RE: Wenn dich die Vergangenheit einholt... - 7

Hannes
Ich hörte ihm zu und verstand von Sekunde zu Sekunde mehr, was er sagte. Dazu beruhigte mich seine bloße Anwesenheit. Ich wollte ihn glauben. Trotzdem dachte ich nur immer wieder an die ganzen Dinge, die ich verloren hatte. Sie würde vielleicht über uns wachen, doch ich würde nie wieder ihr Lachen hören, ihre Grübchen sehen können, wenn sie lächelte oder wie sie die Stirn in Falten legte, wenn ich ihr von kuriosen Ideen erzählte, wie man Fische angeln konnte, ohne eine Angel zu verwenden. Sie war weg und ich blieb zurück mit unserem Sohn, um den ich mich nicht richtig kümmerte.
Und dann war da auch noch Juli, der meine Gefühle total durcheinander brachte. Auch wenn der Moment ziemlich unpassend war, stellte ich ihm eine Frage, während ich mich weiter an ihn klammerte, wie sich ein Ertrinkender an eine letzte Holzplanke klammerte, um nicht unter zu gehen. ,,Liebst.. liebst du mich noch?“

Juli

Seine Frage überforderte mich, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wenn ich es zugeben würde, könnte er mir vielleicht klar und deutlich sagen, dass er nicht kann, weil da seine Frau in seinem Herzen ist. Ich würde es verstehen, aber ich wollte es nicht hören und wenn ich es verneinte.... würde ihn das kränken oder wäre er erleichtert? Ich schloss die Augen und kraulte seine Kopfhaut, während ich das eine und das andere schnell abwog.
"Du warst immer meine große Liebe, Hannes. Das hat sich über den unendlichen Zeitraum nicht geändert. Mehr kann ich dir dazu momentan nicht sagen." gestand ich ehrlich und hoffte, dass ihm dies für den Moment reichte.
"Und was ist mit dir? Hast du immer noch Gefühle für mich?" fragte ich nun neugierig nach. Obwohl ich ziemlich schnell meine Frage bereute, denn vielleicht wollte ich seine Antwort dazu gar nicht genau wissen. Es war verzwickt. Natürlich wollte ich ein guter Freund für ihn sein, zugleich seine aktuelle Situation nicht ausnutzen. Man hatte ja gesehen, das es da noch Spannungen zwischen und gab.

Hannes
Innerlich spannte ich mich an, weil ich nicht wusste, was er antworten würde. Ich konnte einiges erahnen, wollte jedoch nicht auf die Nase fallen und es bestätigt haben. Kurz darauf gestand er mir auch seine Liebe. Einerseits wollte ich es hören, doch auf der anderen Seite, versetzte es mir nur einen Stich ins Herz, weil ich ihn all die Zeit habe leiden lassen. Etwas brannte bei mir durch, sodass ich mich nicht länger zurück halten konnte. Ich war egoistisch. Dachte nicht an die Folgen meines Handelns, sondern nutzte meinen alten Freund schamlos aus. Um mich besser zu fühlen, küsste ich ihn einfach auf seine Lippen, nach denen es mich all die Jahre verlangt hatte. Um für einen kurzen Moment den Schmerz wegen Maximes Tod zu verdrängen, betrog ich sie - in unserem Bett. ,,Ich habe nie aufgehört dich zu lieben..“, wisperte ich erschöpft an seine Lippen, während neue Tränen hervorquollen.

Juli

Hannes trieb er heute wirklich auf die Spitze und gab mir seine Antwort mit einem Kuss. Einen Kuss, der sich wirklich, nach all den Jahren, immer noch sehr gut anfühlte. Zögernd erwiderte ich seinen Kuss und drückte ihn noch näher an mich, lauschte dumpf seinen Worten und wusste nicht, ob es wirklich richtig war, was wir hier taten.
Ich nahm meine Hand von seinem Rücken und strich seine Tränen, auf seiner Wange fort. War er eigentlich schon immer so nah am Wasser gebaut? Eigentlich dachte ich damals, dass ich der sensible Junge in unserer Beziehung gewesen war, doch nun hatten sich die Rollen vertauscht.
"Du musst nicht weinen. Es ist okay. Für dich war es immer schwer, der zu sein, der du wirklich sein willst." sagte ich und lächelte ihn an.
"Kannst du dich noch an diese eine Nacht erinnern? Als du das erste Mal bei mir übernachtet hast? Wir mussten ganz leise sein, sonst hätten uns meine Eltern vielleicht erwischt. Es war aufregend und alles so neu für uns. Aber auch verdammt schön." gestand ich und blickte Hannes in die Augen.
Ich legte meine Lippen sanft auf seine und schmuste mit ihnen, während ich zaghaft über seine Wange streichelte und ihn im Nacken kraulte.

Hannes
Anstatt mich von sich zu stoßen, ging er tatsächlich darauf ein. Viel zu lange hatte ich darauf gewartet. Wenn die Dinge damals anders gelaufen wären, wenn ich mich getraut hätte... vielleicht wären die Dinge dann ganz anders gelaufen. Gerade in diesem Moment fühlte ich mich seit längerer Zeit endlich wieder komplett. Es fühlte sich gut und so vertraut mit ihm an. Stumm hörte ich ihm zu. Er hatte recht. Ich machte die Dinge schon immer komplizierter, als sie waren. Juli ist doch trotz seiner Offenheit auch wunderbar klar gekommen.
Als er weiter erzählte, musste ich sein Lächeln erwidern. Ich konnte mich noch gut an jene Nacht erinnern. Es war wirklich eine schöne erste Erfahrung. Ich nickte, bevor sich unsere Lippen erneut trafen. Ich erwiderte den Kuss und schlang meine Beine um ihn, um ihn näher an mich zu ziehen. Verzei mir Maxime, ich kann einfach nicht mehr, sandte ich einen stillen Gedanken an meine Frau. ,,Jetzt sollten wir auch vorsichtig sein. Immerhin sollte Tim nichts mitbekommen.“, raunte ich ihm zu und leckte mit meiner Zunge zärtlich über seine Lippen, um um Einlass zu bitten.

Juli

Kichernd kniete ich über ihm und blickte auf ihn hinab. Wahrscheinlich hatte ich gerade vergessen, wieso ich mich damals in Hannes verliebt hatte. Er war in vielen Moment sehr selbstbewusst und wusste genau, was er wollte. Gerade jetzt wusste er es genau. Es faszinierte mich erneut.
"Hab vergessen wie unglaublich du bist." flüsterte ich ihm zu, bevor ich meine Lippen öffnete und seine Zunge Einlass gewährte. Ich ließ mich dabei langsam auf ihm nieder und genoss seine stürmische Zunge, die meinen ganzen Mund einnahm. Meine Hände strichen über seine Seiten und zogen seinen Stoff, von seinem Shirt mit hoch und befreite seine weiche Haut.
"Hab vergessen wie gut es sich anfühlt." sagte ich, während ein Speichelfaden unsere Lippen immer noch verband. Grinsend stürzte ich mich wieder auf seinen roten Mund, stieß mit meiner Zunge zwischen seine Lippen und eroberte nun seinen Mundraum und kämpfte wild mit seiner Zunge. Dabei rieb ich meinen Schritt an seinen. Ich benötigte dringend mehr Platz.
Ich löste mich, da der Atem langsam dünn wurde und richtete mich auf, blickte auf meinen Ex runter und lächelte ihn an. Ich fuhr mir durch mein grau gefärbtes Haar und streichelte über seine Seiten.
"Wie weit willst du gehen?" fragte ich und sah ihm dabei in die Augen.

Hannes
Bei jeder weiteren Sekunde, die verging, wurde mir nur bewusster, wie sehr ich ihn doch brauchte. Maxime hatte ich zwar auch oft geküsst, oder sie mich, doch das hier mit ihm war anders. Mein gealterter Körper reagierte genau so wie vor unserer Trennung auf ihn. ,,Genau wie früher..“, sagte ich nur leise dazu. Seine Hände auf meiner nackten Haut machten mich verrückt und ich tat es ihm gleich und strich ihm über seinen Rücken. Seine glatte Haut konnte ich bestimmt noch stundenlang so berühren. Als er dann aber noch an meiner Mitte rieb, fiel es mir wirklich schwer noch einen klaren Kopf zu behalten. Ich sehnte mich nach so viel mehr. Bei Maxime ging es mir nie so. Bei ihr fühlte ich mich eher dazu genötigt, weil mein Herz noch immer Juli gehörte.
,, Ich will dich..“, beantwortete ich seine Frage, ohne darüber nachzudenken. Ich wollte, dass er mich nahm und ich auch ihn vögeln durfte, doch vielleicht war das zu viel für ihn. Andererseits hätte er sonst nicht gefragt.
Bevor ich mich jedoch daran machte, seine Hose zu öffnen, meldete sich das letzte Fünkchen Verstand. ,,Lass uns lieber etwas warten.. bis mein Sohn schläft.“, merkte ich an. Ich wollte nicht, dass er mitbekam, was sein Vater für Fehler beging. Außerdem konnte er jeder Zeit hier noch auftauchen, um nach mir zu sehen oder so.

Juli

Schmunzelnd lauschte ich seiner schon rau gewordenen Stimme und leckte mir immer wieder über meine trocknen Lippen. Sein Angebot klang so verführerisch und richtig, dass ich keine Zeit verlieren wollte, doch Hannes besinnte sich schnell wieder, auch wenn er nur die Zeit verschob. Nun... dagegen hatte ich nichts. Nachts war es genauso für mich okay, wie am Tag. Ich sehnte mich nach ihm und wollte ihn endlich wieder spüren. Überall an, auf und in meinem Körper. Ich war schon lange nicht mehr passiv gewesen, hatte es jedem verwehrt, denn das mit Hannes, das war mir verdammt wichtig.
"Okay, dann fummeln wir in der Zeit ein bisschen." schlug ich vor und griff an den Saum meines Shirts und zog es über meinen Kopf und entblößte ihm meinen tätowierten Oberkörper, den er ja schon gesehen hatte. Überall auf meinem Oberkörper zierten düstere oder ästhetische Kunstwerke. Ein paar Plätze hatte ich noch frei. Ich hatte mir schon lange überlegt, meine Hüfte zu schmücken, doch bis jetzt ist mir kein schönes Kunstwerk für die Stelle eingefallen. Meine Beine wollte ich untätowiert lassen. Wollte es ja auch nicht übertreiben.
Ich half Hannes aus sein Shirt zu kommen und stürzte mich danach sofort auf seinen Hals und küsste und leckte über die weiche Haut. Meine Hände legten sich auf seine Brust und streichelten über seine Brustwarzen.
"Wie ich das vermisst habe. Verdammt... Hannes!" raunte ich und arbeitete mich langsam weiter hinab.

Hannes
Ob ich es schaffen würde bis dahin durchzuhalten? Als er vom Fummeln sprach, fühlte ich mich zurück versetzt in unsere Jugend, wo wir kaum die Finger voneinander lassen konnten - solange wir allein und unbeobachtet waren. Nun waren wir fast vierzig und wälzten uns trotzdem im Bett herum. Ich hob meine Arme, um ihm beim Ausziehen meines Shirts zu helfen. Auch ihm schaute ich dabei zu. Neugierig betrachtete ich seine bemalte Haut. Es war ungewohnt. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich nicht angeekelt davon, sondern eher fasziniert. Ich fuhr die Linien nach, bevor ich meinen Blick auf sein vertrautes Gesicht legte. Seine Berührungen ließen mich erschaudern. Es war ein Wunder, dass ich solange ohne ihn überlebt habe. ,, Ich auch...“, hauchte ich keuchend gegen seine Lippen. Auch wenn ich mir seine Hand am liebsten direkt in die Hose geschoben hätte, traute ich mich das nun doch nicht und zog sie stattdessen wieder weiter nach oben. ,,Wenn du so weitermachst, halte ich es bis später nicht mehr aus...“, erklärte ich ihm. Im Hintergrund dudelte noch immer der Fernseher.

Juli

"Stimmt... wir sind ja nicht mehr die jüngsten, aber vielleicht können wir dazwischen eine große Pause machen und mitten in der Nacht unser Vorhaben in die Tat umsetzten." schlug ich vor und blickte ihn von unten herab, an. Ich war bei seinen Brustwarzen angekommen, die ich nun nacheinander neckte und mit meiner Zunge drüber leckte.
Danach wanderte ich weiter, auch wenn ich so gerne seine Brustwarzen geneckt hätte. Sein Bauch war flach und ausgedünnte Spur von Haaren führte zu seinen Lenden. Ich knöpfte seine Hose auf, zog den Reißverschluss hinab und öffnete seine Hose, strich mit meiner Nase über seine Bauchdecke und vergrub mein Gesicht in den kleinen Spalt und schnappte mit meinen Lippen nach seiner Errektion, die sich dem Tor entgegen drückte. Ein betörender Duft stieg in meine Nase und ich konnte kaum in mich halten. Auch in meiner Hose wurde es immer unangenehmer. Ich schob sie ein Stück über meine Hüfte hinab und widmete mich dann mehr seinem Glied, zog an dem Bund seines Slips und grinste, als mir sein Schwanz entgegen sprang.
"Hey, lang ist es her." raunte ich seiner Mitte zu, schmiegte mir an seiner Härte und küsste ihn.
"Immer noch so verdammt sexy." schnurrte ich und leckte an seiner Länge entlang, saugte an ihm und neckte zart seine empfindliche Eichel.
"Was soll ich bloß tun? Ich kann mich nicht entscheiden." gestand ich und blickte zu Hannes hoch.

Hannes
,,So alt sind wir aber nun auch wieder nicht. Bei mir funktioniert dort unten noch alles fabelhaft.", entgegnete ich. Bevor ich ihn stoppen konnte, machte er aber auch schon weiter damit, meinen Körper an seine Grenzen zu bringen. Seine Zunge hatte ich vermisst. Meine Nippel hatte Maxime fast nie berührt. Stattdessen gefiel es ihr, wenn ich sie dort verwöhnt hatte. Ach Maxime... Eilig schob ich jeglichen Gedanken an sie beiseite, weil es mich sonst nur wieder runterziehen würde. Nicht jetzt. Nicht jetzt, wo ich endlich wieder in Julis Armen liegen konnte.
Dieser war nun an meinem Schritt angekommen und öffnete geschickt meine Hose. Ich ließ ihn machen und richtete meinen Oberkörper etwas auf, um ihn dabei zu beobachten. Was ich da sah machte mich echt an und brachte mich zum Grinsen. Als er dann auch schon mein Glied berührte und seine Zunge es streichelte, biss ich mir auf die Lippe, damit kein erregtes Stöhnen meine Lippen verlassen konnte. Wenn Tim mich hören würde, würde das in einer Katastrophe enden. Nein, mein Verstand übernahm wieder die Oberhand. Sanft drückte ich ihn von mir und zog ihn wieder zu mir nach oben, sodass ich mich an ihn kuscheln konnte und unsere Leiber mit der Decke einhüllen konnte. ,,Bleib einfach so liegen und küss mich. Erstmal reicht mir das. Ich will einfach kein Risiko eingehen.", bat ich ihn und strich ihm sanft durch sein graues Haar.

Juli

Nur zu gerne hätte ich weiter mit seinem besten Stück gespielt, doch Hannes hatte zu große bedenken. Auf ihm liegend, ließ ich ihn mein Haar streicheln, während wir uns träge küssten. Das war eigentlich so gar nicht mein gewohntes Tempo, doch ich musste mit Hannes Nachsicht haben. Ich konnte ihn ja verstehen. Er hatte Angst und alles war noch so frisch und doch war die Sehnsucht so groß wie noch nie. Doch irgendwie hatte ich mir das ein wenig anders vorgestellt... so wie früher, als wir hemmungslos übereinander hergefallen sind.
Zeiten ändern sich und vielleicht gibt es die Situation gerade nicht so ganz her.
Hannes hatte sie all die Jahrzehnte versteckt und nicht das Leben gelebt, was ich von ihm kannte. Er konnte es einfach nicht und hat sich daher verkleidet. Eine Frau und ein Kind... der Traum jedes Heterokerls. Doch Hannes war eigentlich nicht Hetero. Er war Schwul, genau wie ich und deswegen ist es so absurd.
So auf ihm liegend, schmiegte ich mich dennoch an seinen Körper und küsste ihn hingebungsvoll. Hannes war es Wert, auch wenn ich nicht glaube, dass Tim nach ihm sehen würde, wenn er mich schon hochgeschickt hatte. Er brauchte auch mal eine Minute für sich. Doch Hannes war ein fürsorglicher Vater.... aber er hatte schon so viel zurückstecken müssen.

Hannes
Es erleichterte mich, dass Juli nicht versuchte, mich umzustimmen, sondern einfach tat, worum ich ihn bat. Allein seine Küsse, ließen mich schon schwindelig werden. Was brauchte man da noch mehr? Es fühlte sich vertraut an. Und so geborgen. An seiner Brust fühlte ich mich zuhause und getröstet. Sanft erwiderte ich die Küsse, wobei ich jedes Zeitgefühl verlor.
Irgendwann, es fing schon an zu dämmern, klopfte es an die Tür. ,,Papa? Geht’s dir wieder besser? Machst du Abendbrot oder soll ich mich darum kümmern?“, kam es von vor der Tür. Sofort war ich wieder hellwach. ,,Es geht mir schon besser. Geh schon mal runter und Deck den Tisch. Ich komme gleich,“, meinte ich und hörte, wie seine Schritte sich wieder entfernten. Zum Glück ist er nicht reingekommen, auch wenn wir noch angezogen waren. ,,Komm, lass uns gehen.“, wandte ich mich an meinen Freund, den ich ein letztes Mal küsste, bevor ich aufstand und meine Hose schloss. Auch mein Hemd glättete ich etwas.

Juli

Es war wie eine Seifenblase, in der wir uns befanden. Wir schwebten über den Himmel und genossen einfach die Zeit und die Küsse, die wir miteinander teilten. Doch nur ein Klopfen und eine zaghafte Stimme, ließ die Blase zerplatzen. Ich befand mich auf der anderen Seite des Bettes, mit nacktem Oberkörper, offener Hose und einem Ständer, der sich nach mehr sehnte. Ich fühlte mich seltsam aufgewühlt. Mir war klar, dass es mit Hannes nie leicht war, doch jetzt war es noch schwieriger und ... ich war das nicht mehr gewohnt.
Konnte ich das wirklich?
Ich sah Hannes hinterher, sah wie er einfach alles verbarg und runter zu seinem Sohn ging, als ob nichts gewesen wäre. Ich hingegen war zu aufgewühlt. Vielleicht war es besser zu gehen. Ich konnte das gerade einfach nicht. Seufzend und auch frustriert, hob ich mein Shirt hoch und zog es über, schloss meine Hose und schlüpfte in meine Schuhe. Ich ging hinunter und sah die beiden vertraut in der Küche. Dennoch griff ich entschlossen zu meiner Jacke und der Zeichnung.
"Ihr müsst nicht für mich mit decken. Ich geh jetzt besser." sagte ich und schlüpfte vor ihnen in die Jacke und verstaute die Zeichnung in die Innentasche. Ich richtete meinen Kragen und lief dann auf Tim zu, der sich als erstes von mir verabschiedete.
"Meld dich, wenn du vorbei kommen magst." sagte ich ihm und schüttelte ihm die Hand. Bei Hannes hingegen war es schwieriger. Ich sah in seinen Augen, dass er verwirrt war und nicht verstand, warum ich jetzt ging. Ob er was falsch gemacht hätte.
Ich umarmte ihn und klopfte ihm sanft auf den Rücken.
"Muss das alles erst einmal verarbeiten. Vielleicht sollten wir es langsamer angehen. Bin zu aufgewühlt, um artig am Esstisch zu sitzen." flüsterte ich ihm zu, ließ ihn dann los.
"Bis zum nächsten Mal." sagte ich und verschwand dann aus dem Haus.

Hannes
Für einen klitzekleinen Moment erlaubte ich mir glücklich zu sein. Nur für einen Moment dachte ich wirklich, dass alles wieder besser werden würde. Mit Juli würde alles wieder wie früher werden und auch wenn es schwer war, würde ich so besser klar kommen, als ohne ihn. Ich schaffte es sogar zu lachen, als Tim mir was witziges erzählte.
Dann änderte es sich jedoch alles wieder. Ich hatte mich zu früh auf das Glück eingelassen, denn mein Freund schaffte es innerhalb von Sekunden, meine Laune wieder in den Keller zu bringen. Hatten wir nicht vorhin noch besprochen, auf den Schutz der Nacht zu warten? Und jetzt? Jetzt wollte er lieber gehen. Enttäuscht schaute ich ihm zu, wie er sich seine Jacke anzog und sich verabschiedete. Kraftlos erwiderte ich seine Umarmung und hörte ihm zu. Gerne hätte ich ihn angebettelt trotzdem noch zu bleiben, doch das konnte ich nicht. ,,Mach’s gut..“, war das einzige, was ich sagte. Nicht mal für seinen Besuch konnte ich mich bedanken.
Nachdem die Tür ins Schloss fiel, wandte ich mich dem Tisch zu, den Tim bereits fertig gedeckt hatte. Ich setzte mich zu ihm und aß stumm eine Scheibe Brot. Juli fehlte mir jetzt schon. Immerhin war ich nicht allein. ,,Sei nicht enttäuscht. Bestimmt kommt er bald wieder. Ich mag ihn.“, versuchte mein Sohn mich aufzuheitern, was mich zum Lächeln brachte. Wir schauten uns noch zwei Filme zusammen an, ehe wir schlafen gingen. Erst als ich mir sicher war, dass er schlief, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Dieses Mal kam niemand, der mich tröstete.
Ich war schon immer nah am Wasser gebaut, hatte aber gelernt, es für mich zu behalten, damit es niemand mitbekam. Ich musste alleine damit klar kommen, weil ich niemanden belasten wollte.