RE: Bets and painted bodies. - 4

Meinte er jetzt Joints oder Zigaretten? Allgemein? Irgendwie war mein Gehirn mittlerweile so blank, dass ich gar nicht mehr genau wusste, wovon wir jetzt genau geredet hatten.
"Naja nicht jetzt erst schon seit ner Weile." meinte ich ziemlich verspätet auf seine Frage, ob ich erst jetzt dachte, dass er nicht arrogant sei. Auf seine nächste Aussage hin, reagierte ich schließlich jedoch verwirrt und sah ihn höchstwahrscheinlich auch genauso an. Warum sollte ich denn keinen Spaß haben? Ich brauchte zwar eine Weile, bis ich wirklich verinnerlicht hatte, was genau er mit dem nächsten Satz meinte, doch schoss mir dafür sofort der Gedanke in den Kopf, dass er mich wohl ziemlich erwischt hatte. Natürlich hatte ich bestimmte Gedanken, wenn ich mit Mel zusammen war, aber ich konnte mir auch gleich ein Grab schaufeln, wenn ich auch nur auf die Idee kommen würde zu versuchen irgendwas davon in die Tat umzusetzen. Verdammt, er stand viel zu offensichtlich auf Weiber. Als würde es da für ihn in Ordnung sein, dass ich ihn nun einfach mal aus dem Nichts küsste oder weiter ging. Er würde mich mit höchster Wahrscheinlichkeit ignorieren, wenn sowas passieren würde. Mindestens.
"Ich bin lieber ein Feigling, als ein offensichtlicher Idiot." lächelte ich und war nicht mehr ganz auf der Höhe, griff schließlich zum Joint. Nach dem nächsten Zug schloss ich kurz die Augen und genoss kurz die Stille die zwischen uns herrschte, ehe ich wieder die Augen halb öffnete und noch einen Zug nahm. Während ich Mel den Glimmstengel wieder hin hielt, befeuchtete ich erneut meine Lippen, die schon wieder andauernd viel zu schnell trocken wurden, dank des Rauchens und dem zuvorigen Alkohol.

Schnaubend reagierte ich auf Malcolm's Geräusche, die er von sich gab und blickte ihn aus dem Augenwinkel her an. Ich war einfach nur realistisch, war es da wirklich so schlimm dann lieber Feige zu sein?
Als er meinen Namen sagte, drehte ich mich komplett zu ihm um, wartete darauf was er mir sagen wollte. Stattdessen kam es jedoch anders, als er plötzlich mein Gesicht griff und es näher an seines zog. Mein Gehirn brauchte eine ganze Weile um zu begreifen, was genau hier jetzt passierte, bis es endlich auf Hochtouren zu laufen schien. Meine Hand legte sich auf die an meiner Wange, während ich meine Augen genießerisch schloss und meine Lippen ebenfalls gegen seine bewegte. Leider dauerte der Kuss nicht sonderlich lange und ich war kurzzeitig wirklich am überlegen, ob mir die Alkohol-/Jointmischung nun wirklich so gut getan oder ich mir das Ganze eben nicht doch nur eben eingebildet hatte. An Mel's Aussage machte ich aber fest, dass es wohl wirklich nicht nur ein Hirngespinnst von mir gewesen war.
Moment... Fuck, also wollte er, dass ich ihn küsste und offensiver war? Ich hab es doch nur aus Respekt ihm gegenüber gelassen, welcher hetero wollte denn nämlich schon von einem schwulen geküsst werden!? Ich wollte ihn doch nur nicht abschrecken und am Ende wieder mit leeren Händen dastehen.
Ohne noch was zu sagen stand ich ebenfalls auf und lief Malcolm hinterher. Kurz bevor wir jedoch wieder in die Nähe der Menschentraube kamen, zog ich ihn noch einmal in eine dunkle Ecke, in welcher wir auch gut von einem Baum bedeckt waren, und legte noch einmal meine Lippen auf seine. Der Kuss viel definitiv etwas länger aus, als der von zuvor. Als ich diesen dann beendete, war ich derjenige der verschmitzt grinste. Fragte sich nur, ob man das so gut sehen konnte, so dunkel wie es hier war. "Hätte ich geahnt, dass du es wollen würdest, hätte ich dir die Arbeit mit dem mutigsein abgenommen." meinte ich mit rauer Stimme und schaute Mel an. "Wird jetzt aber wahrscheinlich öfter passieren, deine Lippen sind ne Sünde." grinste ich noch breit und machte mich erneut auf den Weg zurück zur Party.

Wieder auf der Party angekommen, verkündete mir Malcolm, dass er nach Garett suchen würde und wir uns später noch mal sehen würden. Zustimmend nickte ich mit dem Kopf und sah ihm kurz hinterher, ehe ich mich selber auf die Suche nach meinem besten Freund machte. Meine Gefühle führen gerade Achterbahn und ich hatte echt keine Ahnung wohin mit meinen Emotionen. Ich musste das Geschehene von eben ganz unbedingt jemandem erzählen oder ich platzte. Daher schlängelte und drängte ich mich nun durch die Menschenmassen, bis ich Sam endlich fand. Leider Gottes nicht allein, sondern knutschend mit irgendeinem Typen den ich noch nie gesehen hatte. Fuck, was machte ich denn jetzt!? Zoey hatte ich zwar auch nicht unweit von uns entdeckt, aber die schien nicht mehr ganz auf der Höhe, für solch ein Gespräch zu sein. Ehe ich jedoch weiter darüber nachdenken musste, ließen Sam und sein Knutschpartner kurz voneinander ab, woraufhin der Blick Sammy's auf mir landete. "Hey Liv." rief er fast sofort und schob den anderen einfach von sich. Diesen schien das aber gar nicht weiter zu stören, denn trottete er Sam einfach hinterher. Allerdings schien der Fremde auch nicht mehr ganz so klar zu sein. "Wo warst du denn so lange? Ich hab dich vorhin noch mit Malcolm gesehen und dann wart ihr plötzlich weg. Sag bloß es ist was tolles passiert." grinste er anzüglich. "Najaaaa..." Das Grinsen was anschließend auf meinem Gesicht zu sehen war, war scheinbar Erklärung genug, weshalb Sam seinen Gespielen erst einmal auf später vertagte und mich in eine ruhigere Ecke zog. "Erzähl. Sofort!" Kurz und knapp erzählte ich was die letzte halbe bis dreiviertel Stunde passiert war und saß am Ende einem fassungslosen Sam gegenüber. "Du verarscht mich." Als ich daraufhin jedoch nur lachte, fing er aufeinmal an zu jubeln. "Oh mein Gott, ich glaube ich spinne. Livian Lopez hat es ernsthaft geschafft den Playboy der Uni um den Finger zu wickeln. Und, wann ist eure Hochzeit?" Lachend schüttelte ich den Kopf und gab ihm einen Klaps an seinen eigenen. "Du Spinner." Er zuckte nur grinsend mit den Schulter, ehe mein Blick zu einer Person hinter Sam wanderte. Dort taumelte nämlich keine andere als Lydia umher, weswegen ich sogleich zu ihr lief und sie gerade noch so vorm stürzen bewahren konnte. "Hey, hey Lyds. Alles in Ordnung? " Ich hörte nur wie sie irgendwas nuschelte, was ich aber nicht verstand, weswegen ich mich näher zu ihr beugte, um sie besser zu verstehen. "... Schlecht..." hörte ich es nur leidlich, weswegen ich vorsichtig mit ihr aufstand und zum Bad lief. Fast sofort übergab sie sich auch schon in die Toilette, nachdem wir dort angekommen waren. "Livi.." hörte ich ihr Murmeln, was schließlich in kläglichen Brechgeräuschen unterging. Ich strich ihr beruhigend über den Rücken, bis sie sich irgendwann endlich beruhigt hatte. Ich hielt ihr ein feuchtes Tuch hin mit dem sie sich etwas erfrischen konnte, ehe sie sich gegen mich lehnte. "... Tut dir nur weh.." hörte ich es wieder leise. Verwirrt runzelte ich die Stirn und versuchte ihr gebrabbel irgendwie zu verstehen, jedoch hörte ich nur "Er... tut dir..." heraus. "Dir tut was weh? Willst du nach Hause?" fragte ich besorgt und erntete daraufhin nur ein Nicken. Mit Lydia im Schlepptau lief ich vorsichtig die Treppe runter, wo schon Sam auf uns wartete. Ich brauchte gar nichts weiter sagen, da zückte er schon seine Schlüssel und wir liefen zur Tür. Kurz schaute ich noch nach Zoey, die sich aber gerade sehr zu amüsieren schien, ehe ich kurz nach Mel ausschau hielt, diesen aber nicht fand. Dann müsste ich ihm wohl eine Nachricht schreiben, dachte ich noch, ehe ich mit meiner Stiefschwester und Sam zu dessen Auto lief, eher dieser uns nach Hause fuhr, und eben diese Nachricht an Malcolm schrieb mit den Worten Sorry, Lydia geht's total scheiße, wir sind auf dem Weg nach Hause. Hab noch viel Spaß. :)

Ich checkte immer wieder mal mein Handy, ob Malcolm vielleicht mal geschrieben hatte, jedoch fand ich keine neue Nachricht vor, bis wir zu Hause angekommen waren. Sam lud ich dazu ein einfach mit bei mir im Zimmer zu schlafen, was dieser auch dankend annahm. Lydia schaffte es mehr schlecht als recht auf ihr Zimmer, schaffte es aber tatsächlich bei ihrem Getrampel niemanden zu wecken. Sie fiel sofort ins Bett und dachte nicht einmal daran das Geschmiere aus ihrem Gesicht zu entfernen, was mich leicht seufzen ließ. Ich deckte sie noch zu, strich ihr kurz ihre Haare aus dem Gesicht und verließ dann ihr Zimmer, ehe ich mich neben meinen besten Freund ins Bett fallen ließ.
Der nächste Tag fing genauso bescheiden an, wie der letzte Tag geendet hatte. Kacke. Mein Kopf dröhnte und ich hatte kaum ein Auge zugemacht, wiel Sam sich die ganze Zeit gedreht und mich dabei mit irgendeinem seiner Gliedmaßen getroffen hatte. Manchmal war ich wirklich kurz davor gewesen ihn aus dem Bett zu schubsen und endlich in Ruhe schlafen zu können. Leider war ich nur nicht so garstig und hatte die Nacht mehr Schlecht als Recht überstanden.
Tief durchatmend stand ich an der Kaffeemaschine und schaute dem Kaffee dabei zu, wie dieser durchlief. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel meiner Mum, dass sie und Robert zu unseren Großeltern gefahren waren und wir uns einen ruhigen Katertag machen sollten. Bailey war scheinbar gestern Abend noch spontan zu ihrer Freundin gegangen und würde uns erstmal auch in Ruhe lassen.
Ich hörte es hinter mir auf dem Tisch vibrieren und checkte mein Handy. Kaum, dass ich Mel's Namen las hüpfte mein Herz ein bisschen, ehe ich die Nachricht öffnete und las. Leider ging es nur Lyds und auch wenn das jetzt scheiße klang, aber es wäre schon ganz schön gewesen, wenn er auch nach mir gefragt hätte. Aber ich nahms ihm im Endeffekt natürlich nicht krumm. Ich hab keine Ahnung, sie schläft noch. Denke aber mal, sie wird einen ordentlichen Kater haben, wenn sie wach wird. Wie war die Party noch? schrieb ich, checkte kurz die Uhrzeit und stellte fest, dass es schon Nachmittag war, ehe ich mein Handy erstmal wieder bei Seite legte.

Es dauerte nicht besonders lange, da hörte ich es erneut hinter mir auf dem Tisch vibrieren. Gleichzeitig vernahm ich aber ein leises Schlurfen hinter mir, was mich in die Richtung der Küchentür schauen ließ. Erst erwartete ich Sam, jedoch erschien schließlich Lydia's brauner Schopf in der Tür. Sie sah mehr als nur zerknautscht und total fertig aus, sah mich nicht einmal an, als sie sich an den Tisch setzte und ihren Kopf auf ihre Arme auf dem Tisch knallen ließ. Ich hörte nur wie sie leise jammerte, weil sie scheinbar bemerkt hatte, dass das nicht unbedingt die beste Idee gewesen war. Mein Handy hatte ich daraufhin erst einmal vergessen und kaum, dass der Kaffe durchgelaufen war, schnappte ich mir zwei Tassen und füllte diese fast bis zum Rand, ehe ich noch Milch mit hinein gab. Eine Tasse stellte ich neben Lydia, welche nur ein leises "Danke." nuschelte. Mit meinem Handy in der Hand lehnte ich mich an die Arbeitsfläche und antwortete mit einem breiten Lächeln auf den Lippen Malcolm. Ich hätte es auch besser gefunden noch bei dir zu sein. Kurz überlegte ich was ich noch schreiben könnte und setzte noch ein Was machst du heute noch? hinterher. "Was grinst'n du so ekelhaft vor dich hin?" hörte ich meine Stiefschwester murren. Ich sah zu ihr und betrachtete sie, wie sie an ihrem Kaffee nippte. Also gestern im Vollsuff hatte sie mir irgendwie besser gefallen. Sie war definitiv pflegeleichter.
Ich setzte mich neben sie an den Tisch und schlürfte ebenfalls meinen Kaffee, bis irgendwann auch Sam zu uns stieß. Dieser sah nicht mal annähernd so fertig aus wie Lydia, aber dennoch ziemlich übernächtigt. Wir entschieden uns dafür nacheinander Duschen zu gehen, bevor wir es uns im Wohnzimmer gemütlich machten und irgendeine komische Serie im Fernsehen schauten.

Ich lehnte gerade an Sam und schaute teilnahmslos auf den Fernseher. Lydia spielte irgendein Spiel auf ihrem Handy und bei Sam hatte ich das Gefühl, dass er schon wieder eingeschlafen war. Jedenfalls schnarrte es über mir schon wieder so komisch. In meiner Hoodietasche bewegte sich schon wieder etwas, weswegen ich vorfreudig mein Handy hervor holte. Wir gucken irgend so einen komischen Film. schrieb ich nur. "Ich würde jetzt aber lieber neben dir liegen und weiß der Teufel was mit dir anstellen." hörte ich es über mir in komischer Franzosen-Manier und hob meinen Kopf etwas an. "Ich dachte du pennst. Du hast wieder diese sterbenden Geräusche von dir gegeben." meinte ich nur und erntete einen pieksenden Finger in meiner Seite. Ich lachte auf und rückte etwas von ihm weg, wobei ich an Lydia stieß. Sie murrte nur kurz, was mich Schmunzeln ließ. Eine Lydia die mir mal nicht unbedingt die Augen auskratzen wollte, hatte auch mal was.
Einige Stunden und ein paar komische Filme später, hörten wir die Wohnungstür und Mum und Dad kamen nach einer Weile ins Wohnzimmer und setzten sich irgendwann zu uns. Auch Bailey brauchte nicht mehr lange und kam überraschend vollgepackt mit Essen nach Hause. Dieses genossen wir alle im Wohnzimmer, während wir uns unterhielten und uns von unserem vorigen Tag und ein paar klitzekleine Kleinigkeiten über die Party erzählten.

Der Sonntag war zum Ende des Tages doch schneller vergangen, als ich damit gerechnet hätte und es war definitiv noch eine total lustige Runde und auch schön mal wieder so als Familie dazusitzen und Spaß zu haben. Sam hatte keine Lust mehr nach Hause zu fahren, weswegen wir kurzerhand beschlossen, dass er einfach hier blieb und den Laptop von Bailey für die Uni am nächsten Tag mitnehmen konnte.
Die Nacht verlief genauso unruhig wie die zuvor, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz meinen besten Freund runter aufs Sofa zu schicken. Ich selber hatte aber auch keine Lust auf dieses, da es einfach viel zu klein war und die Nächte dort drauf wahrscheinlich noch unerträglicher wurden, weil man dann die ganze Zeit Rückenschmerzen hatte. Dementsprechend gerädert stand ich am nächsten Morgen auf.
Mit Sam kam ich schließlich in der Uni und in unserem bekannten Seminarraum an, wo schon Zoey auf uns wartete. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung, ehe wir über die Party am Samstag redeten. Natürlich erzählte ich ihr daraufhin auch leise was zwischen mir und Mel passiert war. Allerdings blieb dabei die Reaktion aus, die ich eigentlich erwartet hatte. Sie schenkte mir regelrecht die Worte "Freut mich für dich." und ein mildes Lächeln. Allerdings sagte ich darauf nichts weiter, vermutlich hatte sie immer noch einen leichten Kater von Samstag, immerhin hatte sie ordentlich gebechert.
Meine Freude stieg allerdings von einem Moment zum nächsten wieder ins unermessliche, als ich Mel durch die Tür treten sah und winkte ihm zurück. Kurz nachdem er und seine Freunde sich gesetzt hatten, vibrierte mein Handy und ich schaute rauf. Ein Lächeln zierte meine Lippen während ich antworte. Danke, du siehst heute auch mal wieder zum anbeißen aus. 😋 Ich sendete die Nachricht ab, ehe ich noch schnell eine weitere Nachricht hinterher schickte. Hast du heute schon was vor?