Geschichten Oktober - Dezember 2018 » >>>night shifts

Välkommen till Sverige!

Story
Dass das Berufsleben in einer geheimen Spezialeinheit nicht einfach sein wird, das wusste X auch schon vorher. Als er eines Abend wieder an einem gefährlichen Einsatz teilnimmt, findet er sich dann einige Stunden später im Krankenhaus wieder, wo er gerade in den OP geführt wird. Die Narkose wird üblicherweise von Krankenschwestern oder Krankenpflegern gemacht. X ist schwer verletzt und immer noch am Rande der Bewusstlosigkeit, hat die Augen also kaum bis gar nicht geöffnet. Er hört nur die sanfte Stimme des Krankenpflegers Y, der die Narkose bei ihm durchführt und sich währenddessen mit dem Arzt unterhält. Er hat eine engelsgleiche Stimme und als X nach der OP auf der Intensivstation wieder wach wird und sich von seinem Bett aus umsieht, weiß er sofort, dass Y der Pfleger mit der wunderschönen Stimme ist, ehe er überhaupt ein Wort gesagt hat. Aber nicht nur für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick. Für Y genügen die wenigen Tage, die X im Krankenhaus verbringt, um sich auch in diesen zu verlieben.
Das Problem an der ganzen Sache ist, dass X bei seiner Arbeit eigentlich kaum Zeit für eine Beziehung findet, noch größer aber dies, dass Y der Lover eines Chefarztes der großen Klinik ist. Der Arzt war Y´s große Jugendliebe gewesen, trotz ziemlich großen Altersunterschieds. Aber mittlerweile wird er nur noch von seinem Partner nieder gemacht, schikaniert und ihm rutscht auch des Öfteren mal die Hand aus.

---Das ist der gute Arzt! ^^

Name: Frey Aleksi Ludkahamsson

Alter/Geburtstag/Sternzeichen: 21/29.11/Schütze

Beschäftigung: Krankenpfleger in Stockholm



Sexualität:
Es mag diffus klingen, dass es in der heutigen modernen Zeit ein Problem darstellt, doch er hat so manches Mal aufgrund seiner Neigung zu Männern gelitten. Als Kind hatte er nur weibliche Freunde und seine Eltern hatten schon Angst aus ihm würde ein Mädchen werden, da ihr Sohn sich auch nicht dagegen wehrte, wenn seine Freundinnen ihn verkleideten - und natürlich mit Schleifchen und allem schmückten. "Glücklicherweise" entwickelte sich das Kind aber nicht in diese Richtung, dennoch beichtete er ihnen mit Erreichen der Volljährigkeit, dass er auf Männer und nur auf Männern stehen würde und war somit sprichwörtlich „unten durch“. Die Eltern brachen den Kontakt ab und nur auf Wunsch seiner jüngeren Schwester hin, die in dem Sinne keine solche Enttäuschung für die streng christlichen Eltern war, nahmen diese überhaupt wieder Kontakt mit ihrem Erstgeborenen auf.


Vorlieben:
Er ist total vernarrt in skandinavische Musik. Ob sie traditionell, klassisch ist oder modern. Dementsprechend findet er auch die ein oder andere finnische Metalgruppe ganz gut. Meistens hört er aber, wie der Großteil der Bevölkerung, Popmusik. Er liebt Pastelltöne und die Farben der finnischen Flagge. Zudem schätzt Frey ehrliche und vor allem offene Menschen, da er leider selbst nicht dieser Mensch ist. Ersteres noch eher…
Beim Essen hat er eigentlich keine Vorlieben, er isst was auf den Tisch kommt, aber ernährt sich lieber vegetarisch und frisch. Und der junge Mann liebt jede Jahreszeit. Den Rest…muss man von dem Schweden selbst erleben oder erzählt bekommen.


Abneigungen:
Auch wenn es keine seltene Phobie ist, so kann der junge Mann überhaupt nicht mit jeglichem Krabbelzeug harmonieren, besonders nicht mit Spinnen. Unordentlichkeit widersagt ihm total, genauso bevormundet zu werden, kritisiert in irgendeiner Form, Intoleranz und GewaIt. Und da er aber ein Angsthase ist, mag er noch so einige andere Sachen nicht.


Aussehen:
Ein zierlicher Körperbau mit schlanken Gliedmaßen und dickem blonden Haar bestimmt das erste Erscheinungsbild von ihm. Neben einem leicht verkrampften Gesichtsausdruck vielleicht. Sein Haar ist kurz und glatt – für einen Mann sogar vergleichsweise lang. Freys Haut ist rein, wenn auch etwas blass und hat hellbraune, dünne Wimpern. Diese umrahmen die herausstechend dunkelblauen, großen Augen, wohlgeformt und perfektioniert wird das Antlitz von einem leicht spitz zulaufendem Gesicht mit leicht femininen Touch. Wenn er lacht, zeichnen kleine Grübchen das Bild seines Gesichtes. Für einen Mann ist er jedoch klein, ohne nennenswerte Muskelmasse und die Nase, sowie auch seine Ohren, sind klein, aber dennoch gibt das Gesicht insgesamt ein harmonisches Bild, im Vergleich zum Rest des Körpers ab. Nur seine Füße kann er nicht leiden, da seine Zehe und Finger zu schmal sind in den Augen des Krankenpflegers. Im Allgemeinen ist Frey also, bis auf die Größe, ein klassischer Schwede und keine Person, die allein vom Aussehen her Angst und Schrecken verbreitet. Doch stille Wasser sind tief an bestimmten Stellen und er sollte nicht immer unterschätzt werden…





Sonstiges:
Als Single muss er sich selbst versorgen, ist darin jedoch kein Profi. Ordnung kann er sehr gut halten, das wurde ihm anerzogen und das Reinlichkeitsverhalten durch die Arbeit im Krankenhaus nur verstärkt. Seine Schwester Alva ist nur ein Jahr jünger als er, hat ihren Wohnsitz jedoch im Nachbarland Finnland, ihre Wahlheimat. Da beide zweisprachig aufgewachsen sind war dies auch kein Problem für sie. In der frühen Kindheit war ihr Verhalten öfter angespannt gewesen, vor allem durch ihre Unterschiede – die sich bis heute nicht geändert hatten. Jedoch verstehen sie sich seit Einsetzen der Pubertät besser und sein Geschwisterkind akzeptiert die engstirnige Sicht ihrer Eltern nicht.
Frey ist in einer streng christlichen Familie aufgewachsen, mit allem drum und dran. Er ist sich selbst seines Glaubens nicht sicher, trägt jedoch noch sein Taufbändchen, auch wenn er schon längst nicht mehr betet und früh die Entstehung der Welt etc. wie seine Eltern es ihm erzählten, als Unsinn abstempelte.

weitere Bilder

--- seine Schwester
--- sein Taufkettchen, nur in Silber und mit "Frey" (ohne Aleksi)
--- die Arbeitsbekleidung auf seiner Station

Das Grün im Schlafzimmer noch etwas dunkler, neben dem Bett eine dunkelbraune Kommode.
Die helle Couch im Wohnzimmer durch eine braune Stoffcouch eesetzen und der Boden in der Küche ist weiß gefliest (dieses Typisch billige)
Der Kamin muss noch weg und anstatt einer Wanne nur eine Dusche. Die Deko um Schlafzimmer wird durch ein Bild von einem Baum ersetzt.

~Name~ Erik Måns Zelmerlöw

~Alter/Geburtstag/Sternzeichen~ 26 Jahre alt/ 24.Dezember/ Steinbock

~Beschäftigung~ Agent in der Spezialeinheit Stockholm

*Sexualität*

Als Polizist hat man es verdammt Schwer in der Ausbildung und es wird noch schwerer, wenn man sich früh Outet. So ist es Erik ergangen. Die Ausbildung war die Hölle, doch so hat er wahre Freunde gefunden und fürs Leben gelernt, dass man als Schwuler Polizist, nichts geschenkt bekommt. Dennoch war er froh, dass er sich früh geoutet hatte, es durchgezogen hatte und statt im Büro zu hocken, oder auf lahme Einsätze geschickt zu werden, darf er für sein geliebtes Land die Waffe schwingen und Terroristen, oder andere, die sein Land bedrohen, niederstrecken. In der Spezialeinheit ist er oft allein, aber im Team, mit Freunden und Leuten, die das gleiche Ziel verfolgen, fühlt er sich wohl und wird nicht auf seine Vorliebe reduziert.

~Vorlieben~

Eriks Vorlieben sind recht simpel. Er liebt große Bäder, mit einer alten Chrom Badewanne, ein gutes deutsches Bier, da es das Beste ist und Actionfilme. Er liebt es, in seinem Appartment auf der Couch zu gammeln, über seinem großen Curved-HD Fernseher und seiner HIFI-Anlage einen Actionfilme zu schauen. Bei Speisen hat er keine wirklichen Vorlieben. Er mag alles und experimentiert auch gerne mal herum.
Bei Menschen ist er prinzipiell vorsichtig. Schließlich gehört dies zu seinem Job, aber auch böse Abschnitte seines Lebens, haben ihn skeptisch werden lassen, wenn jemand was von ihm will. #

~Abneigungen~

Erik hasst Menschen, die Gewalt gegenüber schwächeren ausüben, Mitmenschen schlecht behandeln und allgemein Asozial sind. Zudem hasst er sich, weil er in einer Beziehung sehr verletzlich und beschützerisch sein kann. Er ist einnehmend und wenn er Liebt, dann mit jeder Phase seines Körpers. Doch, da er gelernt hat immer ein Starker Mensch zu sein, hasst er seine eigene Schwächen die ihn eigentlich stark machen.

[linkes Bild - Spezialeinheit Uniform
Mitte Bild - Erik privat
rechtes Bild - Erik im Einsatz
ganz rechts außen - Erik Glücklich]

Küche

Wohnzimmer

Schlafzimmer

Badezimmer

Was bin ich manchmal für ein beschissener Idiot?! Ich hätte es wissen müssen. Diesen Schuss hätte ich nicht verhindern können und jetzt liegen dort unten, 2 meiner besten Freunde. Ich fuhr mir durch mein blondes Haar und klappte mein Scharfschützengewehr zusammen und verschwand vom Dach. Ich raste die Treppen hinunter, zog aus der Tasche am Oberschenkel eine Pistole und stürmte dann das Foyle des Gebäudes. Dort fand ich 5 Terroristen vor, die erschossen auf dem Boden lagen. Ich schlich mich zu den gesprengten Eingang und sah mir die Straße an. Das Viertel, in dem eine Gruppe Terroristen ihr Unwesen treiben, sah aus, als wären wir im Irak. Fluchend hielt ich meine Pistole fest und wagte erneut einen Blick, doch auf den Straßen war niemand zu sehen. Jedoch konnten sie sich in den anderen Gebäuden verstecken. Ich atmete tief ein und aus, schöpfte Mut und begab mich dann in den Killermodus, wie ihn meine Kollegen nannten. Ich wagte mich aus meinem Versteck, hinter einer Betonsäule und lief einsam die Straße entlang. Plötzlich ein Schmerz, der durch meinen Körper fuhr. Darauf folgten 2 weitere. Als ich an mir hinunter schaute, hatte ich 3 Kugeln in meinem Oberkörper. Ich musste reagieren, hob meinen Arm und schoss einfach drauf los. Doch ob ich jemanden traf oder tötete, wusste ich nicht. Ich kippte nach hinten und spürte, wie warmes Blut über meine schwarze Uniform floss. Ich dachte wirklich, dass ich sterben würde. Ich versuchte wach zu bleiben. Starrte in den Himmel, atmete ruhig doch schrie den Schmerz hinaus. Als ich Helikopter Geräusche hörte, war ich erleichtert, denn die Unterstützung kam. Jedoch fiel ich in die Bewusstlosigkeit.
Geräusche weckten mich wieder auf. In meinem Kopf lag ein Nebel und ich wusste nicht wo unten und oben ist.
"Erik! Verdammt erschreck uns nicht so. Bleib wach, wir sind gleich da." sagte ein Freund. Victor war älter aber akzeptierte mich, wie ich war. Wir hatten 2 Mal im Monat ein Besäufnis, wo wir auf der Konsole zockten und Bier tranken.
Ich wollte etwas sagen, doch ich bekam einfach kein Wort heraus. Victor animierte den Piloten aber auch andere Agents, schneller zu machen. " Leute versuchten meine Wunden zu stillen und der Pilot und Ko-Pilot waren für das Fliegen zuständig. Doch nach wenigen Minuten bekam ich davon nichts mehr mit, da ich erneut in die Bewusstlosigkeit sackte.

"Oh Alva hör auf. Alva bitte! Bitte!" Lachend krümmte ich mich in dem großen dunkelgrauen Ohrensessel des bekannten schwedischen Möbelhauses und stemmte meine nackten Fußsohlen gegen das dicke Polster an der Armlehne. "Alva bitte. Bitte! Ich bitte dich!" Aus dem Lautsprecher des Mobiltelefons ertönte eine ebenso klare Lache. Ja, Alva und ich hörten sich in der Tat ziemlich ähnlich, besonders wenn wir lachten. Aber bis auf unsere Verwandtschaft, Religion und Haarfarbe hatten wir wohl wenig zusammen. Selbst vom Aussehen her. Ihre Augen waren grün, wie die unserer Großmutter und ihre Wimpern im Gegensatz zu meinen sehr dicht, aber dafür auch kürzer, meine waren außergewöhnlich lang. Auch war sie größer als ich, was nicht nur peinlich war, weil sie ein Jahr jünger war als ich - aber immerhin nur eins - sondern auch noch eine Frau. Aber gut, manches lag eben in den Genen und gegen manche Sachen konnte man einfach nichts machen. Sie war Heterosexuell - wobei ich von meiner Schwester im betrunkenen Zustand mal im Vertrauen zugeflüstert bekomme habe, dass sie einen Faible für sogenannte "Melonenbrüste hat" und da manchmal "echt nicht nein sagen" könnte, aber "pssst, du kennst unsere Eltern". Ja...Unsere Eltern. Das war wohl wirklich so eine Sache. Wenigstens war Alva nicht wie sie geworden. Ich meine, ja, sie war sicherlich eine bessere Christin als ich - hatte einen Christ vor zwei Monaten geheiratet und hatte auch vor ihre Kinder, sollte sie in ein paar Jahren denn welche haben, taufen zu lassen. Dennoch war sie natürlich nicht...sagen wir naiv...und glaubte alles was uns unser Glauben vorgab zu glauben. Was wir jedoch teilten war die Liebe zu Skandinavien. Und den Humor. Schon als Kind hatten wir immer über die selben Sachen lachen können und nach wie vor kamen heute noch größtenteils die Witze von meinem Geschwisterchen.
Und so auch jetzt. Bald aber ließ sie Erbarmen mit mir walten. Ich lag schob halb auf dem Boden, nur noch mein halber Körper hing wie ein Schluck Wasser auf der Sitzfläche, während ich schon mit meinem Rücken das Laminat wischte, die blonden Haare waren aus der Stirn gefallen. Ich öffnete die Augen wieder, die ich bis eben zusammengekniffen hatte, und hatte einen neuen Blickwinkel erreicht, bei welchem ich die Uhr wieder im Blick hatte. Und sofort heftig erschrak. "Alva! Du wolltest nur kurz etwas fragen! jetzt haben wir über eine halbe Stunde telefoniert, verdammt das geht nicht!" Und wie immer wurde meine kleine Schwester sofort etwas beleidigt. Ich konnte sie regelrecht schmollen sehen auf der anderen Seite des Hörers. In Finnland. "DU wolltest doch dann unbedingt die Geschichte zu ende hören!", wetterte sie lautstark in den Hörer und ich musste das Smartphone schützend einige Zentimeter von meiner Ohrmuschel weghalten. "Ja aber wie konnte ich den wissen, dass sie so lange dauert?" Auch ich war etwas lauter geworden, aber nur einen kleinen Tick. Gegen jemanden wie sie würde ich einen derartigen Kampf eh nicht gewinnen. Ausgeschlossen. "Jedenfalls...Alva!", sie beschwerte sich schon wieder über irgendwas und ich versuchte sie schnell zu besänftigen. "Ich hab dich lieb Schwesterchen, aber ich muss jetzt wirklich auflegen, nicht dass sie anrufen. Mach dir einen schönen Abend, ich meld mich die Tage, versprochen."
"Tschüss Idiot.", wurde ich verabschiedet. Doch wer Alva kannte, der wusste, dass dies nicht wirklich böse gemeint war und ich machte mir keine weiteren Gedanken. Seufzend richtete ich mich also erst einmal wieder auf und legte das Gerät auf den kleinen Beistelltisch, ebenfalls made by IKEA, und trottete in die Küche um mir einen Tee zu machen. *Gott sei dank wird es um diese Zeit noch nicht so schnell dunkel.", dachte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, während ich gegen den weißen Fensterrahmen gegen des großen Küchenfensters lehnte und den Teebeutel im aufgebrühtem Wasser versenkte. Und wie auf Kommando, klingelte auch just in diesem Moment das Telefon und erschrocken zuckte ich zusammen, während etwas der heißen Flüssigkeit auf den Boden tropfte. "Oh Mist!" Fluchend schnappte ich mir das Abtrockhandtuch von der Stange am Herd und warf es auf den Fleck am Boden, trampelte darauf herum, ehe ich zum Handy auf dem Sitzmöbel hastete. "Ja? Ludkahamson?", meldete ich mich leicht außer Atem und es meldete sich die Stimme der Nachtschwester gegenüber. "Genau zum richtigen Zeitpunkt! Rafael geht nicht an sein Telefon. Der kann was erleben, wir sind doch hier kein Zirkus!" Ich musste traurig grinsen. Rafael war einer der miesesten Azubis im ganzen medizinischen Bereich bei uns. "Aber das ist jetzt egal. Wir brauchen dich. Sofort! Wir haben hier Polizisten - oder so...sehen aus wie aus Call of Dütie entsprungen- "Call of Duty.", verbesserte ich sie sanft. "Oder so! Jedenfalls haben wir den OP jeden Moment offen. Beeil dich, der Heli ist unterwegs!" Und schon hatte sie auch aufgelegt. Und ich keine Zeit zu verlieren. Alles war schon gepackt und ich zog mir nur noch meine Schuhe und Jacke an, schnappte mir Umhängetasche, Autoschlüssel, Handy und den Schlüsselbund - und zog die Türe hinter mir zu. Kurz darauf hastete ich wieder die Treppen hoch. Der Tee wurde in eine Thermoskanne umgekippt und ich schnipste die Lichter aus. Jetzt aber wirklich Beeilung!..
"Der Patient hat viel Blut verloren. OP ist informiert. Anästhesist auch. Chirurg kommt sofort." Gemeinsam mit den Kollegen der Rettungsstelle hastete ich ebenfalls den Flur entlang und warf einen flüchtigen Blick auf den Patienten. Ich hatte gerade so Zeit zum Umziehen gehabt, als sich der Helikopter schon lautstark mit seinem Propeller angekündigt hatte. Der Mann vor mir auf der Trage sah wirklich schlimm aus, aber mit einem wunderschönen Gesicht, das erkannte man sofort. Nun ja, mit der unerotischen Halskrause sah es etwas gedrungen aus, aber man gewöhnte sich schnell daran solch einen Anblick zu ignorieren. Frisch angeschossen sah wohl keiner sonderlich gut aus und dafür wirkte er wirklich wie ein Prince Charming. Und Ella hatte Recht gehabt. Er sah einer Spielefigur aus einem Egoshooterspiel wirklich verdammt ähnlich. Wie kam man nur zu SO einem Job? Wo man praktisch mit einem Bein im Grab stand und wahrscheinlich täglich tote Menschen sah. Wobei...Ich war spezialisiert auf Anästhesie und Intensivmedizin. Und Intensivstation hieß nicht zum Spaß so...Aber dieser Mann hier würde durchkommen, das hatte ich im Gefühl. Während die letzten Vorbereitungen für den OP getroffen wurden, zogen die Arzthelferinnen ihm die Kleidung aus und ich kümmerte mich um die bevorstehende Narkose. "Wie alt?" "Männlich...20...30...maximal...nein, noch keine 40!" *mein Alter also...*, ging mir durch den Kopf und ich wagte nochmals einen ängstlichen Blick zu ihm. Ohne die Weste sah man das Blut noch besser und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Kinder...Schwangere...ältere Leute...Menschen die offensichtlich für andere gekämpft hatten...einige Schicksale gingen einem ans Herz. Aber wir waren nicht hier um zu trauern, sondern um zu helfen und zu retten. Und noch war ja noch nichts verloren. "Junger Mann, verstanden.", wiederholte ich und wartete auf weitere Anweisungen. Ich bekam das ungefähre Gewicht und die Blutkonserven trafen ein. "Er hat eine weit verbreitete." *Na Gott sei Dank...*
Es wurde nun Zeit die Narkose einzuleiten und ich begab mich zu dem Patienten. Er hatte bereits eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht und der Katheter war gelegt worden. Ich ging zu den elektronischen Gerätschaften und startete die zufuhr der Medikamente etc., stellte alles auf den Patienten ein. "Es kann losgehen!", informierte ich das Chirurgenteam, welches ebenfalls schon bereit war und nickte, als sich unter mir plötzlich etwas bewegte. Die Augen flackerten und legte meine behandschuhte Hand behutsam an die Wange des Mannes. "Alles wird gut. Sie werden jetzt tief und fest schlafen. Wir kümmern uns um sie. Schlafen sie einfach ein..." Wahrscheinlich hatte das Brennen im Arm die Lebensgeister in ihm nochmals geweckt. Jedenfalls fielen seine Augen wieder zu und ich nickte dieses mal. Jetzt konnte ich persönlich nichts mehr für ihn tun. Stattdessen wechselte ich die Handschuhe und trug Daten am Computer ein.

"Dieses Geräusch... was ist das? Es soll aufhören! Mein Kopf brummt. Verdammt warum hört mich denn niemand? Hallo? Sie, können Sie diese Geräusche abstellen?" bat ich eine Person, die in grünen Kleidern herum lief, eine Haube und einen Mundschutz trug. Ich verstand nicht. Wo war ich? Ich wollte meine Hand heben, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Wieso nicht? Was ist hier los?
"Alles ist gut. Beruhigen Sie sich. Sie sind hier in den Besten Händen." sagte eine engelgleiche Stimme. War es jetzt soweit? Werde ich sterben? Nein... da ist jemand. Ich kann ihn nur nicht erkennen. Wieso sieht mich denn niemand an? Ich bin doch wach. Verdammt was ist hier los? Ich versteh das nicht. Wieso sieht mich dieser Engel nicht. Er steht doch direkt hinter mir.
"Hallo? Hören Sie mich?" rief ich erneut, doch ich erhielt keine Antwort. Doch langsam holte mich die Müdigkeit und der Schmerz ein. Meine Augen schlossen sich automatisch und ich fiel in einen tiefen erholsamen Schlaf. Die Stimmen verschwanden und auch dieses nervige Geräusch. Das einzige was blieb, war diese engelsgleiche Stimme, die immer wieder leise flüsterte, dass ich keine Angst haben brauche.

Als ich meine Augen wieder öffnete, war dies ein Krampf. Meine Augen waren verklebt und nur mit mühe, schaffte ich es, etwas zu erkennen. Gerade war jemand in meinem Zimmer? Aber wo? Ich wusste immer noch nicht, wo ich mich befand. Meine Hand konnte ich jedoch endlich heben und sah, dass ein Katheter im Handrücken steckte.Seufzend fuhr ich mir durch mein fettiges Haar, was ich erst jetzt bemerkte und auch diesen ekligen Geschmack, der auf meiner Zunge lag. Ich stank bestimmt und auch so fühlte ich mich miserabel. Meine Brust schmerzte und auch dieser Kopfdruck kam zurück, da meine Augen an das Licht und die Sonne nicht gewohnt waren.
"Hey, wo bin ich." krächzte ich. Mein Hals war staubtrocken und meine Lippen spröde und rissig.
Ich wollte mich erheben, doch auch das schaffte ich nicht. Es war schmerzhaft und strengte mich viel zu sehr an. Ich schrie und ließ mich zurück auf die Matratze fallen.

Es war einiges an Zeit vergangen und aus dem frühen Abend war späte Nacht geworden...Um diese Uhrzeit fanden natürlich keine geplanten Operationen statt und somit war der Aufwachraum, unüberraschenderweise, nahezu leer. Die Protokolle waren zu ende geschrieben worden, die OPs wieder geschlossen. Hoffentlich blieb das auch so...Gerade spät nachts konnte man Notfälle nun wirklich nicht gebrauchen. Wobei, die konnte man nie gebrauchen. Doch wenn man seine berufliche Laufbahn dahingehend eingeschlagen hatte im medizinischen Bereich zu arbeiten, so war man auf Notfälle einfach gefasst. Im Krankenhaus natürlich hundert mal mehr als beispielsweise einer normalen Arztpraxis, spezialisiert auf Dermatologie, Pedologie oder dergleichen. Aber so ging nun einmal jeder seinen ganz eigenen Weg. Mir gefiel es hier im Krankenhaus und ich bevorzugte den Dienst im Aufwachraum, auf der Intensivstation oder dergleichen. Es war schöner direkt am Patienten zu arbeiten, als im Operationssaal zu sitzen. Wobei ich aktuell nicht viel zu tun hatte. bereuen tat ich das jetzt allerdings nicht so. Um 2 mussten hier nicht unbedingt die Hottentotten los sein. Im Aufwachraum allerdings...nun ja, sagen wir es so: waren die wenigsten wirklich schon wach. Doch wenn man bekanntlich vom Teufel sprach...
Bis eben waren nur meine Schritte, sowie das Piepen der Gerätschaften zu hören gewesen, als plötzlich eine weitere Stimme mitmischte. Ein komischer Instinkt sagte mir sogleich die Richtung und erschrocken drehte ich mich um, hatte ich bis eben noch die freien Betten wieder hergerichtet. Schnellen Schrittes eilte ich in den unglaublich erotischen Krankenhauslatschen zu meinem Patienten und drückte ihn sanft wieder auf die Liege - nachdem ich mir Handschuhe angezogen hatte. Dieser hatte sich jedoch schon ganz alleine wieder zur Ruhe gelegt und ohne zu überlegen erhöhte ich instinktiv die Schmerzmitteldosis. "Guten Abend junger Mann. Sie brauchen keine Angst zu haben, alles ist gut. Ich wiederhole: alles ist gut." Besonders bei Notfällen kam es öfter vor, dass sie beim erwachsen aus der Narkose verwirrt, verängstigt oder aggressiv-panisch waren. So sprach ich besänftigend, aber doch mit fester, kräftiger Stimme auf ihn ein und ließ meine Hand dort, hatte jedoch allen Druck weggenommen. "Ich erhöhe die Schmerzmitteldosis, es wird gleich besser!" Ich wartete darauf, dass sich der Körper unter meiner Hand wieder etwas entspannte, strich mit den Zeigfinger beruhigend hin und her. "Alles ist gut, es wird gleich besser." Schnell merkte man als Krankenpfleger, dass man sich viel wiederholte. Sehr viel. Aber das Gehirn funktionierte in diesem Zustand nun einmal etwas anders und verarbeitete langsamer, sowie eingeschränkt. "Sie befinden sich im Krankenhaus im Stockholm. Es ist alles gut, die OP ist gut verlaufen." Zu 100 Prozent außer Lebensgefahr war er jedoch nicht. Er hatte enorm viel Blut verloren und es war keine allzu einfache Operation gewesen, doch er war wieder wach. Und das an sich war schon immer ein Erfolg und der erste Schritt in Richtung Regeneration.
Es schmerzte mir selbst sein angestrengtes, verkrampftes Gesicht zu sehen und ich ließ einmal um das Bett herum, legte wie vorhin im OP meine Hände an seine Wangen - dieses mal beide. Auch hier ließ ich die Fingerspitzen behutsam über die Haut gleiten. Das wir solche "Behandlungen" machen sollten oder konnte, das stand natürlich nirgendwo festgeschrieben. Fremde Menschen unaufgefordert anzufassen war natürlich immer so eine Sache, doch in einem Krankenhaus war das eher weniger ein Problem, zumal die meisten Patienten noch ziemlich zugedröhnt von dem Narkosemittel waren. Aber auch nicht jeder Patient wurde zu einem mehr oder weniger persönlichen Fall für mich. Mit diesem hier war es von Anfang an anders. Stets hatte ich Menschen bewundert die anderen halfen. Es waren die Helden des Alltags, die mich wirklich faszinierten. Keine fiktiven Personen mit Superkräften, sondern genau Menschen wie er. Auch so war ich ja an meinen Beruf gelangt. Ich konnte keine Menschen beschützen, ich konnte nicht verhindern, dass schlimme Dinge geschahen, doch ich half diese zu richten und schlimmeres zu verhindern. Ich war kein Ersthelfer, aber dennoch ein wichtiger Teil und das machte mich stolz. Und in meinen Augen gehörte mehr zu einem medizinischen Personal, als nur simples Fachwissen. Ziemlich ausgekühlt kamen die Patienten aus dem OP, hoffentlich empfand er meine warmen Hände als angenehm, doch eigentlich dachte ich in dem Moment nicht nach. "Alles ist gut. Sie sind angeschossen worden. Wir haben die Blutungen gestillt und die Kugeln entfernt. Jetzt wird alles gut." Kreisend bewegten sich meine Finger auf seiner Haut, die teilweise noch voll Blut war. "Sollen wir jemanden für sich benachrichtigen? Ihre Partnerin? Ihre Familie?" Meine Stimme war sanfter geworden. "Wird der Schmerz besser? Alles ist gut, Bleiben Sie schön liegen."

Da! Schon wieder, diese engelsgleiche Stimme. Verfolgte Sie mich? Wenn ja, dass lebe ich wohl nur, weil er mein Schutzengel war. Würde er nun verschwinden und ihn alleine lassen? Hoffentlich nicht.
Langsam beruhigte sich mein Körper und auch das Schmerzmittel, was mir jemand gespritzt hatte, schien endlich Wirkung zu zeigen. Meine Augen gewöhnten sich immer mehr an ihre neue Umgebung.
Erst jetzt begriff ich, dass es kein Engel war, sondern ein Pfleger, der so eine sanfte, beruhigende Stimme hatte und meinen Körper und innerstes so beruhigte, dass ich mich nicht aus dem Bett rollte und die halbe
Einrichtung demolierte.
Langsam hob ich eine meiner Hände und legte diese auf seine. Sie waren weich und rochen nach Desinfektionsmittel. So wie man sich einen Pfleger im Krankenhaus vorstellte. Er erklärte mir auch, dass ich operiert wurde,
dass ich Schusswunden in der Brust hatte und ich nun auf dem Weg der Besserung war.
"Ich weiß nicht mehr, was passiert ist." gestand ich und hielt einfach seine Hand. Es war irgendwie auch so eine beruhigende Geste. Als ich meine andere Hand hob, sah ich etwas Blut unter den Nägeln und um die Fingerkuppe.
Wahrscheinlich meins... oder?
"Ich hab Durst." gestand ich und hoffte, dass ich schon was trinken durfte. Mein Hals war sehr trocken und meine Lippen waren spröde.
"Wie heißen Sie?" fragte ich.
"Waren Sie die ganze Zeit bei mir?" hackte ich nach. Ab und zu hustete ich dabei. Es viel mir immer noch etwas schwer zu Reden.
"Wie spät ist es?" fragte ich, nachdem ich etwas Wasser aus einem Glas mit Strohalm trinken durfte. In diesem schneeweißen Raum, mit 3 Fenstern, ein paar freien Bettplätzen und den ganzen Geräten, verlor man wahrscheinlich die Zeit
und die Orientierung. Ich zumindest habe diese. Ich weiß nicht welcher Wochentag ist, wie spät es ist und was genau passiert ist.
"Wann werde ich verlegt?" fragte ich weiter. Fragen gingen mir nie aus. Lag wahrscheinlich an meiner Ausbildung.

"Ah!" Leicht erschrocken zuckte ich zusammen, als der Mann vor mir seine, vom OP noch kalten, Hände auf meine Handrücken legte, doch ich ließ ihn sofort ohne Umschweife vollends gewährend und sich an meinen wärmen und Halt suchen. "Ich bringe wohl besser zeitnah eine zweite Decke aus dem Wärmeschrank...", murmelte ich, jedoch wohl etwas mehr zu mir selbst, als zu dem Angeschossenen im Bett. "Das ist nicht so schlimm, ihre Erinnerungen werden wiederkommen, umso mehr das Schmerzmittel nachlässt." Es lag in den allermeisten Fällen natürlich wirklich am Bewusstseinsbenebelnden Narkosemittel welches verabreicht wurde, gemixt mit starken Schmerzmitteln. Doch es kam häufiger vor, dass Erinnerungen an das Geschehene nicht ganz so schnell zurückkamen mit dem Abbau der Stoffe. Zu vergessen, beziehungsweise natürlich zu verdrängen, war eine natürliche Schutzfunktion des Körpers. So wie schlimme Kindheitserinnerungen in Vergessenheit gerieten, damit das Gehirn eine Chance hatte sich überhaupt weiterzuentwickeln. Obwohl das natürlich trotzdem nicht hieß, dass es wirklich vergessen war und somit nie passiert. Nein, ganz im Gegenteil, es war immer noch tief gespeichert und konnte bei der Freilegung einiges an Schaden anrichten.
Darüber so nachdenkend fiel mir ein, was ich vorhin auf dem Flur aufgeschnappt hatte, beim Gang zur Toilette. "Sah doch von Anfang an ausweglos aus...er hat zumindest gekämpft..." Natürlich wusste ich nicht, ob es jemand aus seiner Einheit gewesen wäre, geschweige denn jemand den er näher konnte oder mochte, doch selbst wenn er keinen Todesfall bei seiner Gruppe zu bemängeln hatte, so würde doch die Erinnerung an das Geschene genug anrichten. Wobei, so etwas machte er sicherlich jeden Tag durch...
Ich war kurz in meinen Gedanken damit gefangen was er wohl schon alles in seinem Beruf erlebt hatte, als mich seine Stimme aus den Gedanken riss und sie zerfetzte. Noch während er weiterredete hatte ich mich entfernt. Nicht weit natürlich. Wir nahmen bevorzugt die Betten in Nähe der Tür, dort wo auch ein kleines Wägelchen mit Krimskrams stand, sowie Becher, Strohhalme und Wasser. Gerade wollte ich auf die erste Frage bezüglich meines Namens antworten und hatte schon die beiden Buchstaben "Lu-" hervorgebracht, als er auch schon "munter" weiterplapperte und Frage 2 und 3 prompt folgten. Wobei munter nun wirklich etwas relativ in seinem Zustand war. "Bitte sprechen Sie nicht so viel!", wies ich ihn besorgt und mit spürbar hörbaren, strengen Unterton an und brachte ihm den weißen Plastikbecher mit dem stillen Getränk. Ich organisierte mir ein paar Zentimeterchen an seiner Bettkante und platzierte mein schmales Gesäß auf der Matratze. "Ich bin Herr Ludkahamsson und es müsste..." Ich drehte meinen blonden Schopf zu der Uhr, welche über der Tür angenagelt war. "Kurz vor 3 Uhr. Morgens." Allein der Gedanke daran brachte mich zum Gähnen mit einem höfflichen "Entschuldigung", hielt ich mir die Hand vor den Mund während ich großzügig gähnte.
Eindeutig stutzig sah ich ihn sprachlos an. Die ganze Zeit? Wie kam er...? Und warum...? Und...? Was?! Kurz sammelte ich mich, schüttelte den Kopf und setzte dann ein kleines Lächeln auf. Unterdessen drehte ich den Kopf wieder zu ihm, sodass ich in seine Augen schauen konnte. "Wie heißen Sie denn erst einmal? Und nun ja, ich bin dazugekommen als der Heli-Helikopter-", verbesserte ich schnell meinen Jargon, "sie hierhergebracht hat. Den Saal habe ich zwischendurch allerdings verlassen, kam dann am Ende nochmals hierher. Und joa...jetzt bin ich hier!" "Verlegt" war das Stichwort. Aufgewacht hatte er im Aufwachraum nicht mehr allzu viel zu suchen. "Also eigentlich sollte ich sie sehr zeitnah auf die Intensivstation verlegen können, schließlich sind wir hier im Aufwachraum."

Wenige Stunden später lag ich nun wirklich auf der Intensivstation. Ich war wach und konnte auch eigenständig trinken. Mir war jedoch ein wenig Langweilig. Hier gab es nichts und ich war froh, ein Einzelzimmer bekommen zu haben, denn ich wollte nicht neben einen halb Toten liegen. Ich lehnte meinen Kopf zurück und dachte an den hübschen jungen Mann. War er ein Pfleger, oder doch schon ein Arzt? Ich wusste es nicht, dennoch war er da. Die ganze Zeit. Er war mein Engel, der mich durch die Operation begleitet hat. Gott, wie konnte ich ihn dafür jemals danken?
Als eine Schwester in mein Zimmer kam, meine Werte kontrollierte und neues Wasser hinstellte, sah sie mich skeptisch an.
"Ist alles in Ordnung?" fragte sie und drückte ihr Brett an die Brust.
"Mir ist ein bisschen langweilig. Könnte ich eine Zeitung oder ein Buch bekommen? Etwas zu Essen wäre auch schön. Ist der junge Mann schon da? Er ... heißt Lu...dkahamsson.. glaube ich. Ich würde ihn gerne mal sprechen." gestand ich der jungen Frau.
"Mein Kollege ist noch nicht da, aber ich werde ihm bescheid geben. Ich schau mal, was ich gegen die Langeweile tun kann und ich werde auch mal nachhaken, ob sie auf der Intensiv bleiben müssen. Sie sehen wieder besser aus und ihre Werte sind auch stabil. Der Arzt kommt bald, wegen der Visite." erklärte sie und verschwand dann, kam jedoch wenige Minuten später und hatte ein paar Zeitschriften, ein paar Bücher und eine Tageszeitung, dabei. Ich bedankte mich mit einem Lächeln und las erst einmal in der Zeitung. Ich suchte nach einem Artikel, wo etwas von einem Terroranschlag stand, den ich auch promt fand. Ich las, dass all meine Freunde, meine Kameraden tot waren. 120 Tote, darunter eine ganze Einheit von Polizisten, vielen Zivilisten und auch Terroristen, waren dabei. Ich fuhr mir über das Gesicht und war geschockt. Ich legte die Zeitung weg und las in ein paar Männerzeitschriften. Die GQ, Men's Healths und eine Autozeitschrift.
Die Stunden vergehen, ich durfte auch eine Kleinigkeit Essen, durfte aber die Intensiv erst Morgen verlassen. Als es Abends wurde, hatte ich ein bisschen geschlafen und wurde wach, als jemand in meinem Zimmer war.
"Mein Engel~" flüsterte ich und streckte meine Hand nach dieser Person aus und ergriff ihn an seiner Arbeitskleidung. Als meine Sicht klarer wurde, erkannte ich ihn. Ludkahamsson. Ich schluckte stark und richtete mich dann etwas auf, nahm aber nicht meine Hand weg. Scheiße, Hab ich was dummes gesagt? Bestimmt!

Der Rest der Nacht verlief...nun ja...bescheiden...Es hatte zwar eine Weile gedauert, noch nach und nach wurden die Ausmaße klar, unter den Kollegen wurde getuschelt, sich unterhalten und ich konnte beim besten Willen nicht ein paar Tränen verkneifen. Warum nur taten Menschen solche Grausamkeiten? Entgegen den Empfehlungen der anderen war ich im Krankenhaus geblieben. Einerseits natürlich um den andren unter die Arme zu greifen, mich zu kümmern etc. aber auch, weil es mir ehrlich gesagt Sorgen machte, was mich draußen erwartete. Ja, ja ich war ein Schisser, ein Angsthase, ein Kneifer. Aber zumindest nach so kurzer Zeit wollte ich nicht sofort wieder auf die Straßen gehen. Und ganz so schlimm waren die Betten in den Personalzimmern nun wirklich nicht - zumal wenn man wirklich müde war, man nichts bequemeres fand. Und nachdem ich noch andere Patienten behandelt hatte, war ich nach einem kurzen Kontrollblick "MEINES" Patienten endgültig ins Bett gegangen. Ob dieser wusste wie es um die Stadt da draußen stand? Und seine Kameraden? Es hatte mich eine Weile wach gehalten, aber im Endeffekt nicht allzu lange.
Als ich wach wurde, wusste ich nicht wie spät es war. Ich grabbelte schlaftrunken nach meinem Handy, kniff dann erst einmal mit einem Laut der Beschwerde die Augen zu. Das Zimmer hatte keine Fenster, es sollte immer dunkel sein, so wie es sich für einen erholsamen Schlaf erholte. Mittag...Gut, dann habe ich ja noch ein paar Stunden Zeit vor Dienstbeginn...Die wenigsten gingen nach einem Nachtdienst sofort wieder arbeiten, doch ich brauchte das Geld. Auto, Wohnung, Lebensunterhalt...Das Hauptstadtleben war teuer und ich war nur Krankenpfleger, leider kein Arzt. So wie mein Partner. "Komisch...er hat sich gestern gar nicht mehr gemeldet...", murmelte ich, als aus der Ecke ein brummiges "Ruhe!" kam. Ups, stimmte ja, ich war im Gemeinschaftsraum, nicht bei mir zuhause. "Sorry...", murmelte ich, stellte die Helligkeit dunkler und scrollte schließlich durch meine Sozialen Netzwerke, meine täglich Morgenroutine, oder besser gesagt Aufwachroutine. Anschließend stattete ich den Duschen einen Besuch ab - getrennte Einzelkabinen in einem, erneut, Gemeinschaftsraum. Aber wir waren nicht viele Männer. Ja, es gab mehr männliche Ärzte und Chirurgen als Frauen, doch es gab weniger Ärtze als Pflegepersonal - und das war Minimum 90 Prozent weiblicher Besetzung. Minimum!...
Frisch geduscht und in der Cafeteria gestärkt blieben mir noch 20-40 Minuten zu meinem Dienstbeginn. Das Tablett wegbringend kam mir unweigerlich der große Bildschirm ins Blickfeld, voll mit Werbung, Wetter, Events...und natürlich den aktuellen Nachrichten. Bilder flackerten vorbei. Genauso eine Uniform hat er auch getragen...Er...wie hieß er überhaupt´? Ich hatte letzte Nacht gar keine Antwort darauf bekommen...Rasch wischte ich mir die Hände ab, schnappte die angefangene Wasserflasche und nahm den Aufzug zurück zur Intensivstation. Zimmer 007...Ich musste etwas schmunzeln, klopfte an...und fand ihn schlafend vor. Die Medikamente wirkten also noch zuverlässig! Ich checkte die Akte, aktualisierte alles und machte mich dann woanders nützlich...Als ich jedoch wieder zu ihm kam, es war Abend geworden, stellte ich fest, dass der Gute immer noch schlaf. "Hmmm, so sehr sollte das Dormicum aber nicht reinhauen!...", murmelte ich bei mir selbst, lief um das Bett herum und machte mich an der Medikamentenzufuhr zu schaffen, als mich etwas am Arm packte. Stumm zuckte ich zusammen - heftig - hatte mir fast auf die Zunge gebissen. "Oh Gott!"
Sogleich drehte ich mich um und erkannte, dass es natürlich nur der Mann neben mir war. Wehleidig sah ich zu ihm und löste seine Hand von meinem blauen Oberteil, ergriff sie stattdessen vorsichtig mit meiner, da ein Katheter in ihr steckte. "Oh, das tut mir leid, ich wollte sie nicht wecken...Haben Sie schön von Engeln geträumt?" Liebevoll lächelte ich ihn an, sah direkt und tief in seine Augen. Mit diesen himmelswesen war ich geradezu aufgewachsen. Also mit Geschichten von ihnen natürlich. Als Christ wusste ich nahezu alles über die Helfer Gottes und jeder stellte sie sich wunderschön, sanft...und natürlich einfach göttlich vor.

"Ähm... Ja. War schon ein schöner Traum." sagte ich und weichte seinem Blick aus. Mit der anderen Hand fuhr ich durch mein Haar.
"Ich hab die Neuigkeiten schon gehört. Ich bin wohl der einzige Überlebender... Ich konnte meine Kameraden nicht retten und nun liege ich hier und bin am Leben. Ich hab wirklich nicht damit gerechnet, als wir den Auftrag bekommen haben, dass alle drauf gehen würden. Zum Glück sind diese miesen Schweine ebenfalls tot!" es wühlte mich ein wenig auf. Natürlich habe ich mich nicht mit allen Verstanden und dennoch waren wir ein Team. Es war Arbeit. Ich komm noch immer noch darauf klar, dass wir so versagt haben.
"Ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Eric Zelmerlöw." sagte ich und drückte seine Hand leicht und machte ihm Platz auf dem Krankenhausbett. Ich schmunzelte leicht und hoffte, dass ich einigermaßen vorzeigbar aussah.
"Und Sie sind mein Krankenpfleger? Wie ist denn mein Zustand? Eigentlich fühle ich mich ganz gut. Ab und zu bin ich noch schläfrig und meine OP-Wunde schmerzt ein bisschen, aber das ist ja normal. Ich wurde schon öfters Operiert. Die Ausbildung eines Polizisten, ist verdammt hart." sagte ich und schmunzelte ihn an.
"Wieso sind Sie kein Arzt geworden? Sie haben das Zeug dazu. So fürsorglich und liebevoll, wie Sie mit ihren Patienten umgehen, dass ist vorbildlich. Und Ihre Hände, die sind so zart, als Chirurg bestimmt sehr tauglich." sagte ich und spielte ein bisschen mit seinen Fingern. Verdammt, er hat wirklich verdammt weiche Hände, obwohl sie immer vom Nutzen von Desinfektionsmittel ausgesetzt waren. Ob er sonst, am Körper so weich war? Ich würde er gerne herausfinden.
"Haben Sie jemanden in ihrem Leben?" fragte ich neugierig nach. Wahrscheinlich. Entweder ein hübsches süßes Mädchen oder ... was bestimmt unwahrscheinlich war, einen starken Freund. Wenn er noch Single war, konnte ich es nicht verstehen. So ein hübscher Engel, Solo.
"Aso... Behandelt er Sie denn gut?" fragte ich nach. Hoffentlich nicht. Gott... was denke ich denn da? Ja, ich hatte seit der Schule keine Beziehung mehr gehabt. Die Ausbildung fraß meine Zeit und danach war ich nur auf den Job fixiert. Aber jetzt war ich Verletzt, danach Beurlaubt, bis alles geregelt war. Das würde schon einige Monate in Anspruch nehmen.

Mein Lächeln wich sofort dahin, als der Mann vor mir offenbarte, dass die unguten, nein, die schrecklichen, Nachrichten schon bei ihm angekommen waren. Wie sollte es auch anders sein? Ein Blick auf seinen -nicht mehr ganz so sterilen - Nachttisch verriet mir sofort, dass er über alles so genau informiert zu wiesen schien, wie die Zeitung preis gab. Wobei das natürlich von Verlag zu Verlag manchmal schwankte, im Allgemeinen waren sie sich ja ziemlich ähnlich bei solchen Artikeln. "Es...ist nicht ihre Schuld...", murmelte ich, dachte an den Morgen. Den Morgen, wo ich hätte nach Hause gehen können, aber feige ich war hiergeblieben bin..."Sie haben trotzdem schon mehr Leben gerettet und mehr riskiert, als manche Menschen mit 5 Leben nicht könnten...oder mehr..." *Ich zum Beispiel...*, dachte ich mir dann im Stillen und zeigte wieder ein minimales Lächeln. "Eric...schöner Name. Schön kurz!" Ich gab einen leicht freudigen Laut von mir. Ich mochte etwas kürzere Namen, ganz so wie mein eigener es war, und dazu dann einen langen Nachnamen.
Auf seine Einladung hin mich mit auf das Bett zu setzen zögerte ich nur kurz, ehe ich mich neben ihn platzierte, weiterhin Kontakt mit seinen Händen habend. "Nun ja, mehr oder weniger." Ich lächelte es bisschen gequält. "Wir werden Patienten nicht so einfach zugeteilt, jeder kümmert sich ein bisschen um alle, wobei natürlich es regelmäßig vorkommt, dass man sich vor allem um 2,3 Patienten hauptsächlich kümmert. Das erleichtert die Zusammenarbeit, einer oder auch eben mal zwei Leute wissen dann genau wie der Patient tickt und wie es ihm geht. Und der Patient muss sich auch nicht auf so viele lassen. Und äh...nun ja...die etwas unliebsamen Patienten, darum streitet sich natürlich niemand...die nehmen viele Wechsel mit..." Eigentlich stand es mir gar nicht zu, so frei über meinen Job zu reden, doch irgendwie kamen die Worte einfach aus mir heraus. Natürlich war das auch, weil ich ein gewisses Vertrauen zu dem Patienten vor mir hatte, auch wenn das wahrscheinlich mehr als nur sehr naiv war.
"Machen sie sich darum mal keine Sorgen, das ist ganz normal. Solange sie auch wirklich die geforderte Ruhe und Regenerationszeit einhalten sollte alles gut gehen. Sie wirklich unglaublich zäh, in ein, zwei Tagen sollten wir sie verlegt haben!", eröffnete ich dem Schweden, als er auch schon weiterredete. "Ich Arzt?!" Nervös lachte ich und versteifte mich leicht. "Oh nein nein nein nein. Ärzte sind hoch angesehene Männer. Sie kommen aus gutem Hause und sind voller Selbstvertrauen, Ehrgeiz, Mut und Tatendrang. Und sie sind unglaublich intelligent. All das bin ich doch gar nicht." Das ich mal hatte studieren wollen, das erzählte ich ihm nicht. Ich hatte von allen Seiten nur Kontra bekommen, nur Absagen und "nett" gemeinte Ratschläge ich solle es bleiben lassen. Nicht zuletzt kamen diese vor allem von einer ganz bestimmten, mir nahestehenden Person mit Chefarztgehalt..."Es ist schon alles gut so wie es ist, Gott hat schon den richtigen Weg für mich gefunden.", hängte ich noch hinten dran, hätte mich aber schon im nächsten Moment dafür schlagen können. Für viele Leute die nicht wie ich gläubig waren, gingen solche Sätze natürlich gar nicht. Man wirkte dann wie ein dämlicher Irrer, gehirngewaschen durch solch eine Erziehung und fremdbestimmt, besessen von einem Wesen, was es wahrscheinlich nicht einmal gab.
Es war mir zutiefst unangenehm und Schweigen machte sich breit, als er anfing meine Hände zu bespielen. Ganz vorsichtig, ohne eigennützige Gedanke oder schmerzvollem Kratzen und Zudrücken strich er über sie, die Fingerknöchel, den Handrücken, die gepflegten kurzen Nägel. Er versetzte mich in eine kleine Trance damit, normalerweise bestand der Umgang mit meinen Händen - wenn sie überhaupt berührt wurden - aus Beißen oder Kratzen, einfach weil es IHM Spaß machte. Oder er drückte sie fest um mich festzuhalten und beispielsweise am Gehen zu hindern. Oder er schlug darauf, wenn er sie zu fassen bekam, weil ich wieder einmal Kaffee verschüttet hatte, etwas fallen gelassen oder dergleichen....Nicht aber der Mann vor mir. Nein, es war ein regelrechtes Streicheln und reglos ließ ich ihn machen, ließ das wohlige Kribbeln durch meine Hände, Arme und schließlich den Rücken hinunter wandern. Er lenkte mich damit dermaßen ab, dass ich fast seine Frage überhört hatte und erst antworten wollte, als auch schon die zweite Frage hinterher geschossen kam. Erneutes Verkrampfen meiner Muskeln. "W-Woher?!" Rote Flecken der Peinlichkeit bedeckten mein Gesicht. Sicherlich waren wir in unser Gesellschaft so weit, dass einem nicht mehr sonst etwas angetan wurde, nur weil man das gleiche Geschlecht liebte, aber es war mit Sicherheit noch nicht die Norm. WIE also konnte er wissen, dass es ein ER war?! "Eh-ehm-also..." Ich konnte die Maske der Professionalität nicht mehr aufrecht erhalten und drehte mich weg, zog meine Hand ebenfalls aus seiner. "Das ist jetzt glaube ich etwas privat, entschuldigen Sie..." Langsam erhob ich mich wieder vom Bett, sah ihn betroffen nicht noch einmal an. *Behandelt er sie denn gut...* Ein Wunder Punkt war getroffen wurde, in doppelter Hinsicht. Wer war er, dass er mir ansah, dass ich schwul war? Und obendrein noch in so einer verlaufenden Beziehung?

"Herr Ludkahamsson! Warten Sie!" rief ich ihm hinterher und streckte meine Hand nach seinem Rücken aus, doch da war er schon durch die Tür verschwunden. Geflüchtet. Wovor? Vor meiner Vermutung, dass er Schwul sein könnte? Oder es ist? Was ist daran denn so schlimm? Denkt er, ich habe Vorurteile, gegen Liebe zwischen Männer? Verdammt! Ich rutschte aus dem Bett und testete, ob meine Beine mich trugen würden. Ich umrundete das Bett im Schneckentempo und holte die Haltestange, mit der Infusion und anderen Beuteln, die man da so dran hängen konnte. Wieder im Schneckentempo, lief ich ihm hinterher. Vor meiner Tür, auf der Intensivstation, suchte ich den Flur nach dem hübschen jungen Pfleger ab. Ich entschied mich, die linke Seite abzusuchen. Ich lief Schritt für Schritt, immer ein Fuß vor dem anderen, bis ich die Schwesterstation erreichte und ihn dort fand.
"Herr Ludkahamsson! Wieso sind Sie weggelaufen?" fragte ich und hielt mich an der Stange fest.
"Es war nicht so gemeint. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Themen angeschnitten habe, die mich nichts angehen. Ich.. wollte mich nur bei Ihnen entschuldigen." sagte ich, da es nicht angebracht war, vor den anderen Personen bei der Info über Privates zu Reden. Ich schlich also langsam wieder zurück zu meinem Zimmer. Natürlich half er mir und rügte mich auch dafür, dass ich so unvorsichtig gehandelt habe.
"Mir war es wichtiger, mich bei Ihnen zu entschuldigen. Ich weiß, dass es schwer ist, offen dazu zu stehen. Ich wurde deswegen, sehr viel und heftig in meiner Polizeiausbildung gemobbt. Ich werde Sie nicht verraten." sagte ich und schmunzelte ihn an.
"Ich versteh, wieso sie kein Singel mehr sind." gestand ich und hielt vor meiner Tür an. Sanft legte ich meine Hand, an der, der Katheter befestigt war, an seine Wange und strich sanft über die weiche Haut. Ich lächelte ihn an und trat dann wieder zu meinem Bett. Die Anstrengung war wirklich zu viel und ich fiel schwerfällig und müde ins Bett. Natürlich bemerkte ich erst jetzt, dass ich dieses bescheuerte Krankenhaushemd trug, wo man hinten alles sehen konnte. Was für eine Peinliche Aktion!
Dennoch schmunzelte ich und wagte einen Blick aus dem Fenster. Es schien die Sonne und ein laues Lüftchen ließ die Baumkronen erzittern.

Schnell war ich geflüchtet, fand ich schließlich ganz von alleine beim Schwesternzimmer wieder. Alte Gewohnheiten wahrscheinlich. Mein Hals war irgendwie trocken und kratzig und instinktiv griff ich nach dem vor mir stehenden Glas Wasser - ungeachtet der Tatsache, dass es wahrscheinlich jemanden gehörte. Wer ließ schon ein unbenutztes Glas hier einfach so stehen?! Zum Glück wurde dann auch schon kurz danach meine Hilfe angefordert. "Frey?" Den Kopf drehend entdeckte ich eine meiner Kolleginnen, ebenfalls in meinem Alter und eine wirklich nette. Erleichtert seufzte ich, stellte den Becher vor mir ab und gesellte mich zu ihr. Gerade war sie dabei, mir eine der Krankenakten zu erklären, als ungebetener Besuch angekrochen kam. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Vor lauter Schreck wäre mir fast die rote Akte aus der Hand gerutscht und ich stürzte in meinen weiß-schwarzen Turnschuhen vor zu ihm, packte ihn am Arm, wenn auch auf meine Art vorsichtig. "Wer-?!", hakte die Krankenschwester neben mir verständlicherweise nach, doch ich war nur auf den Mann vor mir fixiert, sah zu ihm auf - was ein ganze Stück Arbeit war, wenn man bedachte, dass ich einen guten Kopf kleiner war als der andere Schwede. Und es war in der Tat komisch ihm jetzt derart gegenüber zu stehen und jetzt so plötzlich ganz schön das Kinn anheben zu müssen. "Gehen. Sie. Wieder. In. Ihr. Zimmer!" Langsam, aber mit fester Stimme redete ich, ließ mich von der Größe ausnahmsweise nicht beirren, sah direkt in seine hellen Augen mit meinen. Ohne den Krankenschwester im Raum weiteres zu erklären, stiefelte ich gemeinsam mit meinem Patienten zurück in sein Zimmer, wo er hingehörte. *Das kann nicht wahr sein...Er ist doch nicht umsonst unter besonderer Bewachung auf der Intensivstation!!!?* Es wollte mir einfach nicht in den Kopf gehen, warum er ausgerechnet mir hinterhergelaufen war. In seinem Zustand!
Seinem Schmunzeln konnte ich nichts abgewinnen. Mein Herz hatte erst einmal Urlaub, mein Gehirn handelte und sprach für mich. Und das befand da so einige Sachen für nicht in Ordnung, angefangen mit der Aufdeckung meines "Geheimnisses", welches natürlich genauso wenig ein Geheimnis war, wie...Nun, mir fiel kein wirklich passender Vergleich ein, aber als Lover eines Chefarztes war man keine 3 Tage unbekannt. Und ein fester Platz in der Gerüchteküche war einem sicher. Außerdem: sicherlich stand ich auch bei einigen auf der Liste der Personen ,die sie zutiefst verachteten. Und ich selbst, nun ja, ich würde mich nachher für die dreisten Lügen verachten die ich ihm im nächsten Moment auftische. "Ich weiß NICHT wovon Sie reden! Mobbing ist eine grauenvolle Sache, da bin ich total bei ihnen und es gut, dass sie sich daraus gekämpft haben, aber ziehen sie bitte keine Vergleiche mit mir zu ihrer Vergangenheit. Wir haben weniger gemeinsam als Sie vielleicht denken. Außerdem beeinflussen die Medikamente Sie, deshalb lasse ich diesen Fehltritt jetzt kommentarlos durchgehen."
Mittlerweile standen wir auch schon wieder vor seiner Tür, als der junge Mann seine Hand wieder auf meine Hand legte, dieses mal jedoch noch privater - an die Wange. Es beruhigte die Rage in mir ein bisschen und mein Herz begann wieder Mitspracherecht zu verlangen. "Bitte unterlassen Sie das...", murmelte ich aber dann stattdessen nur, den Blick gesenkt und schob seine Hand vorsichtig, aber bestimmt von meinem blassen Gesicht. "Ich bin hier um meine Aufgaben zu erfüllen, nicht für...zwischenmenschlichen Beziehungen..." Die Stimme kam nicht von mir und doch aus meinem Mund, ich hatte einen Sicherheits- und Abwehrmechanismus eingeleitet der mich hoffentlich vor Schlimmeren bewahren würde, wenn mein Herz und die dazugehörigen Gefühle die Oberhand übernahmen.
"Ich werde ihnen mal einen Termin bei unserem hausinternen Psychologen geben. Sie bekommen aber sicherlich auch nochmal einen von ihrer Dienststelle gestellt...." Kurze Stille..."Und bitte bleiben sie so lange in ihrem Zimmer bis WIR sie verlegen. Wenn sie etwas dringendes brauchen nutzen sie den Notknopf...Anderenfalls sind wir gezwungen sie am Bett festzubinden.", erklärte ich ihm emotionslos, aktualisierte wortlos abermals seine Akte, ehe ich sie in dem dafür vorgesehenen Behälter am Fußende des Bettes steckte. Anschließend verabschiedete ich mich wieder mit einem Kopfnicken, sah ihm nochmals in die Augen, ehe ich endgültig zur Tür hinaus ging.