Geschichten Januar - März 2020 » You Belong To Me

@DarknessLove

Raziel ist ein junger Engel, der als Diener für den Kriegerengel Zaphikel arbeitet. Raziel verehrt den Krieger zutiefst. Umso erschütterter ist er, als er erfährt, dass Sariel, ein weiterer Kriegerengel plant, gegen Zaphikel anzutreten, um im Rang aufzusteigen. Raziel geht zu Sariel und bittet ihn, nicht gegen Zaphikel anzutreten. Er weiß, dass Sariel sehr gute Chancen hätte, den Kampf zu gewinnen. Doch Sariel denkt nicht daran, einen Rückzieher zu machen und weist Raziel ab.
Da er auf der Erde Sariel ansprach, bekommt ein Dämon das Gespräch mit. Als dieser den jungen, verzweifelten Engel sieht, wittert das Wesen seine Chance, für ein wenig Unruhe im Himmel zu sorgen und Spaß mit dem jungen Engel zu haben...

Steckbrief Raziel:

Name: Raziel
Alter: 1600 (sieht jünger aus)
Rang: Cherub/ Diener von Zaphikel
Aussehen: (Mit weißen Flügel)
Bildquelle: https://i.pinimg.com/236x/f5/95/f4/f595f...b69ad948731.jpg
Charakter/Wesen: Er trägt Fremden gegenüber eine 'Maske', wirkt frech und vorlaut, hat aber Angst, durchschaut zu werden.
Sonstiges:
~Würde für Zaphikel alles tun. Er verehrt den Engel, will ihn immer zufrieden stellen.
~ Raziel ist ziemlich klein für sein Alter.
~ Er war früher der Diener des Erzengels Michael. Dieser 'schenkte' ihm die Gabe des Feuers.
~Raziel hasst diese Fähigkeit, hat Angst, jemanden zu verletzen.
~Trotz dessen, dass Zaphikel sein Meister ist und als Krieger lebt, hasst Raziel den Krieg gegen die Dämonen.


Steckbrief Zaphikel:

Name: Zaphikel
Alter: 2889 (sieht jünger aus)
Rang: Hoher Krieger/ Meister von Raziel
Aussehen:
https://i.pinimg.com/236x/26/7d/f2/267df...ed7dcd77f0f.jpg
Charakter/Wesen: gelassen, stolz und bleibt immer ruhig
Sonstiges:
~behält selbst bei Gefahr einen ruhigen Kopf
~sieht in Raziel einen treuen Diener, dem er viel zutraut
~ist hochrangiger Offizier

Name: Varan
Alter: 2300
Rang: niederer Dämon / dient Seere, einem Prinzen der Unterwelt
Aussehen:
Bildquelle: https://s1.zerochan.net/Ren.Hakuryuu.600.1480471.jpg
Charakter/Wesen: Er ist sehr neugierig und immer auf der Suche nach jemanden, mit dem man seinen Spaß haben kann. Er dient nur äußerst widerwillig dem Prinzen Seere.
Sonstiges:
- Das Wichtigste für ihn ist, Spaß zu haben.
- Als Dschinn besitzt er die Fähigkeit, Wünsche zu erfüllen.
- Er kann diese jedoch nur durch eine der Größe des Wunsches gleichwertige Opfergabe erfüllen.


Name: Sariel
Alter: 2870
Rang: Kriegerengel / Zaphikel unterstellt
Aussehen:
Bildquelle: https://photos1.iorbix.com/00/00/00/00/0...o3sy4y3RZ-b.jpg
Charakter/Wesen: Sariel ist stets auf seine Ziele fokussiert. In seiner Aufgabe, Dämonen zu bekämpfen, geht er voll und ganz auf. Er ist dabei sehr gern in Zaphikels Legion. Er respektiert seinen Meister sehr. Dennoch ist er felsenfest entschlossen, seinen Meister in einem Kampf zu besiegen und der neue Anführer der Legion zu werden.
Sonstiges:
- Kann mit jeder Waffe kämpfen
- Hält sich oft in der Menschenwelt auf, auf der Suche nach Dämonen, oder trainiert im Himmel
- sogar seine Flügel hat Sariel mit Klingen versehen, um sie zusätzlich als Waffe einsetzen zu können

Name: Seere
Alter: 3000
Rang: Dämonenprinz / Legionsführer in der Unterwelt / gebietet über die Dschinn
Aussehen:
Bildquelle: https://animeonly.org/albums/userpics/20...eim_d3l6k4x.jpg
Charakter/Wesen: Prinz Seere herrscht über die Dschinn. Es ist ein Sohn Luzifers, jedoch in der Rangfolge ziemlich weit unten. Um dennoch seinem Vater zu beweisen, dass er würdig ist, in der Rangfolge aufzusteigen, ist er stets bemüht, Großes zu leisten und dem Himmel möglichst viel Schaden zuzufügen. Allerdings gebietet er nur über schwache Dschinn. Wenn diese es nicht schaffen, große Kräfte aus ihren Wünschen zu gewinnen, sind sie für ihn so gut wie nutzlos. Deswegen bestraft er gern diejenigen, die sein Missfallen auf sich ziehen.
Sonstiges:
- Er ist der Einzige, der Dschinnwünsche ganz oder teilweise aufheben kann

Raziel

Ich konnte es nicht glauben. Aus verlässlicher Quelle hatte ich erfahren, dass Sariel- ausgerechnet Sariel- Zaphikel bekämpfen wollte. Ich verzog mein Gesicht. Ich konnte Sariel noch nie leiden. Er war völlig anders als Zaphikel. Ich war froh, dass ich Zaphikel diente und nicht Sariel. Dennoch wusste ich, dass Sariel sehr stark war. Würde es zum Kampf kommen, könnte dies für meinen Meister gefährlich werden. Den Kampf musste ich unbedingt verhindern. Also hatte ich Sariel um ein Gespräch gebeten. Dessen Vorschlag, dass wir uns auf der Erde treffen sollten, kam mir komisch vor. Ich sah mich um. Der Ort, den Sariel für das Gespräch gewählt hatte, war unheimlich. Vielleicht war es naiv von mir, alleine zu dem Treffen zu gehen, denn ich wusste, ich hätte keine Chance, mich zu verteidigen. Ich war bisher noch nie auf der Erde gewesen, daher war ich besonders misstrauisch. Ich atmete tief durch, dann betrat ich das Caffee, in das mich Sariel beordert hatte. Ich blickte mich erneut um. Ich erblickte Sariel, ging dann zielsicher auf ihn zu. Ich musste darauf achten, meine 'Maske' aufrecht zu erhalten. "Warum müssen wir uns ausgerechnet hier treffen?" fragte ich vorlaut. Ich sprach dennoch leise. Es musste niemand von unserem Gespräch etwas mit bekommen. Gespielt gelassen ließ ich mich auf dem Sessel ihm gegenüber nieder. Sariel wirkte selbstsicher. "Ich biete dir nen Deal an!" fügte ich hinzu, ohne auf seine Antwort zu warten. Ich sah mich flüchtig um, dann blickte ich wieder auf den anderen Engel. "Ich habe gehört, dass du gegen Zaphikel kämpfen willst...lass es!" Es war respektlos, Sariel zu duzen, denn er hatte einen wesentlich höheren Rang als ich. Ich hatte jedoch im Moment keine Lust, Sariel nun Respekt zu zollen. "Ich gebe dir dafür alles was du willst!" bot ich ihm an. Ich war fest entschlossen, Zaphikel zu schützen.

-Sariel-

In Ruhe trank ich mein Glas Wasser. Dabei schloss ich für einen Moment die Augen und konzentrierte mich auf die Seelen hier im Café. Die Menschen waren ja so sehr mit sich und anderen unnützen Dingen beschäftigt. Manchmal fiel es mir schwer, zu verstehen, warum Gott solche Wesen erschaffen hatte. Sie waren so leicht vom rechten Weg abzubringen. Und für sie riskierten täglich unzählige Engel ihr Leben. Aber der Kampf gegen Dämonen war mein Lebensinhalt. Ich liebte den Kampf und das Wissen, mit meinen Kräften die Welt zum besseren zu wenden. Kurz stutzte ich und blickte zu einem jungen Mann, der am Tresen saß. Seine Seele... War er ein Dämon? Es war wirklich nicht leicht, das festzustellen. Während Engel auf der Erde wie ein Signalfeuer inmitten der menschlichen Seelen leuchteten, war es für Dämon ein leichtes, unterzutauchen. Viele Menschenseelen ähnelten erschreckend dämonischen Seelen, weil Menschen sich so gern den Sünden hingaben.
Die Türglocke bimmelte und dieses halbe Kind von einem Engel spazierte hinein. Ich beobachtete die Reaktion des Mannes am Tresen. Doch der redete munter mit dem Kellner und nahm scheinbar weder von mir noch von Raziel Notiz. War wohl doch nur ein Mensch mit beschmutzter Seele.
Nun wandte ich mich dem Grund meines Hierseins zu: Raziel, ein junger Engel, der Zaphikel diente. Er hatte mich sprechen wollen und wo ließ es sich besser reden als in einem Café? Doch Raziel machte mir einen Vorwurf draus. Ich hob eine Augenbraue. "Du hättest auch selbst einen Treffpunkt vorschlagen können", wies ich ihn zurecht. Raziel kam sofort zur Sache und nannte mir den Grund, warum er mit mir sprechen wollte. Verwundert sah ich ihn an. Darum ging es ihn? Und dann duzte er mich auch noch. Missbilligend zog ich die Stirn kraus und wollte gerade etwas sagen, als der Kellner zu uns kam. "Guten Tag", sagte er höflich zu Raziel. "Haben Sie sich schon entschieden, was Sie bestellen möchten?"
Ich lehnte mich zurück und wartete, bis Raziel seine Bestellung aufgegeben hatte. Ich hatte die Arme verschränkt. "Achte auf deinen Tonfall, Diener. Ich werde Zaphikel über deine Respektlosigkeit informieren und ihn um eine entsprechende Bestrafung beten..." Ich beugte mich vor und sah Raziel fest in die Augen. "Und was dein Anliegen betrifft: Ja, es stimmt. Ich werde Zaphikel herausfordern. Solche Duelle sind unter Kriegerengeln nichts ungewöhnliches, das weißt du, Raziel. Also, nenne mir einen Grund, warum ich Zaphikel nicht herausfordern sollte. Ich habe Jahrtausende jeden Tag trainiert. Ich weiß, dass ich etwas jünger bin als er, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich die Legion anführen möchte. Ich hege keinen Groll gegen Zaphikel. Im Gegenteil. Ich respektiere ihn zutiefst und halte ihn für einen tollen Anführer. Doch ich bin der Auffassung, dass ich besser geeignet bin. Und deswegen werde ich ihn herausfordern. Sollte ich mich irren und er besiegt mich, werde ich seine Position nicht noch einmal in Frage stellen." Ich konnte wirklich nicht verstehen, warum Raziel so ein Fass aufmachte wegen eines Duells. "Sei vorsichtig mit solchen Äußerungen, Raziel. Alles, was ich will? Ich begehre nichts von dir. Fragst du mich vielleicht, weil du Angst davor hast, mir zu dienen? Dann sei unbesorgt. Ich werde dir ein genauso guter Herr sein wie Zaphikel."

Raziel

Ein eisiger Schauer durchzuckte mich. Sariel hatte Recht. Sollte er Zaphikel besiegen, würde ich ihm dienen müssen. Das durfte nicht geschehen. Er musste aufgehalten werden. Warum tat Sariel das? Reichte ihm sein Rang nicht? Wollte er wirklich so sehr die Legion anführen? Was sollte ich nur tun? Ich konnte ja auch unmöglich Zaphikel bitten, den Kampf absichtlich zu verlieren. Es musste doch etwas geben, dass Sariel wollte. Ich würde alles tun, um Zaphikel und seinen Rang zu schützen. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Wie konnte ich ihn bloß aufhalten?
Ja, ich war völlig verzweifelt. Zaphikel bedeutete mir sehr viel. Ich verehrte ihn richtig. Der Gedanke, Sariel dienen zu müssen, sorgte dafür, dass mir schlecht wurde.
Panisch dachte ich nach. Ich sah auf, als der Kellner mir meine Bestellung brachte. Als er weg war, blickte ich wieder auf Sariel. "Es muss doch eine andere Möglichkeit geben!" versuchte ich ihn zu überzeugen. "Ich meine...warum redest...redet Ihr nicht normal mit Zaphikel? Es gibt da bestimmt einen Weg, damit alle glücklich sind!"
Ich spürte einen stechenden Blick in meinem Rücken, beachtete dies jedoch nicht weiter. Bestimmt nur ein Irrtum. Ich fühlte, wie mir heiß wurde. Obwohl Sariel noch nicht geantwortet hatte, wusste ich, dass er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. Ich wünschte, ich wäre stärker. Dann könnte ich Zaphikel beschützen. Doch selbst wenn ich stärker wäre; Zaphikel würde sich nicht von mir schützen lassen. Er war viel zu stolz, sich von seinem Diener beschützen zu lassen.
Der Blick, den ich gespürt hatte, war immer noch Präsent. Ich sah mich nun doch um. Beim Tresen saß ein junger Mann. Als sich unsere Blicke trafen, fühlte ich mich noch viel unwohler. Schnell wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Sariel zu und wartete auf seine Antwort.
Ich versank ungewollt wieder in Gedanken. An damals, an den Tag, an dem ich Zaphikels Diener wurde...

Es war ein kalter, nebeliger Morgen. Wie so oft im Winter schneite es. Ich saß auf einer verschneiten Bank, starrte in die Ferne. Michael, mein Herr, hatte einen neuen Auftrag für mich. Ich wusste noch nicht, worum es ging. Ich spürte die bekannte Energie des Erzengels. Fröhlich sah ich auf, erhob mich und ging ihm entgegen. Ich verneigte mich vor ihm respektvoll. Wie so oft lächelte Michael. "Raziel!" begrüßte er mich. "Es ist an der Zeit, dass ich dich gehen lasse!" Ich bemerkte erst jetzt, dass hinter ihm ein stark aussehender Engel stand und mich aufmerksam musterte. Fragend legte ich den Kopf schief. "Gehen lassen?" wiederholte ich verwirrt. "Was meint Ihr?" Michael nickte zu dem Unbekannten. "Das ist Zaphikel!" erklärte der Feuerengel. Nun begriff ich; er würde mich an Zaphikel übergeben. "Hab ich etwas falsch gemacht?" fragte ich verunsichert. "W-wenn ja...tut es mir leid!" Michael schüttelte den Kopf. "Hast du nicht. Aber Zaphikel braucht dich mehr!" Ich sah wieder zu Zaphikel. "Okay..." murmelte ich. Ich war ein wenig enttäuscht. Bisher war ich immer stolz darauf, einem Erzengel zu dienen. "Du machst das schon!" versicherte mir Michael. Dann nahm er meine Hand. "Zum Abschied habe ich ein Geschenk!" Im nächsten Moment wurde mir heiß, es fühlte sich an, als würde ich brennen. Dieses Gefühl war nur flüchtig da, dann war alles wie früher. Verwirrt sah ich Michael an, der sich jedoch schon abwandte und ging. Zurück blieben Zaphikel und ich.

Zum wiederholten Mal riss ich mich aus den Gedanken, kehrte in die Gegenwart zurück und starrte wieder auf Sariel.

-Sariel-

Ich merkte deutlich Raziel seine Verzweiflung an. Was war denn nur so schlimm daran? Ich konnte Raziel wirklich nicht ganz verstehen. Ich wollte ihn nicht kränken oder dergleichen. So wie er redete, tat es mir schon ein wenig leid. Dennoch... Ich schüttelte den Kopf. "Bitte, versteh das, Raziel. Unsere Legionen können nur erfolgreich gegen die Dämonen bestehen, wenn stets der Beste von uns sie anführt. Ich halte mich im Moment am geeignetsten dafür. Ob das stimmt, will ich in einem ehrenvollen Kampf mit Zaphikel auf die Probe stellen. Und wer weiß, vielleicht gewinne ich und werde schon bald selbst von jemandem herausgefordert. Es ist nicht gut auf seinen Rang und irgendwelche starre Strukturen zu bestehen. Unsere Vielseitigkeit macht uns stark, Raziel. Da gibt es nichts zu bereden, Raziel."
Ich seufzte. Junge Engel waren wirklich manchmal wie Menschenkinder. Sturköpfig, unbelehrbar. Aber in ein paar hundert Jahren würde Raziel meine Entscheidung bestimmt vollkommen verstehen.
Ich blickte auf, als der Kellner Raziel einen Kakao brachte. Ich lächelte leicht. Warmer Kakao... eine kleine, süße Sünde. Natürlich würde dieses Getränk niemanden in die Hölle führen, aber solche süßen Leckereien konnten einen schnell in die Arme der Todsünde der Völlerei bringen. Aber diesen süßen, warmen Kakao brauchte Raziel wohl als Trost. Ich erhob mich und sah den jungen Engel bedauernd an. "Es tut mir leid, Raziel. Aber mein Vorhaben ist vollkommen natürlich und wichtig für das erfolgreiche Bestehen der Legion. Und jetzt entschuldige mich." Ich legte Raziel kurz eine Hand auf die Schulter und drückte sie, ehe ich mich abwandte, um zu gehen. Dabei fiel mein Blick erneut auf den jungen Mann am Tresen. Er starrte zu mir und Raziel hinüber. Als er meinen Blick bemerkte, zuckte er zusammen und schaute mich verlegen an. "Entschuldige, ich wollte nicht stalken oder so. Ich hatte nur den Eindruck, dass ihr streitet", sagte er. Misstrauisch sah ich den Mann an. War er ein Dämon oder nicht? Aber würde ein Dämon sich so verlegen entschuldigen? Oder überhaupt so auf sich aufmerksam machen? Dämonen waren listig. Vielleicht sollte ich diesen Mann doch besser im Auge behalten... "Nein... haben wir nicht...", sagte ich und verließ schließlich das Café. Allerdings beschloss ich, doch noch nicht zurückzukehren. Stattdessen wollte ich diesen Mann noch eine Weile beobachten. Nur für den Fall der Fälle.

-Varan-

Mist! Ich hätte die beiden Engel nicht so offensichtlich anstarren sollen. Aber das Gespräch war einfach zu interessant gewesen! Vor allem dieser junge Engel, der so verzweifelt unbedingt bei seinem Meister bleiben wollte. Ich schnaubte. Konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Warum wollte man überhaupt jemandem dienen? Einfach machen, was einem Spaß machte war doch viel lustiger! Aber Engel waren sowieso in meinen Augen ein bisschen plemplem.
Der eine Engel, bei dem ich mich entschuldigt hatte, ging nun. Aber so misstrauisch wie er geguckt hatte, würde er bestimmt nicht einfach in den Himmel zurückkehren. Der hatte mich verdächtigt und würde mich bestimmt killen, sobald ich das Café verließ. Ich brauchte also einen Plan. Und mein Plan saß da wie ein Häufchen Elend und bot mir eine perfekte Gelegenheit vielleicht ein wenig Chaos im Himmel anzurichten.
Als dieser Engel weg war, wartete ich noch eine Weile, dann stand ich auf und ging zu dem jungen Engel herüber. Seine Erscheinung hier auf der Erde sah aus wie ein 16-Jähriger junger Mann. Fast noch ein Kind. Aber mit diesem Aussehen war er mindestens auch schon tausend Jahre alt.
"Entschuldige, aber... ist alles okay? Habt ihr wirklich nicht gestritten? Ich wollte euch wirklich nicht belauschen, aber du hast so verzweifelt gewirkt", sprach ich den Engel an und klang dabei sehr überzeugend absolut besorgt und liebenswürdig. "Darf ich?", fragte ich und setzte mich ihm gegenüber, ohne eine Antwort abzuwarten.

Raziel

Betrübt senkte ich den Blick. Ich hatte versagt...Sariel legte mir kurz die Hand auf die Schulter, dann verschwand der Krieger. Ich seufzte deprimiert. Was sollte ich jetzt bloß tun?
Ich hasste Sariel in diesem Moment. Dieser Typ war eiskalt. Merkte er nicht, dass ich Zaphikel unbedingt schützen wollte? Verdammt...was nun? Ich sah auf, als ein junger Mann zu meinem Tisch kam- der Mann von dem Tresen. Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk, dann musterte ich ihn misstrauisch. Zaphikel hatte mich gelehrt, niemals einem Fremden zu trauen.
Dennoch war ich neugierig. Irgendetwas hatte der Mann an sich, dass mich interessierte. Er setzte sich ohne auf meine Antwort zu warten mir gegenüber. "Nichts ist okay...."nuschelte ich. Wirkte ich tatsächlich so verzweifelt?
"Es ist...kompliziert!" fügte ich langsam hinzu. Ich musste auf meine Worte achten, sonst würde er mich für verrückt halten. Dann sprudelte es nur so aus mir heraus...

"Mein Mei- Freund!" verbesserte ich mich schnell. "Er ist ein Trainingscoach von einem anderen. Und der will meinen Freund zum Kam- Wettkampf herausfordern." Ich musste aufpassen, fast hätte ich mich erneut verraten. "Ich habe Angst um ihn, denn sein Gegner ist eiskalt. Ich will nicht, dass ihm etwas passiert!"
Ich senkte den Blick. "Ist das denn so falsch? Ich will doch nur, dass mein Freund nicht verliert...oder dass er verletzt wird oder so!"
Ich biss mir erneut auf die Unterlippe. Warum erzählte ich ihm das? Ich musterte meinen Gegenüber. Er wirkte nicht wie ein normaler Mensch. Erst jetzt spürte ich seine Aura. Etwas stimmte nicht. Ein innerer Instinkt riet mir, sofort zu verschwinden. Ich schluckte schwer, dann erhob ich mich. "Ich sollte jetzt besser gehen!" Ich legte ein wenig Geld auf den Tisch, drehte mich um und wollte gehen.
Ich wollte jetzt nur noch nach Hause und zu Zaphikel. Irgendwie würde ich diesen Kampf verhindern. Mit gesenktem Blick schritt ich auf die Tür zu.
Ich spürte immer noch den Blick des Mannes auf mir ruhen. Ich beschleunigte meine Schritte, dann erstarrte ich. Ich spürte eine weitere Aura- Sariel?! Was machte der denn noch hier? Ich hielt kurz inne, war verunsichert. Sollte ich das Caffee verlassen und ihm direkt in die Arme laufen? Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust, auch noch ein einziges Wort mit ihm zu wechseln. Was sollte ich tun?

-Varan-

Dieser Engel war wirklich verzweifelt, wenn er seine Probleme einfach so einem Fremden anvertraut. Verzweifelt und dumm. Aber ich behielt meine fürsorgliche Miene bei. "Ich finde das überhaupt nicht falsch. Du machst dir Sorgen um deinen Freund. Der Typ, der gerade eben gegangen ist, ist das der Kerl, der deinen Freund herausfordern will?", fragte ich neugierig. Dabei hatte ich vorhin das gesamte Gespräch genau mitbekommen.
Trotz meiner netten Worte wollte der Engel nun ganz plötzlich abhauen. Hatte er mich durchschaut? Oder spürte er den anderen Engel? Der lauerte mir tatsächlich auf. Glaubte der wirklich, ich würde einfach so in seine Arme laufen und mich von ihm töten lassen? Tse...
"H-hey, jetzt warte doch mal!", rief ich dem jungen Engel hinterher. Ich sprang auf, lief ihm nach und ergriff seine Hand. Ich durfte auf keinen Fall zulassen, dass die beiden Engel sich zusammentaten und gemeinsam gegen mich kämpften. Ich musste aufs Ganze gehen.
"Komm mal mit, ich hätte da einen Vorschlag für dich, den ich dir unter zwei Augen unterbreiten will", sagte ich rasch und zog den Engel kurzerhand mit mir mit auf die Toilette. Zum Glück überrumpelte ich mit dieser Aktion das Himmelswesen so sehr, dass er sich nicht groß weiter wehrte. Kaum hatte ich die Toilettentür hinter uns geschlossen, blickte ich den Engel lächelnd an.
"Heute scheint dein Glückstag zu sein. Denn ich kann verhindern, dass dieser Engel deinen Meister herausfordert", sagte ich ganz offen heraus und beobachtete die Reaktion des Kleinen. Als dieser realisierte, dass meine Worte nur bedeuten konnten, dass ich ein Dämon war, sah ich ein Schimmern an seinen Händen. Blitzschnell schoss ich vor, drehte den Engel mit dem Rücken zu mir und pinnte seine Hände gegen die geflieste Wand. "Whoa, ganz langsam. Ja, du hast es erfasst, ich bin ein Dämon. Aber wir brauchen uns deswegen doch nicht gleich an die Gurgel gehen, hm?" Der Engel wehrte sich ziemlich heftig, sodass ich ziemliche Probleme hatte, ruhig zu bleiben. Aber ich musste ruhig bleiben, sonst würde dieser andere Engel ganz schnell bemerken, dass ich ein Dämon war. "Jetzt halt still und hör mir doch erstmal zu", zischte ich wütend. "Gestatten, mein Name ist Varan und ich bin ein Dschinn. Ja, ganz richtig gehört. Ein Dschinn. Du bist doch ein schlaues Kerlchen und weißt bestimmt, was ein Dschinn kann, hm?" Ich sah es dem Engel genau an, dass er es wusste. Und ich sah auch, wie die Rädchen in seinem Kopf zu rattern begannen. "Ding, ding, ding, ganz recht. Wünsche erfüllen. Also, wenn ich das richtig mitbekommen habe, will dieser Engel deinen Meister angreifen. Und wer er gewinnt, musst du ihm dienen, obwohl du das gar nicht willst, stimmts? Nun, als Dschinn habe ich unbegrenzte Macht und kann jeden Wunsch erfüllen, allerdings nur gegen eine entsprechende Opfergabe von gleichem Wert. Also?"
Ganz behutsam ließ ich den Engel los, bereit, sofort zu flüchten, wenn die ganze Aktion hier nach hinten losging. Denn obwohl ich als Dschinn allmächtig war, ohne Opfergabe war ich eher schwach. Ich konnte ganz gut ein Schwert schwingen, das war es dann aber auch schon. Aber dieser hübsche Engel bot die Chance, endlich mal wieder ein bisschen mit meinen Kräften zu spielen. "Sind wir im Geschäft? Ist keine große Sache für mich. Ich muss lediglich von diesem Herausforderer die Gedanken etwas manipulieren. Im Gegensatz dafür will ich nichts weiter, als..." Ich überlegte und nickte dann. "... einen einfachen Kuss von dir", forderte ich und zuckte beiläufig mit den Schultern, um das ganze herunterzuspielen. Dabei wusste ich sehr wohl, dass das für eine Engel eine große Sache war. Aber dieser Engel wirkte so verzweifelt, dass es tatsächlich klappen könnte...

Raziel

Er war ein Dschinn? Er könnte mir meinen größten Wunsch erfüllen? Zaphikel würde nichts passieren? Dennoch war die Opfergabe sehr hoch. Doch für Zaphikel würde ich alles tun. Ich zögerte trotzdem ein paar Sekunden, dann senkte ich den Blick. "Ich würde alles für meinen Meister tun."Prüfend musterte ich den Dämon. „Und du versprichst, Sariel wirklich aufzuhalten?“ hinterfragte ich. Ich musste auf Nummer Sicher gehen. So gesehen…was war denn schon ein einzelner Kuss? Dafür war Zaphikel immerhin in Sicherheit. Sariel musste aufgehalten werden. Zaphikel zu beschützen, war meine oberste Priorität. Kurz senkte ich den Blick, dann sah ich ihm fest in die Augen. „Gut!“ sagte ich ruhig. „Du hältst ihn auf und ich…küsse dich!“ willigte ich in dem Pakt ein. Aber…würde es für immer gut sein? Würde Sariel Zaphikel für immer in Ruhe lassen? „Und…du bist dir sicher, dass Sariel meinen Meister in Ruhe lassen wird?“ ich klang verunsichert. „Ich meine; wird er seinen Rang akzeptieren und niemals seine Waffe gegen Zaphikel erheben?“ Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Der Kuss, den er verlangte, würde mir dennoch sehr viel Überwindung kosten. Ich hatte mir eigentlich geschworen, mit dem Kuss auf den Richtigen zu warten. Und dies sollte auf keinen Fall ein Dämon sein. Zudem war er ein Mann. Auch, wenn Gott es egal war, wen man liebte (für ihn zählte nur, dass seine ‚Kinder‘ glücklich waren), sträubte ich mich innerlich dagegen, einen männlichen Dämon zu küssen. Aber solange Zaphikel in Sicherheit war, würde ich es schon schaffen. Ich atmete tief durch. Ich musste mich beruhigen. Es war nur ein Kuss…nur ein Kuss für Zaphikels Schutz. Ich sah Varan an, fest entschlossen, den Pakt einzugehen.

Doch plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Gott! Er würde wissen, dass ich einen Deal mit einem Dämon geschlossen hatte. Er würde mich verbannen. Dadurch hätte ich keine Chance mehr, Zaphikel zu schützen. Verdammt! Daran hatte ich nicht gedacht. Ich war mir sicher, dass Varan meine Unsicherheit sehen konnte. Ich war sicher, es war ihm egal, denn er hatte ja bereits meine Zustimmung. Mir kam dann noch eine Idee… „Ich hätte…da noch einen Wunsch!“ sagte ich langsam. Ich atmete tief durch. Mir war klar, dass dieser Wunsch ein größeres Opfer mit sich brachte, doch im Moment war es mir egal. Ich wollte nicht in die Hölle. Ich wollte im Himmel bleiben, bei Zaphikel. Kurz noch zögerte ich, dann fügte ich hinzu. „Ich will, dass Gott nichts von diesem Deal mitbekommt! Bekommst du das hin?“

-Varan-

"Hey... Raziel war dein Name, richtig? Also, Raziel, ihr habt doch sicher dort oben beigebracht bekommen, dass die Kräfte von Dschinns grenzenlos sind. Außerdem sind meine Kräfte stets an den Wunsch gebunden. Du wünschst dir etwas und ich bekomme die Kräfte, das zu bewerkstelligen. Davon lebe ich, also warum sollte ich dich hintergehen, hm?", entgegnete ich mit meiner freundlichsten und vertrauenswürdigsten Stimme, die ich aufbieten konnte.
Ich lehnte mich gegen die Wand und lächelte Raziel an. Natürlich war er noch misstrauisch. Aber ich hatte ihn schon so gut wie. "Alles, was du tun musst, ist, deinen Wunsch mir gegenüber zu formulieren. Du kannst dir wünschen, dass dieser Sariel deinen Meister heute in Ruhe lässt, eine Woche, einen Monat, Jahr... oder für immer. Danach richtet sich natürlich auch die Opfergabe aus. Für einen Tag würde schon ein Kuss auf die Stirn ausreichen. Wenn es für immer sein soll, muss es schon ein richtig guter und langer Kuss sein. Hm... mit Zunge."
Auffordernd sah ich Raziel an. Aber dieser zögerte noch immer. Man, machte er etwa jetzt doch einen Rückzieher? Ich versuchte, mein Lächeln aufrecht zu erhalten. Doch dann war ich doch erstaunt, als Raziel gleich mit einem zweiten Wunsch ankam. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Und dieser zweite Wunsch hatte es wirklich in sich. Mein Lächeln wurde breiter, gieriger. "Ich bekomme alles hin, mein lieber Raziel. Selbst Gott kann gegen meine Kräfte nichts ausrichten. Aber was du da verlangst, ist nichts weniger, als zu verbergen, dass du mit einem Dämon zusammengearbeitet hast. Wenn Gott das mitbekommt, würdest du wahrscheinlich fallen. Wenn ich wirklich alle darüber hinwegtäuschen soll, dann ist das Opfer dafür... du selbst. Du wirst mein Sklave sein. Du kannst im Himmel leben, bei deinem geliebten Meister, aber du gehörst mir. Wenn dir das dein Meister wert ist, dann können wir loslegen." Mein Herz klopfte vor Aufregung. Dieser dumme Engel. Wenn er das wirklich machte, dann wurde er ein fallender Engel. Ein sündiger Engel im Himmel. Er würde wie ein Virus in diesen heiligen Gefilden sein. Oh, ich konnte es kaum erwarten zu sehen, was dieser Engel mit der Zeit für Sünden begehen würde. Und zusätzlich konnte ich jederzeit mit ihm spielen.
"Legen wir mit deinen Wünschen los, wenn du bereit bist, Raziel. Es wird mir eine Freude sein, deinen Wünschen zu dienen. Wenn deine beiden Wünsche gesprochen sind und du als Sklave an mich gebunden ist, hätte ich allerdings auch eine Bitte an dich. Aber eines nach dem anderen. Jetzt: Formuliere mir deine Wünsche und überleg dir genau, wie du sie aussprichst."

Raziel

Ich atmete erneut tief durch, dann nickte ich. „Okay.“ Sagte ich bestimmt. „Mein erster Wunsch lautet: Ich will, dass Sariel Zaphikel in Ruhe lässt. Er soll ihn nie wieder herausfordern wollen, seine Kräfte nie mit ihm messen wollen! Für immer!“ forderte ich. „Mein Zweiter Wunsch ist, dass Gott und die anderen Engel nicht dahinterkommen, dass ich einen Deal mit dir geschlossen habe!“ Im Moment war es mir egal, dass ich mich selbst als Sklave verkaufte. Ich konnte bei Zaphikel bleiben! Ich dachte mir nichts dabei, war in der Hinsicht sehr naiv. Für mich zählte im Moment nur, dass Zaphikel nichts geschah und ich nicht in die Hölle musste. Ich wusste zwar nicht, was Varan von mir verlangen würde, doch nichts konnte so schlimm sein, wie meine Zukunft, sollte Sariel gegen Zaphikel kämpfen und gewinnen. Ich wollte Sariel nicht dienen. Dass ich zusätzlich bei Zaphikel bleiben durfte, war ein weiterer Pluspunkt.

Die Gedanken, dass ich Varan küssen musste-mit Zunge- blendete ich für den Zeitpunkt, in denen ich meine Wünsche aussprach, aus. Nun erinnerte ich mich jedoch wieder daran. Kurz dachte ich, ich hätte einen Fehler begangen, doch die Wünsche waren ausgesprochen. Ich konnte keinen Rückzieher machen. Mir war klar, dass ich nun ein Sklave sein würde- der Sklave eines Dämons. Etliche Gedanken rasten mir durch den Kopf. Was würde er verlangen? Würde er mich zu mehr als diesen einem Kuss zwingen? Mein Herz raste wieder. Ich fühlte mich mies, denn mir kam Zaphikel in den Sinn. Er wäre nicht begeistert, oder? Oder war es ihm egal? Ich wusste nicht, wie er zu mir stand.

Im nächsten Moment verdrängte ich diese Gedanken. Ich sah Varan ruhig an. „Das waren meine Wünsche. Ich stimme den Preisen zu. Erfülle mir meine Wünsche und ich…werde dir als Sklave dienen…und dich küssen!“ fügte ich leise hinzu.

-Varan-

Raziel stimmte tatsächlich allem zu. Ich konnte es kaum glauben, wie naiv der Kleine war. Aber endlich konnte ich meine Kräfte mal wieder einsetzen. Ich hörte Raziels Wünsche und spürte sogleich, wie die benötigten Kräfte in mir aktiv wurden. Ein drittes Auge öffnete sich auf meiner Stirn und meine Augen begannen rot zu glühen. Spätestens jetzt würde Sariel draußen spüren, dass ich ein Dämon war. Ich musste mich also ein wenig beeilen.
"Deine Wünsche sind mir Befehl", sagte ich grinsend. Ich murmelte ein paar Worte, meine Augen begannen rot zu glühen, während mein drittes Auge in einem gleißenden Licht zu strahlen begann und eine Art Lichtstrahl aussandte. Dieser Lichtstrahl schoss aus dem Fenster der Toilette hinaus ins Freie und würde Sariel treffen, um dessen Vorhaben für immer zu begraben. Ich blickte Raziel wieder an. "Dein erster Wunsch wurde erfüllt." Bevor ich den zweiten erfüllen konnte, benötigte ich erst einmal die Kraft durch die Opfergabe. Ich packte Raziel und zog ihn in eine Kabine, welche ich abschloss. Wenn Sariel gleich hereinstürmen würde, konnte ich vielleicht ein paar Sekunden Zeit gewinnen, wenn er mich und Raziel nicht sofort entdeckte. Ich presste den Engel gegen die Wand und presste meine Lippen auf seine. Der Engel versteifte sich bei dieser Berührung. "Na los, mit Zunge war vereinbart", knurrte ich. "Sonst mache ich den Wunsch umgehend wieder rückgängig." Diese Drohung wirkte und der Kleine öffnete seinen Mund. Sofort nahm meine Zunge Besitz von seiner Mundhöhle. Hungrig küsste ich ihn und nährte mich von den Emotionen des Engels, die dadurch freigesetzt wurden. Zu gern hätte ich den Kuss noch länger ausgekostet, aber der Vertrag war bereits erfüllt und ich hatte wegen Sariel immer noch Zeitdruck. Ich spürte bereits, wie dieser Kriegerengel wieder sich im Café befand.
Ich leckte mir über die Lippen. "Das Küssen üben wir noch, aber für jetzt reicht er als Bezahlung", neckte ich dennoch den Engel. Dann wurde ich ernst. "Kommen wir zu deinem zweiten Wunsch..." Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Unglaubliche Kraft durchströmte meinen Körper. Dieser Zauber war deutlich schwieriger. Erneut murmelte ich Worte, deutlich länger dieses Mal. Ich legte meine Hände auf Raziels Brust. Rot pulsierende Energiewellen bildeten sich an meinen Handflächen und gingen auf Raziel über, den ich nun in seine wahre Gestalt zwang. Wunderschöne Engelsflügel breiteten sich in der engen Kabine aus. Nach einigen Momenten war es vorbei. Aber ich spürte deutlich, dass ein Schleier auf dem Engel lag. Zufrieden nickte ich. Doch meine Freude währte nicht lange, denn Sariel kam nun in unsere Richtung.
"Verdammt, Sariel kommt... Also gut, wir müssen uns beeilen. Hör mir gut zu. Währenddessen löse ich dein Opfer ein."
Ich begann, dämonische Runen mit dem Finger auf Raziels Hand- und Fußgelenke, um sein Herz, seinen Bauch und auf seine Stirn zu schreiben. Die Schrift war deutlich zu sehen. Jeder Dämon würde sehen, dass dieser Engel mir gehörte. Normalerweise würde jeder Engel das auch sehen können, aber Raziels zweiter Wunsch würde das verhindern. Während ich Raziel versklavte, erklärte ich ihm rasch die brenzlige Lage.
"Wenn Sariel gleich hier auftaucht, wird er mich töten wollen. Das wäre aber ganz schlecht für dich, denn wenn ich sterbe, verblassen auch meine Zauber. Auch wenn ich es jetzt schaffen sollte, Sariel zu entkommen, könnte ich jederzeit durch einen anderen Engel sterben. Und das würde deinen Schutz für Zaphikel gefährden. Also, solltest du dir jetzt besser wünschen, dass in Zukunft mir kein Himmelswesen etwas anhaben kann. Sonst waren deine Opfer völlig umsonst."
In diesem Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Ich war fertig mit Raziels Versklavung. Kurz glühte die Schrift rot auf, ehe sie sich dunkel auf seiner Haut abzeichnete. Außerdem war kurz ein rotes Band zu sehen, welches sich um Raziels Hals legte und ich am anderen Ende in den Händen hielt. Zugleich wurde die Toilettentür so heftig aufgestoßen, dass die Tür aus den Angeln flog. Von draußen konnte ich erschrockene Rufe hören. Und auch wenn wir in der Kabine waren und ich ihn nicht direkt sehen konnte, wusste ich auch so, dass es Sariel war. Ich trat einen Schritt zurück und blickte Raziel an. "Los! Jetzt!! Durch deinen zweiten Wunsch wird Sariel sich nicht daran erinnern, dass du in seiner Gegenwart einen Wunsch ausgesprochen hast!", drängte ich ihn.
"Zeig dich, Dämon!", rief Sariel und ich sah große Engelsschwingen. Engelsschwingen mit Eisenklingen. Ich schluckte und spürte Angst. Ich hoffte, dass Raziel seinen Wunsch aussprach, denn das würde mir einen riesigen Vorteil in Zukunft verschaffen. Notfalls musste ich einfach fliehen. Allerdings war es nicht so einfach, vor einem Engel zu fliehen, wenn die einen erstmal im Visier hatten. Ich hasste es, so machtlos zu sein, wenn mir gegenüber kein Wunsch geäußert wurde.

Raziel

Ich zuckte zusammen, als ich Sariel erblickte. Oh nein…gar nicht gut. Schnell blickte ich zu Varan. „Ich wünsche mir, dass kein Engel dir Leid zufügen kann!“ sagte ich. Was machte ich da? Verdammt. Ich hatte nicht nachgedacht. Er war nun so gut wie unbesiegbar. Ich wollte den Wunsch umformen, doch ich sah ihm an, dass es zu spät war. Ich sah wieder zu Sariel, wollte ihm alles erklären, doch ich fand keine Worte. Wie käme es denn rüber, wenn ich ihm sagte, dass ich…ja, was eigentlich? Dass ich mich selbst an einem Dämon verkauft hatte? Ich verfluchte mich für meine Naivität. Warum hatte ich das nur getan? Ich hatte den Himmel verraten…ich hatte Gott verraten. Und das Schlimmste: Ich hatte Zaphikel verraten. Traurig senkte ich den Blick, wusste nicht, wie ich aus dieser Situation herauskam.
Mir war klar, dass ich den Wunsch nicht mehr zurücknehmen konnte. Und dann spürte ich eine mir nur allzu bekannte Kraft…Zaphikel!

Zaphikel

Ich hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte. Den ganzen Nachmittag hatte ich Raziel gesucht, doch er schien nicht hier zu sein- nicht im Himmel. Mit einem unguten Bauchgefühl machte ich mich auf den Weg zur Erde. Sariel hielt sich hier oft auf. Wenn ich mich nicht ganz täuschte, hatte Raziel angedeutet, dass er Sariel sprechen wollte. Was hatte mein Diener nur vor? Kurz, bevor ich die Erde erreichte, spürte ich eine andere Aura. Eine, die ich nicht kannte. Ein Engel war es nicht, auch Menschen fühlten sich anders an.
Ich eilte in das Caffee, steuerte zielsicher die Toilettenräume an. Und da stand auch schon Sariel. Ich erblickte zudem auch Raziel, der tatsächlich dicht bei einem Dämon stand. Raziel sah mich geschockt und verzweifelt an. „Was hast du getan?“ fragte ich ihn, denn ich spürte, dass etwas mit ihm nicht stimmte.

Raziel

Beschämt sah ich zu Varan. Dann wandte ich meinen Blick wieder zu Zaphikel. „Es tut mir leid…“ nuschelte ich. „Ich habe es für Euch getan…ich wollte Euch nur schützen!“ Ich wusste, dies war nicht das, was Zaphikel gerne gehört hätte, doch es war die Wahrheit. „Ich habe es nur für Euch getan!“ dann spürte ich den Blick des Dämons auf mir ruhen. Ich wusste, er würde mir nun meinen Wunsch erfüllen. Erst jetzt kam mir in den Sinn, dass ich den Wunsch doch noch ändern können, oder nicht? Nur jetzt war es…zu spät. Ich senkte wieder den Blick, bereit, mit den Konsequenzen zu leben. Würde Zaphikel mir jemals vergeben? Er hatte so enttäuscht ausgesehen. Hasste er mich jetzt etwa? Ein stechender Schmerz durchzuckte mein Herz. Ich wollte nicht, dass er mich verachtete. Doch konnte ich es ändern?

-Varan-

Ich kniff die Augen leicht zusammen. Kein Engel? Hm, also könnte Gott mir noch schaden, aber das war eher unwahrscheinlich, dass dieser sich persönlich mit mir befassen würde. Der Wunsch von Raziel ging für mich in Ordnung. Mein drittes Auge begann zu leuchten und dieses Mal wurde ich von einer unglaublich starken Magie umhüllt. Ich lächelte triumphierend. Jetzt konnten diese Engel mich mal! "Ich danke dir, Raziel. Dein Opfer für diesen Wunsch ist in diesem Fall der Wunsch selbst. Ihr Engel habt gerade viel geopfert für meine Immunität. Danke dir." Ich lachte und kraulte Raziel sanft in den Haaren. Wie seidig weich es war.
Auf einmal blitzte etwas auf und im nächsten Moment wurden die Klokabinen von Sariels Schwert demoliert. Oh man, der nahm das Töten von Dämonen ja sehr ernst. Ich bedeckte meinen Kopf mit meinen Armen, um mich vor den Splittern zu schützen. Doch da bemerkte ich bereits, dass der Zauber zum Schutz vor den Engeln wirkte. Die umherfliegenden Splitter konnten mir nichts anhaben. Frech grinste ich Sariel an sowie den anderen Engel, der nun erschienen war, und winkte ihnen zu. Dann verschwand ich in einem Portal. Höchste Zeit ein wenig Abstand von diesem Ort zu gewinnen. Die nächsten Stunden bis zum Anbruch der Nacht würde ich sicherlich gejagt werden.

-Sariel-

Dieser widerwärtige Dämon grinste mich dreist an, ehe er in einem Portal verschwand. Ich knurrte. "Na warte, so leicht entkommst du mir nicht!", rief ich und schloss die Augen, um seine Aura zu erspüren. Wie gut, dass Dämonen nicht einfach so in die Hölle verschwinden konnten. Zumindest nicht am Tag. Sie mussten bis zur Nacht warten, um in die Unterwelt zurückkehren zu können. Engel konnten am Tag jederzeit in den Himmel zurück, dafür aber nicht in der Nacht. Als ich den Dämon erspäht hatte, blickte ich kurz zu Raziel. Der Dämon hatte den jungen Engel in diese Kabine verschleppt. Normalerweise hätte ich mich erst einmal um Raziel gekümmert. Doch ich spürte Zaphikels Aura. Raziels Meister würde sich um seinen Schützling kümmern.
Zaphikel. Raziel. Warum war Raziel gleich nochmal hier gewesen? Und Zaphikel... War da nicht etwas gewesen? ... Nein, nicht das ich wüsste. "Dein Meister kümmert sich um dich, Raziel", sagte ich zu dem jungen Engel und wollte gehen, ohne die eigentlich offensichtlichen Dämonen-Schriftzeichen auf Raziels Haut zu bemerken. Ebenso hatte ich Raziels ausgesprochenen Wunsch gegenüber dem Dämon gar nicht gehört. Ich verneigte mich vor Zaphikel. Raziel schaute ziemlich erschrocken drein. Ich beschloss, den jungen Engel ein wenig in Schutz zu nehmen. "Ein Dämon hat ihn angegriffen, General Zaphikel", sagte ich und verneigte mich respektvoll vor meinem Legionsführer. "Raziel und ich hatten uns hier getroffen, miteinander geredet. Dabei war mir dieser Mann bereits aufgefallen. Ich habe das Café noch eine Weile beobachtet und dann spürte ich deutlich die dämonische Aura. Er hielt Euren Diener wohl für eine leichte Beute. Zum Glück kam ich rechtzeitig. Entschuldigt mich, General. Ich werde diesen Dämon umgehend verfolgen."
Mit diesen Worten verschwand ich und erhob mich draußen in die Lüfte. In meiner Engelsgestalt war ich für Menschen nicht sichtbar. Dann flog ich in die Richtung, wo ich den Dämon spürte.