RE: Love like a Bitch, Smile like a Saint - 12

"Ja, wer wird das nicht", stimmte Amadeus ihm zu und schwieg während des Essens eine Weile. Er mochte es, seine Speisen in Stille einzunehmen, um den Geschmack in seiner Vollkommenheit annehmen zu können, und die Nahrungsaufnahme an sich wertzuschätzen. Die Menschen dieses Landes und grade in seiner Generation und den Jüngeren kannten die wichtige Bedeutung dessen nicht. Er hingegen schon, wenn er an seine Kindheit zurück dachte.
Die Gegenfrage ließ Amadeus nachdenken. Auch hier ließ er sich Zeit. "Ich habe es bisher noch nicht getan. Ich bin recht eifersüchtig und es würde mich viel Überwindung kosten. Doch ich möchte diese Erfahrung nicht unberührt lassen, und es irgendwann einmal versuchen. Ich weiß jedoch nicht, wann der Zeitpunkt dafür reif ist und wie ich darauf reagieren werde, sollte es wirklich so weit kommen." Er trank einen Schluck Wein und sah Ari dann tief in die Augen. "Hattest du schon ohne deine Einwilligung Geschlechtsverkehr?" Er wusste, dass diese Frage sehr intim war und nun viel bewirken konnte, doch das hielt den Dom nicht davon ab, sich in dieses unsichere Gebiet zu begeben und herauszufinden, was es bewirken würde.

"Letzten Endes kannst du mich anzeigen, wenn ich dich gegen deinen ausdrücklichen Willen zu etwas zwinge", erklärte Amadeus ruhig und legte nun das Besteck so auf den Teller, dass es signalisierte, dass er nicht weiter speisen würde. "Viele Submissives denken, dass sie alles über sich ergehen lassen müssen, da sie ansonsten ihren Herren nicht zufrieden stellen. Doch sie vergessen gerne neben ihrer Aufopferung, dass unser Grundgesetzt sie schützt."
Amadeus hörte sich die Geschichte seines Gastes an, nickte sie schließlich ab, denn so etwas hatte er schon oft gehört und mitbekommen. Es war nichts besonderes, dass in diesem Milieu Praktiken stattfanden, über die sich nicht alle Beteiligten im Vorfeld deutlich bewusst waren. Oft probierte man neues, und bemerkte erst hinterher, dass es nicht gefiel, oder man sagte ja, um des Gehorchens Willen. Es war jedoch in Amadeus Augen keine Vergewaltigung, und noch längst nicht so dramatisch. "Wie würdest du heute in einer solchen Situation reagieren?"

"Und wenn du diese Person liebst? Wenn sie alles für dich ist? Ich denke, dass viele Subs ihre Doms nahezu vergöttern, auch wenn sie es nicht Liebe nennen, und dann rückt das wehren oder gar trennen in weite Ferne. Die Option dringt vielleicht gar nicht mehr bis in das Bewusstsein vor, wenn es zu stark von den himmlichen Emotionen beflügelt ist." Er stand auf, räumte ihr Geschirr weg und das restliche Essen in den Kühlschrank der offenen Küche. "Alles abzusprechen ist bedauernswerterweise sehr öde. Der Submissive hat kaum noch einen Überraschungseffekt, und der Dom weniger Handlungsspielräume. Ich halte ehrlich gesagt nichts davon. Für mich ist eine gewisse Gefahr am SM durchaus wünschenswert, für alle Beteiligten. Ich suche keinen Frieden, sondern das Risiko." Das alles sagte er im Vorbeigehen, während er grob aufräumte. "Was hat James getan?" Anscheinend wollte Ari, dass Amadeus näher nachfragte, denn sonst hätte er solche Andeutungen nicht gemacht.
Als er wieder zum Tisch schritt, um scheinbar noch einen weiteren Teller mit Speisen zu nehmen, griff er stattdessen plötzlich und unerwartet in Aris Haar, und zog dessen Kopf tief in den Nacken, bis sich seine helle Kehle deutlich zeigte. Dann sah er ihm erneut tief in die Augen, beugte sich dicht zu ihm hinab. "Ja, das war sie... und ich würde es riskieren, wenn du eine ehrliche Antwort erwartest. Also überlege dir gut, ob du mich als deinen Herren auswählst."

"Und selbst das ist zutiefst langweilig und ernüchternd. Wenn ich einen Sub habe, will ich ihn mit neuen Praktiken überraschen, ihn damit vor den Kopf stoßen, ihn einschüchtern, ihn beglücken. Er soll nicht wissen, was als nächstes passiert, oder ob ich gleich seine Grenzen überschreite und das Risiko eingehe, ihn zu verletzen. Das kann passieren, doch es gehört für mich dazu. Und ich werde für niemanden darauf verzichten."
Sein Standpunkt war klar und deutlich. Er würde keine Kuschel-SM-Beziehung eingehen, und er war keinesfalls ein sehr rücksichtsvoller und immerzu freundlicher Dom, der ja keinem ein Haar krümmen wollte. Dafür aber spielte er mit offenen Karten und ließ Ari die Wahl. Dieser konnte einen Rückzieher machen, wann immer er dies wollte.
"Ja, du kannst gehen. Dieses Recht gestehe ich dir ein. Mehr Sicherheiten biete ich dir jedoch nicht. Es gibt auch keine Garantie, dass dein Safeword funktionieren wird, wenn ich erst einmal Freude an dir gefunden habe." Nun ließ sein Griff locker, und er fuhr mit seinen Fingernägeln sanft über Aris Kopfhaut, um ihn zu kraulen. "Und ich werde dir auch nicht versprechen, anders oder besser zu sein als James. Du kannst dich gerne an meiner Schulter ausweinen für all das, was er dir angetan hat, doch ich werde nicht die Erlösung für die Schmerzen sein, die er dir zugefügt hat."

Amadeus war fast ein wenig enttäuscht, dass sich Ari nicht bei ihm ausheulen wollte. Immerhin bekam der Größere gerne die verschiedenen Facetten menschlicher Emotionen, eingeschlossen die als negativ definierten, mit. Egal, woher sie kamen, er würde es genießen, sie zu betrachten, in sich einzusaugen, und sogar dafür verantwortlich zu sein. Es war nicht so, dass Amadeus keine Schuldgefühle hatte oder gar ein Soziopath war, keineswegs.
Als Aris Frage seine Ohren traf, dachte er nicht lange nach und nickte. Noch immer war er über ihn gebeugt. "Ja, natürlich. Du darfst weinen, mich anschreien, auf mich losgehen, und mich hassen. Es wird Reaktionen meinerseits geben, aber prinzipiell ist es dir gestattet, das zu tun." Noch wusste Amadeus nicht, ob Ari wirklich klar war, auf wen er sich einließ und was alles passieren könnte. Ob Ari stark genug war, um die Beziehung auszuhalten und nicht daran zu zerbrechen. Der Junge mochte in sexueller Hinsicht erfahren sein, doch war er es auch psychisch?
Er ließ ihn sich in die Hand schmiegen und beobachtete ihn zufrieden dabei. Genoss es, wie Ari immer wieder auf kleinste Berührungen reagierte, viel intensiver noch, als auf Schmerzen, für die er erstaunlich unsensibel war.
Amadeus zog eine Augenbraue hoch, als Ari die Frage stellte. "Nein. Es kommt auf meine Stimmung an. Es wird Momente geben, da bin ich sehr fürsorglich, und andere, in denen du denkst, ich wolle dich vernichten." Nun nahm er Aris Hand und zog ihn auf seine Beine. "Du interessierst dich sicherlich weniger für die Ästhetik der Wohnung, als eher für einen guten Ort, um verführt zu werden, sehe ich das richtig?"

Amadeus scherrte sich nicht sonderlich über die Schmerzen, welche er dem Jüngeren zuzog. Es gehörte zum Spiel. Er sah dabei in dessen Gesicht und genoss den Ausdruck, und das Wimmern ebenso. Ari hatte eine sehr schöne Stimme, das musste man ihm lassen.
Er zeigte ihm die Bäder und Ari war angetan. Die ganze Zeit über beobachtete der Manager den jungen Mann dabei, wie er sich alles ansah und die Dinge bewertete. "Zieh dich aus", kam dann die schlichte Anweisung seitens des Doms. Und mehr auch noch. Er lehnte sich an den Türrahmen und wartete ab.

Amadeus nahm die Sachen an sich und legte diese auf einen hölzernen Wäschekorb. Dann betrachtete er Aris Körper genau und ließ ihn eine Weile auf sich wirken, sparte dabei keinen Winkel aus. Wollte jeden Hautfetzen, jedes Haar und jeden Leberfleck kennen. Er griff ihn am Oberarm und drehte ihn einmal, um auch die Rückseite zu betrachten. Es war fast so, als würde er ein Stück Fleisch an einer Theke bewerten und überlegen, ob er es kaufen solle. Seine Miene verzog sich dabei nicht und er blieb schweigsam. Nach etwa drei Minuten war er fertig, ließ Ari solange im kühlen Raum stehen, ehe er dann zur Badewanne schritt und diese einlaufen ließ. "Hast du Wünsche oder Vorlieben, wenn du badest?", wollte er wissen und deutete dann auch auf die verschiedenen Badesalze, Badekugeln und Badeschäume.

Amadeus war von dem grazilen Körper angetan. Ari war durchaus ästhetisch und rein, etwas, worauf der Manager viel Wert legte. Rein äußerlich fand er den Jüngeren sehr attraktiv, sonst hätte er sich auch nicht auf ihn eingelassen, hatte er doch anfangs noch viele Bedenken gehabt, welche auch jetzt noch deutlich spürbar waren. Es brauchte lange, um Amadeus Vertrauen für sich zu gewinnen und seine generellen Zweifel an allem und jeden abzumildern.
Er fühlte die Temperatur des Badewassers, um es angenehm einzustellen, und hörte seinem Gast schweigsam zu. Nickte dann, sodass Ari herüberkommen und schnuppern durfte. Er ließ ihn sich das aussuchen, was er wollte, während er selbst kurz aus dem Badezimmer verschwand. Wortlos kam er eine Minute später mit einem Tablett wieder, auf welchem viele Kerzen in unterschiedlichen Kerzenhaltern und Schüsselchen standen. Er verteilte sie im Bad und zündete eine nach der anderen an, dabei ignorierte er Ari. Als er fertig war, stellte er die Wanne aus, die bereits vollgelaufen war. Schließlich krämpelte er dann mit aller Ruhe und Geduld die Ärmel seines dunkelblauen Hemdes hoch. Dabei kamen viele deutliche Ritznarben zum Vorschein, viele welche waagerecht verliefen über die gesamten Unterarme, doch auf welche quer über den Pulsadern, welche von Unerbitterlichkeit zeugten. Einige Klebeflaster über noch frischen Wunden waren ebenfalls zu sehen.
Amadeus ging nun auf Ari zu, hob ihn auf die Arme, ehe er ihn dann zur Wanne mit ihm lief und seinen Körper sanft hinein ins Wasser sinken ließ.