RE: Steckbrief 1/2 - 2

Das konnte ich nachvollziehen. Wenn man nicht verstanden wird, muss man weg. Seine Ausführungen waren nicht so tiefgründig wie ich gehofft hatte, aber dennoch nicht unerwartet. Ich hoffte, dass ich ihm nicht alles aus der Nase ziehen musste. Womöglich lag es ja an mir. Womöglich wurde er sich lieber einer Frau gegenüber öffnen. Ich nahm einen grossen Schluck und lebte mich zurück. „Auch hier in der Stadt gibt es solche Leute aber nicht wirklich viele. Die meisten gehen selbst dann ziemlich locker mit dem Thema um, wenn sie selbst nichts damit anfangen können. Wie lange weisst du es schon. Verbringst du vieleStunden im Internet?“

Ich trank wieder einen Schluck. Langsam spürte ich, wie ich lockerer wurde. "Ich habe es mir mit 16 eingestanden. Inzwischen hänge ich nicht mehr so oft vorm Computer.. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich niemals jemanden finden werde, der meine Leidenschaft teilt. Vor allem keinen Mann!" Verdammt. Hatte ich da etwa mehr oder weniger meine Homosexualität gestanden? Einem Fremden? Genau aus DEM Grund hasste ich Alkohol. Ich sprach dadurch immer ohne über meine Wörter nachzudenken. Ich errötete, nahm nun noch einen großen Schluck. Nun war es raus, Lif wusste nun, dass ich auf Männer stand.

Es klang beinahe so, als würde Cedric aufgeben oder hätte es schon getan. Nach dem er uns im Restaurant zur Rose bedient und uns belauscht hatte musste er doch wissen, das er nicht allein war. Ich trank und bereitete mich darauf vor ihn aufzubauen und aus seinem Loch zu holen, da hätte ich mich beinahe verschluckt als er sich über Umwege zu seine Homosexualität bekannte. Klar, gehofft hatte ich es.
„Niemand ist wirklich allein. Es finden sich immer Gleichgesinnte. Glaub mir.“ Mit einem breiten Grinsen leerte ich mein Glas und verlangt nach einem Wasser. Ich war mir ziemlich sicher, dass Cedric eine devote Ader hatte. Wenn er jetzt noch eine, zumindest leichte masochistische Neigung verspürte, ergänzten wir uns zumindest soweit, dass ich ihm beimEinstig helfen konnte.

Was meinte er damit? Stand er etwa...auch auf Männer? "Damit hätte ich nicht gerechnet!" ich wollte am liebsten fragen, ob er auch schwul war, doch ich zögerte. "Und...was ist mit dir?" fragte ich zaghaft. "Stehst du auf Frauen?" Ich fragte ihn absichtlich nach der Zuneigung für Frauen, da es für mein Empfinden nach zu aufdringlich war, zu hinterfragen, ob er auf Männer stand. Ich war nun mal so erzogen worden, den Mund zu halten und nicht über Sexualität zu sprechen. Doch so, wie ich Lif einschätzte, war dieser sehr offen bei dem Thema. Gespannt wartete ich auf seine Antwort. Wieder einmal fiel mir auf, wie gut er aussah. Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe. Noch nie war ich so angetan von einem Mann gewesen.

Aufmerksam beobachtete ich Cedric. Er war über seine eigenen Worte verlegen. „Nein, tue ich nicht. Ich hatte mit 16 meine erste und letzte Freundin.“
Die meisten Menschen in meinem Umfeld wussten darüber Bescheid. Auch einige der Besitzer meiner Patienten. Ich sprach immer offen und ehrlich über dieses Thema genau so wie über BDSM und alles andere. Nur so konnte man wahre Freunde von falschen unterscheiden. Ich lehnte mich vor und griff nach Cedrics Hand. „Du bist nicht allein und du musst es auch nie wieder sein. Wenn du möchtest, hast du in mir einen Freund mit dem du über alles reden kannst.“
Natürlich würde ich gerne auch etwas mehr oder viel mehr tun als nur reden aber dies lag in seinen Händen.

Ein angenehmes Gefühl durchfuhr mich, als er nach meiner Hand griff. Ich war erleichtert, dass er nicht auf Frauen stand.
"Das klingt super!" lächelte ich. Ich würde ihm gerne näher kommen. Seltsam für mich, da ich sonst schüchtern und zurückhaltend war.
Und was, wenn es ihm zu schnell ging? Ich fühlte mich wohl bei ihm zu sein. Es war ein komisches Gefühl. Fast, als würde ich ihn mögen. War das denn überhaupt möglich? Ich schob meine Zuneigung auf den Alkohol. Dieser entfaltete scheinbar jetzt seine ganze Wirkung. Mir drehte sich alles und mir war ganz warm.

Celtics Wangen waren gerötet, auf seiner Stirn bildeten sich Schweissperlen aber seine Hand fühlte sich eher kühl an. „Du verträgst wohl nicht viel. Ich bring dir besser nach Hause.“ Ich winkte den Barkeeper her, bezahlte und führte Cedric aus der Kneipe. Gemeinsam steigen wir in ein Taxi. „Sag frühzeitig Bescheid, wenn dir schlecht wird.“
Der Auto setzte sich in Bewegung. In einer Einbahnstrasse gab es sowieso nur eine Richtung. Als sie die Hauptstrasse erreichten, war der junge Mann ziemlich weggetreten und konnte mir seine Adresse nicht nennen. Allein lassen wollte ich ihn sowieso nicht, also nahm ich ihn mit zu mir. Mit Hilfe meiner Nachbarin die vor kurzem Mutter geworden war, schaffte ich Cedric in meine Wohnung und ins Schlafzimmer.
Er schlief schon fast als ich ihm Schuhe, Hose und Hemd auszog und ihn in mein Bett legte. Als er dann tatsächlich schlief, machte ich es mir auf dem Sofa bequem.

Ich war ziemlich schnell eingeschlafen. Als ich aufwachte, ging die Sonne gerade auf. Verpeilt sah ich mich um. Wo war ich? Langsam setzte ich mich auf. Ich errötete, als ich sah, dass ich spärlich bekleidet war. "W-was..." murmelte ich, dann erhob ich mich und ließ den Blick durch das Zimmer wandern. Ich war definitiv nicht zu Hause. Leise verließ ich den Raum und blickte mich im Haus um. Als ich Lif auf dem Sofa erblickte, erinnerte ich mich an Gestern. Zumindest teilweise. Ich war mir sicher, dass er mir nur die Klamotten ausgezogen hatte, mich sonst jedoch nicht angefasst hatte. Ich schlich leise wieder ins Schlafzimmer und erblickte meine Klamotten. Schnell schlüpfte ich in diese und kehrte zu Lif zurück. Behutsam schüttelte ich ihn. "Lif?" flüsterte ich und wartete, bis er aufwachte. Aus irgendeinem Grund wollte ich bei ihm bleiben. Würde er dies zulassen? Wohl kaum. Er kannte mich immerhin nicht. Aber...was, wenn er mich auch kennen lernen wollte?

„Hmmm?“ verschlafen öffnete ich die Augen und sah in das hübsche Gesicht eines Jungen Mannes. „Guten Morgen“ flüsterte ich. „ Ausgeschlafen?“ Ich richtete mich auf. Wie spät war es eigentlich? Im Grunde war es egal. Ich musste erst am Nachmittag in die Praxis.

"Guten Morgen..." Ich lächelte schüchtern. "Ja...du auch?" Ich könnte doch vorschlagen, für ihn zu kochen...immerhin konnte ich so etwas länger bleiben. Ich hoffte, er würde meine Gegenwart noch ein wenig dulden. Wenn er mich wegschicken würde, wäre dies einfach nur schrecklich. "H-hast du Hunger? Ich könnte uns etwas kochen?" schlug ich daher vor. Mein Herz schlug ungewollt schneller. Was machte er nur mit mir?

„Ja, doch“ schwindelte ich. Mein Sofa war nicht wirklich als Schlafstätte geeignet. Cedric schlug vor, für uns zu kochen. „ Ich könnte tatsächlich ein kräftiges Frühstück vertragen“ stellte fest. „Es müsste Allradantrieb sein, was du dazu brauchst.“ Es war gerade mal kurz vor 10. Wi hatten also noch vielZeit. Ich zumindest. „Musst du eure arbeiten?“

Es erleichterte mich, dass er gut geschlafen hatte...oder log er? Das Sofa sah nicht wirklich gemütlich aus. Zumindest nicht so gemütlich wie das Bett in dem ich aufgewacht war. Ich verdrängte die Gedanken. Warum sollte er lügen. "Nein, ich habe heute frei!" ich wartete darauf, dass er aufstand und mir die Küche zeigte. Wollte er mich loswerden? Ich betrachtete ihn. Ein unsicheres Lächeln erschien auf meine Lippen. Am liebsten hätte ich ihn gebeten, dass ich bei ihm bleiben durfte.