Geschichten Januar - März 2019 » Integrity

Name: Alexander 'Xander' Korsey
Alter: 18 Jahre
Story: Alexander steht kurz vor dem zweiten Semester seines Studium (Sport und Englische Literatur). Er stammt nicht gerade aus den besten Kreisen und ist auf dem Land großgeworden. Da sein Dad Farmer und seine Mutter eine Sekretärin ist, beide auch noch getrennt sind, muss er sich das Studium völlig selbst finanzieren und hat hierzu gleich zwei Jobs, die er neben dem Lernen schmeißt. Einerseits als Kellner im "X-Ray", einem beliebten Studentencafé in der Nähe des Campus und einmal als Helfer in einer Lagerhalle.
Xander bewohnt das Wohnheim und hat dort ein winzig kleines Einzelzimmer. In seiner Freizeit geht er in das Schwimmbad der Uni oder ins Fitnessstudio. Tatsächlich hat er außer seinem tadellosen und umwerfenden Body nicht besonders viel zu bieten und ist daher entsprechend stolz darauf. Er wünscht sich jedoch manchmal schon, sich bessere KLamotten leisten zu können. Alles wandert jedoch in seine Lebenshaltung.
Sonstige Fakten:
- Xander ist ein Hundemensch. Er mag keine Katzen.
- Mag Sushi und Steaks, ernährt sich jedoch meist von Quark oder Rohkost
- Joggt morgens täglich durch den Campus, wenn er nicht zur Uni muss.



https://static1.squarespace.com/static/5.../Gregg_0002.jpg

"Und damit entlasse ich Sie in die Semesterferien!", verkündete der Professor mit einem Zurechtrücken seiner Brille und einem breiten Lächeln. Bewegung kam in den Kurs, denn alle wollten dem alten staubigen Vorlesungsraum schnellstmöglich entkommen. Nur Xander ließ sich Zeit mit dem Zusammenpacken seiner sieben Sachen, denn schneller kam er ohnehin nicht raus. Außerdem war er verdammt müde. Er hatte noch eine Schicht am Abend vor sich und das Wochenende war mehr oder weniger auch schon verplant, da schob er nämlich Extraschichten in der Lagerhalle, damit er sich endlich diese sündhaft teuren Laufschuhe leisten konnte, auf die er schon so lange sparte. Die hatte er sich schon ewig zulegen wollen, aber gerade als er vor zwei Monaten das Geld endlich beisammen gehabt hatte, hatten die Drecksäcke die Preise erhöht...
Er schulterte seine Tasche und seufzte lautlos, bevor er sich auf den Ausgang zubewegte. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal ausgeschlafen? Besser nicht drüber nachdenken, sonst brach er am Ende noch in Tränen aus oder so...

Levin
Semesterferien. Jetzt hatte man endlich mal Zeit zum Faulenzen. Nicht, dass ich während des Studiums viel machen musste, aber es war eine ziemliche Erholung, sich mal nicht mit dem Lernen zu beschäftigen. Vielleicht könnte ich auch an den Strand zu unserem Strandhaus fahren. Das wäre sicherlich ziemlich entspannend nach den ganzen Strapazen der letzten Prüfungen. Nur zwei Hausarbeiten warteten noch auf mich. Aber das wäre ja wohl ein Klacks für mich. Ich verabschiedete mich noch von dem Professor, mit dem mein Vater befreundet war, weshalb ich als einer der letzten den Raum verließ. Da ich nicht warten wollte, bis die Pappnase den Raum endlich verlassen hat, ging ich mit beschleunigten Schritten an ihm vorbei, wobei ich ihn etwas anrempelte. Aber das war ja nicht meine Schuld. Er hätte einfach nicht im Weg rumstehen sollen. Selbst schuld. Deswegen entschuldigte ich mich auch nicht und lief einfach getrost weiter.

"Arschloch", murmelte Xander, als er von hinten angerempelt wurde und ihm dabei die Tasche hinfiel. Levin. Dieser miese arrogante Sack war ihm bereits von Tag 1 an ein Dorn im Auge gewesen. Umgeben von Speichelleckern und mehr Geld als ihm gut tat. Wieso der überhaupt Sport als Studienfach belegt hatte... Andererseits war das für ihn wahrscheinlich nur ein Morgen-Workout und im Grunde wartete er auf sein unerhört großes Erbe. Wieso nur hatten immer die miesen Arschlöcher Glück? Gegen ein dickes Erbe jedenfalls hätte auch Xander nichts einzuwenden gehabt.
Vermutlich hätte er Levin unangespitzt in den Boden rammen können. IM praktischen Teil war er immer besser und überhaupt kräftiger als das blonde Muttersöhnchen. Doch er ließ es. Levin war gefährlich und er wollte keinen selbstverschuldeten Ärger.

Einige Stunden später befand sich der junge Student bei seinem Job im X-Ray. Stilecht mit weißem Hemd und schwarzer Schürze war er ohne Probleme als Personal auszumachen, wie er die Tische abräumte und Studenten ihre Bestellungen brachte. Seine Laune sank jedoch beträchtlich, als auch Levin und seine Freunde den Schluss des ersten Semesters feierlich begehen wollten...

Levin
Nachdem ich meine Sachen erstmal zuhause abgeliefert habe und mich etwas entspannt hatte, beschloss ich mit meinen Freunden zusammen das Semester ausklingen zu lassen. Wie hätte man das besser tun können, als irgendwo zusammen essen zu gehen und danach noch was trinken zu gehen und vielleicht ein paar hübsche Schnecken aufzugabeln. Bester Laune trafen wir uns im X-Ray, was in der Nähe des Campus war. Das Essen schmeckte gut und war auch nicht sonderlich teuer. Ich wäre auch gerne mal woanders essen gegangen, aber es hatte nun mal nicht jeder so viel Geld wie ich. Wenn ich also nicht für alle bezahlen wollte, musste ich es akzeptieren. Davon würde ich schon nicht umkommen. Zusammen setzten wir uns in eine gemütliche Sitzecke, die mit Plastikpolstern ausgepolstert war. Aber was hätte man hier auch anderes erwarten können?
Nach einer gefühlten Ewigkeit erschien dann auch endlich die Bedienung, bei dessen Anblick ich mir mein belustigtes Grinsen nicht verkneifen konnte. Das war doch tatsächlich die Pappnase aus meinem Kurs. Wie hieß er gleich nochmal? Ich hatte es leider vergessen. Bei solch unbedeutenden Witzfiguren machte ich mir einfach nicht die Mühe, mir den Namen zu merken. ,,So sieht man sich wieder. Dein Outfit steht dir aber. Wenn dir die Uni irgendwann zu schwer wird und du dich langweilst, kannst du auch gerne als Dienstmädchen für mich arbeiten.“, spottete. Er war zwar in den praktischen Aufgaben besser als ich, aber sonst hätte ich den Eindruck, dass da keine wirkliche Gefahr von ihm ausging.

Er konnte diesen Schnösel nicht leiden. Immer wenn er auftauchte, sank Xanders Laune auf einen Tiefpunkt, denn aus irgendeinem Grund hatte das wasserstoffblonde Übel sich auf ihn eingeschossen und hielt es für angebracht, ihn vor allen anderen zur Schnecke zu machen - meist, weil er keine Kohle hatte. Normalerweise war Xander eher der Typ, der sich beliebt machen konnte, aber seit er hier war, hatte er noch keine ruhige Minute gehabt.
Wen wunderte es da also, dass der Junge erst einmal Luft holen musste, bevor er sich mit Xander auseinandersetzen konnte? Gekonnt ignorierte er die Provokation des Mistkerls und zückte seinen Block.
"Hi zusammen", grüßte er geschäftigt und setzte den Kugelschreiber an. "Was kann ich euch bringen?" Ganz ruhig, Alexander, Gelassenheit bringt dich weiter...

Levin
Anstatt sich von mir provozieren zu lassen, blieb der Kerl immer noch ruhig und fragte uns einfach nach unserer Bestellung. Wie langweilig. Ich fragte mich, ob er sich schon sehr zusammen nehmen musste, oder ob er einfach schon an dumme Sprüche gewöhnt war und deswegen viel einstecken konnte. Was es auch war, noch hatte ich Lust, ihn weiter zu provozieren. ,,Und du willst eine Bedienung sein? Lächle doch mal oder behandelt ihr hier alle Gäste so kalt?", fragte ich ihn aus, um ihn auf die Spitze zu treiben. Ich war da wirklich schon bessere Kellner gewöhnt, aber was konnte man von dieser Bruchbude schon erwarten? ,,Also, ich nehme ein Glas Cola und einen Cheeseburger mit Pommes.", bestellte ich, bevor auch meine Freunde ihre Bestellung äußerten. ,,Ich hoffe, das war nicht zu schnell für dich und du konntest alles aufschreiben.", kommentierte ich zuletzt noch seine Notizen.

Was für ein blöder arroganter Scheißkerl. Xander verbarg es hinter einem, womöglich etwas zu breiten Lächeln. Er notierte sich die Bestellung und wartete ab, bis auch alle von seinen Handlangern bestellt hatten. Die ganze Bande schien sich im Glanz von Levis Kröten (oder eher den Kröten seines Dads) zu sonnen und als Xander die Bestellung zur Küche brachte, glaubte er, auch die anderen raunen zu hören. Schließlich gehörte es bei der Bande zum guten Ton, mitzulästern, damit sich keiner unbeliebt machte. Er gönnte sich ein, zwei Minuten zum Durchatmen, ehe er sich an der Theke daran machte, die Getränke zu zapfen. Er durfte sich nicht provozieren lassen. Er brauchte den Job. Ohne machte das alles keinen Sinn mehr. Es gab einen Haufen arbeitsloser Studenten, die alle für den Job infrage kamen.
"So, hier sind schonmal eure Getränke", verkündete er und stellte sie nacheinander auf den Tisch der fünfköpfigen Gruppe, wobei er Levis Getränk als letztes hinstellte. "Essen dauert. Darf es sonst noch etwas sein?"

Levin
Tatsächlich bekam ich mein Lächeln, auch wenn er es etwas übertrieb, sodass es nicht mehr natürlich aussah. Naja. Man konnte nun mal nicht alles haben. Noch fing er nicht an, sich zu wehren. Sein Job schien ihm wohl wirklich wichtig zu sein. Was er wohl tun würde, wenn er ihn auf einmal verlor? Wie weit würde er gehen, um ihn zu behalten? Diesem kleinen Experiment würde ich mich gerne widmen. Meine Freunde weite ich auch mit ein. Zu weit durften wir jedoch nicht gehen, da man uns sonst noch rauswerfen würde und das wäre ja schade, wo er uns gerade unsere Getränke gebracht hat. Die Tatsache, dass ich meine Bestellung als letzter erhielt, ignorierte ich. Ich würde mich sicherlich nicht zuerst von diesem Spasten auf die Palme bringen lassen. Es gab viele Sachen, die wir noch hätten bestellen können, aber das würde den Bogen gehörig überspannen. ,,Nein, das war alles.", antwortete ich also unschuldig auf seine Frage und schenkte ihm ein Lächeln, ehe ich an meinem Glas nippte.

Xander zog sich eilig zurück, kaum dass er die Getränke gebracht hatte. Bis er das Essen bringen sollte, kümmerte er sich um andere Gäste oder stand bei den Kollegen beim Tresen. Dass die Gruppe um Levin dort saß und lachte, störte ihn bereits über alle Maßen. er wusste nicht wieso, doch er konnte diesen Jungen nicht ausstehen. Nicht nur weil er sich unmöglich benahm. Nein, seine ganze Art stieß ihm sauer auf.
Als er das Essen brachte, spürte er auf einmal Widerstand an seinem Schienbein. Marco, Levins Kumpel, hatte Xander ein Bein gestellt, woraufhin die von ihm balancierten Teller einmal quer über den Tisch flogen (und er auf dem Boden landete).
"Scheiße!", fluchte der arme Kerl und rappelte sich auf. Marcos unschuldiges Grinsen hätte er am liebsten eingeschlagen. Der ganze Tisch lachte und die Leute schauten schon.

Levin
Während wir auf unser Essen warteten, besprachen wir, was man noch anstellen konnte, ohne die Grenze zu überschreiten. Außerdem tauschten wir aus, was wir noch so alles vor hatten in den Semesterferien. Natürlich würden wir die ein oder andere Party schmeißen, bei der die erste schon am nächsten Samstag anstehen würde. Das würde sicherlich super werden.
Dann kam unser liebenswerter Kellner auch schon wieder. Erstaunlicherweise schaffte er es so viele Teller zu tragen ohne sie fallen zu lassen. Doch Marco half etwas nach, indem er ihm ein Bein stellte und alles auf dem Tisch verteilt wurde und der arme Schlucker sich im Dreck wälzte. ,,Oh, das tut mir leid.", kam es scheinheilig von meinem Kumpel. So wie er dreinguckte war das schon echt witzig, sodass ich nicht verhindern konnte zu lachen. ,,Alexander! Was machst du denn? Das bezahlst du aber von deinem Gehalt.!", kam es vom Besitzer des Restaurants, der angerannt kam wegen diesem Trubel. Jetzt bekam er auch noch die Schuld dafür. Perfekt. Ob er das immer noch über sich ergehen ließ?

"Mann, das war nicht meine Schuld!", rief Xander sofort, der puterrot im Gesicht war. Wäre er nicht auf der Arbeit gewesen, hätte er Marco wohl dafür geschlagen. Dass sie alle nun auch nochmitbekamen, wie er zur Schnecke gemacht wurde, trat dem Fass den Boden aus. "Der hat mir ein Bein gestellt!"
"Mach dich nicht lächerlich, du fauler Zigeuner! Jetzt noch die KUnden für die eigene Unfähigkeit beschuldigen? Das tut mir alles so Leid, Leute. Die Getränke gehen auf's Haus. Die ziehe ich dir auch vom Lohn ab, klar? Und jetzt mach die Sauerei sauber!"
"A-Aber..."

Levin
Das wurde ja wirklich immer besser. Sein Chef war auf unserer Seite und glaubte ihm kein Wort. Tja, der Kunde war nun mal immer im Recht. ,,Danke, das ist wirklich nett.", bedankte ich mich bei seinem Chef. Trotzdem wollte ich nicht so sein. Da konnte man doch bestimmt noch mehr von seiner Position profitieren. Vielleicht würde ich ihn später noch auf die Party einladen, dafür, dass er uns mehr oder weniger einlud. Dort könnten wir sicherlich noch andere Sachen mit ihm anstellen, um zu sehen, wo seine Schmerzensgrenzen waren. ,,Du hast da noch einen Fleck übersehen.", meinte ich nach einer Weile und deutete auf den besagten Fleck mit einem unschuldigen Grinsen.

Xander wollte am liebsten heulen oder drauf losschlagen, als er auf Knien rumrutschte, um Levins schnöseligen Freunden eine Show zu bieten. Er putzte den Scheiß unter den Augen aller weg und verzog sich schließlich kleinlaut. Der Job war immer schwierig, doch heute war er die Hölle. Dean, sein Chef, scheuchte ihn wie einen Sklaven, um die Gäste zufriedenzustellen und stellte klar, dass er heute umsonst arbeitete. Er brauchte ein paar Minuten zum Durchatmen. Endlich waren alle zufrieden und er hatte mal ein bisschen Ruhe. So stand er im Hinterhof, um frische Luft zu schnappen. Noch drei Stunden Schicht. Danach nur noch daheim essen... Gott, war sein Leben deprimierend...