RE: Love like a Bitch, Smile like a Saint - 16

Die leicht korpulente Dame mit argentinischen Wurzeln gab Ari ein breites Lächeln, als sie ihn antraf. Für sie schien es nichts neues zu sein. Wobei etwas schelmenhaftes in ihrem Blick lag, da sie grade im Schlafzimmer fertig geworden war.
Amadeus beantwortete noch die ein oder andere Mail, ehe er sich einen gröberen Überblick über seine nächste Reise verschaffte. Dubai... Er ging auf die Seite des ausgesuchten Hotels, in welchem er für die Zeit unterkommen würde, und wirkte dabei doch recht zufrieden. Zum Glück brachte sein Job auch einige Annehmlichkeiten mit sich, auch wenn er dafür oftmals Zuhause fehlte.
Als Félix herein kam, blickte er nur kurz auf, dann sah er auf ihn herab, als er sich ihm zu den Füßen gesetzt hatte. "Weiß deine Mom von dem, was du hier treibst? Weiß sie von mir?", wollte er daraufhin wissen, da er einen Blick auf den Bildschirm von Félix geworden hatte.

Amadeus nickte einige Male zum Zeichen des Verständnisses. "Nein, es stört mich nicht. Wenn deine Mutter möchte, kann sie mich sogar kennenlernen. Doch ich hoffe, dass sie nicht zur Furie wird, wenn ich mal rauer mit dir umgehe. Das hatte ich leider schon einmal und es war keine angenehme Erfahrung."

Etwa eine Woche später hatte Amadeus wieder Zeit für Félix. Er war viel beschäftigt gewesen und zufrieden darüber, dass Félix und auch die anderen Subs viel Verständnis dafür hatten, wenn Amadeus zeitweise fast von der Bildfläche verschwand, oder sich nur selten meldete, wenn die Arbeit ihn zu sehr einband oder er auch die Freiräume für sich selbst beanspruchte.
Er hatte Félix eingeladen, auf eine kleine Reise mit ihm zu kommen, für 3 Tage, von Freitag nachmittag bis Sonntag Abend. Würde ihn quasi wie einen Praktikanten vorstellen und ihm ein wenig seiner Welt zeigen, hatte aber so auch die Möglichkeit, mit dem neuen Sub Zeit zu verbringen und ihn auf Herz und Nieren zu prüfen. Amadeus war es wichtig, wie sich Félix über einen längeren Zeitraum verhielt, mit vielen fremden Menschen, in ungewohnten Situationen und Orten.
Etwa gegen 15 Uhr fuhr er mit seinem Wagen vor der Wohnung vor, um ihn abzuholen, und selbst der Mutter die Möglichkeit zu geben, zu sehen, wer da ihren Sohn für einige Tage entführte. Ja, die Mütter... Amadeus hatte nicht oft mit ihnen zu tun, aber es gab schon ähnliche Konstellationen, und wusste, wie viel Einfluss sie haben könnten. Also hatte er sogar vorsorglich einen prächtigen bunten Blumenstrauß für die gute Dame parat, als er aus dem Bugatti ausstieg.

Amadeus war wirklich gespannt, wie es bei dieser Familie sein würde. Es war nicht grade das Milieu, in welchem er sich häufiger aufhielt und war daher auch überrascht, als ihm ein kleines Mädchen die Tür öffnete, die sogleich wieder wegrannte. Wenig später kam Félix dann auch endlich und begrüßte ihn. Tatsächlich war Amadeus etwas überfordert mit so vielen Kindern, er war den Umgang einfach nicht gewohnt. "Ja, die sind für deine Mutter", meinte der Manager und kam sich hier reichlich unpassend vor. Vorsichtig trat er ein und begrüßte die Mutter mit einem Lächeln. "Ja, der bin ich. Wie darf ich Sie nennen?", wollte er wissen. Er setzte sich zu der Familie in das Wohnzimmer und war froh darüber, dass die Einrichtung verriet, dass die Mutter Geschmack besaß. "Die Unordnung stört mich kaum, viele Kinder halt", kommentierte er nur und musste schmunzeln. Dabei bemerkte er, dass er niemals Kinder haben wollte. Er nahm das Bild der kleinen Schwester an, sagte noch ein 'Danke', doch da war sie schon verschwunden. Verwundert sah er ihr hinterher. Verglich das alles hier mit seiner Kindheit. In seiner Familie früher herrschten ganz andere Gesetze.
"Nun, ich tue das ja nicht aus reiner Selbstlosigkeit", antwortete er der Mutter und sah dann zu Ari.

"Gut, Marine. Ich hoffe, wir können uns duzen?", versuchte er es möglichst freundlich und bodenständig, so kurios ihm diese Situation auch vorkam. Er musste wirklich wie ein versnobter Typ wirken, hier im Anzug zu sitzen und sich so vorzustellen. Aber besser so, als gar nicht. Doch noch konnte Amadeus nicht wirklich herauslesen, ob sie ihn mochte oder nicht.
Er nickte und lächelte Félix zu. "Ja, du hast wirklich sehr gute Weinkenntnisse. Hast du diese von deiner Mutter?", wollte er noch wissen. Dann kam die kleine Schwester an und Amadeus sah auf sie herab. "Hmm... vielleicht rede ich dann auch mit ihr, wer weiß", versuchte er zu scherzen.
Es dauerte nicht mehr lange, und sie hatten Félix' Koffer eingeladen und fuhren schließlich gemeinsam los. Wenig später waren sie auf einer Landstraße, das Navigationsgerät führte sie beide und Amadeus hatte wieder leise klassische Musik laufen. "Ich bin kein Familienmensch", sagte er ihm irgendwann ehrlich. "Das wird mir jedes Mal wieder klar, wenn ich Familien oder Kinder sehe..."

"Musst du da deine Kunden über die Weine beraten?", wollte er wissen, da er den meisten Verkäufern eher wenige Kenntnisse über viele ihrer Produkte zuschrieb. Beim Abschied fand es Amadeus fast ein wenig bedenklich, wie eng die Beziehung zwischen Sohn und Mutter doch war, und dass sie so viel wusste. Vielleicht würde das irgendwann einmal Probleme bereiten, wenn sie mitbekommen sollte, wie eine Session ablief, und das es weitaus mehr als netter Sex war.
"Hat sie vor 4 Jahren den Vater der Kinder kennengelernt?", wollte Amadeus erfahren, um mehr Informationen über die Familiengeschichte zu erhalten, aus reinem Interesse. Das ihn die kleine Schwester toll finden sollte, ließ ihn nur eine Augenbraue hoch ziehen. "Hm... ich wüsste nicht, woran das liegen könnte. Meist mögen mich Kinder nicht, und das finde ich auch angenehm." Als Félix Mendelson ansprach, nickte er kurz. "Woher weißt du das?"
Sie fuhren irgendwann auf eine Autobahn, und erst hier begann Amadeus schneller zu fahren und ging etwa an die 180, was man jedoch in dem Wagen kaum spürte.

"Weshalb gehörst du nicht ganz dazu?", wollte Amadeus genauer erfahren und blickte während der Fahrt jedoch nicht zu Félix. Er konzentrierte sich auf die Autobahn, welche zum Glück verhältnismäßig leer war.
Ihm kam die absurde Idee, den Mann der Mutter zu verführen, um die Familie zu zerstören. Dann schüttelte er den Kopf. Den Hass einer ganzen Familie auf sich zu ziehen konnte gefährlich werden, wenn auch durchaus heikel und daher interessant.
"Du meinst das Schlittschuhlaufen? Wie bist du dazu gekommen?" Er verdrängte dunkle Gedanken, da es für ihn ein sensibles Thema war, bei welchem er leicht aggressiv werden konnte. Doch er wollte sich zusammenreißen, zumindest während der Fahrt. "Ich begleite dich gerne. Konzerte sind ganz meins."
Das nächste Thema kam auf, und er überlegte eine Weile. "Nun, zieh bitte gute Kleidung an, falls du diese dabei hast. Ansonsten, sei unauffällig und bleibe bitte in meiner Nähe. Es wird die Konferenz geben, später dann noch ein Geschäftsessen und noch eine Besichtigung eines neues Modells, über welches ich mich informieren muss."

Schweigend hörte Amadeus dem jungen Mann zu und erfuhr viel über sein Leben und seine Familie. Doch leider hatte er dazu nicht viel zu sagen. Er wollte die bloßen Informationen, nicht mehr und nicht weniger. "Es ist bedauerlich, dass du aus deinem Talent nichts gemacht hast." Für einen Moment wirkte er gedankenverloren. Musste mit Erinnerungen und Gefühlen kämpfen, die er grade niedermetzelte. Erfolg und Niederlage. Sein Gesichtsausdruck jedoch blieb leer, zeigte nichts von alledem, nur die Autobahn spiegelte sich in seinen Augen.
Er war glücklich darüber, als sich das Thema wechselte. Das Wort 'Konzert' hatte er wohl anders interpretiert als Félix. Zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf leicht schräg, um nachzudenken. "Ob ich es mir wirklich antun soll, zwischen hunderten ungepflegten Metalern eingequetscht zu sein und mich von ihren langen Haaren auspeitschen zu lassen?", dachte er laut nach und biss sich auf die Lippe. Verdammt, was hatte er nur gesagt. "Ich denke, um mich darauf einzulassen, musst du was gut bei mir haben. Du müsstest also etwas dafür tun. Ansonsten... würde ich eher ungerne mitkommen. Ich denke, ich passe nicht sehr gut dahin."
Amadeus war sehr zufrieden, dass sich sein Submissive weitere Hemden mitgenommen hatte, um angemessen gekleidet zu sein. Dahingehend konnte er ihn nicht kritisieren. "Ich erinnere mich an einen meiner früheren Subs, welchen ich ebenfalls einmal mit auf eine Reise nahm, und welcher keine angemessene Kleidung dabei hatte. Ich habe ihn dann direkt vor die Hoteltür gesetzt. Daher.... ist es für dich sehr nützlich, wenn du Manieren hast und dich zu zeigen weißt."

Amadeus schmunzelte, wusste aber nicht viel auf die Erklärungen von Félix zu sagen. Der Gedanke, in dieser gröhlenden Masse zu stehen, gefiel ihm einfach nicht. Zum Glück schien er aber zu bemerken, wie unangenehm es war, und würde hoffentlich etwas passendes heraus suchen. Auf keinen Fall ein Metal-Festival, im Match ohne saubere Dusche. "Nun, ich bin nicht offen für alles, um ehrlich zu sein. Aber vielleicht findest du etwas, auf was ich mich einlassen würde. Ich bin leider mit Leib und Seele ein Spießer." Bis auf seine Neigungen, die dahingehend etwas ganz anderes präsentierten. Diese hielt er aber von der Öffentlichkeit fern.
Er schüttelte den Kopf. "Nein, Visitenkarten brauchst du nicht. Es sei denn, jemand möchte deine Dienste als Webdesigner in Anspruch nehmen. Wer weiß, vielleicht hast du ja Glück und erhältst einen Auftrag." Er überlegte kurz eine Weile. "Nein, keine weiteren Regeln. Du darfst auch gerne etwas trinken. Falls du dich unwohl fühlst, sag mir Bescheid, dann lasse ich dich gehen. Sei bitte ehrlich zu mir. Und... fass die Fahrzeuge auf keinen Fall an."
Sie fuhren noch etwa zwei Stunden, dann kamen sie schließlich bei einem eher kleinen, aber hochwertigen Hotel in einer Großstadt an. Direkt kamen Concierge an, nahmen die Koffer ab. Amadeus stieg mit Félix aus und jemand fuhr den Wagen in die Tiefgarage. "Heute Abend haben wir noch unsere Ruhe. Ich schüttle gleich einigen Bekannten die Hand und danach können wir in den Spa-Bereich, wenn du möchtest." Sie hatten viel Zeit für alles, keine Hektik, darauf achtete Amadeus generell. Somit hatte man viel Zeit, Kontakte zu knüpfen und Geschäftsbeziehungen zu vertiefen.