RE: In Rebellions Name - 2

Was auch immer dieses Mädchen erlebt hatte, es hatte ihr Mitgefühl vollständi zerstört. Mir hätte es ähnlich ergehen können. In mir hat es einen tiefen Hass ausgelöst, unwirkliche Wut und Rachegelüste. Dennoch hatte ich mich davon abgewandt, so weit es eben möglich war. Sie hingegen hatte dem nicht standhalten können.
Das Messer schob sich langsam in meine Brust und ich hielt den Atem an. Blickte an mir herab, sah wie mein graues Shirt einen kleinen dunkelroten Fleck aufwies. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, brachte das Messer bei jedem Schlag zum vibrieren. Als ich die Luft nicht länger anhalten konnte, atmete ich so flach wie möglich, doch jeder Atemzug bedeutete, dass es ein wenig hinaus und wieder einstach.
Als sie Hollow erwähnte, blickte ich zu ihm. Ihre These war falsch. Sein Körper hatte sich in eine abgewendete Position begeben: verschränkte Arme und Beine, der Blick ging in eine andere Richtung. Natürlich fühlte er, doch sie wollte nicht, dass irgendjemand noch etwas fühlte. Ihr Schmerz war so übermächtig, dass sie ihn in die Welt streuen wollte.
Unter Anstrengung blickte ich auf. Ich musste ihr in die Augen blicken, sie irgendwie erreichen. "Weil du ... das hier nicht tun musst", war meine röchelnde Antwort. "Weil das... Leben... wertvoll ist."

Ghost brach in schallendes Gelächter aus. Ich wandte meinen Blick zu ihr und hielt mich davon ab, ihr einen besonders bösen Blick zuzuwerfen. Ghost war ein wenig geisteskrank, zugegeben, aber sie gehörte zur Familie. Cap schritt endlich ein und zog ihm das Messer aus der Brust. Stalker zuckte aufgeregt und man sah ihm an, dass er angeekelt vom Blut und nicht erfreut über die Situation war. Immerhin hatte er viel Zeit und Mühe aufbringen müssen, um Safran zu finden.
Als Cap das Messer hinlegen wollte, schnappte sich Ghosz es wieder und wollte unkontrolliert auf den Gefesselten ein stechen, doch ich konnte sie grade rechtzeitig zurückhalten. Sie rammte mir das Messer ins Bein und trat und schlug wild um sich, doch das brachte nur ein leichtes zucken meinerseits hervor. Durch ihre Statur und den Größenunterschied war es einfach, sie zu Ribbon zu bringen, der sie dann festhielt. Ich zog mir das Jagdmesser aus dem Oberschenkel, was etwas Blut zum rausspritzen brachte. Ich verzog ein wenig das Gesicht, meine schöne Hose.
Doc reichte mir auf dem weg zu Safran einen Lappen, den ich prompt auf die Wunde drückte. Ich wandte mich dem Licht zu und der Doc machte sich an seiner Wunde zu schaffen. Mit einem dicken österreichischen Akzent sprach er: "Wir sind zwar illegal, aber wir sind keine Monster." und fing an, die Wunde zu flicken. "Nur sie ist das.", fügte er noch hinzu.

Ich ließ sie nicht mehr aus den Augen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich sie nicht erreichen konnte, jedenfalls nicht mit bloßen Worten. Und mehr hatte ich grade nicht übrig. Also versuchte ich verzweifelt, ihren Code aufzuspüren und ihre Firewall des Chips zu durchbrechen. Irgendwie musste ich sie abhalten, mein Leben retten, bevor es so sinnlos vergeudet wurde...
Doch ehe es mir geland, kam wohl der Chef der Gruppe dazwischen. Er zog das Messer hinaus, welches nur knapp mein Herz verfehlt hatte. Ich keuchte schmerzerfüllt. Dahingegen war ich schon immer sehr empfindlich gewesen, ich hielt nicht viel aus.
Auf einmal wandelte sich die Stimmung, es verlief alles sehr schnell. Die Ereignisse überschlugen sich, und letzten Endes hatte dieser Hollow das Messer in seinem Bein stecken. Der Raum füllte sich mit dem metallischen Blutgeruch und mir wurde schlecht. Ich begann zu zittern. Dieses Verhör, das Blut, die Schmerzen und die eigene Todesangst überstiegen meine Nerven und ich wandte mein Gesicht nach unten, als mich ein leichter Schwindel überkam.
"Monster können nur durch Monster geschaffen werden." Ich atmete lang und zittrig aus, schloss kurz die Augen. "Warum lasst ihr sie dann ein Verhör führen? Sie ist zu jung und zu labil dafür", gab ich meine Einschätzung preis. Ich wollte hier weg, oder zumindest von diesem Stuhl runter. Vor meinen Augen begann der Boden sich zu bewegen.

Als das Messer auf den Boden schlug war ein lautes Klirren durch die Halle zu hören. Ribbon sah mich etwas besorgt an, was man von diesem Schrank von Kerl eher nicht erwarten würde. Ribbon war größer als ich und hatte viel Bart und eine Glatze, braune Augen und trug eine schwarze Hose und ein weißes Shirt. Der Captain trug hauptsächlich marine Blau und seinen ehemaligen Militär Mantel. Er war wie ich Blond, etwas größer, aber nicht so groß wie Ribbon, und hatte stechende, blaue Augen. Eigentlich konnte ich ihn nicht ausstehen, aber alle hörten auf ihn, daher konnte ich mein Wort gegen ihn nicht erheben.
Ich sah zu Safran, der vom besten Arzt behandelt wurde. Doc hatte mich auch schon ofter vor dem Tod bewahrt, nicht zuletzt auch wegen Ghost. Auf seine Worte antwortete Cap jedoch mit "Sie ist zwanzig, sie muss es lernen."
Sie sah bei weitem nicht aus wie zwanzig.
Ich drückte den Lappen auf meine Wunde und humpelte mit beiden Beinen, obwohl nur im Rechten ein Messer gesteckt hatte. Nur das Humpeln mit dem Linken kam immer, wenn ich Schmerzen hatte, egal wo. Ich schluckte alles runter und setzte mich auf den Stuhl. Mein Blick fiel auf meinen linken Fuß und wurde etwas leer. Ich schloss die Augen schnell, bevor alles zu schlimm wurde und sah nach oben. Die Muskeln in meinem rechten Bein spannten sich an und ließen etwas mehr Blut aus der Wunde strömen. Stalker murmelte etwas vor sich hin. Ich wusste, was er wohl meinte, doch verstehen konnte ihn keiner. Es sah aus, als würde Safran demnächst wieder in Ohnmacht fallen. An seiner Stelle würde ich das fast wollen. Er würde wahrscheinlich von Doc in das Krankenzimmer gebracht werden und sobald er aufwacht wieder überredet werden. Ich war ja für eine humanere Weise, aber meine Meinung zählte ja nicht.

"Und dafür Leben riskieren?", fragte ich den Arzt, der mir unter mein Shirt fasste und sich dann die Wunde ansah. Ich versuchte mich zu winden und wollte nicht berührt werden, doch er tat es dennoch. Und er legte dabei mein Tattoo frei. Es war eine weiße Schildkröte mit indischen Verzierungen, welche sich auf meinem Hüpfknochen befand. Unwillig ließ ich die Behandlung über mich ergehen. Er reinigte die Wunde und klebte sie ab, sie musste zum Glück nicht genäht werden.
Mit der Zeit stabilisierte ich mich wieder etwas, starrte an die Decke und atmete durch den Mund, um das Blut nicht zu riechen. Dennoch legte sich der metallische Hauch auf meine Zunge. "Lasst mich doch mit eurem... Anführer sprechen. Dann verhandeln wir. Ich weiß nicht, weshalb ich mich mit euch austauschen sollte, wenn ihr keine Entscheidungen treffen dürft." Ich sah zu Cap auf, von dem ich vermutete, dass er hier das Sagen hatte. Doch ich war mir nicht ganz sicher. Und ich wollte nicht in ihre Server eindringen, unerlaubt, und noch mehr Stress provozieren. "Ich kann nicht einer wildfremden Gruppierung helfen, die Regierung zu stürzen, wenn ich nicht weiß, was die Absichten danach sind. Bitte versteht das", versuchte ich nun milderen Tonfalls. Meine Geduld neigte sich dem Ende, und diese Situation zerrte an meinen Käften. Ich wollte endlich eine Entscheidung, eine Aussicht, mit der ich Gewissheit hatte.

Cap schmunzelte etwas. Er sagte, das er der Anführer sei und dass ihm sein Misstrauen gefiel. Währenddessen kam Doc rüber zu mir und schimpfte mit mir, als er mein Bein flickte. Ich atmete nur ruhig durch und sah zu Safran. Er hielt stand, wow. Ich war beeindruckt von seiner Schmerztoleranz, immerhin war ein Messer von Ghost langsam in die Brust gedrückt zu bekommen nicht grade angenehmer Schmerz.
Der cap find wieder an zu reden. "Wir wollen die Regierung stürzen um eine Demokratie aufzubauen und nicht um selbst an der Spitze zu stehen. Und selbst wenn, würde das nicht dem Fakt widersprechen, das wir denken, dass er nicht an die Spitze gehört. Achja, Ghost ist vielleicht ein kleines Monster, aber wir haben sie so nur aufgenommen, statt sie dahingehend zu prägen. Und Hollow hat mehr Menschen auf dem Gewissen als sie.", sagte er mit einem teuflischen Grinsen. Mein Blick wurde bei seinen Worten wieder leer und ich starrte Stalker an. Dieser kam Safran immer näher. Nicht dass er jemandem weh tun würde, aber Stalker war etwas eigen, was Menschen betraf. Besonders welche, bei denen er soviel Zeit und Mühe investiert hat, um alles über sie zu wissen. Ich war zwar kein Spezialist in diesen Sachen, oder Empathie, aber mir war bewusst, dass er seltsam war. Er hatte sich so weit anonym machen können, dass selbst wenn man ihn in Pegasus sah, sich nicht daran erinnerte. Und ich bezweifle dass man ihn über seinen Chip finden konnte.

Es war mir egal, ob diesem Mann etwas an mir gefiel, oder eben nicht. Das würde mein Misstrauen nicht milder stimmen. Schweigsam hörte ich ihm zu. Ich erinnerte mich an das, was einst mal eine Demokratie bedeutete. Hatte den Geschmack von Freiheit nicht vergessen. Für einige Augenblicke wurde mein Blick trüb, als ich in meine Vergangenheit blickte, doch ich erwachte auch wenig später wieder aus diesem sehnlichen Zustand. "Woher soll ich wissen, dass Ihr mir die Wahrheit sagt?" Ich kannte ja nichtmal den Namen dieser Organisation, hatte keine Daten über sie gesammelt, und sie hatten mich bis hierhin miserabel behandelt.
Als er erneut das Wort Monster benutzte, sah ich diesem Mann scharf in die Augen. "Hört auf, sie so zu nennen!", forderte ich von ihm, selbst wenn ich in der denkbar schlechtesten Position zum Fordern war. Das Wort machte mich aggressiv, es löste etwas in mir aus. "Wie soll sie jemals kein Monster sein, wenn niemand von euch etwas anderes von ihr erwartet?", fragte ich ihn. Ich lehnte mich tiefer zurück. Die Diskussion dauerte nun schon so lange. "Gebt mir einen Beweis, mit dem ich euch vertrauen kann. Vielleicht den Zugang zu euren Servern, oder es fällt euch etwas anderes sein." Mittlerweile tat mein ganzer Körper weh. Der Stich in der Brust, die Fesseln, die unangenehme Positon, Kopfschmerzen.

Der cap war nicht sehr erfreut. Er sah zu Stalker, der nun zitternd direkt hinter Safran stand und eine Hand fast neben seinem Kopf hatte. Als cap ihn aber ansah zog er die Hand zurück. Cap nickte und Stalker machte sich an den Fesseln zu schaffen. Er war sehr dünn und seine Finger ähnelten den Beinen von Spinnen. Sobald sich Safran bewegen konnte, stahl sich Stalker allerdings wieder so weit in die Dunkelheit, dass er ihn nicht mehr sehen konnte. Unterdessen brachte Wing einen Laptop. Wing war eine hochgewachsene Frau in overall mit einer Cap, die sie rückwärts aufgesetzt hatte. Sie hatte kleine Kopfhörer auf und nahm einen raus. "Aufm Laptop ist alles drauf, was du brauchen könntest, den Rest weiß net mal Ghost.", sagte sie in einer relativ deutlichen und rohen Stimme, als würde sie mit einem Auto reden. Sie sah zu Ghost und schüttelte sich kurz. "Zicke", fügte sie noch hinzu. Dann stemmte sie die Hände auf die Hüfte und sah zu, was er wohl machen würde. Fliehen könne er nicht, seine Beine waren noch gefesselt, aber die Arme waren frei. Oder zumindest war der Knoten so gelockert, dass er sie bewegen konnte.
Ich beobachtete das geschehen und legte meinen Blick auf den Laptop. Die Informationen darauf waren geheim, aber er war abgeschirmt von der Außenwelt. Also selbst wenn er wollte, könne er kein Notsignal schicken. Zumindest war das das, was Stalker und Wing erreichen wollen. Bei waren keine Hacker wie er.
Also war es fragwürdig, ob sie es erreicht hatten.

Ich konnte genau spüren, wie dicht jemand hinter mir stand. Doch letzten Endes entfernte dieser jemand nur die Fesseln an meinen Händen. Es würde mir nicht dabei helfen, zu fliehen, denn ich hatte nie eine Kampfausbildung genossen. Wenig später lag ein alter Laptop auf meinem Schoß. Ohne lange zu zögern, loggte ich mich direkt ein und griff auf die Daten zu, auf welche ich Zugang hatte. Letzten Endes konnte auch das eine Täuschung sein, es gab spezielle Programme, um perfekt getarnte Server zu installieren. Ich suchte nach eben solchen Anhangspunkten, blickte in die Codes des PC's und prüfte sie, und durchforstete den ein oder anderen Ordner. Diese Leute waren wirklich keine Profis, was die Technik anging. Es war alles recht einfach gestrickt und ich wunderte mich, dass sie es geschafft hatten, sich vor der Regierung versteckt zu halten.
So saß ich etwa zwanzig Minuten lang schweigsam und starrend da. Ich hätte versuchen können, einige Firewalls zu durchbrechen, um an geheime Informationen zu gelangen, doch noch immer wollte ich mein Leben nicht dafür riskieren. Ich klappte das Gerät zu, das reichte mir vorerst. Dann überlegte ich einige Minuten und sah auf den Boden. Sollte ich tatsächlich so weit kommen, an die Server der Regierung und auch ins Pegasus zu gelangen, würde ich diese Menschen vielleicht aufhalten können, falls sie hinterher ihr wahres Gesicht zeigen würden. Es sei denn, jemand erschoss mich vorher. "Was passiert mit mir, wenn die Mission erfüllt ist?" Ich könnte ihnen gefährlich werden, jetzt schon. Und ich traute ihnen zu, diejenigen zu entsorgen, die unbrauchbar waren.

Cap schwieg eine Weile. Natürlich war mir klar, was Safran denken musste, aber eigentlich wollten wie niemanden töten müssen. Zumindest, die die es ausführten.
Schließlich kamen die Worte "Wenn.du ein Verbündeter wärst, würde dir nichts passieren.", spöttisch aus der Ecke von Ribbon und Ghost. Ich seufzte nur leise und stand langsam auf. Ich wollte das hier nicht mehr mit ansehen, doch meine Verletzung zwang mich wieder in die Knie, sodass ich mich prompt wieder hin setzte. Ich schloss die Augen. Mir ging es ein wenig gegen den Strich, dass alle, die wir brauchten, zu Anfang so behandelt werden. Das beweiste gar nichts.
" Sie hat recht.", sagte Cap. "Unseren Verbündeten passiert nichts. Im Gegenteil, wir beschützen sie sogar."
Was für eine Lüge das war. Aber er konnte gut lügen. Der Grund, wieso ich beigetreten war, war eine Lüge. Mein ganzes Leben war eine Lüge. Aber die Wahrheit konnte ich nicht ertragen, die Lüge war mir lieber.
Ich atmete aus. Ich wollte nicht hier sein, doch dort konnte ich auch nicht hin. Das Programm, das eine heile Welt darstellte. Ich wurde wieder schwach.
Cap sah Safran in die Augen und fragte ihn noch einmal. "Wirst du unser Verbündeter?"
Ich schüttelte unbewusst den Kopf.

Ich beobachtete alle Menschen in diesem Raum so genau, wie es mir noch möglich war, um mir ein Bild zu machen. Trotz aller Informationen und Versprechen blieb ich misstrauisch, nicht auch zuletzt, da mir bereits ein Messer in die Brust gestochen worden war. Eine Weile lang beobachtete ich auch den Blonden, welcher sich hier Hollow nannte und bemerkte, wie mies es ihm ging. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt und was auch immer diese Leute hier unter einem Verbundenheit verstanden, sie verstanden es falsch. Es sollte sich nicht auf Druck und schon gar nicht auf Gewalt aufbauen, unter Zwang und Androhungen. Dieser Pakt, welchen man von mir verlangte, bedeutete auch, dass ich nach dieser Mission Teil dieses Teams blieb. Und das wollte ich nicht. Ich konnte nicht mit Menschen über einen längeren Zeitraum auf engstem Raum leben, mich mit ihnen jeden Tag umgeben und irgendwelche scheinheiligen Beziehungen eingehen, wenn ich doch Misanthrop war und sie mich in jedem Augenblick meine Nerven kosteten.
"Ich helfe euch bei der Mission. Mehr nicht", war also meine Antwort. Ich traute diesen Menschen nicht zu, die Welt zu einer besseren zu machen. EIne Demokratie braute sich nicht von alleine auf, nachdem eine Diktatur gestürzt wurde. Sie fußte auf wichtigen, elementaren Werten. Vermutlich würde der nächste Diktator die Macht an sich reißen, oder diese Gruppe - welche keine Ahnung von Moral hatte - würde das Land spalten. Doch schlimmer konnte diese Welt auch nicht mehr werden, und vielleicht brachte allein der Regierungsstürz etwas besseres hervor.

Wups falsche Antwort, die gefiel dem Cap gar nicht. Es wurde eine Weile still und man konnte Stalkers zittern förmlich hören. Ich öffnete meine Augen. Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich ja fast einschreiten.
Wing nahm den Laptop wieder an sich und machte sich aus dem Staub. Wenn ich das grade könnte, würd ich das auch. Selbst Ribbon und Ghost gingen und nun waren in dieser großen Halle nur noch Safran, Stalker, cap und ich.
Cap drehte sich zu mir und deutete mir, ihn kalt zu machen. Eine Welle Gefühl schwappte durch mein Gesicht. "Nein, gib ihm eine Chance.", kam aus mir, obwohl ich ihm nicht widersprechen wollte. "Wir werden wie sie.", fügte ich noch hinzu, während der entsetzt dreinblickende Captain sich auf den weg zu mir machte. "Er steht für sich selbst ein.", sagte ich monotoner. Ich wusste genau, warum das meine Reaktion war. Man sollte nicht die wenigen interessanten Menschen auslöschen, im Gegenteil. Cap nahm mich am Kragen hoch. "Du wagst es einem Befehl zu widersprechen?", sagte seine dunkle Stimme. Mein Blick wurde leer. "Nein Sir."
Ich sah auf den Boden und er ließ mich los. Ich zucke kurz vor Schmerz, doch blieb stehen. Allerdings schien ich den Cap zum nachdenken gebracht zu haben.

Ich sah mit an, wie die meisten dieser Leute einfach gingen. Zittrig atmete ich durch, erkannte die Geste des Todes und bemerkte, wie ich immer panischer wurde. Meinen Tod hatte ich mir so nicht vorgestellt, er sollte anders verlaufen. Vollkommen anders. Das hier war sinnlos, brutal und ekelerregend. Und doch ließ ich die Augen offen und war bereit, mein Schicksal anzunehmen, wenn es nicht mehr für mich übrig hatte.
Doch ich nahm es lieber an, als mich unterzuordnen und meine Prinzipien zu verraten, eine Lüge zu leben oder mich für immer unter Menschen begeben zu müssen.
Ich erwartete, dass der Blonde nun eine Waffe zücken und mich abknallen würde, da er mit seiner Wunde sicherlich nicht aufstehen würde, nur um jemandem das Leben zu nehmen. Unerwarteterweise kam es anders, und er weigerte sich. Ich ließ es beide unter sich klären und fragte mich, weshalb dieser Gruppe es so unbeschreiblich wichtig war, dass ich nicht nur die Mission unterstützte, sondern Teil ihres Teams wurde. Es waren die gleichen diktatorischen Ansätze wie die der Regierung. Wer sich nicht unterwirft oder dazu gehört, wird vernichtet. Und zum Glück hatte Hollow das erkannt.
Ich wusste nicht genau, ob mir das nun das Leben rettete, oder der Captain sich jeden Moment umdrehte, um es selbst zu tun. Oder aber ob er den Druck so stark erhöhte, dass Hollow mich doch umbringen würde. Angespannt und zitternd starrte ich beide an und mir wurde erneut schwindelig. Nein, so wollte ich nicht sterben, nicht in dieser Halle. Ich schloss die weißen Augen letzten Endes und verzog mich in eine andere Welt, in der mich niemand finden würde.

Ich wollte einen Schritt tun, doch mein Körper ließ das nicht zu. Ich fiel auf den Boden und schloss ermüdet die Augen. Darauf folgte der Schlag mit dem Rücken eines Maschinengewehrs, dass mich ins Land der Träume schickte. Doch bevor ich absegelte, bekam ich noch mit, dass jemand anders ebenfalls ins Reich der Träume geschickt wurde und Stalker aus seiner Ecke hervor kam. Und dann wurde alles Schwarz.
Als ich aufwachte, lag ich in der Mitte eines grauen Raumes. Schmerz schoss durch meinen Kopf und mein linkes Bein. Die Hälfte von diesem lag nämlich in einer anderen Ecke. Das mag grausamer und schmerzvoller klingen als es war, doch die Prothese sollte eigentlich permanent sein, daher blutete ich aus der Wunde. Nunja, nicht mehr, ich lag hier wohl schon eine Weile. Zu meiner Überraschung waren weder ich, noch mein Zellengenosse gefesselt. Apropros, meine fast weißhaarige Gesellschaft hatte ein blutverschmiert es Gesicht und Brust, aber irgendwie war das klar. Ich musterte ihn nun, wo es besseres Licht von zwei Neonröhren an der Decke gab. Er war nicht nur interessant, sondern auch noch hübsch. Ich kroch auf drei Beinen zu meiner Prothese und sah mir den abgerissenen Stumpf an. Alleine würde ich das wohl nicht flicken können.

Zu verschwinden, war meine eigene, selbstständige Entscheidung gewesen. Und meine Firewalls waren zumindest hier so stark, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass mich irgendjemand hier aufspüren konnte. Sie mochten mit meinem Körper anstellen, was sie wollten, doch dies war nun fern ab meines Geistes.
Ich blieb lange dort. Wenn ich wollte, konnte ich das Zeitempfinden so codieren, dass es sich wie Jahre anfühlte, oder Jahrzehnte gar. Damals hatte es mich gerettet, heute noch immer. Vielleicht war es der Grund, weshalb ich nicht wie Ghost zu einer emotionslosen Mörderin geworden war.
Doch falls sie mich töteten, würde es vorbei sein. Fieberhaft hatte ich auch daran die letzten Jahre gearbeitet und versucht einen Weg zu finden, mein Bewusstsein mit einer KI zu verbinden oder ins Netz hochzuladen, leider erfolglos. Ich war und blieb sterblich.
In dieser anderen Welt überlegte ich einige Tage, ob ich mich zurück wagen oder aufgeben sollte. Ich könnte die Menschen ihrem Schicksal überlassen, sie alle zur Hölle jagen oder weiter daran arbeiten, sie zu erwecken. Letztes erschien mir aber mit jeder weiteren Begegnung sinnloser. Die Frage quälte mich schon ewig, ob sie das Leben verdient hatten, welches ich als so wertvoll und erstrebenswert erachtete, wenn sie es doch immer wieder mit Leichtigkeit beendeten.

Ich öffnete die künstlichen Augen.
Sah vor mir Hollow, wie er eine Protese in der Hand hielt, blutverschmiert. Langsam legte ich mich auf den Rücken, sah mich um, erneut tat mir alles weh. "Oh Gott...", krächzte ich nur leise. Wäre ich doch dort geblieben. Hätte ich mir das nur nicht ein weiteres Mal, wie tausende Male zuvor, angetan. Weshalb zwang ich mich dazu, es immer wieder zu ertragen?