RE: Alter Schmerz erblüht erneut - 4

Ich fing das Taschenmesser auf. Es war noch warm von seiner Hand. Für einen Moment schaute ich auf die beiden Buchstaben am Griff, dann ließ ich es in meiner Hosentasche verschwinden. Als Gegenleistung warf ich ihm seine Krawatte zu.
"Scheußliches Ding", merkte ich an, verkniff mir aber zu sagen, dass er inzwischen zu der Sort Typ geworden war, der solche Sachen standen.
Ich selbst hatte nie viel für Anzüge und schicke Klamotten übrig gehabt, da sie an mir selbst immer nur wie eine Verkleidung aussahen. Er dagegen konnte so was tragen.
"Wenn du Fehler gemacht hast, sorg dafür, dass du hinter dir wieder aufräumst", zitierte ich die Leute von der Verwaltung.
Diesen Satz hatte ich durch so viele Maßnahmen schon so oft zu hören bekommen. Dabei war er völlig falsch. Die Intention dahinter war, dass man seine Taten nicht rückgängig machen konnte, man konnte also auch nicht hinter sich aufräumen, dafür sollte man den Dreck vor sich wegschaffen, aber das sagte man einem so natürlich nicht. Wir waren nur dafür da um anderer Leute Dreck zu beseitigen.
"Ich will dir gar nichts mehr vorwerfen. Du hattest Recht... Meine Karte ist fast schwarz und ich kann es mir nicht leisten auf die Liste gesetzt zu werden."
Mich jetzt wieder mit ihm zu streiten konnte aber genau das provozieren, gerade da sie jetzt nach den letzten Zeit sowieso ein Auge auf mich hatten.

Ich fing meine Krawatte wieder auf, sah sie an und bemerkte, dass sie einfach nicht mehr zu gebrauchen war. Das schöne, rot-gestreifte Seidenmaterial.
Als Riven diesen Spruch abließ, zog ich eine Augenbrauen hoch, wie ich es als Kind schon getan hatte, wenn er Blödsinn von sich gab. "Das glaubst du doch selbst nicht. Grade du, wie du jetzt geworden bist. Das hätte ich dir nicht zugetraut." Ich lehnte meinen Kopf gegen die Backsteinwand hinter mir und atmete einmal tief durch. Nun stritt ich schon mit meiner Freundin seinetwegen. Es ärgerte mich und ich wollte nicht die Kontrolle über mein nahezu perfektes Leben verlieren." Bedeutet das, dass es endlich mit dir vorbei ist? Das du mich nun in Ruhe lässt?", fragte ich und sah ihn wieder an. Von dem süßen Kind war nicht mehr viel übrig. Er hatte Piercings, eine andere Frisur, war größer und markanter, die Stimme tiefer und seine Kleidung wirkte rebellische und etwas abgetragen. Nur die braunroten Haare und die Rehaugen waren geblieben. "Ach Bambi", murmelte ich den Spitznamen, den ich ihm vor langer Zeit mal gegeben hatte.

Bis eben wollte ich einfach nur gehen, ihm den Rücken zukehren und am besten nie wieder sehen. Das wollte ich wirklich.
Bis ich meinen alten Spitznamen aus seinem Mund hörte.
Sofort blieb ich stehen, starrte mit aufgerissenen Augen auf den dreckigen Boden vor mir, die Hände in meiner Jackentasche so stark zu Fäusten verkrampft, dass sie zitterten.
"Wie hast du mich genannt?", fragte ich leise, fast schon zu ruhig.
Bambi.... Ja, früher hatte er mich so genannt und früher war das für mich auch mehr als okay. Ich hatte einen Spitznamen von dem Menschen, den ich am meisten bewudnert hatte, das war wie ein Geschenk. Eins der größten, die ich damals erhalten hatte. Aber ich war kein Kind mehr, das blind einer Illusion nachrannte. Heute war dieser Name nichts als pure Demütigung.
Ehe ich mich versah, hatte ich mich zu ihmherumgedreht, war vor ihm in die Hocke gegangen und seinen Kragen in beiden Händen. Ich zog ihn dicht vor mein Gesicht.
"Nenn... Mich... Nie... Wieder... So...", zischte ich ihm jedes einzelne Wort langsam entgegen und knallte ihn mit einem Ruck zurück gegen die Wand.
Ich stand wieder auf und sah verächtlich auf ihn herunter, doch da war noch mehr in meinen Augen. Hass, Wut, Enttäuschung, tiefe Trauer.
"Was soll das? Legst du es etwa darauf an?", folgerte ich sein Verhalten und legte den Kopf leicht schief.
"Du willst doch gar nicht, dass ich aufhöre, hab ich nicht recht? Weil du endlich kapiest, dass du niemanden... wirklich NIEMANDEN mehr hast!", gegen Ende wurde meine Stimme lauter, schrie ihn fast schon an.

Ich konnte ja nicht ahnen, dass dieser eine alte Spitzname so viele verwirrende und aggressive Emotionen in ihm auslösen würde. Es dauerte nicht lange, un dann war er bei mir, hielt mich am Kragen und zog mich zu sich. Meine Miene versteifte sich wieder, wurde kühl und distanziert. So wollte ich nicht mit mir umgehen lassen. Wenige, aber klare Worte prasselten auf mich ein, ehe er mich weg stieß und wieder aufstand. Voller Unverständnis sah ich zu ihm auf und schüttelte nur den Kopf.
"Nein, ich konnte ja nicht ahnen, dass du so aggressiv auf all die alten Erinnerungen reagierst. Generell kann ich dich nicht einschätzen, du hast dich sehr verändert." Ich mich ebenso, das war mir bewusst, aber zumindest war ich kein psychisch labiler Stalker geworden, der auf Rache aus war.
Ich legte den Kopf schräg und zog meine Augenbraue hoch, wie früher schon. "Ich habe genug Menschen um mich herum. Nur, weil meine Beziehung derzeitig angespannt ist - vielen Dank nochmal dafür - bedeutet das auch nicht ihr Ende. Ich brauche dich nicht, Riven. So sehr du es dir auch wünscht. Diese Zeiten sind vorbei und kehren nicht zurück." Ich stand langsam auf, verstaute die Krawatte in meiner Jackentasche. "Früher waren wir uns ähnlich. Und nun... wir leben in verschiedenen Schichten. Du denkst und fühlst anders als ich. Du bist nicht besser als das, was dein Ausweis über dich sagt. Und du brauchst nicht darauf zu hoffen, von irgendjemandem - schon gar nicht von mir - gebraucht zu werden."

Die Worte taten weh, bohrten sich wie eine rostige Klinge in meine Brust. Er brauchte mich nicht, unsere Zeit war zuende. Sagte er. Das wars also?
Etwas benommen taumelte ich ein paar Schritte zurück und stieß mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand auf der anderen Seite der schmalen Gasse. Meine Augen starrten auf den Boden vor uns,d er uns trennte wie der Abgrund, den er mit seinen Worten gezogen hatte.
Ich lachte leise und legte den Kopf in den Nacken.
Was dachte ich hier denn schon wieder? Wollte ich wirklich auf die Worte von seinem hören?
Wenn Judas wirklich dachte, er würde mich nicht mehr brauchen und so einfach aus seinem Leben streichen können, hatte er sich aber gewaltig getäuscht. Ich leckte mir über die Lippen, während meine Augen unstet umherwanderten, als würden sie dort oben an den unteren Rinnen der Hausdächer nach einem Plan suchen, der sich langsam wie ein Puzzle zusammenfügte.
"Du brauchst mich vielleicht nicht mehr, aber.... ich werde dafür sorgen, dass du mich dein gottverdammtes Leben nie wieder vergessen kannst. Das ist ein Versprechen, Judas", sagte ich fast schon zu gut gelaunt und hielt ihm spielerisch den kleinen Finger hin um meinen Schwur zu unterstreichen.
Nur das Zittern in meinen Fingern und das unruhige Flimmern in meinen Augen zeugten davon, wie angespannt ich innerlich sein musste.

Ich sah dabei zu, wie so viel in ihm passierte. Als würde ein ganzer Krieg grade in diesem traurigen Menschen ablaufen, viel zerbrechen, aber noch mehr Sinnlosigkeit sich breit machen. Er begann erst zu lächeln, während er nach oben schaute, dann leckte er sich die Lippen, suchte den Himmel mit seinen braunen tiefen Augen ab. Mir wurde in diesem Moment klar, dass er krank sein musste und vermutlich niemals wirklich loslassen konnte. Zu viel hatte ihn zerstört. Ich wusste ja nicht, was nach meinem Verschwinden alles geschehen war. Und ja, mir war bewusst, dass meine harten Worte es keineswegs besser machten. Ich spürte diese Aggressionen schon seit mehreren Tagen, wie sie versuchten, wieder an die Oberfläche zu gelangen und Schaden und Gewalt anzurichten. Ihn zu sehen ließ sie stärker schreien. Als er weiter sprach, ballte ich immer wieder die Hände zu Fäusten, und hätte ihm am liebsten viele Schmerzen zugefügt. "Das hast du doch schon längst geschafft. Und Riven, es gibt nichts mehr, wofür du dich rächen kannst. Das ist alles völliger Unsinn." Ich ging langsam auf ihn zu, sehr langsam, und blieb dann vor seinem Körper stehen. Schweigsam musterte ich ihn und schnaubte dann. "Hast du schon zuvor andere Menschen so belästigt, Gewalt angewendet?"

Ich bedachte sein Näherkommen mit einem herablassenden Grinsen. Auch wenn Judas größer war als ich zeigte mein Blick deutlich, dass ich trotzdem auf ihn herunter sah.
Sein Blick machte deutlich was er von mir hielt. Diesmal störte es mich nicht. Lieber sollte er mich abgrundtief hassen als mich zu vergessen. Ich wollte für den Rest seines erbärmlichen Lebens diesen Kopf beherrschen und ihm keine ruhige Minute mehr gönnen.
"Du hast doch keine Ahnung, was ich schon getan habe", flüsterte ich und meine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln.
Das ich seinetwegen meine Zukunft weggeschmissen hatte brauchte ihn nicht zu interessieren. Außer Vorwürfe und Verachtung hatte er ja eh nichts für mich übrig, da brauchte ich ihm das nicht unter die Nase zu reiben.
Wieder starrte ich ihm in die Augen, wollte mich in seine Netzhaut brennen.
"Was soll das? Willst du mir jetzt Angst machen?", fragte ich ihn mit gehobener Augenbraue als er vor mir zum stehen kam und schnaubte abfällig.
"Droh mit was du willst", ich hob seitlich die Arme und sprach nicht aus, dass ich schlichtweg nichts zu verlieren hatte und es mir daher scheißegal war.

"Nein, das habe ich nicht. Ich habe keine Ahnung, weil du nicht mehr derjenige bist, den ich einst kannte. Du bist grausam geworden. Und es ist dir sogar gleichgültig, ob das was du tust, einen Grund hat. Ich habe dir erklärt, dass ich dir Briefe geschrieben habe. Und dennoch beendest du deine kranke Idee nicht." Er sah mir fest in die Augen, ich nahm sein Kinn in meine Hände und drückte schmerzlich zu. Diese Geschichte würde vielleicht niemals sein Ende finden, denn Riven dachte nicht mehr rational nach. Dafür war er zu kaputt, zu zerbrochen, zu sehr fokussiert auf seinen Hass. Ich kam noch näher und erwiderte ebenfalls seinen Blick, ließ mich nicht einschüchtern von meinem kleinen besten Kindheitsfreund. "Manchmal ist Angst hilfreich, damit Menschen lernen, wo ihre Grenzen liegen."
Meine Hand rutschte schnell von seinem Kinn zu seinem Hals, ich würgte ihn gegen die Wand und ehe er reagieren konnte, lagen meine Lippen auf die seinen. Es war kein Kuss im romantischen Sinne, sondern ein grausamer, schmerzerfüllter, da ich ihm fest in die Unterlippe biss. Ich schmeckte viel Blut, es rann mein Kinn herab, hörte unter dem Druck meiner Kiefer die Haut reißen. Dann ließ ich ihn mit einem Ruck los. Ich hatte ihm kein Fleisch rausgebissen, auch wenn ich das hätte tun können. Aber eine fleischige Wunde blieb zurück.
"Überlege dir gut, wie lange du mir noch hinterher rennen willst."
Mit diesen Worten machte ich kehrt und ging.

Mir entfuhr ein schmerzhaftes Zischen als er mich biss und versuchte ihn wegzudrücken, doch der Griff um meinen Hals nahm mir sowohl Atem als auch Kraft. Schließlich ließ er mich aber von alleine los und ich stieß röchelnd gegen die Hauswand zurück, hielt mir mit einer Hand den schmerzenden Hals und mit der anderen tastete ich vorsichtig nach meiner Lippe. Ich schmeckte Blut und spuckte etwas davon, das mir in den Mund gelaufen war neben mich auf den Boden.
"Fuck...", zischte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht und sah gerade noch wie Judas sich einfach davon machte.
Ich wollte ihm folgen, mich für die Aktion eben irgendwie rächen - das Klappmesser hatte ich wieder in meinem Besitz -, doch meine Füße wollten sich nicht bewegen. Sie klebten an Ort und Stelle, verhinderten, dass ich ihm diesmal nachrannte.
"Verfluchter Scheißkerl...", dachte ich mir noch und wischte mir mit dem Handrücken grob etwas von dem Blut von meinem Kinn.
Mein Blick verfolgte Judas noch solange bis er außer Reichweite war, dann wanderte er langsam zur Straßenecke. Hier in der Nähe wohnte diese Schlampe... Ich hatte ihn kurz nach ihrem Streit aufgefunden und natürlich hatte ich ihn vorher schon beschattet.
Kurz überlegte ich noch, dann stand mein Entschluss fest. Das würde ihm noch gründlich leidtun.

Ich hatte die Beherrschung verloren, doch ich fühlte mich nicht schlecht danach. Im Gegenteil, war ich nun der Überzeugung, dass ihm jemand zeigen musste, wo die Grenze lag. Vielleicht brauchte er eine richtige Bestrafung, und nicht nur diese Arbeitsauflagen. Ich nahm mir zwar nicht vor, ihm hinterher zu jagen, aber falls er mir nochmal zu nahe kommen würde, dann hätte er mit mindestens genauso schlimmen Schmerzen zu rechnen.

Einige Tage später war ich auf einem Geschäftsessen. Meiner Freundin hatte ich noch immer nichts erzählt, meine Vergangenheit ging niemanden etwas an. Sie hatte Sicherheitsmaßnahmen für ihr Haus ergriffen und das war auch gut so. Es beruhigte mich und so konnte ich meinen Kunden die nächsten Pläne für ihr Gebäude vorschlagen und letzte Missverständnisse klären.

Die nächsten Tage hatte ich damit verbracht die blonde Schönheit zu beschatten. Von Judas hielt ich Abstand. Sollte er sich ruhig in Ruhe und Sicherheit wiegen.
Ich musste ihm nicht ständig nachlaufen, diesesmal würde er zu mir kommen.
Diesen Abend stand ich vor ihrem Haus und sah daran hoch. Im Gegensatz zu letztem Mal hatte sie höhere Geschütze aufgefahren. Ursprünglich hatte ich vorgehabt ganz normal zu klingen, wie jeder anständige Bürger dieser Stadt, doch sie ließ mir ja leider keine Wahl. Sollte sie misstrauisch werden würde sie mich gar nicht erst reinlassen. Ihr Schloss aufbrechen brauchte ich bei dem neuen Sicherheitssystem auch gar nicht erst versuchen müssen.
Ich ging um das Haus herum, hielt mich die ganze Zeit aber auf Abstand zu möglichen Bewegungsmeldern, die auf meine Nähe reagieren könnten. Etwas weiter hinten nahe der Hecken am Straßenrand blieb ich stehen und wog den Stein in meiner Hand. Ich hatte ihn vorhin auf dem Weg aufgesammelt und seitdem in meiner Jackentasche mitgeführt.
Das hatte ich einmal geschafft, dann konnte ich es auch wieder.
Ich holte aus und warf den Stein mit genug Schwung gegen das Glas, damit es barst. Sofort sprang ich hinterher und kletterte durch das Fenster hinein, nicht ohne mich an ein paar Glasscherben zu verletzen, doch das war gerade egal. Ich musste schnell sein.
Ich war im Bad gelandet, lief durch zur nächsten Tür und war darauf im Flur. Mein Blick fiel auf das Telefon. Bevor sie wen um Hilfe rufen konnte musste ich sie abfangen.

Ich ahnte nicht, was grade im Haus meiner Freundin geschah, während ich genüsslich meine Pasta vertilgte und mir bewusst war, dass ich durch dieses Geschäft viel Geld machen würde. Ich wollte Teresa und mir eine angenehme Zukunft aufbauen, sodass wir weniger oder gar nicht mehr arbeiten gehen mussten, sind genug Geld angespart war. Ich hoffte, dass meine Zukunfz sich so abspielen würde.

Teresa hörte einen lauten Knall im Haus und bekam eine Gänsehaut. Es war doch ein zerbrechen des Fenster. Das konnten nur Einbrecher sein, auch h wenn sie nicht wusste, wie diese die Sicherheitsmaßnahmen umgehen haben könnten. Sie spürmte zum Telefon und sah dann auch schon den Braunhaarigen im Flur stehen. Wie erstarrt bleib sie stehen.

Ich ahnte nicht, was grade im Haus meiner Freundin geschah, während ich genüsslich meine Pasta vertilgte und mir bewusst war, dass ich durch dieses Geschäft viel Geld machen würde. Ich wollte Teresa und mir eine angenehme Zukunft aufbauen, sodass wir weniger oder gar nicht mehr arbeiten gehen mussten, sind genug Geld angespart war. Ich hoffte, dass meine Zukunfz sich so abspielen würde.

Teresa hörte einen lauten Knall im Haus und bekam eine Gänsehaut. Es war doch ein zerbrechen des Fenster. Das konnten nur Einbrecher sein, auch h wenn sie nicht wusste, wie diese die Sicherheitsmaßnahmen umgehen haben könnten. Sie spürmte zum Telefon und sah dann auch schon den Braunhaarigen im Flur stehen. Wie erstarrt bleib sie stehen.

Ich sah sie und reagierte sofort, rannte zu ihr rüber und passte sie ab, bevor sie nach dem Telefon greifen konnte. Gemeinsam stürzten wir zu Boden und ich drehte mich über sie, um sie mit meinem Gewicht am Boden zu halten. Ich fing ihre dünnen Ärmchen ein, zog sie ihr auf den Rücken und band sie dort mit drei mitgebrachten Kabelbindern zusammen.
Wirklich fiel hatten Leute meines Standes nicht, aber Kabelbinder taten es auch.
Ich zog sie stramm und wiederholte das an ihren Füßen. Erst danach erhob ich mich von ihr und ging leise durchatmend in die Küche, von wo ich mir ein Handtuch holte. Das drückte ich so klein es ging zusammen und drückt es ihr vor den Mund, danach wickelte ich ihr meinen Schal ein paar Mal um den Mund, damit sie aufhörte zu schreien und nach Hilfe zu rufen.
"Endlich...", brachte ich erleichtert raus und lachte kurz über mein eher stümperhaftes Werk.
Eine Weile betrachtete ich sie nur und verzog das angewidert das Gesicht.
"Dein ach so toller Freund hat dir das eingebrockt", erklärte ich ihr und griff nach dem Telefon um es ihr vor die Nase zu legen.
"Wenn du es schaffst ihn anzurufen, darfst du das gerne tun", bot ich ihr an und hockte mich im Schneidersitz vor sie.

Sie war ungeschminkt und hatte nur einen seidenen Schlafanzug in hellrot an. Während sie gefesselt und geknebelt wurde weinte sie nur immer wieder überfordert auf, sagte aber nichts. Sie war vollkommen überrumpelt und wusste nichts kluges zu sagen. Ab und an ein Schlurchzen, bevor sie dann die Augen überrascht auf den Einbrecher richtete, der ihr nun mitteilte, dass ihr Freund daran Schuld sei. Aber sie konnte ja nicht nachfragen.
Schließlich war da nur das Telefon vor ihrer Nase. Und mit eben dieser wählte sie dann seine Nummer. Sie hatte große Angst, wusste nicht, was nun passieren würde. Würde der fremde Mann sie foltern? Worum ging es?

Mein Handy klingelte irgendwann und ich sah auf das Display. Es war Teresa. Etwas genervt ging ich dran und hörte dann nur ihr gepresstes Kreischen. Sogar meine Sitznachbarn konnten dies hören. Ich sprang direkt auf. "Verzeihung, ich muss weg." Ohne lange nachzudenken holte ich mein Portmonee heraus und legte einen teuren Schein auf dem Tisch, ehe ich den Laden verließ. Ich nahm direkt die nächste Bahn, legte nicht auf, hörte sie weiter. "Ich bin auf dem Weg zu dir." Ich wollte nicht auflegen, nicht die Polizei alarmieren, weil ich Angst hatte, er würde ihr etwas antun. Natürlich war es Riven.
Wenige Minuten später kam ich bei ihrem Haus an und öffnete mit meinem Schlüssel, den ich hatte. Sah auch dann beide im Flur auf dem Boden sitzen. "Was machst du hier?", schrie ich Riven an. "Sie hat nichts damit zu tun!"