RE: Shifter - 10

"Solange es Spaß macht", kommentierte er Ricks Erläuterung gönnerhaft als hätte er dabei ein Wörtchen mitzureden. Oder gar eine Entscheidung zu treffen. Er schob einen Arm unter Ricks Kopf hindurch und vergrub die Finger in dessen Haaren, sodass er ihn kraulen konnte, während sie sich noch etwas unterhielten, bevor sie einschlafen würden. "22", antwortete er knapp als wäre es keine Besonderheit. Er war schon sehr früh erwachsen geworden. Auf eigenen Beinen stand er sogar schon seit dem er 14 war. "Klar. Kann mich nicht beschweren. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob das schon alles in meinem Leben ist. Ich würde gerne neue Technologien entwickeln. Vor allem will ich mit wasserstoffbetriebene Motoren weiter voran treiben, damit sie bald Standard auf den Straßen sind. Aber dafür müsste ich Ingenieurswesen studiert haben… ohne so einen dämlichen Titel bleiben einem fast alle Türen verschlossen. Was zählt ist, was auf dem Papier steht. Nicht, was man kann.", beschwerter er sich über die spießige Gesellschaft, die keinen Platz für Querdenker und Freigeister hatte. Doch schon wenig später wirkte er wieder gelassener dank des beruhigenden Streichelns seiner Brust, was ihm ein zufriedenes Brummen entlockte.

Rick zog die Brauen zusammen und drehte den Kopf wieder zu ihm "22?" fragte er nach und musste dann lachen. "Verdammt, du bist echt nur ein Jahr älter als ich?" er schmunzelte und schmiegte sich bequem auf den Arm, der ihm nun als Kopfkissen diente und lies sich die Haare kraulen. Es fühlte sich gut an, und er wäre wohl weggedämmert, aber dazu hörte er ihm zu gerne zu. "Musst du das wirklich?" er sah zu ihm. "Warum machst du nicht erstmal deinen Meister? Oder hast du den schon?" ihn würde gerade gar ncihts mehr wundern, so überrascht war er über seine Lebensgeschichte. "Oder such dir doch jemanden, der studiert hat, um gemeinsam etwas zu entwickeln." er lächelte "Viele studierte können zwar die Theorie berechnen und alles, aber haben keine Ahnung wie sie es umsetzen sollen." die traurige Wahrheit. "Brauchst halt jemanden, der sich mit dir am Ende auch die Anerkennung und alles teilt.." das war wohl der schwierige Teil. Es musste jemand sein, dem man vertrauen konnte, der ihn nicht über den Tisch ziehen würde. Rick streichelte ihn weiter, genoß seinerseits das Kraulen und wurde dabei auch immer müder. "Jedenfalls... sollest du nich aufgeben..." nuschelte er mit geschlossenen Augen.

Er grinste. "Die einen sind früher reif, die anderen später", stellte er Rick als Spätzünder dar, der trotz seiner Volljährigkeit wie ein niedlicher Teenager aussah. Mit Hamsterbacken. Ganz so schlimm war es natürlich nicht, aber er wäre nicht Roux, wenn er seinem Zynismus keinen freien Lauf lassen würde. "Gar keine schlechte Idee…", lobte er den Waschbären dann doch noch. "Der Haken daran ist nur, dass ich keine angehenden Ingenieure kenne. Erst recht keine fertig ausgebildeten. Dafür treibe ich mich in den falschen Kreisen rum", merkte er mit dem Anflug eines schlechten Gewissens an. Ricks Zuspruch, nicht aufzugeben, bestätigte ihn in seinem Vorhaben. Vielleicht würde er das Thema wirklich demnächst angehen. Einen Versuch war es wert. Er kraulte den Shifter noch ein paar Mal, ehe er müder wurde und kurze Zeit später einschlief.

Am nächsten Morgen hatte er es eilig aus dem Bett zu kommen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er spät dran war. Wie immer. "Fuck!", fluchte er über seine eigene Unzuverlässigkeit, während er zwischen Schlafzimmer und Bad hin und her lief. Nach dem fünften Gang war er vollständig gewaschen und angezogen. "Bis später! Bin gegen 16 Uhr wieder zurück", verabschiedete er sich hektisch von dem Jüngeren, ehe er die Tür hinter sich krachend zufallen ließ.

Rick schmunzelte und nahm den Zynismus einfach hin. Ihm war ja klar, dass er mehr wie 17 aussah als 21 und deswegen wehrte er sich gar nicht erst. Dass Roux niemanden in dem Bereich kannte überraschte ihn tatsächlich nicht besonders. Studenten in diesem beereich blieben meist unter sich. "Ich kann mich mal umhören." schlug er schließlich vor, ehe er in seinem Arm einschlief und sich die Nacht über kaum bis gar nicht bewegte. Er war einfach zu platt.

Am nächsten morgen lag Rick von Roux weg gedreht und bekam zuerst nicht mit, wie dieser aufstand. Erst das ganze hin und her lies ihn unter der Bettdecke hervor luken und leise murren. Er sah ihn an, wie er immer wieder herein kam, sich umzog und wieder im Bad verschwand. Morgenmuffelig zog er sich unter die Decke zurück und war gerade wieder am wegdämmern, als die Tür krachend zu viel und er deswegen fürchterlich zusammen zuckte. "Ach maaaan." murrte er und streckte sich ausgiebig, um schließlich aufzustehen. Er machte sich deutlich entspannter fertig, duschte, zog sich an und machte sich dann mit dem Zweitschlüssel in der Hand auf dem Weg zur Uni.
Bis 16 Uhr hatte er auch schon einige seiner Sachen in die Wohnung gebracht, weshalb nun ein kleines, vielleicht Hüfthohes Regal im Wohnzimmer stand, das vollgestopft war mit Büchern, Ordnern und anderem Unikram, und im Schlafzimmer lag eine Tasche mit einer Auswahl seiner Klamotten. Rick hatte sich auf die Couch gefläzt, war bereits fertig umgezogen und wartete nur noch auf Roux. Er hatte einfach mal eine schwarze Jeans und ein graues Shirt angezogen, dass etwas zu groß war, das würde schon passen. In seinen Händen hielt er ein dickes Buch, das wohl keiner verstehen würde, der nicht ein Grundverständnis von Zellen hatte und las darin, während er neben bei Salzstangen knabberte, die er mit ein paar anderen Lebensmitteln eingekauft hatte. Rouxs Kühlschrank war für seinen Geschmack viel zu leer gewesen.

Roux hatte einen harten, aber erfolgreichen Tag hinter sich. Er hatte an ca. fünf Autos geschraubt. Darunter waren einige mit Blechschaden gewesen, einer mit einem defekten Motor und ein anderer mit fiesen Kratzern im Lack. Es tat ihm jedes Mal im Herzen weh, wenn er sah, wie rücksichtslos manche Leute mit ihren Fahrzeugen umgingen. Niemals würde er auf die Idee kommen, seinen Wagen zu vernachlässigen. Sein Mustang hatte keine einzige Beule. Geschweige denn einen Kratzer. Wenn ihm etwas heilig war, dann sein Auto. Angenehm erschöpft fuhr er nach Hause. Das letzte Stück ging er zu Fuß, damit er unterwegs eine Zigarette rauchen konnte. In seiner Wohnung angekommen, sah er sich zunächst die Spuren des "Einzugs" an. Eine Horde Waschbären hatte glücklicherweise nicht in seinen vier Wänden gewütet. Dennoch war zu erkennen, dass sich jemand dort breit gemacht hatte anhand der fremden Gegenstände. Es waren nicht viele, aber immer noch genug, um seinen Zynismus aus der Reserve zu locken. "Du hast doch nicht etwa vor, länger zu bleiben?", höhnte er, während er vom Flur aus in das Wohnzimmer blickte, wo der Shifter auf der Couch lümmelte und Salzstangen knabberte. "Wenigstens hast du die Bude nicht leer geräumt", meinte er noch versöhnlicher und setzte sich dann zu dem Jüngeren auf die Couch. "Was liest du denn da? Etwas aus der Sparte 'Betreutes Denken'?", zog er den Waschbär-Jungen auf, wobei er deutlich machte, was er von staatlich geprüften Lehrbüchern hielt.

Als Rick den Schlüssel im Schloss hörte drehte er den Kopf zur Tür und sah zu, wie Roux einntrat. Er schmunzelte leicht auf die Worte und meinte. "Ich folge dem guten Rat von jemanden, der meinte, ich soll mir einen Kerl suchen, bei dem ich mich einnisten kann." er grinste breit und lies ihn sich neben sich setzen, nur um seinen wuscheligen schwarzen Schopf einfach auf seinem Schoß zu platzieren und das Biologiebuch weiter vor sich zu halten. "Ich hab sogar was in den Kühlschrank getan." meinte er und lunste hinter dem dicken Buch hervor, um zu ihm nach oben zu blicken. Sein Blick fiel darauf hin auf das Buch, dass er sich nun erstmal auf die Brust gelegt hatte. "Das ist die Dissertation von meinem Professor. Das Thema ist die "Entwicklung von liposomalen Gentransfervesikeln auf
der Grundlage optimierter kationischer Lipide." ratterte er den sperrigen Titel herunter und griff dann nach den Salzstangen, von denen er sich eine zwischen die Lippen schob und die Packung Roux hinhielt. "Wie war die Arbeit?" wollte er wissen und musterte ihn aufmerksam. Er sah nicht so aus, als hätte er einen allzu schlechten Tag hinter sich.

Kaum war Roux in seiner Wohnung angekommen, schon hatte er den schwarzen Wuschelkopf des Jüngeren auf seinem Schoß liegen mitsamt Lehrbuch und Salzstangen. Wie konnte er bloß so schnell die Kontrolle über sein Leben verlieren? Im Moment störte es ihn nicht einmal sonderlich, weshalb er nichts dagegen unternahm. Er lachte nur rau und brach das längere Ende der Salzstange zwischen Ricks Lippen ab, um es sich dann selbst in den Mund zu schieben. Dass ihm die ganze Packung angeboten wurde, ignorierte er. Schließlich war es viel amüsanter, dem Waschbären das Futter zu mopsen. "Entwicklung von was? Man braucht wohl ein abgeschlossenes Studium samt Doktortitel um allein den Titel dieses Schundwerks zu verstehen, was?", empörte sich Roux über die anspruchsvolle Literatur, die in seiner Wohnung gelesen wurde. Früher hätte es soetwas nicht gegeben. Wenigstens hatte der Strolch den Kühlschrank befüllt. "Ganz okay. Das Übliche eben. Los steh auf und mach dich fertig. Ich will gleich losfahren", trieb er den Shifter zur Eile an, während er die Krümel der Salzstangen auf dessen Brust musterte. Da hatte wohl jemand ganze Arbeit geleistet. "Werd mir bloß nicht fett", warnte er den verfressenen Jungen schadenfroh lachend.

Rick grinste und lies ihn das Stück Salzstange abbrechen. Er knabberte den Rest einfach weg und lies Roux über den Titel meckern. Amüsiert sah er ihn von unten an. "Ach was... es ist ganz einfach geschrieben und es erklärt alles. Gerade die kationischen Lipide." behauptete er frech und grinste ihn an. Doch da wurde er schon vondem Wohnungsbesitzer von seinem Schoß vertrieben und setzte sich rasch auf. "Super, ich kann auch kaum noch warten." und damit stellte er die Salzstangen ordentlich ab und schob die Doktorarbeit in seinen kleinen Schrank, nur um sich zu seinen Schuhen zu bewegen. Fragend blickte er Roux an, als er ihn davor warnte dick zu werden und stemmte die Hände in die wirklich schmale Taille. "Keine Sorge. Mein Metabolismus ist 1A." und wackelte kurz mit seinem Hintern, bevor er sich bückte und seine Schuhe zuband. "Wie lange fahren wir eigentlich?" sollte er was zu lesen mitnehmen? Obwohl, sie fanden sicher ein spannendes Gesprächsthema.

"Katio-was?", verhaspelte sich Roux erneut, weil er nur Bahnhof verstand. Letztlich winkte er ab, da ihm das Thema zu hoch war. Als Rick sich erhob und von ihm entfernte, ging er ins Bad, duschte schnell und zog sich etwas über - ein ärmelloses, löchriges Hemd, das einst weiß gewesen sein musste, jetzt aber mehr ins gräuliche ging. Sowie eine helle, verwaschene Jeans mit ausgefransten Stellen an den Knien. Es folgten ein brauner Ledergürtel mit silberner Schnalle und Boots aus dem gleichen Material. Sein ganzer Look war darauf aus, vor Testosteron und Verwegenheit zu strotzen. Ein moderner Cowboy, der mehr PS unterm Arsch hatte als jeder andere, wenn er mit seinem Mustang den Asphalt zum Glühen brachte. "Hör auf wie ein Klugscheißer zu reden. Kein Wunder, dass du gemobbt wirst", tadelte er den Jüngeren, nachdem dieser irgendetwas über seinen Metabolismus gesagt hatte. Roux griff nach seinem Schlüssel, strich sich ein letztes Mal mit den Fingern durchs Haar, das er mit Gel nach hinten gekämmt hatte, sodass er wie ein draufgängerischer Gangsterboss aussah. Mit der Kippe zwischen den Lippen öffnete er die Tür und wartete darauf, dass sich Rick in Bewegung setzte. "Zwei Stunden ungefähr", brachte er mit wippender Kippe hervor, ehe er den Waschbären nach draußen scheuchte. Sie gingen zu seinem Wagen, setzten sich auf die bequem gepolsterten Ledersitze und fuhren los.

"Kat-ionen" sagte er und grinse ihn nur frech an, doch da verschwand er auch schon im Bad.. So viel zum Thema er wollte direkt los.. Rick lehnte sich an die Wohnungstür und wippte über seine Fersen, die hände in die engen Taschen der Jeans vergraben und sah auf den Boden. Während er wartete dachte er über die Arbeit nach und versank so tief, dass er erst wieder aufblickte, als die Badezimmer Tür zu fiel. Interessiert musterte er das Outfit des größeren und betrachtete dabei besonders die Stellen, an der man die tätowierte Haut so schön sehen konnte. Einen Moment dachte er daran, was sie gestern noch getan hatten, und wie sich die muskulöse Haut unter seinen Fingern angefühlt hatte, lies sich dann aber aus den Gedanken reißen und schmunzelte. Er machte Platz und schlüpfte als erstes durch die Tür "Ich mein ja nur, dass mein stoffwechsel so gut ist, dass ich mir keine Sorgen machen muss um mein Gewicht." sagte er während er vor Roux die Stufen hinab sprang, als hätte er Hummeln im Hintern. Er war wirklich aufgeregt, die anderen Shifter zu treffen. Wie sie sich ihm gegenüber wohl verhalten würden?
Im Auto schmiegte sich Rick in den Ledersitz und spürte direkt wieder, wie er in diese gedrückt wurde, als Roux ohne zu zögern ordentlich Gas gab. Wahrscheinlich würde ein normaler Autofahrer eine stund elänger brauchen, doch Roux heizte so über die Straße, dass Rick einen Moment das Treffen mit den Shiftern vergaß und stattdessen das angenehme Gefühl von Adrenalin genoß. "Wie lange hast du das Auto hier schon." wollte er wissen und sah fragend zu ihm.

Roux hielt den Blick auf die Straße gerichtet, während er dem Shifter antwortete: "Noch nicht sehr lange. Knapp zwei Jahre vielleicht. Hab ihn aus nem Haufen Schrott zusammen gebaut. Ist schon immer mein Traum gewesen, so ein Teil zu besitzen". Seiner Stimme war anzuhören, dass ihm der Mustang mehr bedeutete als alles andere. Er hatte sein Herzblut in den Wagen reingeseteckt, drum pflegte er ihn wie einen Schatz. Der Mustang preschte durch die Prärie wie ein tollwütiges Raubtier, das nichts anderes im Sinn hatte als die Jagd. Sie hatten die Stadt bereits einige Meilen hinter sich gelassen, weshalb die Landschaft karger und wilder wurde. In der Ferne konnte man die ersten Camper und Caravane sowie Wohnmobile ausmachen. "Mach mir bloß keine Schande", warnte er den Jüngeren mit einem sarkastischen Grinsen auf den unverschämten Lippen.

Rick saß entspannt da und hörte ihm zu. "Es ist wirklich super.." hauchte er und dachte das erste Mal seit einiger Zeit wieder darüber nach den Führerschein zu machen.. Bisher hatte er ihn nicht gebraucht, doch bei dem Gedanken ein solches Auto zu fahren... Sachte strich er mit der Hand über die Beifahrer Tür und sah dann aus dem Fenster. Er nickte beinahe etwas weg während der Fahrt. Immer mal wieder fielen ihm die Augen zu, bevor Roux etwas sagte und er irritiert zu ihm sah.."Mh?" Er schüttelte schnell den Kopf, um wieder etwas klarer denken zu können. "Nene, keine Sorge.." murmelte er und strich sich die wilden, schwarzen Haare nach hinten. "ich geb mir Mühe mich anzupassen.." er blickte auf die Camper, die schon zu sehen waren und spürte langsam die Aufgeregtheit in ihm nach oben wandern. Hofftentlich ging das alles gut. Er sah bereits die ersten Leute und sank etwas tiefer in den Sitz. "Wissen sie dass ich dabei bin?" er glaubte nicht wirklich daran.. Hoffentlich respektierten sie Roux tatsächlich so sehr, dass es kein Problem sien würde

Ein stummes Lachen hallte in seiner Kehle wider, nachdem Rick versprochen hatte, sich Mühe zu geben. Kurz danach riss er das Lenkrad herum und verließ die Straße, um auf den sandigen Platz abzubiegen, der zu den Campern gehörte. Die Wohnwägen standen im Kreis um eine große Feuerstelle, die den Mittelpunkt des Geschehens darstellte. Zahlreiche Shifter in ihrer menschlichen Form liefen wirr umher - Kinder, Erwachsene, Alte, Männer, Frauen - einige saßen auf den Boden zusammen mit Tierwesen als wären sie alle Teil einer Gemeinschaft, die keine Barrieren kannte. Kleinkinder tobten auf allen Vieren mit Hunden und Katzen. Pferde trabten durch das steinige Gelände, Wildvögel kreisten über dem Camingplatz. Es hatte den Anschein, als wären sie Mitten in einem Zirkus gelandet. Mit dem großen Unterschied, dass hier nicht der Mensch über die Tiere herrschte. Auf Ricks Frage hin zuckte Roux bloß mit der Schulter, was so viel heißen sollte wie; 'nein, hab wohl vergessen, Bescheid zu sagen'. Der nachtschwarze Wagen hielt an und er stieg aus. Roux hatte den Erdboden kaum berührt, schon kamen ihm drei bullige Kerle entgegen, die ihn mit einem kompliziert wirkenden Handschlag begrüßten. Worte wurden gewechselt, ehe die Blicke auf Rick fielen. "Wen hast du uns denn da mitgebracht? Frischfleisch?", gröhlte einer, der ein vernarbtes Gesicht hatte, das in einem Kampf mit einem krallenbewehrten Gegner entstellt worden war. "Ein Waschbär. Ist mir zugelaufen", erwiderte Roux in seiner typisch lässigen Art, die nichts aus der Ruhe zu bringen schien. "Komm her und stell dich vor", winkte er Rick zu sich heran als wären sie bei einem harmlosen Kaffeekränzchen. Den wuchtigen Kerlen war allerdings anzusehen, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen war, wenn man es sich mit ihnen verscherzte.

Rick schluckte bei Rouxs Lachen und sank noch etwas tiefer in den Sitz. Er konnte mittlerweile darauf verzichten auszusteigen. Der Bammel stieg mit jedem Meter, vorallem als er das Gewirr sah. Er hätte nicht gedacht, dass hier so viele lebten. Er musterte das Spiel das sich ihm bot, die Leute kamen wirklich gut miteinander aus. Trotzdem hatte Rick ein komisches Gefühl im Magen als sie anhielten und auf die drei Kerle zu gingen. Er hielt sich leicht verdeckt hinter Roux und lies ihn erst einmal reden. Beziehungsweise... abklatschen. Rick zog eine Braue hoch, und entspannte sich gerade wieder einigermaßen, als er angesprochen wurde. Die blauen, verträumten Irden richteten sich als erstes auf Roux, dann auf die anderen drei Kerle, die da vor ihm standen und ihn überragten.
Als hätte er nie Angst gehabt trat er vor und sah den dreien ins Gesicht. "Hey, mein Name ist Rick. Ich bin ein Waschbär Shifter, lebe aber in der Stadt." stellte er sich vor, gab aber niemanden die Hand. Er konnte den Handschlag nicht und dieses Händeschütteln war so menschlich wie sonst nur war. Stattdessen sah er sie abwechselnd an, versuchte herauszubekommen, was für Shifter sie waren... Doch egal was man sich erzählte, man konnte es niemanden ansehen. "Roux bietet mir aktuell ein Dach über dem Kopf und hat beschlossen, dass ich mal mitkommen sollte." er grinste sachte, was wohl doch etwas seine Nervosität zeigte. Auch wenn sein Stand fest war, die Haltung locker und entspannt. Doch er war es nicht vollkommen.

Die bulligen Shifter beäugten den Jungen mit wachsendem Interesse. Ihnen war anzumerken, dass sie Fremden gegenüber skeptisch eingestellt waren, doch sie hielten sich mit einer spitzen Bemerkung zurück, da sie Roux nicht in Verlegenheit bringen wollten. Wenn Roux ihnen jemanden vorstellte, dann konnte es sich bei demjenigen nur um eine vertrauenswürdige Person handeln. Denn sie wussten genau, dass der Dunkelhaarige sie niemals wissentlich in Gefahr bringen würde. "Noch so'n Müllfresser. Als hätten wir nicht schon genug davon", brummte einer, der eine fiese Visage hatte. "Was Besseres konntest du nicht finden, hä?", keifte er Roux an, der bloß selbstgefällig vor sich hin grinste. Da ihm die rauen Sitten der wilden Shifter bekannt waren, wusste er, wie diese zu deuten waren. "Wirst dich bestimmt gut verstehen mit den anderen Ratten dort drüben", meldete sich ein anderer der Dreien zu Wort mit einem Kopfnicken in Richtung einer kleinen Gruppe, die am Lagerfeuer saß und aufgeregt tuschelte. "Pass aber bloß auf, dass du Mick nicht eifersüchtig machst", hängte er noch an, wobei er kurz zu Roux sah, der bei der Erwähnung des Namens eine betroffene Miene verzog. "Wie dem auch sei. Fühlt euch wie Zuhause. Du weißt ja Roux, deine Freunde sind auch meine Freunde. Ärgert mir aber bloß nicht die alte Maddie. Die ist heute wieder ganz besonders empfindlich", ermahnte der augenscheinliche Anführer der Truppe die beiden Neuankömmlinge, ehe er sich von ihnen wegdrehte und mit seinen Schlägertypen hinüber zum größten Wohnwagen ging, wo gerade das Bier ausgeschenkt wurde.