RE: Love like a Bitch, Smile like a Saint - 18

Amadeus hatte großen Hunger, als sie schließlich am Tisch saßen. Immerhin waren sie mehrmals schwimmen und saunieren, hatten eine lange Fahrt und viele neue Eindrücke hinter sich. Daher war er sehr erleichtert, als die Vorspeise kam. Sogleich, wenn auch mit der gewohnten Ruhe, begann er also zu essen. "Ich fand es, ehrlich gesagt, sehr lustig, dass du ihm sein schlechtes Verhalten nochmal aufgeführt hast. Das hätte ich dir nicht zugetraut. Aber es war angemessen. In einer Sauna, und auch vor anderen, hat dieses Thema nichts verloren." Sie tranken einen leichten Wein und Wasser zu der Vorspeise, und die Stärkung tat Amadeus sichtlich gut. Er war auch in Plauderlaune durch den Whiskey und den Wein auf nüchterem Magen, vielleicht hätte er ansonsten nicht so viel verraten.
"Ich kenne Daniel nun schon zwei Jahre. Immer auf solchen Events sehen wir uns, er kommt aus einer entfernteren Stadt. Wir hatten anfangs nichts miteinander zu tun, ich habe nur seine Blicke bemerkt, aber nicht darauf reagiert. Bei der letzten Reise dann kamen wir an der Bar ins Gespräch und... ich habe ihm während dessen eine schöne Zeit bereitet. Er hatte sich grade von seinem Exfreund getrennt und war am Boden zerstört." Amadeus spräch sehr leicht darüber, als wäre es nichts wichtiges gewesen. "Er hinterließ mir am letzten Abend seine Nummer. Ich hatte jedoch kein Interesse, diese Affäre außerhalb der Geschäftsreisen auszuweiten."

"Es hat mich auch nicht gewundert. Wahrscheinlich hat er sich mehr erhofft, vielleicht weitere Treffen auch zwischen den Events, eine Freundschaft, eine Beziehung oder dergleichen. Aber das habe ich ihm nicht in Aussicht gestellt." Er sah es nicht als seine Schuld an, dass Situation sich so entwickelt hatte. Für ihn war Sex nur Sex, solange er nichts anderes sagte. "Es ist traurig, wenn meine Handlungen falsch interpretiert werden. Aber das ist mir nicht das erste Mal passiert, und passiert immer wieder, wenn man eine sexuelle Offenheit lebt." Bei der Frage schüttelte er den Kopf. "Ich war noch nie in diesem Ort. Wir sind hier das erste Mal. Ich hoffe, der Hauptgang ist so gut wie die Vorspeise." Kaum hatten sie die Vorspeise beendet, kam der Kellner erneut. Er hatte ein schwarzes Geschenkpäckchen dabei, umwickelt mit einer dunkelroten Schleife, welches er neben Félix' Teller stellte. Dann räumte er das Geschirr schonmal ab. "Das Essen ist nicht die Überraschung", meinte Amadeus daraufhin und deutete auf das Packchen, umwickelt in schwarzer Seide. Würde Félix es öffnen, würde darin ein schmaler, schwarzer Halsring aus glänzendem Metall liegen, federleicht und leicht biegsam, sodass es sich an den Körper anpasste. Mit einem winzigen Ring vorne hängend.

"Ja, das weiß ich. Eventuell war Daniel noch unerfahren. Nun weiß er es besser." Das Thema war für ihn vorerst beendet. Morgen früh würde es wieder aufkommen, Auge in Auge mit dem Blonden, welcher wohl emotional geladen war. Es unterhielt Amadeus gut, welcher eh besessen von Emotionen jeder Art war.
"Weshalb hast du Angst?", war die Frage von Amadeus, welcher gespannt abwartete. Als der Jüngere die unterbrochene Frage stellte, nickte Amadeus nur ruhig und faltete die Hände, beobachtete ihn genau dabei.
Das Paket war groß. Hätte Félix den Ring nicht heraus gehoben, hätte ihn niemand gesehen. Es wäre sehr dezent und diskret geblieben. Doch nun entschied sich der Submissive dafür, ihn zu zeigen. In aller Öffentlichkeit. Gut, der Halsring war an sich so schmal und leicht, so schön perfekt angefertigt, dass tatsächlich nur Menschen aus der SM-Szene ihn auch als Ring der O erkannten. Ansonsten war es ein speziell angefertigtes Schmuckstück, welches keinerlei Grobheit, Aufdringlichkeit oder Schwere besaß. Nur Eleganz und Glanz. Man konnte sich darin spiegeln.
Amadeus nahm ihn an sich, stand auf und schritt hinter Félix. In dem Restaurant waren nicht viele Menschen, und nur wenige davon bemerkten, was die beiden taten. Sachte und mit leichter Hand legte Amadeus das Halsband an, es hatte im Nacken einen unsichtbaren Verschluss, indem man das eine Ringende nahtlos in das andere hineinschob und es dort einrastete. Geduldig kontrollierte der Dom, wie gut es saß. Es lag direkt an der Haut an, jedoch ohne einzuschneiden. "Du gehörst nun offiziell mir, ab heute bist du mein Submissive. Mit all den Vorzügen und Verpflichtungen." Er setzte sich wieder.

Amadeus akzeptierte es dieses Mal, dass Ari nicht darüber sprechen wollte, was ihm Angst machte. Vielleicht um sich selbst diesen Abend nicht zu ruinieren. So wie es aussah, genoss es der Jüngere sehr und war auch mit dem Geschenk sehr zufrieden. Es war völlig anders, als das seines Exfreundes, und vermutlich auch teurer. "Wirklich?", fragte er nach und betrachtete sein Gegenüber kurz damit. Er selbst fand es wunderschön und hoffte, dass Ari dies nicht nur sagte aus reiner Freundlichkeit.
Der Halsring verschwand unter dem Hemd. Kaum jemand hatte es gesehen. Und Amadeus lehnte sich zufrieden zurück, als er bemerkte, wie diskret Ari doch war und ihre Beziehung nicht in der Öffentlichkeit herumposaunte. Es gab Subs, die das gerne tun wollten, leider war das in der Position des verheirateten Managers eher ungünstig.
Ari erklärte nun doch, wovor er Angst gehabt hatte. Der Ältere schmunzelte ein wenig. "Nun, je nach Vorlieben können Subs es genießen, oder nicht. Wenn dein Exfreund wollte, dass du deinen Geburtstag genießt, hat er wohl das falsche Mittel gewählt. Wollte er ihn dir verderben, war es das richtige. Ich lehne dieses Vorgehen nicht ab, solange man sich zuvor über die Wirkung Gedanken gemacht hat."
Nachdem sie in Ruhe aßen und sich noch eine Weile still unterhielten, neigte sich der Abend dem Ende zu. Noch einmal bedankte man sich bei Amadeus, dieser schmunzelte nur zufrieden.
Er rief den Kellner, bei welchem er die Rechnung mit Trinkgeld bezahlte, und ließ beiden ein Taxi rufen.

Der Taxifahrer war schweigsam und hörte auch kaum zu. Aus dem Radio erklang nur leise Popmusik, zu der manches Mal sein Kopf wippte. Amadeus dagegen sah ein wenig melancholisch aus dem Fenster in die schwarze Nacht hinein. Bis Félix ihn irgendwann fragte, war er ebenso gesprächig wie der Taxifahrer. Kurz überlegte er. "Die Termine beginnen morgen erst um 12 Uhd, ich werde spätestens um 9 Uhr aufstehen, auch Daniel wegen. Es ist noch nicht sehr spät, ich hätte also nichts dagegen." Die weitere Fahrt über sagte er kein Wort, brauchte wohl eine kurze Pause von all der positiven Gesellschaft um sich herum. Allzu lange ertrug er den Frieden nie, das wusste er. Félix konnte nun alleine bleiben, oder das Risiko erneut eingehen. "Wenn du meine Stimmung gleich ertragen möchtest...", fügte er irgendwann noch an, denn er merkte, dass etwas in ihm brodelte. Kurz atmete er tief durch.
Als sie ausstiegen, zündete er sich direkt eine Zigarette an und setzte sich auf eine der Bänke vor dem Hotel, um sie in aller Ruhe zu inhalieren. Er ließ sich nicht drängen, genoss den bitteren Geschmack auf der Zunge in diesem Moment.

Es war gut, dass Félix ihn daran erinnerte, dass er ebenfalls morgen fit sein musste. Zu hart verdreschen durfte er ihn also nicht. Er musste soweit gesund bleiben, um lange gerade sitzen zu können und gegebenfalls sprechen.
Während er also dasaß und rauchte, ging er nochmal durch, was auf keinen Fall infrage kam. Es bedeutete nicht, dass der Vortrag unbedingt leicht auszuhalten sein musste.
Etwa zehn Minuten blieb der Schwarzhaarige draußen sitzen. Ab und an sah man seine Finger zittern, wenn er die Zigarette hielt. Als er sie anschließend auf dem Boden austrat, stand er auf und ging mit den Händen in den Manteltaschen in das Hotel. Zum Glück musste er dieses Mal niemanden grüßen oder eine Unterhaltung beginnen, für welche er grade keine Lust verspürte.
Er schloss ihre Suite auf und trat ein, schloss die Tür langsam hinter sich und zog den Mantel aus. Anschließend suchten seine Augen Félix.

Amadeus lockerte seine Krawatte und atmete tief durch. Sich selbst Grenzen zu setzen und darauf zu achten, dass seine Subs am nächsten Tag noch aufstehen konnten, war nicht seine Stärke und auch nicht seine Prämisse. Er wollte dies eigentlich nicht. Doch heute musste es sein, so gut wie eben möglich, und das könnte ihn viel Kraft und Konzentration kosten.
Als er die Stimme von Félix aus einem anderen Raum hörte, schritt er ihr langsam nach und blieb in der Tür stehen. Schweigend betrachtete er ihn und nickte dann. Schlich dann zu ihm rüber und blieb vor ihm stehen. Seine Hände ballten sich ab und an zu Fäusten, und es fiel ihm sichtlich schwer, sich zurück zu halten und die Kontrolle zu erhalten. Am liebsten wäre er nun einfach auf ihn los gegangen. "Leg dich hin...", raunte er leise und war am überlegen, was möglich und erlaubt wäre.

Als er das Nein hörte, schien es einen Moment lang, als kannte er dieses Wort nicht. Als hätte er ein Wort einer unbekannten Sprache gehört. "Was?", fragte er verdutzt, und für einen winzigen Moment verlor sich seine Dominanz in der Verwirrung. Es war nicht so, dass er noch nie ein 'Nein' gehört hatte, doch dieses hier klang anders, als die anderen. Es war nicht widerspenstig und ängstlich, sondern gewissermaßen kraftvoll.
Die Erklärung kam wenig später. Es war verdammt merkwürdig für ihn, und eigentlich wäre er gerne direkt auf ihn los gegangen. Er kratzte seine Selbstbeherrschung zusammen. Zitternd setzte er sich und fixierte Félix mit seinen Augen, wollte ihm klar machen, dass er sich auf sehr dünnem Eis befand.
Er ließ ihn gewehren und beobachtete ihn genau. "Sei dir gewiss, dass ich das unter anderen Umständen nie zulassen würde." Aber die Situation verlangte danach. In diesem Moment war Félix schlichtweg klüger. Und Amadeus musste eine seiner Schwächen offenbaren.