RE: Daemonium - 4

Aaron

"Nein, es war nur das, was er gesagt hat. Nicht wichtig." winkte ich ab und überreichte Zick das vollere Glas der Milch.
"Wahrscheinlich sollten wir uns doch beide von ihm fernhalten. Tut mir Leid, dass ich dir nicht geglaubt habe. Da reicht man ihm den kleinen Finger und er will direkt den Arm." sagte ich, während ich mich auf das Bett setzte und an dem Glas mit meiner Milch nippte.
"Lass uns einfach schlafen. Morgen sind wichtige Vorlesungen." sagte ich und trank mein Glas in mehreren Zügen aus, stellte es zurück auf den Schreibtisch und legte mich zurück ins Bett, drehte mich jedoch mit dem Rücken zu Zick. Ich konnte ihn einfach nicht anschauen. Mir war gar nicht mehr nach schlafen zumute. Ich hoffte, dass Levi mein Geheimnis nicht verriet, schon gar nicht an Zick. Wieso konnte ich mich auch nicht schlagfertiger gegen Levi wären? Ich war echt eine Memme.
Ich schloss meine Augen und zog die Decke über meinen Kopf. Das ich Zicks Jacke noch trug, viel mir gar nicht auf. Vor lauter Selbstvorwürfen und Gedanken, wo ich alles nochmal überdachte und Levi Schlagfertig antwortete, schlief ich irgendwann dann doch ein und träumte wirres Zeug.

'Wenn das mit dem fernhalten mal so leicht wäre....', dachte Zack ein wenig brummig.
Immerhin schien er den Dämon ja so ohne weiteres nicht mehr los zu werden. Kurz schluckte er hart und nahm das Glas und sah vom Aufspringen und Levi zur Rechenschaft zu ziehen auch schon wieder ab.
Etwas besorgt beobachtete er wie sich Aaron noch mit samt seiner Zipjacke wieder ins Bett legte.
Nicht nur er war also aufgewühlt wegen der Aktionen dieses unverschämten Typs.
Er betrachtete die Rückseite des Rotschopfs besorgt und trank sein Glas dann ebenfalls in einem Zug aus und stellte es bei Seite.
Schließlich legte auch er sich wieder ins Bett. Allerdings nicht unter die Decke da sich Aaron so verkrochen hatte, dass er sich nicht sicher war, ob es ihm recht wäre, wenn er dabei die Decke wieder von seinem Kopf zog.
Etwas zögerlich legte er schließlich seinen Arm um das Bündel. Die Geste wirkte fast als würde er eher schützend einen Flügel über ihm ausbreiten, so vorsichtig und sanft wirkte die Bewegung. Auch hielt er ein ganz klein wenig Abstand.
Nicht nur wegen der Freundschaftssache, auch ein klein wenig weil er sich und seinen wirren Gedankenschüben von Fantasien über Aaron nicht ganz traute.
Noch immer etwas aufgewühlt übermannte dann auch ihn die Erschöpfung und er schlief schließlich ein.

Aaron

Der nächste Morgen quälte mich aus dem Bett und drängte mich in die Arme meines besten Freundes. Ich öffnete eins meiner Augen und blickte verschwommen in das schlafende Gesicht von Zick. Ich erkannte ihn eindeutig an seinem Gesicht. Wenn man ihn schon so lange kennt, konnte man das einfach nicht wieder vergessen. Er hielt mich in seinen Armen fest, fast so, wie ein ertrunkener, der sich an eine Boje retten konnte. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln und meinen besten Freund Zick durch sein strubbeliges Haar zu fahren.
Sanft weckte ich meinen guten Freund, da auch er bald zu einer seiner Vorlesungen musste und wir wirklich nicht den ganzen Tag im Bett bleiben konnten.
"Zick, aufstehen." sagte ich leise und schüttelte ihn an seine Schulter. Mein Blick wurde allmählich klarer und so öffnete ich auch das zweite Auge, hob meinen Kopf an und rückte etwas hoch. Ich glitt aus seiner Umarmung und schmunzelte, als sein Kopf automatisch in meinen Schoss fiel.
"Zick, wir müssen doch bald los." sagte ich und schüttelte ihn nochmals. Wahrscheinlich hatte er einiges an Schlaf nachzuholen. Er war gestern ja schon einfach beim Filmabend eingeschlafen und er musste bestimmt heute wieder arbeiten.
Ich rutschte von ihm weg und stieg über ihn aus dem Bett und fuhr mir dann durch meine roten Locken und bemerkte, dass ich in seiner Jacke geschlafen hatte. Diese zog ich aus, schlüpfte in meine Sachen und legte Shirt sowie Jacke über seinen Stuhl.
Ich schrieb ihn einen Zettel und legte ihm diesen in die Hand.

'Guten Morgen Zick =)
Schlaf ruhig aus. Wir sehen uns dann zum Mittag? Schreib mir einfach. A.'

Nachdem ich fertig war, nahm ich meine Tasche und die Gläser und verschwand aus seinem Zimmer und brachte erst einmal die Gläser in die Küche, bevor ich in mein Zimmer ging und mir neue Sachen raus suchte, mit denen ich in das Gemeinschaftsbad ging und mir eine Kabine aussuchte und mich dort wusch und nach dem abtrocknen umzog. Nachdem dies erledigt war, schnappte ich mir meine Tasche mit der Dreckwäsche und brachte diese zurück in mein Zimmer, packte meine Umhängetasche mit den richtigen Büchern und machte mich auf den Weg zur Kantine, wo ich mir nur ein Sandwich und etwas zu trinken kaufte, um es später zu essen. Mein Weg führte mich zu meiner ersten Vorlesung.

Dass Aaron versuchte ihn zu wecken, bekam Zack überhaupt nicht mit. Er schlief wie ein Stein. Nach der ganzen Aufregung war das auch dringend notwendig. Als er schließlich erwachte schien die Mittagssonne schon durch die Lamellen seines Rollos. Er wälste sich auf den rücken und als er sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen wollte fiel ihm der Zettel ins Gesicht, den sein Freund für ihn da gelassen hatte. Mit verschlafenen Schlitzaugen las er die Nachricht darauf und grinste ein wenig. Dann drehte er sich auf die Seite und sein Blick fiel auf die Digitalanzeige seines Weckers.
"SCHEISSE!", rief er aus und sprang regelrecht wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett.
So extrem hatte er seid seinen Highschoolzeiten nicht mehr verschlafen. Die Anzeige blinkte auf 11:45 Uhr. Während er aus dem Bett stolperte versuchte er Zeitgleich sich an zu ziehen und seine Tasche zu packen.
Er hatte seine Geschichte der Fotografie Vorlesung verpasst. Und damit auch den Abgabetermin der Hausaufgabe.
"Mist, Mist, Mist!", fluchte er leise zischend vor sich hin als er sich in eine dunkelgraue Jeans quälte und auf einem Bein hüpfend nach seinem Schlüssel auf dem Tisch griff. Sein Haar kämmte er nur mit den Fingern und schnappte sich aus seinem Kulturbeutel seine Zahnbürste und die Zahnpasta, warf sich seine Tasche über die Schulter und fegte aus dem Zimmer Richtung Gemeinschaftsküche, da sie näher lag als das Bad. Am Spülbecken befeuchtete er etwas die Zahnbürste und schruppte sich eilig die Zähne spülte aus und weil er dann erstmal nicht wusste wohin damit, klemmte er die Zahnbürste wieder in seinen Mundwinkel, fummelte den Deckel auf die Tube und stopfte sie in seine Tasche und rannte zum Treppenhaus. Die Stufen hinunter Richtung Gemeinschaftsgebäude, musste er sich mehr mals entschuldigen, weil er Studenten auf seinem Weg versehentlich anrempelte.
Mit Glück erwischte er seinen Professor noch und versuchte sich jetzt schon eine Ausrede einfallen zu lassen und hoffte, er würde seine Hausaufgabe trotzdem noch annehmen.
Schlitternd kam er vor der Hörsaaltür zum stehen und schon ertönte die Klingel zur Mittagspause. Studenten ströhmten aus der Tür heraus und er warf sich gegen den Strom, um hinein zu kommen.
"Sorry, darf ich mal...", hetzte er und schob sich an seinen Kommilitonen vorbei.
"Proffessor!", rief er bevor dieser den Saal durch die Seitentür verlassen wollte.
Und er drehte sich wirklich noch einmal um.
"Mr. Melbourne...", seufzte der Mitvierziger und schob seine Brille die Nase hoch.
"Das ist schon das dritte Mal, dass sie die Vorlesung versäumt haben.", stellte er mit einem missbilligendem Gesichtsausdruck fest.
"Es tut mir so unendlich leid... ich... wissen sie...", nuschelte er noch immer die Zahnbürste im Mund, die ihm jetzt erst beim Sprechen auffiel und er nahm sie schnell heraus.
"Sparen sie sich jedwede Ausrede. Wenn sie noch einmal fehlen kann ich sie nicht zur Prüfung an diesem Kurs zulassen. Verstehen sie das Junge.... und ich hatte wirklich Hoffnungen in sie gesetzt.", sagte der Professor und klang leicht enttäuscht und tadelnd zugleich.
Zack fühlte sich grauenvoll und grub nach seiner Hausaufgabe und überreichte sie peinlich berührt.
"Es tut mir wirklich leid... das kommt nie wieder vor ich verspreche es. Es geht um die Hausaufgabe.... ich...", plapperte Zack.
"Der Abgabetermin war heute morgen...", konterte der Professor schnell und musterte ihn streng von oben bis unten.
Zack stand da wie ein begossener Pudel. Alles an ihm war gerade jetzt irgendwie Mitleiderregend. Selbst seine zwar sonst auch immer leicht Grunge-ige Garderobe wollte einfach nicht zusammen passen. Von der dunklen Hose mit den Löchern in den Knien bis hin zu dem pastelgrünen Shirt mit einem kindischen Aufdruck und dem zerknitterten schottenkarrierten Hemd in rot-schwarz und den noch zerzausteren Haaren als sonst, von den Augenringen mal ganz zu schweigen.
Aber dieser Aufzug schien zumindest was die Abgabe seiner Hausaufgabe anging zu helfen. Auch wenn er sonst damit wohl niemanden beeindrucken oder abschleppen würde.
Der Professor nahm ihm die Hausaufgabe aus der Hand.
"Um Himmelswillen, gehen sie bloß und essen sie was, sie sehen grausig aus. Das ist aber das aller letzte Mal.", sagte er und scheute Zack davon.
"Danke1", strahlte dieser und steckte sich die Zahnbürste wieder in den Mund.
"Sie sind der Beste!", freute er sich und hob beide Daumen für seinen Professor und verschwand dann so schnell er konnte, bevor dieser es sich nochmal anders überlegte.
'Mittagessen... mit Aaron!', schoss es ihm als nächstes durch den Kopf und er machte sich auf den Weg Richtung Mensa.
Außnahmsweise wieder besser gelaunt und mehr wie sein übliches Selbst, wenn auch noch ein wenig durch den Wind und etwas fahrig.
Er entdeckte Aaron der schon bei der Schlange der Essensausgabe wartete und winkte ihm zu.
"Hey!", sagte er und kam vor ihm zum stehen.
"Tschuldige wegen heute Morgen... ich war total ko... der Prof hat meine Hausaufgabe trotz verschlafen genommen... ich bin ja so ein Glückspilz.", griente er und hatte schon wieder vergessen, dass er die Zahnbürste im Mundwinkel hatte, wofür er bereits komische Blicke kassierte.

Aaron

Mein Vormittag war sehr lehrreich. Mein Professor gestaltete die Vorlesung sehr interessant und fesselte uns regelrecht mit Worten, Bildern und Anekdoten, aus seiner Zeit als Journalist. Angeregt von seinen Erzählungen, schrieb ich eifrig mit und schweifte gerne in der Erzählung aus, umschrieb sie, bis ich irgendwann einen Punkt setzte und den nächsten Satz anfing. Ich war gefangen und konnte nicht aufhören. Als der Professor eine Pause machte, realisierte ich, dass ich 5 Seiten vollgeschrieben hatte. Mit leicht geröteten Wangen, las ich mir mein geschriebenes Werk durch und war erneut gefesselt, in meinen Fingern juckte es.
"Alles in Ordnung bei Ihnen?" fragte der Professor und kam auf mich zu.
"..." Ich brauchte kein Wort heraus. Was sollte ich auch sagen? Viel hatte ich nie mit ihm geredet. Er war Mitte 30, groß, schlank, charmant und trug eine schicke Brille, die sein Gesicht Rahmte. Wie bei einem Gemälde. Sein schwarzes Haar verlockte zum hindurch fahren. Ja, man konnte sagen, dass ich von ihn schwärmte. Aber natürlich konnte ich mit niemanden darüber reden. Meine Schwärmerei durfte, wie mein Geheimnis, nicht ans Tageslicht kommen.
"Mr O'Neil, geht es Ihnen gut?" fragte er mit samtweicher Stimme.
Wie ein pubertierender Teenie, nickte ich nur und schlug voller Scharm mein Notizbuch zu. Das Glück war auf meiner Seite, denn schon wenige Sekunden später klingelte es und signalisierte uns Studenten, dass die Vorlesung beendet war. Blitzartig schnappte ich mir meine Sachen und stürmte regelrecht aus dem Saal und rannte nach draußen. Das ich dabei meinen wertvollen Füller verlor, den Zick mir damals geschenkt hatte, viel mir nicht auf.
Draußen angekommen, packte ich meine Sachen zusammen und fuhr mir danach durchs Haar. Mir war warm und kalt zugleich. Ein wenig mulmig war mir auch zumute. Vielleicht hatte ich Hunger, oder war einfach ein wenig dehydriert. Wie auch immer, mein Weg führte mich zur Mensa. Gedankenverloren stellte ich mich an die Schlange an und hielt dabei das Brett umschlungen.
Zick schreckte mich regelrecht aus meinen Tagtraum auf und erschreckte mich zugleich.
"Zick? Mit dir habe ich gar nicht gerechnet." gestand ich nach dem Schock, den er mir verpasst hatte.
"Das freut mich für dich. Hätte ich gewusst, dass du so eine wichtige Hausarbeit hattest, wäre ich hartnäckiger gewesen, dich aufzuwecken." gestand ich und hatte nun ein schlechtes Gewissen.
Als wir endlich an der Reihe waren, nahm ich nur eine Coke und einen Pudding. Mir war nicht so nach Mittagessen. Vielleicht würde ich mir nachher noch ein Sandwich kaufen, doch da war ich mir selbst noch nicht so sicher.
Ich überließ Zick die Mehrheit des Tabletts und trug es danach weiter, reichte an der Kasse meinen Ausweis und nahm ihn wieder entgegen. Wir suchten uns einen Platz, fanden jedoch keinen, weswegen wir uns draußen, irgendwo auf den Rasen setzten mussten.
"Musst du heute Arbeiten?" fragte ich, nachdem ich mir einen großen Schluck meiner Coke gegönnt hatte.
"Ich ... ich würde gerne was mit dir unternehmen. Ich hatte heute keinen schönen Morgen." gestand ich, ging jedoch nicht ins Detail.
Während Zick mir erklärte, ob er arbeiten musste oder nicht, sah ich Levi, der eine enge Blue Jeans trug, dazu ein schwarzes Shirt und eine Collegejacke. Er sah darin wirklich gut aus. Dazu die schweren Boots und sein graues Haar war wild gestylte.
"Wow...." flüsterte ich und folgte ihm mit seinem Blick.
"So würde ich auch gerne einmal aussehen." sprach ich meine Gedanken laut aus. Auch wenn Levi mein Geheimnis irgendwoher kannte, schlich er sich immer wieder in unsere Gegenwart und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Ich konnte ihm nicht lange böse sein und vielleicht konnte ich mich ihm anvertrauen. Aber dafür musste noch etwas mehr geschehen, als das er mich vor Brain beschützte.

Im Gegensatz zu seinem Freund der, wie er fand langsam anfing besorgniserregend wenig zu essen, war Zacks Tablett wie üblich reichlich gefüllt. Es war fast ein wunder, dass er bei den Mengen die er aß noch immer so gut in Form war ohne auf zu gehen wie ein Krapfen und das auch ganz ohne regelmäßigen Sport. Der Größere folgte Aaron nach draußen und setzte sich mit ihm dort auf den Rasen. Er öffnete gerade seine Soda Dose als er dem Blick seines Freundes folgte und sofort schlich sich ein Ausdruck purer Verachtung auf sein Gesicht.
Der Kerl schien plötzlich einfach überall zu sein.
"Du siehst besser aus als er....", murrte er und nahm einen Schluck von seinem Getränk.
"Das ist auch mehr Schein als Sein... willst du wirklich so sein wie der Kerl? Außen hui innen pfui...?", fragte er etwas missmutig und piekte blind mit der Gabel in sein Essen.
Er fixierte den jungen Schönling und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Wie sich ihm alle anbiederten und um ihn herumschlichen sobald er auftauchte war ihm einfach zu wieder? Was war das nur, dass niemand außer ihm sah, was für ein Monster sich unter dieser Hülle befand. Und damit war nicht die Tatsache gemeint, dass er im Gegensatz zu den anderen wusste, dass der Kerl ein Dämon war. Sondern irgendwas hatte er einfach an sich, dass er von Anfang an schon nicht hatte ausstehen können. Außerdem ärgerte ihn dass sogar Aaron langsam von ihm fasziniert zu sein schien.
"Was soll das denn? Ich meine was ist mit dem, dass alle so um ihn herumspringen. Bitte sag nicht, dir geht's genauso?"
Dann steckte er sich schnell etwas von seinem Essen in den Mund, denn ihm war kaum dass er es ausgesprochen hatte aufgefallen, dass er fast wie eine eifersüchtige Freundin geklungen hatte. Kurz darauf räusperte er sich und zwang sich den Blick von dem Dämon ab zu wenden.
"Wegen später, ich kann mir frei nehmen für heute wenn du möchtest. Ich fühl mich eh nicht dazu aufgelegt nachher noch für die Abendstunden Leute zu bedienen. Etwas Ablenkung und Entspannung vom Stress der letzten Tage fänd ich gut. An was hast du gedacht?", fragte er und klang wieder etwas fröhlicher als zuvor und als könne ihm einfach nichts die gute Laune vermiesen.

Aaron

"Auch wenn in ihm ein Teufel steckt, so kann er mit seinem umwerfenden Charm und seinem Aussehen alle um den Finger wickeln. Außerdem, was bringt es mir, ein gutes Herz zu haben und dennoch verachtet zu werden. Du weißt ja gar nicht, was ich durchmachen muss. Zwar bist du dabei, weil du mir immer zur Hilfe kommst, dennoch sieht es in mir alles andere als rosig aus. Ich würde gerne einen Tag mit Levi tauschen, wenn ich könnte. Einmal spüren, wie es wäre nicht Ich zu sein, nicht ein Ginger zu sein." gestand ich meinem besten Freund und musste darauf achten nicht in Tränen auszubrechen. Was noch peinlicher wäre, jedoch in Anbetracht der Situation nur verständlich wäre. Ich war schon immer nah am Wasser gebaut gewesen.
"Dir würden sie auch alle zu Füßen liegen, wenn du das wollen würdest. Du siehst gut aus und deine Tattoos, das zieht eine menge Menschen an." erklärte ich meinem Freund und sah bedrückt auf meinen Teller hinunter. Nicht, dass Zick das nicht selbst wissen würde. Er war nur nicht so Oberflächlich. Vielleicht bin ich das ja, oberflächlich, nur weil mir das Aussehen wichtig ist.
Es war immer das gleiche Thema, was mich beschäftigte. Das Aussehen. Wenn man deswegen ein Leben lang gehänselt wurde, dann hat man da einfach einen Knacks weg.
"Ist ja auch egal." grummelte ich und schob mir mein Essen in den Mund. Der letzte Bissen für heute.
"Wirklich? Das ist echt cool. Ich weiß nicht. Sollen wir nicht einfach mal wieder Nachts raus, rumlaufen und irgendwo die Sterne anschauen?" schlug ich vor und lächelte Zick an. Wir hatten solche Touren früher immer gerne mal unternommen und hier gab es sowieso ein paar schöne Plätzchen zum Sterne schauen.
"Zelten waren wir doch auch schon lange nicht mehr. Wir könnten uns bestimmt irgendwo eins leihen und auf dem Campus ein Plätzchen suchen und unserer Trip vorverlegen. Wäre auf jedenfall mal was anderes, als ständig irgendeinen Film zu schauen oder was Essen zu gehen. Ich werde sonst noch fett." erklärte ich und schmunzelte.
"Ich muss jetzt los. Kannst es dir ja überlegen." schlug ich vor, erhob mich von meinem Platz und brachte mein Tablett weg. Danach schob ich mich an der Menge vorbei und blickte noch einmal über meine Schulter und fing den Blick von Levi auf, der mich genaustens im Auge behielt. Ich war überrascht, dass er mein Geheimnis noch nicht Zick gesteckt hatte. Vielleicht steckte in ihm doch mehr als nur ein Teufelchen.

Zack kannte die Leier seines besten Freundes und war sich auch in vollem Umfang bewusst, wie sehr ihn das beschäftigte und auch immer wieder aufs neue verletzte, dass er in seinen Augen so anders war.
Eigentlich war es fast egal, was Zack versuchte um ihm bewusst zu machen, dass er darauf nichts geben durfte was andere sagten. Er würde sich nie so sehen wie Zack ihn sah.
Er hörte dennoch zu und warf ihm nur kurz einen etwas argwöhnischen und Augen rollenden Blick zu, als Aaron erwähnte, dass er es ja ebenso leicht haben könnte, wie Levi bei den Leuten zu landen.
Ihn ärgerte das sein Freund damit recht hatte. Es stimmte, dass er sich keinen deut dafür interessierte, aber er war nicht blind und auch nicht taub. Er bekam schon mit, wenn hier und da die Mädels über ihn tuschelten und kicherten und auch ein zwei Mal ist ihm aufgefallen, dass vorallem beim Sport er sich ab und zu neidische Blicke von einigen der Jungs auf dem Campus eingefangen hatte.
Allerdings interessierte ihn das nicht. Der einzige bei dem es ihm wichtig war, dass er ihn mochte war eigentlich schon immer nur Aaron gewesen.
Er kümmerte sich selbst nicht mal ernsthaft um sein Aussehen. Er achtete kaum auf die Kleidung die er trug, ob sie zusammenpasste oder nicht, seine Haare waren sowieso vollkommen hoffnungslos und das einzige was er alle Nase lang mal tat, wenn ihm danach war, war sich rasieren damit das Gewächs keinen Urwald in seinem Gesicht bildete.
Er rieb sich den Nasenrücken und aß stumm während Aaron lamentierte.
"Du weißt dass ich die Tattoos nicht habe um damit an zu geben...", murmelte er leise.
Dann allerdings sah er ihn an und nickte als er plötzlich auf stand. Er selbst war nicht einmal halbfertig mit essen und besorgt besah er sich seinen Freund. Ihm war schon länger aufgefallen, dass er kaum noch vernünftig aß. Hoffentlich würde er das nicht all zu sehr zu einer schlechten Angewohnheit werden lassen.
"Ich ruf später meinen Chef an und schreib dir dann.", sagte er und hob seine Hand um ihn zu verabschieden.
Sein Blick folgte seinem Freund und blieb dann schließlich an Levi hängen und verdüsterte sich fast sofort.