Geschichten Oktober - Dezember 2018 » Der Frauenschänder

Name: Alexander Ludwig von Kempten
Alter: 38 Jahre
Größe: 1,90m
Augenfarbe: stechendes kaltes stahlblau
Haarfarbe: graumeliert dunkles aschblond, mit leicht gelockten Enden die bis auf die Schultern reichen.

Sonstige Körpermerkmale:
- hat immer einen Gehstock dabei, in dem Gift ist, falls er sich umbringen muss.
- stolzer, eleganter Gang
- besitzt eine Narbe am linken Arm, die von seiner Frau stammt, als sie starb.
- ist nicht sonderlich kräftig, aber sehnig und zäh
- trägt immer Handschuhe, da er nichts mehr direkt anfassen will oder angefasst werden will. Ekelt sich vor weicher geschmeidiger warmer Haut.
- hat seit dem Tod seiner Frau psychosomatische Schmerzen im rechten Bein und manchmal Schulterschmerzen.

Vorlieben:
- mag Whiskey besonders, da er ihn sehr beruhigt innerlich
- Schreie und lautes Weinen erquicken seine gemarterte Seele
- der 'Bluthund', den er eigens herangezogen hat und ihn durchgefüttert. Er mag besonders an ihm, dass er nicht fragt warum er etwas tun muss, sondern dass er es einfach tut und sich Mühe dabei gibt.

Abneigungen:
- hasst Stille und Sonnenschein. Sie erinnern ihn an unliebsame Stunden zurück.
- Dumme Menschen die zuviele Fragen stellen, die sie nichts angehen.
- unangekündigte Besucher die nicht anklopfen und unhöfliche Rüpel sind.
- Leute die seine Befehle nicht verstehen und anders ausführen als er gesagt hat

Charakter:
- innerlich stets gereizt nach außen hin kühl
- verbittert und melancholisch in nachdenklichen Stunden
- etwas stolz und bewusst wer er ist
- neigt zu Grausamkeiten um seine innere Leere auszufüllen
- findet Frieden im Krieg von anderen.

Vorgeschichte:
Alexander lebte seit er denken konnte in dem kleinen Dorf an der Ostküste. Es schien abgesondert von der restlichen Welt, soweit oben im Norden lag es. Winter wie Sommer waren gleich kalt, nur die Sonne stand unterschiedlich hoch. An diesem Ort stimmte einiges nicht. Die Luft roch manchmal nach Schwefel, das Wasser schimmerte blutrot und die Vögel flogen in schwarzen dichten Scharen um die Häuser, als wollten sie die Dorfbewohner vor dem Tod warnen, der sogleich über sie herzog wie eine dunkle große Wolke. Eine große Kirche mit einem verratzten alten Kirchturm läutete immer wieder die verbleibenden Stunden ein. Die Stunden, die die Dorfbewohner noch zu leben hätten kurz vor dem Auftun der Hölle – so der Aberglauben. Natürlich stimmte das nicht. Es war ein Dorf, wie jedes andere. Es gab keine Gespenster oder Todesflüche oder gar Vögel die eigentlich verwandelte Frauenseeln waren, nein natürlich nicht. Oder doch?
Die Wahrheit sah ein wenig düsterer aus.
Es begann vor zwanzig Jahren, als Alexander gerade volljährig geworden war, als Sohn des Grafen des Landes. Er trat seinen Rang an und nahm die Verpflichtung an, nach seinen Dörfern zu sehen. Ebenso heiratete er die holde Emalie von Rap die einen so süßen Mund hatte, das es Lieder über ihre Schönheit gab. Sie war so blass und fragil, dass sie als die perfekte Lady galt. Bereits in ihrem Jugendalter war sie beliebt in der Männerwelt als Heiratspartie, zumal ihre Familie viel Grund und Boden besaß und vor allem Mühlräder. Diese Mühlen und Getreidetürme gingen in den Besitz von Alexander über bei ihrer Hochzeit. Das junge Ehepaar war ein Jahr lang das glücklichste, das die Sonne gesehen hatte. Doch wie es kommen musste, wurde Emalie schwanger und ihr Bauch schwoll an zu einer gigantischen Größe. Dass sie Zwillinge erwartete war kein gutes Zeichen. Ihre zierliche Gestalt war viel zu klein für eine so schwere Geburt. Alexander dagegen gab ihr die Schuld daran schwanger geworden zu sein. Was fiel diesem Weib auch ein, eine Leibesfrucht zu empfangen? Dabei hatte er sie doch nur einmal unsittlich angerührt. Einmal zuviel? Nein. Niemals war es seine Schuld! Er wollte nicht verstehen, dass es seines war. Und so bildete er sich nach Wochen von Frust und Verzweiflung ein, es sei gar nicht seines, es war das eines geheimen Liebhabers. Doch ein Liebhaber war noch schlimmer! Wie konnte diese Hure ihn betrügen?! Diese hochschwangere verfluchte Lügnerin! Alexander verlor langsam den Verstand, je mehr er den dicken wachsenden Bauch seiner Frau betrachtete die augenscheinlich von einem anderen schwanger sein musste. Ihm würde so ein Fehler niemals passieren. Nein. So fing er an sie zu beschimpfen, ihr die Schuld zu geben, dass sie nun so fett sei und sterben würde. Sie würde ihn alleine zurück lassen in einer Welt, in der es nur Ratten, Arme und Krankheiten gab! Niemals konnte er ihr vergeben diesem Drecksstück! Irgendwann verlor er die Geduld mit ihr und bedrängte sie regelrecht ihm zu verraten wer ihr Liebhaber gewesen war von dem sie das Kind erwarte. Doch sie hob nur die Hände, weinend, schreiend, klagend, als er mit einem Stock auf sie losging um sie zur Ordnung zu züchtigen. Nein sie hatte keinen Liebhaber, schrie sie bitterlich und ging unter seinen Schlägen zu Boden. Oh doch. Sie hatte einen! Er wusste es. Ihr Bauch war der Beweis! Sie hatte rumgehurt dieses verdammte Drecksstück hatte ihn verraten! Lügnerin. Der Zorn und der Hass nahmen Überhand und brachten ihn dazu den Brieföffner zu nehmen, der im Wohnzimmer auf einem hübsch gearbeiteten Tisch lag, und ihn ihr in den Bauch zu rammen. Dunkles Blut quoll aus ihrem hübschen Mund und ihre Augen traten hervor. Aus ihrer Kehle kam ein Krächzen gefolgt von einem erstickenden Schluchzen. 'warum..' fragte sie sterbend und krallte sich an Alexander der sie mit kaltem Blick ansah. Warum? 'Weil du eine Hure bist und mich betrogen hast.' sagte er seelenlos und blickte in ihre schönen Augen, aus denen das Leben Stück für Stück wich. Als sie in seine Arme niedersank drückte er sie noch einmal an seine Brust und küsste ihren blutigen Mund. Sein Blick fiel auf den dicken Bauch, aus dem das Blut quoll. Er musste weg. Der Bauch war schuld! Er hatte sie umgebracht! Alexander griff nach einem Messer, nach einem Hammer, nach einer Axt, und zerhakte, zerlegte, zerteilte, zerfledderte das was von seiner Geliebten Emalie übrig war. Er riss sie in Stücke. Die schönen blassen Arme legte er auf seinen Tisch. Die Beine hielt er lange umschlungen bis er sie hübsch drapierte auf einen Schemel. Und schließlich nahm er ihren Kopf und schnitt ihm die Haare ab. Diese legte er in ein Buch und steckte es weg zu den anderen. In seinem Kopf tat er das einzig richtige. Er erlöste sie von ihrer Sünde. Sie hatte gesündigt gegen ihn. Ihre Schwangerschaft.. alles.. ihre Hurerei, sie war die Sünde. Sie musste getilgt werden vom Erdboden! Alexander griff in ihren aufgerissenen Torso, beide Hände vorraus, blutüberströmt bis zum Ellenbogen. Er grub in dem noch warmen Fleisch bis er fand was er suchte und so sehr hasste.. einen ungeborenen Fötus mit einer Missbildung an sich dran. Das war die Frucht der Sünde. Er spürte erneuten Zorn in sich. Soviel Zorn und er hatte nichts mehr womit er das Ding vernichten konnte. Er öffnete den Mund und biss hinein in das weiche ungeborene Fleisch und riss Stücke aus dem blutigen Stück Fleisch heraus. Spuckte sie aus. Es war widerlich und heiß. Ihm war schlecht vor Blut und Eingeweiden, die überall auf dem Boden verstreut lagen, zwischen seinen Ordnern und Heftern. Zwischen dem Whiskey und den antiken Büchern. Ein Schrei entwich seiner Kehle. Ein Schrei der nichts menschliches mehr hatte. Er war verrückt geworden. Seine geliebte zarte Frau, sie war tot. Der Tod hatte sie ihm entrissen. Eine Krähe klopfte an der großen Scheibe seines Wohnzimmers. Ihre Augen blitzten vor Blut auf. Er warf ein Buch gegen die Scheibe, sie zerbrach und bestückte ihn mit Scherben. Sie schnitten tief in sein Fleisch. Der Schmerz holte ihn ein Stück weit zurück in seiner Trance. Er hörte die Krähe sprechen 'warum. Warum hast du mich umgebracht Liebster?' krächzte sie schluchzend und flatterte ein Stück weit hinein ins Zimmer. Alexander erschreckte sich und trat zurück, dabei strauchelte er und fiel über die Überbleibsel seiner Frau. Er knallte in Scherben und stieß mit dem Kopf gegen seinen Schreibtisch. Der Spuck war nicht zuende. Der Krähe folgten noch weitere Krähen, sie alle kamen ein Stück hinein durch das zerschlagene Fenster und jede krallte sich ein Stück von dem zerfledderten Körper der noch so frisch und jungfräulich dalag. Sie piekten ihn leer und nagten an den Knochen. Alexander wurde von Habsucht und Wahn erfasst. Nein was taten sie da? Das war seine Frau! Seine Beine! Seine Arme! Nein! Diese verdammten Biester würden nicht seine Emalie fressen! Er schrie auf und schlug nach den gefiederten Tiere. Doch sie trugen die Teile davon im großen Schwarm. Nur ein Finger mit dem Ring ihrer Vermählung war ihm geblieben. Er steckte fest im Stuhl. Diesen Finger legte er in Alkohol ein und stellte ihn in einem Glas auf den Tisch. Dieser Finger erinnerte ihn immer daran, dass sie tot war. Und doch.. ein Teil seines Verstandes weigerte sich zu glauben, dass sie tot blieb. Er musste nur.. die Krähen finden und einen Körper herholen, der mit ihr beseelt werden konnte. Sie war in den Krähen. In ihren Schreien. Er würde sie wieder holen aus dem Reich der Toten. Denn sie konnte nicht tot sein. Sie war doch sein ein und alles. Liebe starb nicht. Sie war unsterblich. Also musste sie das auch sein. Er musste sie nur wieder zusammenflicken.. ja. Zusammenflicken.







Viele Jahre waren ins Land gezogen seitdem Emalie gestohlen worden war von den Krähen. Ihre Seele war in den flattrigen Gesellen, die immer zu über das Schloss krähten und mit ihren Flügeln den Himmel verfinstern konnten, soviele fanden sich zusammen. Der alleinstehende Graf war in sich zurückgezogen. Leere füllte seine schwere Brust. Nichts als Leere und der Wunsch etwas wiederzubeleben, was lange schon tot war. Aber wie? Wie hätte er einen Toten wiedererwecken können, der nicht einmal mehr einen eigenen Körper hatte? Es gab eine Möglichkeit. Er musste Emalie einfach einen neuen Körper geben. Er musste ihn den Krähen anbieten, damit sie ihn beseelen konnten, doch davor... ja davor musste er hergerichtet werden. Er sollte in genau jenem Zustand sein, in dem seine geliebte Emalie gewesen war. Fragil, leichenblass, schwach und mit Blut beschmiert, das ihr aus der Nase über die fahlen Wangen lief. Ach ja, und ihre schönen langen Beine.. wie glatt ihre Haut gewesen war als er sie umarmt hatte. Um die Erinnerungen die immer wieder aufstiegen zu verdrängen hatte er das Trinken angefangen. Whiskey war ein guter Stoff, wenn es darum ging die inneren Bilder zu verwischen. Und da war noch Radesch. Kein Jahr nach dem Ableben von Emalie, trat dieser merkwürdige Bursche in Alexanders Leben.
Ein riesiger Kerl, der jedem anderen mit seinem scheuslichen Aussehen das Fürchten gelehrt hätte, doch nicht so Alexander. Jener hatte ihn als kleinen Jungen verstört und halb tot gefunden in einem abgebrannten Haus. Scheinbar wurde er dort gelassen um zu verbrennen. Der junge Graf war zu jener Zeit gerade volljährig geworden und im Vollbesitz seiner gräflichen Privilegien. So hatte er kurzerhand beschlossen den verwahrlosten Jungen mitzunehmen, da er ihm eher vorkam wie ein verstörtes Tier. Warum sollte er ein wildes Tier nicht mitnehmen und zähmen, wenn es ihm vielleicht noch dienen konnte? Radesch stellte sich tatsächlich als halbes Tier heraus. Er sprach nicht, er schaute seltsam drein, seine Bewegungen waren unelegant und seine Kraft glich der eines Löwen. Sein Aussehen hatte mehr den Charakter einer Bestie. Bucklig, krumm, mit Ketten am Körper schlurfte er durch die Flure. Der Graf hatte recht schnell beschlossen dem Jungen zu zeigen, was er zu tun hatte. Er schien geradezu perfekt für diese Aufgabe zu sein. Stumpfsinnig, ohne Sinn für Menschlichkeit, stark wie ein Löwe und er stellte keine blöden Fragen. Alexander hatte eine kranke Vorliebe entwickelt, junge Mädchen aus dem Dorf anzulocken mit schönen Märchen über einen Schlosspark mit Blumen und einem schönen Prinzen, der sie heiraten wollen würde. Die Werbung war ganz einfach zu installieren gewesen, indem er ein paar Rosenhecken um seine Mauern pflanzte, die dem schaurigen dunklen Gebäude beinah etwas romantisches gaben. Das romantische an dem Ganzen war jedoch die Vorbereitung und die Herrichten der Damen für das bevorstehende Festmahl, welches sie mit dem Grafen vereinigen sollte, oder besser gesagt sie mit der Seele von Emalie, die nur dem Grafen gehörte. Die Herrichtung der Mädchen durch Radesch war eines der wenigen Dinge, die Alexanders Brust in heiße Wogen versetzen konnte. Ihre hellen Schreie und ihr Weinen, ihr Flehen, wenn der Bluthund ihnen die Arme auskugelte oder ihre Gliedmaßen asymmetrisch abschnitt – das war die wahre Musik, die sein Herz zum erblühen brachte. Oh Emalie. Wie nah sie ihm dann jedesmal war. Doch so sehr er auch wollte, konnte er den Vorbereitungen nie zusehen. Sie waren viel zu plastisch und das viele Blut war so schmutzig, so schmutzig wie die Sünde, die sie einst begangen hatte. Nein, viel lieber wollte er seine süße Emalie in ihren hellen Stimmen hören. Erst wenn sie anfingen zu krächzen wie die Krähen, waren sie bereit nach draußen in den Schlossgarten zu kommen. Dort wartete stets eine Heerschar von dunklen Vögeln auf ihr warmes Fressen..

Radesch



Alter: 28
Größe: 2,09m (geht meist leicht vorgebeugt, erscheint daher eher wie 1,95m)
Augenfarbe: leicht gelblich mit hellgrünem Irisrand
Haarfarbe: schlohweiß

Sonstige Körpermerkmale:
- schlurfender Gang, hebt selten die Füße vernünftig
- unnatürlich kräftig
- sein kompletter Rücken sowie auch sein rechter Arm sind von schweren Brandnarben übersät
- im Gesicht hat er ein paar feine weiße Narben, eher wie kleine Kratzer, hat diese auch an den Händen und Füßen
- verteilt hier und da diverse Narben am ganzen Körper
- eher bleiche Haut, wenn er still liegt und nicht atmet könnte man ihn für bereits verstorben halten
- hat im linken und rechten Oberarm zwei Bullenring große Metallringe die durch Haut und Fleisch getrieben wurden, ebenso hatte er ursprünglich vier davon auf dem Rücken (eine unschöne Narbe zeigt, dass einer herausgerissen wurde) und je einen in Waden und Oberschenkelseiten; von ihnen hängen alte Kettenstücke, teilweise schon leicht rostig, scheinen ihn doch nicht weiter zu stören

Vorlieben:
- mag Pflanzen und Tiere besonders
- Stille ist quasi sein bester Freund
- der Graf, weil er ihm sein Leben schuldig ist und er ihn gut behandelt

Abneigungen:
- hasst Lärm, laute Geräusche treiben ihn in Verzweiflung und blinde Wutausbrüche
- Menschen, sie tun ihm sowieso nur weh
- wenn man Tieren oder seinen Pflanzen was antut, da reicht es schon aufs falsche Blümchen zu treten
- Bestrafungen vom Grafen, wenn er Fehler macht

Charakter:
- etwas langsam, aber nicht dumm
- sanftmütig (zumindest zu Pflanzen und Tieren)
- loyal
- neigt zu Raserei, wenn ihn etwas aufregt
- leicht neurotisch

Name: Leigh Allard Windsor der 2.
Alter: 22
Größe: 1,80 m
Augenfarbe: helles Braun
Haarfarbe: schwarz wie die Nacht
sonstiges: eine Narbe an der linken Augenbraue

Aussehen:


Familie:
Mutter 42 Golda und Vater 48 Allard
Bruder 26 Alwyn
Bruder 21 Ryley
Schwester 11 Joana: Sie ist mit einer Krankheit auf die Welt gekommen, die sie kaum wachsen ließ und jeden Schub den sie tat, ließ ihre Knochen vor allem im Rücken leicht deformiert zurück, die Ärzte die sie untersucht hatten, gaben ihr nicht mehr lange, da die Deformierung sich auch auf ihren Brustkorb auswirkten und dadurch ihre Organe beeinträchtigten.
Zwillinge 5 Kacie/Riya
Vorlieben:
spielt gern mit seinen jüngeren Geschwistern und passt auf sie auf
Schwertkämpfe mit seinen Brüdern
liest seiner Schwester gerne vor, wenn sie wieder im Bett liegen muss
Abneigungen:
mag Leute nicht, die andere aufgrund ihres Aussehens verurteilen
Überheblichkeit
Ungerechtigkeit
Character: hilfsbereit, familienbewusst, mutig

Vorgeschichte:

Leigh hatte Barmwich schon einmal betreten als er 16 gewesen war. Damals war er mit seinem Vater durch das Dorf geritten und hatte dort für ihre Reise ein paar Besorgungen gemacht. Während er draußen bei den Pferden wartete, sah er wie ein Mann in gebückter Haltung mit Steinen beworfen wurde. Es erinnerte ihn an das Leiden seiner kleinen Schwester, auch wenn dieser Mann sicher nicht das selbe hatte. Dennoch ging er dazwischen und bekam einen Stein ins Gesicht, wodurch er seine Narbe davon trug. Die Kinder und Jugendlichen, waren direkt weg gelaufen und sein Vater hatte ihn, weil er blutete sofort von dort weg gezogen und zu einem Arzt gebracht. Dieser nähte ihm die Wunde, aber die Narbe blieb ihm erhalten.

In den nächsten Jahren ging es seiner Schwester Joana immer schlechter. Die Reise, die er mit seinem Vater gemacht hatte, hatte keine Früchte getragen, weshalb sie nun zusehen durften, wie sie dahin vegetierte und sie vermutlich sterben würde. Die Zwillinge verbrachten viel Zeit mit ihr und versuchten sie auf andere Gedanken zu bringen. Und das obwohl sie selber nicht verstanden, was mit ihr geschah. Alwyn heiratete vor einem Jahr und würde vermutlich Zeitnah das Anwesen übernehmen, während seine Eltern sich zurück ziehen und zur Ruhe setzen würden. Nicht das sie ausziehen würden. Nein. Sie würden sich nur in einen anderen Teil des Anwesens zurück ziehen. Dort würden sie die restliche Zeit die sie mit Joana noch hatten genießen. Den Hauptteil würden sie Alwyn und seiner Frau überlassen und den Kindern, die sie bekommen würden. Ryley hatte es nicht ertragen, das Schicksal seiner Schwester mit anzusehen und war ausgezogen in die Welt. Wollte sich als Ritter versuchen. Leigh hingegen wusste nicht was er tun wollte.

Als es Joana immer schlechter ging, entschied er jedoch, noch einmal auszuziehen und zu versuchen einen Heiler zu finden, der ihr vielleicht helfen konnte. Auch wenn alle glaubten, das es unmöglich wäre, einen zu finden. Es war traurig. Sie hatten so viel Geld, aber nicht einmal dieses konnte ihnen in dieser verfluchten Situation helfen. Er sattelte sein Pferd und verabschiedete sich von allen. Seine Reise brachte ihn nach ein paar Wochen wieder an Barmwich vorbei, wo er sich entschied Rast zu machen. Dieses Mal war es sehr viel später, als das eine Mal mit seinem Vater, weshalb er sich für eine Übernachtung im hiesigen Gasthaus zum goldenen Bären entschied. Während er dort aß bekam er vom Nachbars-Tisch die schlimmsten Schauergeschichten mit. Neugierig hörte er dem ganzen zu, da er nichts weiter zu tun hatte und trank langsam von dem Met, den er bestellt hatte. Die Männer die dort saßen, taten es als eine Schauergeschichte und als Märchen ab, aber war dies wirklich der Fall? Für einen kurzen Moment trat seine Schwester, seine Familie in den Hintergrund. Es verschwanden Frauen. Und so wie es den Anschein machte, wollte sich niemand diesem Verschwinden annehmen. Niemand suchte nach ihnen oder versuchte heraus zu finden, was passierte. Sie ließen die jungen Frauen im Stich, weil sie Angst hatten, das die Geschichten wahr sein könnten.

Am nächsten Tag machte er sich auf den Weg. Er stieg auf sein Pferd und fragte jemanden in welche Richtung denn das angebliche Schloss gelegen sein sollte und ritt trotz Warnungen los in diese Richtung. Er irrte für Stunden in einem dichten Wald umher und als er abstieg, um etwas an einem Bach zu trinken, stieg sein Pferd panisch und riss sich los. Etwas hatte es erschreckt und nun stand er ohne Pferd dar. Nicht einmal Proviant hatte er mehr, oder Geld. Dies alles hatte er in der Satteltasche des Pferdes verstaut. Zu Fuß machte er sich nun auf die Suche und hoffte entweder das Schloss oder zum Barmwich zurück zu finden.

Radesch, des Grafen Bluthund saß im Garten. Sein zusätzlicher Titel gefiel ihm nicht besonders. Nicht, wenn es die Menschen aus dem Dorf sagten. Sie zischten es, wie Schlangen vor sich her. Tuschelten und Flüsterten noch andere schlimme Namen, die ihm nicht gefielen.
Seine vernarbten und von schwerer Arbeit zeugenden Finger strichen sacht über ein Federkleid. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, auf keinen bestimmten Punkt. So oft es ging saß er hier draußen, wenn es die Zeit die ihm außerhalb seiner Verpflichtungen blieb es ihm erlaubte. Hier draußen war es totenstill. Er schien auf etwas zu warten. Dann hörte er das Flattern in seiner nähe am kargen Baum, der mitten im Garten stand. Uralt und knorrig ragten die dürren Äste in den Himmel. Der Baum machte ihm sorgen. Seid er hier war, war noch keine Zeit vergangen in der er endlich Blätter trug. Er pflegte ihn gut und um ihn gediehen die Blumen, aber den Baum konnte er nicht retten. Sein verschwommener Blick klärte sich und er blickte zu der Krähe, die sich auf einen Ast gesetzt hatte.
Sie stieß ein heißeres Krächzen aus. Es klang ein wenig vorwurfsvoll und kurz darauf fing er an zu summen. Leise nur, kaum ein Hauch, doch die Melodie ließ den krächzenden Vogel verstummen und lauschen.

"...schlaf gut mein kleines hoch oben im baum... der wind schaukelt äste wie im süßen traum... doch wenn sie dann brechen dann stürzt du hinab... stürzt hinab in dein kaltes grab..."

Seine Stimme war leise, fast schon angenehm. Wenn es auch immer ein wenig seltsam wirkte, wenn er nicht bloß summte. Doch singen, war etwas, dass er nur hier draußen tat. Nur für sie, die sich jetzt bis sein Lied geendet hatte zu aber hunderten im Baum sammelten. Es sah aus als würde er endlich Blätter tragen. Schwarze Blätter aus glänzendem Gefieder. Seine Finger strichen noch immer über den Vogel in seinen großen Händen. Der Kopf hing schlaff herunter. Er war tot. Er hatte ihn am Morgen gefunden, als er hinaus in den Garten ging. Immer wieder fand er tote Krähen, es war keine Seltenheit und fast schon wie ein regelmäßiges Ritual, dass er sie aufhob. Vorsichtig, als wären sie noch lebendig und mit ihnen sprach. Was er sagte war meist nicht zu verstehen, aber es schien als würde er versuchen sie zu beruhigen. Danach ging er jedesmal zur Bank vor dem Baum setzte sich und wartete auf den ersten schwarzen Vogel. Er sang für sie und holte ein kleines seidenes Band aus seiner Tasche.
"...wird Zeit...", sagte er leise und legte den toten Vogel nun auf seinen Schoß und knotete das Band fest um die dürren Beinchen des Tiers.
Dann stand er auf und band es an einen der untersten Äste des Baums. Duzende von ihren Gebeinen hingen hier. Manche noch nicht einmal ganz verwest, andere schon so verdorrt, dass wenn der Wind hindurch blies und sie aneinander schlugen, es klang wie ein leises klackerndes Windspiel.
Sacht spreizte er mit Daumen und Zeigefinger die Flügel des falsch rum hängenden toten Vogels und lächelte.
"...Krähen singen jetzt...", sagte er und kaum dass er das gesagt hatte brandete lautes Gekrächze bei den Vögeln im Baum auf.
Er verließ den Garten durch eine niedriger, über eine kleine steinerne Treppe zu erreichende Holztür mit metallenen Beschlägen. Radesch bückte sich durch fast jede Tür. Schon als Kind war er riesig gewesen, doch jetzt. Allerdings ging er immer leicht vorn übergebeugt. Er hatte es nicht anders gelernt, schon damals, schalt man ihn, wenn er sich gerade hinstellte. Er wirke unnormal, hat man gesagt. Er solle sich kleiner machen.
"...tiefer... runter...", schnaufte er verärgert.
Und wischte mit der Hand über die Seite seines Gesichts, als würde er eine Fliege verjagen. Doch es wirkte eher als hätte er sich vor einem Schlag geduckt, den ihm seine Erinnerung zu bildlich dargestellt hatte.
"...nicht in die Augen sehen...", fluchte er jetzt leise.
Seine schlurfenden Schritte hallten durch den dunklen Gang den er entlang ging und der immer tiefer in ein Gewölbe führte. Hier unten gab es tatsächlich ein richtiges Schlossverließ und einige geräumige Kammer. Er kannte den Weg durch die, einem Labyrinth nicht unähnlichen Tunnel. Sicher war sein Schritt, denn in den Tunneln gab es kein Licht, doch er fand seinen Weg immer. Er öffnete eine metallene Tür. Sie ächzte in ihren Angeln und er nahm eine Fackel von der Wand und entzündete diese mit einer kleinen Zunderbüchse die darunter hing. Ein Geräusch war vom Tisch in der Mitte zu hören. Doch er achtete nicht darauf. Langsam machte er die Runde durch den Raum und entzündete noch drei weitere Fackeln. Wieder das Geräusch.
"Scht...", zischte er ohne sich dem Tisch zu zu wenden.
"...hmpf...", machte es vom Tisch als Antwort.
"...noch nicht... aber bald... kann der Vogel singen...", sagte er leise und sein Blick fiel auf eine Art metallenen Trichter an der Decke, fast mittig über dem Tisch.
Er wandte den Blick wieder ab und kam zum Tisch. Eine junge Frau lag darauf. Mit Metallschellen an Armen beinen und Taille an den Tisch gefesselt. Ihr Kopf lag zwischen einer Vorrichtung die wie ein Schraubstock wirkte. Und nun versuchte sie zu schreien durch den Knebel. Radesch seufzte und schüttelte den Kopf. Er legte besorgt einen Finger an seine Lippen.
"Scht...", machte er erneut, als würde es helfen.
Nie half es. Weil ihn auch nie jemand ernst nahm. Er konnte gar nicht nachvollziehen warum. Vorsichtig drehte er an einer Kurbel, an der Seite des Tisches und die Holzblöcke links und rechts vom Kopf der jungen Frau rückten näher zusammen mit einem leise knarzenden Geräusch.
Jetzt fing sie an wie wild zu zappeln und ihn flehend an zu starren.
"...hmmmm hm hm...", machte sie und nickte ein paar mal heftig.
Radesch schüttelte den Kopf.
"...nein... darf nicht mit den Vögelchen reden...", sagte er als hätte er sie verstanden.
Vielleicht war es auch nur ein geübtes Gehör, dass er mittlerweile verstand, was die jungen Dinger alles in den Stoff des Knebels sabberten.
"Hmpf!", machte es energischer.
Unbeirrt drehte er an der Kurbel und die Holzblöcke berührten nun schon leicht ihre Schläfen. Dann machte er einen Fehler. Er sah ihr in die Augen. Nur kurz. Etwas wie Mitleid, trat in sein Gesicht. Seine große hand griff über sie hinweg und zog den Knebel aus ihrem Mund.
"...bitte... bitte... lass mich gehen...", flehte sie ihn an, appellierte an das kleine Fünkchen, dass sie glaubte gerade gesehen zu haben.
Radesch betrachtete sie, sie war blass, dünn, vielleicht ein wenig zu rundlich, oben herum. Auf den Bildern, hatte die das bei der Herrin anders aus gesehen. Doch an sich, glich sie ihr schon ein klein wenig. Doch da gab es noch diesen Makel. Ihr Haar stimmte nicht. Dem Herrn würde es nicht gefallen, wenn das Haar nicht die richtige Farbe hatte. Und es war dreckig.
"Still... wenn still hält kann es singen...", sagte Radesch und deutete auf die Kurbel um ihr klar zu machen, dass er ansonsten nochmal daran drehen würde.
"...o...oh...ja...ja... ist gut...", wimmerte sie und nickte.
Offenbar dachte sie er würde ihr sonst den Schädel damit zerquetschen. Stattdessen zog er am Kopfende des Tisches einen Bottich Wasser heran und einen Schemel auf den er sich setzte. Mit einer Kelle hob er Wasser aus dem Eimer.
"Was ist das...? Säure... ätzt du mir das Gesicht weg?!", keuchte sie erschrocken als sie das leise Plätschern hörte.
"Scht!", fauchte er jetzt etwas energischer.
Sie sprach zu laut, das konnte er nicht leiden. Dann kippte er das Wasser vorsichtig über ihren Kopf und sie schrie spitz auf. Radesch verzog das Gesicht und runzelte die Stirn.
"Wenn nicht still... mach ich still...", funkelte er sie nun grummelnd an.
Als die Dame feststellte, dass gar nichts schlimmes passiert war, war sie wirklich zunächst ruhig und schien etwas perplex, als Radesch anfing ihr vorsichtig die Haare zu Waschen. Er benutzte sogar Lotion und kämmte jeden Knoten heraus. Dann griff er sich eine Flasche mit einem Färbemittel, dass er beim Apotheker in im Dorf kaufte, wenn sein Herr ihn dort hin schickte. Er bestrich ihr Haar sorgfältig damit und beobachtete wie das dunkle blond sich schwarz zu färben begann. Zufrieden lächelte er. Die ganze Prozedur dauerte eine Weile doch am Ende war er mit dem Ergebnis recht zufrieden und stellte Eimer und Schemel beiseite. Waschen müsste er sie auch noch. Doch das wäre zu diesem Zeitpunkt völlig überflüssig.
"..wieso...tust du das...", wimmerte sie unter tränen immer wieder, doch erhielt keine Antwort.
Radesch ging zu einer Halterung an der Wand und griff nach einem Beil. Er wog es in der Hand und drehte sich wieder zu ihr um.
"...nein... bitte...", jammerte sie.
"Was hab ich denn verbrochen..."
"Scht....", machte er erneut und ging zum Tisch hinüber.
Ohne noch eine Vorwarnung holte er aus und die scharfe Klinge durchtrennte sauber den rechten Oberarm. Jetzt schrie sie und Radesch fing an laut zu summen um in seinen Ohren das Geräusch zu übertönen. Er hasste es wenn sie für den Herren sangen, aber er wusste das es ihm gefiel. Er selbst bekam davon immer nur Kopfschmerzen.
Blut strömte über die Tischkannte und tropfte, wie Regen aus der Rinne auf den Boden. Er schob den abgetrennten Arm ein wenig beiseite, der schlaff in der metallenen Felles steckte und betrachtete den Schnitt. Dann nahm er eine der Fackeln die er entzündet hatte und brannte die Wunde aus. Der Herr würde wütend werden wenn zu viel Saft aus ihr flösse.
Die junge Frau brüllte als würde man sie am Spieß braten und er wandte sich dem anderen Arm zu. Er wiederholte hier die Prozedur. Für die Beine würde er mehr als einen Schlag benötigen, wenn er hier ebenfalls das Handbeil verwendete. Ein Surren durch die Luft, noch eines und noch eines, ein Zerren und Rütteln und der Schenkel war durchtrennt. Ein wenig unsauber, wie er fand. Nicht sein bestes Werk. Die Haut war ihm ein wenig gerissen, als das Beil kurz im festeren Oberschenkelknochen stecken geblieben war, Doch das würde keine Rolle spielen, wenn er die Wunde ausbrannte was er auch sogleich tat.
Das Schreien wurde leiser und er sah auf. Ihre Augen verdrehten sich in den Augenhöhlen. Schmerz und Schock wollten sie in süße Bewusstlosigkeit hüllen. Er reagierte sofort und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
"...nicht schlafen jetzt... nicht Zeit dafür...", sagte er und sie blinzelte ihn aus verweinten Augen an.
"...nur noch eins...", versprach er zärtlich und strich über ihre gerötete Wange dann machte er sich ans Werk.

Leigh war nun schon seit Stunden unterwegs und irrte im Wald umher. Nachdem sein Pferd gescheut hatte, hatte er noch versucht, dieses wieder zu finden und war dessen Spur eine Weile gefolgt.
Aber er war nun nicht der beste Fährtenleser und hatte sich nun noch tiefer im Wald verlaufen.
Und das Pferd hatte er auch nicht gefunden. Mittlerweile war es schon am dämmern und er wusste, wenn es erst einmal dunkel wurde, würde er erst recht nicht mehr aus dem Wald heraus finden.
Er sah hinauf, aber durch das Blätterdach kam nur wenig Licht. Es war zu dicht und wenn die Sonne noch weiter unterging, wäre es hier noch früher dunkel, als außerhalb des Waldes.
Kurz überlegte er, was er nun tun sollte und zog dann sein Messer aus dem Stiefel.
Mit diesem ritzte er ein X in den nächst stehenden Baum und suchte sich eine Richtung aus in die er gehen würde. Immer wenn er einen Baum rechts von sich hatte, machte er ein X in den Stamm von diesem und lief weiter.
Die Dunkelheit nahm jedoch so stark zu, das er es nur mit Vorsicht wagte weiter zu gehen, bis er unter einem Baum stoppte und sich unter diesen hockte.
Wenn er weiter ging, dann würde er sich vermutlich weh tun oder vielleicht unbedarft einem wilden Tier begegnen oder, wenn er es in die Richtung des Dorfes schaffte, vielleicht in eine Falle hinein laufen.
Das konnte er sich nicht leisten, weshalb er sich entschloss hier zu warten, bis es wieder ein wenig heller wurde.
Müde rieb er sich über seinen leeren Magen und fragte sich, ob er nicht vielleicht einen Fehler gemacht hatte, heraus finden zu wollen, was in dem Schloss passierte.
Dann schüttelte er jedoch den Kopf. Nein. Er hatte keinen Fehler gemacht. Diese jungen Frauen hatten es verdient, das es jemand heraus fand, was mit ihnen geschah.
Als der Morgen anbrach und es langsam heller wurde, wartete er, das seine Augen sich an das Licht gewöhnten und er wieder einigermaßen sehen konnte.
Dann machte er sich wieder auf den Weg und ritzte jeden weiteren Baum mit einem X ein.
Auf diese Weise kam er, als schon bestimmt Mittagszeit war, da die Sonne hoch am Himmel stand, am Schloss an und spürte wie sein Herz wie wild klopfte.
Er hatte es geschafft. Er war an seinem Ziel angekommen. Obwohl er gerade tatsächlich lieber im Dorf angekommen wäre, um sich neu auszurüsten.
Er war müde und erschöpft und vor allem war er hungrig. Egal was ihn dort im Schloss erwartete, so stellte er sich diesem ziemlich bloß entgegen.
Er hatte nichts, außer seinem Messer.
Aber wenn er jetzt einen Rückzieher machte, wer wusste schon, ob dann nicht noch eine weitere Frau verschwand. Denn scheinbar fand derjenige, der sie verschleppte ohne Probleme hier her.
Er atmete einmal tief ein und festigte seinen Griff um das Messer, bevor er anfing einen Eingang ins Schloss zu suchen.
Er fand ein großes Tor, welches zu seinem Glück nicht verschlossen war und öffnete dieses quietschend.
Das nasse Wetter hatte es wohl rostig werden lassen und scheinbar kümmerte sich niemand darum. Deswegen öffnete er es nur einen Spalt breit und schlüpfte durch diesen hinein.
Mittlerweile hatte sein Herz eine beunruhigende Schlaganzahl erreicht und ihm wurde ein wenig flau. Als er sich dem alten Gemäuer näherte hörte er leise Schreie, die durch die Wände hallte.
War das etwa eine der jungen Frauen? Beherzt rannte er zum Tor des Schlosses und öffnete auch dieses nur einen Spalt, bevor er hinein schlüpfte und durch die Gänge rannte.
Er versuchte durch die Schreie heraus zu finden, wo sie sich befand, aber sie wurden nach einiger Zeit leiser, bis sie nicht mehr vorhanden waren. Dadurch verirrte er sich in den Gängen und kam vermutlich zum 20sten Mal am selben Wandteppich vorbei.

IN THE DARKNESS I WISHED TO BE FORSAKEN, BENEATH THE LIGHTS I WISH TO BE REBORN.

|| Name: Darken Rahl
Alter: unbekannt
Größe: 1,85 m
Augenfarbe: Blutunterlaufenes Gelb
Haarfarbe: Stumpfes Rotblond
Beruf: Nekromant, Totengräber, Leichenfledderer

|| Sonstige Körpermerkmale:
- ist stets in einen bodenlangen, schwarzen Mantel gehüllt
- auf der leichenblassen Haut sind zahlreiche eingebrannte sowie eintätowierte Runen zu sehen
- der Körper ist glatt und geschmeidig, beinahe wachsartig wie der einer Wasserleiche
- es befindet sich kaum ein Haar unterhalb seines Hauptes auf dem schlanken Leib

|| Vorlieben:
- die Stille der Toten
- die Farbe und Wärme von reinem Blut auf seiner Haut
- das Flüstern der Verstorbenen im aufziehenden Wind

|| Abneigungen:
- greller Sonnenschein, da schmerzhaft auf seiner empfindsamen Haut
- Kinderlachen und sonstige Bekundungen der Glückseligkeit
- alkoholische Getränke, die den Verstand trüben

|| Charakter:
- selbstgefällig, herrschsüchtig, reizbar

|| Biografie:
Es donnerte als die Kirchenglocke zwölf Uhr schlug. Der dumpfe Gong übertönte das Donnern nur schwach. Regen prasselte auf die Dachziegeln des Glockenturms, der meterhoch in den Himmel ragte und mit seiner Spitze die graue Wolkendecke zu zerreißen schien. Himmel und Hölle tobten bei der Geburtsstunde des verfluchten Balgs, das die verdorbene Frucht eines Priesters und einer Dienstmagd war.

Das junge Ding, kaum älter als elf Winter, starb bei der grausamen Geburt, die ein immenser Kraftakt für den fragilen Körper gewesen war. Tatsächlich zerbrach sie an den Anstrengungen und an der Gewalt, die der Säugling ihr antat, während er aus ihrem geschändeten Leib kroch, gar aus ihr herausbrach wie eine Made aus der nässenden Wunde. Es musste wahrlich die Strafe Gottes gewesen sein für die Unzucht, die sie mit dem Dorfpriester getrieben hatte. Dabei war es nicht einmal ihr Wille gewesen, sich dem Pfarrer zu öffnen. Dennoch war sie die Sünderin, da sie mit ihrem Liebreiz den gottesfürchtigen Mann zu einer Schandtat verleitet hatte. Voller Zorn tat sich das Firmament über ihr auf und schleuderte ihr die göttliche Wut entgegen, während sie unter Schmerzen und Tränen einen Jungen gebar, der bereits als die Brut Satans verschrien wurde, noch bevor er das Licht der Welt erblickt hatte. Zwischen Stroh und Mist brach er aus ihrem winzigen Schoß heraus - ein blutiger Fleischklumpen, der von den Totgeburten der Säue kaum zu unterscheiden war. Kein Schrei drang aus der bleichen Kehle des Frühgeborenen. Keine Regung war zu sehen. Kein einziges Lebenszeichen. Und doch setzte er sich durch, denn das Leben fand immer einen Weg. Selbst in der dunkelsten Stunde. Der Bastard wollte leben, ganz gleich zu welchem Preis. Denn er hatte eine Aufgabe zu erfüllen… Mit soeben erwachten Kräften kroch er an die volle Brust der toten Mutter heran und trank begierig, was jene zu geben hatte.

Doch die Vorräte waren kläglich. Schon bald hatte er sie leer gesaugt. Was blieb, waren die Zitzen der Tiere im Stall. So überlebte er die ersten Tage, bis ihn schließlich eine Dienerin des Fürsten entdeckte und vor lauter überquellender Mutterliebe den Säugling an sich nahm. Der Fürst, welcher zur Beichte beim Priester war, ahnte zu diesem Zeitpunkt nichts von dem Maul, das er zusätzlich würde stopfen müssen.

In der Obhut der Küchenmagd, die seit Langem einen unerfüllten Kinderwunsch hegte, schien es als könnte ihm nichts und niemand etwas anhaben. Sie beschützte ihn mit der Inbrunst einer Löwenmutter. Nicht einmal seine eigenartige Verhaltensweise konnte sie davon abhalten, ihn mit ihrer Liebe zu überschütten. Es kam ihr zwar seltsam vor, dass der Junge sich zu allem, was tot war, hingezogen fühlte, dennoch wurde sie nicht müde, in ihm ein Geschenk Gottes zu sehen. Sie zog ihn in der Vorratskammer auf, die eine kleine Nische im feuchten Gemäuer besaß, in der sie ihn verstecken konnte, wenn sie zu arbeiten hatte. Weil er die Erfüllung ihrer Träume war, gab sie ihm den Namen "Gabriel".

Als Gabriel 12 Jahre alt war, starb seine Ziehmutter an Tuberkulose. Gleichermaßen erfüllt mit Trauer und Faszination beherbergte er sie im Keller, weil er die ehrgeizige Absicht hegte, sie wiederzubeleben. Derweil hatte der Fürst Gefallen an dem wohlgeratenen Jüngling gefunden, weshalb er dessen Gegenwart in seiner Burg duldete. Aber auch diese Großzügigkeit hatte ihren Preis…

Die Jahre zogen ins Land und der anfängliche Bengel entwickelte sich zu einem stattlichen Mann, der durchaus Anklang bei seinen Mitmenschen fand. Doch das Leben als solches interessierte ihn nicht sonderlich. Stattdessen war er fasziniert vom Tod und von den Möglichkeiten, jenen zu überlisten. Daher kam es ihm gerade recht, dass der Fürst nach einem Totengräber suchte, da der Alte den Dienst quittiert hatte. Fürst Stannis hatte durchaus etwas übrig für den charismatischen jungen Mann, weshalb er ihn mit seiner Bitte nicht fort schickte, sondern diesem die ehrenvolle Aufgabe des Totengräbers übertrug. Es folgten Zeiten des Experimentierens und Staunens. Er lernte Dinge, von denen niemand zu träumen gewagt hätte. Schon bald sah er sich als Künstler der Toten. Als Stimme aus dem Jenseits. Er vermittelte zwischen Leben und Tod. Überbrachte Botschaften aus dem Totenreich sowie aus der Welt der Lebenden. Doch sein größtes Werk war die Erschaffung eines lebenden Toten. Nicht vielen gelang dieses Wunder. Wer sich aber in der Kunst der Nekromantie als auch der Anatomie verstand, der vermochte Großes zu leisten. Nicht selten werden magische Fähigkeiten benötigt, um einen Geist, der zwischen den Dimensionen wandelte, in das Hier und Jetzt zurück zu holen und mit einem Körper zu verschmelzen. Die Arbeit mit den Toten als auch das Wirken von schwarzer Magie forderte einen Tribut. Wer die Gesetze der Natur brach, musste einen Preis bezahlen. In Gabriels Fall war es seine Lebenskraft. Der Tod zehrte an ihm wie ein nagender Zahn, der viel nahm, aber nicht zu viel, damit sein Wirt am Leben blieb. So kam es, dass seine einstige Schönheit einer Fratze wich, die gezeichnet war vom Wahnsinn, der mit der Totenbeschwörung einher kam.

Im Alter von zwanzig Jahren gab er sich selbst den Namen "Darken Rahl", was eine Kombination aus dem Vornamen des ersten bekannten Nekromanten und dem Nachnamen des berühmtesten Serienmörders in der menschlichen Geschichte war. Innerhalb kürzester Zeit wurde Darken als Meister seines Fachgebiets bekannt. Seine erste Schöpfung, Helebore, ist ihm seit jeher ein treuer Begleiter.

|| Definition: Die Nekromantie ist eine Kunst, die von so genannten Hexenmeistern ausgeübt wird und bei der die Zukunft durch sprechen mit den Toten vorausgesagt wird.
Der Beschwörer muss dafür jahrzehntelang lernen, Entbehrungen auf sich nehmen und Versuche unternehmen, bis er ein erfahrener Nekromant wird.
Eine Grundvoraussetzung dafür ist eine lange Fastenzeit, bei dem der Körper von allen Schlacken befreit wird, damit der Geist eines Verstorbenen eintreten kann. Meistens muss sich der Meister irgendwo einschließen, wo er ganz allein ist oder er zieht sich in die Wildnis zurück. Nur so kann der Geist, den er ruft, nicht von der Gegenwart anderer Sterblicher abgelenkt werden. Der Beschwörer kann dabei den Rauch eines kleinen Feuers zu Hilfe nehmen, das er aus magischen Kräutern und Blättern entfacht.
Der Toten- oder Geisterbeschwörer muss den gewünschten Geist mehrfach herbei rufen, bis er eine Antwort bekommt. Er wird ihm dann wie im Traum antworten mit einer Stimme, die aus dem Geist des Beschwörers selbst zu kommen scheint, oder mit Gemurmel aus dem Rauch auf den sich der Meister konzentriert hat. Manchmal gibt der Geist seine Antwort durch ein unerwartetes Medium wie z.B. einem Baum oder einem Tier.
Gibt es überhaupt eine Antwort von einem Geist, dann geschieht dies in so vagen und allgemeinen Aussagen, dass nur der Geisterbeschwörer die Bedeutung daraus erkennen kann.
Eine höhere Form der Nekromantie besteht in der Auferstehung eines Verstorbenen, um mit ihm zu reden [Auszug aus dem Buch des Nemeton].

Name: Helebore
Alter: 16 Jahre
Größe: 1,60 m
Augenfarbe: Mattes Grau ohne jegliches Leuchten
Haarfarbe: Blütenreines Weiß
Sonstiges: Diener des Nekromanten




Name: Elixier
Rasse: Schattenhund
Augenfarbe: Leuchtendes Rot
Fellfarbe: Glänzendes Nachtschwarz
Sonstiges: Wächter des Nekromanten

Der süßliche Geruch nach Verwesung waberte durch den Raum wie ein lockender Duft, der die Kreaturen der Nacht aus ihren Verstecken holen wollte. Neben den Ratten der Kanalisation hatte sich ein weiteres Geschöpf an den Leichentisch der Krypta gesellt. Es war wohl das abscheulichste Geschöpf von allen, denn es spielte mit Leben und Tod wie ein trotziges Kind, das keine Regeln achten wollte. Noch weniger fragte es seine Opfer, ob sie Teil seiner Experimente sein wollten. Ebenso wenig respektierte es die ewige Ruhe der Toten. Viel eher drängte es den Lebenden und den Toten seinen Willen auf, zwang sie zu unnatürlichen Aktivitäten und zu einem noch unnatürlicheren Dasein. Sein neustes Opfer war die Witwe Amara, die niemand betrauern würde. Denn es gab keine Familienangehörigen, die sich um eine Beerdigung, geschweige denn um eine Trauerfeier kümmern konnten. Sie war vollkommen allein. Doch jetzt war sie nicht mehr allein. Sie hatte eine Menge Gesellschaft. Mehr als zu Lebzeiten. Da waren die Ratten, die um die Tischbeine huschten wie gespenstische Schatten, stets auf der Suche nach etwas Essbarem wie Fleisch, das beim Sezieren vom Tisch fiel. Elixier, der dämonenhafte Hund, war da - regungslos wie ein eiserner Wächter mit glühenden Augen in der hintersten Ecke. Und Helebore. Der eifrige Diener des Totenbeschwörers - eine abgrundtief hässliche Gestalt, mehrfach zusammengeflickt und mit dem sehnsüchtigen Wunsch beseelt, seinem trostlosen Dasein ein Ende zu bereiten. Nicht einmal das war ihm gegönnt. Stattdessen wurde er mühselig am Leben gehalten wie eine verdorrte Pflanze, die mit Dünger überschüttet wurde in dem aberwitzigen Glauben, ihr somit etwas Gutes zu tun. Es gab keine einzige Freude in seinem künstlich aufrecht erhaltenem Leben. Bloß die starke Sehnsucht nach dem Tod. Einst, vor langer Zeit, war er gestorben. Wer er gewesen war und was ihn getötet hatte, vermochte er bis heute nicht zu sagen. Er wusste bloß eines; dass man ihn gegen seinen Willen zurück geholt hatte. Seit dem war er dazu verdammt, seinem dunklen Herrn zu dienen. Er tat es ohne Widerworte. Was blieb ihm auch anderes übrig? Wenn er sich weigerte, wurde er bestraft. Weil er Schmerzen nicht mochte, führte er jeden Befehl seines Meisters nach bestem Gewissen aus. So auch jetzt, indem er dem Leichenfledderer beim Einbalsamieren assistierte. Dabei brachte er nicht einmal ansatzweise dieselbe Hingabe auf wie sein Herr, der ganz und gar in seinem Element war, sobald er seinen Arbeitsplatz betrat. Jener war eine unterirdische Gruft - ein gewölbeartiger Keller unter der Krypta des Friedhofs. Die feuchten, steinernen Wände wurden gesäumt von Regalen, die bis zur Decke reichten, und befüllt waren mit allerlei Werkzeug, Utensilien, Konserven, Reagenzgläsern und Büchern. Eine dicke Staubschicht hatte sich auf allen Oberflächen gebildet trotz Helebores emsigen Bemühens, die Räumlichkeit sowie das Mobiliar sauber zu halten. Wenn es eines gab, das er noch weniger mochte als seine armselige Existenz, dann war es Schmutz. Schmutz. Überall Schmutz. Soweit das Auge reichte. Es war wie verhext. Schmutz auf dem Boden. Schmutz auf den Büchern. Schmutz an der Kleidung. Schmutz in den Haaren. Überall Schmutz! Helebore fluchte unschön in sich hinein, während er schlürfender Weise auf den knarzenden Holzdielen hin und her schwankte, seinem Herrn ein Werkzeug nach dem anderen reichte, damit jener sein Werk verrichten konnte. Der melancholische Blick aus dem maskenhaften Gesicht lag ehrfürchtig auf der nackten Frau, die zu schlafen schien, während sein Meister ihren makellosen Körper präparierte. Makellos. Wie sehr er sich wünschte, ebenfalls makellos zu sein. Eine glatte Haut. Symmetrische Gesichtszüge. Gerade Zähne. Er war so weit von makelloser Schönheit entfernt wie von den Sternen, die ihm des nachts winzig klein am Himmelszelt zuzwinkerten als würden sie ihn verhöhnen. Er hatte sich bereits unzählige Male vorgestellt, wie er von seinem Meister verschönert wurde. Doch er hatte sich in all den Jahren nicht getraut, die alles entscheidende Frage zu stellen. Stattdessen kamen in regelmäßigen Abständen neue Narben hinzu, weil Körperteile ausgetauscht werden mussten, um der zwangsläufigen Verwesung entgegen zu wirken. "Helebore! Was trödelst du so? Soll ich dir Beine machen? Beine, die schneller gehen können?", ertönte zischend die zornige Stimme seines Meisters, die ihn schlagartig aus seinem Tagtraum riss. Er blinzelte verstört, ehe er hastig nickte und ihm den Balsam reichte, den der Herr für seine Arbeit benötigte. "Glotz nicht so! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du sie mit deinem lüsternen Blick nicht beschmutzen sollst?", zischte der Meister erneut wie eine Schlange, die nur einmal warnte, bevor sie angriff. Sofort wandte Helebore den Blick ab, starrte gen Boden, während er die Bedeutung von "lüstern" zu ergründen versuchte. Selbst nach 16 Jahren beherrschte er noch immer nicht alle Worte dieser fremdartigen Sprache. Da er sich an nichts aus seinem früheren Leben erinnern konnte, musste er nach seiner Wiederbelebung alles von Neuem erlernen. Viel Hilfe bekam er dabei von seinem Meister nicht. Tief in Gedanken versunken beobachtete er aus den ungleichen Augenwinkeln heraus das gewissenhafte Tun seines Meisters, dessen filigranen Hände anmutig über den geschmeidigen Körper der Toten glitten. Es hatte etwas liebevolles an sich wie die Finger die Alabasterhaut mit wohlriechendem Balsam einrieben. Liebevoll. Auch Helebore sehnte sich nach einer liebevollen Berührung, doch er bekam sie nicht. Egal wie sehr er sich darum bemühte. "Die Säge", verlangte der Meister mit einem gewissen Mangel an Geduld in der aalglatten Stimme, woraufhin sich der Diener in Bewegung setzte und die Säge vom Regal nahm. Kaum hatte er sie dem Meister ausgehändigt, schon fraßen sich die messerscharfen Zähne des Sägeblatts in den Schädel der Frau. Ritsch. Ratsch. Ritsch. Ratsch. Es war ein abscheuliches Geräusch. Eines, das ihm durch Mark und Bein ging. Und doch faszinierte es ihn. Ritsch. Ratsch.

Ein leises schluchzen gefolgt von einem Schreien, das jedoch langsam wieder abebbte drangen an Alexanders Ohr. Eine Welle der Stile folgte. Dann.. erneut brach das schauerliche Stimmkonzert nach oben. Dieses mal heller, stärker, schriller.. mehr Schmerz, mehr Leiden. Vermutlich wurden der unglückseligen gerade die Glieder entrissen. Ach was tat Radesch nur? Tat er es gut? Gab er sich Mühe? Die süße Vogelstimme schien heißer zu werden und schwoll zu einer Woge an, die über Alexanders Kopf zusammenbrach, dann folgte Stille. War sie tot? Alexanders Finger umrandeten unruhig den Rand eines halbvollen Whiskeyglas, das er in der Hand leicht hin und herschwenkte. Das war seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er warten musste auf seine süße blutüberströmte Braut. Es würde nicht lange dauern und Radesch würde heraufgeschlurft kommen in seiner gigantischen Gestalt und sagen, das Vögelchen sei bereit zum fliegen lernen. Denn, die Seele musste fliegen, das wusste doch jedes Kind, sonst würde sie nicht frei werden. So wartete Alexander mit klammer Brust darauf, dass er Schritte hörte in dem Flur, der zu seinem Zimmer führte. Nach außen hin war der Graf völlig entspannt, die leichte Röte auf seiner Nase gab nur Zeugnis davon, wieviel Whiskey er in kurzer Zeit schon getrunken hatte. Und innerlich war er so nervös, dass er glatt in seinem Zimmer auf und ab hätte laufen können, immerzu, bis endlich sein Bluthund erscheinen würde und ihm berichten, wie es um das Vögelchen bestellt war. Seine Gedanken schweiften ab zu den blutüberströmten Gliedmaßen der er einst vor vielen Jahren in den Armen hielt und sie herzlich liebkoste. Nein, wie schön geformt sie gewesen waren diese Beine und Arme.. seine Emalie war ein Bild einer Göttin gewesen. Das Whiskeyglas auf dem Tisch wurde allmählich leer und noch immer keine Spur von Radesch. Langsam machte sich der Graf Gedanken darum, was wenn der Vogel versucht hatte zu fliehen und gerade durch die Gewölbekeller irrte? Was wenn sie sich verletzte beim fallen über die unebenen Pflaster der Keller.. und ihr hübsches Gesicht aufschlitzte? Nein! Das wäre unverzeihlich.. das durfte nicht passieren. Ihr Gesicht war doch.. unversehrt gewesen, als eine der wenigen Körperstellen. Im Umkehrschluss konnte es nur unversehrt sein, wenn sie von den Krähen abgeholt wurde. Der Graf stand auf von seinem Platz und ging zu einem großen langen Regal, an der Wand. Darin waren unendlich viele alte Bücher platziert, aber vor allem stand dort ein Buch. Seine Bibel. Das Buch, in welches er Emalies abgeschnittnes Haar hineingelegt hatte. Mit zittriger Hand umfasste er den breiten eingebundenen Buchrücken und zog ihn beinah andächtig aus dem Regal. Ein tiefer Atemzug gefolgt von einem seufzen verließ seine alkoholisierte Kehle. Dann schlug er das Buch auf, das in der Mitte teils ausgehöhlt worden war, und darin befand sich tatsächlich ein seidenes Tüchlein, in dem eine schwarze seidige Strähne eingewickelt lag. Alexander zog mit den Fingerspitzen vorsichtig den Stoff auseinander und betrachtete das innere wie eine strahlende kleine Sonne. Sein blasser Blick füllte sich um Haaresbreite mit Tränen, doch jene Gefühle die Tränen in ihm hätten erwecken können, waren zu Eis erstarrt. So bleiben seine Augenwinkel knochentrocken. Die Haarsträhne war unversehrt und pechschwarz. Fast hätte man glauben können sie hätte einem Pferd gehört, so kräftig waren die Häärchen. Andächtig strich er hauchzart über die persönliche Reliquie und spürte wie sein inneres in Flammen aufging. Der Drang danach, die Haare herauszunehmen und sie an sich zu drücken war groß. Nur ein unbestimmtes Geräusch von draußen auf dem Gang ließ Alexander hastig das Buch wieder zuklatschten und rasch in das Regal zurück schieben. Niemand durfte Emalies Haare kriegen. Er wandte sich um und ging entschlossen zurück zu seine Schreibtisch mit dem kunstvoll geschnitzten Lehnstuhl. Er setzte sich hinein und fasste an seinen Gehstock, der dort wie gewöhnlich lehnte und umfuhr die Verzierungen seines Kopfes, so als wolle er sich versichern, dass alles noch da war. Das Geräusch von draußen klang eindeutig nach Schritten. Doch es konnten nicht die von Radesch sein, sie waren nicht schwer genug und viel zu schnell. Der große Hüne ging niemals schnell, er war gemächlich unterwegs und vor allem stets von einem leisen Kettengerassel begleitet. Das metallne Kettengeräusch fehlte völlig. So wusste Alexander ziemlich sicher, dass er jeden Moment ungebetenen Besuch erhalten konnte – oder schlimmer sogar, sein neuestes Vögelchen war aus den Gewölben entkommen und suchte einen Fluchtweg nach oben. So griff er mit der anderen Hand nach seinem langen Brieföffner und verwahrte ihn in seinem weißen Ärmel. Sodann blieb er gänzlich still und starrte auf die Türklinke, während er den Schritten angestrengt lauschte.

Nicht zu unrecht war der Hüne mehr als freudig erregt, darüber, dass das Vögelchen zum einen, endlich still war und zum anderen noch lebte. Vorsichtig prüfte er ob ihr Herz noch schlug und nur um sicher zu gehen, hielt er eine kleine Spiegelscherbe vor Lippen und Nase. Er lächelte, als der Spiegel bei ihren gleichmäßigen, wenn auch schwachen, Atemzügen beschlug.
Sein Werk war jedoch noch nicht vollendet. Er holte wieder den Kübel Wasser hervor und Wusch das Blut von ihren Wunden und ihrem Körper, bevor er die Stümpfe sorgfältig verband. Schließlich kramte er Nadel und Faden aus einem kleinen Kästchen im Regal und ging zu ihr zurück. Es erschien ihm nicht richtig sie dort zu berühren, doch musste er die Haut unter ihren Brüsten wieder fest nähen. Er hatte etwas von dem Gewebe entfernen müssen, sonst würde die Korsage nicht passen.
Nachdem die junge Frau nun auch endlich angezogen und hergerichtet war hob er sie sacht auf die Arme, als wäre sie nicht schwerer als eine Feder die der Wind davontragen könnte. Er trug sie hinaus aus dem dunklen Kellergewölbe die Stufen hinauf. Im Erdgeschoss, des alten Schlosses angekommen kam ihm etwas merkwürdig vor, als er in den Salon trat. Das Eingangstor stand offen, weit genug das ein Mensch sich hindurchzwängen könnte, doch er hielt es normalerweise immer verschlossen. Hatte er es etwa vergessen?
Sein Innerstes zog sich kurz zusammen, während er angestrengt auf das Tor starrte, als könne es ihm eine Antwort geben. Er setzte die Junge Frau am Treppenabsatz zu den oberen Räumlichkeiten ab und schlurfte zum Tor, um es wieder zu schließen. Mit einem dumpfen Rumpeln, schloss er es diesmal von Innen mit einem schweren hölzernen Riegel ab und ging zurück. Er hob die Junge Frau erneut auf und stieg die Treppen zum Turm hinauf. Vielleicht war es nur eine Windböe gewesen, dann würde er keinen Ärger bekommen. Sollte allerdings doch jemand hinein gelangt sein, der nicht hier her gehörte, würde sein Herr ihn für diesen Fehler schwer bestrafen. Aber er konnte sich einfach nicht erinnern. Er war sich sehr, sicher es geschlossen zu haben.
Schließlich erreichte er das für die junge Maid vorbereitete Zimmer und brachte sie hinein. Mit allergrößter Sorgfalt und Vorsicht legte er sie auf das Bett dort. Er drapierte ihre Haare auf den seidenen Kissen. Dann sah er zu dem Bild her Herrin, welches an der gegenüberliegenden Wand prangte. Die Ähnlichkeit war unverkennbar, er war nicht sehr weltgewandt, doch wusste er, dass die Schönheit seiner Herrin ihrer Zeit einzigartig gewesen war. Es stimmte ihn etwas traurig, da es ihm vorkam, als hätte man eine wunderschöne Rose einfach viel zu früh aus dem Lebens spendenden Boden gerissen. Er legte ein wenig den Kopf schief. Der Herr hatte ihm nie genau erzählt wie die Herrin gestorben war. Doch er war kein Dummkopf. Es musste grauenvoll gewesen sein, denn jedes Mal, wenn der Herr darüber sprach, war es nur all zu deutlich in seinem Gesicht zu sehen. Radesch selbst, war immer sehr froh, wenn er das Thema vermeiden konnte. Es machte seinen Herren schwermütiger als sonst.
Aber es war Zeit zu ihm zu gehen und zu berichten, dass das Vögelchen hergerichtet war. Wenn er noch länger herum trödelte, würde man ihn schelten. So schlurfte er aus dem Zimmer, nicht ohne dieses ab zu schließen und es heute besser gleich drei mal zu prüfen. Kurz vor dem Arbeitszimmer seines Herrn blieb er stehen. Seine Ketten klirrten leise, ob dieser abrupten Bewegung. Er starrte in den erleuchteten Gang vor sich und lauschte. Da waren Schritte. Doch es waren nicht die des Grafen. Diese kannte er besser als seine eigenen und auch das leise dritte Klopfen zwischen den Schritten von seinem Gehstock fehlte vollkommen. Also war doch jemand fremdes in das Schloss gelangt. Jede Trägheit fiel von ihm ab. Fast lautlos bewegte er sich jetzt und vor allem sehr gewandt und schnell, was man auf Grund seiner Statur sonst eher nicht vermuten würde. Einzig das stete Klirren des Metalls an seinem Körper konnte er nicht ohne weiteres verhindern. Dann entdeckte er den Eindringling.
Ein junger Bursche hatte es gewagt sich ins Schloss zu stehlen. Ohne Einladung und ohne, dass er höflich die Glocke geläutet hätte, wie man das normalerweise täte. Dann hätte er ihn abwimmeln können, wie es auch sonst zu seinen Aufgaben gehörte, jeden fern zu halten, den der Graf nicht auf dem Schloss zu haben wünschte. Und darunter fiel so ziemlich jeder, den er nicht höchst persönlich einlud. Da unter anderem auch wieder eine Frau, diese Hallen beehrte war Radesch sich mehr als sicher, dass dieser Kerl hier nicht her gehörte. Vielleicht wollte er sogar seinem Herrn etwas tun, denn gerade langte der junge Mann nach der Türklinge zum Studierzimmer des Grafen.
Ohne ein Wort machte der Hüne einen Satz nach vorn und hieb dem Eindringlich kräftig die Faust auf den Hinterkopf. Radesch hatte noch nie sonderlich viel Kraft aufwenden müssen, um jemanden bewusstlos zu schlagen, geschweige denn, dass er dafür je so etwas albernes wie einen Totschläger oder Knüppel bräuchte. Fast sofort, sackte der Schwarzhaarige in sich zusammen. Doch gleichwohl hatte er die Klinke dabei hinunter gedrückt und nun schwang zu allem Übel die Tür auf und bot seinem Herrn ein gar seltsames Bild, von Radesch wie er noch mit erhobenem Arm da stand und nun etwas verdattert drein blickte und dem Eindringling, wie er da einfach auf dem Boden herum lag.
Ihm fiel nicht ein sich zu rühren. Er konnte den Blick seines Herren regelrecht auf seiner Haut prickeln spüren. Er wollte etwas sagen, doch kam ihm kein seiner wenigen Worte über die Lippen, die er üblicherweise jetzt zu seinem Herrn sagen würde. Normalerweise würde er ihm berichten, dass alles vorbereitet sei, ihn zu dem Zimmer geleiten, ihn dort für einen Moment allein lassen, um dann die einsame Prozedur mit seinem Herrn und der Maid in den Garten an zu treten, wo sie die Krähen davontragen würden. Doch so nicht dieses mal. Nun lag etwas im Weg und er wusste nicht wie er dieses Problem erklären sollte. Allerdings fiel ihm dann wenigstens nach geraumer Zeit ein die Hand wieder herunter zu nehmen und kurz blickte er zu seinem Herr hinüber, nur um sofort den Blick wieder gen Boden zu senken. Es schien sogar fast so als wolle er noch kleiner wirken als sonst, mit seiner demütigen Haltung.

Leigh hatte es nach dem rund 40. sten Mal satt immer am selben Wandteppich vorbei zu kommen und schlich dann andere Gänge entlang die scheinbar tiefer in das Schloss führten.
Seine Hand umklammerte das Heft des Messer so heftig, das seine Knöchel langsam weiß hervor traten. Immer darauf bedacht, keine Geräusche zu machen sah er sich um und lauschte, um bereit zu sein, falls er jemanden oder etwas hörte.
Er war sich sicher, das niemand in diesem Schloss ihm wohl gesonnen war, denn wer Frauen entführte und ihnen solche Schreie entlockte, hieß es sicher nicht gut, wenn Fremde versuchten sich in die Sache mit einzumischen.
Schwer atmend setzte er Fuß vor Fuß und sah immer mal wieder in ein paar der Zimmer hinein, die sich so über den Flur erstreckten, aber entweder waren diese verschlossen und er konnte sie nicht einsehen, oder sie waren offen, aber dahinter befand sich ein verstaubtes Zimmer, welches ungenutzt dar lag.
Die weißen Laken über den Möbeln ließen einen denken, das hier niemand mehr zu gegen war.
Frustriert, das er nichts fand, was ihm Aufschluss darüber gab, was hier vor sich ging, lief er leise weiter und hoffte das er bald etwas oder jemanden fand, wodurch er mehr erfahren würde.
Vorsichtig schritt er die ersten Stufen nach oben und hoffte sich nicht zu sehr zu verlaufen, denn das Schloss war ja nun doch etwas weitläufiger, als das Anwesen seiner Eltern, oder besser gesagt jetzt das seines Bruders.
Es dauerte ein wenig, aber er schaffte es oben an zu gelangen und probierte eine der Türen zu öffnen, aber auch diese war verschlossen und für ihn nicht zu öffnen.
Er war einige Schritte weiter gelaufen, als ein leises Klirren ihn aufmerken ließ, aber in den verschlossenen Gängen, war es für ihn unmöglich auszumachen, woher das ganze kam, geschweige denn zu erahnen, was genau er da überhaupt hörte.
Er stoppte in seiner Bewegung die Klinke vor sich hinunter zu drücken und lauschte noch einmal, um zu horchen, ob das Geräusch von innen kam.
Als er spürte, das jemand hinter ihm war, war es jedoch schon längst zu spät und der dumpfe Schlag, der ihn auf dem Hinterkopf traf, war hart und so heftig, das sich seine Augen nach innen rollten und die Welt um ihn herum schwarz wurde.
Seine Hand, die sich um die Klinke verkrampft hatte, in dem Moment, als er jemanden hinter sich gespürt hatte, lockerte sich zwar jetzt, aber er zog die Klinke mit seiner Hand nach unten und sein Körper der zu Boden sackte, schob die Tür auf.
Auch die andere Hand, in der er das Messer gehalten hatte, entspannte sich im selben Moment, wodurch es mit einem klappernden Geräusch zu Boden fiel.
Sein Körper lag leicht verdreht am Boden und er atmete nun, da seine Körperfunktionen sich in diesem Zustand beruhigten, ruhig und langsam ein und aus.

Angespannt wie ein Bogen verharrte Alexander vor seinem Schreibtisch den Blick ohne nur einmal zu blinzeln wie gefroren auf die Tür gerichtet hinter der unbekannte Geräusche erklangen. Er glaubte bereits minutenlang auf diese verdammte Tür zu starren, doch in Wahrheit waren es kaum mehr als ein paar Atemzüge. Seine Hand umklammerte fest entschlossen den Brieföffner und er hob leicht den Arm an, im Falle dass er zustechen musste. Sein Puls begann einen Takt schneller zu schlagen und er malte sich den schlimmsten Gegner aus. Wer in Gottes Namen hatte es nur geschafft in sein Haus einzudringen und wer verdammt nochmal hatte es geschafft an Radesch dem Hünen ungesehen vorbeizukommen? Hatte er seinen Bluthund abgemetzelt ohne nur einen Laut zu fabrizieren? War es gar so, dass die Schreie die er soeben noch gehört hatte nicht nur die von dem Vögelchen waren, sondern auch Radeschs?! Was musste das für ein Monstrum sein? Alexander spürte wie das Blut aus seinen Adern wich und ihm ein kalter Schauer den Rücken herabraste bis in seine Sohlen. Sein Mund wurde trocken und seine Kehle schnürte sich zu. Panik stieg in seiner erfrorenen Brust auf, in der sich seit langer Zeit nichts mehr geregt hatte. Nein. Das durfte nicht wahr sein. Radesch war doch nicht einfach so umzubringen oder? Aber, warum dann – so sagte sich der Graf – warum waren es dann nicht die schlurfenden Schritte gewesen, die sich seinem Zimmer näherten, warum war es nicht das leise metallisches Rasseln gewesen? Irgendwas war vorgefallen! Alexander schüttelte die seltsamen Emotionen innerlich von sich ab, wie ein paar Kuchenkrümel und blickte wieder fest entschlossen zu der Tür. Er musste jetzt reagieren können. Wer auch immer dahinter stand, er würde sterben müssen und zwar durch ihn. Er verzieh keine unerlaubten Besuche und sollte sein Bluthund das zeitliche gesegnet haben durch diesen Fremden würde er ihn eigenhändig durch den Fleischwolf drehen.
Wie von Gespensterhand und geräuschlos ging die Tür ganz sanft auf. Alexander spannte alle Sehnen an, als er sich seinem Gegner in den Weg stellte. Der Anblick der ihn traf, ließ ihn in einer Schockstarre zurück. Da war kein Gegner, der ihn angreifen wollte. Da war ein unerwartet leise gebliebener Radesch, der den Arm hoch gehoben hatte, als hätte er etwas niedergeschlagen. Das niedergeschlagene etwas, lag direkt vor ihm auf dem Boden und musste wohl die Tür geöffnet haben. Kein Mucks ging von dem jungen Kerl aus. Alexander ließ langsam seinen Arm sinken, den er ebenso gehoben hatte und starrte Radesch eine Weile lang schweigsam und fragend an. Er brauchte einen Moment bis er seine wilden Gedanken wieder sortiert hatte und vor allem sein Gemüt gerade so beruhigt, dass er niemanden sofort erschlagen oder allzu sehr anschreien wollte. Ein Seufzen verließ seine leicht blutleeren Lippen, die er so fest zusammengepresst hatte. „Was.. hat das zu bedeuten? Warum liegt DAS da hier vor meinem Zimmer? Was ist das überhaupt?.. Und warum.. hast du ihn reingelassen. Warst du zu dumm ihn draußen zu behalten?!“ platzte es wütend aus dem Grafen heraus und er machte ein paar Schritte vor, nur damit er deutlicher auf Radeschs Gesicht zeigen konnte. „Du dummer Junge du! Hab ich dir nicht gesagt, lass keinen rein, solange ich ihn nicht hereingeladen hab?!“ fragte er wütend und spürte wie das Blut in seine leeren Adern zurückkehrte. Dann sah er verächtlich auf das Menschending, das auf dem Boden lag. „Bring es weg, in die Gewölbe und kette es an der Wand an. Ich muss mir überlegen was wir mit diesem fremden tun... Wenn du das getan hast, bring mir den Schlüssel und setz dich in das Audienzzimmer auf den Stuhl. Dort bleibst du sitzen, bis ich zu dir komme, verstanden? Wir haben noch eine Kleinigkeit zu besprechen, glaub nicht du kommst mir dafür ungeschoren davon.“ knurrte er wieder etwas leiser und ließ die Augen zu schmalen Schlitzen werden. „Schaff mir dieses Ding aus den Augen.“ sprach er und wollte sich bereits umwenden, als er sich eines besseren berief. „Und.. was ist mit dem Neuzugang passiert? Hast du sie ...verloren?“ fragte er unbegeistert bereits in Erwartung weiterer schlechter Nachrichten. Die viele Wut und das laute Aufregen taten seiner Verfassung nicht sonderlich gut. Noch im selben Moment, als er dort bei Radesch stand, fuhr es ihm ins rechte Bein hinein und die alte Narbe an seinem Arm fing an zu schmerzen und zu ziehen. „Geh jetzt, mach die Tür wieder zu und warte auf deinem Stuhl im Audienzzimmer. Du weißt was du tun sollst.“ knurrte er kalt und ohne dem Hünen noch einen weiteren Blick zu gönnen und ohne ihm zu zeigen, dass die psychosomatischen Schmerzen ihn wieder anfingen zu plagen. Dann drehte er sich um und humpelte zu einem Tischlein am großen Fenster zurück. Dort hatte er kleine süße Gifte in Flaschenform parat. Es war Whiskey versetzt mit Kräutern und Ölen, die laut Dorfapotheker eine mildernde Wirkung auf Schmerzen und Aufgeregtheitszustände hatte. Mit Bedauern stellte Alexander fest, dass er bald schon wieder die Apotheke aufsuchen musste, da der kleine Vorrat langsam aber sicher zu neige ging.