RE: Famiglia - 5

Ein paar Mal umrundete er den jungen Mann, der sich ihm so unterwürfig entblößte. Er konnte hier und da ein paar Blutergüsse erkennen, doch alles im allem schien es Toni nichts auszumachen. Auch sonst sah der Sizilianer gut aus. Valerio gefielen die Muskeln, die sich unter der straffen Haut abzeichneten sehr. Allerdings würde er Toni das ganz sicher nicht sagen. Sanft legte er seine Finger zwischen Tonis Schulterblätter, während er den verletzten Arm genau betrachtete. "Deinen verwundeten Arm darfst du wieder runter nehmen." Es war Valerio viel mehr um die Bereitschaft gegangen, dass Toni ihm gehorchen würde.

Zugegeben, am liebsten wäre Santino im Boden versunken- er zitterte leicht vor Anstrengung, sein verletzter Arm schmerzte und er war froh, als er die Erlaubnis bekam ihn herunter zu nehmen. Normalweise gehorchte er nicht blind, das hatte vor allem der Alte schon feststellen müssen. Aber dieses Mal hatte er zu viel Angst davor, dass Valerio ihn verstoßen würde, das wollte er auf keinen Fall riskieren, auch wenn das hieß dass er dieses merkwürdige Spiel mitspielen musste. Trotzdem wagte er es eine Frage zu stellen.
"Genießen Sie es mich so zu sehen ,Don? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das hier eine gängige Strafe wäre..."

"Ist es dir lieber, wenn ich dich öffentlich auspeitschen lasse, Tino?", wollte er wissen. Nein, es war keine gängige Strafe, aber sie schien effektiver zu sein. Tino machte sich scheinbar nicht viel aus Schmerz. Außerdem würde eine öffentliche Bestrafung eher zu Fragen führen, die letzten Endes dafür sorgen würden, dass er Tino doch hinrichten musste. Das konnte Orlando nicht antun. Er hatte schon zu viele Freunde verloren.

Seine Schultern spannten sich wieder sichtbar an, er war vielleicht hitzköpfig, aber nicht dumm. "Davon abgesehen, dass Sie mich dann sowieso töten müssten und da Sie es jetzt noch nicht getan haben und ich nicht glaube dass sie das vor haben- nein, das will ich nicht. Dann kann ich so schnell gar nicht mehr arbeiten",antwortete er kühl und beherrscht, mit Folter und Schmerzen konnte man ihn nicht wirklich schockieren- er war in seinem Leben schon zu oft schwer verletzt worden. Aber auf die Berührungen und Blicke reagierte sein Körper stärker als er erwartet hätte, auch wenn er stolz wie ein Löwe war- sein Blick wanderte langsam zu Boden.

"Das dachte ich mir doch." Sanft fuhren seine Finger den Nacken hinauf, liebkosten Toni fast schon. "Davon abgesehen denke ich nicht, dass dir die Schläge viel ausmachen würden." Sanft griff er in die weichen Haare und zog den Kopf des Anderen leicht in den Nacken. "Aber ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht noch einmal so wie heute Nachmittag sehen möchte. Keine fünf Stunden später stehst du wieder in knittriger Kleidung vor mir, gerade frisch von einer Mission zurück gekehrt." Natürlich hatte Tino keine Chance gehabt, sich zurecht zu machen, aber das würde der Junge wohl nicht anmerken, denn immerhin hätte er gar nicht auf die Mission gedurft.

Sofort bildete sich eine leichte Gänsehaut unter dem schlanken Fingern und er folgte dem Zug fast widerstandslos. Er atmete langsam aus und schloss die Augen als er Valerio die Kehle entblößte. "Das würden sie wohl nicht unbedingt",gab er ihm recht und zeigte dann die Zähne in einem zynischen Lächeln. "und damit ich in Ihrer Nähe nicht mehr unordentlich gekleidet sein kann, trage ich besser nichts?",fragte er nach, sein Augenaufschlag wirkte für einen so großen Mann fast lächerlich. Er wusste, dass er sich schon wieder auf dünnes Eis wagte, aber die Situation nackt vor seinem Don zu stehen war einfach so seltsam dass er nicht wusste wie er sich verhalten sollte.

"Über diesen proaktiven Vorschlag werde ich nachdenken", warf Valerio ein. Fast hätte er schon geschmunzelt. Toni war wirklich ein faszinierender Charakter, schade, dass er ihn früher nicht mehr beachtet hatte. Mit seiner zweiten Hand strich er über den verletzen Arm, um die Wunde genauer zu untersuchen. Er selbst hatte ebenfalls Medizin studiert und kannte sich daher mit Verletzungen aus. "Was habe ich dir gesagt, wird passieren, wenn ich dich wieder so erwische?", wollte er wissen.

Santino grinste nur, er nahm nicht an dass Valerio das in die Tat umsetzen würde, wie sollte er das auch machen ohne dass es jemand mitbekam? Eine Hand hielt immer noch seinen Kopf in Position während die zweite über den genähten Schnitt an seinem Arm fuhr und die Naht untersuchte. Er erinnerte sich dumpf, dass Valerio Medizin studiert hatte. Dass er ihn so gezielt fertig machte und sich auf der anderen Seite wieder so um ihn sorgte war verwirrend. Er kramte nervös in seinem Kopf nach dem, womit der Ältere ihm gedroht hatte. "Ich... weiß es nicht mehr? es war wohl nicht... schockierend genug,Don.",setzte er hinterher und biss die Zähne zusammen.

Kurz drückte er auf die Wunde, als er den dummen Kommentar hörte. Das musste er sich nicht geben. "Du hast Hausarrest, Tino." Wenn der Freund seines Bruders sich wie ein kleiner, dummer Junge benahm, dann würde er auch so behandelt werden. "Und um Marco wirst du dich auch nicht mehr kümmern dürfen." Letzten Endes ließ er den Kopf des Anderen wieder zu und gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. "Jetzt geh wieder auf dein Zimmer." Es machte ihm fast schon Spaß, den Anderen so sehr zu bevormunden.

Er stieß nur ein leises Zischen aus, aber er zuckte nicht zurück. Seine Augen blitzten vor Wut und seine Wangen färbten sich langsam rot- der Don behandelte ihn wie einen kleinen Jungen! Das ließ er sich ganz sicher nicht gefallen! Normalerweise. Aber jetzt war er ehrlich gesagt froh, entlassen zu sein. Erstens weil er froh war, dass Valerio ihm verziehen hatte und zweitens hatte er in der Lendengegend ein sich langsam aufbauendes Problem das dringend zurück in seine Hose musste. Scheiße, war ihm das peinlich... aber der Don war sehr gutaussehend, er würde einen Mann sicher nicht von der Bettkante stoßen und außerdem... er hatte die letzten Monate schon keine Zeit mehr gehabt sich um einen Bettpartner zu kümmern. Möglichst gefasst zog er seine Jeans und das Hemd an- er hoffte nur dass Valerio nichts aufgefallen war.

Anders, als Tino hoffte, war Valerio Tinos Erregung nicht entgangen, doch wollte er nun nicht darauf eingehen. Sollte der Andere sich allerdings wieder so verhalten, dass Valerio sich gezwungen sah andere Saiten aufzuziehen, so würde er sich wieder hieran erinnern. "Und Tino?", hielt er ihn noch zurück, als der Junge schon fast aus der Tür heraus war. Er selbst hatte sich in seinem Sessel zurück gelehnt und die Beine gemütlich überschlagen. "Benimm dich."

Es war eher sein Glück, dass Santino nichts davon mitbekam- das hätte sein Stolz jetzt wirklich nicht mehr verkraftet. Er war froh, dass er das Büro verlassen konnte und blieb nur kurz an der Tür stehen, als der Italiener ihn zurückhielt. "Ja Don, das werde ich",gab er zurück und neigte leicht den Kopf. Er würde so eine Situation so schnell nicht mehr fabrizieren, der Schock hatte ihm gereicht. Aber er wusste zu gut dass ihm noch eine Standpauke bevorstand als er Orlando auf dem Flur begegnete.

Auch, wenn Orlando inzwischen eher ruhig war, so wusste er, dass auch noch einmal seine Meinung zu dem Thema abliefern würde, was für Tino sicherlich keine angenehme Sache war. Dennoch würde er sich diskret verhalten. Allerdings müsste Valerio sich zunächst um den Verräter in seinen Reihen kümmern.

Er würde in sein Zimmer gehen und sich ausruhen, so wie Valerio es ihm befohlen hatte. Die ersten paar Tage ging es noch gut,Santino hütete brav das Bett und verhielt sich ruhig,die Wunden heilten gut. Aber er hatte es als Kind schon kaum ertragen still halten zu müssen. Jetzt tat er es zwar Valerio zu Liebe, aber am vierten Tag war seine Geduld aufgebraucht. Er tigerte wie ein Raubtier in seinem Schlafraum auf und ab, giftete jeden an der ihm zu nahme kam und hatte grundsätzlich abgrundtief schlechte Laune. Jeden Tag den er nichts zu tun hatte wurde es schlimmer und er konnte nichts dagegen machen.

Die ersten vier Tage hörte er nichts mehr von Santino, sodass Valerio beschloss, den Jungen für den Abend zum Essen einzuladen. Zwar wusste er um seine schlechte Laune, aber sicherlich würde er sich zusammenreißen.