RE: Famiglia - 4

Normalerweise war Santino nicht so leicht zu beeindrucken, er hatte selten wirklich Angst und würde für seine Familie durchs Feuer gehen. Aber wenn sein Don ihm sagte,dass er ihn enttäuscht hatte und er eine Strafe zu fürchten hatte... Die Enttäuschung wog für ihn am Schlimmsten. "Ich... habe wohl... nichts gedacht. Außer an Rache.",antwortete er leise und hoffte einfach auf ein Wunder. Sein ganzer Körper bebte vor Anspannung, aber er wusste nicht so recht was er tun sollte. Er war Valerio ausgeliefert, auch wenn Orlando versuchte ihn zu verteidigen-die Entscheidung lag bei ihm.

Da haben wir es... Natürlich hatte Tino nicht nachgedacht. Er hatte ein falsches Gefühl von Ehre und Treue und Valerio war sich sicher, dass der Junge es nicht böse meinte. Vermutlich hatte er noch nicht einmal über etwaige Konsequenzen nachgedacht. "Und was denkst du, würde mir mein Vater empfehlen, wenn er wüsste, was du getan hast?" Immerhin schien Tino nun langsam den Ernst der Lage zu begreifen.

Was war das für eine Frage? Er wusste keine Antwort darauf-oder besser: er wusste die Antwort sehr gut. Der Alte hatte ihn behandelt wie seinen Sohn-aber hätte er sich ihm wiedersetzt,hätte er nicht gezögert und Santino getötet. Bei seinen eigenen Kindern hätte er anders gehandelt,das war ihm bewusst aber er hatte das immer verdrängt um nicht dran denken zu müssen. "Ich... er hätte...",stammelte er kurz,dann hob er den Kopf und sah ihn stolz an, "er hätte mich erschossen. Das hätte er getan." Valerio hatte seine Entscheidung schon gefällt, wenn er ihn tot sehen wollte würde er es tun, wenn nicht dann hatte er eine andere Strafe vor sich. Außerdem machte es keinen Sinn zu lügen.

Langsam nickte er, tätschelte wieder leicht die Wange, bevor er sich von ihm abwendete. "Orlando, geh bitte raus." Normalerweise stellte sein kleiner Bruder ihn nicht in Frage, dazu verehrte er ihn viel zu sehr, doch hier ging es um seinen Ziehbruder und besten Freund. "Valerio, bitte, er- er hat es nicht böse gemeint. Er gehört zur Familie und würde uns niemals verraten." Das wusste Valerio, aber er würde ihn nicht einfach so davon kommen lassen. "Jetzt, Orlando." Es tat ihm leid, seinem Bruder so viele Sorgen bereiten zu müssen.

Santinos Augen weiteten sich vor Angst, wenn Valerio seinen Bruder nach draußen schickte, der einzige der den Don noch stoppen konnte verließ gerade sehr widerstrebend den Raum. Trotzdem bemühte er sich durchzuatmen und still stehen zu bleiben, seine Schwäche zu offen zu zeigen war gefährlich. Als die Tür ins Schloss fiel atmete Santino langsam ein und beobachtete Valerio nervös. "Wenn Sie mich dafür töten wollen, dann machen Sie es schnell", meinte er nur leise und biss sich auf die Innenseite der Wange.

"Wenn ich mich recht entsinne, habe ich dir befohlen, dich auszuziehen, Tino." Er genoss die leise Angst in Tinos Stimme, auch, wenn er versuchte sich stark zu geben und Ruhe zu bewahren. Valerio hatte nie vorgehabt, Tino hinzurichten, allerdings musste der Junge lernen, dass er ihm zu gehorchen hatte. Wenigstens Orlando hatte das verstanden und den Raum verlassen, auch, wenn Valerio wusste, dass er vor der Tür wartete.

Sein Atem beschleunigte sich und seine Schultern spannten sich an, aber er legte langsam die schusssichere Weste ab. Was Valerio vor hatte, war ihm ein Rätsel aber er ließ seine Jeans nach unten rutschen und starrte weiter geradeaus. Wollte er ihn nackt erschießen? Ihn damit demütigen? Er hatte keine Ahnung was mit ihm passieren würde, aber er tat einfach was er verlangte und schickte ein Stoßgebet an Gott- auch wenn er bezweifelte dass es für ihn helfen würde.

Inzwischen hatte Valerio sich wieder an den Schreibtisch gelehnt und betrachtete den jungen Mann vor sich. Er war noch immer angespannt, was man ihm sicherlich auch nicht verübeln konnte. Still verschränkte Valerio seien Arme vor seinem Bauch, während er Tino nicht aus den Augen ließ. Erst nachdem Tino begriffen hatte, dass sein Don ihn vollständig nackt vor sich haben wollten und sich komplett entblößt hatte, löste Valerio sich wieder aus seiner Haltung. Er hatte kein Problem damit, auf Tino zu warten. Leise schritt er wieder auf den Sizilianer zu, umfasste den Kopf des Anderen, um ihn leicht nach unten zu senken und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken.
"Schwöre mir deine Treue, Santino Sparato und deine Sünden sind dir vergeben."

Santino war Nicht verlegen wenn es darum ging nackt zu sein. Sein Körper bestand hauptsächlich aus Muskeln und Narben,aber er sah gut aus. Trotzdem... so vor seinem Don zu stehen war nervenaufreibend, vor allem wo der ihn genau zu betrachten schien, sodass ihm jedes Makel auffiel. Zum ersten Mal in seinem Leben hätte er sich wirklich am Liebsten versteckt. Aber er riss sich zusammen als Valerio auf ihn zukam und sein Kinn sanft nach unten drückte, plötzlich küsste er srine Stirn und sein Atem stockte. "Ich... schwöre Ihnen und der Carusofamilie die Treue bis zum Tod. und ihre Frinde werde ich mit mir in die Hölle reißen." er sah ihn entschlossen an.

Sanft lächelte Valerio. Er wusste, dass Tino es ernst meinte. Dennoch war ihm das nicht genug. "Knie dich hin", sprach er leise. Er sollte ihm Absolution erteilen, doch hatte er das Gefühl, dass Tino eine Strafe bekommen musste, ansonsten würde er irgendwann wieder Hals über Kopf losziehen. Der Ehrgeiz, den Tino empfand, ehrte ihn, aber sie würden ihre Rollen festigen müssen.

Kurz öffnete der Sizilianer den Mund,er wollte protestieren aber dann besann er sich eines Besseren. Langsam und zögernd gaben seine Knie nach und er blieb so nackt vor seinem Don auf dem Boden kniend. Was sollte das hier werden? Irgendwie war es offensichtlich dass Valerio die Fronten zwischen ihnen klären wollte, er sollte verstehen dass er unter ihm stand und ohne seine Erlaubnis nicht einfach auf Missionen gehen durfte. Aber gleich so? Er hatte gehofft dass er mit weniger davon kam.

Valerio erkannte, dass es Tino schwer fiel, vor ihm auf die Knie zu gehen. Dennoch kam er dem Befehl nach. Sanft legte er seine Hand auf den Schopf des Jüngeren, als wollte er ihn segnen. "Ich freue mich, dich wieder in unsere Familie aufnehmen zu können, Santino." Seine Stimme klang ernst und ruhig. "Ich vergebe dir deine Fehler und heiße dich wieder herzlich willkommen in unserem engen Kreis." Nun nahm er die Hand vom Kopf des Anderen, um sie ihm entgegen zu halten. Santino wusste, dass er sie küssen sollte, sowie sie selbst stets die Hand ihres Vaters geküsst hatten.

Es war als fiel eine unendlich schwere Last von ihm ab, Valerio nahm ihn wieder in die Familie auf! Kurz sackten seine Schultern vor Erleichterung nach vorne, dann nahm er wieder Haltung an. Die Hand auf seinem Kopf fühlte sich an wie die des Alten... manchmal hatte er ihm auch die Hand auf die Stirn gelegt, als er noch jünger war und er es ernst mit ihm meinte. Ohne darüber nachzudenken küsste er die Fingerknöchel und hob den Kopf,darauf wartend,dass er ihm erlaubte aufzustehen ubd vor allem sich wieder anzuziehen. Egal wie sehr er versuchte beherrscht zu wirken,der Schock saß ihm sehr in den Knochen.

Auch Valerio merkte, dass Toni erleichtert war. Er schien begriffen zu haben, wie Ernst ihm die Sache war. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen tätschelte er wieder die Wange des Jüngeren und blickte zu ihm herab. Es wirkte, als würde Tino gehorchen wollen. "Dennoch. Ich habe dir gesagt, dass du dich auskurieren sollst. Ich nehme an, dass deine Verfassung sich noch nicht gebessert hat. Stehe auf, Hände an deinen Hinterkopf und Beine schulterbreit auseinander." Er wollte wissen, wie viele Blessuren Tino davon getragen hatte.

DIese Art wie Valerio mit ihm umging... es war einfach völlig ungewohnt und niemand hätte das gewagt ihn zu streicheln wie einen Hund. Aber dieser Mann war sein Don und er hatte schon genug Mist gebaut, er würde keine Fragen stellen und einfach gehorchen- weil es das war was er als sein Gefolgsmann tun musste. Auch wenn ihm nicht wohl dabei war, stand er auf und verschränkte die Hände im Nacken, seine Beine leicht gespreizt. Ihm war ziemlich klar, dass der Italiener ihn jetzt völlig ungehindert betrachten konnte und er spürte seine Blicke auch heiß auf seiner Haut. Bis auf den Schnitt an seiner Wange und die Verletzung an seinem Arm die wieder ein wenig blutete hatte er keine Verletzungen.