RE: Vampir zu werden ist nicht schwer... Es zu sein jedoch sehr - 3

Natürlich nahm Harvey Nilas die Tasche ab. "Gerne", lächelte er dann. Ein wenig Zeit alleine mit Nilas würde ihm sicherlich gut tun, immerhin wollten sie ihre aktuelle Beziehung klären. Normalerweise ging es anders von statten, wenn ein Vampir einen Menschen auswählte. Aber Nilas hatte ihn davor gerettet vor der gesamten Klasse bestraft zu werden, sodass Harvey ihm einfach nur dankbar war. "Du hast jetzt auch eine Freistunde, oder?", wollte er dann wissen. Vielleicht hatten sie dann sogar mehr, als nur die Pause, um sich zu unterhalten.

Nilas nickte. „Ja, Hab ich. Professor Linus musste wegen Familienangelegenheit kurzfristig nach London.“
Der junge Vampir verliess den Raum und ging vor in die Cafeteria, wo er für sich und Harvey Tee und Kuchen holte. Ihre Geschichte hatte schon die Runde gemacht. Nilas wich allen Fragen aus. Er wollt erst alles mit Harvey klären. Dazu führte er ihn schliesslich in den Schulpark zur grossen Weide unter der sie schon als Kinder gespielt hatten.

Im Schulpark angekommen erkannte Harvey die Weide wieder und musste unwillkürlich grinsen. Der Gang durch die Schule war anstrengend gewesen, denn er hatte die Blicke auf seiner Haut gespürt und mitbekommen, wie man Nilas angesprochen hatte. Ihm selbst allerdings, hatte man keine einzige Frage gestellt. Es war seltsam, doch schien es so, als hätten bereits alle akzeptiert, dass Nilas ihn beansprucht hatte.
... Dabei war es noch nicht einmal offiziell... nur er selbst wusste, dass Nilas ihn geküsst hatte... Nie hatte er in Erwähnung gezogen, dass Nilas genauso empfinden würde, wie er selbst. Kurzerhand ließ er beide Taschen ins Gras fallen und setzte sich schließlich auf den Boden, um mit der Hand neben sich auf den Boden zu klopfen. "Kommst du?"

Mit dem Tablet voller Kuchen und Tee liess sich Nilas nicht zweimal bitten und machte es sich neben Harvey bequem. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah in die grüne Baumkrone hinauf. „Schon seltsam, wie sich aus einem Impuls heraus alles verändern kann. Die ganze Schule redet über uns und dabei hab ich dich immer noch nicht gefragt.“
Er setzte sich auf und wandte sich Harvey zu. „Du sagtest, dass sie dir auch nicht mehr reicht. Unsere Freundschaft...“

Mit einem kleinen Lächeln beobachtete Harvey den Vampir, der sich für einen Augenblick zu entspannen schien. Gerne hätte er sich an ihn gekuschelt, doch als er den Entschluss gefasst hatte, richtete Nilas sich wieder auf. Ein wenig unbeholfen zuckte er mit den Schultern. "Ich hatte den Eindruck, dass ich zuviel auf dir hänge und dich störe. So viele Leute wollen mit dir befreundet sein... Da dachte ich, dass es besser wäre, dir ein wenig Freiraum zu geben." Obwohl er eigentlich nur die Aufmerksamkeit von Nilas wollte.

Nilas streckte sich. "Ich lege keinen Wert auf oberflächliche Freundschaften. Die wollen sich doch alle nur in meinem Familiennamen sonnen" erklärte er.
"Ich wollte dir schon so oft sagen, was ich für dich empfinde, aber ich hatte zu viel Angst, davor, dass du mich zurückweisen würdest." Er drehte sich zu Harvey um, sah ihn lange und ernst an. "Was wünschst du dir von mir, Harvey?" fragte er dann.

Nilas hatte Angst gehabt? Das passte gar nicht in das Bild, dass er von seinem ehemaligen besten Freund hatte. Nilas war immer selbstbewusst und stark gewesen. Doch irgendwie machte gerade das ihn noch ein kleines bisschen süßer. Dann aber wurde sein Mund plötzlich trocken. Er wusste nicht, was genau er sich wünschte. Es wäre ein großer Schritt, sich nun an ihn zu binden. Er würde sich voll und ganz Nilas verschreiben und ob er dazu bereit war, wusste er noch nicht. "Mehr, als Freundschaft", hauchte er leise.

Nilas streckte seine Hand aus, strich Harvey übers Haar und legte sie ihm in den Nacken. Harvey wusste, was es bedeutete, eine Verbindung mit einem Vampir einzugehen. Spätestens wenn sie das Ritual des Erwachens vollzogen, würde es sich seiner dunklen Sehnsüchte nicht mehr erwehren können. Früher oder später würde er Harvey weh tun. Körperlich weh tun. Er zog ihn ansichtig heran. „Du weisst schon, worauf das hinauslaufen wird?“ fragte er nach.
Da legte sich ein Schatten auf die Beiden. Es war der Lehrer aus dem Allgemeinbildungsunterricht. Er wollte mit Nilas sprechen und zwar allein.

"Ja, Nilas", hauchte er leise, als sich eine leise Gänsehaut auf seinem Armen abbildete. Vor den Bissen hatte er keine Angst... aber er war kein Masochist, auch, wenn er sehr devot war. "Und ich habe ein wenig Angst." Das Geständnis hauchte er bloß leise. Gerade wollte er sich ein wenig in die Berührung seines Freundes hineinlehnen, doch spürte er die Präsenz eines anderen Vampirs und blickte überrascht auf. Er hatte nicht erwartet, dass es jemand wagen würde Nilas zu stören. Doch war nicht in der Position etwas dazu zu sagen.

Nilas seufzte.
„Ich würde dir gerne sagen, dass du das nicht musst, aber ich hab das Gefühl das wäre eine Lüge“ antwortete er und stand auf. Der Lehrer und er entfernten sich und gingen ausser Höhrweite. Harveys ahnte nicht, dass sein bester Freund in der Nähe rum schlich.

Wieder überlief Harvey ein leichter Schauer. Würde Nilas etwa keine Rücksicht auf ihn nehmen? Dann würde er sich etwas anderes überlegen müssen... Aber er schätzte Nilas als jemanden ein, der das beste für ihn wollte... Grübelnd zog er die Knie an seinen Körper heran, während er seinen Freund und den Lehrer beobachtete.
"Hey", hörte er plötzlich eine leise Stimme und zuckte leicht zusammen. "Grodon", lächelte er dann erleichtert.

Der Lehrer hatte ein paar Fragen. Es lag immerhin in der Verantwortung der Lehrer, was ihre Schüler trieben. Nichts sprach dagegen, dass Die Beiden Zeit miteinander Verbrachten aber noch war die Zeit nicht reif. Nach dem Nilas den Lehrer überzeugt hatte kehrte er zu Harvey zurück. Sie hatten den Tee und den Kuchen noch nicht angerührt.

Leise sprachen Gordon und Harvey miteinander. Es war für sie beide ungewohnt, denn wenn etwas festes aus Nilas und dem Menschen werden würde, wären sie eines der jüngsten Paare, die man seit langen gesehen hatte. Als Nilas zurück kehrte richteten die beiden Jungs sich schnell auf. "Soll ich gehen?", wollte Gordon wissen, während Harvey verlegen zu Boden blickte. Er fragte sich, was der Lehrer mit Nilas hatte besprechen wollen.

„Bleib nur“ antwortete Nilas. Er setzte sich und griff zum Kuchen. Etwas süsses kam ihm jetzt gerade recht. „Tee und Kuchen haben wirbelt nur für zwei.“
Der Junge war ein guter Freund von Harvey und vielleicht war es besser, wenn sie nicht ganz allein waren. Es war ohnehin etwas seltsam. Egal was sie empfanden, sie waren im Grunde noch zu jung, den eines würde zum anderen führen und dafür war es noch zu früh.

Selbstverständlich bot Harvey Gordon das zweite Stück Kuchen an. Sein Freund war hier, um zu schauen, wie es ihm ging und Harvey selbst hätte es unhöflich gefunden, es ihm zu verwehren.
"Was wollte der Professor von dir, Nilas?", fragte er nach.