, auf der Matratze, zur Seite und stieß mit dem Kopf gegen die Wand.
Durchzogen von dem starken Schmerz, setzte er sich ruckartig auf und rieb sich die betroffene Stelle.
Angenehmer hätte dieser Tag nicht beginnen können.
Nachdem der Schmerz verfolgen und Elias richtig wach war, nahm er sein Handy und sah skeptisch auf den Bildschirm.
Irgendwas war heute? Irgendwo musste er hin?
Ganz gelassen zuckte er mit den Schultern und stand mit der selben Gelassenheit auch von seinem 'Bett' auf.
Er suchte sich aus den kleinen Küchenschrank eine kleine Schüssel raus, nahm sich etwas Obst und schnitt es in die Schüssel.
Nebenbei versuchte sich Elias daran zu erinnern, was er doch heute vor hatte und warum er dafür so früh aufstehen musste?
Schließlich war erst die Sonne aufgegangen und die Uhr, über dem Türbogen zum Schlafzimmer, zeigte erst halb acht an.
Elias ging, mit der Schüssel in der rechten und einem Glas in seiner linken Hand, lief er zurück zu seinem Schlafzimmer und setzte sich auf die hervorstehende Fensterbank.
Während der junge Mann aus dem Fenster sah, dachte er an die neue Arbeit, an das Studium und an........
Plötzlich ließ er die Schüssel fallen und lief zu seinem Handy, was immer noch auf der Arbeitsplatte in der Küche lag.
Er scrollte durch seinen Kalender und Notizen.
Heute war wirklich etwas wichtiges.
Der Termin...bei dem Neurologen...und dazu noch... das Beratungsgespräch an der Uni....
Und so geschah was in letzter Zeit immer in solchen Situationen geschah.
Seine Beine wollten Elias nicht mehr tragen und er sackte zusammen, es war wie ein Schock.
Es brauchte eine Weile bis das zittern und die Taubheit in seinem Beinen aufhörte.
Sobald er wieder ein Gefühl hatte, stand er auf und ging ins Badezimmer.
Schnell Haare kämmen, Zähne putzen und die Ohrringe nicht vergessen. Das einzige woran der junge Mann jeden Tag dachte waren seine Piercings und seine Ohrringe. Genau das war der Grund, warum sein Hausarzt ihn vor zwei Monaten, zu einem Neurologen überwiesen hatte.
Zehn nach halb neun verließ Elias dann die Wohnung und begab sich zur U-Bahn. Das positive daran in einer Stadt zu wohnen, man kam überall hin und das ohne Probleme, meistens. Das negative an der Stadt waren wiederum, die Menschen....
In der U-Bahn, stellte er sich in eine Ecke und versuchte an niemanden heran zu stoßen.
Den Weg hatte er sich genau in sein Handy eingespeichert, falls Elias ihn wieder vergisst und in der Gegend rum irrte wie ein Verrückter.

Punkt zehn Uhr ist er in der Praxis angekommen, meldete sich bei der Rezeption an und setzte sich dann ins Wartezimmer.
Bei einem Neurologen war er zuvor noch nie gewesen. Auch in seiner Familie hatte keiner Probleme mit Kopfschmerzen, Schwindel oder sogar Gedachnissstörungen. Naja, außer seine Oma, die an Demenz erkrankte und schnell zu einem Pflegefall wurde.
Es dauerte eine Weile.
Doch dann wurde Elias von der Sprechstundenhilfe, in das Behandlungszimmer geführt und geben auf den Arzt zu warten.
Elias war gespannt wie der Arzt war, wie er aussah und was für einen Charakter er hatte?
Die Sache war schließlich wichtig. Diese Gedächnislücken beeinträchtigen das Leben von dem zukünftigen Studenten stark und so, konnte er nicht anfangen.

Julius hatte wie immer pünktlich seine Praxis betreten. Die Sprechstundenhilfe war schon längst dort und bereitete alles für die ersten Patienten vor. Es war eine Gemeinschaftspraxis von ihm und einem Kollegen in einem Krankenhaus, was praktisch war, weil das Krankenhaus viele Geräte zur Untersuchung anbot, die in einer gewöhnlichen Praxis kaum vorkamen.

Er arbeitete in Teilzeit, und hatte dennoch ein gutes Einkommen. Er mochte diesen Beruf wirklich und obwohl er noch nicht viel Berufserfahrung mitbrachte, hatte er eine positive Resonanz von seinen Patienten erhalten.
Er ging in sein Sprechzimmer, zog die Vorhänge auf und die Sonne schien ihm hell ins Gesicht. Die Sprechstundenhilfe brachte ihm einen Kaffee, er bedankte sich, ehe er sich setzte und sich nochmal die Termine des heutigen Tages zu Gemüte führte, zudem auch den Kaffee.

Das schöne an diesem Beruf war, dass man viel über die privaten Lebensumstände erfuhr. Neurologie war weit mehr als nur die Wissenschaft über einen körperlichen Zustand. Das Gehirn reagierte auf die Umwelt, empfindlicher als jedes andere Organ.
Und so nahm er Patient für Patient entgegen, legte eine kurze Pause ein, ehe er weiter machte.

Die nächste Akte sagte zudem nicht viel. Nur ein Termin, ein junger Mann der vom Hausarzt überwiesen worden war, um Erinnerungslücken und Anfälle näher untersuchen zu lassen. Irgendwann öffnete die Sprechstundenhilfe die Tür und Julius sah auf. Er konnte es grade noch unterdrücken, sich an seinem Kaffee zu verschlucken. Er hielt seine Miene professionell, aber im Inneren war er doch überrascht von dieser Erscheinung. Ein junger Mann, lange Haare, dunkle Kleidung, lackierte Nägel, goldene Ohrringe… er hatte sehr selten solche Menschen zu Gesicht bekommen, war sein Klientel auch meist älter.
Nicht, dass er es schlimm fand… Im Gegenteil, es faszinierte ihn, aber er hielt sich zurück. Er fühlte sich wie ein Besucher im Zoo, der einen bunten seltenen Vogel betrachten durfte.
„Herr Cordes, setzen Sie sich doch ruhig“, bot er ihm an und hielt ihm dann die Hand zur Begrüßung hin. „Erzählen Sie mir doch erstmal, weshalb Sie damals zum Hausarzt gingen und auch zu mir überwiesen wurden.“ Er wollte es aus der Sicht des Patienten hören, was ihn grade beschäftigte.

Einen kurzen Moment, verlor sich sich Elias in diesen eisblauen Augen und konnte dem Arzt garnicht die Hand geben.
Er dachte sich nur: Was für ein schöner Mann. Da hab ich doch Glück gehabt.
Doch dann kam er wieder zur Vernunft und nahm die Hand des anderen zur Begrüßung.
"Guten Tag Dr.......", Elias setzte sich hin und dachte über den Namen des Arztes nach.
Gestern hatte er ihn noch gewusst.
Er setzte sich und fuhr sich durch die Haare.
"Sehen Sie, deswegen bin ich hier. Vor zwei Monaten bin ich in die Stadt gezogen, um zu studieren und seitdem habe ich diese Gedächtnisslücken. Wenn ich mich daran erinnere, dann bricht mein Körper unter diesen Informationen zusammen und ich fang an zu zittern. Zudem, schlafe ich höchstens zwei Stunden in der Nacht.", während Elias erzählte, kam es ihm wieder so vor, als würde er schon vergessen warum er hier war.
" Mein Studium fängt in zwei Wochen an und bis dahin, muss ich wissen was los ist. Ich will Lehrer werden und da kann ich nicht unterrichten wenn ich nicht mal weis welcher Tag heute ist."
Er lehnte sich zurück und fuhr sich wieder durch die Haare.
Die Situation über seine Gesundheit machte ihn zu schaffen. Es hat erstmal gedauert, bis Elias sich dazu durchring zum Arzt zu gehen.
Er hasste es einfach von fremden Leuten angefasst und untersucht zu werden.

Julius bemerkte, wie der junge Mann zögerte. Aber er führte es eher auf die Krankheit zurück, auf die allgemeine Verwirrtheit, als darauf, dass er ihn schön finden konnte. Homosexualität hatte in seinem Leben bislang keine Rolle gespielt, und so dachte er auch nicht daran.
"Dr. Rautbor", erklärte er ihm kurz seinen Namen und betrachtete ihn. Dann hörte er ihm zu. "Erst seit ihrem Umzug?", fragte er genauer nach, wollte die Hintergründe erfahren. "Innerhalb von 2 Wochen eine Diagnose und eine geeignete Behandlung zu finden, wird schwierig, Herr Cordes. Ich werde erst einige Untersuchungen machen müssen, ebenfalls werde ich Sie eventuell zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus überweisen müssen, ehe ich Sie behandeln kann. Ich möchte Ihnen keine falschen Medikamente verabreichen, auch wenn ich die Dringlichkeit verstehe."
Sie unterhielten sich noch eine Weile über seine Lebensumstände. "Wie leben Sie aktuell? Sind Sie psychisch belastet oder innerlich oft unruhig?", wollte er wissen.
Nachdem die ersten Fragen geklärt waren, machte er sich wenige Notizen im Computer. "Ich werde eine Blutuntersuchung machen müssen", kündigte er an und stand langsam auf.

Dr. Rautbor, das klang nicht schlecht und er war dazu auch noch sehr zuvorkommend.
"Mein Leben war, vor diesem Umzug, ziemlich chaotisch und es war ein steiniger Weg bis hier her. Ich hatte dazu noch wahnsinnige Angst zu studieren, weil ich dachte, ich wäre es nicht wert.
Aber am Ende ist mir in den Sinn gekommen.....s ich diese Chance, nur einmal in meinem Leben haben werde und das lasse ich mir von einer irrationalen Angst nicht zerstören. ", erklärte Elias und sah seinem Gegenüber genau dabei zu wie er auf seiner Tastatur hin und her klimperte.
"Momentan bin ich eher innerlich etwas unruhig. Ich bin trotz allem aufgeregt wegen meinem Studiums, es wird herausfordernd werden. Nebenbei, bin ich gerade auf der Suche nach einem Nebenjob, damit ich die Wohnung finanzieren kann. Im Moment stehen bei mir in der Wohnung auch nur unausgepackte Kisten rum, mein Schlafplatz ist eine Matratze auf dem Boden und sonst ist noch nichts eingeräumt.", während der Erzählung, rutschre der Junge auf dem Stuhl etwas nach unten, ihm war die Sache etwas peinlich.
Elias wohnte seit zwei Monaten nun schon in der Stadt und hatte es noch nicht mal geschafft sich ein Bett zu kaufen.
Als dann Dr. Rautbor fertig mit schreiben war und seinen Patienten ansah, verspürte dieser einen wohligen Schauer der über seinen Rücken lief. Es war nicht unangenehm, aber er bekam sofort eine Gänsehaut.
Die nächsten Worte aber, die von dem Arzt kamen, ließen Elias zusammen zucken.
Es wäre nicht möglich, Krankenhausaufenthalt, weitere Untersuchungen?! Blutentnahme?!
Elias verstand die Welt nicht mehr. Besonders die Blutentnahme machte ihn nervös und er fing an zu zittern. Spritzen, Blut, Nadeln, vor all diesen Sachen hatte Elias eine Phobie entwickelt. Er krallte sich in den Stuhl.
"Können Sie mich nicht in ein MRT schicken oder mich auf eine andere Art untersuchen? Ich und Spritzen sind nicht gerade Freunde.", schon bei dem Anblick der Nadel wurde dem jungen Mann schlecht und er hatte das Gefühl gleich zusammen zu brechen.
"Bitte! Nehmen Sie das Ding weg......",Elias bettelte förmlich darum und seine Stimme klang verzweifelt.

Julius schrieb einfach einige Stichpunkte mit, dann hörte er irgendwann auf zu schreiben. "Ja, das sind viele Veränderungen im Leben und große Belastungen für die Psyche, die solche Zustände bei Ihnen begünstigen können", erklärte er. Er überlegte eine Weile und musterte seinen Patienten während dessen. Leicht hatte es dieser keineswegs und er schätzte es, dass er sich dennoch für das Studium entschlossen hatte, trotz aller Schwierigkeiten. "Ich kann Ihnen erstmal etwas leichtes zur Beruhigung aufschreiben. Das Rezept bekommen Sie gleich vorne. Aber damit sollten Sie zunächst besser schlafen können."
Den besorgten Blick des jungen Mannes bemerkte er zunächst nicht. Er bereitete eine Blutentnahme vor. Er sah dann zu ihm, als dieser nach einem MRT fragte. "Ein MRT wird gegebenenfalls auch noch folgen. Aber da dies aufwendiger ist, würden wir erst hiermit beginnen, um auszuschließen, dass Sie an Mangelerscheinungen oder Infektionen leiden." Als der Patient dann noch sagte, er solle das Ding weg legen, tat dies der Neurologe tatsächlich auch. Stattdessen lehnte er sich dann neben Herr Cordes an den Schreibtisch und sah ihn eindringlich an. "Herr Cordes, wie ich rausgehört habe, ist Ihnen Ihr Studium sehr wichtig. Sie sollten also abwägen, ob diese Angst es wert ist, dafür ihre Zukunft zu gefährden. Sie haben schon einmal ihre Angst überwunden und ich bin mir sicher, dass Sie es wieder schaffen. Zudem bin ich sehr erfahren und kann Ihnen garantieren, dass sie kaum etwas spüren werden."

Die vielen Untersuchungen, Tabletten, Krankenhauseinweisungen. Elias fühlte sich als würde sein Kopf gleich explodieren, das war keim gutes Anzeichen.
Als der Neurologe dann auch noch anfing ihn auf seine Angst aufmerksam zu machen, konnte der Junge sich nicht mehr beherrschen und beinah in Tränen aus.
"Für dieses Studium habe ich mich vorbereitet, habe gekämpft und immer nur an das eine gedacht. Alles andere, lies ich im Hintergrund und das war falsch. Auf die einfachsten Sachen muss ich mich vorbereiten, sei es Einkaufen gehen oder sowas einfaches für Sie wie Blutabnahmen. Ich kann sowas nicht spontan. Es geht mir zu schnell und ich habe keine Handlungsmöglichkeiten darüber. Bitte....lassen Sie das mit der Abnahme und lassen Sie mich nach Hause....", Elias war mit der Situation überfordert und wollte fliehen.
Dabei dachte er nur an das eine. Er wollte nach Hause, in sein Bett und die Welt ausschalten.
Dabei machte sich unterbewusst wieder bemerkbar, wie der Junge nach und nach vergaß, was er heute noch vor hatte und wie wichtig es für ihn war.
"Ich weiß nicht in wie weit Sie sowas nachvollziehen können, aber bitte, sehen Sie mich nicht als Arzt sondern als Mensch an...."

Der Neurologe lehnte sich an seinen Schreibtisch und legte erst einmal die Schale mit den Instrumenten zur Seite. Er hörte dem Jüngeren zu und schwieg eine Weile. Letzten Endes nickte er. "Gut, Herr Cordes, ich werde Sie nicht zwingen können, letzten Endes ist es Ihre Entscheidung. Ich habe nur die Befürchtung, dass Ihre Angst Sie daran hindern könnte, diese Symptome weiter untersuchen zu lassen." Er ging wieder um den Tisch herum, setzte sich und brachte Abstand hinter sie.
"Ich sehe Sie als Patient, Herr Cordes. Und als Mensch, aber keinesfalls als Arzt. Und selbst als Arzt hat man Ängste und Schwächen." Er gab nochmal etwas in seinen Computer ein. "Ich empfehle Ihnen eine Therapie, um diese Phobie zu verarbeiten."
"Ihr Rezept und einen neuen Termin können Sie sich bei der Anmeldung abholen. Haben Sie ansonsten noch weitere Fragen?", wollte er von ihm erfahren und musterte ihn, während er sich auf seinen Stuhl zurück lehnte.