RE: Famiglia - 2

Das durfte nicht wahr sein... Valerio drohte ihm damit ihn einzusperren? Er nickte wie ein verschrecktes Kaninchen, bis jetzt hatte es niemand geschafft ihn so zu erschrecken. Aber er wollte seinen Ziehvater stolz machen und die Familie in Ehre halten, aber der Dunkelhaarige sagte ihm ziemlich unverhohlen, dass er nur noch eine einzige Chance hatte sich zu beweisen. "J-ja, Don... ich habe verstanden...",murmelte er nervös und zog die Decke ein Stück höher. Fuck, er war so am Arsch...

"Gut." Wesentlich sanfter strich er dem Jungen eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ich weiß, dass du es gut meinst, Toni", versicherte er ihm dann versöhnlicher. "Und ich weiß, dass du nur das Beste im Sinn hast. Aber Tod bringst du uns nichts, außer Trauer. Mein Vater ist nicht dafür gestorben, damit seine Kinder ihm folgen." Er war dazu bereit, ihn Toni auf eine Stufe mit sich zu stellen, er wollte, dass der Junge wusste, dass er willkommen war. Aber er konnte ihn nicht gebrauchen, wenn er hitzköpfig von einen in den anderen Kampf sprang, ohne nachzudenken. "Also pass auf dich auf."

Zuckerbrot und Peitsche. Dieser Kerl trat ihm erst in die Rippen, dann tröstete er ihn wie ein Bruder es tun würde. Langsam gewann Santino den Eindruck, dass der älteste Sohn des Dons ein gutes Familienoberhaupt abgeben würde, wenn er seine Leute nicht in Phase eins zu sehr verärgerte. Er nickte nur benommen und ließ die sanfte Berührung zu, seine Wange war von der Ohrfeige gerötet, die andere zeichnete ein genähter Schnitt. Das würde mit Sicherheit eine Narbe geben. "Ja... ich... habe verstanden. Aber- es waren fünf von ihnen. Ich hatte keine Wahl außer sie zu töten. Und wer rechnet damit, dass sie so dumm sind und mich offen angreifen",versuchte er sich noch zu erklären, aber seine Stimme klang langsam matt.

Still hörte Valerio ihm zu. Er musste gestehen, dass er beeindruckt war. Er war sich nicht sicher, ob er gegen fünf Angreifer bestehen könnte und er war sich ganz sicher, dass er es auch niemals ausprobieren wollte. Die gerötete Wange bildete einen schönen Kontrast, zu seiner ansonsten eher bräunlichen Haut und wieder strich er ihm über die Stirn.
"Einen hättest du ganz sicher mitbringen können... du musst ihnen schließlich nicht die Zunge rausschneiden, damit sie sich nicht mehr wehren können." Viel Wert wären die Geiseln sicherlich nicht gewesen. "Ich werde mit Orlando besprechen, wann du wieder auf einen Einsatz gehst, aber erst einmal wirst du dich wieder erholen."

Er wusste nicht, wieso er die Berührung weiter zuließ, aber in seinem erschöpften Zustand dachte er auch nicht großartig darüber nach was er da tat. Er lächelte nur zynisch, seine grünen Augen blitzten amüsiert, aber ein leicht bitterer Unterton schlich sich auch ein. "Mein Ziehvater- und Ihr Vater hat mich das töten gelehrt. Gnade steht nicht auf meinem Programm wenn ich kämpfe." Er dachte ein wenig wehmütig daran, wie er trainiert hatte und der Alte ihm oft genug zugesehen hatte. Er war geschickt, stark und gnadenlos, aber seine wohl größte Schwäche war sein Blutdurst. Sobald er kämpfte, gab es niemanden der ihn stoppen konnte und seine Disziplin reichte nicht um sich in den Griff zu bekommen. Den Alten hatte das wahnsinnig gemacht und ihm mehr als eine Standpauke eingebracht. Aber für seine Sturheit geschlagen hatte er ihn lange nicht mehr. "Na schön...",antwortete er nur, es war offensichtlich, wie ungern er liegen blieb, auch wenn er wusste dass es nur sinnvoll war.

Mit einem unzufriedenen Seufzen schnippte er Toni gegen die Wange, wie er es so oft bei Orlando getan hatte, wenn sein kleiner Bruder ihm auf die Nerven gegangen war. "Du sollst Informationen holen. Im Grunde ist es gnädiger, die Leute umzubringen, anstatt sie zu mir zu bringen." Dann fasste er den Jungen unter dem Kinn, um den Kopf auf die andere Seite zu drehen. Die Narbe auf der anderen Wange war weniger schön anzusehen. Hoffentlich würde sie verheilen, denn Toni repräsentierte seine Familie nach außen. Er sollte makellos sein. "Ich habe nicht nach deiner Einwilligung gefragt", erinnerte er Toni, als er das trotzige 'Na schön' hörte.

Der Sizilianer riss sic hzusammen um nicht zu zucken, aber er ließ den Älteren nicht aus den Augen. "Vielleicht war es das, Don. Aber ich hänge an meinem Leben, ich habe erstmal versucht da lebend rauszukommen. Ich glaube auch kaum, dass einer von denen was gesagt hat, falls die überhaupt wissen wer ist Boss ist. Und es würde mehr Sinn machen Marco zu suchen." Er ließ zu, dass Valerio seinen Kopf auf die Seite drehte, aber seine Kiefermuskeln spannten sich an. Es passte ihm nicht so angesehen zu werden, wäre das nicht sein Don gewesen, der Kerl hätte jetzt eine gebrochene Hand. "Nein, das haben Sie nicht.",entgegnete er ruhig und möglichst gefasst, "aber ich will Marco finden. Ich will meine Rache und die Sache für die Familie zu Ende bringen."

"Wenn du schnell gesund wirst, dann wirst du sie kriegen", versprach er. Valerio wollte nicht zu vorschnell handeln. Es kam schnell vor, dass Mitglieder seiner Familie untertauchten, und sich für etwas längere Zeit nicht meldeten. In den meisten Fällen wusste er dennoch, was los war. Allerdings war er froh, dass Marcos Abwesenheit dem Sizilianer so schnell aufgefallen war, denn zur Zeit fand Valerio keine gute Erklärung für sie. Sanft fuhr er mit dem Zeigefinger auf über die angespannte Muskelpartie und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Toni riss sich scheinbar wirklich zusammen.

"Wenn ich einen Monat hier rumliegen soll bis mir der Arsch wegschimmelt dann sind sie entweder über alle Berge oder jemand anderes hat sie erwischt.",knurrte Santino trocken und erschauderte leicht als Valerios Finger sanft aber bestimmt über seinen verspannten Kiefer fuhr. Die Berührung war intim und da der Ältere lange studiert hatte und kaum bei seiner Familie zu Haise gewesen war, hatte Tino ihn auch nie als seinen Bruder gesehen. und das hier... es war einfach verwirrend und beruhigend zugleich. Langsam stieß er die angehaltene Luft aus.

"Ab und an wirst du sicherlich raus dürfen. Wenn, dann will ich, dass Marco hier sein Ende findet." Er musste lächeln, als er hörte, wie Toni die Luft ausstieß und sich langsam entspannte. "Ich will vom Arzt hören, dass du dich benimmst, verstanden?" Sanft tätschelte er die Wange des Anderen, bevor er sich erhob und den Stuhl zurück schob. "Brauchst du noch irgenwas? Wasser, Tee... ein Buch?" Orlando würde er später auch noch einmal vorbei schicken.

Santino verkniff sich, dass er nach dem Gespräch einen Whiskey brauchte und sah zu dem Dunkelhaarigen hoch. "Wasser bitte. und... ich werde hier liegen bleiben und auf den Arzt warten. Ganz brav." Beißender Sarkasmus stahl sich in seine Stimme, aber es wäre wohl verdächtiger gewesen wenn er gefehlt hatte. Liegen bleiben und warten? einen Scheiß würde er. Aber er verbarg seinen Plan hinter einem kurzen zynischen Lächeln. "Lassen Sie mir zumindest noch das Vergnügen dass ich ihm ins Gesicht treten darf, wenn er uns wirklich verraten hat." Er war zu sehr mit seinen Racheplänen beschäftigt um über die tieferen Bedeutungen der Berührungen nachzudenken.

Valerio versteifte sich, als er den Sarkasmus in der Stimme des Jüngeren hörte und drehte sich wieder zu ihm herum, um auf ihn herab zu blicken. Fragend hob er eine Augenbraue, Tino wusste, dass ihm gerade nicht zum Spaßen war. Still blickte er ihn an, Worte sollten nicht nötig sein. Natürlich würde Tino sich um Marco kümmern dürfen, doch nur, wenn er sich auch benahm.

Das war wohl eine stille Drohung, ganz offensichtlich. Aber Tinos Entschluss stand fest,er würde sich um Marco kümmern. Jetzt, wo er noch eine Chance hatte ihn zu erwischen. Trotzdem wandte er den Blick ab und verstummte sofort. Nur ein Vollidiot würde Valerio jetzt in Frage stellen. Er wartete bis der Don das Zimmer verlassen hatte und seine Schritte auf dem Gang verhallten, dann stand er auf und zog sich schnell an.

Tino hatte es offensichtlich verstanden, zumindest wollte Valerio das hoffen. Er verschwendete seine Zeit nicht einfach an irgendjemanden und der Junge schien nicht dumm. Dennoch schickte er den einen der Angestellten in das Zimmer des Hitzkopfes, um ihm das Wasser zu schicken, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwendete. Er hatte eine Stunde Ruhe, bis Orlando in sein Büro platzte. Er schien besorgt zu sein.
"Was ist los?", wollte Valerio wissen.
"Santino ist verschwunden." Jetzt war es Valerios Kiefer, der sich anspannte.

Geduldig wartete er bis der Angestellte das Glas abgestellt und das Zimmer verlassen hatte. Er nahm einen kurzen Schluck davon, dann zog er einen sauberen schwarzen Anzug an,darunter kam eine Schusssichere Weste. Routiniert lud er seine Waffen nach und verstaute die Pistolen in seinem Gürtel,danm kletterte er aus dem Fenster und ließ sich ins Rosenbeet fallen. Er ignorierte die Dornen, sein Zorn auf Marco stasch tiefer. Lautlos verließ verließ er das Anwesen.