Bets and painted bodies. / Abgebrochen.

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Murrend drehe ich mich auf die Seite, als mir ein Sonnenstrahl unablässig ins Gesicht scheint und mir meinen kostbaren Schlaf raubt. Zufrieden darüber, dass ich somit diesem penetranten Gescheine entwischen kann, mummele ich mich zurück in meine Decke.
Ich döse schon fast wieder ein, als ich mit einem Mal das stetig lauter werdende Summen und fröhlich vor sich hin bimmelnde Handy auf meinem Nachttisch vernehme. Stöhnend drehe ich mich erneut um und greife nach diesem, um den Wecker auszuschalten. Allerdings wäre ich nicht ich, wenn ich mir nicht 5 Wecker gestellt hätte, und somit drehe ich mich wieder auf die andere Seite, dass Handy auf meine Matratze gelegt und schließe wieder die Augen. Fünf Minuten später klingelt es allerdings erneut und da ich weiß, dass ich diesem Gebimmel eh nicht entwischen kann, setze ich mich langsam auf und sehe mich noch recht teilnahmslos im Zimmer um, ehe ich auch die anderen Wecker ausstelle. Kurz strecke ich mich, ehe ich beschließe aufzustehen und ins Bad zu schlurfen.
Meine Mutter sagt immer, ich hätte diese Morgenmuffelkeit von meinem Vater. Allerdings kann ich das ehrlich gesagt nicht beurteilen, da meine Eltern schon seit meinem 12 Lebensjahr geschieden sind und ich damals auch nicht unbedingt darauf geachtet hatte, ob dies stimmen könnte. Zumal er auch morgens, sobald ich ihn sah, immer ein Strahlen im Gesicht hatte und nie muffelig gewirkt hat.
Bei dem Gedanken an meinen Vater, schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, während ich mir ausmale wie auch er jeden Morgen träge und murrend durch seine Wohnung streift und erst nach zwei Tassen Kaffee wirklich ansprechbar ist. Während ich meine Zähne putze, gehe ich meinen imaginären Wochenendsplan durch und beschließe ihn zu fragen ob er vielleicht am Sonntag Zeit hätte.
Zufrieden mit diesem Beschluss, spüle ich mir meinen Mund aus, ehe ich schnell unter die Dusche springe. Leider kann ich diese aber nicht sonderlich lange genießen, da Lydia mal wieder einen aufstand vor der Tür macht. Angeblich bräuchte ich ihr zu lange, dabei bin ich gerade mal seit gut 7 Minuten im Badezimmer. Augenrollend ignoriere ich ihr gezeter und wasche mich rasch zu Ende. Mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt, mache ich die Tür auf. Während sie mir einen giftigen Blick zuwirft, lächel ich ihr lieblich entgegen. "Na endlich, wird ja mal langsam Zeit!" zischt sie und drängt sich an mir vorbei, ehe sich mit einem lauten Knall die Tür hinter mir schließt.
Seufzend laufe ich in mein Zimmer und suche mir etwas zum anziehen aus dem Kleiderschrank. Meine Wahl fällt auf ein schlichtes weißes Shirt und einer ausgewaschenen Jeans mit Loch am rechten Knie, während ich über meine Stiefschwester nachdenke. Ich würde wirklich zu gerne wissen, was ich ihr getan habe. Immerhin kann man solch ein Verhalten gegenüber einer Person doch erst entwickeln, wenn etwas vorgefallen war. Klar, es stimmt nicht immer die Chemie zwischen zwei Menschen, die sich kennen. Aber nur aus diesem Grund jemanden so zu behandeln wie sie es tut... Das verstehe ich einfach nicht. Ich würde mich total gerne mit ihr verstehen, aber jeder Nettigkeitsversuch von mir wird von ihr im Keim erstickt.
Angezogen betrachte ich mich im Spiegel und lächel kurz. Die neue Hose steht mir wirklich überraschend gut. Eigentlich bin ich nicht so der ausgewaschene-Jeans Typ, aber Sam hatte ich mich bei unserem letzten Shoppingtrip doch dazu überredet mir mal eine zu kaufen.
Zufrieden mit meinem Outfit greife ich nach meinem Haargel und wuschel mir mit diesem ein wenig durch die Haare. Dadurch, dass sie schon wieder recht lang geworden sind, kann ich eigentlich kaum Form reinbringen. Doch irgendwie bekomme ich dann doch eine Frisur hin die nicht gänzlich so aussieht, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gefallen und anschließend mit ungekemmnten Haaren aus dem Haus gegangen.
Schnell greife ich zu meinem Rucksack, nachdem ich auf die Uhr geschaut hatte, und gehe hinunter in die Küche. Zeit für ein kleines Frühstück bleibt alle mal. Nachdem ich meinen restlichen Familienmitgliedern einen guten Morgen gewünscht habe, esse ich schnell ein paar Cornflakes und mache mich anschließend auf den Weg zur Uni.
Gerade als ich mich auf dem Weg zur Bahn machen wollte, hält ein schwarzer älterer Audi neben mir. "Hey Hübscher, deine Eskorte ist da." grinst Sam mir entgegen. Lachend laufe ich einmal um das Gefährt herum und steige ein. In weniger als dreißig Minuten sind wir dann an der Uni angelangt. Die Parkplatzsuche erweist sich heute als ausnahmsweise erträglicher, als sonst weswegen wir auch noch pünktlich in unserem Seminarraum sitzen. Zoey, eine mittlerweile gute Freundin von mir, setzt sich neben uns.
Mein Blick schweift immer wieder mal zur Tür, sobald jemand den Raum betritt, doch werde ich mit jeder neu dazu kommenden Person enttäuscht. "Keine Sorge, dein Geliebter wird schon noch kommen. Natürlich nicht ohne dich, aber du weißt ja was ich meine." Schnaubend schaue ich zu meinem besten Freund und verpasse ihm einen Schnipser an sein Ohr. "Du bist so ein Spinner. Außerdem schaue ich überhaupt nicht nach ihm." Dass das natürlich nicht stimmt, kann sich selbst Zoey denken und diese weiß von meiner Schwärmerei für Malcolm gerade mal seit zwei Wochen. "Soso. Dafür weißt du aber echt schnell, wen genau ich meine." Darauf weiß ich erstmal nichts zu erwidern, ehe ich ich nur ein vorlautes "Ach, sei still." von mir gebe und mich von ihm abwende.

In ein Gespräch mit Zoey verwickelt, war ich so abgelenkt, dass ich tatsächlich vergaß zur Tür zu schauen und somit den Moment verpasste, als Malcolm den Hörsaal betrat. Sie erzählte mir gerade eine Geschichte einer ihrer verflossenen Liebeleien, zeigte mir nebenbei Fotos von dem doch recht gut aussehenden mittdreißiger und anschließend von dem ganzen Sexspielzeug, was sie in seiner Schublade gefunden hatte, als sie nach einem Shirt für sich gesucht hatte. Sie erzählte mir, dass sie dachte, dass es für sie sei oder eben andere Frauen mit denen er gelegentlich Sex hatte. Als sie ihn dann aber darauf angesprochen hatte, kam ans Licht, dass es andersrum der Fall war. Er wollte, dass es seine Gespielinen bei ihm benutzten.
Im ersten Moment fiel mir erst einmal alles aus dem Gesicht, als sie mir diese Information Preis gab, ehe ich im Nächsten ein ungläubiges "Echt jetzt?" von mir gab. "Jaaa so hab ich auch reagiert." meinte sie grinsend und legte ihr Handy weg. "Tja, es sollte nicht sein. Ich meine er war an sich kein schlechter Kerl und der Sex war gut, aber das ist dann doch ein bisschen viel für mich gewesen... Ich meine... Ich schieb dem doch keinen Dildo in den Arsch... Obwohl wem erzähl ich das?!" Ich musste lachen, als sie das so sagte, weniger jedoch wegen dem was sie sagte, als wegen ihrem Gesicht was sie dabei machte.
Im nächsten Moment wurde ich jedoch rigoros in diesem unterbrochen, als mich auf einmal etwas hart am Kopf traf. Erst dachte ich, dass der Dozent oder, besser noch, Malcolm den Raum betreten hätte und mich mein bester Freund darauf aufmerksam machen wollte. Verwirrt drehte ich mich daher zu meinem besten Freund um, der jedoch grinsend hinter mich schaute. Auch ich guckte nun zu dem Grund meines, nun langsam anfangenden, pochenden Kopfes, als mein Herz für ein paar Sekunden aussetzte und dann einen riesigen Freudensprung machte.
"N-nicht schlimm. Alles okay, passiert mal." haspelte ich vor mich hin und drehte mich schnell wieder um, als ich sein wunderschönes Lächeln sah, und deswegen mit Sicherheit extrem rot im Gesicht anlief.
Shit, seit wann saßen er und seine Freunde denn hinter uns!? Sonst saßen sie doch immer einige Plätze schräg vor uns, so dass ich wenigstens während der Lesungen die Chance hatte ihn anzuschmachten. Auf dem Campus ging das immerhin schlecht, denn war dieser so riesig, dass man sich schon aus den Augen verlor, wenn man nur zur Tür raus lief.
"Na sag mal, was wirst du denn so rot? Hat der Schlag auf den Kopf deinen Blutfluss blockiert?" Oh Gott, gings noch lauter? Damit es auch bitte jeder im Saal hören konnte, der es noch nicht mitbekommen hat.
Schlimmer als Sam war jedoch Zoey, die es nicht lassen konnte und noch einen rauf setzte. Als würde sie die Tatsache ignorieren, dass die Person, von welcher sie nun so lauthals sprach, hinter uns saß plapperte sie drauf los: "Ach man Sam, jetzt lass ihn doch. So ist das halt wenn man verliebt ist. Und Malcolm ist nun mal eine echte Schnitte, also... Was, wieso guckst du mich so an?" Damit war dann wohl ich gemeint, denn mein entgeisterter Blick blieb an ihr haften, kurz nachdem sie nur das Wort 'verliebt' in den Mund genommen hatte. Mittlerweile schien sie aber kapiert zu haben, was für einen Fehler sie eben gemacht hatte und murmelte nur ein "Shit, Shit, Shit." vor sich hin, während ihre Gesichtfarbe sich nun ins kalkweiße verabschiedete und sie kurz zu Malcolm schielte. Genauso schnell drehte sie sich aber auch wieder nach vorne und raufte sich die Haare. "Tut mir leid, Liv. Ich bin so blöd. Oh Gott, es tut mir so Leid." murmelte sie schuldbewusst in meine Richtung, sah mich dabei aber nicht an, sondern runter zum Dozentenpult.
Frustriert aufseufzend ließ ich meinen Kopf auf meine Arme fallen, welche auf dem Tisch lagen und wünschte mir sehnlichst ein großes schwarzes Loch herbei. Hinter uns hörte ich es tuscheln, jedoch konnte ich nicht ausmachen ob Malcolm's Stimme mit unter diesen war, weswegen ich versuchte das Ganze auszublenden.
Nach gefühlten Jahren war auch endlich die Vorlesung vorbei und so schnell wie ich heute meine Sachen zusammen packte und den Hörsaal verließ, hatte ich wahrscheinlich noch nicht einmal als Kind zu Weihnachten im Wohnzimmer gestanden.
"Liv warte. Livian!" hörte ich es hinter mir, blieb jedoch erst stehen, als ich draußen war und frische Luft einatmen konnte. "Es tut mir wirklich Leid, bitte hass mich nicht." konfrontierte mich Zoey sofort. "Zoey, ich hasse dich nicht." sagte ich sofort und lächelte die Kleinere von uns dreien sacht an. "Jetzt ist es raus. Entweder er hat es gehört oder eben nicht." - "Wie könnte er es nicht gehört haben, der halbe Saal hat es mitbekommen." gab Sam seinen Senf dazu, was mich meine Augen verdrehen ließ und ihm anschließend einen giftigen Blick schenkte. "Ich meine es wird eh nichts ändern. Er ist hetero. Nicht mal bisexuell oder sowas." zuckte ich mit den Schultern. "Lassen wir das. Ist jetzt eh nicht mehr zu ändern. Ich kann ihm jetzt wohl nie wieder ins Gesicht sehen, aber... Naja, wird schon." lachte ich zum Ende hin angestrengt.

Der restliche Tag in der Uni verging eher schleichend und so zäh wie Kaugummi. Umso erleichterter war ich dann, als ich mich in Sam's Auto befand und dieser mich nach Hause fuhr.
"Hast heute noch was geplant?" hörte ich es neben mir und starrte weiter aus dem Fenster. "Außer in meinem Zimmer vor Scham zu vergehen und zu überlegen wie ich die restlichen 6 Semester überstehen soll, meinst du!?" fragte ich sarkastisch und erntete daraufhin ein belustigtes Schnauben. "Jetzt übertreib mal nicht, du Drama-Queen. So schlimm ist das jetzt auch nicht." - "Klar, es geht ja auch nicht um dich, warum sollte es also schlimm sein!?" murrte ich und verdrehte die Augen, ehe ich endlich zu meinem besten Freund sah. Plötzlich fuhren wir auf einen Parkplatz und hielten an. Verwundert schaute ich mich um und entdeckte, dass wir vor Subway gelandet waren. "Wenn du Jammern kannst, kannst du mir auch was ausgeben." Bevor ich überhaupt etwas erwidern konnte, war Sam auch schon aus dem Auto gestiegen und machte sich auf den Weg zum Eingang. Schnaubend schnallte ich mich ab und lief schnell zu meinem Kumpel, ehe wir den Laden betraten." Wer dich hat brauch auch keine Feinde hä?" Kurz lachte mein Gegenüber auf, gab mir seine Bestellung, mit den Worten er würde schon einmal nach einem Platz für uns suchen, und verschwand dann.
Nachdem ich endlich dran war, bestellte ich Sam's Sandwich und mir regelrecht eine Cola. Mit dem Tablett bewaffnet, machte ich mich auf die Suche nach Sam. "Kein Hunger oder ein zu leerer Geldbeutel?" grinste der Größere und biss herzhaft in sein Essen. "Beides." meinte ich nur und lehnte mich zurück. Ich ließ meinen Blick kurz durch das kleines Restaurant wandern und blieb abrupt bei einem Tisch hängen. Mir wurde heiß und kalt zugleich, als ich erkannte wer dort saß und sofort fing mein Bauch an zu rumoren.
Warum mussten Malcolm's Freunde ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt auch hier sitzen? Es dauerte gar nicht lange, da bemerkte auch der mit den längeren Haaren meine Anwesehenheit und stupste mit seinem Ellenbogen seinen Freund an. Sofort sah dieser auf und zu mir, grinste hämisch und lachte dann über etwas was der Andere sagte.
Kurz schluckte ich trocken, sah dann jedoch weg und schlürfte an meinem Getränk weiter. "Das sind Idioten. Ignorier die einfach." Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte kam mir auch schon eine Idee die mich selbst unterbrach und frech grinsen ließ. "Weißt du, ich hab keine Probleme mit meiner Sexualität. Wenn die meinen einen Hehl draus zu machen, bitte. Ich liefer ihnen gerne eine Show." - "Das ist der Spirit!" lachte mein bester Freund und zwinkerte mir zu. Wahrscheinlich wusste er nach meinen Worten eh schon was ich meinte und vor hatte, weshalb er sich etwas vorbeugte und ich schließlich die restliche Distanz zwischen uns überbrückte. Binnen weniger Sekunden lagen unsere Lippen aufeinander und bewegten sich gegeneinander, ehe er mit seiner Zunge vorpreschte und sie in meinen Mundraum gleiten ließ. Genau genommen dauerte dieses Spiel überhaupt nicht lange, doch so wie die beiden uns angewidert anstarrten, schien es sich für sie wie Stunden angefühlt zu haben. Kurz zwinkerte ich dem blond haarigen zu und leckte mir leicht, aber dennoch aufreizend über die Lippen. Ob er dabei schließlich vor Scham oder Wut so rot im Gesicht anlief, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen.
Grinsend standen Sam und ich schließlich auf, hatte mein bester Freund die Reste seines Sandwiches schließlich vertilgt. Mit einem letzten verheißungsvollem Blick zu den beiden verschwanden wir aus dem Restaurant und stiegen in Sam's Wagen. Eine Weile noch saßen wir stumm da, ehe wir uns ansahen und anfangen mussten zu lachen. "Hast du der ihre Blicke gesehen? Und der Blonde, wie rot der geworden ist. Ich hatte schon Angst der würde umkippen und ich müsste jeden Moment Mund zu Mund bei dem machen." lachte Sam. "Ich glaube den Vortritt hätten wir seinem Kumpel lassen müssen. Der hat ja gar nicht mehr aufgehört zu starren."
Es ging noch eine ganze Weile so, ehe Sam endlich losfahren konnte, ohne dabei Angst haben zu müssen, uns wegen einem seiner Lachanfälle gegen den nächsten Baum zu fahren.

Als ich nach dem Abendessen in mein Bett fiel und noch ein wenig auf dem Handy rum schaute, beschloss ich, mich einer schönen langen Dusche zu widmen. Nach diesem Tag war diese auch wirklich bitter nötig, fand ich. Daher dauerte es auch gute zwanzig Minuten, bis ich endlich wieder in meinem Zimmer stand und perplex auf mein Handy starrte. Immer wieder checkte ich den Namen, der mich angeschrieben hatte, ging noch einmal auf das Profil und sah mir die Bilder an. Es waren nicht so extrem viele wie man sie wahrscheinlich bei einem Typen wie Malcolm erwarten würde, aber dennoch genug um zu erkennen, dass es wirklich er gewesen war, der mich angeschrieben hatte. Mein Herz stolperte zwischendurch und es jagte ein warmes Gefühl durch meine Bauchgegend, als ich mit Sicherheit sagen konnte, dass Malcolm mich tatsächlich auf Instgram angeschrieben hatte.
Dennoch konnte ich es nicht so recht glauben und las mir die Nachricht noch einmal gefühlte dreißig Mal durch, auch wenn es eben nur zwei kurze Sätze waren. Von der Begrüßung mal abgesehen.
Aber warum sollte sich ein Typ wie Malcolm ausgerechnet mit mir treffen!? Und dann auch noch, nachdem er scheinbar mitbekommen hat, was da heute passiert ist. Ich hatte ihn bei jeder Studentenparty mit einem Mädchen verschwinden oder flirten sehen... Sich da Hoffnungen zu machen war da dementsprechend mehr als fehl am Platz, weshalb ich versuchte diese sofort wieder im Keim zu ersticken. Wahrscheinlich wollte er nur mit mir darüber reden, dass es nicht gerade angebracht war vor zig Menschen über meine Obsession ihm gegenüber zu plaudern, auch wenn es eigentlich nicht mal ich war. Bestimmt war es ihm einfach sehr unangenehm und nun wollte er es mit mir klären. So musste das sein.
"Hey. Klar, ich geh gerne mit dir einen Kaffe trinken. Hast du schon eine Idee wann und wo?" Zu viel? Sollte ich es anders formulieren? Seufzend schickte ich die nachricht ab und schüttelte über mich selber den Kopf, ehe ich mich auf mein Bett fallen ließ.

Die Antwort kam fast sofort, womit ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet hatte, genauso wenig wie mit seiner Wahl des Cafés. Ich hätte eher damit gerechnet, dass er sich eines aussuchen würde, wo uns gerade unsere Kommilitonen beziehungsweise seine Freunde nicht sofort entdecken könnten ... Genau genommen hatte ich nicht mal damit gerechnet, dass Malcolm mir überhaupt jemals schreiben würde und schon gar nicht um ein Treffen mit mir auszumachen. Dementsprechend passierte heute also sowieso ziemlich viel was ich mir höchstens in meinen schlimmsten, aber auch schönsten Träumen hätte ausmalen können.
"Alles klar, dann 15 Uhr im Coffee Shop vor der Uni." schrieb ich mit stark pochendem Herzen und schickte die Nachricht ab. Natürlich kam darauf keine Antwort mehr, was hätte er immerhin darauf auch noch schreiben sollen!? Trotzdem hätte ich gerne weiter mit ihm geschrieben, schließlich war ich so aufgeregt, dass ich nicht mal im Traum daran denken konnte einzuschlafen. So hätte ich wenigstens eine schöne Ablenkung gehabt. So war ich die ganze Zeit sowieso gedanklich bei Malcolm und wälzte mich im Bett umher.
Irgendwann gegen drei Uhr war ich schließlich doch eingeschlafen und wachte morgends murrend wegen meinem Handywecker auf. Komplett erledigt setzte ich mich tatsächlich schon beim ersten Klingeln auf, damit ich nicht noch einmal einschlief. Ich wollte mir immerhin keinen Stress machen, wenn ich mich fertig machte, sondern mir etwas Zeit lassen und diese auch noch haben, sollte ich mit meinen ersten 3 Outfits nicht zufrieden sein. Eigentlich war ich nie so gewesen, bei keinem Date was ich bisher hatte. Ich hatte mir meist das Erstbeste über gezogen, was ich als passend befunden hatte. Aber heute traf ich mich nicht mit irgendjemandem, dementsprechend wollte ich auch gut aussehen, egal in welche Richtung dieses Gespräch nun verlaufen würde.
Ich ließ mir, wie gestern Abend, reichlich Zeit beim duschen. Erstaunlicherweise wurde ich dabei heute nicht unterbrochen, wie es sonst eigentlich der Fall gewesen wäre. Woran auch immer das lag, aber ich genoss diese Ruhe beim morgendlichen Ritual, ehe ich schließlich in mein Zimmer ging und mir etwas zum anziehen aussuchte. Die Kleiderwahl fiel mir heute wirklich mehr als schwer. Doch weil ich eben auch nicht wie zu rausgeputzt wirken wollte, entschied ich mich für meinen rosa Pink Panther Pullover, der mir eigentlich etwas zu groß war, weil der mal Sam gehört hatte, und einer schwarzen Jeans. Alles in allem gefiel mir aber das Outfit, auch wenn mir der Hoodie bis zu den Oberschenkeln reichte.
Als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, dass ich doch noch genügend Zeit hatte, um in Ruhe zu frühstücken. Bei diesem half ich meiner Mum schnell, als ich merkte, dass sie noch nicht komplett fertig war und setzte mich anschließend neben meinen Stiefvater. Dabei verquatschten wir uns ziemlich, weshalb es irgednwann draußen einmal laut hupte. "Oh, das ist Sam. Bis später." erklärte ich noch, gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und zog mir anschließend meine weißen Sneaker an, ehe ich zu Sam's Wagen lief und mich in diesen plumsen ließ.
Auf dem Weg zur Uni erzählte ich meinem besten Freund was gestern Abend noch passiert war, was seine Kinnlade fast auf den Boden fallen ließ. Kaum waren wir in der Uni und in unserem Hörsaal angekommen, erzählte diese Tratsch-Tante auch schon Zoey davon, was diese nur ein lautes perplexes "Was?" entweichen ließ. Lachend schaute ich zu den beiden, wie sie über Malcolms und meine Zukunft spekulierten, als dessen Freunde auch schon durch die Tür schritten. Wenn die beiden schon hier waren hieß das... "Hey ihr Tratsch-Tanten, leise!" Verwirrt schauten die beiden zu mir und anschließend zur Tür, als sie auch schon beide synchron anfingen über beide Ohren zu grinsen, aber schließlich wirklich ihre Münder hielten.

Kaum betrat Melcolm den Raum, hüpfte mein Herz vor Aufregung umher und machte zig Salti. Mel's Kumpel zog ihm kurz darauf die Kapuze vom Kopf, was seine verwuschelte Mähne zeigte. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, wobei ich versuchte dieses nicht breiter werden zu lassen, damit es nicht aussah, als würde ich ihn vielleicht auslachen, sollte er eventuell her schauen. Genau das tat er auch wenige Momente später, indem er mir kurz zu nickte und mir ein Morgen entgegen formte. Ich wollte eben dieses erwidern, doch kam mir Melcolm zuvor, indem er sich wieder seinen Freunden zuwandte. Kurz biss ich mir auf meine Unterlippe, ehe ich meinen Laptop aus meinem Rucksack holte, anschaltete und anfing die Präsentation des Dozenten mitzuschreiben.
Der Rest des Unitages verging viel zu langsam. Umso erfreulicher fand ich es, als dieser gänzlich vorüber war und ich mit Sam und Zoey in den nahe gelegenen Park ging, als bis zum Treffen noch Zeit übrig war.
"Und, bist du sehr aufgeregt?" fragte Zoey. "Etwas." meinte ich nur, woraufhin diese eine Augenbraue hoch zog. "Naja wahrscheinlich ein bisschen mehr als etwas." grinste ich verlegen und rieb mir den Nacken. Wir saßen noch eine ganze Weile dort auf der Wiese und unterhielten uns, bis Zoey auf einmal ganz panisch meinte "Liv, du musst los! Es ist schon 14.58 Uhr." Zischend packte ich meinen Rucksack, gab Zoey einen Kuss auf die Wange und wuschelte Sam zum Abschied durch die Haare, ehe ich los rannte.
Einige Meter vor dem Café, bremste ich ab und atmete tief durch. Schnell zückte ich mein Handy und schaute auf die Uhr. Mist, ich war 6 Minuten zu spät. Das machte ja schon mal einen guten Eindruck.
Nachdem ich mein Handy wieder weg gesteckt hatte, lief ich weiter und betrat das Café. Suchend schaute ich mich um und entdeckte Melcolm recht schnell. Nun doch ziemlich nervös ging ich auf ihn zu. "Hey. Tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Hab mich verquatscht." entschuldigte ich mein zu spät kommen und setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber.

Ob ich mich beeilt hatte? Mist, sah man mir das sehr an? Bevor ich jedoch auf die Frage Malcolm's antworten konnte, kam mir die Bedienung dazwischen und stellte den Kaffee vor Malcolm hin. Ihr Blick, den sie ihm dabei die ganze Zeit hin zuwarf, war mehr als eindeutig und gefiel mir ehrlich gesagt gar nicht. Auch als sie mich nach meiner Bestellung fragte, haftete ihr Blick die meiste Zeit mehr auf ihm, als auf mir. "Einen Cappuccino." Es verging ein kurzer Moment, ehe diese realisiert hatte, dass ich geredet hatte und zu mir blickte. Die Verwirrung stand ihr im Gesicht geschrieben, ehe sie sich endlich zu fassen schien. "Entschuldigung, ich..." Sie unterbrach sich selber, ehe sie einen professionellen Blick aufsetzte und ihre Arbeit scheinbar wieder ernst nahm. "Was kann ich dir bringen?" fragte sie noch einmal und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und zückte ihren Block. "Einen Cappuccino." Schnell setzte ich noch ein "Bitte." und ein ebenfalls mildes Lächeln hinterher, konnte ich ihr immerhin doch nicht böse sein und wollte auch nicht unanständig wirken. Immerhin war Malcolm nun mal ein sehr hübscher Mann, da wäre es verwunderlich hätte sie nicht ein wenig gestarrt.
Kaum war die Kellnerin verschwunden, erhob Malcolm das Wort. Irgendwie wirkte er nervös, was ihn sogleich viel sympathischer und auch irgendwie niedlicher machte. Dass er dann allerdings so von seinen zwei Freunden sprach, überraschte mich noch mehr. Ich hatte sie immer für ein eingespieltes Team gehalten, bei welchem es keine Lästerein über die jeweils anderen gab. Dass er nun also seine Freunde, als Idioten und Ärsche betitelte, war ziemlich überraschend.
Als er dann aber Sam als meinen Freund hinstellte, stutzte ich kurz. Wie kam er denn auf diese Idee? Kurz schaute ich ihn verwirrt an, ehe mir die Sache von gestern in den Sinn kam und ich mir unterbewusst gegen den Kopf schlug. Dass die beiden Malcolm davon erzählen würden, hätte ich mir doch denken können. Aber wie hätte ich zu dem Zeitpunkt auch ahnen können, dass er sich auf einmal einen Tag später mit mir treffen wollen würde und dieses Thema ansprach!?
"Sam... Oh Gott nein, wir sind kein Paar. Er ist mein bester Freund und das gestern... Äh.." Tja, wie sollte ich das erklären? Wenn ich nun mit der Wahrheit raus rückte, würde ich wohl wie der letzte idiot und total kindisch wirken. Anlügen wollte ich ihn aber auch nicht.
Scheinbar war ich so in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht einmal mitbekommen hatte, dass die Kellnerin mir meinen Cappuccino vor die Nase gestellt hatte. Leicht nervös fing ich deshalb an in diesem mit dem Löffel rum zu rühren. "Ehrlich gesagt war das eine Trotzreaktion. Sie haben die ganze Zeit rumgetuschelt und gelacht, wenn sie zu mir geschaut hatten." Nun schaute ich wieder auf und direkt in Malcolm's Augen. "Ich wollte sie ein wenig abschrecken und zeigen, dass es mir nichts ausmacht, was sie von mir halten. Eigentlich bin ich sowas zum Teil gewöhnt, aber irgendwie stört es mich manchmal doch noch. .. War vielleicht ein bisschen kindisch, aber nur, weil ich auf Männer stehe bin ich immerhin kein unmensch... Mir sind da wohl ein bisschen die Pferde durchgegangen." lachte ich zum Ende hin angespannt und blickte wieder auf meinen Kaffee, ehe ich einen Schluck nahm.

Ich genoss die Zweisamkeit die ich mit Malcolm hatte, ebenso wie sein Lachen und die Blicke die er mir schenkte.
Hätte mir jemand vor einer Woche gesagt, dass das hier jemals passieren würde, hätte ich demjenigen wahrscheinlich den Vogel gezeigt und hätte demjenigen lachend den Rücken gekehrt. Dass es nun aber wirklich so war und ich mich mit ihm etwas unterhalten konnte, war daher das Schönste, dass mir seit langem mal wieder passiert war. Auch wenn ich wusste, dass es wahrscheinlich das erste und letzte Mal sein würde, so genoss ich doch jede einzelne Sekunde mit ihm und sog seine Stimme wenn sie amüsiert war oder eben sein Lachen so tief in mir auf, dass ich die Klänge beider wahrscheinlich nie wieder aus meinem Kopf bekommen würde.
So in meine Schwärmerei vertieft, kam die Information mit seiner Tante, die ihn scheinbar das letzte Mal "Schnitte" genannt haben soll, erst verspätet in meinem Gehirn an, genauso wie die Tatsache, dass er mich eben süß genannt hatte. Genauso verspätet reagierte ich nun auch, als ich bemerkte, dass mein Gesicht vor Scham regelrecht glühte und nun wahrscheinlich rot leuchtete, wie eine Weihnachtskugel. Schnell stützte ich mein Gesicht auf meinen beiden Händen ab und bedeckte mit diesen meine Wangen, in der Hoffnung, dass Malcolm das nicht doch noch gesehen hatte. Was ziemlich unwahrscheinlich war, immerhin schaute er mich die ganze Zeit an, aber einen Versuch war es immerhin mal wert, um später nicht noch mehr wie der verliebte Obertrottel dazustehen.
Vor lauter erstaunen rutschten meine Hände, nicht wenig später, aber auch wieder von meinen Wangen und auf den Tisch vor mir, als mir Malcolm tatsächlich Preis gab, dass er mich näher kennenlernen wollte. Ich starrte ihn regelrecht an, ohne auch nur einen Mucks über meine Lippen zu bringen, ehe ich ein fast schon zu euphorisches "Ja gerne!" heraus brachte. Hätte er nun meine Gefühle und Gedanken lesen können, so wäre er mit Sicherheit wortwörtlich von diesen erschlagen worden.
Vor mich leicht hin grinsend, schaute ich erst einmal wieder hinunter zu meiner Tasse und genehmigte mir erneut einen Schluck. Nicht, dass er gleich seine Meinung änderte, weil ich ihn seit nun bestimmt einer Minute in Grund und Boden starrte, wie ein Psychopath auf Viagra.
"Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen Musik auf Lehramt zu studieren?"
Ein paar kleine Infos heraus bekommen, das war für den Anfang bestimmt nicht so verkehrt.