Geschichten Januar - März 2019 » In deiner Schuld

@Arcas

Name: Pandenom
Vorname: Lijan
Alter: 28 Jahre



Lijan gibt sich gefühlslos, kalt und unnahbar. Dies ist jedoch eine reine Schutzmassnahme. In Wahrheit leidet der junge Prinz ebenso unter der grausamen Herrschaft seines Vaters, wie die Bürger von Andraka. Er kommt ganz nach seiner Mutter. Sein Vater beschimpft ihn als zu weich, zu schwach und als unfähig. Nicht mehr so oft wie früher, versucht Lijan seinem Vater die Stirn zu bieten und ihn von seinen unmenschlichen Taten abzuhalten. Tatsächlich gelingt es ihm hin und wieder, jedoch nicht, ohne die Konsequenz, die Wut des Königs an eigenen Leibe zu spüren.

Name: Unbekannt
Vorname: Quirin
Alter: 22

Quirin wuchs als Sklave eines Adeligen auf. Er und seine Mutter hatten das Glück Haussklaven zu sein, sodass die Arbeit zwar anstrengend war, sie aber nicht das Leben kosten würde. Er fühlte sich sogar wohl und teilweise geborgen, bis sein Meister in Ungnade viel, und sich seinen Hausstand nicht mehr leisten konnte. Unweigerlich verkaufte er einen großen Teil seiner Sklaven, darunter auch Quirin. Sein nächster Herr war weder fair, noch scherte er sich um seinen Besitzt. Innerhalb weniger Tage wusste Quirin, dass er es nicht lange bei ihm aushalten würde, sodass er seine Flucht vorbereitete.
Auch wenn er ruhig ist und schüchtern wirkt hat er dennoch seinen eigenen Kopf.

Quirin konnte es noch immer nicht fassen. Seit drei Tagen war er kein Sklave mehr, sondern ein Vogelfreier. Unsicher strich er sich über den Stoff, den er sich um das Handgelenk gebunden hatte. Auch, wenn er nicht mehr der Familie Togar gehörte, trug er noch immer ihr Mal und sollte man es sehen, so würde man ihn verhaften und womöglich hinrichten. Aber der Tod durch den Galgen war wohl noch immer angenehmer als das Leben, das ihm in seinem neuen Heim bevorstehen würde.
Mit einem Ächzten ließ er das gesammelte Holz auf den Boden fallen und hörte Aren lachen. "Du warst ein Haussklave, nicht wahr?" Der stämmige Mann neben ihm hatte mehr Holz gesammelt, als er selbst und schien nicht halb so erschöpft wie Quirin. "Hmm", brummte Quirin zustimmend. Er wollte nicht wirklich darüber reden. "Warum bist du dann weg gerannt?", bohrte Aren nach.
"Bin ich nicht", grinste Quirin. "Ich hab das Pferd gestohlen." Er deutete auf einen schwarzen Hengst, der bei ein paar anderen Tieren stand und majestätisch wie eh und je wirkte. Dieses Mal verstand Aren, dass er kein Interesse hatte über sein vorheriges Leben zu sprechen.
"Tu mir den Gefallen, Quirin und kümmer dich um den Gefangen." Dieses Mal deutete Aren zu den Tieren. Neben den Ziegen war seit Quirin angekommen war ein Mann gekettet, den er lieber mied. Doch er wollte Teil der Gruppe werden und wenn das hieß, dass er sich dem Mann nähern musste, dann würde er es tun. Er griff nach einem Becher, um ihn mit Wasser zu befüllen, bevor er sich zwei Rationen des Essens abholte. Dann trat er zögerlich zu dem Gefangen.

-Lijan-
Wie lange er schon ein Gefangener der geflohenen Sklaven war, wusste der Prinz nicht. Aber er ahnte, dass er es nicht mehr lange bleiben würde. Es war aus den Gesprächen, die sie untereinander führten heraus zu hören, dass sie ihn bald schon töten würden. Zwischen Ziegen, Hühnern und anderen gestohlenen Tieren sass er auf den feuchten Waldboden an einen Baum gebunden. Gesprochen hat seit seiner Ankunft keiner mit ihm. Denoch war ihr Hass und ihre Abneigung gegen den Adeligen deutlich spürbar. Wie ein Adeliger sah Lijan schon längst nicht mehr aus. Seine Kleidung war schmutzig und rissig. Alles was von Wert war, hatte man ihm abgenommen, sein Haar war nass von der Feuchtigkeit dieser Umgebung und dem Blut aus einer Wunde an seiner Stirn. Eine Situation wie diese war für einen Prinzen kaum zu ertragen. Grotesker Weise war sie Lijen doch irgendwie vertraut.
Jemand näherte sich ihm. Er brauchte den Kopf nicht zu heben. Allein an den Schuhen erkannte er, dass er der Neuling sein musste. Ein junger Mann der sich erst vor kurzem, als er schon in Gefangenschaft war, der Gruppe angeschlossen hatte. Noch so eine arme Seele, dem die Gefahr des Todes lieber war, als das Leben als Sklave.

Quirin tat der Anblick des anderen weh. Er war geflohen, um solche Dinge nicht mehr zu erleben, er wollte niemanden mehr sehen, der geschunden und geschlagen in der Ecke hockte und hoffte unbemerkt zu bleiben. Er wollte nicht mehr mit ansehen müssen, wie sich andere klein machten. Auch der Gefangene war noch immer ein Mensch, egal, ob er selbst ein Sklavenhalter war, oder nicht. Trotzdem kostete es ihn Überwindung, sich dem anderen zu nähern.
"Hallo", grüßte er leise, bevor er sich vor dem anderen nieder ließ. Er war sich sicher, dass der Fremde ein stattlicher Mann war, und er versuchte sich ihn als Adligen vorzustellen. Vermutlich war er genauso grausam, wie er die meisten Freien erlebt hatte. Vorsichtig strich er dem Blonden das Haar aus der Stirn und entdeckte die Wunde. "Ich hab Wasser und ein wenig Essen für dich", erklärte er.

Nun, da er angesprochen wurde, hob Lijan den Kopf. Der junge Mann bot ihm Wasser und Essen an. Zwei Tage war er hier und hatte noch nichts bekommen, aber wie sollte er es annehmen? Seine Hände waren über seinem Kopf gefesselt. Machte sich der ehemalige Sklave lustig über ihn? Er wandte sich ab. Man wollte ihn wohl auf diese Weise quälen, bevor man ihn tötete.

Als der Fremde seinen blick abwandte trat Quirin näher an ihn heran. Scheinbar würde er sich ein wenig mehr anstrengen müssen. "Möchtest du zuerst trinken?" Er hob den Becher an und führte ihn langsam an den Mund des anderen. Er kam sich dabei komisch vor und hätte den Gefangenen am liebsten losgebunden, aber das war keine Option. Auch, wenn der Fremde seit langer Zeit gefangen war, so war Quirin sich sicher, dass er ihn nicht überwältigen konnte, sollte der Gefangene sich irgendwie befreien.

Der junge Mann schien es ernst zu meinen, den er führte den Becher an Lijans Mund. Zögernd öffnete er die Lippen und trank. Die kühle Flüssigkeit tat ihm gut. "Danke" flüsterte er heiser. Das Essen lehnte er jedoch ab und bat statt dessen darum, noch etwas mehr Wasser zu bekommen. "Warum kümmerst du dich um mich?" fragte er schliesslich. "Ihr werdet mich sowieso töten, also warum verschwendest du Wasser und Essen an mich?" Dieser entflohene Sklave war anders als die anderen.

Quirin kam dem Wunsch des anderen nach und füllte den Becher auf, um ihn an den Fremden weiter zu geben. Doch bei den nächsten Worten schauderte es ihm. "Wir werden dich nicht töten!", widersprach er. Ansonsten hätte er doch sicherlich nicht die Aufgabe bekommen, sich um ihn zu kümmern. Auf der anderen Seite - wieso hielt man den Fremden Gefangen? Er hatte recht, jeder Tropfen Wasser war an ihn verschwendet, wenn er nichts für das Lager tun konnte.

Schien so, als würde der Neuling nicht wissen, was man mit ihm vor hatte. Offenbar hielt man sich ihm gegenüber mit Informationen zurück.
Lijan trank noch etwas. "Klingt sehr überzeugend, aber er gibt viele die was anderes erzählen."
Weder der Prinz noch Quirin ahnten, was die geflohenen Sklaven wirklich vor hatten.
Der Neue sollte beweisen, dass er zu ihnen gehörte und Lijan töten.

Quirin war mit der Information mehr als nur ein wenig überfordert. Doch das gute an seiner jetzigen Situation war, dass er von nun an konfrontieren konnte. "Und wer bist du, das du einfach so Behauptungen aufstellst?" Es gab keinen Grund, weshalb man den Fremden umbringen wollte, selbst, wenn er ein Adeliger war, war es sehr unwahrscheinlich, dass er alleine aus dem Wald hinaus finden würde. "Wenn man dich wirklich umbringen würde, dann hätte man dich einfach entkommen lassen."

„Was für eine Art Sklave warst du?“ wollte Lijan wissen und benutzte absichtlich die Vergangenheitsform. Der junge Mann schien noch nicht ganz so von Zorn und Hass zerfressen wie die Übrigen.
„He, Neuer! Bist du bald fertig?“
Ihre Unterhaltung wurde je unterbrochen, als ein grosser, breitschultrig Kerl auftauchte. „Aren will dich sehen.“

Hm. Wenn Quirin keine Antwort kriegen würde, würde er auch nicht antworten. Das ging den anderen überhaupt nichts an. Zum Glück wurde er gerufen, sodass er dem Gefangenen nur noch einen kurzen Blick zu warf, bevor er die Sachen zusammen räumte und zu Aren ging.
Dieser begrüßte ihn freundlich. "Gut, dass du gekommen bist, Quirin. Konntest du dich ein wenig mit unserem Gefangenen unterhalten?", leitete er das Gespräch ein. Doch dann brachte er es ziemlich schnell auf den Punkt. Der Gefangene hatte bis jetzt keine Einsicht gezeigt und stellte eine ziemliche Gefahr für ihre kleine Gruppe dar.
"Du hast einen Tag Zeit, ihn zu beseitigen", erklärte Aren. Wenn Quirin bis jetzt kein seltsames Gefühl gehabt hatte, so hatte er es jetzt. Er wusste, dass er keinen Menschen umbringen konnte. Und trotzdem hatte er keine andere Option, als zu nicken.
Als die anderen sich zur Ruhe legten, war er noch immer wach. Jetzt... oder nie. Aren hatte ihm ein Messer geschenkt. Leise schlich er sich zu dem Gefangenen.

Der junge Mann ging, als er gerufen wurde und Lijan blieb allein zurück. Den Rest des Tages interessierte sich niemand mehr für ihn. Es wurde dunkel und kalt. Eine weitere kalte Nacht die er ausharren musste. Er Geräusch liess ihn hochschrecken. Eine Gestalt huschte durch die Dunkelheit. Lijan ekonnte nicht erkennen, wer es war, aber im fahlen Mondlicht blitzte die polierte Klinge eines Messers. Das man ihn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion meucheln würde, hätte er nicht erwartet. Er seufzte leise. Dann stand der Unbekannte vor ihm. „Gewährst du mir einen letzten Wunsch?“ fragte er teilnahmslos, so Alls wäre es ihm egal, dass sein Leben gleichenden würde.

Er würde es nicht schaffen, er würde es so oder so nicht schaffen. Und er wollte es auch nicht tun. Alleine beim Gedanken daran wurde ihm schlecht. Vor Allem, weil der Fremde so ruhig blieb. Wenigstens hatte er ihn nicht kennen lernen können. Das war der einzige Trost. "Sei still", flüsterte er mit heiserer Stimme. Er würde ihn freilassen und behaupten, er hätte die Leiche verscharrt. Vielleicht würde er einen Finger abschneiden müssen... er hatte öfter dabei zusehen müssen, wie ein Finger, oder Zeh abgetrennt wurde. Auf Hände verzichtete man, damit die Sklaven weiter ihre Arbeit verrichten konnten...