--|| ViPER - A better world for everyone ||--

--|| Diese Geschichte entsteht zusammen mit @Sinan . ||--

Ilay Allen alias Safran
25 Jahre | 1,77m | Fotograf, Hacker


--|| Charakter von @Sinan . ||--

Libre Arciero alias bisher unbekannt
34 Jahre | 1,89m | smaragdgrüne Augen | CEO und Entwickler bei ViPER


--|| Charakter von @Jasper (der mit Hut). ||--

Indien.

Land meiner Träume. Mein persönliches Paradies. Mit Tränen verschwommene Bilder meiner Erinnerungen. Es war eines der wenigen Länder, welches sich bis zuletzt gehen viele technische Erneuerungen gewehrt hatte. Eines der friedlichsten und wahrhaftigsten Länder der heutigen Zeit. Ich hatte die Sprache gelernt, alles für eine Ausreise geplant. Ich wusste nicht, wieso ich einerseits eine tiefe Verbindung zu Codes hegte, sie lesen konnte als wären sie meine eigenen Gedanken. Und gleichzeitig aber so eine tiefe Abneigung dagegen hegte, zu tief in diese virtuelle Welt einzutauchen. Sich darin zu verlieren und alles andere ihr hinten anzustellen. Es war paradox. Aber ich hatte mich selbst längst als Paradoxon begriffen. Der Freak auf der Gala. Der Stern im Dreck dieser Stadt. Der pessimistische Visionär. Die ehrliche Schlange. Der mörderische Pazifist. Es zog mich von dem einen Extremen ins nächste. Und nun stand ich hier, nachdem die Lobbyisten meinen Traum zerstört hatten.
Ich fühlte mich unglaublich weit entfernt von diesem Ort, und war ihnen dennoch nie so nahe wie in diesem Augenblick. Mit meiner Kamera hatte ich mich eingeschlichen, in Computersystemen einige Änderungen vorgenommen, sodass ich nun ein willkommener Gast war. Hatte mir die Kleiderordnung beigebracht und die Körperhaltung. Ich hasste es, wie ich nun mein vor dem Spiegel geübtes Lächeln zeigte und mich dabei zügeln musste, sie nicht anzufauchen. Diese Verdammten mit ihren Lachsröllchen in den Händen.
Contenance.
Ich tat meinen Job, war gut in meiner Tarnung. Menschen fotografierte ich nie gerne, aber ich konnte es, wenn ich es denn musste. Nebenbei ließ ich mich mit Lachsröllchen bedienen und versuchte, hier und dort Informationen aufzuschnappen. Mein Anzug juckte, als würde er grade durch die Fasern die Pest in meine Poren hinein hauchen. Ein weiteres Bild.
Für diesen Abend und diese Bilder würde ich viel Geld bekommen. Ich würde es gebrauchen.
Nach einer guten Stunde machte ich eine Pause und setzte mich in einen Sessel, die Beine überschlagen. An mir vorbei ging eine Dogade, ein Hund, der nicht mehr war, als eine künstliche Intelligenz in einem Drahtkörper, der mit Fell bestickt war. Ich hatte Respekt vor diesen Dingern. Sie erschienen mir viel zu ähnlich mit den Tieren und die meisten von ihnen konnten mich nicht ausstehen. Als würden sie es riechen können, dass meine Codes sie abschalten könnten.

Indien. Land meiner Träume. Quelle meiner Rache.

Glamour, Glanz und Gloria.
Und das schon gefühlte 1000 Stunden. Nicht eine Miene verziehend, erlaubte ich mir einen kurzen Seufzer und strafte fasst unmerklich meinen Rücken. Mit kühlem Blick sondierte ich den Raum. Lords und Ladys der High Society walzten über das Parkett und ruinierten mir den Abend. Wie doch diese Gesellschaften, wie lästige Insekten sich im Licht tummelten und sich immer in Schwärmen anzuhäufen schienen. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, wann die Zeit an mir vorbei gezogen war, dass ich mich vor diesen elenden Partys hatte retten können, mit Ausreden, dass es noch viel zu viel zu tun, zu planen und zu entwickeln gäbe.
Und die Gespräche die ich hier ertragen musste, jedes mal auf ein Neues. Belangloses Zeug. Niemand sagte je etwas wirklich intelligentes. Es ging ums Wetter, wie üblich düster und grau oder um die Fahrt mit der Yacht in die Karibik mit meinen entwickelten Home ViRe's. Die statischen Virtual Reality Installationen in einem Raum bei Ihnen zu Hause. Machen sie Urlaub auf den Malediven von ihrem Sofa aus. Dieser dämliche Werbe-Jingle klingelte mir heut noch nervtötend in den Ohren.
"Libre mein Guter!", töhnte es plötzlich hinter mir.
Ich verdrehte die Augen. Diese volltönend alte Raubvogel-Stimme kannte ich nur zu gut. Die hatte mir gerade noch gefehlt.
"Lady Abcomb, wundervoll sie hier zu sehen.", sagte ich ganz Gentleman-like und nahm bei einer eleganten Drehung um mich ihr zu zu wenden ihre Hand für den obligatorischen Handkuss.
Diese Frau riecht nach Seife und Desinfektionsmittel als hätte sie darin gebadet. Sie würde uns sicher alle noch überleben.
"Libre mein Herz! Sie sind ja so ein wundervoller Mensch. Archibald... sagte ich nicht gerade er wäre ein wundervoller Mensch. Was hat er nicht alles für die Welt getan, nicht wahr...?", flötete sie ausgelassen und ich übte mich weiter im höflich nichts sagenden Lächeln.
Manchmal wünschte ich mir ihre Herzen würden platzen.
"Archibald wo ist eigentlich Jeremiah. Ich wollte ihnen so gern meinen Neffen vorstellen, Libre mein Bester!", plapperte die Frau, die würde man allein die Falten in ihrem Gesicht zählen, welche sie mit Make Up zu verdecken versuchte, mindestens die 100er Grenze überschritten haben musste.
Ich musterte kurz ihren Mann, fettleibig wie eh und je 'der Gute' und genauso kurz ahtmig, vielleicht beehrte er ja mein gelangweiltes Gemüt mit der kurzweiligen Aufregung eines Herzinfarktes.
"Schatz, Liebes... lass dem guten Mann doch seine 5 Minuten Ruhe. Ich bin sicher, er wollte gerade nur seinen Drink genießen.", japste der arme Archie, der mich entschuldigend anblickte.
Ganz offensichtlich schämte er sich für die Aufdringlichkeit seiner Frau. Und dem tat er recht! Sie ging mir gehörig auf den Geist. Ich schlug fast unmerklich dankbar die Augen nieder. Es war eine höfliche Geste, um die Dame nicht zu entrüsten und ihrem Mann dennoch recht zu geben.
"Ja und ich glaube dort vorn wartet der Premier schon darauf ein Ründchen mit ihnen zu plaudern, Lady Abcomb.", und mit diesen Worten, kaum dass ich sie zu Ende ausgesprochen hatte, schnatterte die Lady auch schon an mir vorbei zu ihrem nächsten Opfer.
'Viel Glück... mein Bester.', dachte ich sarkastisch und konnte mir ein kurzes Lächeln nicht verkneifen.
Als ein Kellner an mir vorbei lief, tauschte ich mein inzwischen leeres Glas gegen ein frisch gefülltes aus und lies mich in einem Sessel nieder. Ich schüttelte den Kopf, ob all dieser dummen Wesen um mich herum.
Dann bemerkte ich die Beine mir gegenüber und ich ließ meinen Blick an ihnen hinaufwandern. Sie gehörten zu einem jungen Mann.
Irgendetwas an ihm machte mich stutzig. Seine Kameraausrüstung hatte ich schnell bemerkt und jetzt, wo ich ihn direkt ansah viel mir ein, dass ich ihn schon früher am Abend ein paar mal hier und da habe Fotos machen sehen, doch etwas... irgendetwas an ihm war anders als an allen anderen hier in diesem Raum einschließlich der bediensteten...
Für einen kurzen Moment zog ich meine Stirn in Falten, dann entspannte ich mich wieder. Wie albern... jetzt fing ich schon an mir Sachen vor Langeweile so sehr herbei zu sehnen, dass ich sie schon fast selbst glaubte. Der Fotograf war er sonst nichts. Ich nippte an meinem Glas und beschloss ihn einfach höflich zu ignorieren.

Während ich meine Pause machte, bemerkte ich nicht, dass jemand grade dabei war, unterbewusst zu spüren, dass ich nicht hierher gehörte. Auf welche Art und Weise auch immer. Ob es nur war, weil ich das erste Mal in der gehobeneren Gesellschaft agierte, oder aber einen Hass gegen dieses hier so angepriesene Unternehmen hegte, oder weil ich mir innerlich weitaus mehr wünschte, als eine scheinheilige Welt, welche nur aus Nullen und Einsen bestand. Irgendwo war ich in meinen eigenen Gedanken verloren. Man hätte meinen können, ich wäre durch den Chip in meinen Kopf in die ViPER abgedriftet und versuchte dort mit eine angenehmere Zeit zu bereiten. Aber nein. Tatsächlich nutze ich noch lieber meine eigenen Gedanken und meine Phantasie. Dieses Wort war in dieser Gesellschaft in seiner Bedeutung fast ausgestorben. Gedanken waren größtenteils mit dem Netz verbunden. Der Offline-Modus wurde seltenst genutzt.
Meine für diesen Anlass braun getönten Haare hatte ich zu einem engen Zopf nach hinten gebunden. Als ich den Kopf etwas drehte, da mein Instinkt mich dazu zwang, als aus einer Richtung ein lautes lachen ertönte, konnte der mir unbekannte Mann zu meiner Linken meinen auffälligen goldenen Ohrring erblicken. Grade das Auffälligste an mir. Es wäre sicherlich schlauer gewesen, ihn abzunehmen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Aber… keinesfalls hätte ich eine Zange an ihn angelegt. Denn er ließ sich nicht einfach abnehmen, war zugeschweißt worden. Eher riss mein Ohrläppchen auf, als das ich mich für wenige Sekunden auch nur davon trennen konnte.
„Ilay, nimm es ab, es sieht doch albern aus! Du siehst aus wie ein Mädchen!“ - „Bist du neidisch, weil ich damit hübscher als du bin?“
Verblasste Stimmen lachten durch meinen Kopf. Als würden sie durch einen alten, verstaubten Saal hallen. Unklar und weit entfernt. Aber präsenter als der Raum selbst, als hätten die Stimmen sich in den Vertäfelungen der Wand eingenistet. Und waren nun eins mit ihr geworden. Hielten das Holz zusammen. Schützten es vor Ungeziefer und Schimmel.
„Möchten Sie noch etwas zu trinken?“ Ich zuckte zusammen und brummte kurz dunkel wie ein biestiger Kater beim Tierarzt. Die Frau war Verwirrt aufgrund des Tons, den ich von mir gab. Ich riss mich am Riemen. „Nein“, erwiderte ich schroff. Erwachte aus dieser Trance und sah mich kurz um. Wie lange hatte ich mich in den Stimmen verloren?
Nicht allzu weit weg saß ein Mann von mir in einem anderen Sessel entfernt. Wirkte ähnlich genervt wie ich von dieser kranken Lachsröllchen-Party. Ich stand auf. Instinkt. Ging auf ihn zu. „Kommen Sie. Wir haben genug ertragen, nicht?“, meinte ich zu ihm quasi im Vorbeigehen. Seines Folgens war ich mir so sicher, dass ich mit einem gewissen Schwung zu einer großen Terrassentür schritt. Das Grundstück war weitläufig. Ich war nicht so energiegeladen, weil ich mich an seiner Anwesenheit erfreute, sondern einfach der Entscheidung wegen, hier auszubrechen. Wieso ich ihn nun mit mir nahm… Nun, der Mensch war ein soziales Wesen, nicht? Instinkt.
Draußen angekommen zückte ich meine E-Zigarette und nahm einen tiefen Zug. Ich sah mich nicht nochmal nach ihm um.

Als sich der Mann vor mir nach dem lauten Lachen drehte, bemerkte ich ein kurzes Aufblitzen.
'Was für ein seltsamer Ohrring...', dachte ich kurz, schloss dann jedoch desinteressiert die Augen.
Ich rief online Mails ab und ließ sie mir vor meinem Inneren Auge anzeigen. Nichts weiter wichtiges war bisher passiert.
Dann hörte ich die Stimme die mich aus dem Programm riss und sah auf. Der, wie ich vermutete, Fotograf war aufgestanden und ging an mir vorbei nicht ohne mir etwas zu, zu raunen was mich erneut stutzen lies.

Zitat

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„Kommen Sie. Wir haben genug ertragen, nicht?“

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"Bitte, was...", rutschte es mir leise heraus und ich stellte meinen Drink auf einen kleinen Beistelltisch.
Das war mal was anderes und definitiv nicht üblich. Ich spürte wie ich aufstand und ihm nachging. Ich war definitiv interessiert und dachte nicht weiter darüber nach. Hinter mir schloss ich die Terrassentür. Etwas misstrauisch beäugte ich den Hinterkopf des Mannes vor mir mit dem seltsamen Ohrring.
"Ich hab sie noch nie bei einer dieser Veranstaltungen gesehen. Sind sie neu in der Stadt?", fragte ich mit ruhiger Stimme.
Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte machte sich erneut in mir breit.

Ich hatte bereits zwei Mal an der Zigarette gezogen. Ihr duftender Dampf stieg in einer weichen Wolke in die Luft empor, nachdem ich diesen durch meine Nasenlöcher ausgeatmet hatte. Ich höre Schritte hinter mir und wie die Tür geschlossen wurde. Vielleicht war es dieser Mann, vielleicht auch jemand anderes, der zum Rauchen heraus gehen wollte. Ich drehte mich nicht um, um es zu überprüfen. Der Geschmack von Safran gemischt mit Masala Chai beruhigte mich. Meine zuvor angespannten Muskeln glitten wenige Zentimeter zum Boden. Hinter mir hörte ich dann eine Stimme, drehte mich erst jetzt um, um zu prüfen, ob er es wirklich war. Tatsächlich. Er war mir nachgelaufen, ohne einen genauen Grund dafür von mir erfahren zu haben. "Nein, nicht neu. Aber neu in der Branche. Der Veranstalter hatte wohl eine Schwäche für die meine Fotografien und hat mich engagiert. Bisher war ich noch auf keiner Gala", erklärte ich ihm und musterte ihn auffällig. Mein Blick ging einmal ganz ruhig über den gesamten Körper und blieb an den Augen schließlich wieder hängen. "Sie sahen eine Weile überreizt aus", versuchte ich ihm eine Erklärung zu liefern, weshalb ich wollte, dass er mir folgte. "Was hielt sie davon ab, einfach zu verschwinden?" Ich war direkt und dies für manchen zu sehr. Ungehobelt neugierig und fordernd. Ich stellte mich auf eine eher kurze Konversation ein. Vielleicht sollte ich mich auch auf eine Beschwerde beim Veranstalter gefasst machen, wie ich denn seine Gäste angehen würde und dieses heilige Beisammensein infrage stellen könne.
Papperlapapp. Was interessierte es mich. Ich hatte Alternativen, an Geld und Informationen zu gelangen.

Meine Augen betrachteten das Gesicht des Mannes mir gegenüber eindringlich. Der Geruch fiel mir auf. Leicht orientalisch, es gefiel mir sogar. Dabei machte ich mir normalerweise nichts aus dieserlei Vergnügungen. Jetzt fiel mir auch auf was es war, dass mir so anders an ihm vorkam. Seine Augen, sie wirkten tiefer als die meisten in die ich blickte.

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"Nein, nicht neu. Aber neu in der Branche. Der Veranstalter hatte wohl eine Schwäche für die meine Fotografien und hat mich engagiert. Bisher war ich noch auf keiner Gala"

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"Dann müssen sie ein herausragender Fotograf sein. Ich kenne den Veranstalter, er ist sehr wählerisch.", sagte ich ruhig.
"Sie haben sicher einen Blick für das Ausergewöhnliche...", fügte ich leise hinzu.
Ich Schritt an ihm vorbei und lehnte mich an das steinerne Geländer das die Terrasse halb einrahmte und sah in den Himmel hinauf. Schwärze, keine Sterne. Die Wolkendecke, welche die Welt mittlerweile umhüllte lichtete sich niemals. Ich genoss wie mich diese Dunkelheit empfing, sie war wenigstens ehrlich.

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"Was hielt sie davon ab, einfach zu verschwinden?"

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Diese frage holte mich wieder zurück in die Gegenwart und ich sah den Mann wieder an.
"Wenn man sich in diesen Kreisen nicht gerade als Angestellter bewegt, ist man in gewissen Kreisen dennoch an sie gebunden und niemals wirklich frei."

Hätte ich gehört, was dieser Mann grade über meine Augen dachte, wäre ich wohl in ein bitteres Lachen verfallen. Die Augen, welche eine hellbeige Farbe mit einem dunklen Ring hatten - heutzutage nicht ungewöhnlich, dass man sie sich färben ließ - waren nicht diejenigen, mit denen ich geboren worden war. Aber der Hersteller war ein Künstler gewesen. Es fiel nicht weiter auf, dass ich auf die Technik zurück greifen musste, um etwas sehen zu können.
"Dabei habe ich bisher eher selten Menschen fotografiert. Mir liegt eher die Landschaftsfotografie. Ich fotografiere Orte, die schon einmal früher fotografiert worden sind und stelle diese Bilder dann gemeinsam aus."
Ein Blick für das Außergewöhnliche. Ich betrachtete ihn nachdenklich. "Was ist für Sie außergewöhnlich?" Man könnte sagen, es wäre für jeden etwas anderes, Geschmackssache. Aber in einer Gesellschaft, in der viele der Mode und dem Trend hinterher jagten, lag das Außergewöhnliche vielleicht schon in kleinsten Abweichungen. In den Denkstrukturen, die von der Verschmelzung mit dem Internet und den virtuellen Welten noch nicht zu stark geprägt und in eine Richtung gelenkt wurden.
"Niemand ist heute wirklich frei. Dabei haben wir unseren Käfig selbst gewählt, und dennoch beschweren wir uns darüber. Kein anderes Wesen auf diesem Planeten ist so unzufrieden wie der Mensch, obwohl wir eine unendliche Auswahl an Möglichkeiten besitzen." Ich zog noch einmal an dem Dampf, dann schob ich die Zigarette in meine Tasche. "Sie sind verwöhnt", meinte ich mit einem leichten Lächeln.

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"Was ist für Sie außergewöhnlich?"

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"Ich kann es ihnen zeigen, wenn sie mir vertrauen und mich ein Stück durch die Dunkelheit begleiten möchten.", sagte ich geheimnistuerisch und forderte ihn auf mit einer eleganten aber bestimmten Geste mir die Treppe von der Terrasse hinunter zu folgen.
"Außerdem sollten sie mit ihrer Ausdrucksweise vorsichtig sein. Man könnte sonst meinen sie haben etwas gegen die feineren Herrschaften."
Ich blickte ihn kurz vielsagend und wissend an und zwinkerte ihm kurz zu.
"Halten sie mich ruhig für verwöhnt.", sagte ich und wandte mich leicht seitlich und wartete darauf, ob er nun meine Einladung, mir zu folgen, annehmen würde.

Das klang, zugegebenermaßen, doch sehr interessant, aber auch verlockend und gleichzeitig gefährlich. Mysteriös. Es gefiel mir. Aber meine Entscheidung hatte nichts damit zu tun, dass ich diesem fremden vertraute. Es war eher Vertrauen in mir selbst und auch die Tatsache, dass er mit mir gekommen war, ohne einen Grund von mir erfahren zu haben.
Ich nickte nur ruhig, ehe ich seinen Schritten Folge leistete.
"Gegen die feineren Herrschaften? Nein, ganz gewiss nicht. Wo denken Sie hin?", sagte ich sehr ernst, aber auch das war natürlich ironisch gemeint. Wir verstanden uns anscheinend, hatten in einer Sache eine ähnliche Meinung. Ich hatte mich bei ihm nicht getäuscht.
"Ist Ihnen die Meinung anderer gleichgültig?", fragte ich ihn dann. Nun, mir war sie das, meistens zumindest. Ansonsten wäre ich kein Einzelgänger. Ich hätte zur High Society gehören können, oder zum Hacker-Underground, oder zu den Hippies oder Gothics, zu den Staatsfeinden oder zu den IT-Experten der Regierung. Unendlich viele Möglichkeiten. Letzten Endes war ich nicht mehr als allein. Einer gegen Alle.

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"Gegen die feineren Herrschaften? Nein, ganz gewiss nicht. Wo denken Sie hin?"

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Ich musste ein wenig darüber lachen, da ich doch glaubte einiges an Ironie in diesen Worten zu hören und beließ es dabei. Denn in dem Punkt schienen wir uns absolut einig zu sein. Und es war irgendwie erfrischend, dass er mich spüren lies, dass wir ähnlich darüber dachten. Ich durchquerte mit ihm den riesigen Garten. Die Villa rückte immer weiter in die Ferne und ihre beleuchteten Fenster spendeten kaum noch Licht für unseren Weg.

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"Ist Ihnen die Meinung anderer gleichgültig?"

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"Überlicherweise ja. Nur leider gehöre ich zu einem Teil der Gesellschaft in der ich gezwungen bin den Schein zu wahren, um zu schützen was mir wichtig ist.", sagte ich gelassen und wunderte mich ein wenig über meine eigene Ehrlichkeit, die der junge Mann bei mir hervorrief.
"...ist es bei ihnen nicht genau so... sie sind doch nicht nur hier wegen des Jobs...", stellte ich leise und ein wenig gefährlich ruhig fest.
Wir gingen noch ein Stück bis wir an einem kleinen Gebäude ankamen und ich öffnete die Eingangstür aus Glas.
"Wir sind da. Treten sie ein.", bat ich höflich.
"Ich mache gleich Licht."
Ich lies ihn an mir vorbeigehen und fand zielsicher den Schalter. Als ich ihn betätigte flammten kleine Leuchten an Decke und Wänden auf, wie schwärme aus Glühwürmchen. Es war ein angenehmes List, nicht grell sondern warm und weich. Ich schloss hinter uns die Glastür des Gewächshauses. Ich betrachtete die Pflanzen links und rechts. Strich mit den Fingern zart über die Blätter eines Rosenstocks.
"Niemand außer mir war bisher hier...", sagte ich leise und eher zu mir selbst als ich bewusst wahrnahm was ich ausgesprochen hatte.

"Was ist Ihnen wichtig?" Man hätte meinen können, vielleicht als erstes das Geld, wenn man in dieser Brache arbeitete und sich dafür so sehr verstellte. Aber wäre das nicht zu einfach? Auf seine Antwort war ich also gespannt. Ich konnte mir vorstellen, dass es noch etwas anderes war. Aber vielleicht war er auch so ehrlich und gab zu, dass er viel Geld mochte. Verwerflich war daran nichts, solange man seiner Umwelt damit nicht schadete.
"Wie darf ich Sie mir privat vorstellen, wenn sie hier den Schein so sehr wahren?", fragte ich ihn dann. Wir hatten schon längst die geschäftliche Ebene verlassen. Waren wir je auf einer gewesen? Nun, jetzt war es offiziell. Ich wusste noch nicht, wohin unsere Begegnung führte. Was er mir zeigen wollte. Aber auch, wie lange oder innig das noch werden konnte. Normalerweise mied ich den Kontakt zu Menschen. Doch... theoretisch konnte ich ihn auch ausspionieren, wenn er in dieser Branche eine wichtige Stellung besetzte. Das war ein sehr praktischer Grund, ihn privat kennen zu lernen. Aber es war nicht der einzige. Die Atmosphäre zwischen uns war mir neu. Verwirrend.
Als er meinte, ich wäre nicht nur hier, wegen meines Berufs, musste ich lächeln. "Sie haben keine Ahnung, wie viel Geld ich dafür kriege. Dafür lohnt es sich, den Schein zu wahren." Nun stellte ich mich selbst als den geldgeilen Kerl da. Aber das kaufte er mir wahrscheinlich nicht ab. Den wahren Grund würde ich nicht verraten. Es würde ansonsten nur wenige Minuten bis zu meinem Ableben dauern.
Wir kamen in dem kleinem Häuschen an. Ich atmete schwer, als wir eintraten und ich noch nicht wusste, wo ich mich befand. Es war ein wenig kühl, wie es in den Nächten im Frühling eben so ist. Und eine kurze Angst suchte mich heim. Diese verflüchtigte sich jedoch mit dem Anschalten der Lichter.
Wirre Farben erreichten meine Augen. Wild gewachsene Pflanzen und Blumen in diesem Haus, die fast den gesamten Raum einnahmen. "Wieso zeigen Sie mir dann ihren persönlichen... Zaubergarten?" Wieso ich dieses Wort benutzte, war mir noch nicht ganz klar. Aber dieser Ort wirkte wie verzaubert. Und dieser Mann in ihm ebenso.

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"Was ist Ihnen wichtig?"

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Darauf konnte ich keine Antwort geben, jetzt noch nicht. Also schenkte ich ihm nur ein geheimnisvolles Lächeln. Immerhin kannte ich nicht, dass er hier war war schon fast zu viel.

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"Wie darf ich Sie mir privat vorstellen, wenn sie hier den Schein so sehr wahren?"

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"Oh, glauben sie mir, ohne die Maske würden sie mich nicht mögen.", sagte ich und ging an ihm vorbei, drehte mich dann nochmal um und reichte ihm meine Hand, mehr um zu sehen ob er sie noch nehmen würde nachdem ich das eben gesagt hatte.

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"Wieso zeigen Sie mir dann ihren persönlichen... Zaubergarten?"

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"Sie scheinen zu glauben, dass wir alle nur darauf aus sind zu flüchten, statt wieder auf zu bauen was einst wunderschön war. Desshalb wollte ich ihnen meinen Garten zeigen. Ihr Vorwurf hat mich ein wenig verletzt, muss ich gestehen.", ich lächelte höflich sagte das allerdings sehr bestimmt.
"Alles was sie hier sehen, sind keine synthetisch hergestellten Nachbildungen. Ich habe Jahre damit zugebracht noch existierendes Saatgut auf zu treiben und hier drin eine Atmosphäre zu schaffen in der sie leben können."

Die Antwort, auf die ich so gespannt war, bekam ich leider nicht. Er hatte sie durchaus gehört, das verriet mir sein Lächeln. Aber er hatte wohl seine Geheimnisse und würde sie auch erst einmal hüten. Ich fragte mich, ob er nur das Geld brauchte, oder ob er die Position brauchte, um das zu erreichen, was ihm wichtig war. Wenn er hinter der Idee einer virtuellen Welt stand, hätte er es einfach sagen können. Auch daran wäre nichts falsch gewesen, wenn diese virtuellen Welten die Menschen nur nicht dazu verführten, ihre wirkliche Umwelt zu vergessen.
"Schlimmer als mit der Maske wird es kaum sein", murmelte ich dann und musterte ihn eine Weile. War er in illegale Geschäfte verwickelt? Ein Mörder? Schlug er seine Kinder? Das alles wäre mir lieber, als jemand, der den Profit dieses Unternehmens an erster Stelle sah.
Ich sah ihm in die Augen, als er mir mitteilte, was ich wohl zu glauben schien. Ich hielt mich damit zurück, etwas zu sagen. Ja, ich würde gerne allen in dieser verfluchten Villa mitteilen, dass es der einzige Weg war, diesen Planeten zu retten, wenn man dieses Programm zerstörte und damit den Menschen die Augen in die wirkliche Welt öffnete. Diese, die nun fast in Schutt und Asche lag. Eine gewisse Verzweiflung lag in meinem Blick. Und ich schwieg. Dann ging ich an ihm vorbei. Durch diesen duftenden Blumengarten mit den vielen seltenen Pflanzen, die fast ausgestorben waren. Wie konnte jemand, der beteiligt an einem solchen Teufelswerk war, gleichzeitig einen Garten Eden erschaffen? Oder war er mit ähnlicher, als ich dachte.... Ein trojanisches Pferd inmitten der High Society. "Weshalb lassen Sie zu, dass Sie jemand verletzt, den Sie kaum kennen?"

Etwas an diesem merkwürdigen Kerl brachte mich dazu meine Prinzipien über Bord zu werfen. Er lockte mich nun schon mehrmals aus meinem Schneckenhaus und ich war mir nicht sicher ob ich das gut finden sollte oder mich ärgerte. Ich beobachtete ihn.
Seine Art wie er sich bewegte wühlte mich auf. Seine Bewebungen wirkten schwermütig als würde die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern liegen und dennoch war er eine anmutige Erscheinung.

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"Weshalb lassen Sie zu, dass Sie jemand verletzt, den Sie kaum kennen?"

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"Weil ich glaube, dass wir uns sehr ähnlich sind und sie keiner dieser Stockfische sind, die sich da oben gerade den neusten Schrei meiner Technologie ansehen.", sagte ich leise und trat dicht hinter den jungen Mann.
Ich beugte mich dicht zu seinem Ohr, mit diesem faszinierenden Ohrring und strich ihm sacht die Haare zurück. Fast schon wartete ich auf eine entsetzte Reaktion. Ob er mich wegstoßen würde?
"Sie sind wie diese Pflanzen... ein Sturm könnte ihre zerbrechliche Struktur zerbrechen... aber was sie so interessant und wertvoll macht ist ihre Widerstandsfähigkeit...", hauchte ich ihm sacht ins Ohr.
Ich achtete darauf einen kleinen Abstand zu wahren um ihm die Gelegenheit zu geben sich von mir zurück zu ziehen, falls er dies wollte wäre die Unterhaltung beendet. Wir würden zurück gehen als wäre nie etwas gewesen. Allerdings hoffte ein kleiner Teil in mir, dass er sich nicht davon abwenden würde.
"Ich glaube daran, dass unsere Zeit auf dieser Welt nur geliehen ist... was wir daraus machen, macht uns aus..."