RE: --|| Darkest Nights ||-- - 3

Seinen hübschen Kopf? Hatte der irgendwas geraucht oder so?
Misstrauisch sah er zu, wie der Vampir sich ankleidete und den raubtierhaften Körper bedeckte. Er traute ihm nicht weiter als er ihn werfen konnte. Diese nahezu perfekte Fassade verbarg ein Monster. Eine immerzu hungrige Bestie, die alle um sie herum ins Verderben warf. Er würde keines dieser Opfer sein!
So, er glaubt eihm also nicht? So ein Jammer. Solange die Wege nicht dicht gemacht wurden, konnten die anderen noch immer Essen besorgen und wenn er nichts verriet, konnten die Typen lange suchen.
"Köder?", rief er ungläubig. Hatte er richtig gehört? "Sie... Sie wollen, dass ich als Köder für irgendwelche Arschloch-Blutsauger herhalte?", rief er panisch. Doch das war nichts gegen das, was danach kam. An was für einen Sicko war er hier geraten? "A-Ausborgen? A-Alter, wenn du mich anpackst..."
Da lag schon der Finger unter seinem Kinn. Der Anblick dieser kalten leidenschaftslosen Augen ließ ihm den Atem stocken. Sein Herz hämmerte gewaltsam von innen in seiner Brust. Er hatte Angst...

"Scht.", zischte er und sein kalter Finger legte sich auf seine warmen Lippen.
"Willst du deinen Kopf jetzt schon verlieren?", sagte er leise und bedrohlich.
"Ich hab kein Interesse an... was auch immer du glaubst, dass ich mit dir anstelle.", er grinste über den Gedankengang den der junge Kerl zu haben schien.
"Ich biete dir eine Chance. Eine bessere als du hättest, wenn ich dich zurückgelassen hätte und ich frag dich nicht um deine Zustimmung. Natürlich lasse ich dich nicht auf Missionen mitkommen auf denen du sicher sterben wirst, ohne die nötigen Vorbereitungen und Training.", erklärte er.
"Wirst du jetzt bitte, also das Nörgeln einstellen?", fragte er und ging zur Zimmer Tür die nach draußen auf den Flur führte.
"Komm mit. Ich will dir was zeigen."
Ohne sich zu vergewissern, ob Aaron ihm folgte verließ er sein Zimmer und ging den Flur hinunter zu einer Tür am Ende des langen Ganges.
Dort wartete er auf ihn.

"Scht."
Und er war still. Mehr brauchte es nicht. Selbst verwundert über die Angst, die ihn dazu brachte, der Aufforderung nach Ruhe augenblicklich Folge zu leisten, starrte er den Vampir an, der ihm mit einem Grinsen erklärte, dass er "das" nicht vorhatte. Wovon sprach dieser Verrückte nur? Training und Vorbereitung? Missionen? Was erwarteten die? Dass er wilde Vampire zur Strecke brachte? Solche Aufgaben bekamen Menschen nicht.
Schweigend - und immer noch fassungslos darüber - folgte er dem Hausherrn den Flur hinunter. Seine nackten Füße traten auf dunkles Parkett.
"Was... Was ist das hier?", wollte er wissen und betrachtete die verschlossene Tür.

Der Große öffnete die Tür und bat ihn mit ein schlichten Geste einzutreten. Er folgte ihm und knipste das Licht an.
Der Raum in dem sie sich jetzt befanden hatte ein Kuppelartiges Glasdach. Das Licht schien erst langsam heller zu werden und unter der Kuppel schienen richtige Wolken vorbei zu ziehen. Der daran projezierte Himmel war strahlend blau und oben in der Mitte schien es sogar eine projektion der Sonne zu geben.
Der Rest des Zimmers war luxuriös aber schlicht eingerichtet. Nebst einem wirklich bequem aussehenden Bett gab es noch einen recht großen Schrank, eine kleine Kommode und einen Tisch mit einem Stuhl.
Callahan selbst blieb nahe der Tür stehen.
"Das ist alles deins. Natürlich nur dann, wenn du deine Arbeit vernünftig machst.", sagte er ruhig und klang ein bisschen weniger kalt. Sein Blick glitt kurz zur Decke und schien einen Moment ein wenig Wehmut zu zeigen. Er wandte den Blick schnell wieder ab.
"Ich bin oberster Inquisitor, ich kann mich nicht ausschließlich auf diese Vollidioten verlassen, die eher hinderlich als hilfreich sind. Du wirst ein spezielles Training absolvieren, ich erwarte täglich Bestleistungen. Außerdem sollst du ja nicht gleich, wenn ich dich das erste mal mitnehme drauf gehen."
Er betrachtete den jungen Mann, der da stand, als hätte ihn der Blitz getroffen.
"Aber es gibt Regeln.", setzte er in seiner üblich kühlen Art an.
"In Anwesenheit anderer Nocturni wirst du nicht reden, es sei denn du wirst etwas gefragt. Wenn man dich ruft oder dir etwas befielt, lässt du alles stehen und liegen und folgst. Du verlässt dieses Haus nicht ohne Erlaubnis. Solltest du fliehen wollen, kannst du es gern probieren, allerdings wäre ich gezwungen dich unverzüglich wieder ein zu fangen und dich in eine Farm zu stecken, wenn du Glück hast töte ich dich auch sofort."
Dann seufzte er und rieb sich kurz den Nasenrücken.
"Solange du keinen Aufstand probst kannst du dir das hier und anderes verdienen, hast du das verstanden?", er klang ein wenig genervt.

Was. war. DAS? Aller gespielten Coolness zum Trotz riss der Junge die Augen auf als habe er solche pracht noch nie gesehen... Hatte er auch nicht. So hausten nicht einmal die meisten Vampire, glaubte er. Und das da oben? War das etwa... die Sonne?
"Ach du heilige Scheiße...", entfuhr es ihm (hey, er hatte keine Erziehung genossen!), als er zum ersten Mal das Licht der Menschheit erblickte, auch wenn es nur eine Aufzeichnung war. Fast wollten ihm Tränen in die Augen steigen bei dem Anblick.
und dann holte die Wirklichkeit ihn wieder ein, nachdem er minutenlang den Wolken beim Vorüberziehen zugesehen hatte.
Schweigend hörte er dem Vampir zu, wie er die Regeln für diesen überaus exklusiven Aufenthalt aufzählte. Keine leichte Kost... und kein eben geringer Preis. Doch wie es sich anhörte, hatte er ohnehin keine Wahl.
"Wieso... Wieso ich?", fragte er misstrauisch und machte einen Schritt zurück von dem Schönling. "Wieso machen Sie das, huh? Ich bin nur irgendso'n Typ! G-Glauben Sie ja nicht, dass Sie mich mit diesem übergroßen Nachtlicht ködern!"

Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. Stimmt, er hatte vergessen, dass der Blondschopf wohl noch nie zuvor die Sonne gesehen hatte. Sein Staunen und Herzklopfen spürte er buchstäblich.
Dann jedoch tat er das, was alle Menschen tun: sich beschweren und jammern.
"Ist das dein Ernst?!", maulte er.
"Ihr könnt es nicht ertragen, wenn euch einmal was Gutes passiert... ich hab's so satt...", knurrte er und packte Aaron ziemlich grob am Arm.
"Bitte, wenn dir das nicht passt, ist dir die Zelle im Keller vielleicht lieber!"
Mit roher Gewalt und ohne viel Anstrengung schleifte er Aaron ins Tiefgeschoss. Sie durchquerten einen wirklich gut bestückten Weinkeller, bis sie bei einer schweren Eisen-beschlagenen Holztür ankamen.
Callahan riss sie auf und warf Aaron in die dunkle modrige kleine Zelle dahinter.
"Du bist nichts besonderes Bursche. Nur ein Mensch...", seine Stimme war kalt und klirrend wie ein Gletscher.
Dann warf er dir Tür zu und verriegelte sie.
"Albert bringt dir was zu Essen, wenn ich es für richtig halte. Vielleicht solltest du anfangen zwischen den Optionen die du jetzt hast besser zu wählen.", knurrte er und ließ Aaron allein zurück.

Plötzlich verwandelte sich der "wohlwollende Fremde" wieder in den dreckigen Bastard, der ihn packte und durch das gesamte Anwesen bis hinunter in den Keller schleifte. Vorbei an gigantischen Weinfässern, bevor er ihn hinein in einen kargen Raum warf und die Tür schloss.
"Lass mich raus!", rief der Junge, der eilig aufstand und gegen die Tür hämmerte. Wut und Verzweiflung brachen sich endgültig Bahn. "Du widerliches schleimiges hässliches Stück Dreck!"
Als niemand zurückkam, hämmerte er weiter... und weiter... Bis er nach einer ganzen Weile erschöpft war. Er war allein in seinem Kellerloch. Völlig allein.
Es war verstörend still in der Zelle und verstört über die letzten Ereignisse zog sich der Junge kauernd in eine der Ecken zurück.

"Sir, vielleicht war das unvernünftig...", wagte es Albert der Butler anzumerken als er einige Stunden später in der Küche versuchte Essen zu zubereiten und seinem Herren dabei zusah und zuhörte, wie dieser wütend und tobend auf und ab tiegerte.
"UNVERNÜNFTIG?!", keifte er jetzt.
"Wirklich?! Wieso bin ich jetzt unvernünftig. ER war doch mit nichts zufrieden!!"
"Erlauben Sie, dass ich offen sprechen kann?", fragte Albert und rührte eine Soße an.
Mürrisch winkte Callahan bestätigend mit der Hand in der Luft und setzte sich auf einen Hocker am Tresen mitten in der Küche.
"Sir, Sie sollten bedenken, dass sie ihn gerade aus dem Müll gefischt haben und er vielleicht etwas Zeit braucht.", sagte Albert ruhig.
"Zeit... wozu, um sich zu überlegen, wie er schnellstmöglich wieder in sein Drecksloch zurück kommt. Weißt du andere wären dankbar für diese Chance!"
Albert verdrehte die Augen als er Callahan den Rücken zudrehte.
"Nein, eher um sich an sein neues Leben zu gewöhnen, Sir."
"Das ist doch albern...", knurrte er und schnippte missmutig ein Stückchen Paprika vom Schneidebrett vor sich.
"Ich biete ihm mehr als manch anderem zu teil wird und er ist nur am herum heulen und nörgeln."
"Ja das ist doch auch kein Wunder, Sir. Sie haben ihn aus allem gerissen was er kannte. Sie haben seine Welt auf den Kopf gestellt... im wahrsten Sinne des Wortes..."
"Vorsichtig Albert... ich hab den scheiß Krieg nicht angefangen.", er funkelte seinen Diener an.
Albert richtete das Essen auf einem Tablett an und nahm es.
"Vielleicht denken Sie nochmal drüber nach, soll ich ihn nicht doch hoch zu ihnen an den Tisch bitten?"
"Nein! Ich belohn ihn doch nicht dafür, dass er das hier mit Füßen tritt..."
Albert seufzte und meldete sich ab, um das Essen zu dem Jungen zu bringen.

Es war eine Ewigkeit vergangen als die Tür erneut aufging. Ein ältlicher Herr stand darin. Der Diener, der vorhin so mies geguckt hatte. Ein Pushover. Er hätte ihn einfach umhauen können. Aber er tat es nicht. Brachte ja doch nichts...
Aaron saß resigniert an der gegenüberliegenden Wand, als der Mann eintrat und ihm das Tablett mit der kärglichen Portion reichte. Aaron staunte, weil er zum ersten Mal etwas vor sich sah, das nicht aus Müllresten bestand oder aus widerlicher Nährpaste.
"...Danke...", murmelte er leise, mit gebrochener Stimme. Das Eingesperrt-Sein war furchtbar. Diese schreckliche Stille. Die Wände, die näherzurücken schienen...

Albert sah ihn etwas mitleidig an.
"Wissen Sie, solange Sie tun was er verlangt, könnten sie es wirklich leichter haben. Er kann oft schnell aufbrausend sein.", versuchte er ihn etwas auf zu muntern.
Dann überlegte er kurz, schnappte sich das Tablett und sah den Jungen an als hätte er einen wirklich verrückten Plan.
"Na los, ich kann mir nicht angucken wie Sie meine gute Béchamel auf dem Boden genießen. Folgen Sie mir.", sagte er bestimmt und ging voraus.
Er führte den Jungen in einen großen Speisesalon mit einem langen Tisch und stellte das Tablett an einen Platz links vom Kopfende des Tisches.
"Setzen Sie sich. Und keine Sorge... ich übernehme die Verantwortung.", sagte er freundlich und klopfte ihm kurz auf die Schulter.
Dann verließ er den Salon und ließ ihn allein.

"DU hast WAAAS!!!???", hörte man das Brüllen bis in den Salon.
Der Buttler schien etwas beschwichtigendes zu sagen, doch ihn konnte man nicht genau verstehen.
Dann wurde die Tür aufgerissen und Callahan rauschte herein.
"Macht hier eigentlich IRGENDJEMAND was ich sage?! Vielleicht sollte ich sowas wie Daumenschrauben wieder einführen, da ich hier ja soweiso schon rückständige Zustände habe.", fauchte er wütend vor sich hin.

Er wusste nicht wieso, doch Aaron war dem Butler dankbar, dass er ihn aus dem Loch heraus holte. Weitaus kleinlauter als zuvor und mit dem Tablett noch in Händen.
Der Dienstbote fürte ihn in einen prächtigen Speisesaal, wo er sich hinsetzen sollte, während ihm das Essen vorgesetzt wurde. Es war großartig.
Zuerst hatte er noch Angst vor der Wut des Hausherrn, doch das mit Abstand leckerste Essen seines Lebens... zumindest bis der das Geschrei des Vampirs hörte, der scheinbar soeben von dem Gast an seinem Tisch gehört hatte.
Als er durch die schweren Holztüren brach, sprang Aaron erschrocken auf, weg von dem Essen und stolperte rücklings, bis er gegen die Wand stieß. Er wagte es kaum zu atmen.
"I-Ich hab noch kaum was gegessen!", versprach er. "I-Ich habe... Ich lass die Finger davon, ich schwör's!"

"Setz dich gefälligst hin.", knurrte Callahan ihn an.
Seinerseits, setzte er sich an das Kopfende der Tafel.
"Ich hasse Blutflecken auf meinem Teppich... ich werd den Teufel tun und dir jetzt den Kopf abreißen.", murrte er.
"Also setz dich und iss, wenn du schon hier bist."
Er sah fast ein wenig beleidigt aus. Dann kam Albert herein mit einer Weinflasche und schenkte seinem Herren zuerst ein.
"Albert... darüber reden wir noch...", zischte er dem Butler zu allerdings schien seine überschäumende Wut langsam zu verklingen.
Albert verkniff sich ein schelmisches Grinsen und zwinkerte Aaron kurz zu als er raus ging.

"Setz dich gefälligst hin."
Rums. Er saß. Die Worte des Nachtmenschen duldeten schlicht keinen Widerspruch. Was war denn jetzt? Hatte dieser Deinstbote hier so viel zu sagen?
Kleinlaut griff Aaron nach dem kostbaren Besteck und aß. Nach jedem Bissen schaute er in die Richtung seines "Gastgebers", der aus irgendeinem Grund weniger gefährlich wirkte, wenn er seinen Diener anbrüllte.
Nun gut. Den Kopf gesenkt halten und Mund zu. Vielleicht ergab sich ja noch die Chance, zu verschwinden... Wenn er nicht gerade in einer Zelle saß.

Stillschweigend nahm er das Essen zu sich und ignorierte den Blonden eine ganze Weile.
Dann jedoch wunderte es ihn, dass er überhaupt keinen Aufstand probte wie zuvor.
Misstrauisch warf er ihm einen Seitenblick zu.
"So still auf einmal...", sagte er leise und beäugte ihn.

Als der Vampir das Wort an ihn richtete, versteifte der Junge auf einmal. Er ließ die Gabel sinken.
Zunächst schwieg er mit gesenktem Kopf. Er starrte auf das so köstliche Essen. Was würde er drum geben, das jeden Tag haben zu können. Doch der Gedanke, hier alleine zu sein, fern seiner Leute, ließ in seiner Brust etwas kalt werden.
"E-Es ist alles in Ordnung...", murmelte er. Gespräch vorbei. Er brachte es nicht über sich, das Wort an das Scheusal zu richten. Selbst dieses unnatürlich perfekte Gesicht auch nur anzusehen, verursachte eine Urangst in ihm. Je weniger die Aufmerksamkeit auf ihm ruhte, desto besser!