RE: Love like a Bitch, Smile like a Saint - 4

Das Lied endete irgendwann und es kamen noch weitere, genug Zeit also, sich wieder zu fassen. Die Tränen trockneten und so kam dann die Pause. Amadeus nickte und so standen sie auf. Er gönnte sich einen Wein, und anschließend setzen und lauschten sie wieder, bis das Konzert schließlich sein Ende fand.
Er führte ihn wieder an seinem Arm hinaus. Die Nacht war kühl und schon tiefdunkel. Auf dem Platz blieb er dann stehen und blickte auf Ari herab. "So, nun bist du dran", sagte er schlicht, löste sich von ihm und setzte eine aufforderungsvolle Miene auf.

Amadeus blieb stehen und blickte Ari abschätzend an, während er seine Antwort dann hörte. Es vergingen einige Sekunden, dann zog er eine Augenbraue hoch und wirkte ein wenig irritiert. "Ein Spaziergang?", fragte er verblüfft. Dann lächelte er ein wenig amüsiert. "Ich habe nichts gegen Spaziergänge, ganz ehrlich. Aber..." Er machte eine kurze Pause uns blickte zum Konzerthaus. "... ich hatte dir erklärt, du musst mich überzeugen, nicht anders herum. Ich habe dir einen Anzug geschenkt, ich habe dich zu einem Konzert eingeladen, und du hast dir bisher nicht einmal Gedanken dazu gemacht, wie du dir selbst etwas Mühe geben könntest?" Er lächelte weiterhin, aber seine Stimme war belustigt, gleichzeitig leicht gereizt. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich hasse euch verwöhnte Subs, die denken, sie bekämen alles in ihren Allerwertesten geschoben." Er schob eine Hand in seine Tasche, zückte eine Karte und schmiss sie schließlich auf den Boden. "Du darfst dich melden, wenn du dir etwas mehr Gedanken über mich gemacht hast." Er machte auf dem Absatz kehrt und ging Richtung Parkplatz. Auf der Karte war eine Handynummer.

Amadeus mochte eine Diva sein, aber er wusste auch, was er wollte. Und er wollte eben nicht derjenige sein, der seinen Sub dauernd verwöhnte und dafür kaum etwas zurück erhielt. Ausgenutzt worden, das war er schon oft genug, und darauf hatte er einfach keine Lust mehr.
Er wusste nicht, ob noch ein Anruf kommen würde oder nicht. Als er ging, hatte er nichtmal zurück gesehen, und wusste daher nicht, ob Ari die Karte überhaupt an sich genommen hatte.

Als jedoch der Anruf kam, nahm er ab und machte sich Notizen. Am besagten Tag kam er. Er trug eine dunkelblaue Jeans, ein dunkelgraues Hemd und seinen Mantel. Es war herbstliches Wetter und er hatte noch zur Sicherheit einen schwarzen hochwertigen Seidenschal um. Dazu schwarze Turnschuhe und noch eine dunkelbraune Ledertasche.
Er sah Ari mit einem Rucksack da sitzen und nickte ihm zu, als er bei ihm ankam. Er konnte sich mittlerweile denken, was sie nun tun würden. "Ja, wir können", meinte er nur knapp und begann, neben ihm herzulaufen. "Ich vermute, wir gehen wandern?", wollte er dann wissen. Amadeus hatte nichts teures erwartet, das war nicht unbedingt sein Anspruch, sondern hoffte einfach darauf, dass es kreativ und spannend war, was sich Ari ausgedacht hatte. Und wandern war eine interessante Tätigkeit.

"Ich den Winter", murmelte er vor sich hin. Im Wandern war er gut, er wirkte fit und sicher, ließ sich nicht vom unebenen Weg oder Insekten einschüchtern. Es war nicht seine Art, sich über solche Nichtigkeiten zu beschweren. Dann blieb er stehen, als er sah, wie Ari den Finger vor die Lippen hielt und auf etwas zeigte. Aufmerksam sah er zu der Gruppe der Rehe und ließ sich einen Moment Zeit, sie zu betrachten und zu bewundern. "Ich habe schon sehr lange keine mehr gesehen. Ich wohne mitten in der Innenstadt und habe mir wenig Zeit in der Natur genommen, in den letzten Jahren." Als Ari weiter ging, folgte er ihm ruhig und interessiert. Er wollte sich auf diese interessante Reise einlassen und sah sich immer wieder um, nahm die Gerüche bewusst wahr und die Klänge des dichten Waldes. "Wanderst du oft?", wollte er erfahren und erblickte irgendwann die Ruinen. Für einige Augenblicke blieb er stehen, da er damit nicht gerechnet hatte. Hier stand die uralte Geschichte der Menschheit vor ihm, und er durfte sie einfach betreten.
Als sie angekommen waren, setzte sich und schüttelte dann den Kopf. "Entschuldige dich nicht. Ich erwarte nicht, dass man für mich viel Geld ausgibt." Er betrachtete all die Sachen, die ausgepackt wurden, und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Zumindest hatte dieser Junge Mann Stil und Ahnung von gutem Wein und schmackhaften Speisen, die perfekt dazu passten. Er nahm die Weinflasche an sich, den Korkenzieher und öffnete die Flasche mit viel Geschick und Ruhe. "Bei wem hast du dich über den Wein beraten? Oder trinkst du selbst gerne?" Immerhin sollte Ari ja ansonsten die Flasche öffnen können. Aber der Wein war hochwertig, vielleicht hatte er ja doch Ahnung, aber keine gute Feinmotorik. "Vielen Dank, für diese anregende Erfahrung", sagte er, zog den Korken mit einem bestimmten Ruck und blickte danach dem Schwarzhaarigen in die Augen.

Amadeus nickte und lächelte dann ein wenig. Er hatte noch weitere Gedanken zum Wandern, behielt diese dann aber für sich. Der Jüngere musste nicht alles sofort erfahren, und es spielte auch keine Rolle mehr, was früher war. Oder sollte es jedenfalls nicht.
Sie kamen auf den Wein zurück. "Eine gute Entscheidung. Und wenn du gerne Wein trinkst, wissen wir ja prinzipiell immer, was wir tun können, falls uns mal nichts besseres einfällt." Er stellte die Flasche hin und sah sich noch einmal um. Um sie herum waren Bäume, die teilweise noch grün, viele aber schon gelblich waren. Hier und dort fiel ein Blatt vom Baum, manchmal raschelte es, von Zeit zu Zeit sang ein Vogel. Amadeus nickte erneut. "Ja das Erlebnis ist sehr schön", lobte er ihn noch einmal. Seine Miene wurde melancholisch. Das alles erinnerte ihn an etwas, aber er würde so schnell nicht mit der Sprache heraus rücken. Dann kamen auch noch die Kerzen hinzu. "Wie romantisch", merkte er dann an und ließ sich einschenken. "Vielen Dank." Er begann, hier und dort etwas zu naschen, machte es sich bequem und dachte dann über die Frage des Schwarzhaarigen nach. "Ich bin nie aktiv gewandert, aber früher bin ich oft durch Wälder passiert. In den letzten Jahren, wie gesagt, nicht mehr. Ich kam nicht mehr dazu. Ich mag generell alles, was auf einer Bühne augeführt wird. Und ich töpfere gerne, und stelle gerne Skulpturen aus verschiedenen Materialien her. Und eben Kleidung, ich lasse mir meine Ideen gerne selbst schneidern." Er nahm einen Schluck Wein. "Und was tust du gerne, wenn du nicht grade hier bist?"

"Vielleicht wäre eine Möglichkeit für dich, Werbung für dich zu machen?", fragte er nach, als er etwas über Aris Beruf und auch seine fnanzielle Problemlage erfahren hatte. "Aber das bedeutet, dass man dafür vorher bezahlen muss. Ich würde mir auch Sorgen über deine Altersvorsorge machen", erklärte er dann, da er häufig im Voraus plante und eben auch solche Dinge im Blick behielt. Aber wer weiß, vielleicht wäre er damals in eine ähnliche Lage geraten.
"Trainieren tue ich ebenfalls ab und zu, um fit zu bleiben. Schwimmen tue ich einmal die Woche." Es war gut für die Gelenke und stärkte den gesamten Körper. Und so hatte er auch eine Figur, auf welche er stolz sein konnte. Er war sehr zufrieden mit seinem Erscheinungsbild, auch mit seinen Gesichtszügen und seiner immer perfekten Frisur, und auch mit der harmonischen und doch leicht tiefen Stimme. "Nein, ich tue das nur in meiner Freizeit. Beruflich bin ich Export-Manager einer Firma. Ich bin viel im Ausland, um unsere Produkte auf den Markt zu bringen. In den Wochen und Monaten, in denen ich hier bin, habe ich dann dafür sehr viel mehr Freizeit und bin nur selten im Unternehmen. Und die Freizeit, die ich dann hier habe, muss einigermaßen sinnvoll gefüllt werden." Er ließ sich nun etwas von dem guten Schinken schmecken. "Wie wohnst du aktuell?"

„Hast du eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen? Falls ja, rate ich dir zu einem anderen Job. Das Webdesign kannst du ja nebenbei dennoch machen. Ansonsten rate ich dir, nochmal eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren. Das ist zwar anstrengend und nervig, lohnt sich aber meistens, wenn man etwas zukunftsfähiges wählt.“
Er hörte ihm weiter zu, um mehr über ihn zu erfahren. Er war ein Mensch, der bisher im Leben kein sicheres Einkommen erreicht hatte und nun wieder bei seiner Mutter lebte. Er hatte also nichts und warf sich Männern zu leicht an den Hals. Man könnte ihn leicht ausnutzen, oder schlimmeres. Wahrscheinlich war sogar die Mutter zu beschäftigt, um ein wachendes Auge auf ihn zu haben.
Er nickte hin und wieder, kommentierte aber nicht. Ari würde von alleine wissen, dass seine Lebenslage traurig genug war. Und ihm zu sagen, er solle sich endlich den Arsch aufreißen, dafür war Amadeus einfach nicht in der richtigen Position. Sie kannten sich ja kaum. Er riss sich eher zusammen, nicht abfällig zu schauen, da er sich fragte, wie man so unfähig sein konnte. „Wie alt bist du jetzt?“, wollte er dann doch wissen. Vielleicht war er ja viel jünger, als er wirkte, was dann noch eine Entschuldigung sein konnte.
Sie kamen wieder auf ihn selbst zurück. „Ja, ich habe eine ganz nette Wohnung in der Innenstadt. Aber ich hatte auch mehr Zeit, das zu erarbeiten.“ Was auch keinesfalls leicht gewesen war. Vielleicht wäre er ohne die Ereignisse damals heute noch viel weiter, oder eben viel ärmer und nutzloser, alles hätte möglich sein können. Aber er hatte eben das beste daraus gemacht und war niemals zum Loser verkommen.

"Hattest du dich zuvor gar nicht über den Arbeitsmarkt informiert?" Das war tatsächlich sehr dumm, wie Amadeus empfand. Leider taten das häufig Studierende. Sie gingen ihrer blinden Leidenschaft nach, ohne sich dabei zu fragen, ob sie damit später überhaupt überleben konnten. Nun... dieser junge Mann hier hatte noch nicht viel Lebenserfahrung, wenn auch nur ein paar Jahre weniger als Amadeus selbst. Es sei ihm verziehen, aber er sollte daraus lernen. "Weiterbildungen wären auch noch eine gute Möglichkeit, ja. Dann war das Studium zumindest nicht umsonst. Vielleicht kannst du dann eine gute Lücke auf dem Arbeitsmarkt für dich finden. Aber wähle mit Bedacht, was du tust. Es wäre schade, wenn du in einigen Jahren noch immer bei deiner Mutter wohnst." Dieser Fakt war sehr unerotisch, wirkte fast abschreckend auf den Dunkelhaarigen. "Ich mag die Innenstadt wegen ihrer vielen kulturellen Möglichkeiten, und der Bars. Zudem mag ich meinen Ausblick, die vielen bunten Lichter. Nur der Lärm stört mich." Er trank und aß weiter, jedoch langsam, genoss jeden Bissen und jeden Schluck, all die verschiedenen Geschmäcker, die seine feuchte Zunge trafen und dann innerhalb der Mundhöhle perfekt harmonierten, wie ein Akkord. "Ich hoffe, du findest eine schöne Bleibe. Hoffentlich auch mit der passenden Aussicht." Vielleicht auf einen Wald oder auf endlose Bauernfelder. Das war nichts für Amadeus, war es noch nie gewesen. "Ich bin einst ländlich aufgewachsen und habe es als Kind schon nicht gemocht."
Sie machten eine Pause, schwiegen und ließen sich vom Sonnenuntergang verzücken. "So, Ari... Wir sind hier, weil du einen Wunsch geäußert hattest. Was erwartest du, im Speziellen von mir?"