RE: Exit - No Escape - 6

Schnell schüttelte Leif den Kopf. "Ach was, das geht schon. Ich hab morgen sowieso etwas später meine erste Vorlesung und die ist auch nicht so wichtig", redete er sich aus seiner vorherigen Aussage. Da fragte Lysandre ihn schön und freute sich auf einen lustigen Abend, da konnte er nur wegen der Uni doch nicht absagen. "Was ich damit eigentlich sagen will, also... Ich komm gerne noch mit." Ein nervöses Lächeln legte sich auf seine Lippen und er versuchte nicht ganz so euphorisch zu strahlen, wie sein Inneres es gerne wiedergeben würde.

"Das klingt doch gut!" Er lächelte und sah auf seine Uhr. "Dann gehen wir in das Café und später in die Bar?" Er lächelte zufrieden. Der Junge würde immer öfter mit ihm am Abend zusammen und allein sein. Irgendwann fand sich dann ein guter Augenblick und er war der Seine! Lächelnd warf er sich die Jacke über. "Jetzt habe ich so viel von der Sitzung erzählt. Wie war dein Tag? Neues in der Uni?", fragte er nach und ging in Richtung Stadt

Hoffentlich ging das gut. Leif hatte ein ganz eigenartiges Gefühl, konnte aber auch nicht sagen woher es kam. Sein Blick ging erneut zu dem Fenster der Nachbarsdame. Waren die Vorhänge vorher auch schon alle zugezogen? Ihm war so, dass das nicht der Fall war. Egal. Lysandre fragte ihn auf dem Weg in die Stadt nach seinem Tag. "Nein, es gibt nichts Neues", antwortete Leif und seufzte leise. Er hatte schon immer zu der Sorte Mensch gehört, die nicht viel aus ihrem Leben zu berichten hatten und selbst wenn, er wusste nicht, was er erzählen sollte ohne damit zu langweilen weil die Informationen belanglos waren. Komisch. Dabei gab es genug Typen, die selbst von so banale Dingen wie einkaufen so berichten konnten, dass man meinte sie wären aus einem Spielfilm. Wie oft hatte er andere darum beneidet, dass sie ein so viel interessantes Leben besaßen als er. "Unsere Dozentin kam heute nicht mehr aus ihrem Stuhl raus", berichtete er dann dennoch mit einem belustigten Schmunzeln als er sich an Frau Miller erinnerte, die mit ihrem - freundlich ausgedrückt - sehr voluminösen Hintern dem Stuhl beim aufstehen mit vom Boden gehoben hatte.

Er sah zu ihm. "Du bist zu bescheiden. Bestimmt kannst du was erzählen!" Er lächelte. "Das klingt doch witzig!" Er kicherte leise "Ist die Dozentin denn echt so fett?" Er musterte den hübschen Jungen. Er würde versuchen, ihn abzufüllen und ihn dann zu sich bringen. In seinem Zimmer war er dann gefangen, ihm ausgeliefert und er könnte ihn nach Lust und Laune besitzen- es tst gut sich das vorzustellen!

"Naja, ich sage ungerne das jemand fett ist...", druckste Leif etwas herum, aber es stimmte. Doch, die Miller war wirklich eine beleibte Dame, die man als fett bezeichnen konnte. Die Arme... Betreten sah er zu Boden und dachte an früher. Vor sechs Jahren hatte er auch so ausgesehen, kam es ihm in den Sinn und ihm wurde augeblicklich schlecht, blieb kurz stehen und starrte verkrampft auf das Pflaster vor sich. Er hatte kaum atmen können und auch jetzt fiel es ihm plötzlich schrecklich schwer.

"Naja, aber wie du es beschreibst, scheint es die Wahrheit." Er ging vir und merkte erst nicht, wie er stehen blieb und den Boden anstarrte, erst nach einer weile sah er es. " Was ist los, Leif?" Er näherte sich und legte die Hand auf seine Schulter. "Ist dir nicht gut? Sollen wir zurück ins Haus?"

Die Berührung ließ ihn kurz zusammenzucken, dann aber fing Leif sich wieder und schüttelte den Kopf. "Nein, es geht schon wieder", versicherte er mit einem schmalen Lächeln. Er war noch etwas blass, doch das sollte sich bald wieder legen. Das war jett schon so lange her, er hatte diesen Teil seines Lebens hinter sich gelassen und sollte nicht mehr daran denken. Bevor er es sich anders überlegen konnte fasste Leif Fuß und ging vorweg. Er wusste zwar nicht wohin, aber er wollte auf keinen Fall, dass ihr gemeinsamer Tag wegen eines unbedeutenden Rückfalls seinerseits ins Wasser fiel.

Irritiert sah ihm Lysandre hinterher, dann folgte er ihm und holte auf. "Ich nehme an, du bist ok? Hast ja einen ziemlichen Gang drauf!" Er schmunzelte. Dennoch war er neugierig, was dieses seltsame Verhalten zu bedeuten hatte. Noch hatte er den Schwindel mit den Fotos nicht entdeckt, wenn er herausfand wie instabil er noch war, würde er sofort handeln. "Das Café ist an der Nächsten Ecke gleich rechts!", wies er ihn an und musterte den Jungen. Hübsch war er, und bestimmt auch unter der Kleidumg..

Leif hörte ihm kaum zu, nur die Wortfetzen 'Ecke' und rechts' kamen gegen das Rauschen in seinen Ohren an. Also bog er die nächste Kreuzung rechts ab und erkannte das kleine Schild, welches das Café über dessen Tür ausschilderte. Er ging darauf zu und atmete nochmal durch. 'Jetzt reiß dich mal zusammen, Leif! Du gehst mit dem begehrtesten Typen der ganzen Uni aus und hast nichts besseres zu tun als deiner Vergangenheit nachzuweinen?!' Konnte ja wohl nicht sein. Bevor Lysandre ihn erreichte setzte Leif ein munteres Lächeln auf und hoffte, dass er seinen Schatten für die nächsten Stunden mal vergessen konnte. Ein Blick in diese wunderschönen Augen reichte schon aus ihn auf andere Gedanken zu bringen und sein Herz schneller schlagen zu lassen.

Lysandre folgte ihm versetzt und fragte sich, was der Auslöser dieses seltsamen Verhaltens gewesen war... Er war doch noch fröhlich gewesen, und plötzlich... seltsam. Er folgte ihm in das Café und erwiderte das Lächeln, dass der Kleine ihm zuwarf- er war so süß. Sanft legte er ihm den Arm um die schlanke Hüfte und zog ihn mit zu seinem Stammplatz am Fenster. Von dort hatte man einen wunderschönen Blick über die Straße und den angrenzenden Park. Lysandre beobachtete gerne. Männer und Frauen, die vorbeieilten, telefonierten oder diskutierten. Und er sah sie alle...

Was? Verblüfft folgte Leif Lysandre, der ihm so unerwartet den Arm um die Hüfte gelegt hatte. Selbst als er saß, fragte er sich, was das plötzlich gewesen war. Hatte er etwas verpasst? Er war sich nicht sicher, aber Lysandre war ihm auf einmal näher gekommen, als er damit gerechnet hätte. Und irgendwo verunsicherte ihn diese plötzliche Veränderung. Nachfragen traute er sich auch nicht, dafür knotete er unter dem Tisch seine Finger ineinander und versuchte die Buchstaben auf der Karte zu fixieren, die egal wie oft er sie auch las keine zusammenhängenen Wörter ergeben wollten.

Lysandre lächelte ihm zu. Er hatte ihn wohl verwirrt, interessant aber war, dass er sich nicht dagegen gewehrt hatte. Kein Losreißen oder Protest. Ihm gefiel Lysandre, was der wider rum sehr genoss. Ja. Im Mittelpunkt stehen und umschwärmt werden war toll. Er lächelte weiter während er in der Karte las. " Hast du schon Präferenzen?" Er selbst bestellte sich Cappuchino und einen Muffin, ehe er ihn wieder musterte.

"Hm?", schreckte Leif aus seinen wirren Gedanken und versuchte sich zu erinnern, was er gefragt wurde. War er überhaupt eine Frage? So wie Lysandre ihn ansah, scheinbar ja. Sein Blick ging zurück in die Karte. "Ach so, äh... Ja. Ich nehme wohl, uhm... einen Orangensaft." Das war der einzige Saft, den er trank und auch nur pur, frisch gepresst. Sonst trank Leif nur Wasser, aber das konnte er sich hier wohl kaum bestellen ohne einen schiefen Blick zugeworfen zu bekommen. Normalerweise war er das gewöhnt, aber gerade wollte er keine weiteren Verunsicherungen in Kauf nehmen. Seine Haut kribbelte immer noch, dort wo Lysandres Hand ihn berührt hatte. Und das durch seine Klamotten. Wie es wohl wäre, wenn er seine blanke Haut anfassen konnte? Schnell schüttelte er den Kopf. Jetzt nicht fantasieren!

"Und du bist sicher ok?" Lysandre musterte ihn genauer. Der Junge war ihm noch immer ein Rätzel. Er konnte plötzlich von Null auf Hundert so seltsam werden. Und diese Scheue! Er mochte es ja, hinsichtlich der Tatsache dass er so niedlich war. Doch musste er ihn verstehen, anders konnte er ihn nie vollständig in Besitz bekommen. "Hab ich was falsches gesagt?", fragte er vorsichtig und heuchelte etwas Betretenheit

Schob Lysandre sich jetzt die Schuld für sein Verhalten zu? Das war Unsinn! "Nein!", platzte Leif heraus und schüttelte bekräftigend den Kopf. "Du hast nichts falsches gesagt. Ich war nur in... Gedanken." Gegen Ende wurde er etwas leiser, senkte seinen Blick und kämpfte mit aller Kraft dagegen an, dass diese Bilder wieder in ihm hochkamen. Bevor das ganze wieder eskalieren konnte, sah Leif wieder auf, lächelte Lysandre an und meinte gut gelaunt "Vergessen wir das und lass uns heute Spaß haben, ja?" Er hatte sich sof auf diesen Tag gefreut, da würde er sich das nicht selbst kaputt machen. Außerdem konnte Lysandre für seine Rückfälle ja nichts und das letzte was er wollte war, ihn dafür verantwortlich zu machen, bzw ihm das Gefühl geben, dafür verantwortlich zu sein.