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Naoki-Kawaii
Beiträge: 721 | Punkte: 534 | Zuletzt Online: 07.06.2023
Name
Liv, Nao oder Felii
Geburtsdatum
2. November 1999
Beschäftigung
Studentin
Hobbys
Lesen, zocken, Social Networks nutzen, kreativ werden, zeichnen/fotografieren, Ski/Schwimmen & Reiten, Animes gucken (oder auch anderen Stuff), RPG´len, Backen/Kochen und vor allem Quatschen ^^
Wohnort
Sachsen
Registriert am:
01.05.2015
Beschreibung
- Wieder aktiv? ^^ -

Zeilenlänge passe ich mich bei meinem Partner an. Aber tendierend länger.

Schreibe leidenschaftlich gerne als Uke.

Altersspanne 20-35

Schreibe Shonan Ai, als auch Yaoi.

Genre ist mir egal, außer:

BDSM
ausschließlich depressiv
Drogenabhängigkeit
Vampire oder Werwölfe .

wozu ich gerade gerne was schreiben würde:
- Eislaufen (Yuri on Ice Abklatsch ;) )
- Krankenpfleger & ??? (Du)
- Balletttänzer & ??? (Du)
- Flugbegleiter/Pilot (mir egal ob ich oder du Pilot)
Geschlecht
weiblich
Hiermit bestätige ich, dass ich 18 Jahre alt bin oder das Alter der Volljährigkeit in meinem Land erreicht habe und mir bewusst ist, dass diese Seite für Kinder und Jugendliche ungeeignetes Material enthält.
Ja
    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Die Bilder der Geräusche" geschrieben. 08.10.2018

      Ich war unglücklich. Sehr sogar. Aber was sollte ich schon sagen? Beziehungsweise: sagen konnte ich ja in dem Sinne ja überhaupt nichts. Aber die Leute so zu sehen, wie sie tanzen konnten, wie sie die Musik hören konnten, wie sie einfach das machen konnten was sie wollten, weil sie so geboren waren wie sie eben geboren waren...Das alles ließ mich herzzerreißend stark wünschte ich könnte etwas sagen. Meine Wünsche endlich mal richtig äußern, für jeden hörbar. All das macht mich irgendwie traurig. Nicht wütend, denn wütend das war ich nie, oder so gut wie fast nie, aber schon wirklich traurig. Und zu wissen, dass ich zu schüchtern war, um Lilou zu sagen, dass ich auch genau das wollte, was ich ihm verneint hatte, das wurmte mich nur noch mehr. Entgegen der Annahme vieler, dass Taube und Gehörlose mit Musik nicht viel anfangen konnten, das war Unfug, mochte ich sie. Selbst wir konnten über den Boden den Beat spüren. Musik waren immerhin Schallwellen, diese waren zwar hörbar, aber gerade für uns, die ihre Sinne ganz anders nutzen, auch stark spürbar. Und so konnten wir uns im Takt bewegen. Anders als vielleicht hörende Menschen, jedoch fühlten wir mehr und richteten uns danach.
      Aber das ging eben nur, wenn man seinen Willen auch wirklich aussprach...*Oder Chika?*, sagte ich zu mir selbst und blickte dabei auf dem Boden, überreichte wieder das Handy an meinen Gegenüber. Wie dumm ich doch wahr zu denken, dass ich mit den normalen, den hörenden Menschen wirklich mehr als nur ein Verhältnis bei der Arbeit führen konnte... Jemand wie er, der mit beiden Beinen mitten im Leben stand, normale Freunde hatte, einen normalen Job und ein normales Leben führte ,der wollte sich doch nicht auf Dauer mit so etwas wie mir abgeben. Einer der ein Handicap hatte und eingeschränkt war, eigentlich nur bei sich zu Hause oder auf der Arbeit hockte. Oder wenn es hoch kam mal mit Leuten redete. Mit denen reden in Anführungszeichen. Welche, die ebenfalls gehörlos oder taub waren oder zumindest die Gebärdensprache beherrschten, was normalerweise nicht sehr viele waren, es sei denn, man befand sich auf extra dafür organisierten Treffen oder ähnliches.
      Das Glück dass jemand einen Gehörlosen oder Taubstummen in der Familie oder im Freundeskreis hatte war ziemlich selten. Als Hobby lernten das ja wohl die wenigsten, im Gegensatz zu anderen Sprachen wie Englisch oder Spanisch oder vielleicht wenn man etwas irre war auch Chinesisch. Niemand war so irre und lernt eine Gebärdensprache. Zumal wir ja andere aus anderen Ländern selbst gar nicht verstanden. Die einheitliche Gebärdensprache, die es eigentlich gab, lernte kaum einer. Nein, wir lernten meistens nur die, die in unserer Sprache gebräuchlich waren auch ich konnte ebenfalls nur die französische nicht aber die japanische Gebärdensprache. Das war auch nicht schlimm, wenn einmal meine Verwandten aus meiner Heimat kamen, also aus der Heimat meiner Mutter, dann schrieb ich einfach das was ich sagen wollte auf. Und sie ebenfalls. Ganz so flüssig war mein Japanisch sowieso nicht.
      Aber war ich nicht auch irgendwie im Grunde selbst schuld? Ich, der ich mich quasi suhlte in meiner Schüchternheit und in meinem Handicap: meiner Gehörlosigkeit.
      Und hatte er nicht, wenn auch eine ziemlich waghalsige, Nachricht hinterlassen, auf die ich hätte antworten können? Nun, ich konnte sie nicht ganz deuten. Ich konnte aber ihn auch nicht deuten... Ich konnte diese ganze Situation nicht deuten weil ich so etwas nicht gewohnt war! Aber irgendwas musste ich doch machen oder? Ich überlegte, doch was ich auch machte, es fiel mir nichts ein. Es mochte vielleicht komisch klingen, aber irgendwie konnte ich merken, wie es zwischen uns distanziert und kalt war. Schwer zu beschreiben, denn wie sollte man Gefühle auch beschreiben? Gerade so etwas und gerade so etwas was ich nun nicht so häufig spürte. Lilou war etwas besonderes, das spürte ich. Selbst wenn alles nicht so lief und er mir ein bisschen Angst machte, da ich ihn nicht einzuschätzen wusste, wollte ich noch länger in seiner Nähe bleiben.
      Natürlich fühlte ich mich mit wenig Menschen verbunden aber ihn hatte ich irgendwie schnell gemocht, auf eine komische Art und Weise. Der ganze Tag von dem Café an war komisch, dennoch schön und anders und mal wirklich etwas Neues. Jeden Tag ging ich nur in die Kita. Ich mochte es dort sehr mochte die Kollegen und vor allem die Kinder. Ich liebte sie ja und es war der richtige Job für mich. Doch es war eben doch jeden Tag das gleiche. Jeden Morgen stand ich auf und ging zur Arbeit, spielte mit den Kindern legte sie ins Bett. Wickelte sie, las ihnen vor, kuschelte mit ihnen oder andere Sachen. Im Grunde machte ich dasselbe jeden Tag und es könnte auch mal wirklich etwas Neues passieren. Und plötzlich dann kam eine neue Situation und ich bekam in diese Chance, dass ich mal mit einem normalen Menschen, einem der reden konnte und mit welchem ich mich verabreden konnte und im besten Falle vielleicht sogar befreunden! Ich? Nun, ich schoss ihn ab.
      Für wie komisch musste er mich eigentlich halten? Aber das hatte ich mir ja von vorne rein gedacht, dass der Franzose mich für komisch hielt. Sollte es einfach nicht sein?! ich glaubte an Schicksal, ein bisschen zumindest. Ein eindeutiges Zeichen war schon das Feuer gewesen. Die Bestätigung, die schließlich dann alles in mir zerbrechen ließ, was ich die kleine Stunden hier aufgebaut hatte, war als der Text ankam. "Verstehe, sollen wir aufbrechen?" Das war doch schon eindeutig oder nicht?!
      Er fragte mich zwar noch höflich; ob er mich zu den Öffentlichen bringen sollte, was ich tatsächlich sehr freundlich fand, aber darauf war ich ja nicht zwingend angewiesen. Es war dunkel geworden, aber die Bushaltestelle war quasi direkt gegenüber des italienischen Lokals, das hatte ich beim Reingehen schon gesehen. Das einzig doofe könnte sein, dass der Bus nicht ganz so regelmäßig fuhr und um diese Zeit auch immer seltener. Ich hatte schon schlimmeres erlebt und größere Probleme bewältigt. Nein, das störte mich recht wenig.
      Loswerden? Ja, genau das wollte er wahrscheinlich. Genau das ging gerade in meinem Kopf ab und genau das lies mir die Tränen ein bisschen in die sonst so strahlenden Augen steigen, auch wenn mir sein kleiner Witz über das Hemd irgendwie gefiel, mich komische lachen ließ, weil ich ja eben taub war. Kleinlaut nickte ich, wenn auch mit einem minimalen Lächeln, und erhob mich schon um ins Bad gehen. Ich wusste nicht ganz ob ich hier gleich in Tränen ausbrach und wollte das mit Sicherheit nicht riskieren!. Und dafür hasst ich mich wohl gerade am meisten. Was ich so weinerlich und kindlich war! Ich hatte nicht nur das Handicap der Gehörlosigkeit oder die Schüchternheit, nein, ich war auch noch weinerlich und naiv und was wusste ich noch!
      Mit dem ausgestreckten Arm Richtung Badezimmer, nicht mehr trauend ihn anzuschauen, deutete ich mein Vorhaben an. Ich hoffte, dass er einfach nur dachte, dass ich vielleicht eine schwache Blase hatte. Denn das könnte mich vielleicht vor der letzten Peinlichkeit retten und ganz so komisch war es ja nicht. Er wusste ja nicht wie weit ich weg wohnte. Wobei... doch... ich hatte ja gesagt dass ich nicht ganz so weit weg wohnte dann auch etwas weiter weg als er. Mist. Vielleicht dachte er trotzdem weiterhin an meine Theorie, dass ich einfach nur eine schwache Blase hatte und nochmals Nummer sicher gehen wollte und eben deshalb noch mal zur Toilette ging. Nachdenken über solche Befindlichkeiten machte jetzt eh kein Sinn mehr. Mit schnellen Schritten machte ich mich los und schloss die Tür hinter mir. Ich sah in den Spiegel, sah mich an. Ja, mein Selbstbewusstsein war nicht besonders groß. Ich drückte meine schmale Hand auf meine Augenhöhlen und ein paar Tränen rannen über meine Wangen. Was ich nicht mitbekam, waren die zwei oder vielleicht auch drei Schluchzer, zum Glück nur klein und kaum zu hören. Doch nach einer Weile hatte ich mich wieder gefangen und versuchte halbwegs männlich mich wieder zu beruhigen. Ich wischte mir das Gesicht, insbesondere die Augen und atmete einmal tief durch. "So, du gehst jetzt da raus wie ein Mann, bedankst dich für das schöne Essen, drückst ihm Geld in die Hand und dann gehst du alleine klar?", sprach ich in Gebärde zu mir, welche ich durch den Spiegel sah, schaute mich dabei böse an. Ich wollte mich zum Richtigen zwingen....Wirklich richtigem? Naja, ob es richtig oder falsch war wusste ich nicht, auf jeden Fall war es aber das einzige realistische, das das wusste ich.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Eine Medaille hat immer zwei Seiten" geschrieben. 04.10.2018

      Eigentlich ziemlich schnell fühlte ich mich hier auf der Party und bereute es überhaupt kein bisschen hergekommen zu sein. Auf Arbeit hatte ich sowieso wenig Lust gehabt. Ja, natürlich, mein Job war wirklich toll, mit netten Kollegen, einem Gehalt was eigentlich doch recht ausreichend war für ein durchschnittliches Leben (und das reichte mir im Großen und Ganzen) und sogar einem menschlichen Chef, was meiner Meinung nach alles andere als selbstverständlich war. Die (Stamm-)kunden waren auch nett oder zumindest sehr akzeptabel zum Großteil und die Zeiten könnten ebenfalls schlimmer sein. Außerdem lag Medizin oder zumindest alles in dieser Richtung und ähnliches, in der Familie und ich war hineingeboren worden und führte diese mehr oder weniger Art Tradition auf meine Weise fort und war glücklich damit. Und wie schon vor allem Kunden, aber auch Kollegen und Bekannte betonten, so war ich darin mehr als gut. Mein Glück, in meinem jetzt vielleicht nicht Traumjob, aber gerne ausführende Arbeit, ein bisschen wie ein Naturtalent zu sein. Wenn ich jetzt noch etwas größer wäre würde meine Arbeit, laut einiger Berufung, wirklich wie das Kekse backen von der Hand gehen.
      Doch Tage mit einem Tief gab es selbst bei den glücklichsten und ausgeglichensten Menschen, unter die ich mich nicht komplett zählen würde. Und so hatte ich mich heute nicht stundenlang mit Muskeln, Sehnen, Ölen und Cremes beschäftigen wollen, dafür hatte ich gerade einfach nicht den Nerv, wirklich nicht. Hier waren ordentliche Leute. Keine Arbeitslosen, Junkies oder Teenies die nur irgendeinen billigen Bums-Sauf-Kiff-Dich-tot-Abend genießen wollten. Nein, hier tummelte sich schon ein gewisses Klientel und das ließ sich Oskar sich von den meisten gut zahlen, was ich völlig in Ordnung fand. Für Service musste man schließlich zahlen und für guten umso mehr. Aber ein Großteil konnte sich das eh leisten, gehörte zu engen Freunden oder bekam Sympathierabatt oder ähnliches. Oder aber man gönnte sich hier mal etwas. Logischerweise gehörte ich zum Typ Freund mit Sympathie-Masseur-Rabatt und kam hier so ganz umsonst rein. Dafür gab ich ihm eben mal einen guten Termin, ein bisschen Creme mit oder war telefonisch für einen Rat gut. Eine Hand wäscht die andere. Und so ganz nebenbei waren wir ja noch befreundet. Keine engen Kumpels, aber die hatte ich eigentlich sowieso nicht. Und manchmal belastete mich dies. Nichts Halbes und nichts Ganzes, am engsten mir vielleicht noch die Kollegen aus der Praxis. Aber immer nur unter Physiotherapeuten, Apothekern, Geschäftsführer und Arzthelferin zu sein war auf Dauer auch nicht so das wirklich Wahre.
      Aber alle mehr oder weniger großen Befindlichkeiten des Alltags hatten jetzt und hier und keinen Platz und sowie keine Daseinsberechtigung, dafür sorgte schon bei über 90 Prozent, und das war wirklich niedrig gegriffen, schon der Alkohol. Um sich ein bisschen abzulenken und zu vergessen reichten ja schon ein zwei Gläser der richtigen Mischung. Abschießen bis zum Gedächtnis- und Kontrollverlust war in den aller wenigsten Fällen unnötig und kam zum Glück bei den Partys an denen ich teilnahm kaum vor. Erstens waren das nicht die Leute dafür und zweitens wäre ich sonst auch gar nicht hier, immerhin war ich absoluter Nichtalkoholiker aus diversen Gründen. Ein Störfaktor was das meistens nicht. Herr der Dinge zu sein, auch in einer Gruppe von angetrunkenen Leuten, störte mich nicht im Geringsten und auch ein Großteil der Partygäste bewunderte mich sogar für diese Standhaftigkeiten oder tolerierten es höflicherweise. Leben und leben lassen, damit kam man auf Dauer einfach am besten an und mit sich im Reinen, so empfand ich es zumindest. Zwar waren einige verwundert oder leicht angepisst, aber beides kam nicht ganz so häufig vor und war vertretbar. Kam es zu dem seltenen Fall, dass sich Menschen ernsthaft über meine Alkohol-Abstinenz echauffierten, so verließ ich diese sinnlose Konversation einfach. Solche negativ eingestellten Egoisten mit der Offenheit von mit Sekundenkleber vereinten Gegenständen konnte ich in meinem Leben wahrhaftig nicht gebrauchen. Und wo wir gerade schon bei Dinge waren die ich nicht brauchte...
      Mein Top zeigte bereits leichte Spuren von Männerschweiß nach einigen intensiven Tanzeinlagen und ich ließ es jetzt wieder etwas langsamer angehen. Ich war froh ein auffälliges Glitzerteil gewählt zu haben, denn dies lenkte ideal von den dunklen Kreisen unter meinen Armen und an der Taille ab, auch wenn es wohl meine etwaige Sexualität verriet, von der ich ja selbst nicht einmal so richtig wusste. Nein, ich hatte es einfach schön gefunden und wollte es anziehen. So traf ich viele meiner Entscheidungen. Einfach aus dem Bauch heraus. Ich lebte des Öfteren ein bisschen in den Tag hinein und fühlte den Moment. Komplett leichtsinnig und naiv war ich natürlich nicht, doch dass ich ein junger Mensch war der sich ausprobierte, Spaß mochte und Gesellschaft, dies war doch an einigen Stellen spürbar. Aber es gab wohl schlimmeres und man war nur einmal in diesem Leben jung. Jedenfalls, auffällig schön und gut, ich zog nicht nur andere tanzwütige Menschen die mir schnell Gesellschaft leisteten und wir zusammen lachten und uns zum Rhythmus bewegten, auch der Gastgeber höchstpersönlich wollte wohl an unserer Freude teilhaben, so dachte ich zumindest im ersten Moment. Oskar jedoch standen ganz andere, weitaus "bösere" Dinge im Sinn. Ihn mit meinen grünen Augen kurz fragend, aber lächelnd anschauend schnappte er kurz darauf ohne Umschweife meine Hand und fing an mich zu entführen.
      "Eh-Was? Oskar?!" Ich kniff die Augen etwas zusammen und stolperte mit meinen spürbar kürzeren Beinen hinter dem Sportler her, unwissend wohin er mich führen wollte. "Wir besuchen die anderen.", bekam ich schließlich dann am Ende doch nach Betteln und Drohungen halbherzig erklärt und während ich im ersten Moment erst einmal kurz überlegen musste wer jetzt genau mit den anderen gemeint war, wo hier eine große Hand voll an diversen Menschen und Gruppen war, bis es dann doch blitzschnell bei mir funkte und die Lösung quasi glasklar vor mir lag. "Oh nein nein nein, ganz bestimmt nicht. Oskar-! Nein. Nein habe ich gesagt!" In sekundenschnelle wurde ich richtig grantig. Gegen meinen Willen zu etwas gezwungen zu werden was ich nicht gerade unbedingt musste, wie eine blöde Schicht oder ungeliebten Patienten zu übernehmen beispielsweise, mochte ich gar nicht. Aber das störte den Isländer allen Anschein nach nicht einmal im Geringsten bisschen und meine mehr oder weniger heftigen Versuche der Gegenwehr verliefen im Sand, angesichts des Stärkendefizites. Nun gut, was wollte ich mich auch gegen diese Bulldozer, menschliche Kraftpakete und Wiedergeburt der Muskelmasse höchstpersönlich widersetzen?! Mensch, was suchte ich mir auch gute Bekannte aus die diesen Sportarten nachgingen? Aber welche Patienten waren nicht außergewöhnlich kräftig? Selbst bei denen, wo man es vielleicht nicht so vermutete, wie Leichtathleten, Turner, Reiter oder ähnlich: auch die hatten in bestimmten Muskelgruppen einiges vorzuweisen. Gut, Curling war schlichtweg ein Alte-Männer-Sport bildete aber wahrscheinlich da auch die einzige Ausnahme.
      Und so kam es wie es kommen musste, stand ich winzige Gestalt von Halb-Mediziner in nicht einmal einer Minute vor den Hünen der Island-Tigurs und versuchte auf Teufel komm raus dem natürlich ebenfalls anwesenden Javik Plachta persönlich nicht in die Augen sehen zu müssen. "Ja, haha, ich gebe schon mein bestes um ihn so schnell wie möglich wieder auf die Eisfläche zu befördern, aber die Verletzungen sind, beziehungsweise waren schwerwiegend und der Natur lässt sich nichts auswischen, wenn man keine Folgeschäden, Risiken oder nur eine halbherzige Genesung anstrebt. "Da sprich der Kenner", pflichtete mir einer der Hockeyspieler grinsend zu und präsentierte das Glas. *Es gibt anscheinend was teures...*, kam ich zu dem Entschluss, angesichts der geringen Menge, Farbe und Gläserwahl. Ich mochte zwar nichts trinken, doch das machte mich noch lange nicht zu einem Unwissenden. Was genau es war konnte ich nicht erkennen, da müsste ich die Flasche sehen oder zumindest an der Flüssigkeit riechen, doch diese Anzeichen waren genug um zu schlussfolgern. Und so wurde mir wieder einmal klar, dass alle Männer die hier saßen in einer ganz anderen Liga als ich spielten. Wortwörtlich. Während ihre Gesichter Plakate, Flyer, Zeitungen und Fernshows sowie Werbung schmückten, wurde ich nur klein und ohne Name erwähnt auf der Website der Physiopraxis in welcher ich arbeitete. Aber immerhin, das war noch mehr als die meisten erreichten.
      Sportler wie sie es waren konnten sich solche Luxusgüter gönnen Nicht dass ich mich beschweren wollte, ich lebte nicht an der Armutsgrenze, aber ich war eben nur ganz stinknormaler Durchschnitt. Ein Otto-Normal-Verbraucher, 0-8-15, ohne Bekanntheitswert oder nennenswertem Gehalt. Was hatte ich eigentlich gedacht, je mehr zu sein, als ein netter Physiotherapeut für einige von ihnen? Obwohl dies eigentlich schon immer außer Frage gestanden hatte, wurde mir das jetzt schmerzlich bewusst und ich lachte nur müde über das Anschwulen der zwei, ehe ich mich bereits wieder umdrehe. "Ich hole mir dann auch mal was zu trinken, man sieht sich." Nochmals ein Lächeln aufsetzend überhörte ich den Kommentar von meinem gestrigen Begleiter und steuerte die Bar an. "Was, du hast ihn nicht bis nach Hause gebracht?!", fragte einer der Spielerkollegen noch, auch wenn ich nicht wusste ob scherzhaft oder nicht, doch die Antwort darauf bekam ich nicht mehr mit.
      "Ein Glas Wasser bitte." Ich platzierte mein schmales Hinterteil auf einen der ledernen Barhocker und schaute trübselig hinein. "Nichts weiter?!" "Nein..." Ich blickte kurz nochmal auf. "Oh und können Sie das anschreiben lassen?...Ich habe mein Portmonee vorne in meiner Jacke und könnte nur mit Karte zahlen.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Alles ist nur ein Übergang..." geschrieben. 03.10.2018

      Ein bisschen grantig war ich tatsächlich noch, selbst nachdem er mir selbstverständlich ohne Umschweife mit tatkräftig Unterstützung aufgeholfen hatte. Und so starrte ich noch etwas böse drein, auch als ich eigentlich schon wieder fest auf beiden Füßen stand. "Oh mein Gott Taka...du und deine unterirdisch schlechten Wortwitze..." Ich grinste ein wenig schief, während er mich zu einem freien Platz am Rande, abseits der mehr oder weniger ausgelassenen Feiergesellschaft geleitete. "...aber ich habe ich heute wahrscheinlich mitgeheiratet. Aber nun ja, sei´s drum." Ich schaute ihn über die Schulter hinweg an, langsam laufend und an seinem Arm haltend, sodass ich nirgends gegenlief und mich noch mehr verletzen würde. "Außerdem hast du weitaus weniger und weitaus weniger schlimme Macken als ich." Solche Sachen gab ich bekannterweise nicht gerne zu, doch Takahiro war mein Ein und Alles und er durfte jede Schwäche, jeden Schwachpunkt von mir kennen und würde ausnahmslos mein letztes Hemd erhalten. Genauso war es ja andersherum auch, wenn er nicht noch mehr selbstlos für mich opfern würde. Manchmal fragte ich mich wirklich, warum er ausgerechnet mich als seine, wie er sagte: "einzige Liebe" auserkoren hatte. Doch solche glücklichen Zufälle hinterfragte man nicht, sondern genoss sie einfach und versuchte sich bestenfalls dafür zu revanchieren.
      "Du Aaß!" Ich schnappte, halb gespielt, hörbar nach Luft und schlug ich halb doll gegen den Unterbauch. "Was ist wenn uns jemand hört?!", zischte ich mit leicht schief gelegtem Kopf, musste aber schon wenige Momente später grinsen. Vielleicht war es der Reiz am "verbotenen" Erotischen, schon die Kostprobe der Vorfreude oder was wusste ich denn schon. Auf jeden Fall erwiderte ich den Kuss mit geröteten Wangen und hielt dabei sein Gesicht, ehe ich meine Hände wieder sinken ließ und ihm kurz lächelnd nach sah. Akira hatte ich erstmal wieder vergessen. Mein Partner verdrehte mir, gerade mit dem Alkohol den ich intus hatte, viel zu leicht den Kopf. Doch immerhin regte ich mich so auch spürbar weniger auf und war ein friedfertiges Kätzchen.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag ">>>night shifts" geschrieben. 23.09.2018

      Das erste was ich tat war meinen Gegenüber zu bitten mich aufzurichten, da ich es aus eigener Kraft noch nicht wieder schaffte. So auch in eine aufrechte Position gezogen, lächelte von einem Ohr zum anderen und ließ mich herzlichst umarmen, erwiderte dies, wenn auch mit deutlich weniger Druck. Die Geste zählte ja. "Und ich dich erst!", sprudelte es freudig mit einer schnellen Kopfbewegung heraus. Das letzte mal als er mich verlassen hatte war schließlich nicht so gut ausgegangen. Er begann von einem neuen Mann zu erzählen, was mich in erste Linie zutiefst beunruhigte, doch andererseits erinnerte ich mich daran, dass Eric ja vorsichtiger und nicht so naiv durch die Welt schritt wie ich, was mich wieder etwas beruhigen ließ, noch bevor ich wirklich Panik schob. Und wenn er ebenfalls schwul war...Gut, auch da gab es genug schwarze Schafe, aber zumindest könnte man ihm wohl schlecht Homophobie vorwerfen und das war manchmal schon sehr viel Wert. "Was hast du gemacht die Zeit? Habe ich lange geschlafen? Und überhaupt, wie-" Er fiel mir ins Wort, als er etwas von Gratulation sprach und meine Wangen wurden leicht rot, als das Wort Geburtstag fiel.
      "Zweiter Geburtstag? Was? Wie? Geburtstag?! ICH?! Woher weißt du denn-Nein, sag bloß ich habe wirklich schon Geb-! Ist es schon der 29. November?!" Wie jeder sehen könnte, ich war mehr als perplex. Das Gefühl für Zeit und Raum war mir völlig verloren gegangen über der Zeit alleine und vor allem im Koma. Aber das Datum hatte ich natürlich nicht vergessen. Nur, woher wusste er meinen Geburtstag? Naja, egal, wichtig war, dass mir das überhaupt jemand sagte und dass man mit mir feierte. Doch das war noch nicht alles, ich fing an mich an vergangene Geburtstag zu erinnern, beziehungsweise eher an die Zeit drum herum, wenn die Tage kürzer und kälter wurden.
      "Oh wie schön, dann öffnen ja bald die Weihnachtsmärkte wieder ihre Türen, wie ich mich darauf freue!" Ich legte meine schmalen Hände, die mittlerweile noch knochiger aussahen als sie es ohnehin schon gewesen waren, aneinander und verschränkte die Fingerglieder leicht einander. "Warme und bunter Lichter, seichter Schneefall, Dürfte von Glühwein, Zimt, Kardamom und Pfefferkuchen...nicht zu vergessen das leckere Essen und die heißen Getränke, lustige Geschäfte und Kinderlachen. Naja, wenn es denn nicht so sündhaft teuer wäre...Trotzdem, einfach nur schön, ich liebe es!" Ich riss die Augen auf wirbelte in meinem Bett kurz auf, so sehr es mir eben möglich war in meiner immer noch nur anteiligen Bewegungsfreiheit. "Ich habe eine Idee! Ja, lass und unbedingt gemeinsam zu einem gehen. Bitte bitte Eric, bitte!", bettelte ich, wenn auch etwas scherzhaft, denn Leute zu zwingen, besonders zu solch harmonischen Tätigkeiten wie ein Ausflug auf den Weihnachtsmarkt, da war einfach nur kontraproduktiv. Für so etwas musste man geboren sein, denn die Wiedergeburt des Grinch, dem Inbegriff eines Weihnachtsmuffel, musste man nicht zu so einen magischen Ort voller Winterzauber schleifen. "Noch viel schöner wäre ja eigentlich nur noch ein Besuch in Finnland. Immerhin ist dies ja auch die Heimat des Weihnachtsmannes!", belehrte ich mein Gegenüber mit aufgesetzt strengem Blick, als ein Stich mein sensibles Herz traf. Sofort ließ ich die Hände, wie auch den Blick meiner hellblauen Augen, sinken auf die Bettdecke und blickte traurig drein. "Alva...meine ein Jahr jüngere Schwester...sie wohnt ebenfalls in Finnland. Ich muss sie jetzt seit gut zwei Jahren nicht mehr gesehen und seit einem halben nicht einmal gehört haben." Wir hatten nie eine wirklich enge Bindung gehabt, aber angesichts meiner ekelhaften Eltern war mein Geschwisterkind immer noch der Anker der Familie für mich gewesen.
      Ich schloss die Augen, als kaum einen Moment später mein Geburtstagsgast wieder das Wort erhob. "Eh?" Ich sah wieder richtig hin und bemerkte dann rasch das baumelnde Etwas an meinem linken Handgelenk, links, nah am Herzen. Erst einmal gar nicht wissend was es genau war, hob ich den Arm prüfend und starrte überlegend das neu hinzugekommene Armband an. Wobei, war wirklich alles an ihm neu? *Kreuz...Engel...Gotteszeichen!*, schoss es mir als gläubiger Chris natürlich sofort durch de ´n Kopf, doch mich erwartete noch mehr. Ein Herz und ein großes, aber schön geschwungenes "E" schmückten das Schmuckstück ebenfalls und brachten mich ins Grübeln, als bei einer kleinen Bewegung nun auch das größte Teil zum Eyecatcher wurde. Und obwohl es immer gut gepflegt worden war (von mir jedoch nicht anders zu erwarten) unterschied sich das ebenfalls silberne Plättchen doch etwas von den anderen Teilen. Das Silber hatten bei genauem Hinsehen einen etwas anderen Ton und Kratzer, zum Teil ausgebessert. Natürlich, mein Taufband hatte mich immerhin fast volle 22 Jahre mittlerweile begleitet und Umweltgifte, Wettereinflüsse, Wasser, Stürze und Schweiß hatte es ertragen und aushalten müssen. Es war bei meiner Taufe dabei gewesen, dem Schulabschluss, Auszug...mein erster Arbeitstag, Liebeskummer und sogar das erste mal. Auch Eric kannte mich nicht anders und nach jedem verloren gegangen hatte ich es früher oder später doch irgendwie immer wieder bekommen. Bis ich es ganz auseinander gepflückt und weggeworfen hatte, auf nimmer Wiedersehen. Bis heute.
      "Nein, nein, du hast doch nicht wirklich...das hast du nicht!" Geschockt umklammerte ich die Kette mit der freien Hand. Der symbolische Kern der Taufe, der Namenssegnung, war erhalten geblieben und nur eine neue Hülle, frei von allen bösen Geistern, Erfahrungen und Feinden, beschützte es jetzt metaphorisch gesehen. "Du bist wirklich verrückt Eric, weißt du? Verrückt sage ich dir!" Meine Stimme bekam etwas aufgebrachtes, als ich die Augen nicht mehr von ihm nehmen konnte, ja regelrecht fesselte und fixierte mit meinem Blick. Die typische Heulsuse die ich nun einmal war, stiegen Tränen in mir auf, nachdem ich fühlte wie das Armband an meiner Haut warm, in wenigen Sekunden richtig heiß wurde und meinen ganzen Körper durchströmte. Es gab keine wissenschaftliche Erklärung dafür, dass der Mann mir gegenüber plötzlich anfing von selbst zu strahlen, ohne dass die durch das Fenster strahlende Sonne Mitschuld hatte und in mir alle betäubt geglaubten Kräfte mobilisierte. Ich war doch nicht blöd, ich wusste, wofür das E stand, auch wenn ich es bis jetzt nicht klar erkannt hatte. Die Tränen liefen ungehemmt über meine Wangen und ich presste die freie Hand, zur Faust geballt an das Gesicht. "Min ängel!", explodierte es plötzlich aus mir, was sonst eigentlich nur sein Spruch war und stürzte auf ihn zu. Die Beinen einfach durchgedrückt und die Arme ausgestreckt, katapultierte ich mich schlagartig in die Arme der göttliche Gestalt und riss uns beide unsanft zu Boden, da es unmöglich war für den Schweden sich bei der plötzlichen Wucht auf der Bettkante zu halten.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag ">>>night shifts" geschrieben. 23.09.2018

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "lyubov´ - eto vse" geschrieben. 17.09.2018

      Ich lächelte, als ich mit gesenktem Kopf über den edlen Steinboden schritt, so herausgeputzt wie selten (auch wenn er immer nahezu makellos aussah) und man sich in den quadratischen Flächen mit ebenso sauberen, aber sowieso kaum sichtbare Fugen, spiegeln konnte. Als ich jedoch mit der linken Hand den Türgriff umschloss, ich war eigentlich weder Links- noch Rechtshänder, und in den Raum drückte, verging mir das Lächeln. *Ups?!* Es war wirklich mehr als selten, männliche Wesen in den Bädern anzutreffen. Zum einen natürlich, weil wir nicht besonders viele hatten und wohl vor allem aber, weil diese stärkere und größere Blasen hatten als die zierlichen Damen hier, welche ja dann auch noch der Monatsblutung "unterlagen". Zu meinem Pech hatte ich jedoch als kleiner Junge mir mit einer nicht wirklich auskurierten Entzündung im Unterkörper zumindest den einen Vorteil verspielt, auch wenn es ja mehr die Schuld meiner Eltern gewesen war. Schließlich konnte ich als Kind schlecht selbstständig zum Arzt gehen und noch viel weniger entscheiden, wann ich zuhause zu bleiben hatte. "Bez truda nichego ne dayotsya.", hatte mein Opa schon immer gesagt, bevor er sich dann doch recht früh zu Tode gesoffen hatte, anders konnte man es nicht sagen. Aber mit dem Sprichwort hatte er doch recht. ´Ohne Arbeit gelingt nichts." Das war wohl in vielen Sachen, so aber gerade bei so etwas wie Ballett war es der Fall. Soweit man eben zu den besten gehöre wollte und einmal etwa weiter bringen. Zu gerne wäre ich auch international tätig, aber dafür fehlte mir einfach wirklich die Beziehungen. Da konnte man noch so gut sein. Und ohne Arroganz: das war ich! Ich hatte ja auch mit Kai die männliche Hauptrolle und das mit gerade einmal 20. Normalerweise waren die Protagonisten zwischen 25 und 30. 5 Jahre klangen da vielleicht nicht viel, doch wer wusste schon, wie talentiert ich in dieser Zeitspanne werden könnte? Vielleicht klappte es ja doch eines Tages mit dem ganz großem Durchbruch...
      Doch genug geträumt. Wer war diese Mann und was machte er hier?! Ein kurzer Moment, in welchem ich völlig perplex war, ehe ich mich erinnerte. Natürlich, unsere Besucher vom wertgeschätzten Militär. Aber selbst wenn sie eine harte Ausbildung genossen hatten, mit klassischen Umgangsformen des Miteinanders schien zumindest dieser Kamerad höchstens in der Theorie gehört zu haben. "Dobryy vecher…!", übernahm ich schließlich die Begrüßung aus eigener Hand, da er es ja nicht einmal für nötig hielt mich Zivilisten anzusehen. Es musste für einen Außenstehenden einen wirklich merkwürdigen Eindruck machen. Zwei Männer, welche wohl unterschiedlicher nicht sein konnten, standen sich gegenüber und wussten nicht, wie ähnlich sie sich doch waren. Ein zierlicher Tänzer mit langem Haar, von geringer Größe und in einem auffälligem Glitzerfummel inklusive Make-Up. Der Kontrast dazu, der Mann vor ihm, ein Inbegriff von Männlichkeit in Uniform, muskelbepackt. Groß und stattlich, härteren Gesichtszügen aber dennoch gepflegte. Wobei wir beide an unseren Familien hingen und doch eigentlich nicht viel mehr vom Leben wollten als friedlich zu leben. Überdies die Liebe zur russischen Kultur. Musik, Literatur, Theater und Tanz. Die alten und neuen Künsten, sie faszinierten.
      "Sie mögen eine Uniform tragen und hohes Ansehen genießen...aber Höflichkeitsformen sind kostenlos und auch ohne Rang und Titel ausführbar." Ich betrat das Bad nun gänzlich und selbst wenn meine Stimme bebte, sahen meine Augen ihm fest in die Augen. "Und nur damit Sie es wissen....Angst!...die machen Sie mir bestimmt keine!" Unauffällig vergewisserte ich mich, ob er nicht vielleicht doch eine Waffe bei sich trug, aber jetzt wäre es dafür es zu spät. *Negativ.* Ich sah den großgewachsenen Mann vor mir noch einmal kurz an, ehe ich dann doch flinke Füße machte und mich blitzschnell in eine der Kabinen einschloss. Ich konnte nichts dagegen machen, ich fühlte mich ungewöhnlich provoziert. Selbst wenn der einheitliche Camouflage-Look der Tarnung im Gelände da draußen diente, hier drinnen fiel die Truppe auf, als wären sie Schwarzafrikaner persönlich. Aber gut, dafür verständlicherweise 1000 mal geachteter als eben diese. Vielleicht war es diese Außergewöhnlichkeit, die mich kurzzeitig aus der Bahn gebracht hatte, doch ich bereute meinen verbalen Angriff jetzt schon etwas. Was, wenn es jetzt erst richtig Ärger für mich gab?! Einen Soldaten anzugehen, was fiel mir nur ein?! Wenn sie wollten, dann könnten sie mich bedingungslos kalt machen und wer brachte dann das Geld nach Hause? Meine Mutter und Neffin waren auf mein Einkommen angewiesen! Und überhaupt, sie hatten Tochter/Mutter verloren, da konnte ich nicht auch noch durch so einen dummen Leichtsinn mein Leben lassen.
      Zittrig schälte ich mich aus der Hose und setzte mich auf den Porzellanring, doch von meinem einstigen Harndrang war nicht mehr viel übrig geblieben. Erst als ich leichten Druck auf meinen Unterbauch ausübte merkte ich, dass ich bis eben die Luft angehalten hatte und ließ diese wieder langsam entweichen, fixierte dabei die Toilettentür vor mir. Ich bevorzugte sehr die Privatsphäre in solchen Situationen, so komisch und weiberhaft das auch einige Geschlechtskollegen finden mochten. Was musste ich mich denn über jegliche Meinungen anderer kümmern? Aber nun, was der Kerl da draußen von mir jetzt hielt beschäftigte mich zugeben schon sehr. Als würde der nächste Laut mein Todesurteil bedeuten, hielt mein Blick prüfend an der Holztür fest, ehe sich meine Muskeln doch etwas entspannten und ich den Druck von außen reduzierte, mich jedoch kurz erschrak aufgrund desplötzlichen Wassergeräusches.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Alles ist nur ein Übergang..." geschrieben. 16.09.2018

      "Hmmmmgh!", brummte ich schmerzlich und rieb mir die Hüfte, die Augen fest zusammengekniffen. Der Boden war verdammt hart und die Aufprallwucht auch nicht gerade ohne und mir war zugegeben etwas zu heulen zumute. Doch ich schluckte die wenigen Tränen tapfer hinunter, auch wenn ich noch eine Weile sitzen blieb. "Du hättest echt deutlich besser fallen können. Aber ich glaube nicht, dass du die alleinige Schuld hast.", gab ich zu und öffnete die leicht nassen Augen langsam wieder. Das Gesicht meines unnormal lieben, gutmütigen und sanften Ehemannes zu sehen nahm den Schmerz schönerweise ein wenig und ich streckte im Anschluss beide Arme dem ,schon wieder auf beiden Beinen sicher stehenden, Mann hin. "Ich glaube ich brauche beiden Hände...und ein bisschen mehr Unterstützung. Fass mich mal an der Hüfte oder so.", wies ich an und kam dann, wieder unter Schmerzen zurück auf die Beine. Jammernd hielt ich mich an Takahiro fest, ein wenig wie ein Ertrinkender. "Das werden bestimmt schön große, hässliche und überaus schmerzende blaue Flecke. Ach was sage ich, grünliche! Gut, vielleicht war ich tatsächlich ein wenig theatralisch und wehleidig, aber zum Glück störte ihn das ja nicht im Geringsten.
      Ich bat meinen Partner freundlich, ob wir uns nicht in eine ruhige Ecke setzen könnten fürs Erste. Vom Tanzen hätte ich erst einmal die Nase voll und das verstand wohl auch jeder, selbst wenn mich/uns nicht jeder gesehen hatte. Aber das war mir ja nur lieb, es war ohnehin schon peinlich, als Brautpaar derartige Stunts auf der Tanzfläche hinzulegen. Takahiro störte das, so wie ich ihn kannte, jedoch herzlich wenig, der Glückspilz. "Taka, würdest du mir noch etwas Süßes holen? Bitte? Irgendwas, ich esse alles. Du weißt ja, welche ich Sachen ich nicht mag." Ich machte große Augen, lächelte süß und zwinkerte kurz.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Alles ist nur ein Übergang..." geschrieben. 09.09.2018

      An meinen Ehepartner leicht vorbei schauend legte ich den Kopf leicht schief und erwiderte halblaut mit einem nervösen Lächeln: "Naja, eben weil...ach nichts!", brach ich lieber schnell ab, bevor ich mich noch verplapperte und irgendetwas sagte, was ich nicht wirklich oder nur halb so meinte. Nein, nein, irgendwelche Streitereien jetzt vom Zaun zu brechen, darauf konnte ich wirklich mehr als verzichten. Dieser Abend hier sollte wunderschön, unvergesslich, einzigartig, einfach perfekt und alles drum und dran, sein! Eben haargenau und 1:1 so wie man sich, beziehungsweise wie ich es mir, vorstellte. Die ideale Hochzeit von Vorne bis Hinten. Und bis jetzt war sie das eigentlich auch bis auf minimale Kleinigkeiten. Naja gut...eigentlich hatten diese immer mit Akira zu tun, was mich jetzt beim genauen Überlegen schon sehr wurmte. Doch was mich wirklich aus dem Konzept brachte, waren die folgenden Worte die er zu mir sagte.
      "Augen für meinen Bruder?!", flüsterte ich fast, die Augenbrauen zusammengeschoben und der Mund danach leicht geöffnet bleibend. Hatten wir etwas eine unterschiedliche Auffassung dieser Metapher? Aber eigentlich konnte das nicht sein. Er war schließlich mindestens genauso gebildet wie ich und echt nicht schlecht in Japanisch. Umso geschockter ließ mich dieses Statement zurück und meine Tanzbewegungen, penibel geplant und einstudiert, automatisierten sich, während mein Kopf auf Hochtouren lief. Und tatsächlich, beim genaueren nachdenken fiel mir dutzende, hunderte, metaphorisch gesehen vielleicht sogar tausende Hinwiese und Situationen auf, welche Takahiros These bestätigten. Ich wusste ja, dass mein Partner nicht nur aufmerksam, sondern auch hochsensibel für alles in seiner Umwelt war. Dazu noch mit einem beeindruckenden Instinkt. Wenn er sagte es regnete, dann packte man besser einen Schirm ein und wenn er prophezeite, es gäbe Stau, dann war dem so. Wirklich, dieses Wesen war nicht von unser Welt.
      *Akira...liebt...er liebt...* Ich musste fest schlucken. "Nein, das KANN einfach nicht-!" In dem Moment sah ich ihn, instinktiv drehte ich den Kopf zu der Richtung aus der Akira wieder ohne Blumenstrauß auftauchte, und blieb stehen. Eine Fehlentscheidung, denn Taka war seines Zeichens noch überhaupt nicht darauf vorbereitet und welche Bewegung er auch immer ausführen wollte, im nächsten Moment knallten wir unsanft ineinander, verloren das Gleichgewicht und noch einander festhaltend landete der Größere auf meiner zierlichen Gestalt und wir fanden uns am Boden wieder. Ich merkte richtig, wie er mir einen Großteil der Luft aus dem Brustkorb drückte während er wohl deutlich weicher auf mich fiel.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag ">>>night shifts" geschrieben. 09.09.2018

      Es war mir wirklich sowas von scheißegal was er da vor sich hin brabbelte. Ich bekam ja in meinem Zustanden eh erst die Hälfte oder so in der Art mit. Schon alleine seine unverkennbare Stimme zu hören, welche stellenweise so klang als würde sie sich jeden Moment überschlagen, aber dies war mit Sicherheit eher als positives Zeichen als alles andere. Denn neben Aufregung schien es auch eine nicht gerade geringe Masse an Freude mit sich zu bringen. Und ich? Ich lag nur recht regungslos, bis auf die Finger meiner rechten Hand, eingebettet in das weiße Bettzeug, angenehm gewärmt und lächelte selig vor mich hin - soweit es mir eben möglich war. Ich wollte so aufmerksam sein wie möglich, wie ein braver Hund alles tun um dem Besitzer, in meinem Fall sinnbildlich übertragen auf Eric, zu gefallen und gut und brav und richtig sein. Auch wenn es meinem Gehirn wirklich schwer viel, nach der Zeit im Koma, dem kurzen Herzstillstand, den Medikamenten und was weiß ich was für Chemie sie mir in meinen Körper pumpten, die Informationen der Umfeld richtig zu verarbeiten. Und es waren ja übertrieben viele, jetzt wo alle meine Sinne wieder auf Empfang und nicht auf Traumwelt gepolt waren. Doch selbst in dieser fast fensterlosen weißen Gefängniszelle, ich hatte nicht gedacht es könnte schlimmer kommen als das Krankenzimmer davor, war ich der Meinung, dass - so schön die Erfahrung auch gewesen war, die Bilder, Geräusche und Gefühle - sie ersetzten einfach nicht 1:1 die Realität. Über Nervenzellen zu fühlen, hören, sehen und riechen, war doch noch einmal eine ganz andere Sache, als nur im Kopf, Kraft der Erinnerungen. Sicher, die Umstände waren im bewusstlosen Zustand besser gewesen, aber die Wahrheit war eben nicht immer schön. Aber dafür zu 100 Prozent echt. So eben auch der ohne Punkt und Komma redende, meine Hand haltende, glücklich seiender Mann neben mir.
      Aber vergeben hatte mir mein Schicksal, mein Karma, mein Gott oder wer auch immer mein Leben lenkte, beziehungsweise hatte ich einfach immer noch eine anhaltende Pechsträhne. Denn lange durfte ich die Dopaminschleife nicht auskosten, da umhüllte egelrecht kalte Leere meine linke Hand, so wie es der rechten schon die ganze Zeit über ging. Sofort schmolz das Lächeln innerhalb einer halben Sekunde und Enttäuschung machte sich Innen wie auch Außen breit. Das meinte er jetzt nicht wirklich ernst oder? Pure Angst packte mich und mein Lebensretter hatte den Raum noch nicht einmal verlassen, da flossen die ersten Tränen instinktiv über meine blassen, eingefallenen Wangen. Dass letzte das er mich verließ ging bekanntlich...naja...nicht...ganz so rosig aus. Aber immerhin musste sich keiner erst einmal Sorgen machen, dass ich mir wieder versuchte das Leben zu nehmen - meine Bewegungsfreiheit war immerhin extrem eingeschränkt. Selbst wenn mich dies in den ersten Momenten nicht im Geringsten davon abhielt es nicht einmal zu versuchen meine steifen Glieder zu bewegen. Da Gesicht mehr oder weniger zur Faust geballt gab mein Körper nur ein komisches Zittern von sich, die Finger und Zehen dabei wie bei einem epileptischen Anfall voll Anstrengung verkrampft. Doch...mehr passierte auch nach dem hundertstens Mal nicht und ich beschloss aufzugeben. Es hatte am Ende ja doch kein Sinn, also warum weiterkämpfen? Ja, ich war wieder soweit, dass ich jeden Moment wieder ohne Umschweife im Freien schlafen würde. Wobei, diesmal würde ich dafür sorgen, dass es endgültig war. Alleine UND hilflos war wirklich die Höchststrafe. Trotz allem, von dunklen Gedanken zerfressen werdend, fing ich still an für mich alleine zu beten. Umso klarer mein Kopf und umso ruhiger ich wurde, umso mehr fiel mir sogar wieder ein Phrasen ein. Von Bibelgeschichten, Predigten, Versen, von Kirchenliedern. Vom Krippenspiel und Gedichten. Es war fast schon ein kleines Wunder. Natürlich musste ich dabei die zum Glück etwas müden Augen geschlossen halten oder ich wäre verrückt geworden. Und tatsächlich: ich schaffte es irgendwann so abgelenkt zu sein, dass mein Körper entschied es wars sicher genug wieder einzuschlafen. Diese Nacht aber verlief traumlos. Die vergangenen Tage hatten sich schließlich genug Filme nur für mich ganz persönlich abgespielt.
      (hoffe das ist ok, dass ich etwas vorspule) Als ich am nächsten Morgen wieder wach wurde, da war dies von einem Türgeräusch. Ich musste wohl in einer leichten Schlafphase gesteckt haben oder aber irgendwelche durch meinen Körper fließende Substanzen verhinderten einen Tiefschlaf, was verständlich wäre, angesichts des vorangegangenen Komas. Und das erklärte dann natürlich auch die nur bedingte Ausgeruhtheit. Mit Erblicken der hereingekommenen Person jedoch, machte mein Herz sofort einen riesigen Hüpfer. Obwohl der großzügige Schutzkleidung-Aufzug eine Identifikation eigentlich in der Schnelle kaum möglich machte, wusste ich einfach, dass ER es sein musste. Und wie recht ich doch hatte. Mein noch immer ziemlich schwacher Körper machte meine Erleichterung deutlich, ihn wieder zu sehen. Überraschenderweise war ich bereits jetzt schon wieder so erholt, dass ich meine Arme einige Zentimeter anheben konnte. Und genau das tat ich auch im Anflug einer Umarmung, gemeinsam mit den leisen, aber zutiefst emotionalen Worten: "Eric!" und war selbst ganz erstaunt von mir, dass ich schon wieder an Stimme und Bewegung zugenommen hatte. Mit Sicherheit war mein Kopf auch schon wieder klarer und ich konnte ihn endlich richtig begrüßen, als nur mit einem schwammigen Lächeln und Finger heben.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Der neue Look" geschrieben. 21.08.2018

      Also ich hätte immer noch gerne das alte zurück. Alleine schon weil ich Lila, Pink uns Gelb verabscheue. ^^'
      Aber ich bin unglaublich froh, dass der Hintergrund grau bleibt.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Alles ist nur ein Übergang..." geschrieben. 14.08.2018

      Au weia, da hatte mein geliebter Bruder ja so richtig in die Sch*ße gegriffen. Dass seine Wortwahl bei dem stellenweise doch recht sensiblen Akira völlig falsch ankam, obwohl es offensichtlich nicht böse gemeint war, ja das bekam sogar ich mit. oder vielleicht war ich da ausnahmsweise mal einer der Einzigen sogar die das mitbekamen! Etwas mitfühlend sah ich dem aufmerksamen Hochzeitsgast nach, ehe Takahiro meine Hand nahm und es auf ging zur Tanzfläche. Ashikawa und die anderen Männer der Gruppe derweil interessierten sich leider Gottes nicht so ganz für den Weggegangenen. Sicher, sie hatten einfach schon zu viel Alkohol intus. Mein Bruder hätte seinen Kindheitsfreund sonst nie so einfach ziehen lassen, da war ich mir sicher. Er war zwar nicht gerade der Gefühlvolle von uns dreien, aber loyal, ehrlich und nett. Und Leute die er gut und lange kannte ließ er nicht im Stich. *Ach Bruderherz...manchmal bist du schlimmer als ich.* Ein letztes mal noch sah ich mich um zu ihnen und hoffte dass der Anwalt auch zeitnah wieder auf der Bildfläche erscheinen würde. *Hoffentlich legt er nur den Brautstrauß irgendwo ab...*, dachte ich bei mir im Stillen, ehe ich mich wieder einmal zwingen muss meine ungeteilte Aufmerksamkeit meinem Ehemann zu schenken. - Ich hatte ihn doch schließlich gebeten mit mir zu tanzen oder etwa nicht? Und so lächelte ich meinen Partner nur verträumt an und ließ meine Hände ineinander verhakt hinter seinem Hals ruhen. "Ich hoffe mal nicht, dass Dudas bist. Du willst uns doch nicht den schönsten Abend unseres Leben versauen oder?" Ich lachte kurz leise auf und küsste ihn just in der nächsten Sekunde.
      "Du weißt gar nicht- ich kann nicht in Worte fassen - wie SEHR ich dich doch liebe mein Schatz. Es wird nie, nie nie niemals in meinem ganzen Leben und danach einen anderen Mann für mich geben. Bitte bleib für immer bei mir. Ohne dich bin ich ein Nichts. Wärst du nicht...dann würde ich nicht mehr leben wollen..." Mit einem traurigen Lächeln strich ich seine Haare aus der Stirn. "Du bist der schönste Mann auf Erden. Innerlich wie auch äußerlich...mein Ein und Alles."

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Eine Medaille hat immer zwei Seiten" geschrieben. 14.08.2018

      Wut. Einfach nur Wut befand sich jetzt in meinem Kopf und wollte einfach nicht mehr weichen. Meine recht kleinen Füße stapften auf dem Linoleumboden in grau, als ich mich auf den Weg in das Behandlungszimmer machte. Viel war ja in der Schicht nicht vorzubereiten, was ich wirklich sehr angenehm fand. Doch obgleich ich wirklich kein Fan des frühen Aufstehens war, so mochte ich den Frühdienst um einiges mehr. Es war einfach ungemein schöner, nach der Arbeit wirklich noch etwas vom Tag zu haben anstatt gleich ins Bett hüpfen zu müssen und dafür ausschlafen zu können. Immerhin, ich war noch wach genug für das Abendprogramm im Fernsehen und ergötzte mich am Ausschlafen. Nun, heute würde ich sowas mit Sicherheit gebrauchen und glücklicherweise wartete auch für den morgigen Tag wieder ein etwas späterer Dienst auf mich, der längeres Wachbleiben verzieh und besser möglich machte ohne große Reue meinerseits.
      Aber im Moment konnte mich auch die Aussicht auf einen entspannten Abend alleine in keiner Weise auch nur im Ansatz glücklich machen oder beruhigen. *Gemein, gemein, gemein! Er ist so ein arschiger, feiger Heuchler! Ich hasse reiche Menschen!* Eine kleine Träne lief mir über die Wange, die ich mit verbittertem Gesichtsausdruck und zusammengepressten Zähnen laufen ließ, da ich im Moment eh damit beschäftigt war, die Liege mit einem Handtuch auszukleiden. Der nächste Kunde, meine erster dieses Tages, kam schließlich bald und wir wollten niemanden warten lassen. Das würde sich früher oder später sehr negativ auf das Geschäft auswirken und ich wollte meinen Job gerne noch ein Weilchen länger behalten. Deshalb versuchte ich die negativen Gefühle zu unterdrücken, was nicht ganz einfach war. Es war schlimm, das schlimmste war, das wirklich aller schlimmste: ich wusste nicht genau warum ich wütend, traurig, verletzt war. Es ließ sich irgendwie nicht richtig zuordnen und ich bildete mir ein diese Gefühlskombi zum ersten mal zu spüren. Aber irgendwie fühlte ich mich hintergangen, verlassen und als nur einer von tausenden. Wahrscheinlich hatte ich mir fälschlicherweise eingebildet etwas besonderes zu sein, weil ich so einem grandiosen Sportler, der nebenbei mein totales Idol war, nah gewesen sein zu könnten, gelobt und eingeladen worden zu sein. Dabei...war ich es nicht. Er hatte sich wohl dazu gezwungen gefühlt und das ging mir dermaßen gegen den Strich, dass es nicht beschreibbar war und mich innerlich komplett aufwühlte. Kein Wunder also, dass auch die Kollegen überfordert waren und nicht richtig wussten was sie sagen oder tun sollten und warum ich dermaßen drauf war. Ich wusste es ja selbst nicht wirklich und das war unheimlich, ich war sonst sehr umgänglich und recht pflegeleicht, allseits gerne gesehen und fast schon beliebt.
      Der Tag verging, zog sich allerdings etwas hin. Gerade einmal ein Drittel der Schicht war schon überlebt. Aber meine Laune nicht wirklich besser. Sicherlich konnte ich sie halbwegs verstecken, doch jedes mal wenn der Raum leer wurde schob ich mir irgendetwas in den Mund oder knetete mit Resten von Öl und Creme so kräftig die genutzten Handtücher, dass die Haut über den Knochen weh tat. "Hey...Rúna…" Fast schon schüchtern schlich sich meine Masseurkollegin in den Raum. "Wenn ich vorhin etwas Falsches gesagt hatte, dann tut es-" Ich winkte sofort ab. "Nein, nein, an dir liegt´s nicht. Es ist-...ich wei0 nicht." Keiner sollte wissen was mit mir los war. "Dann ist gut. Jedenfalls...ich wollte dir nur sagen, dass du heute echt früher gehen kannst. Ein Neukunde hat abgesagt, sind ihr wohl doch zu teuer." Unglaublich schaute ich sie an, unfähig etwas zu sagen, was sie wohl spürte. "Komm, wirklich. Geh." Sie zwinkerte und zog dann meine Sachen hinter dem Rücken hervor. "A-Aber..." Sie ließ keine Widerrede zu und kurz darauf saß ich plötzlich wieder in den Öffentlichen auf den Rückweg nachhause. "Puhhh...aber irgendwie...hat das meinen Ärger etwas weggeblasen...", murmelte ich, ehe ich vom Fenster weg sah und auf meine ineinander verhakten Finger. Da ´bingte´ plötzlich mein Handy und eine Nachricht ploppte auf dem Sperrbildschirm auf, auf welchem mich mein Vater und Bruder wie immer anlachten. Oskar, der Gute, erkundigte sich nochmals, ob ich auch nicht wirklich kommen würde und brachte mich damit wieder zur Weißglut. Er hatte mir schließlich das Hockeytalent vermittelt. So in etwa. Allerdings...eine ablenkende Party, zu der ich jetzt alle Zeit der Welt hatte?...Ich hatte es mit einem mal ziemlich eilig, nahm auf den Weg zur Haustür zwei Stufen auf einmal, selbst wenn mich das im Endeffekt sehr außer Puste brachte.
      Wie wild durchsuchte ich meinen dunkelbraunen Kleiderschrank mit großem Ankleidespiegel direkt gegenüber vom Bett. Irgendwo...ja irgendwo musste ich doch irgendetwas gewagtes zum Anziehen haben! Und tatsächlich, hinter Ecken und unter Stapeln und allem fand ich dann tatsächlich eine kleine nette Kombination aus Ober- und Unterteilen. Ich ließ das Chaos so liegen und huschte schnell unter die Dusche. So oder so würde ich zu spät kommen, aber ich wollte nicht zu viel verpassten, sonst konnte ich mir das auch schnell sparen. Die Haare schnell trocken gerubbelt eilte ich zurück in das Zimmer und zog mich an. "Wenn das mal nicht geil ist!" Stolz betrachtete ich mich in einer kurzen, engen Hose in weiß, hoch geschnitten und einem kurzen schwarz-glitzernden Top. Darunter trug ich, des Wetters wegen, eine dünne Feinstrumpfhose in einer transparenten Farbe und eine dünne schwarze Jacke die länger war als die Hose und von hinten den Anschein machte ich würde nichts tragen. Dazu machte ich mir einen kleinen hohen Zopf, wobei der Großteil der Haare noch offen war und versetzte sogar mit silbernen Glitter in den Haaren dem Ganzen noch das gewisse Etwas.
      Selten, sehr sehr selten würde ich mich so auf die Straße trauen, doch ehe ich es mich versah saß ich wieder im Bus und auf zu Oskar, dem ich noch in letzter Sekunde eine Zusage erteilt hatte. Die Location war wie immer groß und Musik erklang aus dem Inneren, die nur noch lauter wurde als ich dann endlich nach circa einer halben bis Stunde durch den Eingang trat, breit über das Gesicht strahlend.
      Jap, ich fiel auf alle Fälle auf. Aber im Moment, beziehungsweise in den letzten zwei Stunden, hatte ich mir überlegt, dass ich genau das haben wollte. Falls mich jemand nach Gründen fragen sollte, obwohl sie das ja eigentlich nichts zu interessieren hatte und ich ihnen sicherlich keine Rechenschaft schuldig war, niemanden, so konnte ich immer noch auf diverse Ausreden zurückgreifen. Ganz klassisch als Wettschulden oder gegebenenfalls auch -einsatz, dem Verlangen nach einem Sommerfeeling, dass mir schnell warm wurde. (und ich hatte definitiv vor zu tanzen) Irgendetwas würde mir und einfallen. Und eventuell würde ich sogar je nach Person die (halbe) Wahrheit erzählen: dass ich es einfach so wollte. Wer sollte mir schon etwas vorschreiben? ich war erwachsen, frei, unabhängig und mit meinem ganz eigenen Kopf. Dass ich sauer auf einen unerreichbaren Promi war, mehr oder weniger grundlos, das musste ich ja dazu nicht jedem auf´s Butterbrot schmieren. Und SO viel Aufmerksamkeit wollte ich dann auch nicht. Es reichte mir, dass ich wohl fühlte, etwas sexy. Definitiv als etwas Besonderes und ausgefallen, kreativ, mutig wirkte. Nicht 0-8-15, kein Ottonormalverbraucher, modern.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Eine Medaille hat immer zwei Seiten" geschrieben. 04.08.2018

      Nach einer Nacht mit mehr oder weniger erholsamen Schlaf trödelte ich den nächsten Tag leider wieder morgendlich. Und geriet natürlich in einige Hetze. Dennoch, selbst wenn ich zu spät kam ließ ich es mir diesmal nicht nehmen zu duschen. Der Schweiß des vergangenen Tages, Schmutz und Staub und alle andere Partikel mussten von meinem Körper. Ich war ein großer Freund des Wassers, also wenn´s um Baden und duschen ging, nicht Wassersport oder Regen oder so. Und so genoss ich die heißen Tropfen, zu heiß ging bei mir eigentlich gar nicht, die über meine blasse Haut liefen und schließlich auf den Fließen des Duschbodens ankamen. Genüsslich hatte ich die Augen geschlossen und hielt mein Gesicht den weichen Strahlen entgegen, den Kopf leicht erhoben. Ja, manchmal musste man einfach nur aus vollen Zügen genießen und den Moment leben. Zeitdruck und Hektik hin oder Her! Nichts schaffte schneller ein Stückchen Entspannung, so zumindest in meinen Augen. Und deshalb das jetzt gerade sein, selbst wenn ich es erstens: zeitnah bereute und zweitens: dieses Vorhaben wohl nur die Wenigstens überhaupt verstanden, geschweige denn für gut hießen. Ich musste heute nicht aufschließen, alles war in Butter. Naja, zumindest so halbwegs und das reichte in dieser Minute aus mich zu beruhigen und nicht daran zu denken, was passierte wenn ich zu spät kam.
      Nicht einmal mein gestriger Abend mit dem Eishockeyspieler beschäftigte mich aktuell, was mir wirklich sehr genehm war. Ein Dauersingle wie ich, auch wenn ich ja noch jung war, kannte die Vorzüge dieses Lebensstils. Zeit für mich hatte ich auf jeden Fall genug, wenn ich mir die Zeit außerhalb der Arbeit nahm! Aber leider holte mich das Pflichtbewusstsein dann noch wieder ein und schnappte mir schnell das 2 in 1 Shampoo mit erfrischendem Kick und schäumte Haare und Körper ein, massierte das Gel ehe ich alles gründlich, aber etwas hektisch wieder abspülte und mit einem weißen Handtuch den Körper abtupfte, die Haare aber vorsichtiger behandelte. Sie waren nun nicht so kurz, dass ich mit ihnen umgehen konnte wie mit einem Ballen Stroh und unschöner Haarbruch war nun bei Weitem nicht das was ich als Ziel für meine Frisur anstrebte. Also eine etwas sanftere Behandlung hierfür. Für ein ordentliches Frühstück oder Pausensnack war keine Zeit, also packte ich mir stattdessen ein paar isländische Kronen in die hintere Hosentasche, zog mich fertig an und stellte eine große Wasserflasche in meinen Arbeitsbeutel. "So, Essen, Handy, Geld...Licht und alles aus. Schlüssel!" Schnell lief ich nochmal zur Tasche von gestern, in welcher der Pullover ja nun nicht mehr lag und eilte dann im Anschluss aus meiner Zweizimmerwohnung in Richtung Supermarkt.
      Natürlich wollten meine teilweise neidischen, teilweise einfach nur interessierten Arbeitskollegen wissen, was der gestrige Abend brachte und seufzend erzählte ich trotz geknickter Laune eine recht kurze Version des Spiels. "Was soll ich euch auch mit sportlichen Fachbegriffen zutexten? Das Spiel könnte ihr sicherlich in einer Mediathek-" Ich nuschelte, einen schwarzen Zopfgummi zwischen den Zähnen habend, "..anschauen!" Ich zog desinteressiert den Zopf straff und korrigierte dann nochmal, da es doch zu sehr ziepte. "Aber-", wollte einer wissen, doch ich schüttelte nur grinsend den Kopf. "Die Arbeit ruft, ich kam schon etwas zu spät. "Fyrirgefðu" (Entschuldigung) Und so ließ ich die anderen stehen, folgte meinem Weg ins Behandlungszimmer. Aber zum Glück mussten sie gemerkt haben, dass ich nicht so zum Tratschen und Quatschen aufgelegt war, zumindest nicht über dieses Thema und ließen mich damit rasch in Ruhe. Nur...mein eigener Kopf betrog mich natürlich wieder die nächsten Stunden und Tage und das ein oder andere mal rutsche so der großgewachsene Isländer zurück in mein Gedächtnis...und das Herz. Insbesondere dann, als ich den Pullover zum Trocknen aufging und im Anschluss zusammenfaltete, aber erstmal zu den Sommersachen verstaute, einfach um ihn nicht sehen zu müssen. Ja, ich war kindisch. Und ich mochte ihn wohl etwas zu sehr, doch immerhin veranstaltete er keine Überraschungsbesuche mehr in der Praxis und solange ich gut beschäftigt war, konnte ich meinen Körper austricksen und hatte gut meine Ruhe vor ihm und Eishockey.
      Aber, wie ich jetzt noch nicht wisse, war dies nur die Ruhe vor dem Sturm...ich ahnte natürlich nichts Böses, als ich zur späten Schicht, wie an jedem Werktag, das Ärztehaus betrat. Der erste Gang führte natürlich auch hier sofort ins Zimmer der Angestellten, die sich wohl teilweise gerade eine Pause gönnten. "Na, gibt es was Neues?", flötete ich und machte wieder einen Pferdeschwanz aus meinen schwarzen Haaren. "Naja, unser berühmter Promikunde, wenn man so sagen will-" Mein Chef wurde unterbrochen von der Physiotherapeuten zu seiner rechten und ich legte den Kopf etwas schief. *Das ist sie wie sie leibt und lebt. Armer Boss.* "Es fand wieder die alljährliche Preisverleihung statt, juhi! Ich habe natürlich die komplette Zeit zugeschaut!" Nun, das erklärte wohl auch ihren etwas müden Eindruck. Warum hatte sie ihre Schicht nicht mit meiner getauscht? Ich bediente mich währenddessen an unser gemeinschaftlichen Süßigkeitenschale aus Porzellan und machte es mir, nach einem prüfenden Blick auf die Uhr, auf einem Polsterstuhl gemütlich. Ich bekam eine mehr oder weniger kurze Fassung des abendlichen Programm, was wohl ein Muss für jeden Isländer gewesen sein muss. Aber ich hatte mich gestern schon mit Freunden getroffen. Männlichen, verstand sich, denn die Damen von Welt hatten sich wohl vor der Flimmerkiste postiert.
      "JEDENFALLS!...", schritt Herr Gíslason nach einiger Zeit an und brachte mich damit zum Grinsen. "Dieser Javik Plachta war auch mit von der Partie." Ich wurde plötzlich hellhörig. "Ja, ja, ja, aber das ist eigentlich uninteressant! Ich dachte ja, der gab sich hier so nett, er sei wirklich ein schnieker Typ, aber schau mal hier!" Ganz aufgeregt hielt sie mir die Schlagseite irgendeiner Klatschzeitung unter die Nase und ich spitzte die Lippen. "Eishockeystar verscherzt es ich mit Freundin. Männerabend über Beziehung.", las sie mir vor, als wäre ich unserer Sprach nicht selbst mächtig und deutete dabei nochmals unterstützend auf die Buchstaben. Unterstützend dazu prangte ein Bild von seiner augenscheinlichen Freundin, eine Hübsche, aber anscheinend auch eingebildete Frau, sowie von ihm in Anzug und einen anderen Typen. Ein unangenehmes Schweigen machte sich im Raum breit, während ich die darunter stehenden Zeilen nur halbherzig überflog, mir schon meine ganz eigene Interpretation im Unterbewusstsein zusammengelegt hatte. "Ich zieh mich dann mal um...", murmelte ich nur geknickt und verließ das Zimmer. "Was hat er denn jetzt?!", hörte ich die beiden sich noch wundern, aber es wusste wohl keiner eine Antwort und würde wohl auch nicht mit ihnen darüber reden.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Die Bilder der Geräusche" geschrieben. 03.08.2018

      Wie gut dass er nicht tatsächlich meine Hand berührt oder sie gar genommen hatte. Ich konnte nur gut sehen und riechen, hatte vielleicht eine empfindlichere Haut. Aber ich war noch lange keine Fledermaus, geschweige denn Hellseher und wenn ich mich nicht außerordentlich auf meinen Tastsinn konzentrierte, so war dieser auch eigentlich nur genauso normal ausgebildet wie bei hörenden Menschen. Wir zwei hätten wohl noch mehr Aufmerksamkeit auf uns gezogen, wenn ich mich hier geräuschvoll erschrocken hätte. Und wir waren jetzt schon die zwei komischen Typen, die eine Tischdecke hatten entflammen lassen und ausschließlich via Smartphone und komischen Handbewegungen kommunizieren. Sicher hatte der Großteil, so hoffte ich, gecheckt warum wir uns auf diese Art und Weise unterhielten, aber aus Erfahrung wusste ich, dass bei Weitem nicht alle darauf kamen. Und wenn Franzosen eine Sache zelebrierten wie sonst etwas, dann war es ihr Abendbrot. Das bewies ja schon der Wein, den mein Gegenüber sich ein bisschen was hatte kosten lassen. Aber ich würde mir mit Sicherheit keine technische Unterstützung holen, wenn es auch ohne ginge. Besonders nicht beim Essen, egal welcher Gang.
      Ich war gerade dabei gewesen mich wieder von meinem Blick zu lösen, weshalb ich nur kurz zusammenzuckte mit einem geräuschvollen Atmen. Und mich gleich aus Gewohnheit mit einer Gebärde entschuldigte, unterstützt von einem netten Lächeln. Es war ein bisschen Wahrheit mit im Spiel, wenn man sagte, dass hier zwei Kulturen aufeinander trafen. Aber auch unsere unterschiedlichen Charakteren spielten dabei eine tragende Rolle. Französischer Charme und japanische Höflichkeit. Wie gut, dass ich gemischt aufgewachsen war, sonst wäre ich mir in dem Moment wohl völlig vor den Kopf gestoßen vorgekommen. *Verdammt, ich habe immer noch nicht geantwortet. Wie ausgegrenzt er sich fühlen muss und wie schlecht er wohl von mir denkt?!* Ja, ich schämte mich regelrecht. Der Mann dessen Kleidung ich beschmutzt hatte aufgrund meiner Unachtsamkeit und der mich zum Essen einlud...genau den ignorierte ich dann, bloß weil ich augenscheinlich etwas besseres gefunden hatte. Oh weiha...Noch zwei mal entschuldigte ich mich bei Lilou, eine traurige Miene zeigend. Ja, es tat mir wirklich leid und so fiel meine Entscheidung auch in sekundenschnelle, als ich verstanden hatte, was er mir mit seinen Händen, natürlich größer und kräftiger als meine, so wie wahrscheinlich jedes Körperteil, zeigen wollte.
      Den Kopf und Hände rasch schüttelnd verneinte ich und setzte ein Lächeln auf. Nun, entgegen meiner Erwartungen fühlte ich mich jedoch in keiner Weise besser, vielleicht sogar nur noch schlimmer. In erster Linie wohl nicht, weil ich meine Wünsche hintenanstellte, sondern gar verneinte und so quasi mit voller Absicht log. Den Kleinen brachte ich bei immer die Wahrheit zu sagen, den Lügen haben ja bekanntlich kurze Beine, doch ich hatte es eigentlich nur gut gemeint. Trotzdem...irgendwie fühlte es sich falsch an. Unbewusst drückte ich den Rücken in meinen Stuhl, weiter weg kam ich ja auch nicht ohne das es auffiel, und biss mir auf die Unterlippe, den Blick leicht gesenkt. Nein, ich konnte wirklich Emotionen nicht besonders gut verstecken. Aber vielleicht war das ein angeborener, naja, eine Art "Schutzmechanismus" denn ich konnte meine Worte nicht so formen wie es sprechende Menschen konnte. Mit tausend Betonungen, laut und leise...das ging einfach nicht. Wir Gehörlose kommunizierten nicht etwa nur mit den Händen, sehr viel lief auch mehr oder weniger unterbewusst mit dem Gesicht ab, auch wenn das für die meisten wohl etwas befremdlich wirkte. Aber es war clever. Wirklich. Nur eben nicht, wenn man etwas verstecken wollte...Aber Menschen wie ich könnten das sehr wohl auch nicht wenn sie normal sprechen und hören konnten. Also c´est la vie.
      Und bevor mich noch mehr ungewollte Reaktionen jeglicher Art verrieten, auch wenn sie das wahrscheinlich schon längst getan haben, schnappte ich mir schnell wieder das Handy, ehe es noch den Geist aufgab. Die Anzeige verriet nämlich schon in Orangen Zahlen, dass nur noch rund ein Viertel der Energie vorhanden war. *Ich stell das Display jetzt einfach mal etwas dunkler...*, entschied ich für mich selbst. "Ich wohne nicht ganz so nah, aber mit den Öffentlichen gut erreichbar, das ist für mich das Wichtigste. Und Trubel bin ich durch den Kiga gewohnt, nur leider bin ich manchmal etwas unachtsam und dann passieren mir solche Missgeschicke. Es tut mir immer noch schrecklich leid, falls für den Schaden gezahlt werden soll übernehme ich die Kosten natürlich!" Ich überlegte nochmals eine Weile, doch ich fand keine Antwort auf den letzten Kommentar, mit der ich mich wirklich wohlfühlte. Auch korrigierte ich "Kiga", was ja schon ziemlich umgangssprachlich klang, zu der ausgeschriebene Form Kindergarten, ehe ich unsicher das Telefon wieder den Besitzer wechseln ließ.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "lyubov´ - eto vse" geschrieben. 28.07.2018

      Mein Make-Up für den Anfang des Stückes war zum Glück noch nicht so aufwendig und da ich mich erst einmal von meinen "Kolleginnen" etwas distanziert hatte, war nun alle Zeit die ich übrig hatte ganz alleine für mich reserviert. Unter Zeitdruck stand ich jedoch nicht. Was im Privatleben leider des Öfteren schon etwas anders aussah, war am Arbeitsplatz nicht der Fall. Der Schlüssel zur Perfektion war hier Teamgeist, Disziplin und Perfektionismus. Und das brauchte Zeit. Da konnten wir weder Zickenkrieg, ob nun unter Frauen, Männern oder gemischt, gebrauchen. Und auch kein Hektik die zu Fehlern und gezwungenen Auslassung in diversen Bereichen führte. Nein, so lief das nicht. Und eigentlich war ich auch ganz zufrieden damit. So im Allgemeinen. Jeder musste sich an die Regeln halten, keine Extrawürste, es war immer alles sauber und strukturiert und jeder einzelne Abend war ein großer Erfolg der das Publikum und die Presse vollauf begeistert aus der Vorstellung entließ.
      Und nicht nur russische Tugenden waren hier beim Mariinski-Ballett (im gleichnamigen Haus) heimisch, sondern auch der klassische Zarenluxus. Was mir persönlich in dieser Anhäufung viel zu viel war, ließ unsere Gäste staunen. Und zugegeben, das hätte ja auch ich getan. Glas, Edelsteine, Gold und Marmor. Teure Gemälde und Statuen, meterhohe, verzierte Decken mit wuchtigem Kronleuchtern - alles was das Herz so an außergewöhnlich teurer Deko begehrte. Wie viele Menschen davon hätte sättigen können, Kinder zur Schule schicken und alte Menschen wärmen konnte, darüber dachte man wohl lieber nicht nach. Ich hatte Glück sowie auch die zahlende Kundschaft, die sich solch einen Abend leisten konnte. Nun, immerhin ging es in der einstigen Hauptstadt wenigstens überhaupt einigen Menschen gut. Soweit ich das mitbekommen hatte war das Phänomen der "Goldenen Zwanziger" zwar in Europa noch weitaus glorreicher, doch ich wollte mich wirklich nicht beschweren. Ich hatte Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Das einzige, was mich oft noch belastete, war das Alkoholproblem, welches unser Land schon seit Angedenken der Zeit hatte und der Verlust meiner großen Schwester Lenka...Aber wann blieb schon in der heutigen Zeit zum Trauern? Wir mussten uns schließlich ernähren. Und mein Leben wusste, wie das der restlochen Familienmitglieder einfach weitergehen. Viel schlimmer traf es da ja ohnehin ihre kleine Tochter, um welche ich mir viel mehr Sorgen machte. Aber immerhin, sie hatte eine herzensgute Babuschka...
      Und schon bald waren alle und alles fertig. Die Show konnte wieder einmal losgehen und der Großteil der Tänzer, bei welchen ich als einer der Protagonisten natürlich mit bei war und einen goldenen Platz in der Mitte zugewiesen hatte, versammelten sich erst einmal alle auf der Bühne. Es gab wie immer eine kleine Ansprache und schon ging die Musik los. Schon? Nun ja, nicht ganz. Davor hatte ich mir die Zeit genommen, meine Augen unauffällig und vielleicht auch gleich etwas kritisierend, über das heutige Publikum zu schweifen. War es voll? Eher alt? Weiblich? Wie saßen sie verteilt? Nun, unsere quasi "Ehrengäste" hatten natürlich die besten Plätze ergattern können oder viel mehr waren sie für sich reserviert, was ich nur mit gemischten Gefühlen aufnahm. Aber hatte ich unwichtige Person mich darüber schon zu beschweren? Solange sie zahlen und nicht störend den Abend genossen, so tanzte ich generell erst einmal für jeden. Und sicherlich bestand die Kompanie nicht nur aus tötungslustigen schwarzen Schafen, die sonst keinen Job ergattert hatten und so ließ ich mich erst einmal auf sie ein, auch wenn ich ein oder zwei Männer sogar salutieren sah, was ich schon als ziemlich daneben empfand. Aber nun gut, auch das hatte mich nicht zu interessieren. Ich hatte eine Aufgabe, ich hatte eine Rolle. Ich war Kai, ein ganz normaler Junge, freundlich, humorvoll, mit einer Schwester und einer Großmutter. Meiner wirklichen Person eigentlich sehr ähnlich. Nur dass ich nicht von der wunderschönen, aber natürlich kaltherzigen Schneekönigin gefangen genommen wurde.
      Alles lief prima, bei allen Beteiligten fehlerfrei und als die erste von zwei Pausen herangenaht war, war ich zufrieden mit mir. "Ich werde mich mal kurz frisch machen gehen, ja?", gab ich den anderen schnell Bescheid und flitzte noch im Kostüm, welches noch nicht ganz so aufwendig war in der ersten Hälfte in das Badezimmer der Männer, welches normalerweise immer leer war.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag ">>>night shifts" geschrieben. 28.07.2018

      Das war doch irgendwie nicht wirklich fair. Von einem taufrischen, wie mein herzensguter Erik wohl sagen würde: engelsgleichen Aussehen, zu so einem...ETWAS! Nun ähnelte ich eher einem matschigen Schneehaufen in der Nähe einer Müllhalde, so wie ich riechen musste, blass, zusammengefallene Haut voller Flüssigkeits-, Nährstoff- und Fettmangel und was wusste ich was mir noch fehlte und wie ich weiterhin aussah. Ich hatte das Glück oder eben das Pech, mit einem flotten Stoffwechsel zur Welt gekommen zu sein. Das hieß aber wiederum, dass ich bei Stress, Diäten und Infekten doppelt so schnell abnahm wie die normale Bevölkerung. Und hier kamen alle negativen Essenseinflüsse zusammen. Sicher, das Krankenhaus wollte auch bestimmt nochmals schön sparen. Hatten meine Überlebenschancen doch eigentlich nicht sonderlich gut ausgesehen und wer hätte sich schon beschwert, wenn ich hier verstorben wäre? immerhin hatte ich den Freitod bereits gewählt gehabt, das hatten sie sogar schriftlich. Wenn auch nicht sonderlich schön und jetzt im Besitz meiner abermaligen Retters. Und genau der hätte sich auch unglaublich quer gestellt, wenn sie hier nicht alles versucht hätten um mich zurückzuholen. Oh hätte ich gewusst, was für Kämpfereien er sich hier schon mit Hinz und Kunz verwickelt hätte. Aber stellenweise wäre ich wohl auch ziemlich schockiert gewesen, bei meiner stark verankerten Nächstenliebe und dem innerlichen Drang zu vergeben. Alles natürlich in Anlehnung meiner Religion. "Du bist doch vollkommen verrückt.", wäre wohl mein erster entgeisterter Kommentar gewesen.
      Doch Fakt war: Ich wäre nicht hier, wenn der ehemalige Agent nicht gewesen wäre. Mit Sicherheit hätte ich auch keinen Selbstmordversuch unternommen, es hätte schließlich auch keinen Anlass gegeben. Ich hätte noch auf unbestimmte Zeit mein gutbürgerliches Leben als hilfsbereiter, toleranter und christlicher Krankenpfleger weitergelebt. Ab und zu mit Familienkontakt, in meiner eigenen Welt mit viel Arbeit, zurückgezogen und versteckt vor der wirklichen Gesellschaft und das treudoofe Spaßobjekt eines narzisstischen Oberarztes geblieben. Stillstand ist Tod. - so meinen es zumindest einige. Ich für meine Teil hätte damit kein Problem gehabt. Langeweile? So etwas gab es für mich nicht. Mindestlohn? Auch mehr als genug für mich. Freunde oder Partner? Wozu hatte ich Gott.
      Aber genau dieser schien ein anderes Schicksal für mich bereit zu halten. Ich war wieder an einen durchaus temperamentvollen Mann geraten, aber mit einem überaus weichen Kern. Jemand, der sogar kochen konnte und bereits viele Menschenleben gerettet hat. Jemand, der eigentlich ganz umgänglich ist und schnell Anschluss findet. Mit Sicherheit würde ich oft gutes Essen bekommen, seine Freunde teilen und mir durch ihn sogar mal den ein oder anderen kleinen "Luxus" gönnen, wie Urlaub, Restaurant oder schöne Möbel. Ich war an einen Mann geraten, welcher ehrlich zu mir sein würde, beschützen und mich wieder zum Lachen bringen konnte. Der auch meine "niedrige" Arbeit als Krankenpfleger wertschätzte, nicht über meine naive, sensible oder feminine Seite lachte oder als verrückten Irren, weil ich gläubig war. Nein, der Schwede hatte eine freundliche Strenge an sich, wusste auch bei Ungerechtigkeit den Mund zu öffnen und war sicherlich in der Lage himmlische Wochenend- oder Feierabendaktivitäten zu planen. Sei es mit Kochen, baden, Fernsehen oder sonst etwas. Jemand, der mein Selbstbewusstsein heben könnte, mich als erster Mensch wirklich und im besonderen Maße wahrnahm und im Gegensatz zu Mattis oder andere notgeile Machomänner an die ich bis jetzt konstant geraten war, nicht nur meinen Körper als Sexobjekt ansah. Ja, ich hatte wohl einen Faible für selbstbewusste und starke Männer, doch waren sie eben immer einen Touch too much gewesen bis jetzt...
      Aber genug der Schmeicheleien, mir tat alles weh und das Deckenlicht brannte regelrecht in den Augen, so lange geschlossen waren. Doch ich konnte keinen Finger rühren, mich artikulieren oder sonst etwas. Ob das Personal Recht behalten würde? War ich zum Pflegefall geworden?! Oh bitte nicht, dann doch lieber wieder tot! Und ja, es wurde mir mit jeder Sekunde klarer, bis es Erik sogar aussprach: ich war am Leben. Nicht das davor war die Realität gewesen, sondern DAS hier. Kalt und schmerzlich und im Moment nur mehr als ätzend. Die Freude meines Gegenübers konnte ich nur wenig teilen, außerdem war mir warm und kalt zugleich und ich hatte Hunger, aber auch irgendwie nicht so richtig. Ähnlich verhielt es sich mit dem Durstgefühl. Äußern konnte ich jedoch eh keine Beschwerde und so war ich erst einmal darauf angewiesen, was der Rest mit mir anstellte. Allen voran ja Erik.
      Immerhin, neben all den Ängsten und Unwohlbefinden die mich von Kopf bis Fuß plagten, merkte ich eine behandschuhte Hand auf meiner Wange, die mich kurz aufzittern ließ und alle Nervenstränge in mir aktivierte. *Wie eine Wolke!* Ich wünschte mir still, dass es nie wieder aufhören würde. Er konnte es nicht wissen, niemand wusste das eigentlich, da sich noch keiner drum gekümmerte hatte, doch meine Ohren waren besonders sensibel. Sie und meine Seiten waren neben den klassischen Punkten, wie beispielsweise die Innenseite der Oberschenkel oder natürlich die Lendengegend und Brustwarzen, die empfindlichsten Stellen. Aber meine Ohren hatten Mattis eh nicht interessiert und wenn er meine Seiten angefasst hatte, dann nur, um sich daran festzukrallen und mich zurück auf sein Becken zu ziehen. Deshalb hatte auch ich schon wieder vergessen, dass ich es liebte, an diesen Stellen berührt zu werden. Selbstbefriedigung war nie ein Thema gewesen für mich. Aus verschiedenen Gründen.
      Gerade hatte ich mich an die Berührung gewöhnt, war sie plötzlich fort und ich öffnete zum ersten mal komplett die Augen, doch das sah er nicht mehr. Schockiert sah ich mit an, wie er das Zimmer verließ und ich wusste gar nicht wie mir geschah, verfiel in Panik, so sehr ich das eben in meinem Zustand konnte. Ich war noch gar nicht in der Lage gewesen ihm zuzuhören, wusste also nicht, dass er wieder zurückkommen sollte. Und als der Fall dann aber, allen Göttern der Welt mein persönlicher Dank, eintraf, brachte er diese Horrorgestalten mit und ich dachte, mein letztes Stündlein hätte endgültig geschlagen. Aber nein. Bis auf unschöne Gesichtsausdrücke und Fachjargon äußerten sich die Mitarbeiter nicht und ich wurde verlegt. Typisch, hier drehte sich alles nur ums Geld. Doch dass ich nicht einmal ansatzweise auf der Höhe war, darum kümmerte sich niemand. Immerhin, es galt weiterhin die strenge Auflage, dass jeder, der das Zimmer betrat von oben bis unten Schutzkleidung tragen musste. Solange, bis ich ein halbwegs annehmbares Gewicht erreicht hatte und das konnte bei mir ja dauern...Nun ja, immerhin war es nicht mehr so klein und für Eriks Psyche bestimmt auch angenehmer zu ertragen.
      Apropos, mit diesem war ich bald darauf alleine und schon fing er wieder an mich vollzutexten. An sich war ich überglücklich, denn ich mochte die Stille nicht, doch meine Sinnesorgane schliefen noch ziemlich stark und so bekam ich eh nur die Hälfte mit. Höchstens. Und selbst das nahm ich noch verzögert wahr und wie durch Watte. Wortfetzen trafen mich, welche ich nur sehr langsam im Gehirn verarbeiten konnte. Schon deutlich besser nahm meine Haut etwas auf. Und das war besser, als jedes Schmerzmittel. Doch das ich Schmerzen hatte, wusste er ja nicht. Konnte er auch gar nicht wissen. ich genoss mit halb geöffneten, zeitweise auch geschlossenen Augen die Streicheleinheiten, bis er plötzlich und das spürte ich deutlich, wütend wurde. Es war laut, ja, er schrie und das merkte ich sogar an der Hand, die auf mir lag. Was war los? Was hatte ich falsch gemacht? Was war passiert?! Restlos überfordert mit der Sache tat mein Körper das einzige, wozu er selbstständig in der Lage war und einzelne Tränen liefen mir über die Wange. Aber nicht nur das. Das Brüllen hatte zumindest ein, zwei Muskeln geweckt und die Hand, die er hielt wachte etwas auf. Ich konnte die drei mittleeren Finger etwas heben und auf seine drücken, wenn auch nur schwach, doch vielleicht bekam mein Gegenüber es sogar mit.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Alles ist nur ein Übergang..." geschrieben. 25.07.2018

      Um Gottes Willen war mir das hier alles peinlich! Ich sah fast schon verschreckt zwischen den ebenso erwachsenen Männern, meinen Gästen, hin und her. "Uhmmm…" Meine schmalen Hände ineinander verschränkend presste ich mich sogar noch ein Stück stärker an den Männerkörper vor mir. Wahrscheinlich war dies ebenso instinktiv wie das ganze Szenario an sich, alles an meine Kindheit angelehnt. Unter damaligen Umständen hätte sich meiner kleinen Person nämlich schon längst einer angenommen, in welcher Form auch immer. Doch natürlich war es nicht Akiras Art, meine Hand zu nehmen oder mich schützend an sich zu drücken. Und verständlicherweise hätte mein Ehegatte dies dann auch etwas eifersüchtig wahrgenommen. Andersherum hätte ich persönlich ja schon eine tierische Szene gemacht, so wie ich halt nun einmal war. Glücklicherweise war ich jedoch gerade die Klette.
      Mit großen Augen hing ich schließlich an den Lippen des Anwaltes. *Sauer?!...und warte einen Moment...süß?!* Es war das komischste was ich mir nur vorstellen konnte, doch plötzlich wurde ich ganz rot im Gesicht und mein Herz hatte für einen Moment ausgesetzt. Mir wurde heiß. Aber sagen, das konnte ich zu der ganzen Sache überhaupt nicht. "Hey, hey, jetzt mach aber mal nicht gleich meinen Bruder an. Der ist tabu für dich! Und außerdem war der gute Takahiro da schon schneller als du. Der ist wohl wenig begeistert, wenn du ihm seine frisch gebackene Braut gleich wieder wegnimmst.", trat mein Bruder Ashikawa natürlich gleich wieder in ein Fettnäpfchen und das ließ mich klar im Kopf werden. *Taka!* Entgegen meiner Erwartungen war er noch hier. Warum nur hatte ich ihn nicht gesehen?! Sogleich erhaschte ich einen Blick auf den meiner Meinung nach tollsten Menschen auf dem Planten und warf mich ihn an den Hals, küsste ihn. "Ich-Ich habe dich total übersehen! Es tut mir leid Taka. Bitte, bitte nicht sauer sein." Ich war wirklich ungewöhnlich reumütig.
      Dennoch war da ja noch etwas. Es war ein komisches und eher mulmiges Gefühl, als ich mich nochmal umdrehte und in erster Linie Akira mit den Augen fixierte. Sauer? Nein, das war ich sicherlich nicht. Höchstens ein bisschen auf mich selbst. Und da ich mich gerade schlecht verbeugen konnte, hatte ich doch Takahiro "in meinen Händen", nickte ich nur dankend mit dem Kopf. "Danke für das schöne Kompliment. Und Entschuldige, dass ich dich so überrumpelt habe." Ich zwang mich von ihm wegzusehen und stattdessen mich meinem Partner zuzuwenden. "Tanzt du ein bisschen mit mir, Schatzi?" Verzweifelnd versuchte ich so niedlich wie möglich zu klingen, damit es auch ja keinen Stress gab. Ich war normalerweise nicht so und in einer gesunden Beziehung waren ja auch noch Freunde erlaubt, doch das eben gerade war eine mehr als komische Situation gewesen und ich hatte das Gefühl den Stoff von Akiras Anzug immer noch auf meiner Haut spüren zu können. Doch davon sagte ich Takahiro natürlich nichts.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag ">>>night shifts" geschrieben. 24.07.2018

      Als ich mich nun vor gut 3 Wochen dort auf die Wiese zum Sterben gelegt hatte, hatte ich aus tiefstem Herzen folgendes geglaubt: "Jetzt wird alles wieder gut." Doch umso länger ich die Welt in diesem Delirium verbrachte, umso weniger glaubte ich daran. Und umso düsterer und negativer wurden die Gedanken. Die Landschaften, Erlebnisse und Gespräche die ich erlebte. Ich hatte gedacht, dass ich im Himmel, und irgendwie hatte ich trotzdem noch daran geglaubt, tief in meinem Herzen, alleine durch mein letztes gesprochenes Gebet, dass ich dort hinkäme, das in diesem Paradies, was jeder Christ anstrebte zu erreichen, kein Mensch oder Tier mehr weinen musste. Doch ich tat es immer mehr und immer häufiger. Immerhin, ich bekam noch Orte zu Gesicht, die ich gar nicht kannte und die ich noch nie besucht hatte. Schon seit einer kleinen Weile befand ich mich nach der erneuten Vergewaltigung auf einer endlos wirkenden Wiese. Weit und breit nichts als Pflanzen. Immerhin, es war schön ruhig hier, das Gras saftig grün und der Himmel wolkenlos im schönsten Blau. Die schönsten Bauernblumen wuchsen hier und dort und überall und mich wieder beruhigend pflückte ich einige von ihnen, um sie in einen Strauß zu binden. "Eigentlich hätte ich auch eine Ausbildung zum Florist machen können...Wären auf jeden Fall familienfreundlicher..." Ich legte eine weitere Margerite dazu. "Aber wem sollte ich dann helfen? Und wie sollte ich so Gott dienen? Etwas zurückzahlen?..", redete ich mit mir selbst und spürte mit einem mal eine kleine Brise, die jedoch nur kurz war. Aber ungewöhnlich. Wind, das hatte ich in meiner Welt nicht oft. Eigentlich war es nur konstant Sommer, doch vielleicht war dies ja so im Jenseits. Immerhin die Temperaturen stimmten.
      Ich strich mein blondes Haar zurück. Ein Blick in den Bach hatte verraten, dass auch meine Sommersprossen wieder stärker zum Vorschein gekommen waren. Ich hatte sie noch nie wirklich gemocht, musste ich mir doch als Kind konstante Hänseleien bezüglich dieser "Besonderheit" anhören. Aber es gab wohl schlimmeres. Ich hatte sonst ja auch eigentlich ein ganz hübsches Gesicht. Schöne mandelförmige Augen, blau, klar, lieb. Sanfte Gesichtszüge ohne scharfe Kanten, kleinere Nase und Ohren sowie ein schön geformter Mund und dichte Wimpern. Sicher, von Männlichkeit war in meinem Antlitz nicht viel zu finden, ich strotzte nun nicht gerade vor Testosteron, aber für jeden Typ Mensch fanden sich irgendwo Liebhaber. Und ich hatte meinen ja sogar bis heute noch weitestgehend unbewusst an meinem Arbeitsplatz gefunden.
      Meine schneeweiße, leicht Sommerkleidung hatte kleine Flecken vom Grad, Blütenstaub und Erde, sowie einen dunkeln Wasserfleck an den Ärmeln vom Trinken mit den Händen zur Schale geformt. Um Gegensatz zu meinem "wahren" Ich hatte ich Farbe im Gesicht und meine Haare waren weich und frisch. Auch hatte ich etwas mehr auf den Rippen, selbst wenn ich weiterhin schlank und zierlich blieb. Dieser Anblick hätte Erik sicherlich um einiges glücklicher gemacht. Schon alleine aus der Motivation heraus, dass ich tatsächlich am Leben war. Die Augen offen, hörend und sprechend. Alleine atmend und sogar Trinken selbstständig zu mir nahm. Aktuell zumindest friedlich. Und so wäre die Welt, meine Welt, mein neues, sagen wir Zuhause, auch ja eigentlich ganz akzeptabel. Ich passte mit meinem gutbürgerlichen Aussehen und der angeborenen Bescheidenheit gut hierher. Aufgenommen in der geliebten Natur versorgte ich mich selbst, auch wenn es irgendwie unangenehm einsam hier war. Doch wen hatte ich schon?...Der vor allem noch nicht tot war? So egoistisch wollte ich nicht sein, dass ich mir irgendeinen Menschen hierher wünschte. Sie sollte ihre Zeit auf Erden genießen, den sie wusste diese zu schätzen.
      Ich stimmte gerade summend ein Kirchenlied an, als wieder diese Stimmen ertönten. Heute wieder wie aus Lautsprechern über mir. Interessiert hob ich den Kopf, den Strauß noch in den Händen haltend. *Erik ist wieder da..*, dachte ich mir im Stillen. Wobei ich "wieder da" anders meinte, als dass ich es mit realer Anwesenheit assoziierte. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, in schon fast in regelmäßigen Abständen zu hören, doch in meiner Welt gab es eigentlich keine Zeit in dem Sinne und ich täuschte mich mit Sicherheit nur. Ich hörte, wie er über Geburtstage redete und lächelte. "Wenn die Person nicht gerade auf exotische Sachen steht, landet man mit einem klassischen Strauß immer ganz gut. Selbst bei Männern." Anfangs hatte ich ihn noch ignoriert, doch hier schien der Erik reuevoll und nett zu sein. Auch wenn wir mehr Freunde waren, als Geliebte. Anders war es ja in der Wirklichkeit gewesen, wo er mich stellenweise richtig bedrängt hatte. Aber ich war nicht drum rum gekommen, zumindest noch einmal an den ersten und einzigen Kuss von uns zu denken, in seiner Wohnung. Ich war so überrumpelt gewesen, wie bei Mattis des Öfteren. Und meine Glieder waren steif, auch wie bei Mattis. Und ich hatte flüchten wollen, wie bei Mattis. Doch es war irgendwie schon noch anders gewesen. Wärmer...sanfter...gefühlvoller...
      Ich erwischte mich dabei, wie ich mir an den Oberarm griff. Er hatte mich gehalten. Aber nicht wie Mattis, damit ich nicht wegrannte, damit klar war, dass ich ihm gehörte, sondern zum Schutz. Ich öffnete die Augen und sah plötzlich eine Schlucht unter mir. Ich zuckte zusammen, fiel nach hinten. Fiel fast in den Abgrund, ließ die Blumen fallen, welche in ihren Tod rieselten. Das Gras hatte sich zu Stein geändert, spitze Kanten stießen meine zarte Haut. *Nicht schon wieder!* Immer gab es neue Gemeinheiten. Immer wieder und wieder und wieder. Ich rannte. Weinend, schluchzend, verzweifelt. Mich selbst dafür verfluchend, was ich getan hatte. Ich hatte diese Hölle selbst gewählt, selbst wenn mir niemand zu Hilfe kam und mich davon abhielt. Ich hatte zumindest eine nicht geringe Teilschuld an meinem Schicksal.
      Meine Füße waren geschunden, als die Steinlandschaft ein Ende nahm und ich konnte auch keine Stimme mehr hören. Ich blickte nach oben und war verwirrt, dass der Himmel weiterhin Blau war. *Warum? ist...?* Ich wagte es, meine Hand danach auszustrecken und fiel erneut. Ich landete im Wasser, doch es war nicht kalt und ich konnte schwimmen. Es war unnatürlich warm, doch das war ich gewöhnt. Nass kroch ich aus dem kleinen Teich, aber hier war immerhin Wiese. Noch ein Blick in den Himmel. Strahlendes Blau. Warum war ich wieder hier? Alles was ich getan hatte war doch...Zögernd, ganz zögernd, mit der Angst, dass ich wieder woanders landete, streckte ich die Hand zum Himmel aus. Und meine Angst bewahrheitete sich. Ich landete auf einem Friedhof. Panisch streckte ich die Hand zurück in den Himmel, wünschte mich zurück an einen schönen Ort und tatsächlich, ich wurde im Wald wach.
      "Was geht hier vor sich?!", schrie ich, bekam aber natürlich keine Antwort. Ich probierte das ganze noch einige male. Immer wieder mit dem gleichen Ablauf. Angst. Hoffnung. Erlösung. Angst....Erlösung...Angst. "Immer wenn ich ängstlich bin...lande ich in der Hölle...Immer wenn ich voll Hoffnung bin..." Ich wagte noch ein ganz anderes Level. "Erik! Erik!" Ich schaute hoch. "Erik, Erik bitte sprich mit mir!" Ich wollte wissen, was ich vielleicht verpasst hatte und tatsächlich erinnerte sich mein Gehirn an aufgenommene Wortfetzen, die es in seinem Komazustand nur nicht verarbeitet hatte. ´Min angel´, erreichte mich ´Gott´ erreichte mich und wieder ´Geburtstag´. Und begann zu überlegen. "Nichts im Leben ist grundlos...", den Spruch hatte ich einmal von einem Priester gehört, als ich Rat gesucht hatte. Ich war noch frisch als Krankenpfleger gewesen und kam mit den ständigen Toden nur schwer klar. "Gott führt uns, Gott gibt uns Rat und Gott geleitet uns. Wir müssen nur seine Hinweise erkennen und wahrnehmen."
      War ich vielleicht nicht umsonst auf einer Wiese gewesen?...Und erzählte er vielleicht aus einem bestimmten Grund, von Geburtstagen. Ich dachte schwer nach und plötzlich machte es Klick. Viel hatte ich in meinem Leben noch nicht erreicht. Ein normaler Schulabschluss und einen Job, das war alles. Nur bei Ersterem hatte ich Blumen bekommen. Und dann gab es natürlich...na klar...Geburtstage. Wir verschenkten auch im Krankenhaus unter Kollegen Blumen. Zu Hochzeiten und Geburten, aber beides hatte ich noch nicht erlebt. "Geburtstag...Geburtstag...Geburtstag..." Es fiel mir schwer, mich plötzlich zu erinnern. "Erik, ich habe am 29.11 Geburtstag!" Ich wusste nicht, zu wen ich das schrie, aber ich tat es. Und was sollte überhaupt das ´min angel´ Dass er mich so nannte, das konnten nur er und ich wissen. Niemand sonst. Und ich erinnerte mich, an die restlichen Zweifel. Machte jetzt alles etwa Sinn?...
      Ein Blick hinter mich ließ mich erschrecken. In der Ferne bröckelte etwas. Aber es war nicht irgendetwas, sondern die Landschaft. Das war neu. Das war ganz neu. Sie zerbrach, wie ein Bild in einem Computerspiel...welches...natürlich...nicht real war. Aber dieser Himmel, der war real. Hier war es zwar immer hell, doch der Himmel wechselte zwischen Tag und Nacht. Tat er das etwa, weil in der Wirklichkeit, dort draußen...Die Welt hinter mir brach mehr zusammen und ich bekam es mit der Angst zu tun. Was, wenn es mich erreichte?! Zitternd stand ich da, immer wechselnd zwischen Himmel und der Landschaft hinter mir. Ich musste etwas tun, doch wenn ich wieder die Hand ausstrecken würde, würde ich wieder an einem schlimmen Ort landen. Doch wenn ich hier stehen bleiben würde, würde ich, dann würde ich..."Ich habe noch Aufgaben! Ich muss mich noch beweisen! Ich muss mich selbst noch finden! Ich muss...ich muss...ich muss leben! Nein, ich will leben! Ich WILL leben!" Ich schloss die Augen und streckte nun sogar beide Hände in den Himmel. "Ich muss zurück, ich MUSS zurück zu Erik!" Ich kniff sie jetzt zusammen und um mich herum wurde es unangenehm hell. Es brannte richtig in den Augen und mein ganzer Körper fing an zu schmerzen. Ich schrie, jedoch nur in meiner Welt und als mein Schreien plötzlich abbrach, war ich ganz woanders. Ich war zurück. Zurück in der Wirklichkeit, wo das Deckenlicht in meinen blauen Augen wie Feuer brannte, selbst wenn diese nur halb geöffnet waren. Ich sagte nichts, ich bewegte nichts. Nur die Augen waren ein kleines Stück offen und starrten einfach nur geradeaus.
      Ich war zurück auf der Erde...Nun ja, irgendwie jedenfalls...

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag "Alles ist nur ein Übergang..." geschrieben. 24.07.2018

      "Ach Taka hör auf damit, du machts mich so verlegen!" Kichernd legte ich eine Hand an die Wange. "Oder nein, mach weiter, noch mehr. Noch viel mehr! Hol alles heraus was du hast!", stachelte ich ihn an, als er etwas ernster wurde. Aber im Gegensatz zu Akira noch sehr darauf bedacht, es positiv auszudrücken oder mir Honig um den Mund zu schmieren. Denn, nun ja, im Übrigen hatte er schon ziemlich Recht. Vor allem ich benahm mich, nicht nur in dieser einen Sache, eher wie ein Kind, als wie schon Anfang/Mitte Zwanzig. Aber das wollte ich ja eigentlich gar nicht hören. Ich hatte fast einen Job, ich hatte studiert gehabt. Ich war ja jetzt sogar frisch verheiratet! Und fast wollte ich sogar ein eigenes Baby haben. Also was sollte diese Aussage?
      Dass mein Ehemann dabei noch erwähnte, dass er ganz offensichtlich dazu noch für jemand anderen schwärmte, überhörte ich mal wieder gekonnt. Wenn ich eine Sache gut konnte, dann war es Informationen unterbewusst zu filtern. Je nach Gemütszustand bekam ich so dann mehr oder weniger mit. Und ich hatte etwas Alkohol intus - auf den ich typisch für meine Größe und japanischer Herkunft schneller und heftiger reagierte. "Er hat einfach keine Ahnung. Und du anscheinend auch nicht." Kurze, beleidigte Stille. "Und du bist sogar verheiratet!" Ich hatte die Arme vor meiner schmalen Brust verschränkt und sah meinen Schatz strafend an. Aber wer konnte das bei meinem Gesicht und eben schon erwähnte Größe noch ernst nehmen? Außerdem hatte ich Blümchen im Haar und war sein Partner, was die von mir ausgehende Bedrohlichkeit nicht gerade noch positiv steigerte. Ich hatte einfach keinerlei Chancen. Doch sein Satz: "Ihn belastet natürlich noch was anderes […]", gab mir noch etwas zu bedenken. Ich erinnerte mich an so manche Male auf dem Nachhauseweg, beim Einkaufen, auf dem Spielplatz, in der Wanne, im Bett oder im heimischen Garten, wenn ich mal wieder fragte: Warum ist Akira wieder bei uns? Warum erzählt er nie von sich? Wo sind denn seine Mama und Papa? Warum besuchen wir ihn nicht? Umso jünger ich gewesen war, umso häufiger hatte ich gefragt. Doch spätestens als er und mein ältester Bruder mit Prüfungen zu tun hatten, hatte ich beide sowieso immer seltener gesehen und war im Anschluss selbst in der Pubertät gewesen und klassischerweise dann mehr mit mir selbst beschäftigt als alles andere. Da hatte ich diese Fragen zu seinen Lebensumständen irgendwie vergessen oder den Mann mit der strebermäßigen Brille einfach akzeptiert wie er war. Und schwupps, waren wir nun alle erwachsen und zumindest in unser Familie unter der Haube...Verrückt, wie die Zeit doch manchmal rannte.
      "Mensch Loverboy, guter Fang!" Ashikawa war zu seinem Kumpel gekommen und scherzte schon bald darauf mit ihm zusammen. Ich war nur noch Nebensache und hatte selbst noch einige Witze reißen wollen, aber wieder einmal stahl mir mein ältester Bruder die Show. Sogar auf der eigenen Hochzeit! Selbst Takahiro schien irgendwo hin verschwunden zu sein, wahrscheinlich nur auf die Toilette, was er natürlich jederzeit durfte, doch gerade fühlte ich mich schon sehr ausgeschlossen, das musste ich beleidigt zugeben. Es standen noch zwei, drei andere Menschen um ihm herum, die das Gespräch teilten, nur ich kam irgendwie nicht ganz mit hinein. "Hey, jetzt beachtet mich doch auch einmal!", wusste ich mir im Anschluss nicht anders zu helfen und motzte die Männer halblaut an, was endlich die gewünschte Aufmerksamkeit erzielte die ich mir erhofft hatte. Und doch, wie sie mich da so perplex ansahen, verstand ich zugleich, was mein Partner mir vorhin hatte sagen wollen. Ich war stellenweise nicht nur kindisch, sondern regelrecht unreif.
      In dieser komischen Situation, in der erst einmal keiner etwas sagen, fühlte ich mich mehr als mickrig und zurück in meine Kindheit versetzt. Als Nesthäkchen hatte ich nun einmal alles gedurft und meine Brüder hatten mich überall mit hinnehmen müssen. Klar, dass dies immer nur Jungs in ihrem Alter gewesen waren. Und während die "Großen" schon in der Hälfte ihrer Grundschulzeit gewesen waren, mit ihren Uniformen und Taschen voll Schulmaterial, hatte ich Kitakind Anschluss finden wollen. Den es natürlich nicht gab. Doch mittlerweile müsste ich es eigentlich besser wissen und tat es leider nicht, was mich in dem Moment in unendliche Scham versetzte und rot werden ließ. "Entschuldigt bitte...Redet ruhig weiter...", murmelte ich kleinlaut, senkte sofort den Blick ab und um vollständig zu verschwinden nutzte ich erst einmal instinktiv die Größe Akiras aus und versteckte mich halb hinter dem Anzugträger. Blöd nur, wenn man einen weiß-roten Kimono trug, der noch aus 10 Kilometern wie ein Leuchtfeuer wirkte.

    • Naoki-Kawaii hat einen neuen Beitrag ">>>night shifts" geschrieben. 24.07.2018

      Es war schon komisch, dass ich, von Erik stets so liebevoll als "Engel" bezeichnet, meinen so ganz eigenen Schutzengel zu haben schien. Ob nun als göttliches Wesen, welches als solches schwer zu belegen war oder in menschlicher Form, welcher dann ohne jegliche Zweifel mein Spitznamengeber wäre, oder vielleicht sogar eine Kombi aus beiden Sachen, das konnte niemand so genau sagen. Im Allgemeinen konnte man spätestens jetzt noch wenig über mich sagen. Durch meinen nicht gerade auf einer stilvollen Unterlage notierten Abschiedsbrief war das Krankenhaus ja erst einmal fein raus. Wenn jetzt keiner Klage einreichen würde, wie das überhaupt möglich war, dass ich so einfach aus meinem Zimmer "entkommen" konnte, würden sie wohl ganz ohne Schaden aus der Sache kommen. Und mit Sicherheit würden sie mich dann zum Selbstschutz zwangsweise in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen. Vielleicht wäre das einigen hier sogar ganz recht. Sie wären mich los und ich derweil im nächstes gefängnisähnlichen Zustand. Nur dass sie mir dort dann auch noch den Rest an Selbstkontrolle nehmen würden, da wäre ich mir sicher.
      Vom dem Moment an als wir das Krankenhaus betreten hatten, hatte sie zwei, mit Fred vielleicht sogar drei Troublemaker unterschiedlichster Art im Gebäude. Kein allzu großes Wunder, dass sie uns, Eric wohl am allermeisten, hier raus haben wollten. Es war blöd für sie gelaufen, dass sich der großgewachsene Schwede ausgerechnet diese eine Nacht ausgesucht hatte um ins Krankenhaus einzusteigen. Schon zwei Stunden später oder gar einen ganzen Abend, hätte man ihm nur, vielleicht sogar triumphierend, einen förmlichen Todesschein aushändigen können. Gemeinsam mit meinen Überresten und Habseligkeiten. Hoch hier waren wir beide noch. Selbst wenn ich mich nicht mehr beschweren konnte oder Ärger machen. Aber Eric dafür umso mehr. Oh hoffentlich benahm er sich, sodass sie ihn am Ende nicht wirklich noch einbuchteten und einen Prozess machten. Doch ich naives Wesen wusste ja nicht einmal von dem ersten Rausschmiss aus dem Krankenhaus. Und hätte ich es gewusst, läge ich jetzt vielleicht nicht hier. Nicht in diesem Zustand.
      Halb tot und halb lebendig, gehörte mir nun ein noch winzigeres und noch kargeres Quarantänezimmer und zum Glück konnte ich dies nicht sehen - ich wäre vor Platzangst und Frustration sicherlich noch einmal irre geworden. Jede Gefängniszelle war menschlicher gestaltet und hatte wenigstens einen Farbtupfer. Nicht aber mein Zimmer. Doch ich war ganz woanders. Nun, eigentlich sogar überall...und nirgendwo. Es war schwer zu erklären. Manche Sachen hatte ich so oder so ähnlich erlebt. Schlimmes wie auch Schönes. Teilweise befand ich mich in Traumwelten, teilweise surreal, teilweise echt. Ich konnte das Leben von anderen Menschen quasi "von oben" sehen. Die meisten von ihnen kannte ich auch, einige wiederum nicht. Ich erlebte manche Sachen richtig mittendrin, wirklich lebensecht und all meine Sinne und Glieder funktionierten wunderbar. Ich lachte und weinte aufgrund der Erlebnisse mit diversen Leuten und es machte mich besonders stutzig, dass ich vor allem Erik als häufigste Person sah. Auch hier "wachte" ich nur manchmal über ihn- nichts davon erlebte er in Wirklichkeit - oder erlebte gemeinsame Aktionen mit ihm. Und dabei war alles so, als hätten wir nie ein böses Wort übereinander verloren. Wir besuchten zusammen Cafés, spazierten, kochten und auch ein Erlebnis erlebte ich ganz, bei welchem Fred und seine Frau Emily, sowie das kleine Söhnchen dabei waren. Ich durfte den Kleinen halten, ein Sabbertuch über der Schulter damit meine Kleidung im Falle der Fälle nichts abbekam und stolz lächelte ich die anderen drei Erwachsenen an. "Schaut mal wie er lächelt!" Ich strahlte mütterlich das Baby an und strich und über dessen Kopf. "Ich glaube es fühlt sich wohl." Lachend drehte ich mich langsam, am Ende wieder den Blick zu Erik wendend, welcher mindestens ebenso glücklich auf einem grünen Ledersessel trag und meine absolute Lieblingsjacke, die gelbe Strickjacke, leicht zugeknöpft trug. Auch in dieser Welt war es nochmals kälter geworden. Wie auch in der Wirklichkeit, in welcher eigentlich nur noch meine sterbliche Hülle war...und Erik.
      Doch davon bekam ich auch in meiner Komawelt nichts mit. Es enttäuschte mich, dass ich allen Anschein nach wirklich von Gott verlassen wurde, nicht einmal erhaschte ich auch nur den leisesten Blick oder sonst ein göttliches Gefühl, was nach Himmel schrie. Doch das bestätigte mich nur in Annahme, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Und doch: es war einfach nicht das Wahre. Nicht einmal hier ließen mich die negativen Gedanken los. Von Inakzeptanz, meiner Kindheit, dem Alleingelassen sein und ja sogar die Vergewaltigung schlich sich einige Male wieder in meine Erlebnisse und das war wohl das aller schlimmste. Warum nur hatte ich also nicht einmal im Tod meine Ruhe vor diesen Gedanken?! War das immer noch Gottes Strafe? Eine Art Fegefeuer. Selbstmord, das war eine der größten Sünden die man nur begehen konnte. Mir stand somit nicht einmal ein Platz auf einem christlichen Friedhof zu, was ich mir doch so sehr gewünscht hatte.
      Und noch etwas belastete mich. Der ständig wiederkommende Gedanke, dass es das noch nicht gewesen war. Dass ich irgendwo gefangen war in einer Zwischenwelt. Doch warum? Und wo? Und wie kam ich hier wieder raus? In die eine oder andere Richtung. Und umso häufiger diese Gedanken auftauchten, umso häufiger hörte ich Stimme. Manchmal in meinem Kopf, manchmal wie in Lautsprechern. Des Öfteren von unbekannten und mehrere Male ganz eindeutig von Erik. Aber warum? WARUM nur?! Ich verstand es nicht. Ich wollte doch nicht mehr im Tod denken. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. So sollte das nicht laufen. So hatte ich nicht enden wollen. Was hatte ich getan?... Vielleicht war ich selbst Schuld. Und da ich mein Leben eigenständig beendet hatte, würde ich nun für immer hier feststecken und wie im realen Leben Ups und Downs erleben. Und die schlimme Erlebnisse dafür immer wieder und wieder. ´Ruhe in Frieden´, das war zumindest mir in keiner Weise gegeben. Doch ich konnte nur sehr langsam ahnen, dass man Körper nicht in dem Sinne ruhte, wie ich es beabsichtigt hatte...

      (Krankenpfleger, irgendwann wenn Erik mal bei Frey sitzt oder vor dem Zimmer steht oder so - hoffe ist ok, wenn ich den mal kurz einbaue ;D)
      Ich beobachtete den Mann zum wiederholten Male. Kaum einer hatte noch ein gutes Gefühl bei ihm. Der war doch eine einzige tickende Zeitbombe. Genauso stockschwul wie dieses Selbstmordopfer, was meiner Meinung nach nur unnötig ein Zimmer belegte. Wer sterben wollte, den sollte man doch lassen. Wen hatte er auch anscheinend schon noch, außer diesen Stalkertypen hier, der schon mehrmals gedroht hatte hier jemanden umzubringen. Warum überhaupt wurde er hier noch geduldet?! Ganz ehrlich, ich verabscheute ihn wirklich. Er war wie einer dieser komischen Penner die einem konstant ein ungutes Gefühl gaben. Und es würde mich in keiner Weise wundern, wenn der irgendwelche Pillen schluckte zur Beruhigung. Auf jeden Fall war er ziemlich abgefuckt und wirkte teilweise genauso verwahrlost wie seine angebliche Liebe, welcher er laut einen Kollegin sogar einen Antrag hatte machen wollen. Wenn das an sich nicht schon krank genug war...Dabei konnte er bei ordentlicher Pflege und Auftreten sicherlich so manch ein tolles Weib sein Eigen nennen. Verdammt, einige wussten echt nichts zu schätzen! Wie dieser abgebrochene Meter da in seiner Komaphase! Es war zum verrückt werden.
      "Hey...Sorry dass ich störe...aber sind sie sein Vormund? Oder sowas in der Art...." Ich musste mich zwingen halbwegs freundlich zu bleiben. "Jedenfalls...müssten sie mit unser Verwaltung mal langsam über die Kosten der ganzen Geräte und so sprechen. Medikamente, Überwachung...sowas alles halt." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Und naja, wenn sie nicht bereit sind zu zahlen...sie wissen schon was ich meine." Nochmals kurz Stille. "Im Übrigen würde ich mir keine allzu große Hoffnung machen. Der HIV-Test springt immer noch so komisch hin und her, der Körper nimmt die Nahrung nur schlecht auf...naja, läuft irgendwie alles nichts. Er liegt zwar erst seit fast drei Wochen im Koma, was an sich ja echt nicht lang ist, doch bei ihm ist ja nun gar keine Verbesserung zu sehen." Ich legte ihm fast schon brüderlich eine Hand auf die Schulter. "Was erwarten sie überhaupt von ihm...WENN er denn aufwacht?! Ihnen ist doch hoffentlich bekannt, dass wenn er schon länger als 5 Minuten oder so tot war, man mit extremen Hirnschädigungen rechnen muss?" Ich fing an Aufzählungen zu machen. In der Hoffnung, diesem zerbrochenen Mann endlich den Kopf waschen zu können. "Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit...Sprachschwierigkeiten, blind, taub, gelähmt in diversen Stadien...eingeschränkte Atmung, bis hin zu wirklichen geistigen Behinderungen. Verdammt, sie wollten doch echt niemanden haben der taub im Rollstuhl sitzt, deformiert und debil sich nur noch schreiend oder so äußern kann und um sich schlägt. Verdammt das ist doch krank! So ein Schwerstpflegefall!" Ich schüttelte den Kopf. "Beenden Sie die Sache, echt. Ist günstiger, macht kein Dreck...weniger Arbeit. Ist der nicht auch noch so komisch gläubig oder so ein Blödsinn?", rutschte es mir im Anschluss noch hinaus und ich blickte auf den Patienten hinunter.

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Naoki-Kawaii
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