RE: Exit - No Escape - 2

Leif war nicht mal bei 20 angekommen, da vernahm er auch schon eine Stimme, die er jetzt lieber nicht hören wollte. Lysandre... Schlimmer könnte es echt nicht mehr kommen. Inzwischen hatten sie sogar schon Zuschauer. Doch er hatte sich scheinbar geirrt. Lysandre machte sich nicht über ihn lustig, in Gegenteil, er stellte sich ihm sogar zur Seite. Verwirrt und gleichzeitig erleichtert stoppte Leif das zählen und sah zu seinem Schwarm, der nun zwischen ihm und Tom stand. Der war nun selbst völlig irritiert, wollte etwas sagen, fand aber keine passenden Worte und knurrte nur etwas von wegen "Beschissene Schwanzlutscher..." bevor er sich zwischen den Schaulustigen zurück in die Menge bahnte. Hatte Lysandre ihn gerade wirklich verteidigt. "Es tut mir Leid, ich hab wirklich nicht... Also..." Doch, hatte er. Aber das konnte er unmöglich vor ihm zugeben. Das ganze war ihm so furchtbar unangenehm.

Lysandre wusste um seinen Ruf und um seinen hohen sozialen Status, und so verschwand der Mistkerl bald, die Menge sah noch immer zu, aber Lysandre knurrte nur ein tiefes "Habt ihr denn nichts zu tun?", und auch die Menge zog größenteils ab. Der Kleine starrte ihn irritiert an, ehe er eine Entschuldigung stammelte. Lysandre tat sie mit einer Handbewegung und einem Lächeln ab. "Soweit ich weiß, ist einer aus deinem Studiengang sang- und klanglos durch die Prüfungen gerasselt. Ich denke mal, dass er es war, und jetzt will er seinen Frust ablassen, Vollidiot!", schnaubte er. Dann lächelte er Leif zu. "Komm, du kannst dich mit einem Bier revanchieren, was sagst du?", forderte er den Anderen zum gemeinsamen Trinken auf. Er mochte oft kühl und abweisend wirken, konnte aber auch warm und nah sein, je nach dem, was ihm gerade passte und von Vorteil war. Auch wusste er viel über Mitstudenten bescheid. Hatte Leif nicht die Prüfungen mit glatt 1,0 bestanden?

Ein Bier. Schnell nickte Leif und bestellte bei dem Barkeeper zwei Bier, welche er auch gleich bezahlte. Danach drückte er seine abgebrannte Zigarette überflüssigerweise im Aschenbecher aus und rutschte auf seinem Hocker etwas unruhig zurecht. Das Bier wurde ihnen schnell vorgesetzt und geöffnet. "Setz dich doch", bot er Lysandre mit möglichst beherrschter Stimme an. Neben ihm waren noch Plätze frei und er fühlte sich unwohl, wenn nur er saß und Lysandre schräg hinter ihm stand. Dann fragte er überrascht "Tom ist durch die Prüfung gefallen? Das ist mir neu, er kann so gut malen." Dafür beneidete Leif ihn tatsächlich. "Er ist unglaublich begabt darin Farben so aufeinander abzustimmen, dass sie immer harmonisch wirken. Auch wenn der Professor ihm vorher sagt, seine Farbwahl würde zur Disharmonie im Bild führen." Leif lächelte. Über Malerei sprach er gerne.

Hektisch, süß... Lysandre folgte ihm und ließ sich auf einem der Barhocker nieder, dann griff er nach der Bierflasche. Herrlich, kühles Bier, der Alkohol beruhigte ihn. "Ich weiß nur, dass jemand aus deinem Studiengang ziemlich versagt hat, und hab auf ihn geschlossen!" Er schmunzelte. Schön, wie er bei dem Thema aufging. "Oder er hat zwar bestanden, aber du warst besser?", fragte er nach. "Ich bin in solchen Dingen nicht begabt, ich kann nur Anatomieskizzen zeichnen, dass ist nicht sehr künstlerisch." Er musterte unauffällig die zarten Finger des Jungen. Die Haut schien weich, die Finger waren fast schon filigran. Ob das typische Künstlerhände waren?

"Naja so abwegig ist es vielleicht auch nicht. Tom kann zwar gut malen, aber die Theorie lässt er schleifen", gluckste Leif amüsiert. Jetzt wo er darüber nachdachte konnte Lysandre durchaus recht haben. "Macht ihr solche Skizzen im Medizinstudium? Ist bestimmt spannend, also Anatomie. Wir lernen nur Proportionen aufs Papier zu bringen und das ist auch nicht immer einfach. Jeder Körper ist schließlich anders und einzigartig. Ich meine...-" Er brach ab bevor er sich doch wieder verplapperte. Jetzt wo sie hier über Körper sprachen fing sein Kopfkino wieder automatisch an zu arbeiten und das war bei seiner Vorstellungskraft alles andere as vorteilhaft in der Situation. Schnell griff Leif nach seiner Flasche, nahm einen großen Schluck und verzog kaum merklich das Gesicht. Bier war nicht unbedingt sein Fall, aber Lysandre hatte ihn gefragt, deswegen hatte er sich einfach eins mitbestellt.

"Naja dann liegt es wohl daran!" Er lächelte und nickte. "Das stimmt, jeder Mensch hat einen anderen Körperaufbau, im Moment geht es aber um die Zeichnungen von Skelett, Muskeln und Organe!", meinte Lysandre und freute sich, dass sie einen Themenschnittpunkt hatten, so konnte jeder etwas Wissen einfließen lassen. Der Kleine brach jedoch bald wieder ab und Lysandre hätte zu gern gewusst, was er hätte sagen wollen... "Du könntest mir einmal mit meinen Skizzen helfen, wenn du Lust darauf hast?", ergriff er die Initiative. Er wollte ihn näher ergründen, es war amüsant, seine Scheue zu erleben und ihn etwas zu ergründen.

Leif verschluckte sich, hustete und spuckte dabei fast den Inhalt seines Biers über den Tresen. "Wirklich?", platzte es ihm heraus und seine Augen wurden etwas größer. Er musste sich verhört haben. "Meinst du das ernst?" Das war ein Traum, musste es sein. Nichts würde Leif lieber tun als sich mit Lysandre zu verabreden. Für was, das spielte keine Rolle. Aber wenn er ihm helfen konnte und dadurch einen guten Eindruck hinterließ umso besser. "Oh. Verzeih, ich war... bin viel zu aufgedreht. Es ist nur so..." Nein, was sagte er denn hier?! "Der Alkohol", redete Leif sich schnell aus der Affäre und konnte von Glück reden, wenn Lysandre ihm das so abkaufte. "Ich vertrag eigentlich nicht so viel und langsam sollte ich auch aufhören." Sonst verplapperte er sich tatsächlich noch, was absolut fatal wäre.

ok so? :)
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Lachend reichte Lysandre ihm eine Serviette, um das Bier aufzutrocknen. "Hab ich dich erschreckt? Das wollte ich nicht, du musst nicht, wenn du nicht willst!", mimte er den Unwissenden, er ahnte schon längst, was los war. Die Scheu, das Stottern, das genaue Ansehen. Vielleicht war er doch schwul... Er wollte es langsam aus ihm herauskitzeln und da war ein Treffen unter Zeichnern doch ganz gut, außerdem amüsierte ihn die niedliche Art des anderen zutiefst. "Trink lieber ne Limo oder Wasser, dann verdünnst du den Alkohol!", riet er ihm sanft

Alles gut^^
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Peinlich... Dankend nahm Leif die Servierte an und trocknete seine Sauerrei ab. Er hatte wirklich kein gutes Händchen für solche Momente. Es endete meistens in seiner Tollpatschigkeit, weil er überfordert war. Überfordert aber glücklich. Lysandre wollte sich doch tatsächlich mal mit ihm treffen. Das musste doch ein Traum sein. "Das ist eine gute Idee", stimmte er ihm zu und bestellte sich im Anschluss gleich eine Cola. Für heute keinen Alkohol mehr, so viel stand fest. "Was ich eigentlich sagen wollte. Ich würde mich freuen, wenn ich dir helfen kann", gestand Leif dann doch ehrlich. Immerhin war das die Wahrheit. Und wie er sich freute. Wie ein kleines Kind an Weihnachten, mindestens. "Sag mir einfach Bescheid wann es dir passt, ja?" Leif konnte nicht verhindern, dass Vorfreude in seiner Stimme mitschwang. Das würde der beste Tag seines Lebens werden.

Freut mich :)
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Sehr schön, so konnte er ihn mal begreifen und verstehen, was hinter dieser nervösen Person vorging. Lysandre öffnete den Terminkalender seines Handys, er war immer sehr gefragt, da er auch im Unisprecherrat war. "Hast du am Wochenende Zeit? Samstagmorgen? Oder schläfst du lieber aus?", fragte er neugierig und holte einen Stift und Zettel, auf den er seine Adresse und Handynummer schrieb. An der Adresse sah man, dass er in einem noblen Viertel wohnte. Er hoffte, dass das den Jungen nicht abschreckte. "Es wäre echt toll, ich habe so viele Zeichnungen und da wären helfende Hände ganz gut!"

Wochenende also schon. Lange musste Leif nicht nachdenken ob er Zeit hatte. Er hatte schließlich keine Freunde mit denen er am Wochenende abhängen konnte. "Samstagmorgen klingt gut", stimmte er daher ein und verschwieg, dass er zu den Leuten gehörte, die lieber bis Mittag im Bett liegen blieben, oder auch bis Nachmittag, oder gleich bis zum Abend. Manchmal verbrachte er wirklich den ganzen Tag im Bett. Leif nahm den Zettel mit der Adresse entgegen und staunte nicht schlecht. Das lag in einer der vornehmsten Stadtteile. "Da wohnst du?", fragte er verblüfft und sah Lysandre mit großen Augen an. Andererseits wunderte es ihn auch nicht. Jeder wusste aus welcher gesellschaftlichen Schicht Lysandres Eltern kamen. "Ich werde da sein." Damit steckte Leif den Zettel sicher in sein Portmonee, nicht das er sie verlor. Dieser Zettel war mehr wert als alle Scheine, die er in seinem Geldbeutel hatte.

"Klingle ruhig mehrmals, ich höre immer sehr laut Musik, das ist für mich wie eine Therapie, wenn ich lange gelernt habe!", meinte Lysandre und lächelte auf seine Frage. "Naja, ist auch nur ein Haus!" Doch er war stolz drauf. Er liebte Luxus und lebte ihn gerne aus, das war eine der wenigen guten Dinge in seiner Familie. Kurz ging er im Kopf durch, was er noch tun musste, damit Leif sich nicht wieder erschreckte. Definitiv musste ein bestimmtes Zimmer plus die Tür zum Keller zugesperrt werden. Darin befanden sich Dinge, die keiner in dem Haus eines Mannes wie Lysandre erwartet hätte..

Niemals hätte Leif es für möglich gehalten, aber jetzt war es soweit. Er und Lysandre hatten eine Verabredung! Bei ihm Zuhause! Wow... Das war... Mit einem Schlag fühlte Leif sich wieder vollkommen nüchtern. Und er war mehr als glücklich. Soweit war er noch nie gekommen. Er würde es wohl kaum bis Samstag aushalten, die ganze Nacht wie auf Kohlen in seinem Bett herumwälzen und aufgedreht sein Kissen an sich drücken. Es war die erste Nacht seit langem, in der Leif nicht von der Dunkelheit und der Einsamkeit heimgesucht wurde und deshalb nicht einschlafen konnte. Das er heute nicht einschlafen konnte hatte ganz andere Gründe, die ihm diesmal sehr willkommen waren. Morgen würde er Lysandre treffen, alleine! Wenn ihn jetzt einer sehen würde, wie er wie ein verliebtes Teenagermädchen herumsponn, weil sein Traumtyp ihn zu sich nach Hause eingeladen hatte.
Tatsächlich hatte er vielleicht drei bis vier Stunden geschlafen, war viel zu früh wach und stellte sich dann schon mal unter die Dusche. So gründlich wie heute hatte er sich sonst auch nie rasiert und gewaschen. Eigentlich überflüssig, was erwartete er denn? Dennoch war das Bedürfnis da gewesen. Seine Zeichenutensilien packte Leif in eine Stofftasche, um sie später mitzunehmen. Eine Stunde früher dann saß er auch schon im Bus und kaute nervös auf seiner Unterlippe rum. Er war viel zu früh... Vielleicht konnte er sich ja noch bei einem Becker in der Nähe was zu essen holen. Vor Aufregung hatte er nichts frühstücken können. Konnte er beim Becker letztendlich auch nicht und nahm stattdessen einfach eine Tüte mit vier Brötchen mit zu Lysandres Adresse. Vor dem Anwesen angekommen musste Leif erstmal schlucken. Ja, seine Eltern hatten wirklich keine Geldsorgen. Leif ging mit beinahe schlechtem Gewissen den Weg bis zur Haustüre und fühlte sich in diesem Umfeld mehr als nur deplatziert. Eine ältere Dame zwei Häuser weiter hatte ihn auch schon sehr kritisch beäugt, wie er die Straße entlang gelaufen war. Aber jetzt war er endlich hier. Vor ein paar Minuten noch war er total aufgedreht, jetzt aber war er wieder tierisch nervös. Auf dem Schild neben der Klingel las er Lysandre Smith und sein Herz raste. 'Beruhig dich...', versuchte Leif sich einzureden, nahm seinen Mut zusammen und drückte drei mal auf die Klingel.

Lysandre war früh aufgestanden, um sein Appartement abzulaufen und auf "normal" umzuräumen. Dazu gehörte, das Zimmer ganz hinten im Flur abzuschließen, ebenso die Kellertreppe. Wie der Kleine auf ein Zimmer voller Fesseln, Gerten, Eisenringe und etliche Spielzeuge reagiert hätte, wollte er nicht erleben. Er würde Paniken. Kurz grinste der junge Mann. Naja vielleicht noch nicht. Bei dem Anblick seiner zarten Hände hatte er sich diese in Ketten gelegt, ihm ausgeliefert, vorgestellt. Nein, er musste aufhören und seinen Schein bewahren! Lysandre schloss die Tür und hängte den schwarzen Schlüssel an eine Kette um seinen Hals. Dann legte er auf den Glastisch im Wohnbereich Zeichenmaterial und zwei Gläser, daneben Cola, Apfelsaft und Sprudelwasser. Zufrieden nickend ließ er sich auf der dunkelbauen Couch nieder. Er konnte kommen. Als es klingelte, trat er in den Flur und öffnete die Tür mit einem Lächeln. "Hey Leif, komm doch rein!", forderte er auf. "Schuh und Jacke kannst du ablegen, ich habe Fußbodenheizung!"
Das Appartement war offen und sehr modern. Vorherrschend waren weiß und dunkelblau.

Mit angehaltenem Atem wartete Leif darauf, dass ihm geöffnet wurde. Kurz darauf blickte er in Lysandres lächelndes Gesicht und vergaß für einen Moment, dass er langsam wieder mit dem atmen anfangen sollte, wenn er ihm nicht vor der Tür kollabieren wollte. Allerdings war der Anblick des Schwarzhaarigen wortwörtlich einfach atemberaubend. "Hi", erwiderte Leif schnell, setzte ebenfalls ein Lächeln auf und folgte der Einleitung einzutreten. Drinnen ließ er zunächst einen Blick durch die Wohnung schweifen. Dabei fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. "Wahnsinn...", murmelte er ehrfürchtig. So viel Luxus hatte er noch nie gesehen. Und so wie es aussah wohnte Lysandre hier ganz alleine. Leifs Komplete Studentenwohnung war vielleicht halb so groß wie das Wohnzimmer. Bevor ihm noch die Augen aus dem Kopf fielen, zog er sich die Jacke aus, hängte diese mit schlechtem Gewissen neben die anderen an die Garderobe und stellte seine Schuhe auf die Ablage. Jetzt war er tatsächlich hier. Stand mit schwarzen Socken in Lysandres Wohnung. Leif hielt die Tüte vom Bäcker hoch. "Ich hab uns was zum Frühstück mitgebracht. Also, ich wusste nicht... Nur falls du noch nicht gegessen hast", stammelte er etwas hilflos und bekam schon bange hier überhaupt etwas zu essen, was möglicherweise Krümel hinterlassen konnte. Im Nachhinein war es eine ganz blöde Idee. "Oder wir fangen gleich mit den Zeichnungen an. Ich hab meine Sachen mitgebracht", schlug er schnell vor und nahm die Brötchentüte schnell runter.