Geschichten Januar - März 2019 » Stepbrother

Name: Skari Korisson
Alter: 29 Jahre
Charakter/Herkunft: ist mit seiner Mutter aus dem rauen Norden ins Flachland gezogen. Er liebt das Meer und die Wälder, die Tage seiner Jugend verbrachte er mit Kampftraining und langen Jagden. Egal welche Waffe man ihm in die Hand drückt, er weiß sich zu verteidigen und ist durch seine Stärke und sein gutes Aussehen überall bei Hofe sehr beliebt. Den Frauen ist er eher weniger zugetan, was seiner alten Heimat nicht besonders ungewöhnlich war, doch seine Mutter will sich und ihn ganz den Traditionen ihrer neuen Heimat anpassen. Sein Ziel ist es jetzt auf den Thron zu kommen um endlich wieder so frei zu sein wie früher...
Aussehen: https://i.pinimg.com/564x/f4/8a/85/f48a8...9003a8d343a.jpg

Das Schloss war gewaltig, fast schon zu pompös für Skaris Geschmack. In seinem Heimatland duckten sich die Burgen in den grob behauenen Fels der Berge und verschmolzen fast damit. Sie waren uneinnehmbar und ohne jeglichen überflüssigen Schnickschnack erbaut worden. Aber dieses... Ding... es besaß riesige Gartenanlagen, Ställe, Terrassen, Balkone... Es wirkte eher wie ein Kunstwerk, militärisch gesehen war es eine Katastrophe. Der Blonde brachte sein Pferd vor dem Burgtor zum Stehen und schwang sich aus dem Sattel. Seine Mutter war schon vor ihm angereist um ihren neuen Mann kennen zu lernen. Skari war ihr erst hinterhergereist, als die Hochzeit geplant war und er war mehr als dankbar dafür. Schon jetzt hasste er diesen Ort wie die Pest, alles wirkte gekünstelt, langweilig, aufgesetzt... ihm stellte es alle Haare auf als er an einem Garten voller rosaroter Blumen vorbei ging aber ihm entging nicht, dass er beobachtet wurde.

-Philippe-

Das war er also: Skari, mein "Bruder". Ich schüttelte langsam vor Abscheu den Kopf, während dieser Mann näher an mein Schloss heranritt. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass mein Vater das getan hatte. Mit 60 also in zwei Jahren hätte er abdanken müssen und dann wäre ich automatisch der neue Herrscher dieses Landes geworden, da ich der einzige Sohn war. Aber nein, mein Vater hatte anscheinend seinen zweiten Frühling entdeckt und irgendeine Prinzessin, Kriegerin was auch immer aus dem Norden geheiratet. Ich rümpfte die Nase. Im Leben nicht würde ich sie jemals als "Mutter" bezeichnen. Jetzt steckte diese Frau in teurer Seide, aß zum Frühstück Croissants und brachte völlig ohne Glanz unsere Sprache über die Lippen und hielt sich schon für eine aus meinem Königreich. Als die perfekte Frau an der Seite meines Vaters. Aber über all das hätte ich ja kopfschüttelnd lächeln können, wenn da nicht Skari gewesen wäre, ihr Sohn. Der auch noch mein älterer Bruder war. Tse...
Ich hatte seit heute Morgen mit dem Fernglas vor Augen Stellung auf dem Balkon meines Gemachs bezogen, als ich erfahren hatte, dass Skari heute hier anreisen würde. Heute, am Tag der Hochzeit. Und wenn die Zeremonie erstmal abgeschlossen war, war Skari mein erbitterter Rivale um den Thron dieses Landes. Niemals würde ich zulassen, dass dieser nordische Wildling König von Frankreich wurde. Ich klappte das Fernglas zusammen und ging hinein. Zeit, meinen Stiefbruder entsprechend willkommen zu heißen. Vielleicht sollte ich einfach die Wachen auf ihn hetzen und behaupten, dass ich ihn mit einem gewöhnlichen Dieb verwechselt hatte. Bei dieser ungewöhnlichen Kleidung, die der Mann trug, würde man mir das bestimmt abkaufen.

Jemand beobachtete mich, es war nur ein Gefühl... wie ein unangenehmes, heißes Stechen im Rücken- aber ich nahm es wahr. Mein Blick schnellte zu einem der Balkone hinauf, doch ich konnte niemanden erkennen. Mir graute mehr davon meinen neuen Bruder kennen zu lernen, der König war mir ziemlich egal. Ich hatte von meinem Vater viel gelernt bevor er gestorben war, ich brauchte keinen Ersatz für ihn. Aber dieser Philippe... Wenn er auch nur im Ansatz so weich, arrogant und verwöhnt war wie alles was ich aus diesem Land kannte, dann würde ich mich mit ihm sicher nicht anfreunden. Er war mein Rivale, das war schon vorprogrammiert, schließlich ging es um den Thron seines Vaters. Mit der heutigen Heirat hatte ich genauso wie er einen Anspruch auf den Thron und wenn ich schon in diesem verdammten Land verschimmeln musste, dann wollte ich es mir zumindest so angenehm wie möglich machen. Ich ging auf das Burgtor zu und schob meinen Umhang ein wenig zur Seite. Zu warm... es war einfach viel zu warm hier.
Als ich den Wachen gerade bedeuten wollte, das Tor zu öffnen, schwangen die Flügeltüren auf und ein schlanker, blonder Mann kam mir entgegen. Oh nein... das musste er sein.

-Philippe-

Die Flügeltüren des Eingangsportals wurden mir von Dienern geöffnet und ich schritt mit erhobenem Haupt hinaus und musterte den Mann vor mir von oben herab. Das von oben auf ihn herab blicken gelang mir leider nur, weil ich zwei Treppenstufen über ihm stand. Sonst war er größer als ich.
"Willkommen in Frankreich. Ihr müsst Skari sein, mein... Bruder..." Bei diesem Wort lächelte ich gequält. "Eure Mutter wird sich sicherlich sehr freuen, Euch wiederzusehen."
Ich ließ meinen Blick über Skaris Kleidung schweifen. Wie hielt er es denn darin bitteschön aus? War er in dieser Kluft bis hierher geritten? Hätte er nicht die Güte haben können, an einem Hitzschlag auf dem Weg zu verrecken? Allerdings... ich musste gestehen, dass er ausgesprochen gut aussah. Wenigstens etwas. Aber das tröstete nur wenig, wo er doch ab heute mein Rivale sein würde.
Ich schnalzte leicht mit der Zunge. "Kommt doch herein..." Ich klatschte in die Hände und sofort kam ein Diener herbeigeeilt. "Monsieur Skari benötigt ein Bad... und... angemessenere Kleidung... Vielleicht auch eine passendere Frisur und eine Rasur." Ich rümpfte leicht die Nase. "Ist das traditionelle Kleidung in Eurem Königshaus oder woher habt Ihr diese... Tracht...?", konnte ich mir den Kommentar nicht verkneifen.

Der Kerl war... winzig. Erstens vielleicht nur halb so breit wie ich und zweitens auch gut zwei Köpfe kleiner. Er konnte mich nur von oben herab ansehen, weil er auf der Treppe einige Stufen weiter oben stand. Seiner Begrüßung nach zu urteilen, überschlug er sich auch nicht gerade vor Freude mich zu sehen. "Das Vergnügen ist... ganz auf meiner Seite",entgegnete ich und biss die Zähne zusammen um nicht zu sarkastisch zu klingen. Der Blick auf meine Kleidung war sichtlich abfällig und ich spürte Wut in mir aufwallen. Ich trug eine schwere Hose aus dunklem Leder, ein dunkelblaues, besticktes Hemd und eine Weste aus Fell. Es war kalt, dort wo ich herkam also war ich darauf auch vorbereitet. Ja, hier war es viel wärmer und ich hatte bei den Temperaturen zu kämpfen, trotzdem fühlte ich mir in dieser Kleidung wesentlich wohler als in diesem dünnen Seidenstoff, den die reichen Leute in diesen Ländern trugen. "Das trägt man, wenn es kalt ist und man auf einer langen Reise ist, Bruderherz.",antwortete ich kühl, es war mir anzusehen, dass ich den Kosenamen nicht ganz ernst nahm. "Danke für deine Fürsorge, aber um meine Haare werde ich mich selbst kümmern. Dort wo ich herkomme sind sie ein Zeichen der Ehre." Ein Krieger schnitt niemals seine Haare, es stand jedem frei sie zu tragen wie man wollte, aber Männern mit langen Haaren waren in der Regel gute Krieger. Ich folgte einem der Diener in ein großes luxuriöses Bad- gut, an einige Annehmlichkeiten konnte ich mich durchaus gewöhnen...

-Philippe-

Bruderherz... Dafür würde ich ihn auspeitschen lassen, sobald ich auf dem Thron saß. Als er ins Bad davon gezogen war, starrte ich ihm hinterher. "Zeichen der Ehre... ah ja..." Nun, wenn ich demnächst Läuse bekommen sollte, wusste ich ja, woher die dann kamen. Ob Vater dann zuließ, dass ich mein "Bruderherz" köpfte?
Ich ging in den Herrensalon, wo sich mein Vater aufhielt und ließ Diener die Arbeit erledigen, die Mutter dieses langhaarigen Nordlings über die Ankunft ihres Sohnes zu informieren. Als ich den Herrensalon betrat, tigerte Vater wild hin und her. Ich verdrehte die Augen. Ich konnte wirklich nicht nachvollziehen, warum ihm diese Frau so viel bedeutete? "Mein... Bru... also... Skari ist angekommen und bald werden die Kutschen hier sein, die uns zur Kirche bringen", sagte ich zu ihm. Ich hatte ja die Hoffnung gehabt, dass Skari zu spät kommen würde oder dass es wenigstens heute in Strömen regnete. Aber dieser Gefallen war mir wohl nicht gegönnt.

Ich konnte seine hasserfüllten Blicke fast in meinen Rücken stechen spüren wie ein Messer, aber irgendwie befriedigte es mich auch dass ich ihn reizen konnte. Wütende Männer machte Fehler. Das Bad tat mir gut, zugegeben ich stank ordentlich von der langen Reise und meine Muskeln schmerzten vom Sitzen auf dem Pferderücken. Das heiße Wasser entspannte mich und danach sah ich auch wieder ganz passabel aus. Vielleicht nicht für die Verhältnisse dieser parfümierten Idioten aber das war jetzt nicht mein Problem. Davon abgesehen, dass meine Klamotten jetzt weg waren. Für mich lagen schwarze Stiefel, eine dunkelblaue Hose aus viel zu dünnem Stoff und ein weißes, elegantes Hemd bereit. Irgendwie fühlte ich mich in den Sachen nicht wohl, aber es hätte sicher auch schlimmer kommen können. Dem Diener, der Schere und Rasiermesser bereitgelegt hatte, warf ich einen so finsteren Blick zu, dass er freiwillig verschwand. Langsam zog ich mich an und band meine langen, dichten Haare zurück.So musste es wohl gehen. Den Weg in den Salon erfragte ich mir einfach und öffnete die Tür. "Mutter, schön euch wiederzusehen. Ich hoffe die Reise war angenehm.", begrüßte ich sie und verbeugte mich leicht vor meinem "neuen Vater". Ich bekam einen Würgereiz bei dem Gedanken daran. Von meinem liebenswürdigen Bruder ganz abgesehen.

-Philippe-

Wenig später kam auch meine neue "Mutter". Sie strahlte im ganzen Gesicht. Ihren Sohn endlich wiederzusehen nahm ihr wohl ein wenig die Nervosität vor der Hochzeit. Und anschließend konnte sie ihren Skari auch schon in die Arme schließen. Ich hob eine Augenbraue. Er sah nicht perfekt aus, aber Himmel in diesem leicht durchsichtigen weißen Hemd und der eng geschnittenen Hose gab er einen echt leckeren Anblick ab. Das musste ich ihm schon irgendwie lassen. Allerdings gefiel es mir überhaupt nicht, wie Vater Skari in den Arm schloss. Als hätte er endlich den Sohn bekommen, den er nie gehabt hatte. Nun, irgendwo stimmte das ja auch. Wenn dieser Kerl wirklich von Norwegen, Dänemark oder woher auch immer bis hier nach Frankreich geritten war, auch noch vollkommen allein, war er auf jeden Fall sehr sportlich, durchtrainiert und konnte super in der Wildnis überleben. Alles Eigenschaften, die ich nicht besaß. Wozu auch? Ich hatte nicht vor, mein behagliches Nest aufzugeben. Schon gar nicht, wenn sich hier solche Parasiten breitmachten und meinten, es mir wegnehmen zu müssen.

Meine Mutter umarmte mich sofort, sie schien wirklich froh zu sein mich zu sehen- aber dass mich ihr neuer Mann in die Arme schloss, als wäre ich sein Sohn ließ mich erstarren. Gut, von außen war mir vielleicht nicht viel anzumerken, aber irgendwie passte es mir gar nicht dass er so tat als könnte er meinen wirklichen Vater ersetzen. Aber dass er mich mochte war auf jeden Fall ein entscheidender Vorteil, es war als Blinder zu erkennen, dass er seinen richtigen Sohn wohl nicht besonders gern hatte. Umso besser für mich... aber in Philippes Augen glomm plötzlich ein noch tieferer Hass. Vorerst ignorierte ich es, lächelte einfach nur liebenswürdig und hinter meiner Mutter und ihrem Bräutigam nach unten zu den Kutschen die uns zur Kirche fahren würden. Spöttisch musterte ich die französischen Pferde, es waren filigrane Tiere mit dünnen Beinen und einem hübschen Kopf aber es wirkte als könnte ich sie mühelos in der Mitte durchbrechen. Mir blieb nichts anderes übrig als mir eine Kutsche mit meinem Stiefbruder zu teilen. "Hier sind wir nun...",meinte ich nur trocken und musterte ihn kühl, "und wollen beide nicht hier sein. Wie ironisch."

-Philippe-

Ich hatte das Gefühl, dass Skari die Umarmung so richtig auskostete. Doch ich lächelte steif und tat so, als wäre nichts. Irgendwann war dann auch die Mutter von Skari, deren Namen ich mir nicht gemerkt hatte, fertig. Nun ja, die Namen von Dienern merkte ich mir auch nicht, also würde ich mir erst recht nicht Stiefmutters Namen merken wollen. Lustig, dass sich Skaris Name in mein Gehirn gebrannt hatte. Lag wohl an unserer Rivalität.
Zu allem Übel musste ich auch noch gemeinsam mit ihm zur Kirche fahren. Und diese Fahrt würde lange dauern. Ungefähr eine Stunde, wahrscheinlich wegen dem vielen Fußvolk, was den Einmarsch des Brautpaars erleben wollte, noch länger.
"Ja, zu schade. Aber wenn du nicht hier sein willst, dann tu mir doch den Gefallen und öffne die Wagentür und spring heraus. Wenn du es gut anstellst, wirst du vom Rad überrollt und von den nächsten Kutschpferden niedergetrampelt." Dieser Satz lag mir auf der Zunge, aber das war unter meiner Würde. Ich lächelte geziert. "Wäre es dir an der Seite meines Vaters lieber gewesen? Zu schade, dass er diese Frau heiratet. Ich hatte vorhin den Eindruck, dass du meinem Vater gleich die Zunge in den Rachen schiebst, so lange wie ihr euch umarmt habt", entgegnete ich stattdessen und merkte zu spät, wie bissig ich klang. Wie verletzlich ich mich damit machte. Aber es war zu spät. Die Worte waren heraus.

Ich lehnte mich langsam zurück und strich mir ein paar verirrte Haare aus der Stirn. Mich nervte dieser Ort, die Leute,die Hochzeit aber am meisten nervte mich dieses impertinente Ekelpaket mir gegenüber. Er hatte sich also entschieden mich zum Feind haben zu wollen, wie er meinte. Aber der nächste Satz ließ die Wut in mir noch einmal so richtig hochkochen. "Ich habe kein Interesse an eurem Vater, ich habe einen Eigenen, danke.",erwiderte ich eisig und biss vor Wut die Zähne zusammen. Meine Mutter zu beleidigen war doch wirklich das allerletzte. "Diese Frau ist meine Mutter und ihr könnt vieles in meiner Gegenwart tun- aber wenn ihr sie beleidigt wollt ihr mich nicht erleben. Was eure Beziehung zu eurem lieben Vater angeht", ich zwang meine Stimme dazu ruhig zu bleiben, "kann ich wohl nicht weiterhelfen, wenn er euch nicht leiden kann. Euer Neid ist völlig grundlos, mir geht es um den Thron und um sonst nichts. Euren Vater könnt ihr behalten." Im Norden war man direkt und ich hatte keine Lust noch länger süße Worte mit dieser Nervensäge zu tauschen. Es war offensichtlich was er wollte und ich wollte das selbe für mich. Je länger wir uns umschmeichelten, desto wütender wurde ich. Aber da ich die Hochzeit meiner Mutter nicht ruinieren wollte, hielt ich mich weiterhin einfach zurück.

-Philippe-

"Ich hab mir das Ganze auch nicht ausgesucht", gab ich fauchend zurück. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Den Thron bekommst du nicht. Er ist mein Geburtsrecht! Und hab gefälligst Respekt vor meinem Vater. Er ist der einzige Grund, warum du dir überhaupt Hoffnungen auf den Thron machen kannst. Aber eher werde ich Eure Hure, als zuzulassen, dass Ihr Platz darauf nehmt. Ihr habt doch überhaupt keine Ahnung von diesem Land."
Allerdings hatte Vater bis jetzt noch nicht weiter erläutert, wie er darüber bestimmen wollte, wer von uns nun den Thron bekam. Hoffentlich wurde er da bald mal ein bisschen konkreter.

"Oh ich auch nicht...",grollte ich leise und hob mein Kinn höher. "Täusch dich besser nicht in mir, du magst mich für einen Barbaren aus der Provinz halten aber dich würde ich zerbrechen wie einen Zweig wenn ich wollte." Meine Taille entspach in etwa seinen Schultern, er war sehr schlank, zwar auch gutaussehend aber mit mir konnte er sich nicht anlegen."Ich würde mir nie anmaßen deinem Vater gegenüber respektlos zu sein- das gleiche sollte für dich und meine Mutter gelten." Mein Blick wurde stechender und ich lehnte mich leicht nach vorne. "Wenn du darauf bestehst... sobald mir der Thron gehört komme ich auf das Angebot zurück." Ich musste grinsen, aber wenn ich darüber nachdachte... er war wirklich sehr hübsch- die Idee sollte ich im Kopf behalten.