RE: Im Bann der Dämonen - 2

Ich sah ihn abwartend an. Ich hatte keine Angst, war nur aufgeregt. Ich hatte meine Gründe, mich dem Vampir hinzu geben. Da gab es nur eine Sache, die mich interessierte. Ich zögerte. Sollte ich es aussprechen?
Mein Blick ruhte still auf dem Vampir. Mein Herz raste vor Aufregung. Was würde mit mir danach geschehen?
Mein Blick suchte den seinen, sein Blick war schwer einzuschätzen. Freute er sich? War er aufgeregt, so wie ich? Oder war das...Hoffnung? Sehnsucht? Würde mich nicht wundern, wenn man bedenkt, dass er sich seit Wochen von Rattenblut ernährte.
Dann sprudelten die Worte aus mir raus; "Wie heißt du?" wie dumm von mir... ich war sicher, er würde mir seinen Namen nicht verraten...

"Raffael" antwortete ich. Es gab keinen Grund ihm meinen Namen zu verschweigen. Meine dürre, knochige Hand streckte sich nach ihm aus, strich über seine Wange worauf er erschauderte. Nicht nur, dass ich aussah wie ein Zombie, ich fühle fühlte mich eisig kalt an. Beides waren Mangelerscheinungen. Meine Hand legte sich auf seine Schulter. Langsam und vorsichtig näherte ich mich seinem Hals. Da durchbohrte ein entsetzlicher Schmerz meinen Kopf. Ich schrie auf und wich fluchend zurück. "Verdammte Scheisse...!!!"
Dieser verfluchte Chip war nicht auszutricksen. Sollte ich wirklich niemals wieder in den Genuss frischen Menschenblutes kommen?
Ich taumelte und stiess gegen den Schreibtisch, dabei stiess ich einen Teller mit Apfelschnitzen herunter. Ich landete auf dem Boden. Das Messer das zum Schneiden benutzt wurde bohrte sich wenige Zentimeter neben meiner Hand in den Holzboden. Der Schmerz verging, halte aber noch etwas nach, benebelte meine Sinne. Ich war fix und fertig.

Besorgt kniete ich mich neben Raffael. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen. "Es muss doch eine Möglichkeit geben!" murmelte ich. Ich konnte ihn einfach nicht leiden sehen.
Ich wusste nicht, warum. Doch der Drang ihm zu helfen war riesig. Warum war es so schwer? Ich wollte es doch freiwillig. Er zwang mich zu nichts.
Ich überlegte. Man musste den Chip deaktivieren können, nur wie? Meine Gedanken rasten, doch mir fiel keine rettende Idee ein.
Ich machte mir Sorgen. Es war doch eklig, sich nur von Ratten zu ernähren.

Ich stöhnte.
"Das war s'. Ich kann nicht mehr."
Die Worte waren ernst gemeint. Dieser junge Mann war meine letzte Hoffnung.
Mühsam kam ich auf die Beine, stiess dabei das Messer um, was ich aber nicht bemerkte.
"Danke, dass du es versucht hast" murmelte ich und ging zum Fenster. Ich setzte mich auf die Feuertreppe und sah gegen Osten, wo bereits der Morgen dämmerte.
Ich wusste nicht, was mit Vampiren geschah, die endgültig und zum letzten Mal starben. Es war mir auch egal. Die Hölle konnte nicht schlimmer sein als das was ich hier durchmachte.

Mein Blick lag hilflos auf ihn. Verzweifelt dachte ich nach.
Ich sah mich um. Mein Blick fiel auf das Messer. Ich zögerte, dann lächelte ich.
Ich hob es auf und eilte zu ihm. "Warte! Du kannst mir nichts tun...aber ich schon!"
Ich atmete tief durch, dann legte ich das Messer an meinen Arm und schnitt zu. Warmes Blut floss aus der Wunde. Ich ignorierte den Schmerz.

Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was trieb einen Menschen dazu, sich selbst zu verletzen um einen Vampir zu helfen? Ich rutschte näher zu ihm ans Fenster. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren, was ihm ziemlich gut gelang. Schade, Menschen die Angst und /oder Schmerzen hatten schmeckten besser. Aber was wollte ich klagen, dass hie war mehr als ich hätte träumen dürfen. Ich stieg zurück ins Zimmer, nahm die Hand und führte meine Lippen an die blutende Stelle. Zögern leckte mich darüber. Kein Schmer, nichts. Ich würde mutiger und begann zu trinken.
Unbeschreiblich, wie gut es mir schmeckte. Meine Hölle verwandelte sich in meinen ganz persönlichen Himmel.

Ich regte mich nicht. Es schien ihm zu schmecken. Ich beobachtete ihn nachdenklich. Ich legte den Kopf schief.
Aus irgendeinem Grund musste ich lächeln. Raffael wirkte zufrieden.
Inzwischen war die Sonne am Horizont erschienen. Ich achtete darauf, dass die Sonnenstrahlen Raffael nicht berührten.
In Ruhe ließ ich ihn trinken.

Es kostete mich enorme Selbstbeherrschung rechtzeitig aufzuhören und das Leben des Menschen nicht zu gefährden. Er wirkte schon sehr erschöpft als ich von ihm abliess und einen Stuhl heran zog, worauf er sich setzen konnte. "Hast du Verbandsmaterial?" Der Mensch schickte mich ins Bad wo ich den Erste Hilfe Kasten fand. Bei einem kurzen Blick in den Spiegel stellte ich fest, wie gut mir diese paar Tropfen taten. Mein früheres gutes Aussehen kehrte langsam zurück und ich kehrte zu dem Menschen zu rück um seinen Arm zu verbinden. "Du musst verrückt sein."
Als ich fertig war sah ich mich in der Küche rum und kochte ihm eine heisse Schokolade. "Die wird deinen Kreislauf wieder in Schwung bringen."
m Grunde sah es mir nicht ähnlich, mich so fürsorglich um einen Menschen zu kümmern aber es hat ja auch noch nie ein Mensch etwas derartiges für mich getan.

Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Warum kümmerte Raffael sich um mich? Ich verstand ihn nicht. Er könnte auch einfach so gehen und mich alleine lassen. Ich öffnete meine Augen wieder, als er mit einer Tasse heißer Schokolade zu mir kam. Ich war überrascht.. Laut meiner Freunde waren Vampire egoistisch und lebten nur für sich.
Nachdenklich nahm ich einen Schluck des heißen Getränks.
Sofort wurde mir wärmer und ich merkte, wie mein Schwindelgefühl nachließ. Mir ging es gleich viel besser.
"Warum tust du das?"

„Das selbe wollte ich dich gerade fragen“ grinst ich. Auch wenn ich nicht annähernd genug getrunken hatte, fühlte ich mich besser, viel besser als noch vor wenigen Minuten. Warum der Mensch sich selbst verletzte um einen Vampir zu helfen, verstand immernoch nicht. Inzwischen war es mir auch egal. Warum ich mich um ihn kümmerte? Ganz einfach: Aus purem Eigennutz. Wenn ich mich geschickt anstellte, würde mir der Mensch eine ganz neue Möglichkeit eröffnen an frisches, menschliches Blut zu kommen.
Ich zuckte mit den Schultern. „Du interessierst mich. Jemand wird und ist mir noch nicht untergekommen.“

Ich interessiere ihn? Er mich auch. Sollte ich es ihm sagen?
Ich seufzte leise. Mich hatte der Blutverlust müde gemacht und ich unterdrückte ein Gähnen. Dennoch wollte ich es ihm nicht sagen. Er sollte mich nicht so schwach sehen. "Nun...jetzt hast du ja einen 'Blutlieferanten'!" lächelte ich.
Dann sah ich aus dem Fenster. Wie wollte Raffael eigentlich nach Hause kommen? Die Sonne schien nun strahlend hell in den Raum.
"Wie kommst du nach Hause?!" sprach ich nachdenklich meine Gedanken aus.

Ich ging etwas in der Wohnung umher. Sah mir das eine oder andere genauer an. "ich werde aus dir nicht schlau und deinen Namen hast du mir auch noch nicht genannt, obwohl ich dir meinen nannte. Obwohl die Einrichtung danach aussieht, siehst du nicht aus wie ein dieser Gothic-Freaks."
Ich folgte seinem Blick zum Fenster. "Wäre ich nicht dermassen unterernährt, würde sie mir nichts ausmachen, die Sonne meine ich."
Ich liess mich aufs Bett fallen. "Aber momentan möchte ich es lieber nicht riskieren. Du siehst müde aus" wechselte ich das Thema. "Vielleicht legst du dich besser etwas hin."

"Mein Name ist Tyler!" stellte ich mich vor. Ich musste lächeln. "Nur, weil ich nicht so aussehe, heißt es doch nicht, dass ich es nicht bin, oder?" Ich lachte leise.
Er hatte Recht, ich war müde. Mein Blick wanderte durch die Wohnung. Wenn Raffael sich auf dem Bett ausruhen wollte, blieb mir nur das Sofa.
Ich wollte ihm nicht zu nahe treten. Immerhin kannten wir uns kaum.
Ich lächelte ihn noch einmal an, dann ging ich zum Sofa.

"Stimmt" nickte ich. "Man sollte nie vom Aussehen auf den Charakter schliessen. Das gilt nicht nur für Menschen."
Tyler machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Das war nicht, was ich mir erhofft hatte. War er schüchtern, machte er sich nichts aus Männern oder lag es an mir?
"Warum kommst du nicht hier rüber? Dein Bett ist gross genug für zwei. Ich werde dich schon nicht beissen" grinste ich sarkastisch humorvoll.
Dank seines Blutes ging es mir um einiges besser, was bedeutete, das meine natürliche Dominanz, mein Selbstbewusstsein und mein attraktives Äusseres langsam zurückkehrten.

Ich zögerte, dann trat ich zu ihm zum Bett. Ich spürte, wie ich errötete. Warum das denn? Ich verstand die Reaktion meines Körpers nicht.
Ich setzte mich auf die Bettkante und musterte den Vampir nachdenklich.
Ich wusste nicht, was ich nun tun oder sagen sollte.
Nun war ich es, der Hunger bekam. Ich überlegte, ob ich nun etwas essen sollte, oder ich mich ausruhen sollte.