RE: You Belong To Me - 2

Raziel

Ich konnte nicht glauben, was Sariel da sagte. Hatte er mich gerade in Schutz genommen? Zumindest ein wenig. Zaphikel und ich sahen ihm hinterher, als Sariel verschwand um Varan zu jagen. Ich war mir sicher, dass Sariel ihm nichts anhaben konnten. Dafür hatte mein Wunsch gesorgt. Auch, wenn es mir nicht gefiel, musste ich dafür sorgen, dass Varan nichts geschah. Sonst wäre Zaphikel in Gefahr. Ach ja, Zaphikel. Der Krieger- mein Meister- stand immer noch da und betrachtete mich. Ich zwang mich, unschuldig auszusehen. "Wenn...Ihr verzeiht...Ich werde ein wenig spazieren gehen!" murmelte ich und verneigte mich. Zaphikel wirkte nachdenklich, dann nickte er und ermahnte mich noch, nicht zu spät in den Himmel zurück zu kehren.

Kurz darauf war er verschwunden. Ich seufzte leise, verließ dann das Gebäude und schlenderte durch die Straßen. Einige Menschen sahen mich fassungslos an, denn obwohl es Winter war, trug ich nur einen dünnen Sweater und eine knielange Hose. Ich ignorierte die Blicke, das Geflüster, das mir entgegenschlug. Ich hörte die Worte der Menschen, doch sie waren mir egal. Wie sollte es jetzt wohl weiter gehen? Ich wünschte, ich hätte diesen Dämon nie getroffen...wobei Sariel dann wohl meinen Meister angegriffen hätte. Und dann hätte ich Sariel dienen müssen. Mir wurde kalt. Doch nicht das Wetter war daran Schuld. Die Kälte kam aus meinem Inneren. Ich war nun der Sklave eines Dämons. Ich sah in den Himmel, der allmählich dunkel wurde. Ich musste nach Hause.

Ein paar Augenblicke später stand ich vor Zaphikels Anwesen. Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe, dann betrat ich das Anwesen. Ich wollte Zaphikel fürs Erste aus dem Weg gehen. Ich musste nachdenken, wusste nicht, wie ich mich meinem Meister gegenüber verhalten sollte. Immerhin hatte ich ihn verraten. Ich huschte still in mein Zimmer. Ich wollte eigentlich meine Ruhe haben, doch dann klopfte es an der Tür. Zaphikel stand beim Türrahmen. Ich drehte mich ganz zu ihm um. "Zaphikel-sama..." begrüßte ich ihn und zwang mich zu lächeln. "Was ist auf der Erde passiert?" fragte mein Meister. Ich wurde blass. "Was meint Ihr?" -"Worüber hast du mit Sariel gesprochen?" Ich entspannte mich. Das meinte er also... "Nun...es ging um...ein Geheimnis?!" nuschelte ich hektisch. Zaphikel seufzte. Er wusste, dass er so nicht weiter kam. "Du weißt, du kannst immer mit mir über alles reden, oder?" Ich nickte schnell. "Klar." Mein Meister musterte mich aufmerksam, dann wandte er sich ab und ging.

-Varan-

Ich stand auf einem Hochhaus, ungefähr hundert Meter von dem Café entfernt, und atmete erst einmal tief durch. Von hier aus hatte ich einen guten Blick aufs Café. Die Menschen rannten zum Teil panisch aus dem Café. Kein Wunder, nachdem Sariel dort die Toilette derart demoliert hatte. Bestimmt dachten die Menschen jetzt, es hätte eine Gasexplosion oder einen Anschlag gegeben. Und nun sah ich diesen wild gewordenen Krieger auch noch auf mich zufliegen. Am liebsten wäre ich sofort wieder wegteleportiert, aber so etwas kostete Kraft und konnte deswegen nur etwa alle fünf Minuten ausgeführt werden. Ich fluchte und beschwor mein Schwert herauf. Auch wenn der Engel an sich mir nichts anhaben konnte, würde das hier jetzt nicht leicht werden.
Nur wenige Sekunden später war Sariel bei mir und griff mich direkt an. Und heilige Scheiße, der Typ war wirklich unheimlich. In einem unglaublichen überirdischen Tempo schwang er die verschiedensten Waffen, zusätzlich auch noch seine klingenbewehrten Flügel und griff ohne Unterlass an. Wie gut, dass Raziel seinen Wunsch ausgesprochen hatte, sonst wäre ich jetzt tot. Sariel kam es wahrscheinlich so vor, als würde ich all seinen Angriffen spielend leicht ausweichen. Ich merkte ihm an, dass es ihn verwunderte, dass ich noch immer lebte. Verbissen bekämpfte er mich weiter. So langsam konnte ich verstehen, warum Raziel nicht gewollt hatte, dass dieser Berserker auf seinen Meister losging. Plötzlich stolperte ich und kippte nach hinten. Ich hatte das Ende des Hochhauses erreicht und nun stürzte ich hinab in die Tiefe. Ich schluckte. Engel konnten mir zwar nichts anhaben, so ein Sturz, der von mir selbst verursacht worden war, aber schon. Zum Glück hatte ich mittlerweile wieder die Chance zu teleportieren. Ich verschwand mitten in der Luft und landete in einem Park. Ein wenig unsanft stürzte ich zu Boden. "Autsch!", keuchte ich und lehnte mich an einen Baum. Verdammte Engel. Immer hetzten die einen so. Ich spürte bereits, wie Sariel erneut in meine Richtung kam. Ich nutzte die kurze Verschnaufpause und konzentrierte mich auf Raziel. Dadurch, dass er an mich gebunden war, konnte ich jederzeit telepathisch zu ihm Kontakt aufnehmen.
//Wir müssen reden. Triff mich um Mitternacht in New York, Central Park.//, teilte ich ihm mit. //Wenn du nicht kommst, werden alle im Himmel sofort sehen können, dass deine Seele befleckt ist.//
Ein grelles Licht blendete mich. Ich sah hinauf und schnappte nach Luft als ich Sariel sah, der mit den Händen gerade einen Zauber vorbereitete. Ein Kreis aus weißem Licht bildete sich um seine Hände, der rasch anwuchs und im Innern durch ein Viereck bestehend aus lauter himmlischen Schriftzeichen verbunden war. Ich wollte noch wegspringen, aber es war zu spät. Im nächsten Moment schossen aus dem Kreis Strahlen reinsten himmlischen Lichts auf mich und den Baum herab. Dem Baum machte so ein Licht nichts aus. Mir zum Glück auch nicht, wie ich erleichtert feststellte. Normalerweise hätte dieser Angriff mich verbrannt. So lag ich inmitten des Lichterreigens und die Lichter prallten einfach an mir ab. Wow, ich liebte es, wenn Wünsche mich so mächtig machten.
Als der Angriff vorbei war und Sariel sah, dass ich unversehrt war, musste ich den Kriegerengel einfach frech angrinsen. Denn dieser wirkte vollkommen erschüttert.
Wahrscheinlich fragte er sich gerade, wer zur Hölle ich war, dass ich so einen Angriff überstanden hatte. Bestimmt hielt er mich jetzt für einen mächtigen Dämon. Auf jeden Fall realisierte er, dass er mich nicht so leicht klein bekam. Und zu meinem Glück ging nun auch langsam die Sonne unter.
Sariel warf mir einen finsteren Blick zu, ehe er einfach in den Himmel verschwand.
Erleichtert schloss ich die Augen. Endlich war es vorbei. Aber bestimmt würde dieser Engel nicht so leicht aufgeben. Nun ja, jetzt würde ich erst einmal nach New York in den Central Park reisen und dort auf meinen hübschen Sklaven warten. Ächzend erhob ich mich und wartete auf den Einbruch der Dunkelheit. Dann kehrte ich erst einmal in die Hölle zurück, ehe ich von einem der Hauptportale aus mein neues Reiseziel bestimmte.

Raziel:

Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme des Dämons vernahm. Man…was wollte der denn schon wieder?
Ich hatte keine andere Wahl, als auf den Befehl einzugehen. Schnell erhob ich mich und kehrte auf die Erde zurück, ehe ich im Himmel ‚gefangen‘ war. Ich achtete darauf, dass mich keiner- vor allem Zaphikel- mich sah. Ich hatte eigentlich keine Lust auf das Treffen, doch ich musste mich wohl fügen. Kurze Zeit später stand ich im Park und lehnte mich ruhig an einen Baum. Meine Augen schlossen sich und ich entspannte mich so gut ich konnte. Die ganze Zeit fragte ich mich, was Varan von mir wollen könnte. Und wie würde Zaphikel reagieren, wenn er mein Verschwinden bemerkte? Suchte er mich schon?

Die Zeit verging viel schneller als ich gedacht hatte und als es Mitternacht war, spürte ich den Dämon näherkommen. Ich atmete tief durch, dann öffnete ich die Augen und sah in seine Richtung. Mir wurde eiskalt, denn mir fiel jetzt erst auf, dass ich ihm vollkommen ausgeliefert war. Ich konnte bis morgen nicht in den Himmel zurück, somit war ich auf der Erde gefangen.

Ich löste mich vom Baum, dann stand er auch schon vor mir. „Was willst du?“ wollte ich direkt wissen. „Was war so wichtig, dass ich in der Nacht hierherkommen musste? Ich kann bis morgen nicht mehr in den Himmel, das ist dir klar, oder? Ich meine; wo soll ich schlafen?“ Die letzte Frage war rhetorisch gemeint, denn dem Dämon war es bestimmt egal, wo ich schlafen würde. Ich musterte ihn misstrauisch. Was er auch wollte, es konnte nichts gutes sein.

-Varan-

Als ich den Engel im Park spüren konnte, ging ich direkt zu ihm. Mittlerweile war er nicht mehr so verzweifelt und somit ziemlich vorlaut. Na, das sollte ich wohl schleunigst unterbinden. Ich aktivierte den Zauber, der Raziel zu meinem Sklaven machte. Das rote Band erschien wieder in meiner Hand. Ich verwandelte es in eine Kette aus Eisen mit Dornen um Raziels Hals und zog einmal kräftig daran, sodass Raziel vor mir auf die Knie gehen musste, wenn er nicht von den Dornen zu sehr verletzt werden wollte. Fasziniert schaute ich auf ein paar kleine Blutrinnsale, die nun an seinem Hals herab liefen.
"Schön, dich zu sehen, Raziel", säuselte ich. "Damit das klar ist. Als mein Sklave hat es für dich immer wichtig zu sein, wenn ich rufe. Stell das gefälligst nicht in Frage", schnauzte ich ihn dann an. Dann verwandelte ich die Eisenkette mit den Dornen wieder in das samitg weiche rote Band. "Steh auf und zeig dich in deiner wahren Gestalt", forderte ich. Als Raziel nicht sofort spurte, hob ich eine Augenbraue. "Muss ich wirklich die Eisenkette wieder erscheinen lassen? Oder stehst du auf Schmerz?" Ich grinste. Das würde ich schon noch herausfinden. Aber jetzt wollte ich mir erstmal Raziels Flügel genauer ansehen. Als er sie endlich erscheinen ließ, trat ich näher.
"Ahh, ja, man sieht sie bereits: deine Sünden", sagte ich. Dann deute ich auf eine kleine Feder, die sich schwarz gefärbt hatte. "Hier sieht man unseren Kuss..." Dann strich ich mit den Fingern über den oberen Teil der Flügel, nahe am Schulterblatt. Hier waren gleich mehrere Federn schwarz geworden. "Hier zeigt sich dein zweiter Wunsch... Oh, und hier..." Ich strich über eine der großen Schwungfedern, die ebenfalls schwarz geworden war. "Hier ist die Sünde, dass du mich immun vor Himmelswesen gemacht hast. Dein dritter Wunsch hat mir vorhin gegen Sariel das Leben gerettet. Der ist ja wirklich gruslig, wenn er es erstmal auf einen abgesehen hat."
Ich sah Raziel lächelnd an. "Deine Seele ist befleckt. Niemand wird es sehen, dass du eigentlich ein Gefallener bist. Soweit ich weiß, könnt ihr euch von den Sünden reinwaschen. Eigentlich. Entweder ihr beichtet und bereut eure Tat oder ihr unterzieht euch einer Reinigung. Nur, in deinem Fall wird das nicht möglich sein. Zum einen funktioniert beides nur bei geringen Sünden." Ich lachte. "Und gerade dein dritter Wunsch ist alles andere als geringfügig. Außerdem kannst du es niemandem beichten, weil durch deinen zweiten Wunsch deine Beichte niemand hören wird."
Nun rückte ich näher an Raziel heran und drückte ihn gegen einen Baum. "Und das bedeutet, dass du als Befleckter im Himmel umherwandelst. Ein gefallener Engel im Himmelsreich. Das gab es wirklich noch nie."
Ob Raziel eigentlich klar war, was für einen Schaden er damit im Himmel anrichten konnte? Er würde irgendwann wie ein Virus für alles Himmlische sein. Und niemand würde jemals bemerken, dass Raziel alles mit seinen Sünden besudelte. Nun, aber noch war er nicht so weit, dass er jemand anderen infizierte. Noch lange nicht. Irgendwann würde Raziels Seele so unrein sein, dass es ihm auch nichts mehr ausmachte. Aber bis dahin würde er leiden, weil er wusste, dass er Schaden anrichtete. Oh, das würde großartig werden!
"Als dein Herr wünsche ich, dass du stets zu mir kommst, wenn ich nach dir verlange. Keine Sorge, ich werd dich schon nicht quälen bis du stirbst. Ist nicht mein Stil. Fortan werde ich auch immer an deiner Seite sein, wenn du von mir einen Wunsch erfüllt bekommen willst. Du kannst genauso telepathisch mit mir kommunizieren wie ich mit dir." Ich konnte Raziel ansehen, dass er keinen Wunsch mehr erfüllt bekommen wollte. Aber ich würde ihn schon noch dazu verführen. Jederzeit. Zum Beispiel jetzt.
"Hm, ein Ort zum Schlafen..." Ich tat so, als würde ich überlegen. "Ich hab auf der Erde mehrere Wohnungen. Hier in New York auch. Dort wärst du vor anderen Dämonen sicher. Wünschst du dir, bei mir die Nacht über unterzukommen?", fragte ich ihn, listig lächelnd.

Raziel

W-was? Ungläubig sah ich ihn an. Hatte er Recht? War ich an ihn gebunden? So richtig? Oh Gott…was habe ich nur getan? Ich stutze. Ich sollte mir wünschen, dass ich bei ihm bleiben konnte? Warum sollte ich das tun? Ich überlegte. Andererseits…ich wäre in Sicherheit. War das denn jetzt nicht wichtig? Ich zögerte immer noch. Die Wunden, die er mir mit der Kette zugefügt hatte, schmerzten. Doch irgendwie machte es mir nichts aus. Warum eigentlich? Seit wann machten mir Schmerzen nichts aus? Meine Gefühle irritierten mich.
Ich bemerkte erst jetzt, dass Varan immer noch auf einen Wunsch wartete. Ich wollte jedoch nicht zu früh aufgeben. „Ich glaube, ich schlafe im Hotel!“ überlegte ich laut. Dass ich es in Erwägung zog, bei ihm zu übernachten, verschwieg ich noch. Ich beobachtete seine Reaktion. Doch dann überkam mich eine Art Angst. Er könnte Zaphikel etwas antun. Und dieser würde sich nicht wehren können, da Varan ja immun war. Ich wurde blass, dann fügte ich schnell hinzu: „Ich…könnte aber auch bei dir schlafen!“ Ich hoffte, er bemerkte meine Sorge um Zaphikel nicht.

„Also gut…Ich wünsche mir, bei dir zu schlafen!“ Ich hoffte, dass er mich in Ruhe ließ. Ich musste Zaphikel und auch die anderen Engel von ihm schützen. Auch, wenn ich mich opferte.

Zaphikel:

Ich suchte nun seit einer geschlagenen Stunde nach Raziel. Wo war er bloß? Ein anderer Diener kam mir entgegen. Ich fragte ihn, ob er Raziel gesehen hatte, doch dieser verneinte. Seufzend gab ich die Suche auf. Irgendwie machte ich mir Sorgen. Raziel war vorhin so seltsam gewesen. Täuschte ich mich., oder verheimlichte er mir etwas?

-Varan-

Im Hotel? Hm, da war nicht wirklich sicher, aber wenn er meinte... Ich zuckte mit den Schultern. Andererseits sollte ich schon dafür sorgen, dass mein Engelchen nicht durch einen anderen Dämon starb. Sonst wäre mein Spaß ziemlich schnell vorbei. Ob ich Raziel also zwingen sollte, zu mir zu kommen? Da er mein Sklave war, konnte ich das. Aber eigentlich wollte ich ihn zu nichts zwingen. Es war viel lustiger, wenn der Engel selber Entscheidungen traf, die ihm nicht gut taten.
Und offenbar war Raziel wohl selbst nicht wohl bei dem Gedanken nachts von Dämonen wohlmöglich umzingelt zu sein. Denn auf einmal sprach er doch den Wunsch aus, bei mir zu schlafen. Ein Triumphgefühl machte sich in mir breit. Dieser Engel war so einfach zu überlisten.
Ich verneigte mich vor ihm. "Wie du wünschst... Als Opfer verlange ich, dass du nackt mit mir in einem Bett schläfst", forderte ich. Dann streckte ich meine Hand nach ihm aus und ergriff ihn am Arm. "Komm mit."
Es dauerte nicht allzu lang, bis wir bei meiner Wohnung angekommen waren. Ich hatte hier in der Stadt ein recht teures, großes Apartment in schicker Lage. Durch Wunscherfüllung hatte ich lauter solcher teuren Wohnungen. Und das beste war, ich musste nichts dafür bezahlen. Es verstand sich von selbst, dass ich durch eine Opfergabe für einen Wunsch das so entsprechend zurechtgebogen hatte.
Das einzige, wo ich einiges an Geld hineininvestiert hatte, waren Schutzmechanismen, sowohl gegen Dämonen als auch Engel. Für Raziel musste ich einen Abwehrzauber etwas abschwächen, sonst hätte er meine Wohnung nicht betreten können.
"Willkommen in meinen bescheidenen vier Wänden! Mach es dir gemütlich. Möchtest du etwas Essen? Trinken? Keine Sorge, ist alles menschlicher Fraß, den du auch verträgst." Ich grinste. "Wobei manche Lebensmittel gelten ja schon bei euch als Sünde. Ist es nicht langweilig, immer so streng diszipliniert zu leben?"

Raziel

Er wollte, dass ich bei ihm schlief? Nackt??? Ich traute meinen Ohren kaum. Wie kam ich da bloß raus? Ich hoffte immer noch, das Ganze sei ein Traum und Zaphikel würde mich wecken. Doch nichts geschah. Varan packte mich am Arm und zog ihn mit.
Kurz darauf standen wir in einem schönen Apartment. Als er mir etwas zu Essen und zu Trinken anbot, schnaubte ich verächtlich. Wollte er jetzt ‚nett‘ sein? „Spar dir den Mist!“ grummelte ich missmutig. „Ich esse, wenn ich wieder im Himmel bin.“ Ich nahm nicht an, dass ich länger hier sein würde. Und eine Nacht hungern war nicht so schlimm.
Ich sah mich um. Ich überlegte verzweifelt, wie ich mich davor drücken konnte, mit dem Dämon in einem Bett zu schlafen. Er fragte mich, ob es langweilig war, so zu leben, wie ein Engel nun einmal lebte. „Nein, ist es nicht!“ murmelte ich. „Ihr Dämonen sorgt dafür, dass es niemals langweilig ist.“ Immer noch sah ich mich um. „Wenn du mich entschuldigst…ich würde jetzt gerne Duschen gehen. Ich nehme an, es gibt hier auch ein Badezimmer?“ diese Frage war nicht ernst gemeint, eher eine Aufforderung, mir zu sagen, wo ich duschen konnte.
Ich hoffte nur, dass ich alleine duschen durfte und er mir nicht befahl, ihn mit zu nehmen. Ich brauchte immer noch einen Plan, wie ich mich vor dem Schlafen gehen schützen konnte. Immerhin wusste ich nicht, wie weit Varan gehen würde. Wie von selbst legte ich meine Hand auf den Hals. Selbst, wenn ich diese Nacht nicht bei ihm im Bett verbringen musste, würde er einen Weg finden, mich sonst irgendwie zu demütigen. Denn für mich war dies Demütigung pur.
Ich riss mich wieder aus den Gedanken und sah Varan fragend an.

-Varan-

Als Raziel mich so anblaffte, überlegte ich, ob ich den Engel dafür zurechtweisen sollte. Aber eigentlich gefiel es mir, wenn er so kratzbürstig war. Ich grinste und zuckte mit den Schultern. "Tu das, wenn dir das lieber ist", entgegnete ich. Ich fragte mich, wie lange Raziel wohl noch himmlisches Essen genießen konnte. Irgendwann, wenn er zu viel gesündigt hatte, würde ihm himmlische Nahrung nicht mehr bekommen.
Suchend sah Raziel sich um. Wahrscheinlich suchte er einen Ausweg aus seiner Misere. "So? Nun, das ist doch nett von uns Dämonen, dass wir euch immer zu unterhalten wissen. Du dienst ja einem Legionsherr, nicht? Hast du selbst schon mal einen Dämon getötet?", fragte ich neugierig. Doch Raziel war ziemlich abweisend.
"Ja, gibt es", antwortete ich daher, ohne eine nähere Auskunft, wo genau sich das Bad befand. Sollte er doch suchen. Ich bemerkte, wie er sich eine Hand an den Hals legte. "Machst du dir Sorgen wegen der Eisenkette? Nun, folge stets meinen Anweisungen und hinterfrage sie nicht, dann bekommst du sie auch nicht zu spüren", sagte ich und beobachtete den hübschen Engel.

Raziel

War klar, dass Varan nichts verriet. Auf seine Frage, ob ich schon einmal einen Dämon getötet hatte, ging ich nicht ein. Ich zuckte ertappt zusammen, da er bemerkt hatte, dass ich eine Hand auf meinen Hals gelegt hatte. Schnell ließ ich die Hand sinken. Ich funkelte Varan trotzig an, dann wandte ich mich wortlos ab und machte mich auf die Suche nach dem Bad. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf. Ich verstand nicht, was los mit mir war. Diese Schmerzen hatten sich…nicht schlimm angefühlt. Sie waren wirklich- nein! Sie waren nicht angenehm. Das konnte nicht sein! Ich spürte, wie Verzweiflung über mich hereinbrach. Ich ertrug das Ganze nicht mehr. Ich wollte nicht dienen. Nicht Varan! Vor meinem inneren Auge erschien Zaphikels Bild. Nein! Ich musste durchhalten. Varan würde irgendwann genug von mir haben. Und dann gehörte ich wieder Zaphikel. Doch…wenn Varan keine Lust mehr auf mich hatte…würde er dann die Wünsche rückgängig machen? Ich öffnete eine Tür nach der anderen. Natürlich hatte ich ‚Glück‘ und das Bad befand sich hinter der letzten Tür. Ich seufzte leise, dann betrat ich das Badezimmer. Es war elegant eingerichtet und riesig. Ich wollte wie gewohnt zusperren, doch da gab es das nächste Problem: Es gab kein Schloss…Ich fluchte leise. Ich hatte 2 Optionen:
1.: Ich duschte, mir dessen bewusst, dass jederzeit der Dämon eintreten konnte.
2.: Ich duschte nicht, würde mich total unwohl fühlen, da ich eine Abkühlung brauchte. Immerhin hatte ich geschwitzt.

Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe, dann schloss ich die Tür und entkleidete mich zögernd. Nächstes Problem: Ich hatte keine anderen Klamotten hier. Also musste ich mich zunächst nach der Dusche mit einem Handtuch bekleiden. Ich atmete tief durch, dann sah ich an mir herunter. Ich war schlank, meine Haut war unversehrt. Nur ein paar Muskeln zeichneten sich auf der Brust ab. Ich mochte eigentlich meinen Körper.
Zaphikel sagte mir einmal, dass ich schön war. Ich war daraufhin errötet und zusammengeklappt. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Als ich an Zaphikel dachte, wurde mir ganz warm. Ich fragte mich plötzlich, ob ich Zaphikel liebte…nein! Entschied ich in Gedanken. Wir waren nur Meister und Diener. Ohne weiter nachzudenken, stellte ich mich in die Duschkabine und drehte das Wasser auf. Zunächst war es kalt, doch schnell erwärmte sich das Wasser. Ich lehnte mich an die verflieste Wand und entspannte mich. Ich brauchte einfach Zeit, nach zu denken. Ich musste einen Ausweg finden.

-Varan-

Wie trotzig mich Raziel anguckte! Ich starrte ihn an und konnte nicht umhin, sein Verhalten als süß zu empfinden. Raziel machte sich derweil auf die Suche nach dem Bad. Als er mir den Rücken zuwandte, warf ich einen Blick auf seinen Hintern. Hmm... knackig. Ich war gespannt, ihn später komplett nackt zu sehen.
Natürlich hätte ich Raziel hinterhergehen und unter der Dusche bespannen können. Aber... damit würde ich mir nur den Spaß nehmen. Ich machte es mir stattdessen auf der Couch gemütlich. Ich liebte es, mit Raziel zu spielen. Er war bereits befleckt. Seine Sünden waren wie ein Virus, die seine reine Seele nach und nach verdarben. Durch seine Wünsche gab es für ihn auch kein Zurück mehr. Er war so dumm gewesen. Hätte er es bei dem ersten Wunsch belassen, hätte er noch beichten können oder er hätte sich reinigen lassen. Aber durch seinen zweiten Wunsch hatte er sich quasi selbst von einer Sündenvergebung ausgeschlossen, weil niemand seine Sünden wahrnahm. Und sein dritter Wunsch war so schwerwiegend gewesen, dass man ihn sowieso nicht mehr retten konnte. Der süße Raziel war verloren und hatte sein ganzes Selbst an mich verkauft. Er würde mir ein guter, williger Diener sein. Aber ich würde es langsam angehen und in vollen Zügen sein Verderben genießen. Ich würde ihn zu nichts zwingen, denn er würde sowieso ganz von allein nach und nach auf mich zukommen. Und irgendwann, wenn er bereits verdorben genug war, würde er auch nicht mehr selbstlos sein und dann begreifen, welche Macht er mit meiner Kraft hatte. Was er sich wohl dann so alles von mir wünschen würde? Vorfreudig lächelnd schaltete ich den Fernseher ein und zappte ein wenig durch das Programm.

Raziel

Ich genoss die Zeit, die ich ungestört war. Immer noch stellte sich mir die Frage: Wieso machten mir diese Schmerzen nichts aus? Verdammt…was war nur los? Seufzend schloss ich die Augen. Ich war in Gedanken bei Zaphikel. Wieder einmal fragte ich mich, wie er reagieren würde, wenn er wüsste, dass ich für ihn gesündigt hatte. Bestimmt wäre er enttäuscht. Nach einer halben Ewigkeit beendete ich die Dusche, wickelte mich in ein großes Handtuch. Mir kam eine verrückte Idee. Ich würde gerne einmal, nur ein einziges Mal, Varan sprachlos sehen wollen. Doch wie? Ich sah flüchtig in den Spiegel, dann atmete ich tief durch und verließ das Bad. Es war im Apartment ziemlich kalt, ich erschauderte ein wenig.

Ich versank in Gedanken. Wie konnte ich ihn sprachlos machen? Natürlich, ich könnte mit ihm flirten, doch das würde mich unglaublich viel Überwindung kosten. Ob ich dazu bereit war? Ich schritt leise durch den Gang, erblickte Varan dann im Wohnzimmer vor dem großen Fernseher. Unsicher blieb ich stehen. Ich fühlte mich unwohl, wusste, ich war ihm ausgeliefert. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Was sollte ich jetzt tun? Ich schluckte schwer, dann senkte ich den Blick. Unschlüssig sah ich auf den Boden. Was jetzt?

-Varan-

Oh man, das Fernsehprogramm war wirklich überall langweilig. Irgendwann blieb ich einfach an einer Quizshow hängen. Da bemerkte ich, dass das Rauschen der Dusche aufgehört hatte und die Badezimmertür aufging. Leise, unsichere Schritte kamen näher, doch ich drehte mich nicht um. Erst als die Schritte aufhörten und Raziel dennoch nach einer Weile nicht neben mir auftauchte, drehte ich mich um. Ich lächelte, als ich ihn so verunsichert nur in ein Handtuch gewickelt sah.
Jetzt sah er noch viel unschuldiger und zerbrechlicher aus. "Hmm, mit deinem Anblick hättest du schon fast dein Opfer dargebracht. Aber dazu kommen wir noch", sagte ich und klopfte neben mich aufs Sofa. "Setz dich doch. Gibt es irgendetwas, was du im Fernsehen sehen möchtest?", fragte ich ihn freundlich.

Raziel

Ich zögerte, verspannte mich ein wenig, dann gehorchte ich und setzte mich neben ihn. "Ich schaue nicht gerne fern!" murmelte ich. Ich fragte mich, wie Zaphikel reagieren würde, wenn ich ohne Klamotten, nur in ein Handtuch gewickelt morgen bei ihm auftauchen würde. Würde er mich verspotten? Oder mich sogar auslachen? Ich zwang mich, nicht daran zu denken. Mein Blick ruhte auf dem Fernseher. Ich tat alles, um Varan nicht ansehen zu müssen. Ich wollte ihn zwar immer noch sprachlos sehen, doch mir fiel einfach nicht ein, wie ich dies erreichen sollte. Inzwischen war es fast 2 Uhr in der Früh. Dennoch bemühte ich mich, meiner Erschöpfung nicht nach zu geben. Ich wollte nicht mit ihm in einem Bett liegen. Ich wollte bloß noch in den Himmel, doch noch war es mir nicht möglich, die 'Flucht' zu ergreifen. Ich spürte, dass Varan mich ansah. "Bin ich so interessant?" fragte ich frech, verfluchte mich sofort für meine große Klappe.

-Varan-

Ich legte den Kopf schief. "Und was machst du gerne?", hakte ich nach. Aber Raziel versuchte wohl, mich zu ignorieren. Stur starrte er geradeaus. Ich derweil musterte Raziels schmächtige Gestalt. Für einen Engel, der Kriegern diente, wirkte er ziemlich schwach. War er deswegen nur ein Diener?
Irgendwann bemerkte Raziel, dass ich ihn ansah. "Hm... Ja, finde ich schon", sagte ich auf seine Frage hin frei heraus. Dann setzte ich mich ein wenig aufrechter und blickte zur Uhr an der Wand. "Da im Fernsehen eh nichts kommt und du kein Fernsehen magst... können wir auch gleich ins Bett gehen, oder? Bin auch langsam etwas müde." Dieser Sariel hatte mich ja auch so gejagt. Ich wartete Raziels Antwort nicht ab, sondern stand einfach auf und begann mich auszuziehen.

Raziel

Ich fühlte mich unwohl. Immer noch sah ich stur nach vorne. Ich hatte Angst, vor dem, was nun kommen würde. Meine Finger krallten sich in das Handtuch. Ich wollte es nicht ablegen, es war...so ne Art Schutz für mich. Ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, als ihm zu gehorchen. Ich atmete tief durch, dann erhob ich mich. Ich versuchte, entspannt zu bleiben, doch ich konnte aus irgendeinem Grund das Handtuch nicht los lassen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie stark und muskulös Varan war. Er war...schön. Was dachte ich da? Nein! Er war nicht schön. Er war ein Dämon!
Ich riss mich zusammen. Es gelang mir, mich zu überwinden und ich ließ das Handtuch los. Wie von selbst fiel es zu Boden, entblößte meinen schmächtigen Körper zur Gänze. Ich senkte den Blick und versuchte, mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen.