RE: Die Diebesgilde - 3

Connor war beeindruckt. Nicht nur von Narims Agilität, vielmehr weil der nackte Rothwardone so gut mit den Waffen in der Hand aussah. Er hielt die Arme verschränkt und betrachtete den dunklen Oberkörper ungeniert, während er sich dazu äußerte.
"Was denn besprechen? Euer Vorschlag gab uns kaum Informationen. Aber wenn Ihr es wissen wollt: Unsere Gildenmeisterin weiß bescheid, dass Ihr uns aufgesucht hat. Jetzt sollten wir beide über das Geschäft sprechen. Welcher Art sind die Dienste, die wir Euch anbieten sollen? Oh und... macht Euch nur nicht die Mühe, Euch wegen mir in Schale zu werfen", grinste er keck.

Kurz verdrehte Narim die Augen und griff nach seinem Morgenmantel. Es gefiel ihm nicht, dass Connor ihn unbekleidet sah, aber wenigsten ein bisschen Stoff wollte er tragen wenn er mit dem Fremden sprach.
"Ich möchte zunächst nichts, sondern nur das Wissen, dass ihr auf meiner Seite bleibt, sollte meine Familie den Markt komplett übernehmen", stellte er ruhig fest. "Ihr werdet in meiner Schuld stehen, aber ich bin geneigt, euch als Partner anzuerkennen, falls ihr treu bleiben solltet."

"Ihr seid ziemlich selbstsicher", sagte Connor, der die Arme verschränkt hielt und grinste. "Das gefällt mir. Ein ziemlicher Ehrgeiz hinter diesem hübschen Gesicht. Nur habt Ihr uns bisher noch nichts angeboten für unsere "Treue"." Der junge Dieb sah sich um und hielt auf das Bett zu, auf dessen Rand er sich einfach setzte (und seine Kleidung war recht staubig). Seit wann wird eigentlich auf einem Geschäftstreffen kein Wein gereicht?"

Überrascht weiteten sich Narims Augen. Bitte? Connor kam wohl vom Lande und hatte sein Angebot nicht verstanden. Kurz griff er sich an die Schläfe und massierte sie sich. Wenigstens konnte er sich so einreden, dass Connor unattraktiv war. "Ich werde der Gilde helfen sich vom Eisenrad zu lösen", erklärte er langsam und schluckte, als Connor sich auf sein Bett setzte. Die Laken konnte er auch gleich verbrennen. Still verschränkte er die Arme vor der Brust. "Du kannst dich gerne auf den Stuhl setzen."

"Wie wollt Ihr das schaffen?", fragte Connor nach. "Die wurden vom Adel von Taneth geschickt. Dagegen seid ihr einfachen Handelsfürsten machtlos." Er bemerkte mit Wonne, wie sich der Eigentümer des Betts darüber ärgerte, dass er darin saß. "Oh, stört Euch der Sand? Ich kann mich auch ausziehen, wenn Ihr darauf besteht."
Er erwartete nicht, dass Narim seine Avancen erwiderte. Aber das würde ihn nicht davon abhalten, sie weiter aufrecht zu erhalten.

"Glaube mir, ich kenne Mittel und Wege. Außerdem besteht die Abmachung bloß, wenn es mir gelingt." Ansonsten hätte er sich vermutlich auch neben seinem Onkel auch noch die Diebesgilde zum Feind gemacht. Auf den nächsten Vorschlag erwiderte er nichts, sondern musterte Connor bloß kritisch. "Es würde mir reichen, wenn du aufstehen würdest. Aber wenn du dich vor mir demütigen möchtest, werde ich dich nicht davon abhalten." Vielleicht gefiel ihm ja, was er sah.

"Wieso demütigen? Ich finde, da ist nichts, wofür ich mich schämen müsste"; antwortete Connor, der zwei Knöpfe seines Mantels öffnete und die darunterliegende Brust offenbarte. Nun, mehr musste nicht sein, dachte er sich, sonst würde das Prinzlein noch rot. Er erhob sich (ohne die Kleidung wieder zu zu knöpfen) und stellte sich Narim gegenüber. "Schön, aber wieso benötigt Ihr unsere Treue? Ist der junge Erbe etwa... ambitionierter, als es gut für ihn wäre?"

Kurz blieb Narims Blick an Connors Brust hängen, bevor er sich wieder auf das hübsche Gesicht konzentrierte. Sicherlich würde er diesen Kommentar nicht auf seine Glaubhaftigkeit überprüfen wollen... Vielleicht hatte ihn Connor doch ein wenig neugierig gemacht...? "Nein. Aber offensichtlich ambitionierter, als die Gilde." Er blickte stolz zu Connor hinauf und war froh, dass er an Ort und Stelle stehen geblieben war, statt ein wenig zurück zu weichen. "Wieso sollte ich Geld von euch verlangen, wenn ihr mir etwas wertvolleres bieten könnt?", versuchte er dann zu erläutern.

"Nun, nicht, dass ich etwas gegen einen Verbündeten bei den Fürsten einzuwenden hätte", grinste Connor, ungebrochen lächelnd und selbstsicher. So trat er immer auf. Er wagte sich sogar noch einen Schritt näher an den Adligen heran. "In Ordnung und... was wären da so unsere Aufgaben als Eure Verbündeten? Oder ist Euch der Begriff "Untergebene" lieber, Herr?"

"Ihr werdet mir helfen den nötigen Kenntnisstand beibringen, den ich brauche, um den Plan umzusetzen und möglicherweise ein paar kleine Aufgaben erfüllen..." Er hatte auf dem Gebiet keine Erfahrung, weshalb er nicht einschätzen konnte, was alles getan werden musste. Noch immer blieb er still stehen und blickte zu Connor hoch. Einen Kommentar im Sinne von 'Hier hat sich gerade dein Instinkt gezeigt, nicht meiner', verkniff er sich.

"Schön, das können wir owhl machen", gab Connor zu. Und nichtmal mit viel Aufwand. Schließlich kannten sie die Stadt, wie ihre Westentasche. "Dann sollte ich wohl jetzt ein Treffen mit der Gildenmeisterin arrangieren, damit Euer glorreicher Plan besprochen werden kann, nicht wahr? Kennt Ihr die Taverne 'Hews Mähne' in der Oberstadt? Trefft sie morgen gegen Sonnenuntergang. Ist ein recht feiner Laden. Ich bin sicher, Ihr kennt ihn."

Langsam nickte Niram und fragte sich, ob er das Oberhaupt der Gilde kannte, wenn es sich in solche einem Lokal herumtreiben konnte. "Wirst du auch da sein?", fragte er dann unwillkürlich. Der Ritt heute war lang und anstrengend gewesen, aber sich in solch eine gefährliche Situation zu begeben, war noch ermüdender, als der Ritt. Schlaue Fragen würde er nicht mehr Zustande kriegen.

"Willst du denn, dass ich da bin?", wollte Connor wissen, der vom "Ihr" ins "Du" gerutscht war. Er schien dem Dunklen wohl ebenso zu gefallen? Oder nicht? Wenn nicht, würde er das sicher noch ändern können, schließlich hatte ihm bisher noch jeder und jede den Weg in sein oder ihr Bett gezeigt. Zurückweisung war er in dieser Hinsicht also wahrlich nicht gewohnt.

Ja, das wollte er. "Ich denke, dass es dir nicht schaden würde wenn du als Vermittler dabei wärst..." Natürlich war ihm aufgefallen, dass Connor ihm nicht mehr den Respekt zeigte, den er verdient hatte und irgendwie beeindruckte ihn das. Er lächelte leicht. "Dann bis morgen", verabschiedete er sich.

Connor lächelte, als er verschwand. Bildete er es sich nur ein oder wurde sein Interesse erwidert? Nun, er würde es ja sehen. Doch zunächst würde er den nächsten Tag abwarten müssen. Oh, und er musste natürlich seine Gildenmeisterin noch informieren. Das würde ein Spaß werden...

Der nächste Tag brach an. Und wie erwartet, war Zeira nicht sehr erfreut über seinen Alleingang gewesen. Nichtsdestotrotz, die Informationen waren wertvoll. So fanden die Gildenmeisterin und Connor sich zur vereinbarten Zeit in Hews Mähne ein, um die Ankunft ihres vielleicht neuen Geschäftspartners zu erwarten. Es würden wohl einige Informationen ausgetauscht werden. Die Frau mit den kurzen schwarzen Haaren erwartete den Handelsfürsten mit gespannter Miene.