RE: A different kind of pain. - 2

Es dauerte keine Stunde, bis der Pool für alle geöffnet war. Jackson hatte Heather so bequatscht, dass sie schließlich eingewilligt hatte. Natürlich hatte keiner Badesachen dabei, aber einige der Jungs waren so "hilfreich" und schubsten einfach ein paar Leute mit Klamotten rein oder in Boxershorts. Ohne Zweifel würden sie später am Abend alle vollkommen nackt sein, wenn Jackson so an andere Partys dachte, die er mal mitgemacht hatte. Auch die Musik hatte er ein wenig aufgemotzt und so die Party in Schwung gebracht. Während der Abend voran schritt, amüsierten die Leute sich königlich, nicht zuletzt weil er die Rolle des DJs angenommen hatte oder jeden der ihm zu nüchtern vorkam, zwangsabfüllte.
"So jetzt, jeder darf mal", verkündete er in einer kleinen Runde, zu der auch Sean und Noah gehörten, nicht jedoch Valerian, der sie nur verpetzt hätte. Er drehte den Joint zu Ende und reichte ihn an Sean weiter, der ihn anzündete. "Das ist kein Billigzeug, also übertreibts nicht!" Wenn er schon so unverantwortlich war, den Leuten hier Gras unterzujubeln, dann wenigstens so verantwortungsvoll, ein wenig aufzupassen. Vor allem Noah musste mal was lockerer werden. Der wirkte tierisch nervös, seit er verkündet hatte, ihm Heather klar zu machen. Der Typ sah gut aus, war witzig. Der musste wirklich aufhören, so nervös zu sein.
"Und, wie siehts aus?", fragte er ihn als die anderen sich wieder unter die Gäste mischten. Sah doch gut aus. Heather besah sich soeben die Getränke in der Küche, war dank seiner Vorarbeit bereits reichlich angeheitert und allein und die Spaßbremse war nirgends zu sehen. Unauffällig steckte er ihm ein Kondom in die Hosentasche, bemerkte jedoch, wie schlecht er aussah.
"Nervös?", wollte er wissen und lächelte. Verdammt, eigentlich wollte er das nicht, aber sein neuer Kumpel brauchte Hilfe. "Hier. Gegen die Nervosität"
In seiner Hand lag eine einzige Tablette. Was es war, sagte er nicht dazu, aber Noah würde hoffentlich nicht denken, dass er ihn vergiften würde oder so. Sooo unschuldig wirkte der Blonde auch gar nicht.
"Hey, keine Panik, Mann. Ich stell dich vor, ich leier das für dich an."

Nachdem ich mir endlich eine richtige Cola genehmigt hatte, setzte ich mich auf die Couch im Wohnzimmer. Hier war es zwar tierisch laut, aber es war immer noch besser, als in der Küche rumzustehen, wo mittlerweile zwei Pärchen miteinander rum machten.
Ich lehnte meinen Kopf an die Lehne und bedachte die Jugendlichen, welche sich bald schon im Wohnzimmer tümmelten. Alles was irgendwie im Weg gestanden hatte, wurde vorhin weggeräumt und so hatten sie nun eine wirklich große Tanzfläche, welche ziemlich überfüllt wirkte. Sowieso hatte ich mit jeder Minute mehr das Gefühl, dass sich das Haus füllen würde.
Neben mir lies sich plötzlich ein Pärchen auf die Couch nieder, die wild am rumknutschen waren. Kurz versuchte ich die beiden zu ignorieren, als sie jedoch begannen an sich rumzufummeln, beschloss ich das Weite zu suchen. Im nächsten Moment packte mich jemand bei der Schulter und zog mich ziemlich grob zurück, weswegen ich verdutzt hinter mich schaute. "Vaaaaal heeey." meinte Noah aufgedreht und wirkte irgendwie echt komisch. "Sag mal hast du was genommen?" fragte ich ungläubig und brachte ihn damit zum lachen. Ich blickte ihn nur total überfordert an, während das eben wohl der Witz seines Lebens gewesen war. "Nein Quatsch. Hab nur bisschen zu viel getrunken." erklärte er, nicht mehr ganz auf dem Damm und sah sich um. "Uuuh da ist Heather. Ich leg sie jetzt flach. Viel Spaß dir noch." Schon war der braunhaarige verschwunden und ließ mich verdattert zurück. Total ungläubig schaute ich ihm nach und machte mich auf die Suche nach Jackson. Als ob Noah nur was getrunken hatte. Ich kannte Noah betrunken und das war er jetzt auf keinen Fall.
Kaum hatte ich Zecki gefunden, zog mich der nächste bei Seite und stieß mich gegen die Wand. Verdammt, was war denn los heute? War ich nun jedermanns persönlicher Punching Ball oder was? "Ej Mann, der is ja noch ganz trockn." Wie jetzt trocken? Im Sinne von trinken trocken oder trocken trocken? Die Frage erübrigte sich allerdings als mich Mr. Muskelprotz auf einmal auf seine Schulter schmiss und mich in den Pool warf. Prustend und keuchend inhalierte ich die Luft wieder ein, welche mir, bei dem Aufprall auf die Wasseroberfläche, aus diesen gedrückt wurde und schwamm an den Beckenrand. Jason und Freunde bekamen sich kaum ein vor Lachen, während ich komplett durchnässt in die nächste Ecke des Gartens lief, und mir mein Shirt vom Kopf zog. Wenn ich was hasste, dann wenn mir das Shirt am Körper klebte, wie eine zweite Haut. Verdammt, das würde doch niemals in den nächsten zwei Stunden trocknen, auch wenn es noch recht warm war, obwohl die Uhr schon kurz vor Mitternacht zeigte.

Hoffentlich hatte er es nicht übertrieben mit Noah. Der war plötzlich sehr... enthusiastisch.
Nach der kurzen Episode mit Val, dem er im Wohnzimmer ins Ohr geschrien hatte, hatte Jackson seinen Schützling wieder auf Kurs gebracht. Heather, die offenbar selbst kein Unschuldslamm war und sich garantiert auch irgendwas eingeworfen hatte, wirkte gar nicht desinteressiert, als er ihr Noah "vorstellte", den sie seit Jahren kannte.
Hey jetzt versaus nicht", mahnte er grinsend, als dieser irgendwas Blödes sagen wollte.
"Ich hab mich gefragt, ob du meinem Kumpel nicht mal den Rest des Hauses zeigen willst", sagte er, nur allzu leicht durchschaubar - wenn man nüchtern war. Doch Heather schien nicht abgeneigt. Grinsend und giggelnd nickte sie und zog Noah hinter sich her - ehe sie ihren freien Zeigefinger zwischen zwei Knöpfe von Jacksons Hemd bohrte und auch ihn mit sich zog. Da legte es jemand drauf an, sich den Ruf zu ruinieren, doch Jackson hatte nichts dagegen, im Gegenteil. Er war angenehm überrascht als sie sie beide die Treppe rauf zog.
In einem Schlafzimmer, das, so wettete er, ihren Eltern gehörte, presste sie zuerst ihn an die Wand und küsste ihn wild, während sie sein Hemd aufknöpfte und abstreifte. Als sie sich Noah zuwandte, nutzte er die Gelegenheit, die Tür abzuschließen, damit sie keine Unterbrechung zu befürchten hatten und sah zu, wie sie den Blonden auf das Bett schubste. Er nutzte die Gelegenheit, sich hastig aller klamotten bis auf seiner Boxer zu entledigen und sich daneben zu begeben, wo er gemeinsam mit Noah zusah, wie sie ihr Oberteil öffnete. Die Verwunderung des Kumpels nutzte er, um auch ihn zu küssen, was nur auf wenig Widerstand traf.

Unterdessen amüsierten sich Jason und die übrigens Jungs über Valerians Verklemmtheit. Sean, der zu einem der beiden knutschenden Pärchen im Wohnzimmer gehörte, konnte ihn nicht zetern hören und Noah war ja nirgends auszumachen, weshalb es jetzt hieß: "Friss oder stirb", also mitmachen oder sich irgendwo verkriechen, wobei die Menge das nicht einfach hinzunehmen schien. Die meisten der Jungs trugen wenn überhaupt nur noch ihre Unterwäsche. Jackson wäre sicher stolz gewesen, denn sie bewiesen, dass sie genauso hirnlos feiern konnten wie er es richtig fand, selbst ohne ihnen allen Drogen in die Getränke zu mischen. Gut, dass er davon abgesehen hatte.

Nach dieser Aktion verfolgte mich Jason regelrecht. Überall wo ich hinging war er auf einmal auch anwesend und schaute mich immer wieder mit so einem komischen Blick an. Würde ich nicht wissen, dass der Kerl fast jede Woche eine Neue hätte, würde ich denken er würde mich irgendwie anziehend finden. Dass das kompletter Schwachsinn war, war mir auch klar.. Sowieso fand ich den Gedanken mehr als befremdlich, dass Jason mich die ganze Zeit angaffte wie das siebte Weltwunder und dabei eventuell noch irgendwelche komischen Gedanken haben könnte, weshalb ich mir diesen Unsinn sofort aus dem Kopf schlug.
Um ihm irgendwie zu entkommen, drängte ich mich schnellstmöglich an den Menschenmengen vorbei und lief schnell die Treppe rauf, ehe ich mich im Bad verbarrikadieren wollte. Bevor ich die Tür jedoch schließen konnte, drängte jemand diese auf und mich weiter in die Bad Mitte. "Eeej was willstn hier?" fragte Jason und schwankte mir ein wenig zu viel, während er das Bad betrat und die Tür hinter sich abschloss. "Pinkeln... Eh aber ohne dich. Du kannst also gehen." Breit grinsend und mit roten Augen kam der Kerl immer näher auf mich zu, ehe er mich plötzlich gegen das Waschbecken drängte und mir in den Schritt griff. "Was machst du da?" hisste Ich erschrocken auf und versuchte ihn von mir weg zu drücken. Nur mal abgesehen davon, dass der Typ bestimmt zwei Köpfe größer als ich war, wog er bestimmt gut neunzig Kilo. Kein Wunder, so wie der scheinbar pumpen ging. "Will dir helfen." meinte er kurz angebunden und öffnete schon den Reißverschluss. "Nenenene, ich kann das allein. Jason, nimm die Griffel weg." wurde ich langsam panisch und spürte seine Hand in meiner Boxershorts. "Scheiße nimm..." Keuchend riss ich meine Augen auf und verpasste ihm im nächsten Moment mit meinem Knie einen Kick in seine Weichteile. Keuchend wankte er von mir weg und griff sich in den Schritt, ehe er sich mit einem leisen "Fuuuuck." auf den Boden sinken ließ. Schnell machte ich meine Hose zu, öffnete die Tür und verließ das Haus, ohne darauf zu achten, dass ich mein Shirt noch im Bad hatte liegen lassen.
Immer noch total geschockt kam ich nach gut einer Stunde Fußweg bei mir zu Hause an und ließ mich in mein Bett fallen, nachdem ich mich gründlich duschen war.

Den Sonntagmorgen verbrachte ich damit mir noch einmal die Schande vom Körper zu waschen. Denn auch wenn dieses Dilemma nun schon einige Stunden her war und ich zwischendurch auch schon einmal geduscht hatte, so fühlte ich irgendwie immer noch Jason's Griffel auf meinem Körper. Ein unangenehmer Schauer rieselte über meinen Körper und ich stellte das Wasser der Dusche heißer.
Den restlichen Tag verbrachte ich entweder an meinem Klavier, im Musikzimmer, oder in meinem Zimmer, bis irgendwann der Abend anbrach und es hieß wieder ins Bett zu gehen.

Als Hahn im Korb gönnte sich Jackson die erste Runde und zeigte Noah, wie es ging. Während er Heathers Körper erkundete und liebkoste, nach etlichen leidenschaftlichen küssen langsam in sie eindrang, kniete der splitternackte Blonde mit sichtlicher Erregung daneben und durfte die Aussicht bewundern, ehe ihm Jackson nach einer Weile kurz vor seinem eigenen Höhepunkt Platz machte, um diesen noch etwas hinaus zu zögern. Sein Schützling war womöglich etwas übereifrig, aber vital wie ein junger Stier, soviel war sicher. Noah schien sich in der Rolle gut zu gefallen. Jackson forderte allerdings schon bald seine Aufmerksamkeit ein und zog seinen Kopf zu sich her, damit er sich auch um ihn kümmern durfte. Erst wurden wilde Küsse ausgetauscht, ehe er den blonden Haarschopf langsam an sich herunter lenkte. Dank des Stimmungsmachers - oder weil er ohnehin so veranlagt war - ließ Noah das beste Stück des Älteren überraschend leicht zwischen seine Lippen gleiten, ohne mit den Stößen aufzuhören, die das Mädchen so herrlich aufstöhnen ließen.
Eine Weile hatten die drei Spaß, wobei Heather die Interaktion der beiden Jungs wohl zu feiern schien, allerdings schien die Süße den Alkohol nicht halb so gut zu vertragen, weshalb sie bald wegkippte. Jackson hielt Noah lieber von ihr fern, sonst würde es noch Ärger geben, von wegen Sex mit Bewusstloser, man kannte ja die Infoveranstaltungen. Dafür widmete er sich selbst mit voller Aufmerksamkeit dem schönen Blonden, dem er in dieser Nacht in mehr als einer Hinsicht die Unschuld raubte und der sich überaus willig zeigte, ihm nahe zu sein.

So gegen drei Uhr nachts wurde er wach. In seinem rechten Arm lag sie, im linken er und beide schmiegten sich an ihn. Flink wie eine Schlange wandte er sich aus diesem Sandwich heraus und schob den Blonden etwas näher an Heather heran. Es lief immer gleich ab. Morgen früh würden sie nebeneinander aufwachen. Es würde ihnen furchtbar peinlich sein, dann würden sie drüber reden und spätestens Montag händchenhaltend in die Schule kommen. Er war ein echter Date-Doktor.
Jackson selbst zog sich an und machte eine Kontrollrunde durchs Haus, machte die Musik leiser, brachte eine sündhaft teure Vase in Sicherheit, bevor Jackson, der mit irgendeinem Typen bedenklich schief neben ihr auf dem Sofa lag, darauf fallen konnte und zog einen halb Bewusstlosen aus dem Pool, ehe er ertrinken konnte. Es lief wie immer, wenn er die Party etwas aufpeppte: Am Ende war er von allen am nüchternsten und musste aufpassen, dass sich keiner umbrachte. Von denen war einfach keiner das Feiern gewöhnt...
Nachdem er sicher war, dass alle noch atmeten, hob er sich Sean auf die Schulter (Valerian war nirgends aufzufinden) und wuchtete ihn auf dessen Rücksitz, ehe er noch ein paar Schnappschüsse von Jason und Co. machte. Man wusste ja nie, wozu man sowas mal brauchte. Dann fuhr er erst Sean nach Hause und parkte dessen Auto dann vor der eigenen Wohnung. Er würde es ihm schon zurückbringen...

Am nächsten Tag schließlich recht spät klingelte es dann an Valerians Haustür. Er sah sogar wieder human aus. Für einen solchen Partyvogel hatte er verdammt wenig gesoffen und war selbst ein wenig enttäuscht von sich. Nachdem ihm Vals Vater aufgemacht hatte, wurde er gleich durch in dessen Zimmer geschickt. Natürlich mit der Ermahnung, dass es spät wurde. Klar, er war ja nicht blöd. Puh, der war ja einer. Wenn der wüsste, was auf der Party noch alles gelaufen war, hätte er ihn sicher nicht in die Nähe des kleinen Prinzleins gelassen.
"Hey", grüßte er als er in Vals Zimmer eintrat. Puh. Schulbücher, aufgeräumt, Musterknabe. "Wollte mal sehen, wie's so läuft. Bist ja gestern recht schnell abgehauen. Mann, ich sag dir. Jason sollte wirklich nichts trinken, in dieser Klasse gibts ein paar ziemlich krasse Homo-Vibes." Er schüttelte grinsend den Kopf. "Wie geht's?"

Mit Kopfhörern in den Ohren tänzelte ich fast schon durch mein Zimmer, sang dabei die Strofen meines Lieblingsliedes von Twenty One Pilots mit und zog mir anschließend ein Shirt, zum schlafen, aus meinem Kleiderschrank. Gerade als ich mir dieses beim umdrehen irgendwie überziehen wollte, ohne dabei meine Kopfhörer aus den Ohren zu ziehen, erschrak ich und gab dabei mit höchster Wahrscheinlichkeit einen ziemlich unmännlichen Laut von mir. "Scheiße, was machst du denn hier?" hisste ich auf und zog mir die Stöpsel aus den Ohren, sah Jackson an, als wäre er ein Geist.
Mein Herz bollerte mir immer noch bis zum Hals, als ich realisierte, dass ich gerade Oberkörper frei vor ihm stand und mir schnell mein Shirt über zog.
Nach meiner halben Panikattacke, erklärte er mir auch kurz weshalb er mich mit seinem Besuch 'beehrte', weshalb ich kurz das Gesicht verzog und im nächsten Moment wieder vom nächsten Schock geplagt wurde, als er das mit Jason andeutete.
Verdammt, hatte dieser Idiot Jason etwa geplaudert oder was? Mir wäre es definitiv lieber gewesen, wenn der seinen Mund gehalten hätte, vor allem bei Jackson. Das war ja noch unangenehmer, wenn ausgerechnet er das wusste. Ich hoffte nur, dass dieses Thema nicht schon bei jedem die Runde gemacht hatte, beziehungsweise falls ja, es keiner mehr wusste.
"Hat Jason dir davon erzählt? Sag bitte niemanden was, das ist mir schon unangenehm genug." meinte ich nur und schaute mein Gegenüber nicht weiter an, während ich mich auf mein Bett setzte und tief seufzte. "Und es geht so... Ich wurde von Jason Anders begrabbelt, das ist nicht unbedingt etwas was mir Glücksgefühle bereitet." erklärte ich und musterte Jackson kurz.
Irgendwie sah er gut aus. Also nicht im Sinne von, ich finde ihn scharf - gut oder er sieht gut aus - gut... Sondern eher im Sinne von, dafür dass er gestern so viel getrunken und wahrscheinlich sich auch irgendein Teilchen geschmissen hatte, sah er nicht komplett fertig aus - gut.
Als ich merkte, dass meine kleine Musterung irgendwie zu einem Starren wurde, wandte ich mich schnell ab und ließ meinen Blick schweifen. Ehrlich gesagt fand ich das hier gerade mindestens genauso unangenehm, wie die Sache mit Jason gestern.

"Bitte, dich hat er auch begrabscht?", wollte Jackson verwundert wissen. "Wow... Ich mein nur, heute Nacht lag er auf Dan. Ich hab ihn lieber etwas zur Seite geschoben, denn wenn man sich die Proportionen der beiden so ansieht, dann wäre Dan vermutlich irgendwann im Schlaf erstickt." Schulterzuckend sah er sich im Zimmer um und bemerkte dabei natürlich die Blicke des sich schamhaft Anziehenden. Für 18 Jahre war der aber wirklich verklemmt. Dabei hatte er ihn nur für eine Spaßbremse gehalten. Prüde war er also auch noch? Wie schade.
"Hatte dich gar nicht für die Sorte Typ gehalten, die von anderen begrabbelt wird", grinste er schief. "Andererseits... Ich hatte Jason auch nich' für nen Homo gehalten... Tja, der Alkohol eröffnet uns wirklich ganz neue Einblicke. Am Montag gibts sicher was zu erzählen in der Schule. Sean hats übrigens auch ziemlich erwischt. Den musste ich von Eloise abkratzen. Du weißt schon, dieses Biest aus der Parallelklasse, die aussieht wie eine direkte Nachfarin von Kermit und Miss Piggy? Der wird mir noch danken, dass er heute morgen nicht neben ihr aufgewacht ist..."
Er musterte den Inhalt des Zimmers, die Bücher im Regal. Ein paar von denen kannte er auch. Jane Austen, bestimmt von seiner Mom. Hatte er immer verdammt trocken gefunden und nur gelesen, um mitreden zu können - und dann nicht verstanden, was alle daran so toll fanden. Er kam selbst eher aus der Tolstoy-Fraktion, wobei "Krieg und Frieden" scheiße war...
"Uuh, ein Schachbrett. Steht das hier nur zur Deko oder spielt der Musterknabe auch?", wollte er wissen und blätterte in einem der Bücher, auf der Suche nach modernerer Unterhaltungsliteratur. Alles hier drin schrie nach "Überflieger". Wenn der in seinem Leben auch nur eine 2 gehabt hatte, würde er einen Besen fressen...

Ach. du. Schande. Hatte ich das alles jetzt wirklich einfach nur total fehlinterpretiert? Ich war mir so sicher gewesen, dass Jason ihm das im Suff gesteckt hatte. Dabei meinte Jackson eigentlich Dan? Super, ich konnte mich einbuddeln. Bestimmt würde er morgen damit hausieren gehen und jeder in der Schule wüsste bescheid, ich wäre das nächste Gespött der Schüler und konnte mich für die letzten paar Monate auf ein Internat in Kentucky schicken lassen, weit weit weg, wo mich keiner kannte und jemals auf dieses leidliche Thema ansprechen würde. Ja, das klang nach einer ziemlich guten Idee, wäre da nicht das kleine Häufchen Realismus und Selbstachtung, welche mir gerade ziemlich in den Hintern traten und mir den Kopf wuschen. Meine Geschichte von gestern würde bestimmt nicht die einzige sein, die am Montag in der Schule die Runde machte. Also vielleicht vergaß es auch einfach jeder nach ein paar Stunden, sobald der schlimmste Party-Klatsch seine Runde gemacht hatte.
"Ist jetzt auch nichts, was ich jeden Tag mit mir machen lasse." murrte ich nur auf Zeckis Aussage hin und beobachtete ihn, wie er durch mein Zimmer schländerte und sich alles ansah. Sein Gerede ging mir dabei diesmal nur dezent auf den Keks. "Kermit ist cool und Miss Piggy süß, ich denke das ist also nicht wirklich eine Beleidigung, wenn ich mir dagegen deinen Charakter angucke." kam es da auch schon aus mir heraus geschossen. "Nicht jeder muss wie ein Model aussehen, um schön zu sein... du bist da ein ziemlich gutes Beispiel." grinste ich nur provokant, wobei ich mir jedoch bewusst war, dass er mit dem Rücken zu mir stand.
Auf seine Frage wegen des Schachbretts antwortete ich gar nicht. Stattdessen stand ich auf und lief zur Tür, ehe ich diese öffnete und aufhielt, den Blick auf Jackson gerichtet. "Wär ganz schön, wenn du jetzt gehst. Ich hab nämlich keine Lust auf Albträume, heute Nacht." lächelte ich süß.

"Mann, was hab ich dir eigentlich getan?"; lachte Jackson, der nicht zum ersten Mal bemerkte, dass ihn Klein-Valerie nicht besonders gut leiden mochte. Nun, anders ausgedrückt konnte er vermutlich gar nicht die Augen von ihm lassen, genierte sich aber aus irgendeinem Grund ziemlich. "Ich hab nen großartigen Charakter, wenn man mich mal näher kennenlernt, auch wenn so ein Musterknabe wie du die Latte ziemlich hoch setzt."
Auf die Aufforderung zum Gehen blieb er stehen und verschränkte die Arme, nickte stattdessen hinüber zum Schachbrett.
"Lust auf ein Spiel? So ein Überflieger sollte nen Trottel wie mich doch mit Leichtigkeit schlagen. Danach geh ich."

Musste man erst mit jemandem in einem Konflikt gesteckt haben, um denjenigen nicht leiden zu können? Die Chemie passte einfach nicht zwischen uns, das war nichts, was man erst noch gründlicher hätte erforschen müssen. Er war einfach... er. Ich kam mit seiner Art einfach nicht wirklich klar. Manchmal hatte man bei gewissen Personen nun mal dieses komische Bauchgefühl, dass etwas nicht passte. Allerdings wusste ich auch wirklich nicht was mit mir die letzten Tage los war. Eigentlich war ich nämlich ein Mensch der Anderen wenigstens noch die Chance gab sich zu beweisen und dann entschied, ob ich sie mochte oder nicht. Jackson gab ich diese Chance nicht einmal, was ich ja selber irgendwie total kacke von mir fand. Nur irgendwas in mir stachelte mich einfach dazu an, ihn herauszufordern und total blöd zu ihm zu sein. Das war nicht meine Art. So war ich nie... Vielleicht war das für mich der Moment die Initiative zu ergreifen und auch wieder der zu werden, der ich eigentlich war. Nicht dieser zickige Obertrottel.
Seufzend ließ ich daher die Tür wieder zu fallen und setzte mich auf den einen Hocker, Jackson nahm mir gegenüber platz, ehe wir anfingen zu spielen. Tatsächlich hatte ich nach langem mal wieder einen richtigen Herausforderer und ich staunte nicht schlecht, als Jackson meine Figur wirklich Schachmatt setzte. Überrumpelt schaute ich auf das Brett und anschließend zu dem schwarzhaarigen. "Nicht schlecht, das hätte ich dir nicht zugetraut." lächelte ich schief und stellte die Figuren wieder auf ihre eigentlichen Positionen.

Es war zugegebenermaßen nicht leicht gewesen, aber Jackson war geübt, nicht dumm und hatte den Vorteil, von Valerian gnadenlos unterschätzt zu werden. Nur spielte ihm das diesmal in die Hände und ganz langsam konnte er den arroganten Bengel ausbooten und seinen König matt setzen.
Grinsend lehnte er sich zurück und sah zu, wie sein neuer Bestie die Figuren wieder aufstellte.
"Tja, du weißt ne Menge nicht über mich", erklärte er nebulös und kicherte in sich rein. Noch ne Runde? Wir können auch'n bisschen rumknutschen, wenn dir das lieber ist." Klar meinte er es ernst. Hätte Valerian ihn gekannt, hätte er das auch gewusst.
"Ich frag mich schon die ganze Woche, ob du das gut kannst. Hey, wir können ja nen Deal machen. Wenn ich gewinne, schuldest du mir einen."

Mir fielen beinahe die Figuren aus der Hand, als ich Jacksons Vorschlag hörte. Erst lachte ich auf und tat das als kleinen Scherz von ihm ab, musste dann aber jedoch feststellen, dass er das wohl gar nicht als Scherz gemeint hatte. Jedenfalls wirkte er definitiv nicht so, so sicher wie er da auf dem Hocker saß und mich anschaute. Erst recht nachdem er von einem Deal sprach, verpuffte der Gedanke daran, dass er mich damit einfach mal wieder nur aufziehen wollte.
"Du... meinst das jetzt nicht wirklich ernst?" lachte ich nochmal nervös, schluckte dann trocken und konzentrierte mich im nächsten Moment wieder darauf, die Schachfiguren an ihren rechtmäßigen Platz zu stellen. "Ich werde nicht mit dir knuschten und einen Deal werde ich erst recht auch nicht mit dir machen, das kannst du vergessen." erklärte ich und sah ihn nicht weiter an. "Vielleicht solltest du jetzt sowieso gehen." unterbreitete ich noch den Vorschlag und klatschte mit meinen Händen auf meine Oberschenkel, während ich ihm, mit einem unangenehmen Gefühl in der Bauchgegend, noch einmal einen Blick zuwarf. "Meine Eltern sehen es sowieso nicht so gerne, wenn während der Schulzeit so lange irgendwelche Freu..." Bei diesem Wort stoppte ich kurz, ehe ich schnell ein Anderes benutzte. "..Klassenkameraden bei mir sind."

Jackson verstand. Hatte er eben auch, doch da hatte er es ignoriert. Jetzt wo er zumindest ein wenig Anerkennung für seinen Sieg erhalten hatte, wollte er es aber nicht zu weit treiben. Er nickte lächelnd und schnappte sich seine Jacke, die er anlegte, um die Wohnung zu verlassen.
"Schade", kommentierte er nur. "Dann wärst du vielleicht mal ein wenig lockerer geworden. Außerdem... hast du echt schöne Augen, weißt du?" Er ließ den Kommentar so stehen, ehe er ihm in lockerer Weise zuwinkte und sich zum Gehen wandte. Er hatte immer noch Seans Auto, das würde er ihm einfach morgen vor die Schule stellen.

Das tat er auch am nächsten Tag. Er war früh da, um einen Platz auf dem Schülerparkplatz zu ergattern. Die waren nämlich umkämpft wie Koks auf einem Festival (oder warme Semmeln, für die Spießer unter uns). Er warf Seany dann auch gleich zur Begrüßung den Schlüssel hin.
"Gut erholt?", wollte er wissen, als ihm Noah auffiel. "Da ist ja der Stecher!" Hoffentlich war er nicht zu fertig. Die Pille war nämlich nicht von der Sorte "Ich weiß nachher nicht mehr, was passiert ist". Er jedenfalls hatte niemandem verraten, dass sie zu dritt gewesen waren. Heather war zu besoffen gewesen, also lag es wohl an Noah.

Gerade wollte ich etwas zynisches auf seine Aussage erwidern, da verstummte ich automatisch, als Jackson mir das Kompliment mit meinen Augen machte. Im ersten Moment verwirrt, schaute ich ihm entgegen und anschließend dabei zu, wie er mein Zimmer verließ. Ich war so überrumpelt, ich hatte es nicht mal geschafft ein einfaches tschüss über die Lippen zu bringen.
Mein Blick wanderte nach einer Weile wie von selbst zu meinem Spiegel und betrachtete meine Augen etwas intensiver, empfand jedoch wie immer, dass sie total langweilig braun waren. Einfach nur dunkelbraun, nichts besonderes, was irgendjemand auch nur ansatzweise hätte schön finden können. Erst recht kein Jackson van Zecki.
Schnaubend wandt ich mich daher von meinem Spiegelbild ab und tat seine Aussage lediglich wieder als Spielerei von ihm ab und einen Versuch, mich eventuell doch noch um den Finger zu wickeln. Überzeugt davon ließ ich mich schließlich in mein Bett fallen und schlief auch recht schnell ein.

Am nächsten Morgen betrat ich das Schulgelände komplett übermüdet und wie gerädert. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Kater. Dabei hatte mich regelrecht ein seltsamer Traum im Endeffekt davon abgehalten, wieder einzuschlafen und mich stundenlang wach gehalten.
Gähnend schloss ich meinen Spind und hörte schon von weitem die Stimme Jackson's. Mein Blick huschte kurz zu ihm und scante anschließend meine beiden weiteren Freunde, die neben ihm standen und recht ausgeschlafen wirkten. Sie redeten über etwas, was ich von weitem nicht verstehen konnte, während sie in meine Richtung liefen. Noah lachte gerade über irgendetwas, ehe sein Blick auf mich fiel und sein Schritt etwas schneller wurde. "Val, hey." lächelte er breit und nahm mich scheinbar etwas direkter unter die Lupe. "Alles klar bei dir? Du siehst irgendwie fertig aus." Ich zuckte nur kurz mit den Schultern, ehe mein Blick auf Jackson und gleich darauf auf seine vollen Lippen fiel, wandte mich aber schnellstmöglich wieder ab.
Verdammt, warum musste ich ausgerechnet träumen wie wir uns küssten. Und warum überhaupt!? Jetzt konnte ich ihm doch erst recht nicht mehr richtig in die Augen gucken, dabei wollte ich doch irgendwie versuchen ihm eine Chance zu geben, mit mir befreundet zu sein. So wurde das doch nie was.
"Hm, ne. Alles gut." lächelte ich angestrengt und lief mit meinen Freunden zu unserem Klassenraum.

Was war denn mit dem los? Auf einmal so kleinlaut und überhaupt nicht biestig. Ob es am vorigen Abend lag? Jackson verkniff sich die Kommentare, so wie er sich verkniffen hatte, den Leuten von Jason und Val zu erzählen. Eigentlich, so überlegte er sich, war er praktisch schon ein Heiliger. Und was bekam er dafür? Nichts. Nun, abgesehen von Noahs Arsch, aber das war ne einmalige Sache gewesen.
Langsam folgte er den dreien. Obwohl er sich mit Sean und Noah gut verstand, hatte er noch das Gefühl, eigentlich außen zu stehen und nicht mit dazu zu gehören. Nun, das war er gewöhnt.
"Erzähl, wie war das Wochenende?", fragte er Noah, wobei sein Blick häufig zu Val herüber schwenkte, wenn er mal nicht aufpasste. "Hey, mein Dad ist diese Woche auf Geschäftsreise. Wir haben beide Mitgliedskarten für das Fitnessstudio in unserem Haus. Wenn du willst, kannst du seine Karte benutzen, dann treffen wir uns mal bei mir."
Val brauchte er einen solchen Vorschlag nicht zu machen, außerdem wollte er wissen, wie es mit Heather lief. Und vielleicht wurde der hübsche Kerl dann ein wenig eifersüchtig.