Geschichten Oktober - Dezember 2018 » Im Bann der Dämonen

Name: Raffael
Alter: ewige 21 Jahre
Rasse: Vampir



Raffael wurde irgendwann im 18. Jahrhundert zur Zeit von Jack de Ripper zum Vampir. Er war damals 21 und ist es heute noch. Von allen Epochen die er erlebt hatte, ist ihm das heute am liebsten. Nie waren soziale Zwänge nichtiger, nie war man freier, derjenige zu sein, der man war. Ob es um Tattoos und anderen Körperschmuck, sexuelle Ausrichtungen und besondere Vorlieben oder die Faszination des Okkulten ging; Raffael liebte das 21. Jahrhundert.

Name: Tyler
Alter: 20 (fast 21)
Rasse: Mensch


Tyler wurde mit 16 von seinen Eltern in eine betreute WG gesteckt. Sie wollten mit ihm nichts mehr zu tun haben, kümmerten sich lieber um seinen kleinen Bruder. Mit 18 zog Tyler in eine kleine Wohnung und hält sich mit Nebenjobs über Wasser. Er kam über einem guten Freund in die Gothic Szene. Er hält dies jedoch geheim, da er Angst vor Vorurteilen hat.

Im dunklen Hinterhof eines beliebten Nachtclubs wo die Mülltonnen voll waren mit Speiseresten aus dem Restaurant lauerte Rafael seiner Beute auf. Ungesehen beobachtete er die Vielzahl an Männern und Frauen welche die Location betraten und verliessen. Noch vor wenigen Wochen gehörte er selbst zu ihnen, verbrachte keine Nacht alleine auf der Strasse und lebte ein sorgenfreies, unsterbliches Leben. Doch nun erschreckte ihm sein eigenes Spiegelbild. Der gutaussehende Vampir glich mehr einem untoten Zombie. Der Grund dafür hielt er in der Hand; Ratten oder viel mehr Rattenblut. Auf Dauer war es keine besonders gesunde Alternative zu Menschenblut aber Raffael hatte keine andere Wahl. Wann immer er gewaltsam gegen einen Menschen vorging, verursachte der verfluchte Mikrochip in seinem Kopf solch starke Schmerzen, dass sie ihm sogar schon einmal das Bewusstsein raubten. Auch seine hypnotischen Fähigkeiten waren durch das Teil blockiert. So hatte er keine Möglichkeit an Menschenblut zu kommen, auch die Blutbank war unerreichbar, denn er kam nicht an dem Wachmann vorbei. Wie sein Leben weiter gehen soll, wusste der Vampir nicht und so langsam spielte er mit dem Gedanken einfach hier draussen zu warten bis die Sonne auf ging.

Tyler verließ das Restaurant. Er arbeitete seit etwa eine Woche hier und musste de Drecksarbeit erledigen. So kam es, dass er den Müll beseitigen. Mit dem Müllsack machte er sich auf den Weg zum Hinterhof, wo sich die Mülltonnen befanden. Es war dunkel und kalt. Er schauderte leicht. Aber er mochte es, es war richtig unheimlich. Dagegen hatte er nichts. Trotzdem wollte er sich beeilen, denn er legte es nicht darauf an, krank zu werden. Seine Schritte hallten verräterisch laut an den kalten Wänden der Gebäude. Tyler seufzte leise, öffnete eine Tonne und warf den Mist hinein. Er wandte sich ab. Doch dann erstarrte er, denn er hatte ein leises Geräusch gehört. Kurz zögerte er, dann sah er sich nach dem Verursacher des Geräusches um. Er erblickte einen Schatten, dem er sich näherte. "Hallo?" hier hörte sich seine eigentlich leise Stimme viel lauter an, als auf der offenen Straße. Ich trat weiterhin näher. Als er einen jungen Mann erblickte, war er verunsichert. Was machte er hier? Er hielt eine Ratte in der Hand. "Ähm..." er überlegte, ob er ihn ansprechen sollte, oder einfach zurückgehen und weiter arbeiten. Etwas neugierig war er jedoch schon. "Ist...alles okay?" Er war zu nett für diese Welt, fiel ihm auf. Er hätte einfach gehen sollen.

Raffaels Wachsamkeit und seine Fähigkeit mit der Dunkelheit zu verschmelzen litten wie alles andere was ihn ausmachte unter dem Mangel an menschlichem Blut. Er hatte den jungen Mann nicht bemerkt, der sich ihm näherte und zuckte erschrocken zusammen als dieser ihn ansprach. Das der sich überhaupt traute, sich ihm zu nähern. Wie ein ausgehungerter Wolf sah er ihn mit leuchtend roten Augen an, fletschte die Zähne an denen noch das Rattenblut klebte und fauchte; "Verschwinde!"
Er mied Menschen wo es nur ginge, denn der Durst nach ihrem Blut brachte ihn beinahe um den Verstand. In Erinnerung an den Schmerz den es auslösen würde, kämpfte Raffael mit aller Macht gegen das Verlangen an, über den jungen Mann herzufallen.
Sein erschreckendes Aussehen, das Rattenblut und der Geruch von Tod und Verwesung trieben bisher jeden Menschen in die Flucht.

Tylers Augen weiteten sich, als er trotz der Dunkelheit die roten Augen sah. Obwohl er kaum etwas erkennen konnte, sah er zudem seine Zähne. Tylers Blick fiel erneut auf die tote Ratte. Er hatte von seinen Freunden schon viel von Vampiren gehört, doch stand er tatsächlich einem gegenüber? Der Fremde schien Angst zu haben. Oder war er nur Nervös? Tyler legte den Kopf schief. "Warum denn Ratten?" fragte er interessiert. "Was ist mit Menschen?" Er wartete auf seine Antwort. Der Fremde schien nicht gerade in Topform zu sein. In Tyler keimte ein Gefühl auf- war es Mitleid? Seinem Gegenüber schien es nicht gut zu gehen. Tyler fand Vampire faszinierend, auch, wenn er noch nie einen richtigen gesehen hatte. Dennoch war er auf seine Erklärung gespannt. Hinter sich hörte er einen Ruf. Er schien schon lange hier zu stehen, ohne es zu bemerken. Zu lange für seinen Chef. Er ignorierte dies jedoch.

"Du sollst verschwinden!" knurrte Raffael.
Was war mit dem Kerl los? Warum haute er nicht ab? War er vor Angst erstarrt? Nein, Angst schien der Mensch keine zu haben. Warum nicht? Er war noch nie einem Menschen begegnet der den Angriff eines Vampires nicht fürchtete. "Was interessiert es dich? Kümmere dich um deinen eigenen Kram." Der Mensch sollte verschwinden und zwar schnell. Er wollte in Ruhe gelassen werden. "Hau endlich ab oder ende wie die Ratte."
Wie zur Demonstration versenkte er seine Zähne in dem Tier und zerfetzte es regelregt.

Er hob die Augenbraue. "Du würdest mich zerfetzen?" Er wirkte, als würde er es nicht glauben.
Tyler blieb ruhig. Er mochte die Gefahr. Manche würden sagen, er sei krank, doch der junge Mann mochte diesen Nervenkitzel.
"Das kann doch nicht gut schmecken!" fügte er hinzu. "Warum suchst du keinen Menschen?"
Tyler trat zögernd noch näher. Der Vampir sah echt nicht gut aus. "Also? Warum? Beantworte meine Frage und ich gehe!" schlug er lächelnd vor.

Der Kerl kannte offenbar keine Furcht, was irgendwie interessant war, aber Raffael war nicht in der geistigen Verfassung sich dieser Faszination hinzugeben. "Es schmeckt scheisse, ok?" Er warf den Kadaver in den Müll. Das glühen in seine Augen erlosch. Erschöpft lies er sich der Wand hinab auf den Boden sinken. "Ich würde alles geben, für einen einzigen Tropfen menschlichem Blut."
Er legte den Kopf in den Nacken und sah in den sternenklaren Nachthimmel hoch.
"Die haben mir einen Computerchip oder sowas ins Gehirn gepflanzt und jetzt kann ich keinem Menschen mehr weh tun ohne dabei selbst unerträgliche Schmerzen zu verspüren."
Eine Weile herrschte Stille in der Gasse. Dann drehte sich Raffael zu dem jungen Mann. "Ich habe deine Frage beantwortet. Jetzt verschwinde."

Tyler überlegte. "Und...wenn der Mensch es selbst will?" fragte er leise. Er wusste nicht warum, aber er wollte dem Vampir helfen. "Vielleicht reagiert der Chip nur darauf, wenn du es gewaltsam tust!" Zögernd trat Tyler näher. Er wollte aus irgendeinem Grund wissen, was wohl geschah, wenn er selbst gebissen wurde. Wurde er dann- wie einige Freunde es behaupteten- auch ein Vampir oder blieb er ein Mensch?
"Ich meine...es wäre doch möglich, oder?"
Tyler war entschlossen, es zu versuchen- sollte der Vampir zustimmen.
Sein Leben war ohnehin langweilig, da schadete ein Abenteuer nicht.

"Auf was für einer Droge bist du den?" fragte Raffael und sah den Menschen ungläubig an. "Hörst du dich selbst noch reden? Du ziehst es doch nicht ernsthaft in Betracht, dich freiwillig von mir beissen zu lassen? Bist du des Lebens überdrüssig oder so?"
Ob der Mensch recht hatte? Raffael wusste es nicht. Was musste im Kopf eines Menschen vorgehen, um auf die Idee zu kommen, sich von einem Vampir beissen zu lassen? Dieser junge Mann war anders als alle Menschen denen er in etwas um die 200 Jahre begegnet war.
"Geh und schlafe deinen Rausch aus."
Raffael kam mühsam auf die Beine. Dieser Mensch war doch nicht ganz richtig im Kopf.

"Ich bin nicht auf Drogen!" beschwerte sich Tyler entrüstet. "Es ist...seltsam, ich weiß. Aber..." er verstummte. Warum tat er das?
Sein Leben war mies, er wollte etwas aufregendes erleben. Und außerdem...war da so ein Gefühl. Tyler wollte dem Vampir helfen- auch, wenn er nicht wusste, warum.
Tyler seufzte. Es war klar, dass der Vampir ihm nicht traute. Der junge Mann nahm einen Zettel und Papier zur Hand und schrieb seine Adresse auf. Dann reichte er dem Fremden den Zettel. "Falls du es doch versuchen willst!" erklärte er, dann wandte Tyler sich ab und ging.

Nach ein paar anstrengenden Stunden hatte er endlich Feierabend. Er war in seine kleine Wohnung zurück gekehrt.

Raffael sah den Zettel kurz an, knüllte ihn zusammen und warf ihn weg.
Als der Mensch endlich verschwand, schnappte er sich noch ein paar Ratten. Ihr Blut stillte seinen Durst notdürftig. Bei jedem Tropfen musste er an den Menschen denken, der ihm irgendwie auf absurde Weise sein Blut angeboten hatte und hatte er ihm nicht gesagt, dass er alles geben würde für einen einzigen Tropfen davon? Er begann wohl langsam den Verstand zu verlieren. Was wenn der junge Mann recht hatte und der Chip nur bei menschlicher Gegenwehr reagierte?
Kurz entschlossen suchte Raffael den Zettel mit der Adresse heraus und machte sich auf den Weg dahin.
Das mehrstöckige Gebäude war alt und verwittert und lag in einer üblen Gegend.
Raffael nahm die Feuertreppe die aussen an der Fassade entlang lief und stieg hoch. Im dritten Stock brannte Licht und tatsächlich war da der Mensch von vorhin. Raffael klopfte ans Fenster.

Tyler sah auf. Sein Blick wanderte durch den kleinen Raum, blieb dann am Fenster hängen. Er trat zu diesem und öffnete es. Tyler trat beiseite um ihn hereinzulassen.
Er sah den Vampir an. "Ich nehme an, du hast es dir anders überlegt?"
Gelassen wandte er sich ab und ging in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen.
Dann kehrte er zu ihm zurück, stellte das Glas auf den Tisch und betrachtete ihn erneut. Er wartete ruhig.
Natürlich war er aufgeregt, zeigte dies jedoch nicht.

Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte sich Raffael an die Wand. „Seit Wochen ernähre ich mich von Rattenblut und behauptet grossspurrig alles zu geben für einen Tropfen von einem Menschen. Da bietest du es mir an und ich nutze dieChancenicht? Mein Verstand scheint mich langsam ebenso zu verlassen wie meine anderen Fähigkeiten.“
Er sah sich um. Die Wohnungseinrichtung liess auf einen Angehörigen der Gothic-Suene schliessen. Raffael grinste. Das erklärte einiges. Aber wie ein Grufti sah der Mensch hier nicht aus.
Der Vampir näherte sich im langsam. Was würde geschehen? Würde der Mensch sich im wirklich freiwillig hingeben, ohne Gegenwehr? Würde der Chip reagieren? Wenn nicht, was wenn er sich nicht zügeln könnte oder der Mensch es sich anders überlegte?