RE: Love like a Bitch, Smile like a Saint - 24

Amadeus war ähnlich stark durcheinander geraten und wusste grade nicht so wirklich, was er glauben sollte. Aber das, was Félix sich wünschte, kam ihm nur recht. Er wollte ebenfalls hier weg.
"Gut", brachte er nur kurz hervor, dann ging er mit Félix zur Tür. Schob den Stuhl weg, und sah ihm dann noch einmal in die Augen. "Lauf auf den Fluren aufrecht." Dann öffnete er die Tür und verließ mit ihm den Spa-Bereich.
In wenigen Sekunden waren sie schließlich auf ihrem Zimmer. Er schloss die Tür ab, zog den Bademantel aus und seine Kleidung an. "Zieh dich an, wir verschwinden." Er musste hier weg, wollte Daniel nicht mehr sehen. Eigentlich wollte er auch Félix nicht mehr sehen, doch er konnte ihn nicht hier zurück lassen, dieses Häufchen Elend. Unstrukturiert und schnell begann er seine Sachen zusammen zu packen. "Los jetzt, Félix, beeil dich."

Amadeus hatte seine Sachen ebenfalls beisammen. Er nahm beide ihre Koffer. "Komm, wir gehen." Kurze Worte, sie verließen das Zimmer. An der Rezeption gab er nur die Information, er müsse aus familiären Gründen sofort nach Hause.
Wenige Minuten später saßen sie im Auto. Dann konnten sie los fahren.
Die Landstraßen segelten an ihnen vorbei, Bäume und Felder, das ein oder andere kleine Dorf. Amadeus gab keinen Ton mehr von sich, das Lenkrad fest gegriffen und den Blick starr auf die Fahrbahn. Er hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was er tun sollte. Sein Gehirn war wie leergefegt. Er fuhr durch, ohne Pause.
Er hielt erst wieder, als er vor dem Haus von Félix Mutter stand. Die Adresse von Félix' neuer Wohnung wusste er nicht, kannte nur dieses Haus. "Wenn du möchtest, kannst du gehen. Ich weiß grade nicht, wie ich mit dir umgehen, oder was ich glauben soll. Bisher hat mir niemand erklärt, was wirklich passiert ist." Er atmete tief durch.

Amadeus fuhr ihn dorthin, wo er wollte. Und hörte auch nicht richtig zu, als sein Mitfahrer zu brabbeln begann, irgendwelches zusammenhangloses Zeugs, welches man kaum richtig verstehen konnte. Er antwortete solange nicht, bis sie schließlich vor der Wohnung anhielten. Dann drehte er sich zu Félix und blickte ihn ernst an, bevor er endlich wieder sprach. "Stopp", sagte er klar und deutlich, damit er Félix aus seinen wirren Gedankengängen reizen konnte. "Atme mal tief durch. Und dann erklärst du mir ganz ruhig und verständlich, was alles mit Daniel passiert ist. Jeder Kontakt, jedes Wort. Ich will alles wissen." Mehr Anforderungen hatte er nicht. Er hatte Zeit, und so lehnte er sich zurück, und wartete ab, lockerte seine Krawatte.

Amadeus hörte es sich an, unterbrach nicht ein einziges Mal, und versuchte das alles irgendwie klar zu ordnen. Er kam auch darauf, dass Daniel dachte, dass Félix mit ihm geschlafen hätte, obwohl er selbst es war. Es war sogar naheliegend, dass Daniel eben jenen Gedankengang entwickelt hatte.
Als dann sein Submissive endlich geendet hatte, nickte der Manager tonlos. "Ich glaube dir", gab er irgendwann von sich. Er öffnete seine Wagentür, jedoch ohne auszusteigen, und zündete sich dann eine Zigarette an. "Ich habe mit Daniel geschlafen, als er so betrunken war, dass er nichts mehr mitbekommen hat", sagte er nach einer Weile und zog dann an der Zigarette. Ihm war bewusst, dass dies Félix vielleicht eifersüchtig machte und ihn verletzte. Aber es war ihm nicht wichtig. Nicht so wichtig wie die Wahrheit in diesem Moment. "Ich werde Daniel zu verstehen geben, dass er uns in Ruhe lässt. Und du... hältst dich ab jetzt von schwulen Männern fern. Ansonsten warst du nur für einen sehr kurzen Zeitraum mein Submissive." Er stieg aus dem Wagen, warf die Zigarette auf den feuchten Asphalt, und ging um das Auto. Dann öffnete er Félix' Wagentür. "Ich will jetzt erstmal keine Subs, oder Affären... oder was auch immer sehen."

Amadeus wartete, bis er Licht in der Wohnung von Félix sah und wusste, dass er gut angekommen war. Dann stieg er wieder in den Wagen und fuhr selbst nach Hause.
Die Wochen verstrichen. Anfangs stürzte er sich in Arbeit, in seine Kunst, und hielt kaum Kontakt zu Menschen. Er brauchte Abstand von all den Intrigen und Emotionen, von all der Dummheim und Naivität. Erst nach etwa zwei Wochen begann er wieder den Kontakt zu seinen anderen Subs aufzubauen.
Von Félix hörte er nichts. Er begann ihn einige Male anzurufen, schrieb ihm eine Nachricht, doch es kam keine Reaktion bei ihm an. Irgendwann begann Amadeus damit, sich zu sorgen. Und natürlich war er auch wütend, denn den Kontakt einfach abzubrechen, ohne wenigstens noch einmal einen Satz dazu zu sagen, empfand er doch als recht unfreundlich.
Eines Abends machte er sich also auf den Weg zu ihm. Als er klingeln wollte, kam ihm grade ein Nachbar aus der Haustür entgegen, und Amadeus nutzte die Chance der offenen Tür und schlüpfte in das Haus hinein. Als er bei der richtigen Tür ankam, klopfte er einfach.

Amadeus bedankte sich freundlich bei dem Nachbarn. Er trug einen Hut und in dunkelroten und dunkelblauen Farben einen Anzug, darüber seinen Mantel. Einige Momente wartete er noch, konnte dann die Katze hören, jedoch keine weitere Reaktion. Die Worte des Nachbarn machten ihn misstrauisch. Wenn Félix seit Wochen nicht mehr da war, weshalb lebte dann die Katze noch?
Er nahm den Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Trat in die Wohnung ein und sah sich ruhig und ein wenig angespannt um. Die Katze schlich um seine Beine, doch er reagierte kaum auf sie. Zu Tieren hatte er noch nie eine besondere Verbindung gehabt. Langsam ging er Raum für Raum ab. Tatsächlich sah alles recht unberührt aus. In der Wanne war nur Wasser, und in der Küche irgendwelche Fertigprodukte, bei welchen er direkt die Nase rümpfte.
Erst im letzten Raum entdeckte er eine Höhle aus Decken. Eine Weile blieb Amadeus in der Tür stehen und überlegte, kam dann langsam näher und fand darin Félix. Er wirkte gesund, wenn auch apathisch. Er hockte sich in die Höhle des Eingangs. "Was ist los, Félix?", fragte er ihn schließlich mit leiser Stimme.

"Belüg mich nicht", erwiderte Amadeus direkt, als Félix meinte, es wäre nichts. So wie er dalag, hustete, und sich seit Wochen nicht meldete, musste irgendetwas nicht in Ordnung sein. "Ich bin nicht hier, um mich beschwichtigen zu lassen." Sein Blick ruhte ruhig auf dem Jüngeren, ohne Vorwürfe oder Wut, eher beobachtend. Der Manager versuchte sie Situation einzuschätzen. Hörte wie Félix Vermutungen anstellte, weshalb er hier war, und schüttelte nur langsam ungläubig den Kopf. Er hoffte, dass es nicht aus irgendeiner Sehnsucht oder Liebeskummer zu alldem gekommen war. Denn das hatte er nicht gewollt, und auch nie versucht, irgendwelche Liebe oder Träumereien in seinen Submissive zu pflanzen. "Ich will nicht den Ring zurück. Du bist mein Submissive, noch immer. Etwas anderes habe ich nie behauptet. Nur aus diesem Grund bin ich hier." Noch immer hatte er ihn nicht berührt, überschwenglich oder besorgt reagiert. Blieb ruhig und recht rational, da er Félix in seinem zurückgezogenen Verhalten nicht bestärken wollte. Er konnte sich auch irren. Vielleicht war es auch Félix, der ihre Beziehung beenden wollte, dem es einfach zu viel gewesen war. Immerhin hatte er sich nicht zurück gemeldet und suchte keinen Kontakt. "Willst du dich von mir trennen?", fragte er ihn direkt, versuchte seinen Blick zu erhaschen.

Amadeus empfand es als sehr schlecht, dass Félix nicht mehr wusste, was er wollte. Es war keine gute Basis für ihre Beziehung, für alles generell. Und so wusste der Ältere nicht, ob es klug war, weiter zu machen und seinen Submissive aus diesem Tiefpunkt zu ziehen. Wusste nicht, ob es es überhaupt konnte, ob er es wollte.
Er nahm seinen Hut ab und fuhr sich über die Haare. Dachte nicht lange über die Frage von Félix nach. "Ja." Er war ehrlich, verschönte nichts, das hatte er noch nie getan. Und selten auf die Gefühle Anderer Rücksicht genommen bei seiner Wortwahl. "Ich bin wütend, weil du Daniel in deine Nähe hast kommen lassen. Aber noch wütender macht es mich, dass du dich nicht bei mir gemeldet hast. Du hast die Pflicht als Submissive, deinem Herren zu antworten und zu kommen, wenn er nach dir verlangt." Er seufzte ausgedehnt, verstand nur sehr schwer, was in Félix vor sich ging und weshalb er nun in diese depressive Phase geraten war. "Ich hatte nicht vor, unsere Beziehung zu beenden. Und das habe ich auch jetzt nicht. Aber ich werde nicht nach dir betteln, Félix. Du musst auch deine Pflichten erfüllen."