RE: Bets and painted bodies. - 2

Leider konnte ich mich ab jetzt nur noch an meiner leeren Kaffeetasse festhalten, sollte Malcolm mich weiter mit seinem fünfhundert Watt Lächeln anstrahlen, und ich nicht vom Stuhl fallen wollen. Denn hatte ich, dank der ganzen Nervosität eben, meinen Cappuccino doch recht schnell geleert und konnte mich erst einmal nicht mehr auf diesen Konzentrieren, um mich wenigstens etwas von ihm abzulenken.
Schmunzelnd betrachtete ich den Größeren vor mir, als er mir erklärte wie es dazu gekommen war, dass er sich für diesen Studiengang entschieden hatte. Ich glaubte, dass war somit sowie der häufigste Grund, warum man sich im Endeffekt für einen Studienplatz entschied. Jedenfalls hatte ich diese Begründung schon oft genug gehört und machte es einfach mal daran fest.
"Mein Dad ist Musiklehrer an einer Grundschule. Damals hatte ich mein Praktikum bei ihm an der Schule gemacht, weil ich nichts mit mir anzufangen wusste. Irgendwie hat es mir dann gefallen und weil Musik und Kunst eben die einzigen Fächer sind die mich je richtig angesprochen haben, hab ich die genommen." erklärte ich knapp. Dass ich das Praktikum dort eher wegen dem heißen Sportlehrer gemacht hatte, verschwiegen ich. Alles musste er nun auch nicht auf einmal erfahren, wenn überhaupt.

Ehrlich gesagt, war dieses Thema bei mir, bei einigen Leuten, oft ein Tabuthema. Viele fanden, dass ich aus meinem angeblichen kleinen Talent oft etwas anderes hätte machen können, als "nur" Grundschullehrer werden zu wollen. Aber eben dort war auch schon das Problem. Ich fand nicht, dass ich zeichnen konnte. Es war einfach nur kompletter Durchschnitt, wenn man meine Zeichnungen so mit denen von richtigen Künstlern verglich, die das auch jeden Tag praktizierten. Sie sahen vielleicht nicht total schlecht aus, das musste auch ich sagen. Aber so gut, dass ich, wie Sam es immer so schön sagte, der nächste Davinci werden könnte, war es allemal nicht. An sich wäre es nicht das Problem, wenn es nur dabei geblieben wäre, dass sie mir sagten, dass sie meine Zeichnungen gut fanden. Aber es gab darunter auch einfach einige Leute, beispielsweise meine Tante und meine Granny, die mit mir diskutieren wollten und darauf hatte ich wirklich keine Lust. Daher zuckte ich auf Malcolm's Frage hin nur schmal lächelnd mit meinen Schultern. "Ich finde es nicht soooo gut, aber ich denke das ist Ansichtssache. Einigen gefällts, anderen nicht." lächelte ich und blickte Mel eine Weile an und musterte ihn, während er mit mir... flirtete? Eigentlich konnte ich immer sehr gut einschätzen, ob die Person mir gegenüber mit mir flirtete oder nicht, aber in Malcolm's Fall wollte ich mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Immerhin war seine Aussage vorhin, dass er mich kennenlernen wollen würde ein Begriff, den man weit ausfächern konnte. Das musste nun also gar nichts heißen, auch nicht was er eben gesagt hatte. Er war einfach nur sehr nett.
"Naja 1000 sind es bestimmt nicht. Eher so 2000. Vielleicht auch mehr, ich zähle nicht immer mit." meinte ich spaßeshalber und grinste, überlegte schließlich, ob ich mir noch einen Kaffee genehmigen wollte. Jedoch war ich sowieso schon so sehr aufgeregt, dass ein weiterer Cappuccino mich wohl eher noch hibbeliger machen würde, als ich es innerlich eh schon war. "Ich hab nichts weiter vor. Wenn du magst könnten wir also ein wenig spazieren oder uns irgendwo hinsetzen... Oder so."

Mist, irgendwie hatte ich das Gefühl, mein kleiner Witz wäre nicht so rübergekommen wie er sollte. Ich überlegte eine Weile ob ich vielleicht noch etwas darauf sagen sollte, damit ich am Ende nicht wie das letzte Luder da stand und er schließlich den Vermutungen seiner Freunde recht gab. Doch wäre ich mir auch irgendwie blöd vorgekommen, wenn ich dazu jetzt noch etwas gesagt hätte, wenn es schon längst nicht mehr passte. Am Ende würde es wahrscheinlich auch noch total verzweifelt wirken, wenn ich versuchen würde ihm weiß zu machen, dass es nur ein Spaß war und dann könnte man erst recht darüber spekulieren, ob ich das nur machte, um nicht wie eben jenes Luder zu wirken. Daher hielt ich nun einfach meinen Mund und schaute schließlich auch recht erstaunt zu Malcolm, als dieser, anders formuliert, meinte, dass er sich gerne mal meine Zeichnungen anschauen würde wollen. "Ich wohne 20 Minuten zu Fuß von hier, wir könnten es also beides miteinander verbinden." lächelte ich und griff schon zu meinem Rucksack, um meine Geldbörse hervorzuholen. Jedoch machte Mel mir einen Strich durch die Rechnung, indem er meinen Cappuccino mitbezahlte. Lächelnd dankte ich ihm und wir standen auf, wobei ich die Tatsache überging, dass die Kellnerin die ganze Zeit versuchte Malcolm ihre Nummer unterzujubeln.
Kaum standen wir vor dem Café orientierte ich mich kurz und bog mit Malcolm im Schlepptau dann nach rechts, lief an der Uni vorbei und schließlich an dem Park, aus welchem ich vorhin noch gehetzt war. "Wohnst du eigentlich weit von der Uni weg?" Das war definitiv nicht so einfallsreich, wie es mir in meinem Kopf im ersten Moment rüber kam, aber ich wollte auch nicht stumm mit Malcolm die zwanzig Minuten zu Fuß verbringen.

"Ehrlich gesagt wohne ich noch bei meinen Eltern. Aber Sam und ich, also mein bester Freund, suchen zur Zeit nach einer Wohnung die groß genug für uns beide ist. Irgendwie haben wir nur noch nicht das passende gefunden." erklärte ich und sah Malcolm von der Seite an, als ich merkte, dass er seine Zigaretten raus holte. Bei seiner Frage ob es mich stören würde und ob ich auch eine wollte, verneinte ich. Ich rauchte zwar ab und zu, aber das war meist wirklich nur in Ausnahme- und Stresssituationen, wenn mich nichts anderes runter brachte. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht mehr, wann genau ich mir das angewöhnt hatte. Aber tatsächlich war es so, dass mich in diesen Situationen nur eine Zigarette wieder auf den Boden der Tatsachen brachte und mich innerlich etwas beruhigten.
Die restlichen zehn Minuten vergingen recht schnell und mit etwas Smalltalk über die Uni und einige unserer Kommilitonen.
Endlich an meinem Haus angekommen, schloss ich auf und stellte meinen Rucksack neben der Garderobe ab, ehe ich mir meine Schuhe auszog und sie auf unsere Schuhablage stellte. "Du kannst deine Schuhe ruhig daneben stellen." meinte ich an Mel gewand und begutachtete ihn kurz heimlich. "Magst du was zu trinken?" fragte ich und lief schon einmal langsam zur Küche. "Oh, hey Bailey." grüßte ich meine Stiefschwester, welche gerade den Kühlschrank schloss und sich mit einem vollen Mund und einem Stück Schokolade zu mir umdrehte. "Hey großer Bruder." lächelte sie und hielt mir fragend ihre Schokolade hin. Dankend lehnte ich ab, lief an ihr vorbei und griff aus dem Schrank zwei Gläser, ehe ich ebenfalls zum Kühlschrank ging und die Getränke heraus holte die wir zur Verfügung hatten. "Oh hi. Ich bin Bailey." hörte ich meine kleine Schwester hinter mir und drehte mich um, schaute kurz zu ihr und Malcolm, dem sie freundlich entgegen blickte. Das war typisch meine Schwester. Immer offen und freundlich zu jedem, ob sie diese Person nun kannte oder nicht.
Lächeknd ging ich auf die beiden zu. "Bailey das ist Malcolm, Malcolm - Bailey. Meine Schwester." Kurz schaute meine Schwester zwischen uns hin und her. "Und ihr seid zusammen odeeeeer...?" Mein Kopf schnellte regelrecht in ihre Richtung. "Nein. Er ist nur ein Kommilitone von mir." Sie schaute mich eine Weile eindringlich an und ich wusste genau was dieser Blick zu bedeuten hatte. "Aha. Gut, ich geh dann mal hoch. Viel Spaß euch zwei." lächelte sie und verschwand auf ihr Zimmer.

Natürlich hatte ich Mel's Reaktion auf die Frage meiner Schwester mitbekommen und lächelte daher nur zaghaft. Was hatte ich denn erwartet? Dass er himmelhoch jauchzend durch die Bude springen und meiner Schwester sagen würde, dass er mich mehr mögen würde, als seine Körperhaltung gerade preis gab!?
Ich ließ mir meine Gedanken und das leichte stechen im Brustkorb nicht anmerken, als ich mich wieder umdrehte und die Gläser, auf Malcolm's Aussage hin, wieder zurück in den Schrank stellte. Wahrscheinlich wollte er nun so schnell wie möglich verschwinden, was ich irgendwo aber auch verstehen konnte. Wäre ich hetero und man würde mich fälschlicherweise für den Freund eines Typen halten, den ich gar nicht kannte, würde ich vermutlich auch so reagieren... Denke ich.
"Klar komm." lächelte ich und stieg die Treppe hinauf zu meinem Zimmer, welches direkt neben dem von Lydia lag. Glücklicherweise schien diese aber nicht zu Hause zu sein, denn würde man das definitiv mitbekommen. Immerhin hatte sie immer diesen extremen drang die Musik voll Kanne in ihrem Zimmer hochzudrehen und mich damit wahnsinnig werden zu lassen. Ein Grund mehr, weshalb ich hier endlich ausziehen wollte.
In meinem Zimmer angekommen, lief ich auf meinen Schreibtisch zu und öffnete die unterste Schublade, in welcher jegliche Zeichen Utensilien von mir drinnen lagen, ebenso wie meine, doch mittlerweile zahlreichen, Zeichenblöcke. Ich holte das mit der Aufschrift für dieses Jahr hervor, in welchem sich die meisten Portraits und Naturzeichnungen von mir befanden, ehe ich es Malcolm reichte. "Ich zeichne meist mit Kohlestiften oder Bleistift, da müssten aber auch ein paar Aquarellzeichnungen drin sein." meinte ich und setzte mich auf mein Bett, während ich ihn verstohlen musterte.

Kaum, dass Malcolm diesen Satz von sich gab, wusste ich sofort wo von er genau redete und welchen Film er meinte. "Titanic." sagten wir gleichzeitig, was mich kurz auflachen ließ.
Ich bedankte mich bei ihm, als er meinte, dass meine Zeichnungen ihm gefallen würden. Irgendwie machte es mich nun doch ein wenig stolz, dass er sie zu mögen schien und ich in seinen Augen wohl doch recht begabt war. "Einige sind Modelle aus den Kursen, aber die meisten sind eher Freunde, Bekannte oder Fremde, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Sonderlich viele Kurse in welchen wir mit Modellen arbeiten können, haben wir leider nicht. Irgendwie hat da keiner so richtig Lust drauf stundenlang still zu sitzen und angestarrt zu werden." schmunzelte ich zum Ende hin und sah Mel von der Seite her an. Dass ich ihn auch schon einige Male aus dem Gedächtnis heraus gezeichnet hatte, verschwieg ich lieber. Ich wollte am Ende nicht wie ein kranker Stalker wirken, der sich an den Zeichnungen seines Schwarms aufgeilte.
Schließlich stand ich auf und lief erneut zum Schreibtisch, verstaute meinen Zeichenblock erneut in der Schublade und setzte mich wieder neben Mel auf das Bett. Kurz herrschte Schweigen zwischen uns, ehe ich das Wort wieder erhob. "Was studierst du eigentlich noch neben Musik?"

In dem Moment wo ich schon sagen wollte, dass ich es cool fand, dass er auch noch englische Literatur studierte, meinte Malcolm auch schon, dass es gar nicht so cool war wie es klang. Ich wollte aber auch nicht dagegen halten, immerhin kannte ich mich mit dem Thema null aus, im Gegensatz zu ihm.
Als er aber im nächsten Moment das Thema wechselte und mich fragte, ob ich ebenfalls zu der Party kommen würde, war sein zweites Studienfach schon wieder vergessen. Vor allem als er meinte, dass es ihn freuen würde, wenn er mich dort sehen würde. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als ich diese Worte vernahm und ihm dabei in die Augen sah. "Ich hab darüber ehrlich gesagt noch gar nicht weiter drüber nachgedacht. Aber wer weiß, vielleicht komm ich ja mal vorbei." lächelte ich und spielte mit dem Gedanken, was Mel dann wohl anziehen würde. Wer weiß, vielleicht würde er als Superman kommen, dann könnte ich seinen tollen Körper besser anschauen, in diesem engen Fummel den der trug. Wobei Iron Man auch echt heiß wäre. Von Mel in einem der Kostüme, würde ich auf jeden Fall gerne gerettet werden. Hawkeye, Spiderman, Batman, vielleicht sogar Arrow... Das wären definitiv Anblicke die ich mir gerne antun würde. Aber wieso nicht einfach fragen, vielleicht konnte ich ihn zu meinen gunsten ja irgendwie überreden, falls er eine andere Vorstellung hatte. Es sei denn diese würde mir auch sehr gut gefallen... Wobei ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen konnte, dass er in irgendeinem Kostüm scheiße aussehen würde. Malcolm würde selbst in Lumpen noch so gut aussehen und wirken wie ein Gott.
"Hast du schon einen Plan was du anziehen willst?" fragte ich, meine Gedanken von ihm, in den verschiedensten Kostümen, bei Seite schiebend.