RE: Alter Schmerz erblüht erneut - 5

Wie versprochen ließ ich sie telefonieren und verdrehte die Augen, da sie außer rumzuheulen nicht wirklich was auf die Reihe bekam. Aber ihr Lover schien sofort verstanden zu haben, das clevere Kerlchen konnte eins und eins zusammenzählen.
Nachdem sie fertig war lächelte ich zufrieden und nahm das Telefon weg um es außer Reichweite zu schaffen. Danach stellte ich mich vor das Fenster um zu beobachten wann er eintreffen würde und ob er mir den Ärger ersparrte die Polizei außen vor zu lassen. Mein Lächeln, als ich sah, das er alleine gekommen war, wurde breiter.
Er war schnell.
"Kannst dich glücklich schätzen", meinte ich zu meiner Geisel und zog sie mit ins Wohnzimmer, weg aus dem Flur.
"Er lässt alles stehen und liegen nur um dich zu retten."
Dann sah ich auch schon auf und Judas in die Augen. Natürlich war er sauer, aber das hatte ich schließlich auch provoziert.
"Halt die Klappe und setz dich hin", schnitt ich ihm das Wort ab und drehte sein altes Klappmesser zwischen den Fingern.
"Wir können das auch unter uns klären, aber dann tust du, was ich dir sage", bot ich ihm an.

Noch nie zuvor hatte ich mich in einer solchen Situation befunden. Klar, ich wurde mal verprügelt oder war in die ein oder andere gewaltvolle Sache verwickelt gewesen. Viel hatte ich erfahren und das hatte mich abgehärtet. Aber noch niemals hatte jemand einen mir geliebten Menschen mit hinein gezogen und mich damit erpresst. Ich schloss die Tür hinter uns und überlegte eine Weile, musterte beide und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Jedoch fiel mir grade keine gute Lösung ein. Er hatte das Messer, und ich traute ihm alles zu, da ich ihn nicht einschätzen konnte. Er war nicht mehr mein bester Freund, sondern nur noch ein armer kranker Mann. Und so geschah es, dass ich langsam in das Wohnzimmer ging und mich auf das Sofa setzte. "Warum ziehst du Unschuldige mit hinein? Das ist doch noch abartiger als alles andere. Denk doch mal darüber nach, Riven!", versuchte ich ihm eindringlich klar zu machen. Das er mich angriff, war die eine Sache, aber meine Freundin mit reinzuziehen, damit überging er alle Grenzen. "Lass uns gemeinsam raus gehen und es unter uns klären. Wenn du sie aus dem Spiel lässt, wirst du das alles hinterher weitaus weniger bereuen." Ich sah ihm streng in die braunen Augen. Früher war ich immer sein Vorbild gewesen. Und nun war er vollkommen außerhalb meiner Kontrolle. Ich sollte das ändern...

Auf seinen Vorschlag hin lachte ich nur und schüttelte den Kopf um deutlich zu machen, was ich davon hielt, das ganze mit ihm draußen zu klären.
"Du stellst hier überhaupt keine Forderungen. Ich hab gesagt, wir können sie da raushalten, aber vorher wirst du mir schon ein bisschen entgegen kommen müssen, sonst werd ich ziemlich ungemütlich", erinnerte ich ihn daran, dass diesmal ich derjenige war, der das Ass im Ärmel hatte.
"Bevor ich sie gehen lasse bindest du dir die Füße und Hände zusammen", sagte ich und warf ihm eine Packung Kabelbinder zu, die ich aus meiner Jackentasche gezogen hatte.
Erst wenn er meiner Forderung nachgekommen war würde ich seine Freundin zurück in den Flur bringen und dort in dem großen Schrank einschließen.
Ganz gehen lassen konnte ich sie schließlich nicht, aber das hätte ihm auch klar sein müssen. Aber ich würde sie nicht weiter als Druckmittel benutzen.

Ich sah die Kabelbinder auf mich zufliegen und fing diese auf. Das alles war wie in einem schlechten Film. So wirklich wollte ich es nicht begreifen. "Riven, ich habe dich damals nicht verlassen. Das Jugendamt hat mich einfach mitgenommen. Monatelang danach habe ich dir sogar noch Briefe geschrieben, die wieder zurück kamen!", versuchte ich nochmal zu erklären, doch war schon dabei, mich selbst zu fesseln. "Willst du mich jetzt foltern, für etwas, was so nie passiert ist?" Er konnte sich scheinbar nicht von der Idee lösen, ich hätte ihn damals aus reiner Böswilligkeit zurück gelassen.
Wenig später sah ich, wie er meine Freundin weg schaffte und ich konnte die knirschenden Türen des Schranks im Flur hören, ebenso wie ihr Geheule, was es nicht besser machte. Ich starrte auf den weißen perfekten Teppichboden ihres Wohnzimmers und wartete nun ab.

Nachdem ich die Heulbratze weggeschlossen hatte kam ich zurück ins Wohnzimmer und lehnte mich gegen die Tür, die ich hinter mir wieder schloss. Für eine Weile starrte ich ihn nur an und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ein Teil von mir glaubte ihm seine Geschichte, ein anderer Teil von mir glaubte ihm nicht. Den Kampf, den beiden Seiten austrugen konnte man in meinen Augen sehen.
"Deine Briefe kannst du dir sonst wo hinschicken, es ist nie auch nur ein einziger bei mir angekommen", schnitt ich ihm wieder das Wort ab und wollte nichts mehr darüber höen.
Nun löste ich mich von der Tür und kam auf ihn zu, blieb kurz vor ihm stehen und musterte seine Hände und Füße, ob er kich verarschte.
"Du hast jetzt eine Chance mir zu erzählen was passiert ist und wehe du lügst mich an", sagte ich leise aber mit fester Stimme und sah ihm in die Augen, die ihn zu durchbohren schienen auf der Suche nach der Wahrheit.

"Dann frag doch deine Mutter, wahrscheinlich hat sie die Briefe zurück geschickt!", keifte ich ihn nun an und zog dabei die Oberlippe hoch, als würde ich jeden Moment anfangen zu knurren. Aber ich verstand die Frau, im Nachhinein. Damals jedenfalls nicht. Aber damals war ich mindestens genauso krank wie Riven es jetzt war. Und wenn ich ihm die Wahrheit erzählen würde, dann hätte er einen neuen Grund, mich abgrundtief zu hassen.
Ich seufzte gequält und lange. "Gut, wie du willst. Ich hatte es dir in den Briefen eh versprochen, dir es irgendwann zu sagen." Ich blickte zu ihm auf, sah ihm in die Augen. Vielleicht konnte er darin erkennen, was Wahrhheit und Lüge war, nach so vielen Jahren...
"Wenige Tage bevor das alles passiert ist..." Ich machte eine Pause, denn es fiel mir sehr schwer, mich wieder an all die Ereignisse zu erinnern. Meine Brust begann sich zuammen zu ziehen. "... ich habe deinen kleinen Bruder mein Duschen beobachtet, als ich mal bei euch eingeladen war. Er hat vergessen, die Tür zu schließen. Und dann bin ich zu ihm gegangen und habe irgendwas zu ihm gesagt. Ich habe ihm Angst gemacht, aber das habe ich damals nicht begriffen. Ich glaube, ich habe versucht, ihn anzufassen und er hat dann ein Handtuch gegriffen und ist raus gerannt. Aber ich erinnere mich nicht mehr genau.
Zwei Tage später war eine Mitarbeiterin vom Jugendamt bei uns Zuhause, hat sich sehr lange mit mir darüber und noch über andere Sachen unterhalten, und hat mich dann später mitgenommen." Ein wichtiges Detail ließ ich aus, was ihn oder seine Familie aber nicht mehr betraf, sondern nur noch mich selbst. Aber dies war wohl der ausschlaggebende Punkt dafür, dass sie mich direkt aus allem rausgerissen hatte, auch gegen meinen Willen und unter starkem Protest. Ich sah wieder auf den Fliesenboden. "Da ist dein Grund, mich zu hassen. Wahrscheinlich hat deine Mutter dann alle Briefe abgefangen und zurück geschickt."

Während er erzählte schwieg ich und ließ ihm seine Chance, die ich ihm zugesagt hatte. Als Judas dann fertig war zuckte mein Augenlid.
"Du hast meinen Bruder angefasst?", wollte ich etwas ungläubig wissen, ohne aber eine Antwort zu verlangen, denn ich sah, dass er nicht lügte.
Ich ging einen Schritt zurück und atmete tief durch, bevor ich einen Satz nach vorne machte und Judas kräftig mit der Faust ins Gesicht schlug.
"Mein Bruder ist zwei Jahre jünger als ich! Wie alt war er?! Ein halbes Kind noch, du kranker Perverser!", keifte ich ihn in einem kurzen Anflug von Rage an, fing mich dann aber wieder und schüttelte fassungslos den Kopf.
Dean war ein unschuldiger Junge, genau das Gegenteil von mir. Der blonde Engel und Liebling meiner Mutter. Damals hatte ich ihn gehasst und auch heute verzieh ich ihm viele Dinge nicht, für die er nicht mal unbedingt etwas konnte, doch er war immer noch mein kleiner Bruder. Der letzte Rest Familie zu dem ich noch Kontakt hatte. Auch wenn sich dieser Kontakt auf Karten zum Geburtstag und Weihnachten beschränkte.
Er hatte mir nie etwas davon erzählt. Mutter scheinbar schon, aber auch sie hat nie ein Wort darüber verloren.
"Du willst mir also erzählen, dass du für Jahre verschwunden bist weil du einem Minderjährigen gegenüber handgreiflich geworden bist?", harkte ich schließlich wieder nach nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte und lachte schließlich humorlos.
"Verdammt, du warst doch selber noch nicht volljährig. Das ist lächerlich!"

"Ich weiß nicht mehr, ob ich ihn angefasst habe", sagte ich noch und beobachtete ihn. "Aber vielleicht habe ich das." Es war keine Entschuldigung. Es war schlimm, und es war vollkommen gleichgültig, was ich sagen würde, es würde immer ein Verbrechen bleiben, welches ich als Kind an einem anderen Kind begangen hatte.
Der harte Schlag, der mich dann traf und meine Haut ein kleines Stück aufreißen ließ, war gerechtfertigt. Und ich konnte mich glücklich schätzen, wenn es nur dabei bleib. "Er war 7", meinte ich nach dem Schlag. Ich stand dazu. Konnte spüren, wie ein Blutstropfen meine Wange runter lief. "Er war auch nicht der einzige. Wegen eines anderen Jungen auf Klassenfahrt musste ich ein Jahr zuvor die Schule wechseln." Es war wie ein Geständnis und ich hoffte, dass es sich befreiend anfühlte, aber das tat es nicht. Die Schuld wog genauso schwer. Und obwohl ich wusste, wie falsch es gewesen war, machte es mich an.
Ich drehte einmal meinen Kopf, damit mein Nacken knackte, der sich vor Anspannung versteift hatte. "Ja, ich war noch nicht volljährig. Ich war ein frühreifes 12-Jähriges Monster. Weißt du noch, als ich dir damals die Pornos gezeigt hatte? Du hattest damals noch keine Ahnung, was das hieß. Du konntest das noch gar nicht begreifen. Du warst noch so lieb und unschuldig. Ich hätte dich auch... aber das habe ich nicht über's Herz gebracht." Ich atmete einmal tief durch und sah durch das Fenster in die nächtliche Dunkelheit. "Es gab noch mehr Gründe, weshalb ich von Zuhause weg musste, aber die werde ich dir nicht erzählen. Wärst du mein bester Freund geblieben, hätte ich es getan. Aber so nicht, nicht unter diesen Umständen."

Ich machte noch einen Schritt zurück und fuhr mir mit beidn Händen übers Gesicht. Ich wusste gar nicht, was ich denken und davon halten sollte, was Judas mir hier gerade erzählte.
Am Ende lief es darauf hinaus, dass ich nur etwas verstörrt vor mich hin grinste ohne das mir danach zumute war und immer wieder den Kopf schüttelte.
"Und da fragst du mich, was mit mir nichts stimmt?", schnaufte ich nach ein paar Minuten, in denen ich versuchte hatte meine wirren Gedanken zu ordnen.
Ohne großen Erfolg. Das perfekte Bild meines damaligen Idols war zu tausend Scherben zersprungen und lag nun vor mir auf dem Boden.
"Ich glaub es einfach nicht... Du bist völlig krank!"
Nun drehte ich mich wieder zu ihm um und lachte trocken, während ich ihm meinen Finger gegen die Brust bohrte.
"Du hast es überhaupt nicht anders verdient als hier zu sein. Genau so", knurrte ich und betrachtete das Blut das ich auf seinem Gesicht hinterlassen hatte.
Das passende Gegenstück klebte mir noch an den Knöcheln. Einen Moment starrte ich darauf, schien mich festzusehen, bevor ich es wegstrich, ebenso das Blut von Judas' Wange und mir dann wie eine gruselige Parodie von Lippenstift über die Lippen strich.
"Na? Gefalle ich dir so?", grinste ich spöttisch und neigte den Kopf, versuchte in das meines Gegenüber hineinzusehen.

Ich ließ seine Vorwürfe über mich ergehen und sah eine Weile auf den Boden. Er hatte ja keine Ahnung. Als er mich krank nannte, sah ich zu ihm auf und wäre am liebsten aufgesprungen, doch ich zügelte mich. "Ja! Du hast recht, ich bin krank! Und ich wünschte, das wäre nicht ich! Wie viele Jahre Therapie ich hinter mich gebracht habe, damit so etwas nie wieder passiert. Denkst du etwa, mir gefällt, was damals passiert ist? Das ich stolz darauf bin?", ich schrie so laut, dass es wohl auch meine Freundin hören würde, die noch immer in dem Schrank kauerte. "Ich habe mein ganzes Leben bis heute daran gearbeitet, dass ich ein ordentlicher Mann werde, der nie wieder solche Fehler begeht. Und nun kommst du, und denkst, mich richten zu können?" Ich spuckte ihm ins Gesicht, nachdem er sich mit meinem Blut geschminkt hatte. Dann lehnte ich mich auf dem Sofa zurück. "Es spielt keine Rolle, ob du mir gefällst. Wir sollten uns nie wieder sehen und all das vergessen."
Riven war gestört, wenn nicht sogar mehr als ich damals. Wie er grinste und sich mit dem Blut beschmückte. Und ich gab nicht zu, dass es was mit mir machte. Dafür hasste ich ihn.

Als er mich anspuckte erstarrte ich kurz und blinzelte als wäre ich mir nicht sicher, ob das gerade wirklich passiert war.
Ich schwieg und wischte mir mit dem Handrücken über das Gesicht und seine Spucke weg.
"Du hast ne ziemlich große Klappe, dafür, dass du gerade in einer ziemlich ungünstigen Position bist", stellte ich trocken fest und lehnte mich über ihn, die Hände legte ich an die Rückenlehne des Sofas bis ich mit dem Gesicht dicht vor seinem hing und ihm in die Augen starrte.
"Ein Lüstling, hm?", machte ich und grinste wieder.
Dann lehnte ich mich noch weiter vor bis ich meine Lippen auf seine drückte und sie kurz grob aneinander rieb, bevor ich ihm den Gefallen von neulich zurück gab und ihm fest in die Unterlippe biss bis ich sein Blut schmeckte. Ich zog den Kopf zurück und wischte mir erneut mit dem Handrücken über die Lippen, wobei ich das Blut noch mehr verteilte.

Anscheinend waren Riven Argumente vollkommen gleichgültig. Er hatte seine Freude daran, mich fertig zu machen. Und es wäre egal, was ich erklärte, was ich damals wirklich getan hatte und wie heute die Realität aussah. Anscheinend brauchte er dieses Spielchen in seinem Leben, hatte sonst nichts, was ihn beschäftigte und umtrieb. Je länger ich mich mit ihm auseinander setzen musste, desto bewusster wurde mir genau das.
Als er sich über mich beugte, versuchte ich dem auszuweichen, aber schließlich erwischten seine Lippen mich doch. Der Schmerz, der daraufhin aufkam, ließ mich dunkel brummen, denn er war stechend und penetrant. In eben dem Moment, in dem seine Zähne meine Lippen los ließen, rammte ich ihm von unten mein Knie zwischen die Beine. Ich atmete kurz gequält, konnte das Blut schmecken. "Und, wie lange soll das nun so weiter gehen, Riven?"

Mit einem ächzenden Laut taumelte ich von Judas zurück und ging etwas gekrümmt auf die Knie. Sein Stoß kam unerwartet für mich und ärgerte mich, dass ich nicht besser aufgepasst hatte. Klar, dass er nicht freiwillig mitspielen würde.
"Du nimmst mich nicht ernst, kann es sein?", ranzte ich ihn verärgert zwischen zusammengebissenen Zähnen an und hob ruckartig den Kopf um ihm in die Augen zu starren.
"Aber gut, jetzt hast du mich richtig wütend gemacht..."
Ich zog das Klappmesser aus meiner Hosentasche und hockte mich wieder über seine Beine, stellte diesmal aber sicher, dass er sein Knie nicht wieder hochziehen konnte.
"Du hast mich doch nie ernst genommen...", murmelte ich während ich mit der Klinge gegen einen Knopf seines Hemdes klopfte, bevor ich es mit einer raschen Bewegung nach oben zog.
Der Stoff riss, ein paar Knöpfe fielen ab und kullerten über den Boden. Eine dünne rote Linie breitete sich auf seiner Brust aus, da ich keine Rcksicht darauf genommen hatte ihn nicht zu verletzten. Aus dem Schnitt quollen langsam die ersten roten Punkte und blühten weiter auf je länger ich ihnen dabei zusah.
Ein zufriedenes Lächeln lag auf meinen Lippen.

Ich sah dabei zu, wie er weg taumelte und der Schmerz sich wohl in seiner Lendengegend breit machte. Er ging auf die Knie. Mir war klar, dass er nicht einfach gehen würde. "Doch, tue ich. Ich nehme ernst, dass du ein kranker Sadist bist." Er nahm ein Messer aus seiner Tasche und ich hielt die Luft einige Sekunden lang an. Ich war noch so gesund, dass ich Angst vor Schmerzen und ja, auch dem Tode hatte. "Ich habe dich immer ernst genommen." Er kam auf mich zu und ich sah ihm in seine stechenden Augen. Als die Klinge gegen den Knopf klopfte, begann ich wieder zu atmen, aber sehr vorsichtig. Dann ging es sehr schnell. Ich hörte den Stoff reißen, das Klackern der Knöpfe auf den Boden, und hatte einen kurzen Druck an meiner Brust gespürt. Mir war klar, dass er mich geschnitten hatte. Ich sah an mir herab, sah zu, wie das Blut aus dem Schnitt quoll und atmete einmal tief ein. "Wirst du mich töten?", fragte ich ihn und hob den Kopf, um wieder zu ihm aufzuschauen. Nun begann der Schnitt zu brennen. "Oder willst du mich nur quälen, und mich ganz nah bei dir haben? Kannst dich nicht von mir trennen?" Die ersten Tropfen liefen heiß über meine Brust, bis zum Bauchnabel, danach mündeten sie bei der Gütelschnalle. "Soll ich bei dir sein, Riven? Ist es das, was du brauchst?"

Mir lagen zu all seinen Fragen schon die ersten Widersprüche auf der Zunge, ich brauchte sie ihm nur entgegen zu werfen, doch sobald ich den Mund öffnen wollte um alles abzustreiten, kam mir kein Laut über die Lippen. Meine Kehle war wie zugeschnürrt als würde sie wissen, dass alles was ich sagen wollte Lügen waren.
Nach ein paar Sekunden des Zauderns sackte ich in mir zusammen. Meine Schultern fielen herunter, mein Kopf nach vorne und meine rotbraunen Haare verdeckten meine Augen, die uf einmal fürchterlich brannten.
Judas hatte mich eiskalt erwischt.
"...ja...", kam es schließlich leise über meine Lippen, nachdem ich mich soweit wieder im Griff hatte und die Kraft gefunden wieder zu sprechen ohne dabei an meinen Worten zu ersticken.
Ich atmete tief durch, straffte mich mit jedem Atemzug langsam wieder.
"Ich will dich bei mir haben... So wie früher", gab ich zu und lächelte in Gedanken versunken an eine Zeit in der noch alles okay zu sein schien.
"Ich kann mich nicht von dir trennen...Du sollst bei mir sein...", bestätigte ich seine Thesen weiter.
Aber er hasste mich, so wie ich ihn und er hatte diese blöde Schlampe.
Sofort verfinsterte sich meine Miene wieder und mein Griff um das Messer festigte sich erneut und ich lachte auf.
"Aber ich werde dich quälen, für alles und ich würde dich eher umbringen als dich irgendeiner dahergelaufenen Hure zu überlassen", sagte ich mit eiskalter Stimme und hielt ihm das Messer zwischen die Augen.
"Wenn du nicht mir gehören kannst, dann wirst du niemandem mehr gehören."